Tote Katze - Kurzgeschichte
Es begab sich an einem Mittwochnachmittag um ungefähr drei Uhr (die genaue Zeit tut nichts zur Sache), als unser Protagonist von einem harten Schultag erschöpft die vier Treppen zu seiner Wohnung erklomm um sich zu Hause von den Strapazen des Tages zu erholen.
Total erschöpft vor seinem Refugium angekommen (denn es war ja nicht die erste körperliche Aktivität die ihn an diesem Mittwoch gepeinigt hatte) zog er, den mit einer Kette an seiner Hose befestigten, Schlüssel hervor, um ihn sogleich in das Schlüsselloch gleiten zu lassen, welches ihm durch das schon unzählige Male vernommene Klicken das Tor zu seiner Heimat öffnete.
Unser Protagonist, noch erfolgreich verdrängend, was für eine Masse an Hausaufgaben ihn erwartete tätigte sofort ein wenig Konversation mit seiner Mutter über das gegenseitige Wohlbefinden um dann aber doch schnell zur für ihn viel wichtigeren Sache zu kommen. "Was gibt's heute zum Essen?", fragte er, seine totale Neugierde verbergend. "Linsen mit Würstchen. Okay?" Seine letzten Kräfte schienen ihn zu verlassen. Wie konnte das nur passieren. Er musste sich sichtlich anstrengen, um sich eine Körperliche Entgleisung wie einen Schrei oder gar einen Ohnmachtsanfall zu verkneifen. "Klingt gut.", brachte er mit letzter Kraft hervor, denn das Wohl seiner Mutter stellte er wie immer über das seine.
Mit letzter Kraft entledigte er sich seiner dicken Daunenjacke und seiner Stiefel um seinen erschöpften Körper zur nächsten Sitzgelegenheit zu schleppen.
Er ließ das letzte Ereigniss revue passieren. Was war da nur passiert. Wie konnte ihm an einem solchen Tag nur eine solche Substanz als Nahrung angeboten werden. Welcher Gott konnte so eine Untat guten Gewissens zulassen. An jedem anderen Tag hätte er diese Ungerechtigkeit verkraften können, nur nicht an diesem harten Mittwoch.
Er nahm sich ein Herz, seiner alten Mutter zu liebe, und wankte schwachen Mutes zum Esstisch. Doch als er sich saß und seine Verpflegung begutachtete wich auch noch der letzte Rest an Mut, der ihm geblieben war. Man hätte, wie er mir später einst berichtete, höchstens afrikanische Waisenkinder für die, ihm dargebotene grüne Suppe begeistern können. Und trotzdem, um der Harmonie willen, aß er, das von seiner Mutter gerichte Mahl und bedankte sich sogar noch, für diese wenn auch nicht wohlschmeckende, aber immerhin doch reichliche Speise.
Als die Teller geleert waren und die Mägen sich krampften, brach das Erinnern an den Berg an Hausaufgaben die wohltuende Übelkeit. Allerdings war keiner anwesend um unseen tapferen Helden zu trösten. Seine hatte sich nach dem Essen schnell verabschiedet um noch ein paar erledigungen zu erledigen, wie sie zu sagen pflegte.
So schleppte sich der gestrafte in sein Zimmer um die Geometrieaufgaben zu lösen, die ihm sein verabscheuungswürdiger Mathematiklehrer auferlegt hatte.
Nach Öffnung von Buch, Bereitlage von Schreibgerät und Zubereitung von Tee war er sowohl mental als auch physisch in der Lage sich der staatlich verordneten Langeweile hinzugeben.
Er beugte sich über sein Aufgabenbuch und begann zu lesen.
Eine Käserei, so stand da, habe drei gleichschwere Käse, die aber alle unterschiedliche Formen besaßen. Nun sollte unser strapazierter Held herausfinden welche Seitenlängen der tetraederförmige und der pyramidenförmige Käse habe. Es erürbrigte sich die Frage nach einem Tetraederförmigen Käse zu stellen, wenn man schon längere Zeit mit einem solchen Buch gearbeitet hatte und schon relativ bewabdert in der krankhaften Psyche von Mathematikbuchautoren war.
