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Thema des Monats Top-Seller

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01.12.2015
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Top-Seller

Der Investor schaute sich interessiert um. Der Agent hatte sich dafür entschieden, mit Berlin anzufangen. Als Beispiel für Kreativität, Innovation und Zusammenspiel der unterschiedlichen Kulturen. Außerdem gehörte die Stadt zu seinen Lieblingsorten. Danach wollte er seinem Kunden auch andere Metropolen und weitere interessante Orte zeigen.

Während sie durch die Straßen liefen, scrollte der Investor durch das Exposé, das der Agent ihm geschickt hatte und vertiefte sich in die Zahlen. Ab und zu warf er einen Blick auf das bunte Treiben in den sommerlichen Straßen. „Und?“, fragte der Agent neugierig. „Was meinen Sie? Ein wirklich gutes Angebot! Der Preis ist noch günstig, weil bisher nicht alle Voraussetzungen für die Zusammenarbeit gegeben sind. Aber glauben Sie mir, die Bewohner stehen kurz davor, auch die letzten Punkte zu erfüllen, damit wir ihnen ein Abkommen anbieten können. Und das werden sie annehmen. Sie sind sehr neugierig und offen“, fügte er, nicht ohne einen gewissen Stolz, hinzu und deutete mit einer Handbewegung auf den Trubel in der Straße, als ob der ein Beweis für seine Worte wäre. „Sie wären dann der erste, der hier eine Handelsbasis errichten könnte, weil Sie vorausschauend schon Land gesichert hätten.“ Schmeichelte er dem Investor, der sich wieder in die Zahlen auf seinem Tablett vertiefte.

„Na ja“, brummte der, „die technischen Fortschritte und die politischen Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten sind recht ordentlich gewesen.“ Der Agent strahlte. Er war immer stolz, wenn er eine vielversprechende Neuentdeckung gemacht hatte. „Ich sage ja, ein wirklicher Top-Seller. Und glauben Sie mir, ich habe ein Gespür für gute Geschäfte. Ich habe Ihnen schon einige Welten erschlossen, von denen Sie sehr profitiert haben.“ Der Investor winkte ab und der Agent hielt sich zurück. Bei diesem Kunden durfte er nicht zu euphorisch sein. Der Investor war ein nüchterner Mann, der nur an langfristigen und sicheren Geschäften interessiert war.

„Ich sehe da aber ein großes Risiko.“ Der Investor tippte auf seinen Bildschirm. „Die Umweltbedingungen werden zunehmend instabil.“

„Das lässt sich beheben. Die ersten Maßnahmen wurden schon eingeleitet.“

„Ach!“ Der Investor sah sein Gegenüber mit prüfendem Blick an. „Die Zahlen sprechen da aber eine ganz andere Sprache. Jedes Jahr gehen um die 50.000 Tierarten verloren. Von dem pflanzlichen Potenzial ganz zu schweigen. Wer garantiert mir, dass sich der Handel überhaupt noch lohnt, wenn die Bedingungen für ein Abkommen endlich erfüllt sind.“

„Das sind Kinderkrankheiten. Kommen Sie, das kennen Sie doch! Nebeneffekte, die oft in der Anfangszeit der Entwicklung auftreten. Die Bewohner werden das in den Griff bekommen. Sie sind innovativ und es gibt politische Gruppen, die sich schon um das Problem kümmern.“

Der Investor warf einen kritischen Blick auf die verstopften Straßen und die blinkenden Reklameschilder, bevor er sich wieder dem Agenten zuwandte. „Sie glauben doch nicht wirklich an ein kollektives Problembewusstsein, wenn hier immer noch diese ineffizienten, Kohlendioxid- emittierenden Transportmittel fahren, während die Atmosphäre zusammenbricht. Wie lange bleibt denn noch, um das Ruder herumzureißen? Fünf Jahre, zehn Jahre? Mit jedem Tag, der vertrödelt wird, sinken die Chancen auf Erfolg.“

