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Totengräber oder Maria

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24.05.2011
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Totengräber oder Maria

Kahle Äste streckten mir ihre Klauen vor, als ich ruhelos rastend an der Lichtung ankam.
In den Wipfeln der Bäume brach sich das Licht wie in einem ungeschliffenen Kristall und wie Sternenstaub glitzerten gläserne Augen aus zerbrochenen Gesichtern vom Nachthimmel. Unter den Krallen der, aus der Erde ragenden, Wurzeln verfing sich mein Blick und gebannt starrte ich in tiefe Leere.
Das erschütternde Gebrüll des Windes fuhr in meine Glieder und das Stöhnen der zitternden Bäume ließ mir kalte Schauer über den Rücken laufen.
Meine Hände waren eiskalt.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und krempelte mir die Ärmel nach oben um mit meiner Arbeit beginnen zu können. Meine Augen waren wie fest an den Boden geheftet und die feuchte Erde hypnotisierte mich durch das stetige Tropfen des Schlamms auf meine Schuhe.
Ich war gebannt.
Die verschlossene Gesellschaft der geöffneten Leiber umringte mich und meine innere Unruhe ließ nach, da ich wusste, in ihrem Kreis konnte mir nichts geschehen.
Die zehrende Stille wurde durchschnitten von einem messerscharfen Hämmern in meinen Schläfen. Das Blut pulsierte wild in meinen Adern und die Zeit schien still zu stehen, als meine Augen auf das hassenswerte Licht am Ende des Platzes trafen.

Sie war der hellste Punkt an meinem Horizont.
Vor ihr lag der Weg still und einsam da, in den kleinen Pfützen spiegelte sich das Himmelbett der Sterne und im Wasser versunken verdunkelte und verzerrte sich ihr Bild.
Die Schattenbraut stand in Nebel gehüllt vor mir und blickte würdevoll von oben auf mich herab, mich, den einfachen Menschen, nicht würdig der Gewalt dieser Göttin.
Sei gnädig.
Wie immer bemerke ich aus dem Halbdunkeln meiner Nische kaum die Pracht welche sich vor mir auftat, wie auf dem Silbertablett serviert um den unstillbaren Hunger zu besänftigen, wenn sie sich im Glanze des Mondes aalte und die Schatten auf ihrer weißen Haut tanzten.
Die Locken wallen über ihre Schultern wie Maden, festgefressen und blutgetränkt.
Ihre Stirn mit dem Atem der Nacht benetzt, lüftet sie die Lider und seelenlos scheinen die ausgebrannten Höhlen auf mich herab zu stürzen und die zersplitterten Scheiben übernehmen meine Gedanken.
In meinem Kopf vertonte ich die dumpfen Schläge ihrer monotonen Schreie zu Sinfonien der Lebhaftigkeit meiner erdnahen Freunde. Allein das stetige, quetschende Geräusch der aufgewühlten Schwärze unter meinen schweren Sohlen holte mich zurück in die frühe Morgenstunde und der eine kleine Stein, der über mein Instrument des ewigen Schlafes sprang, erhellte die Züge meines Gesichts.
Mein Mantel wehte mir um meine Beine und im raunenden Gewimmer der Bäume klang es wie die trägen Flügelschläge eines erlahmten Vogels, wie sie immer scharf krächzend um die Nachtprinzessin schwirrten.
Der Zorn in ihren stechenden Augen ist es, welcher mich vor meiner eigenen Wut rettet.
Nacht für Nacht erledige ich gewissenhaft diese Arbeit, welche mir den Körper abstumpfen lässt und die Sinne taub macht, während sich die blütenweiße Pechmarie darüber erhebt und ihren Rachen immer weiter öffnet um noch mehr der Ungnädigen in sich aufzunehmen.
Mit Vergebung locken die im Wasser der Tränen Unschuldiger Geweihten in ihrem Leib und vernebeln die Wahrheit mit stinkendem Rauch aus schwankenden Herzen.
Ich deckte meine Freunde zu mit der alles umhüllenden, wärmenden Endgültigkeit und beobachte stumm das Geschehen um die hell Erleuchtete.
Die Angst vor der unbekömmlichen Ruhe nagt an meinem Herzen, was hin und her gerissen ist vom Krieg zwischen der Liebe zu meiner Göttin mit den zwei Gesichtern. Doch wenn es tagt kehrt ihre Stärke zurück und somit meine Furcht.
Wenn die gelehrten Scheinheiligen kommen und aus ihrer vergilbten und zerfallenen Seele lesen bin ich längst weg.
Alle anderen wiegen sie in dem Schmerz den diese einst menschliche Gestalt vereint und verursachen das Leid. Sie spiegeln den Traum der Gefallenen im Gestank des Throns, auf dem die stumm Weinende stolz die Welt überblickt. Das Unschuldsgesicht des rettenden Opfers in ihren Händen, welches der Allmacht zuteil wurde und die Sünden der Unwissenden liegen auf den Schultern der gramerfüllten Verlassenen, sodass selbst ihr fester Griff den Jüngling nicht halten konnten. Und langsam tropft der schleimige Ekel von den Malen der Verdammnis, von Stirn und Händen fließt zäh die Vergebung aus dem Leib des Gescholtenen.
Erst am nächsten Abend kehre ich zurück und ehre meine stummen Freunde und bette sie zur letzten Ruhe unter den eingefallenen Steinen und dem stets wachem Feuerblick der dann mir allein gehörenden Kreuzträgerin.

 

Hallo Minnie91

Ehrlich gesagt, ich habe den Sinn in dieser Geschichte nicht erkannt. Gleich zu Beginn gewann ich den Eindruck, es geht um hier Fantasy, vielleicht einen magischen Wald.

Kahle Äste streckten mir ihre Klauen vor, als ich ruhelos rastend an der Lichtung ankam.
In den Wipfeln der Bäume brach sich das Licht wie in einem ungeschliffenen Kristall und wie Sternenstaub glitzerten gläserne Augen aus zerbrochenen Gesichtern vom Nachthimmel. Unter den Krallen der, aus der Erde ragenden, Wurzeln verfing sich mein Blick und gebannt starrte ich in tiefe Leere.

Mit superlativen Sätzen eröffnet der erste Absatz und hält es den ganzen Text durch. Doch diese Verkettung an dramaturgischer Verdichtung lichtet sich meinem Geist nicht. Auch wenn ich es als surreales Stück anging, konnte ich dem Verlauf der Geschichte nicht recht folgen. Die Erwähnungen einer Göttin mit zwei Gesichtern, einer Erleuchteten, der Pechmarie und einer Kreuzträgerin, für sich allein genommen, Figuren aus Sagen/Märchen und einer religiösen Bewegung, ergeben mir kein geschlossenes Bild. Wenn ich es aufgrund dieser Fakten deuten müsste, würde ich darin hypothetisch einen esoterischen Mix vermuten. Der Titel fügte sich an.

Leider nicht ein Stück, dem ich einen philosophischen Aspekt abgewinnen konnte. Aber vielleicht hast du ja eine Interpretation, die meine Wolke des Nichtwissens schlagartig in alle Winde zerfetzt.

Gruss

Anakreon

 

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