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Toter Asphalt

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26.12.2003
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Toter Asphalt

Die Autobahn ist übersät mit Schrottteilen. Durch den dicken Nebel hört man immer zu das Jammern beschädigter Autohupen - der durchdringende Lärm ergänzt das schreckliche Bild, welches sich einem bietet. Dutzende von rauchenden Autos und Lastenwagen sind ineinander verkeilt; dazwischen irgendwo auch Menschen. Durch die dicken Nebelschwaden dringen vereinzelte Hilferufe, die sogleich wieder verstummen. Unerkenntliche Gestalten bewegen sich durch das Chaos Richtung Pannenstreifen. Irgendwo weit weg knallt es wieder; und gleich nochmals. Eine Gruppe von Personen sammelt sich abseits der Autobahn und versucht die Situation zu überblicken. Andere stolpern unter Schock zerstreut zwischen den Autowracks umher. Wieder schallt ein verzerrter Hilferuf aus der Kehle einer verzweifelten Person durch die kühle Luft, dem rasch ein weiterer lauter Knall folgt. Nach mehreren langen Minuten, beginnt man sich langsam zu organisieren. Zwei Männer, in eleganten dunkeln Anzügen, bergen eine Frau aus einem furchtbar zertrümmerten Auto. An den Armen und Beinen gepackt, tragen sie das Unfallopfer weg aus der Gefahrenzone; das warme Blut tröpfelt auf den grauen, mit Bremsspuren verschmierten Teer. Die Frau ist bewusstlos – oder schlimmer. Das im Nebel reflektierende nervös-blinkende Licht der Warnlampen verschiedener Fahrzeuge, lässt die Szenerie gespenstisch aussehen. Der kreischende Lärm der Autohupen dauert fortwährend an. Bald vermischt er sich mit dem leisen Heulen weit entfernter Sirenen. Auf die anrückenden Rettungskräfte wartet Schwerstar-beit, die sich über Stunden hinweg ziehen wird. Die nahenden hydraulischen Scheren und Motorsägen werden dringend gebraucht, um die glücklosen Autolenker aus ihren misslichen Lagen zu befreien. Der einsetzende Regen verscheucht den verlegenen Nebel.

Melanie blinzelt mit den Augen und ringt mit dem grellen Licht, welches ihr Tränen in die Augen treibt. Die über ihr Bett gebeugte Krankenschwester lächelt gezwungen. „Guten Morgen Frau Steinmann. Wie fühlen sie sich?“ Melanie versucht mit den tränen verschmierten Augen das Gesicht der sprechenden Person anzuvisieren. Die Krankenschwester überprüft die Vitalwerte, welche sie sogleich mit einem Bleistift auf das Krankenblatt überträgt. Draussen tobt ein Sturm; dicke Regentropfen klatschen gegen das Fenster des Krankenzimmers. Während die Schwester die Plastik-Unterlage mit dem aufgeklemmten Krankenblatt auf den Nachttisch legt, schnalzt sie gelangweilt: „Haben sie schmerzen am Kopf oder in der Nackenregion?“ Melanie hat den Kampf gegen die blendenden Halogenlampen gewonnen und richtet sich nun müde auf. Mit den Händen wischt sie sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln um die Dinge wieder klarer zu sehen.

„Wo bin ich?“, hustet die Patientin mit heiserer Stimme. Die Schwester, die in einen engen Kittel gezwängt ist, der ihren üppigen Busen betont, antwortet trocken: „Sie liegen hier auf Station 6 des Uni-Spitals Zürich. Sie hatten gestern einen Autounfall.“
„Autounfall?“
„Ja. Auf der A1 hat es gestern ganz schön geknallt. Eine gigantische Massenkarambolage mit über 70 beteiligten Fahrzeugen; so stand es heute im Blick. Sie hatten Glück. Gestern um 23.00 Uhr wurden sie von einem jungen Mann eingeliefert, sie standen unter Schock und mussten beruhigt werden. Dr. Mensal wollte sie die Nacht über hier behalten. Aber wie es aussieht fehlt ihnen nichts. Sobald sie sich im Patientenbüro abgemeldet haben, können sie das Krankenhaus verlassen. Glückwunsch.“

