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Toddy und Ben

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31.08.2007
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Toddy und Ben

Toddy, Ben und die fiese Falle

Der Tag beginnt wie jeder andere auch.
So gegen acht Uhr geht Toddy mit Ben Gassi. Gassi gehen ist nicht der richtige Ausdruck für einen Spaziergang auf dem flachen Land, denn Gassen, so wie man sie aus dem sonnigen Süden kennt, gibt es hier überhaupt nicht. Und Ben ist kein Hund, mit dem man Gassi gehen kann. Er ist so eine Promenadenmischung aus allem, was man sich so als Hund vorstellen kann. Genau so verhält er sich auch. Er zwingt dir automatisch seinen Willen auf. Ist wohl irgendetwas in seiner Erziehung falsch gelaufen, denn Gehorchen ist nicht gerade eine seiner Stärken. Seit sechs Jahren gehört er nun schon zur Familie. Mit Erziehung ist da nicht viel gelaufen. Toddys Mutter lässt ihn einfach so, wie er ist. Sie sagt, man soll der Natur nicht ins Handwerk pfuschen. Ein Wolf wird auch nicht dressiert, und der Hund stammt nun mal von einem Wolf ab. Naja, ist schon eine seltsame Begründung, aber als Familienoberhaupt hat sie immer Recht. Es sei denn, Nina kommt zu Besuch. Dann hat natürlich Nina Recht, weil die den Hund ja schließlich geholt hat. Außerdem hat sie ja auch studiert. Irgend so einen sozialpädagogischen Kram. Irgendetwas mit Erziehung oder so. Nur bei Ben hatte die Erziehung nicht gewirkt.
Nina wohnt in der großen Stadt und kommt nur alle paar Wochen mal vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, wie sie meint. Aber tatsächlich ist immer, wenn sie da ist, Remmidemmi im Haus. Ben, der ja sowieso schon macht, was ihm gerade in den Kopf kommt, flippt dann jedes Mal total aus und jagt durch die Wohnung, dass die Fetzen nur so fliegen.
So in Gedanken versunken, merkt Toddy gar nicht, dass jemand seinen Namen ruft, bis er plötzlich zwei wild fuchtelnde Arme vor sich hat. Frau Bauermann! Die hat ihm gerade noch gefehlt. Seit der Geschichte mit dem Hahn kann er die alte Bauermann, wie er sie nennt, überhaupt nicht mehr leiden. Jedem, der es hören will, oder auch nicht, erzählt sie, wie Toddy im Hühnerstall auf der Leiter stand und sich, aus lauter Angst vor dem Hahn, nicht mehr herunter traute, bis sie ihn erlöste.
Was will die denn jetzt von ihm?
„Toddy, sag deiner Mutter bitte, dass ich wieder genug Eier habe. Falls sie welche benötigt, soll sie mir bescheid geben", sagte sie. "Was machst du eigentlich so allein hier draußen? Hast du Ben gar nicht dabei?“
Ben, wo ist der eigentlich? Eben lief er doch noch kurz hinter Toddy, und jetzt?
„Doch, natürlich ist Ben dabei. Er ist nur ein Stück vor gelaufen. Ich muss hinterher, damit er nicht verschwindet“, sagt Toddy, und läuft schnell den Weg hinauf, um aus dem Blickfeld von Frau Bauermann zu kommen.
Gleich hinter der Kurve, wo sie ihn nicht mehr sehen kann, ruft er laut nach Ben. Aber auch nach wiederholtem Rufen erfolgt keinerlei Reaktion. Meistens bellt er irgendwo, wenn man ihn ruft, aber er kommt natürlich nicht, wäre ja unter seiner Würde. Aber dann, wenn man schon völlig genervt ist, steht er plötzlich vor einem und tut so, als wäre er nie weg gewesen. Heute jedoch ist kein Bellen zu hören. So`n Mist, denkt Toddy, ich soll gegen neun Uhr bei Dieter sein. Wenn Ben nicht bald kommt, wird aus der Verabredung nichts werden.
Dieter wird Übermorgen elf Jahre alt. Damit ist er genau drei Monate älter als Toddy, was er manchmal auch ganz schön raushängen lässt. Die beiden wollen hinten an der Au ein Floß bauen und damit an Dieters Geburtstag auf große Fahrt gehen. Große Fahrt, sagt Dieter, weil sein Onkel ein Seemann ist. Er sagt, sein Onkel sei Kapitän, aber Nina hat ihn mal in Hamburg gesehen und meint, dass er einfacher Matrose sei. Ist aber völlig egal. Hauptsache, Dieter fängt nicht jeden Satz mit: „Aber mein Onkel sagt“ an, denn das nervt total.