Der Agent beeilte sich zu sagen. „Für Vieles gibt es schon technische Lösungen. Sie müssen nur zur Anwendung kommen.“

„Eben!“

„Glauben Sie mir, das ist zu schaffen! Gerade erst wurde ein weltweites Abkommen zum Schutz des Klimas getroffen.“

„Das reicht mir nicht als Garantie. Wichtig ist das Handeln. Die Uhr tickt. Legen Sie mir das Angebot in fünf Jahren noch einmal vor. Dann sehen wir ja, ob die ihre letzte Chance nutzen oder nicht.“

„Und wenn Sie ihnen ein bisschen unter die Arme greifen?“ schmeichelte der Agent. Der Ton des Investors wurde jetzt scharf. „Sie wissen genau, dass wir so etwas nicht tun. Niemand bekommt Hilfe, um die er nicht gebeten hat. Niemals mischen wir uns in Angelegenheiten, die uns nichts angehen. Wie lange sind Sie schon hier? Zu lange, würde ich sagen. Sie haben ihre Objektivität verloren. Machen Sie, dass Sie hier weg kommen, bevor Ihre Expertise in Verruf gerät.“

„Aber es würde sich lohnen! Wirklich! Sie haben noch so wenig gesehen.“

Doch der Investor war verschwunden, auf dem Weg zum nächsten Angebot auf seiner Liste. Beim Ausbau seiner interstellaren Handelsbeziehungen ging er kein Risiko ein. Diesen Planeten hatte er abgehakt.

 
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Du hast hier eine hübsche Idee, Snowmaid, und sie für mein Gefühl auch recht geschickt umgesetzt.
In aller Kürze gelingt es dir, wie eine düstere Dystopie erscheinen zu lassen, was in Wahrheit längst bittere Realität ist, nämlich den vollkommen hirnlosen Umgang von uns Menschen mit unserem Heimatplaneten. („Fünf nach zwölf" könnte genauso gut als Titel über deiner Geschichte stehen.)
Gerade dieser objektive Blick von außen lässt die Absurdität unseres Verhaltens erst so richtig offensichtlich werden. Und als zusätzliche Pointe verstehe ich es, dass die Außerirdischen nicht irgendwelche idealistischen Traummännlein sind, sondern genauso beinharte Geschäftsleute wie unsere verantwortungslosen Politiker und Wirtschaftskapitäne. Aber offenbar sind sie um einiges schlauer (bzw. weitsichtiger) als wir.


Ein paar Kleinigkeiten gäbe es noch auszubessern:

Sie sind sehr neugierig und offen.“ Fügte [… offen“, fügte] er, ...

und deutete mit einer Handbewegung auf den Trubel in der Straße, als ob das ein Beweis für seine Worte wäre.
Würdest du „der“ statt „das“ schreiben, wäre der Bezug des Beweises auf den Trubel eindeutiger.

„Sie wären dann der Erste, …
erste ist hier ein Zahladjektiv und gehört deshalb kleingeschrieben.

… schon Land gesichert haben.“ Schmeichelte [… haben“, schmeichelte] er …

Und die Formatierung bei direkter Rede solltest du ändern:

„Ich sehe da aber ein großes Risiko.“ Der Investor tippte auf seinen Bildschirm. „Die Umweltbedingungen werden zunehmend instabil.“ „Das lässt sich beheben. Sie haben schon damit angefangen.“ „Ach!“ Der Investor sah den Agenten mit prüfendem Blick an. „Die Zahlen sprechen da aber eine ganz andere Sprache. Wer garantiert mir, dass es [sich] der Handel überhaupt noch lohnt, wenn die Bedingungen für ein Abkommen endlich erfüllt sind.“ „Das sind Kinderkrankheiten. Kommen Sie, das kennen Sie doch! Nebeneffekte, die oft in der Anfangszeit der Entwicklung auftreten. Das werden sie in den Griff bekommen. Sie sind innovativ und es gibt politische Gruppen, die sich schon um das Problem kümmern.“