Eine halbe Stunde später tritt Melanie in den grauen Sturm hinein. Ihre Gedanken sind immer noch verklebt, die Erinnerung immer noch verwischt. Der Wind peitscht die kalten Tropfen bald in diese und im nächsten Augenblick gleich wieder in die andere Richtung. Melanie greift nach dem vereisten Geländer um auf den glitschigen Stufen der Treppe nicht auszugleiten. Die Bäume beugen sich demütigend vor dem rasenden Wind. Manch ein Ast musste beim Widerstand gegen diesen lauten Sturm seine Aufmüpfigkeit schon mit Holz-Splittern bezahlen – massig Geäst säumt Melanies Weg auf dem Gehsteig. Konsterniert schlurft sie den Weg entlang, dabei schleift sie immer wieder für einige Meter kleine Äste mit. Den starren Blick spitz in den Boden gebohrt, die Hände tief in den Hosenta-schen vergraben trotzt Melanie hartnäckig dem unmittelbaren Geschehen. In Gedanken weit abgetaucht um den Schatz der Erinnerung zu heben. Mit der Vergangenheit beschäftigt, wobei die Gegenwart viel bedeutungsvoller wäre. Die klirrende Kälte lässt die weichen Wassertropfen langsam zu bissigen Eistropfen gefrieren.

Unbewusst tritt Melanie auf die Strasse; ein Schritt, zwei Schritte.

Das laute, durchschlagende Horn des Lkws bringt Melanie die Erinnerung schlagartig zurück. Jetzt fügt sich ein Teil zum anderen, die Nebelschwaden im Kopf machen glasiger Klarheit platz. Die durchmischten Bilder ordnen sich zu einer deutlichen Abfolge: mit 120 km/h auf der A1 unterwegs; das Radio kündigt die Beatles mit „Let it Be“ an. Gut gelaunt, in der Ge-wissheit sich bald zu Hause zu wissen, wippt Melanie zu den bekannten Klängen mit dem ganzen Körper mit. Im wohlig aufgewärmten Innenraum braust Melanie auf dem nassen, kühlen Asphalt entlang. Plötzlich eine Ne-belwand. Direkt vor ihr aus dem Nichts aufgetaucht – voll aufs Gaspedal, dann nur noch Schwärze.
Erleichtert und befreit von der Ungewissheit hebt Melanie mit einem Lächeln ihren Kopf und sieht von der toten Strasse auf – direkt in die erschrockenen Augen des Mannes, der sie mit seinem Kraftfahrzeug in der nächsten Sekunde überfahren haben wird. Der Eisregen schlägt unbeeindruckt auf den Lkw ein.

 

hi winstonsmith,

habe ich die geschichte nicht schonmal kritisiert? hmm. egal.
also, nochmal... ich finde erstens, dass die geschichte eigentlich keine gesellschaftliche situation darstellt, sondern eher eine alltaegliche.
dann habe ich noch an einigen details zu kritteln.

erstens wuerde kein arzt eine patientin nach hause schicken, wenn er nicht sicher ist, dass sie verkehrsfaehig ist. deine prot ist das nicht.. es ist ein verstoss gegen den hippokratischen eid, unterlassene hilfeleistung und so. das krankenhaus wuerde die prot dazu zwingen ein taxi zu nehmen oder so etwas.

dann finde ich das ende noch etwas arg unrealistisch. dass eine person an 2 tagen 2 autounfaelle haben soll, erscheint mir arg unwahrscheinlich. auch wenn, die prot wuerde sicher etwas draus gelernt haben und nicht ganz so gedankenverloren ueber die strasse gehen. aber wenn es glatt ist, warum laesst du sie dann nicht ausrutschen oder so etwas? wenn ich direkt einen unfall hinter mir habe (glaub mir, ich spreche aus erfahrung) dann gehe ich nicht traeumend nach hause, sondern ich habe ein schweres trauma davongetragen und gucke mich bei jeder straße mehrmals um.