Toddy ist jetzt auch genervt. Es ist wieder mal soweit. Ben kommt einfach nicht, wenn man ihn ruft. Und wie auf Bestellung, grollt es am Himmel. Kommt wohl wieder so`n Gewitter auf, und dann darf ich natürlich nicht an die Au. „Ist zu gefährlich“, meint Mutter immer.
Gerade will Toddy über einen am Boden liegenden Baumstumpf springen, da sieht er plötzlich Ben. Erschrocken bleibt er stehen. Oh Mann, was ist denn hier passiert? Er kniet sich neben Ben, der völlig regungslos da liegt, und versucht herauszufinden, ob er noch atmet. Irgendwie bewegt sich da noch was, also lebt er noch. Gott sei Dank! Aber was ist das? Es sieht aus, als wenn er eine Kette um den Hals trägt. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich diese „Kette“ als eine Schlinge aus einzelnen Gliedern. Er versucht Ben daraus zu befreien und stellt entsetzt fest, dass die einzelnen Kettenglieder mit messerscharfen Spitzen versehen sind. Hier hat jemand eine ganz gemeine Falle gebaut.
Toddy bekommt die Kette nicht auseinander, so sehr er auch an ihr zerrt. Was soll er jetzt machen? Schnell nach Hause laufen und Hilfe holen? In der Zwischenzeit könnte Ben aufwachen und versuchen, sich selbst zu befreien. Dabei würde er sich bestimmt noch mehr verletzen. Langsam gerät Toddy in Panik. Wie kann er Ben nur helfen? Er atmet kaum noch. Kurz entschlossen springt er auf und rennt, so schnell ihn seine kurzen Beine tragen, nach Hause. Kurz vor der Hauptstraße stolperte er über einen Ast und knallt voll in eine Wasserpfütze. Irgendwie hat er sich dabei verletzt, denn seine Hände und auch die Hose sind mit Blut verschmiert. Aber das stört ihn jetzt überhaupt nicht, er will nur noch schnell nach Hause und Hilfe holen.
Dort angekommen, läuft er in die Küche, um seiner Mutter zu erzählen, was mit Ben los ist. Aber klar, es passt mal wieder alles zusammen. Sie ist nicht da und auch sonst kein Mensch in der Nähe. Was soll er bloß machen? Das Telefon! Schnell hin und Nina anrufen. Die weiß immer einen Rat. Die Nummer steht doch in diesem kleinen Buch, das immer neben dem Telefon liegt. Heute natürlich nicht. Vielleicht auf Mutters Schreibtisch im Nähzimmer! Auch nicht. O Gott o Gott. Was soll ich jetzt bloß machen? Toddy stolpert in den Flur zum Telefon. Irgendwo muss doch dieses kleine Buch mit den ganzen Telefonnummern liegen.
Tut es auch, nämlich unter dem Telefon. O Mann… Jetzt aber schnell die Nummer wählen und dann tüt…tüt…, das dauert alles viel zu lang. „Leider ist zurzeit keiner im Haus. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, und ich rufe dann zurück, “ kommt die dusselig Ansage vom Anrufbeantworter. Na toll, muss ja so kommen. Immer, wenn man jemanden braucht, ist keiner da. Toddy überlegt kurz, rüber zu Frau Bauermann zu gehen, aber er lässt es lieber sein. Die ist immer so neugierig und will dann wieder alles ganz genau wissen. Und überhaupt, sie riecht so komisch, und dann die Geschichte mit dem Hahn. Nee, da geht er auf keinen Fall rüber. Aber was tun? Er entschließt sich, wieder zu Ben zu laufen. Irgendwie wird er ihm auch alleine helfen können. Er läuft den Weg wieder zurück. Kaum ist er aus dem Blickfeld des Hauses verschwunden, kommt seine Mutter mit dem Rad um die Ecke gefahren. Sie war kurz beim Kaufmann, um noch einige Sachen fürs Mittagessen zu besorgen Als sie in den Flur kommt, bleibt sie erschrocken stehen. Was ist hier denn passiert? Denkt sie. Der Telefonhörer liegt neben dem Telefon. Der kleine Stuhl ist umgefallen, und zu allem Überfluss ist auch noch alles mit Blut verschmiert. Sie rennt durchs Haus und ruft nach Toddy und Ben. Aber klar, es kann ihr ja keiner antworten, denn Toddy ist ja inzwischen wieder auf dem Weg zu Ben. Als sie auch noch die Verwüstung in ihrem Nähzimmer sieht, bekommt sie furchtbare Angst. Hier muss was Schlimmes passiert sein. Sie läuft zum Telefon und ruft auf der Polizeistation an.