„Ich sehe da aber ein großes Risiko.“ Der Investor tippte auf seinen Bildschirm. „Die Umweltbedingungen werden zunehmend instabil.“
„Das lässt sich beheben. Sie haben schon damit angefangen.“
„Ach!“ Der Investor sah den Agenten mit prüfendem Blick an. „Die Zahlen sprechen da aber eine ganz andere Sprache. Wer garantiert mir, sich der Handel überhaupt noch lohnt, wenn die Bedingungen für ein Abkommen endlich erfüllt sind.“
„Das sind Kinderkrankheiten. Kommen Sie, das kennen Sie doch! Nebeneffekte, die oft in der Anfangszeit der Entwicklung auftreten. Das werden sie in den Griff bekommen. Sie sind innovativ und es gibt politische Gruppen, die sich schon um das Problem kümmern.“

usw.
(Du solltest nach jedem Sprecherwechsel einen Zeilenumbruch machen.)

... auf dem Weg zum nächsten Angebote [Angebot] auf seiner Liste.

Das ist auf jeden Fall ein Text, der dem Thema des Monats gerecht wird.

Willkommen hier, Snowmaid.

offshore

 
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Hallo Snowmaid,

wieder mal ein Thema in unserer Challenge, bei dem ich mich im nachhinein frage, warum niemand viel früher darauf gekommen ist: Die Umweltzerstörung durch den Menschen ist natürlich ein hervorragendes Anwendungsfeld für das Motto "Letzte Ausfahrt".

Hierfür Außerirdische mit einem Blick von außen einzusetzen, ist nicht ganz neu (gab's mindestens schon bei Star Trek, inklusive der Maxime der Nichteinmischung), aber recht wirkungsvoll, weil es eine gewisse Objektivität vermittelt. Dass das bei Alien-Geschäftsleuten doppelt gut funktioniert, hat ernst offshore schon betont.

Ich persönlich hatte relativ früh den Verdacht, dass der Agent und der Investor nicht von der Erde sind. Ich glaube, es war dieser unscharfe Bezug auf "sie" für die Einwohner Berlins bzw. die Bewohner der Erde, der mir den Hinweis gab. Es ist vermutlich das Allerschwerste bei dieser Art von Geschichten, den Zeitpunkt, an dem eine solche Pointe offenbar wird, richtig hinzubekommen. Schon allein die Verschiedenheit der Leser macht es unmöglich, das präzise zu steuern. Im konkreten Fall habe ich allerdings etwas mehr als nötig über dieses "sie" nachgedacht, weil mich die Groß-/Kleinschreibung verwirrt hat und ich manchmal nicht wusste, ob "sie" in der dritten oder "Sie" in der zweiten Person gemeint war. Ich glaube, da sind Dir ein oder zwei Fehler unterlaufen, das solltest Du einfach noch mal durchgehen (das schließt "ihnen"/"Ihnen" usw. ein). Idealerweise findest Du auch noch ein Substantiv, das Du stattdessen verwenden kannst, so etwas wie "Einheimische", "Bürger", "Leute hier" o.dgl., das hinreichend mehrdeutig ist, ohne dass es gleich auffällt.

Auch stilistisch finde ich den Text gelungen. Eine tiefere Charakterisierung der handelnden Personen scheint sich hier zu erübrigen. Ansonsten habe ich noch ein paar Kleinigkeiten gefunden, zusätzlich zu den von offshore angemerkten:

„Und?“Komma fragte der Agent neugierig.

„Sie wären dann der Erste, der hier eine Handelsbasis errichten könnte, weil Sie vorausschauend schon Land gesichert hätten.“

Der Agent beeilte sich zu sagen: „Für vieles haben sie schon (...)