diese logischen maengel solltest du beseitigen!

lg, vita

 

Hallo,
erstmal die sprachliche Seite. Es gibt einige Wörter und Phrasen, die du verbessern könntest.

das schreckliche Bild, welches
..., das (am besten auch später in der Geschichte ändern)
Lastenwagen
laut Duden gibt es dieses Wort nicht. Richtig wäre Lastkraftwagen, aber auch Lastwagen und Laster sind möglich.
Dutzende von rauchenden Autos und Lastenwagen sind ineinander verkeilt; dazwischen irgendwo auch Menschen.
sind die Menschen auch ineinander verkeilt?
Unerkenntliche
unerkannte, unerkennbare - unerkenntlich bedeutet, dass ich es als normal ansehe, wenn mir geholfen wird, d.h. nicht darauf reagiere
Pannenstreifen
Seitenstreifen
Andere stolpern unter Schock zerstreut zwischen den Autowracks umher.
Der Satz ist unklar. Sind die Personen zerstreut oder verstreut?
Zwei Männer, in eleganten dunkeln Anzügen, bergen eine Frau
beide Kommata sind falsch
An den Armen und Beinen gepackt, tragen
ohne Komma
Das im Nebel reflektierende nervös-blinkende Licht der Warnlampen verschiedener Fahrzeuge, lässt die Szenerie gespenstisch aussehen.
ebenfalls
Der kreischende Lärm der Autohupen dauert fortwährend an.
fortwährend und andauernd meinen das gleiche
Ist der Nebel verlegen oder dick?
Durch den dicken Nebel hört man immer zu das Jammern
beginnt man sich langsam zu organisieren
ich würde ein man weglassen, da du beim ersten Mal einen Beobachter meinst, beim zweiten die Anwesenden.
Vom zweiten auf den dritten Absatz wechselst du von persönlicher zu unpersönlicher Beobachtung Melanies. Das würde ich ändern.
massig Geäst
Das hört sich so an, als wären an den Seiten des Gehweges fein säuberlich die abgebrochenen Baumkronen aufgestapelt.
In Gedanken weit abgetaucht um den Schatz der Erinnerung zu heben. Mit der Vergangenheit beschäftigt, wobei die Gegenwart viel bedeutungsvoller wäre.
Die Sätze würden wahrscheinlich besser klingen, wenn sie zu einem zusammengefasst wären.
voll aufs Gaspedal, dann nur noch Schwärze
klingt nicht gut und außerdem, warum würde sie heftig auf das Gaspedal treten? Hat sie einen Schock, ist es ein Reflex? Man sollte doch annehmen, dass in dieser Situation die Bremse benutzt werden sollte.
Außerdem sind in der Geschichte noch einige getrennte Wörter zu finden.

Insgesamt macht die Geschichte auf mich den Eindruck, als wäre sie nicht überarbeitet sondern direkt ins Netz gestellt worden. Die häufigen Fehler machen das Lesen unnötig schwer.

Ich schließe mich vita an, die Geschichte passt eher in die Rubrik Alltag, da soetwas wie Gesellschaftsanalyse oder -kritik fehlt.

In einem ihrer anderen Kritikpunkte widerspreche ich vita jedoch.
Das mit den zwei Unfällen ist doch gerade die Geschichte. Es geht ja darum, dass die Protagonistin sich erst erinnert, als es schon zu spät ist.

Also, du solltest die Geschichte nocheinmal gründlich überarbeiten. Zur Zeit hast du nur eine Handlung, aus der man etwas machen könnte, du aber noch nichts gemacht hast.

Grüße
Arthuriel

 

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