„Polizeistation Schellerby, Hauptkommissar Pohlmann, was kann ich für Sie tun?“ hört sie die Stimme am anderen Ende der Leitung sagen. „Hallo, Herr Pohlmann, hier ist Brigitte Kleinert, ich glaube, hier ist etwas Schlimmes passiert, ich komme vom Einkaufen nach Hause, und im Haus ist alles verwüstet. Im Flur ist Blut, der Telefonhörer liegt daneben, und auch in meinem Nähzimmer ist alles durchwühlt. Toddy und Ben sind nicht im Haus. Ich habe furchtbare Angst, dass ihnen etwas passiert sein könnte“.
„Nun man ruhig Blut, junge Frau. Es kann ja auch für alles eine einfache Erklärung geben. Bleiben Sie da, ich komme gleich vorbei“, entgegnet ihr der Polizeikommissar.
Es vergehen kaum fünf Minuten und Polizeihauptkommissar Pohlmann steht vor der Tür. Nachdem Frau Kleinert ihm dann nochmals alles erklärt, und er sich den „Tatort“ genau angeschaut hat, kommt er zu dem Schluss: „Hier muss die Spurensicherung ran.“
Wer jetzt aber denkt, es kämen Polizeibeamte mit allen erdenklichen technischen Geräten, um Spuren zu sichern, der liegt völlig falsch. Spurensicherung hier auf dem Dorf bedeutet nämlich: Hasso. Hasso ist ein Hundekollege von Ben, nur dass er eben dem Polizeihauptkommissar Pohlmann gehört und sich somit quasi im Polizeidienst befindet. Kaum ausgesprochen, dreht der Polizeihauptkommissar sich um und geht zu seinem Dienstwagen, nicht ohne vorher noch schnell Frau Kleinert zu erklären, dass sie alles so liegen lassen und nichts anfassen soll. Es dauert auch nicht lange, und er steht wieder in der Tür, und bei ihm, wie soll es auch anders sein, Hasso.
Hasso, der deutsche Schäferhund, hat schon einige Preise erschnüffelt. Ganz besonders gut ist er im Fährten lesen.
“Haben sie noch einige, nicht gewaschene, Kleidungsstücke von Toddy da?, fragt er Frau Kleinert. Sie legt ihm eine alte Hose und einen Pullover hin. Hasso macht sich auch gleich darüber her, so als hätte er nur darauf gewartet, endlich mal wieder seinen ausgezeichneten Spürsinn beweisen zu können. Schnurstracks rennt er auf die Straße zu. Rüber auf die andere Seite, den schmalen Pfad entlang, runter zum Fluss. Toddys Mutter und Polizeihauptkommissar Pohlmann können kaum mit ihm Schritt halten. Einmal bleibt er kurz stehen, um am Boden herumzuschnüffeln. Das ist wohl die Stelle, an der Toddy gestürzt ist und sich verletzt hat. Plötzlich, wie aus dem Nichts, steht Hasso vor Toddy und wedelte mit dem Schwanz. Dann erblickt er Ben und schnüffelt an ihm herum. Frau Kleinert kommt heulend auf Toddy zugerannt und schließt ihn in die Arme, sodass er beinahe keine Luft mehr bekommt. Sie stammelte immer nur: „Oh Toddy, mein kleiner Toddy“. Da war es wieder „mein Kleiner“. Warum um alles in der Welt sagten die Erwachsenen immer „mein Kleiner?“, denkt Toddy. Irgendwann muss er mit seiner Mutter mal darüber reden. Jetzt allerdings ist dazu keine Gelegenheit, denn sowohl Toddys Mutter als auch Herr Pohlmann wollen wissen, was passiert ist und warum Ben so bewegungslos da liegt. Dann sehen beide die Kette, die er um den Hals hat. „Was ist das denn?“, rufen beide fast gleichzeitig und schauen sich das arme Tier genauer an Und genau in diesem Moment fängt Ben an sich zu regen. Das heißt, zuerst bewegt er seinen Kopf, und dann pupst er ganz furchtbar, sodass sich bald ein unangenehmer Geruch breit macht. Kurz darauf fängt Ben an, leise zu winseln, so als hätte er furchtbare Schmerzen. Was sicherlich auch der Fall ist. Frau Kleinert und Herr Pohlmann sehen sich besorgt an und beginnen dann, Ben von der furchtbaren Fessel zu befreien. Er jault dabei, und man merkt, dass er große Schmerzen hat. Nachdem sie es geschafft haben, ihn zu befreien, nimmt Polizeihauptwachtmeister Pohlmann sein Handy zur Hand und ruft Dr. Hü an. Dr. Hü ist der Tierarzt im Dorf. Er heißt eigentlich Dr. Pferdmenges, aber alle nennen ihn nur Dr. Hü. Es dauert auch gar nicht lange, und der Doktor kommt mit seinem Landrover um die Ecke gefahren. Er untersucht Ben und meint,“ Der Hund muss in meine Klinik“ Gemeinsam legen sie ihn vorsichtig auf eine Trage, und Doc Hü fährt schnell mit ihm in seine Praxis, um ihn dort weiter zu verarzten.