„Aber[, Komma weg] es würde sich lohnen! Wirklich! Sie haben noch so wenig gesehen. Wenn Sie wüsstenLeerschritt…“

Sehr gern gelesen!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Snowmaid

also ich kann mich den beiden anderen Kommentatoren nicht anschließen. Ich finde die Idee der Geschichte interessant, habe aber den Eindruck, dass du aus der Idee in ganz kurzer Zeit ein Geschichtchen zusammengeschrieben hast. In der Hoffnung, dass der inspirierende Gedanke sie trägt.

Gerade stilistisch finde ich es sehr verbesserungsbedürftig...

Ein paar Beispiele:

Der Investor schaute sich interessiert um. Der Agent hatte sich dafür entschieden, mit Berlin anzufangen. Als Beispiel für Kreativität, Innovation und Zusammenspiel der unterschiedlichen Kulturen. Außerdem gehörte die Stadt zu seinen Lieblingsorten. Danach wollte er dem Investor auch andere Metropolen und weitere interessante Orte zeigen.

Während sie durch die Straßen liefen, scrollte der Investor durch das Exposé, das der Agent ihm geschickt hatte und vertiefte sich in die Zahlen. Ab und zu warf er einen Blick auf das bunte Treiben in den sommerlichen Straßen. „Und?“ fragte der Agent neugierig. „Was meinen Sie? Ein wirklich gutes Angebot, oder? Der Preis ist noch günstig, weil bisher nicht alle Voraussetzungen für die Zusammenarbeit gegeben sind. Aber glauben Sie mir, sie stehen kurz davor, auch die letzten Punkte zu erfüllen, damit wir Ihnen ein Abkommen anbieten können. Und sie werden es annehmen. Sie sind sehr neugierig und offen.“ Fügte er, nicht ohne einen gewissen Stolz, hinzu und deutete mit einer Handbewegung auf den Trubel in der Straße, als ob das ein Beweis für seine Worte wäre. „Sie wären dann der Erste, der hier eine Handelsbasis errichten kann, weil Sie vorausschauend schon Land gesichert haben.“ Schmeichelte er dem Investor, der sich wieder in die Zahlen auf seinem Tablett vertiefte.

Anstatt zu erklären, was das für ein Investor ist, schreibst du halt immer wieder "Investor", das klingt ebenso dürftig wie "Agent" und zieht sich so durch den Text.

„Ich sage ja, ein wirklicher Top-Seller.
meines Wissens ist ein Top-Seller ein Spitzenverkäufer, was ist das für dich und deine Welt?

Wirklich! Sie haben noch so wenig gesehen. Wenn Sie wüssten…“
wenn sie was wüssten? geht dir das die Fantasie aus?

Doch der Investor war verschwunden, auf dem Weg zum nächsten Angebot auf seiner Liste.

Vielleicht arbeitest du ja noch daran, dann kann es womöglich was werden...
viele Grüße
Isegrims

 

Hallo zusammen,
vielen Dank für eure Rückmeldungen.

@Erst,
freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Und danke für die Korrekturen. Hab sie gerade eingearbeitet.

@Holg,
hallo Holg, auch dir vielen Dank für die Rückmeldungen. Das mit dem Überraschungsmoment ist wirklich das Schwierigste an der ganzen Sache. Und für mich selbst schwer einzuschätzen. Deshalb war dein Kommentar super hilfreich. Habe jetzt die Passagen mit dem "Sie" und "sie" geändert und hoffe, das hilft, die Spannung länger zu halten.

Grüße an euch beide von Snowmaid

 

Hallo Isegrim,
schade, dass du mit der Geschichte so wenig anfangen konntest.
Bei dieser Geschichte fand ich es gerade wichtig, sie kurz und eher nüchtern zu halten. Außerdem musste ich mich erst herantasten, was den Überraschungseffekt angeht.