Gerade als er damit begann, mit seinem extraspitzen Bleistift, die Umrisse eines Teraederförmigen Käses auf sein kariertes Blatt zu schreiben, da unterbrach seine konzentriert Ruhe ein leises Scharren. Dieses leise, unverkennbare Geräusch, ließ ihn einen Moment erstarren, dann drehte er sich wendig um. Mit dieser tat verschaffte er sich nur eine Gewissheit, die gar nicht nötog gewesen wäre. Als er sich umgerdeht hatte, fixierte er seine Katze, die unbeteiligt aussehend, vor der Balkontür saß und um Ausgang bat. Eine Sache, die unser Freund auf den Tod nicht ausstehen konnte. Es war nämlich jedesmal der selbe perfide Psychoterror, unter den seine unschuldig aussehende Katze ihn setzte. Jedesmal, wenn er sich erweichen ließ und sie doch hinausließ wollte sie spätestens fünf Minuten später wieder rein. Da er aber in waiser Vorraussicht zuvor die Balkontür verschloss, damit die winterlich Kälte nicht auch ihn heimsuchte, musste er sich wieder aufrichten, damit die alte Katze ihren fetten Leib wieder in die gewärmte Wohnung schleifen konnte. Das allein wäre nicht des Anstoßes wert gewesen. Allerdings spielte die, ganz offensichtlich nicht lernfähige Katze, dieses Spiel mehrmals hintereinander.
Trotz dieser klugen Argument, das Tier aus seinem Zimmer zu scheuchen, ließ sich unser Protagonist wieder darauf ein und ließ die Katze, hoffend, dass sie dieses mal Einischt zeigen würde, auf den Balkon und machte sich wieder an die Arbeit. Nun, wie zu erwarten war, zeigte sich das Katzenvieh weder einsichtig noch dankbar und kratzte fünf Minuten später von der anderen Seite an die Tür, um wieder Einlass in die warme Stube zu erhalten. Unser warmherziger Held richtete sich wieder auf und ließ die dicke Katze durch einen dünnen Spalte der Türe, durch den sie ihren fetten Leib erstaunlich leicht schieben konnte.
Kurz darauf ließ er sich wieder in den fallen, um dem Geheimniss des Pyramidenförmigen Käses auf die Spur zu kommen. Wie zu erwarten war, kam die Katze, nach einer kleien Patroullie wieder an die Balkon Tür, um sich noch einmal zu vergewissern, ob der Sommer nicht doch innerhalb von zwei Minuten kommen kann. Unser, nun schon leicht gereizter Held ließe sie wieder heraus. Dieses Spielchen spielten sie noch zwei mal. Wobei unser Freund sie mit leicht vulgärem Vokabular aus seinem Zimmer scheuchte. Grund dafür war nicht allein die Katze, sondern vielmehr die Aufgabe, die sich von einer langwierigen unannehmlichkeit in ein echtes Problem verwandelte, da er sich nicht mehr konzentrieren konnte. Und je häufiger er sich den Aufgabentext durchlas, desto gereizter wurde er. Dann, der Verzweiflung nahe, kam doch noch die erhoffte Lösung, die unser tüchtiger Freund auch sogleich zu Papier bringen wollte. Doch leider brach in diesem Moment die Bleistiftmiene. Ein Abgrund der Raserei und des Versagens tat sich vor ihm auf. Mit zitternden Händen versuchte er sein Schreibgerät wieder zu alter spitze zu verhelfen.
Und plötzlich, wie aus heiterem Himmel stand seine Katze wieder da. Mit forderndem Blick und einem leichten Miauen. Dies war Hand, die ihn von hinten in den Abgrund stürzte. Er spang auf und schrie die Katze an, die aber immer noch nicht verstehend, ihren fetten Leib in eine Verteidigungsposition brachte.
Das konnte sie nun aber auch nocht mehr retten. Ich stürmte zu meiner Zimmertür und schlug sie mit voller wucht zu. Es gab kein entrinnen für dieses Monster mehr. Sie rannte auf die versperrte Tür zu und fauchte mich an sie zu öffnen. Ich registrierte das gar nicht, sondern gab ihr nur einen kräftigen Tritt in die Seite, der sie durch das ganze Zimmer, bis an die Balkontür schleuderte. Sie war einen Moment benommen, richtete sich aber sofort wieder auf und gallopierte schreiend auf mich zu. Ich rannte auch los und wir sprangen uns an. Sie zerkartzte mir das Gesicht und ich reiste ihr viele Haare aus. Danach, griff ich ich stöhnend nach ihrem Kopf, zog ihn von mir, worauf sie ein langgezogenes Fauchen von sich gab. Mit meiner freien Hand riss ich ihr die Tasthaare auf der einen Seite aus. Sie schrie noch lauter und strampelte sehr stark. Ich versuchte sie so weit wie möglich von meinem Körper fernzuhalten, was mir aber nich gut gelang. Sie schlug den Krallen eines ihrer Hinterbeine gegen mein Kinn und riss es damit auf. Ich ließ sie fallen, worauf sie in meinen Fuß biss. Ich hielt ausschau nach etwas hartem und fand meinen Fechtpokal. Ich schleifte die Katze, die sich fest in mir verbissen hatte bis zum Regal und grif mir den Pokal. Ich schlug zweimal mit ihm auf sie ein. Nach dem zweiten mal hörte ich ein Knacken und das Schreien verstummte.