Frau Kleinert nimmt Toddy an die Hand und führt ihn zum Polizeiwagen. Hasso bekommt noch ein Leckerli und muss wieder in seine Hundebox. Herr Pohlmann hat die Falle ins Auto gelegt und brummelt immerfort vor sich hin, was es denn für gemeine Menschen sind, die so etwas tun. „Die muss man hinter Gitter bringen“, sagte er.
Zu Hause angekommen, schickt Toddys Mutter ihn erst einmal unter die Dusche. Dann muss er genau erzählen, wie es eigentlich zu dem Vorfall mit Ben gekommen ist. Zuerst ist ihm gar nicht so wohl bei der Geschichte, denn immerhin hat er durch seine Träumerei Ben ja aus den Augen verloren. Dann aber, als Toddy merkt, dass seine Mutter ihn besorgt anschaut, und nur froh ist, dass ihm nichts passiert ist, wird er ruhiger und erzählt wie alles gekommen ist. Dabei berichtet er auch von dem Gespräch mit Frau Bauermann. Gerade als er mit dem Erzählen fertig ist, klingelt es, und Dieter steht vor der Tür. Er hat natürlich längst mitbekommen, dass irgendetwas los ist, denn Toddy war nicht zu der Verabredung gekommen und als er sah, dass ein Polizeiauto bei Kleinerts stand. wollte er natürlich wissen, was passiert ist.
Und so erzählt Toddy noch einmal die ganze Geschichte, diesmal allerdings mit breiter Brust, denn jetzt fühlt er sich schon wie ein kleiner Held, der einiges erlebt hat.
Er fragt seine Mutter, ob er mit Dieter noch ein wenig raus darf. „Ja, Toddy, aber um sechs bist du wieder zu Hause“, sagt sie. Und so ziehen die beiden Jungs erst einmal ab. Natürlich gehen sie zu der Stelle, an der Ben in die fiese Falle geraten ist. Sie fühlen sich jetzt wie Detektive, die den Fall aufklären wollen. Aber so leicht wie es im Fernsehen immer aussieht, ist es nun doch nicht. Beide wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen, zu suchen, und vor allen Dingen, wonach sie suchen sollen.
„Was glaubst du denn, wer so etwas macht?“, fragt Dieter. „Ach, ich weiß nicht“, antwortet Toddy, „bestimmt ist es ein Wilderer, der nur zufällig hier in der Gegend ist und Wildfleisch oder das Fell der Tiere an die Gaststätten, oder an Touristen verkauft. Wir können ja mal im Dorfkrug nachfragen, ob irgendjemand dort etwas angeboten hat. Ich befürchte aber, dass uns, weil wir ja noch Kinder sind, die Erwachsenen nichts erzählen werden.“ „Da hast du bestimmt Recht, dann gehen wir eben zur Polizeistation, und machen dem Polizeikommissar Pohlmann diesen Vorschlag“, antwortet Dieter, und so machen sie sich auf den Weg.
Schon von weitem erblicken die Beiden eine große Menschenmenge vor dem Polizeigebäude. Alle reden aufgeregt durcheinander, sodass sie sich erst einmal erkundigen müssen, was eigentlich los ist. Toddy entdeckt seine Klassenkameradin Petra in der Menge und läuft auf sie zu. Kaum dass sie ihn sieht, kommt sie ihm entgegen und erzählt aufgeregt, dass ein Schüler der neunten Klasse verhaftet worden ist, weil er angeblich eine Falle aufgestellt hat, in der sich ein Kind verfangen hat.