Nun zu deinen Fragen:

Anstatt zu erklären, was das für ein Investor ist, schreibst du halt immer wieder "Investor", das klingt ebenso dürftig wie "Agent" und zieht sich so durch den Text.
Der Investor und der Agend sind hier nur Rollen. Deshalb sind sie nicht weiter ausgeführt und ich konnte ja auch am Anfang nicht zu viel verraten.

meines Wissens ist ein Top-Seller ein Spitzenverkäufer, was ist das für dich und deine Welt?
Ein Top-Seller ist auch ein Verkaufsschlager. Also ein wirklich gutes Angebot. Und das ist unsere Erde in meinen Augen. Ein wirklich liebens- und lebenswerter Planet, in den es sich lohnt zu investieren.

wenn sie was wüssten? geht dir das die Fantasie aus?
Nein, mit meiner Fantasie ist alles in Ordnung, aber ich wollte hier zum Nachdenken anregen. Das ist nicht so gut gelungen. Stimmt! Klingt eher, als gäbe es ein Geheimnis, das nicht verraten werden soll. Ich hab den Satz gelöscht. Denke es gibt auch so genug zum Nachdenken.

Ich glaube, ich neige insgesamt sehr dazu eher kurz und nüchtern zu schreiben. Deine Anmerkungen nehme ich mal als Anregung, ein bisschen mehr zu experimentieren. Deshalb auch dir vielen Dank für deinen Kommentar, du "böser Wolf" ;)

 

Hallo Snowmaid,

eine Geschichte, die kurz und knapp aufzeigt, wie schlecht es der Erde geht. Und dass es Investoren gibt, die sich für ganze Planeten interessieren, kommt ja auch in so manchen SciFi-Geschichten vor. Aufgemerkt habe ich am Ende Deiner Geschichte:

Niemand bekommt Hilfe, um die er nicht gebeten hat. Niemals mischen wir uns in Angelegenheiten, die uns nichts angehen.

Das ist ja wirklich interessant. Es geht wohl um Handelsbeziehungen, die für beide Seiten positive Auswirkungen zeigen. Und es geht um eine Spezies, für die Nichteinmischung ein hohes Gut ist. In Deiner kurzen Geschichte kann dieser Gedanke nur kurz aufblitzen, aber diese Idee macht Appetit auf mehr.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo Snowmaid,

und noch Herzlich Willkommen im Forum!

Den Menschen ein vernünftigeres Verhalten ans Herz zu legen, indem man sich in jemanden hinein versetzt, der uns von außen betrachtet, ist ja schon eine altehrwürdige Idee mit langer Tradition. Mein Lieblingsbeispiel ist immer noch "Der Tag, an dem die Erde stillstand", aber es gibt sehr viele andere, ich hab auch selbst schon mal eine Geschichte in der Art geschrieben. :)

Deine Umsetzung hat mir ganz gut gefallen - der Text ist gut lesbar, flott geschrieben, ohne unnötiges Drumherum. Da ich diese Art von Geschichte mag, habe ich ziemlich früh erkannt, worauf es hinaus läuft, aber es war trotzdem unterhaltsam zu lesen, auch weil du den Rahmen eines Investorengesprächs bis zum Schluss so konsequent durchziehst und die Sprache gut dazu passt. Und zum Thema "letzte Chance" passt diese Idee natürlich auch super.

Ein Problem mit dem Text habe ich eigentlich nur dann, wenn ich meinen SciFi-Nerdmodus einschalte.
Der Investor lässt lieber die Finger von der Erde, weil die Menschen so verantwortungslos und verschwenderisch mit ihren Ressourcen umgehen - das ist eine nachvollziehbare Entscheidung. Aber wenn ich mir dann überlege, was interstellarer Handel für einen Umgang mit Ressourcen erfordern würde, dann kann ich das eigentlich nicht mehr so richtig ernst nehmen.
Schon der Handel auf globaler Ebene trägt ja nicht wenig dazu bei, dass es die Situation so düster ist, wie du sie beschreibst. Wenn zum Beispiel ein Apfel um die halbe Welt verschifft wird, bevor den jemand kauft und isst (oder gar wegschmeißt, weil er eine braune Stelle hat), dann ist die Umweltbilanz im Vergleich zum Apfel, den man vom Baum im eigenen Garten gepflückt hat, halt um ein Vielfaches schlechter, unter anderem wegen der Tonnen von Treibstoff, die für den Transport verbraucht werden.
Womit fliegen denn die Handelsschiffe des Investors herum? Wenn das nicht gerade der Unendliche Unwahrscheinlichkeitsdrive ist, werden die vermutlich irgendeine Art von Ressource verbrauchen. Der Bau der Infrastruktur für den interstellaren Warentransport wird auch Ressourcen kosten, die von irgendeinem anderen Planeten kommen müssen. Ob es also auf dem Heimatplaneten des Investors wirklich viel besser aussieht als auf der Erde, oder ob die Reaktion des Investors nicht eher damit zu vergleichen ist, dass jemand in Europa über den Smog in Peking die Nase rümpft und fragt, ob die Chinesen sich nicht mal umweltfreundlicher verhalten können, gleichzeitig aber ohne einen Haufen Elektronikklimbim Made in China zu Weihnachten verschenkt? :hmm:
Von solchen Fragen, wie so ein Handel überhaupt funktionieren könnte, will ich lieber gar nicht erst anfangen. Außerirdische Währungen dürften auf der Erde relativ nutzlos sein, sofern sie nicht selber intergalaktische Handelsbeziehungen aufbaut. Handel in Naturalien ist auch komplizierter, als man auf den ersten Blick denkt - was ist, wenn außerirdische Krankheiterreger eingeschleppt werden? Wer sagt, dass es hier überhaupt Produkte gibt, die eine außerirdische Zivilisation interessieren würden und umgekehrt? Die Evolution sorgt dafür, dass man jeweils an die Bedingungen auf dem eigenen Heimatplaneten angepasst ist - also was hätten wir anzubieten, was die schwebenden Gehirne von dem Gasplaneten in der Nachbargalaxie interessieren könnte? ... sorry, ich wollte ja gar nicht erst davon anfangen. :)

Ich denke nicht, dass du solche Sachen in deiner Geschichte berücksichtigen solltest. Das ist eine Kurzgeschichte, in der es darum geht, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten, kein Science-Fiction-Epos, wo es aufs Worldbuilding ankommt.

Aber das macht halt deutlich, dass diese Art Spiegel nicht unbedingt für jedes Problem gleich gut funktioniert. In "Der Tag, an dem die Erde stillstand" ging es vor allem um Atomwaffen. Die Menschheit baut immer zerstörerische Waffen, um möglichst unangreifbar zu werden, und läuft genau dadurch Gefahr, vernichtet zu werden, weil außerirdische Zivilisationen sich vor dieser aggressiven Haltung fürchten. Das ist zwar auch ein sehr bedrohliches, aber gleichzeitig ein relativ überschaubares Problem. Die Tatsache, dass unser Wirtschaftssystem mit seinen unglaublich komplexen Verflechtungen auch das Potenzial hat und zurzeit schon ziemlich nah dran ist, die Grundlagen der Zivilisation zu zerstören, ist leider nicht so überschaubar. Ich muss keine Atomwaffen bauen, aber ich kann - so, wie die Welt derzeit funktioniert - nicht darauf verzichten, Dinge zu kaufen.

Na ja, das sprengt alles den Rahmen deiner Geschichte. Ich finde die ziemlich rund und unterhaltsam, und dass sie diese ganzen anderen Fragen nicht berücksichtigt, stört mich eigentlich nicht, denn zumindest regt sie zum Nachdenken an. :)

Grüße von Perdita

 

Hallo Snowmaid,

hübsche Idee, gut umgesetzt. Der Überraschungseffekt am Ende ist dir gelungen, das Thema ist ein wichtiges, gern gelesen!