Oh Man Oh Man denkt Toddy, jetzt ist Ben schon ein Kind. Warum die Leute wohl immer so übertreiben müssen? Er nimmt Petra an die Hand und erzählt ihr, was wirklich passiert ist und das sie jetzt eigentlich zu Polizeikommissar Pohlmann wollen, um ihm einen Tipp zu geben. Aber das hat sich ja wohl erledigt. Ganz erstaunt sieht Petra ihn an und will sofort wissen, wie es Ben denn jetzt geht. Toddy kann ihr aber dazu gar nichts sagen. Er weis nur, dass Ben zur Zeit bei Dr. Hü in Behandlung ist und operiert wird. Die Beiden beschließen zur Praxis zu gehen um dort nachzufragen, wie es dem armen Hund geht. Toddy will Dieter holen, aber der ist mal wieder verschwunden. Na egal, denkt er, dann eben nicht. Und so geht er mit Petra allein zu Dr. Hü. Bestimmt wird Dieter nachher wieder sauer sein, überlegt er noch, aber wenn er nun mal nicht aufzufinden ist, was soll ich denn machen?
Beim Doc angekommen, kommt ihnen Gaby, die Arzthelferin, entgegen und sagt: „Ihr kommt bestimmt wegen Ben, aber da gibt es noch nichts Neues zu berichten. Er wird noch immer operiert.“
In diesem Augenblick kommt Doc Hü aus dem OP. Als er die beiden erblickt, kommt er gleich auf sie zu: „Euer Freund Ben hat noch mal Glück gehabt. Er braucht jetzt nur einige Tage Ruhe, dann kann er wieder nach Hause. Es sind keine inneren Organe verletzt.“ sagt er. Toddy ist überglücklich und will so schnell wie möglich nach Hause, um seiner Ma diese freudige Nachricht zu überbringen. Vor der Tür verabschiedet er sich von Petra und rennt nach Hause. Seine Mutter und Frau Bauermann sitzen am Küchentisch als Toddy reingerannt kommt. „Na mein Kleiner“, sagt Frau Bauermann, „nu man nicht so stürmisch, oder hast du schon wieder etwas Neues, Aufregendes erlebt, von dem du uns erzählen möchtest?“
Was will die denn hier? Bestimmt wieder neuen Gesprächsstoff für ihre Tratscherei suchen, damit sie sich nachher wieder überall wichtig machen kann! Denkt Toddy. Er beschließt, erst einmal nichts von der guten Nachricht zu erzählen. Soll sie doch ruhig mal ein bisschen schmoren, die alte Bauermann, und will schnell wieder aus dem Zimmer, aber seine Mutter merkt natürlich sofort, dass er irgendwas auf dem Herzen hat. Da sie aber seine Abneigung gegenüber Frau Bauermann kennt, sagt sie nur: „Nun geh erst mal, ziehe deine Schuhe aus, wasch dir die Hände, und dann können wir auch gleich zu Abend essen.“ Toddy könnte sie küssen vor Freude, dass sie ihn nicht in Gegenwart von Frau Bauermann ausfragt, und geht darum auch gleich ins Bad. Kurz darauf kommt seine Mutter ins Badezimmer, und er kann ihr die freudige Nachricht über Bens Genesung mitteilen. Sie fragt ihn noch, wer denn der Junge aus der neunten Klasse ist, der angeblich die Falle gelegt haben soll. Das kann Toddy ihr auch noch nicht sagen, aber er will gleich nach dem Essen noch mal los, um das in Erfahrung zu bringen, betont er. „Nichts da, du bleibst jetzt im Haus. Es ist schon spät, und erlebt hast du heute ja wohl auch genug“, sagt seine Mutter. „Morgen ist auch noch ein Tag.“ Da hilft auch alles Bitten und Betteln nichts, wenn sie einmal nein sagt, dann heißt das auch nein.