Grüße,

Eva

 

Hallo zusammen, jobär, Perdita, Eva Luise Groh,
sorry für die lange Funkstille, die letzten Wochen kamen die Wortkrieger leider viel zu kurz.
Vielen Dank für eure Kommentare und es freut mich sehr, dass der Spannungsbogen jetzt besser zu funktionieren scheint. Außerdem super, all die neuen Ideen, die ihr so angeregt habt.
Liebe Grüße von Snowmaid

 

Hallo Snowmaid,

herrlich! Dir ist in absoluter Kürze ein nettes Häppchen gelungen, das mir gefällt.

Guter Plot!

Etwa in der Mitte der Geschichte hat man das Gefühl, was reden die da eigentlich? Und dann klickt es, weil man sich denken kann, dass es vermutlich um den Verkauf der Erde geht.
Sehr schön ironisch, dass er die Erde nicht will.

Man hätte da sogar noch zwei bis drei Briketts drauflegen können in Richtung Satire. Und man hätte die Meinung des Investors noch breiter anlegen können, der am Ende die Erde für einen versauten, versifften Abfallball hält, den er noch nicht mal geschenkt haben möchte. :D

Aber so ist das auch nicht schlecht, wie du es umgesetzt hast.

Könnte es sein, dass sich da noch ein Fehlerchen eingeschlichen hat?


bevor ihre Expertise in Verruf gerät.“
Müsste das nicht Ihre heißen?

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo lakita,

Man hätte da sogar noch zwei bis drei Briketts drauflegen können in Richtung Satire.
Genau, den Mond als Gratis-Dreingabe - ein noch völlig unerschlossener Himmelskörper :lol:

Hallo Snowmaid,

ich habe Deine Geschichte gerne gelesen. Eine interessante Perspektive. Vielleicht gibt es Präzedenzfälle, die den Investor abhalten? Ramsch-Planeten, in die erst investiert wurde und die dann im Klima gekippt sind?

stinkenden Blechkisten
Ist das nicht Menschen-Perspektive? So etwas wie "ineffizienter Transport mit Kohlenwasserstoff-Verbrennern"

Viele Grüße
oheim

 
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liebe lakita,
ich freue mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat. Das "Ihre" ist korrigiert. Mit Satire als Stilmittel hab ich noch nicht so viel Erfahrung. Bin ja noch nicht so lange dabei. Da muss ich mich aber mal rantasten. Macht bestimmt Spaß das auszuprobieren :D . Deshalb vielen Dank für deine Anregungen.
Snowmaid


Hallo oheim,
ups, jetzt ist meine Antwort weg. Na ja, dann eben noch mal:
vielen Dank für deinen Kommentar. Mit den Blechkisten hast du vollkommen Recht. Hab ich geändert. Danke für den Tipp. Liebe Grüße von Snowmaid

 

Hallo Snowmaid,

eine kurzweilige Geschichte, die aber (trotz der brisanten Thematik) nicht in mir nachhallt. Alles wirkt recht oberflächlich, geht nie wirklich in die Tiefe. Die Perspektive auf unser Umweltproblem ist originell, aber nicht neu.
Dein Text weckt Fragen in mir, allerdings eher in Richtung: Was zum Geier interessiert den Investor denn so brennend an/von der Erde? Der Agent möchte Berlin und andere Metropolen als Beispiel für Kreativität, Innovation und Zusammenspiel anpreisen. Okay. Und wozu? Welches Geschäft verspricht man sich denn, um eine weit entfernte Handelsbasis zu errichten? Handel womit? Da hätte ich schon gerne Antworten darauf gehabt - so wirkt das wenig durchdacht.


Ein paar Anmerkungen:


Während sie durch die Straßen liefen, scrollte der Investor durch das Exposé, das der Agent ihm geschickt hatte und vertiefte sich in die Zahlen. Ab und zu warf er einen Blick auf das bunte Treiben in den sommerlichen Straßen.

Du verwendest recht häufig unschöne Wortwiederholungen, die sich vermeiden ließen.
Ab und zu warf er einen Blick auf das bunte Treiben ringsum. Wäre eine Möglichkeit.


... hinzu und deutete mit einer Handbewegung auf den Trubel in der Straße, als ob der ein Beweis für seine Worte wäre. „Sie wären dann der erste ...

Wieder Straße, dann das unschöne Wäre-Wären.
Ich hätte es derart geschrieben:
... und deutete - wie zum Beweis - mit einer Handbewegung auf den Trubel in der Straße. Oder so ähnlich.


„Sie wären dann der erste, der hier eine Handelsbasis errichten könnte, weil Sie vorausschauend schon Land gesichert hätten“[,] schmeichelte er dem Investor, der sich wieder in die Zahlen auf seinem Tablett vertiefte.
Wieso denn Land sichern? Fragen, auf die der Text keine Antworten gibt. Lose Fäden, die du nicht mehr aufgreifst. Schmeichelte passt da auch nicht, finde ich.
In die Zahlen vertiefen hattest du auch schon weiter oben. Du könntest bsp. schreiben: der sich erneut den Zahlen auf seinem Tablett widmete.


Jedes Jahr gehen um die 50.000 Tierarten verloren. Von dem pflanzlichen Potenzial ganz zu schweigen.

Das pflanzliche Potenzial will mir nicht gefallen. Flora vielleicht.


Wie lange bleibt denn noch, um das Ruder herumzureißen? Fünf Jahre, zehn Jahre? Mit jedem Tag, der vertrödelt wird, sinken die Chancen auf Erfolg.

Den letzten Satz finde ich redundant und belehrend.


„Und wenn Sie ihnen ein bisschen unter die Arme greifen?“[,] schmeichelte der Agent.

Komma, und erneut dieses Schmeicheln.


Niemand bekommt Hilfe, um die er nicht gebeten hat. Niemals mischen wir uns in Angelegenheiten, die uns nichts angehen.

Und wenn darum gebeten wird? Wieder so ein Faden, den du für mich legst, ihn aber sogleich fallen lässt.


Machen Sie, dass Sie hier weg[zusammen]kommen, bevor Ihre Expertise in Verruf gerät.

... auf dem Weg zum nächsten Angebot auf seiner Liste. Beim Ausbau seiner interstellaren Handelsbeziehungen ging er kein Risiko ein.

Ließe sich auch vermeiden. Z.B: Beim Ausbau interstellarer Handelsbeziehungen ...


So viel mal von mir.
Dein Text ließt sich flüssig, du könntest allerdings hie und da noch feilen. Inhaltlich wirkt er recht unausgegoren auf mich, einer Idee folgend, die nicht wirklich weiter durchdacht wurde. Das lässt mich ein wenig unbefriedigt zurück. Es würde sich bestimmt lohnen, ein wenig tiefer zu gehen, ein wenig auszubauen.
Alles in allem habe ich mich dennoch unterhalten gefühlt - mehr allerdings nicht.


Danke fürs Hochladen


hell

 

Hallo Snowmaid,

das hat mir gut gefallen. Eigentlich ist deine Geschichte ja fast "nur" ein Dialog, aber das macht gar nichts. So ab der Hälfte ahnte ich langsam, worauf das Gespräch des Agenten und des Investors hinausläuft, aber es war eben nur eine Ahnung. Das hast du gut gemacht. Erst die letzten beiden Sätze bringen die Gewissheit. Ich musste kurz an Stephen Kings "Die Arena" denken, wenn man das Buch gelesen hat und die Möglichkeit einer solchen Geschichte in Betracht zieht, fühlt man sich plötzlich ganz winzig. Sollten da wirklich in der Galaxie Investoren über uns Menschleins und unser "Kapital" Erde entscheiden, so ist das irgendwie gruselig.

Wie gesagt, inhaltlich eine gute Idee! Stilistisch würde ich immer eine neue Zeile beginnen, wenn der andere spricht. Manchmal hast du beide Aussagen in einem Absatz, das macht es ein wenig unübersichtlich. Bei der Kürze der Geschichte gar nicht schlimm, aber bei längeren Geschichten eventuell schon.

Gern gelesen!
RinaWu

 

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