Beim Abendessen unternimmt er doch noch mal einen Versuch, wird aber sofort von seiner Mutter mit den Worten: „Ich sagte nein, mein Sohn“ unterbrochen. Und wenn sie ihn so mit „mein Sohn“ anspricht, dann weiß er aus Erfahrung, dass es allemal besser ist, den Mund zu halten. Also geht er nach dem Abendessen in sein Zimmer und versucht noch ein bisschen zu lesen. Aber das geht natürlich überhaupt nicht. Er kann sich nicht konzentrieren und legt das Buch gleich wieder zur Seite. Als das Telefon klingelt, rennt er sofort in den Flur. Seine Mutter ist natürlich schneller und nimmt gerade den Hörer ab. „Kleinert“, hört er sie sagen, „ach, Dieter, du bist es. Ja, er steht schon neben mir. Aber nicht so lange, morgen könnt ihr auch noch alles bereden“, und damit gibt sie ihm den Hörer in die Hand. „Du hast gehört, nicht zu lange“.
„Hallo Dieter, wo warst du denn eigentlich vorhin? Ich konnte dich nicht finden und bin dann mit Petra zu Doc Hü gegangen.“
„Ah, Petra, dann wolltest du mich wohl auch gar nicht finden“, sagt Dieter.
„Du spinnst total. Natürlich habe ich versucht dich zu finden, aber ist jetzt auch egal, Ben geht es besser und er kann bald wieder nach Hause.“„Ja, habe ich schon gehört, aber ich habe etwas herausgefunden über den Jungen aus der Neunten, und das ist sehr interessant.“ „Lass hören“, sagt Toddy.
„Also, er heißt Jörg Petermann, und jetzt halt dich fest: Er ist vom Gymnasium geflogen, weil er dort immer wieder Ärger mit der Polizei hatte. Er soll mit Tierfellen und anderen Sachen gehandelt haben. Einige sagen sogar, er hat auch mit Drogen gehandelt, und der Polizei ist er aufgefallen, weil er einfach davon gelaufen ist, als Polizeihauptwachtmeister Pohlmann ihn befragen wollte. Der hatte nämlich von seinem Kollegen aus dem Nachbarort den Tipp bekommen, sich diesen Jungen mal näher anzuschauen. Sein Vater ist wohl schon lange tot, und seine Mutter ist kaum zu Hause. Sie hat angeblich einen Freund in Hamburg und kümmert sich nicht um ihren Sohn. Vor einem Jahr ist er schon einmal erwischt worden, als er eine Falle aufgestellt hat. Jetzt soll er in ein Heim für schwer erziehbare Kinder geschickt werden.“ „Woher weißt du das denn nun alles“, fragte Toddy seinen Freund.
„Tja, als du mit Petra Händchen haltend durch die Gegend marschiert bist, habe ich einfach mal Detektiv gespielt und einige Leute, die dort vor der Polizeistation herumstanden, befragt. Und ob du’s jetzt glaubst oder nicht, ausgerechnet Petras Mama hat mir das alles erzählt. Die Leute waren sehr aufgebracht und wollen, dass der Junge aus dem Dorf gejagt wird, weil sie Angst um ihre Kinder haben.“
Als Toddy gerade antworten will, kommt seine Mutter in den Flur“ Jetzt ist Schluss mein Kleiner“, sagt sie, dabei streicht sie ihm übers Haar,“ ihr könnt euch morgen weiter unterhalten, jetzt ist Bettzeit.“ Da war es wieder „mein Kleiner“, „ich muss morgen unbedingt mal mit Mutter darüber reden“, denkt Toddy, bevor er sich mit Dieter für den nächsten Tag verabredet.

 

Hallo Sportgolf,

willkommen auf kg.de :).

In deiner Kindergeschichte hast du eine (oder eher mehrere) spannende Begebenheiten verarbeitet.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Kinder von Bens Geschichte gefesselt werden - allerdings empfinde ich deinen Text als ein wenig zu überladen. Du beschreibst oft zu ausufernd.

Wofür ist z.B. die ganze Episode im Hühnerstall wichtig? Du willst nur erklären, warum dein Ich-Erzähler nicht bei der Nachbarin nachfragen mag. Das hättest du viel knapper und kürzer erledigen können - so reißt mich als Leser die ellenlange Beschreibung des "Eier-holens" vollkommen aus meiner Angst um Ben.

Außerdem bin ich immer wieder über unmotivierte Zeitenwechsel gestolpert: Präsens - Imperfekt - Präsens.

Dann kann dein Ich-Erzähler all das, was die Mutter mit dem Polizeibeamten erlebt, überhaupt nicht so detailliert schildern, wie du es tust - er war nicht dabei, er kann das Ganze allenfalls im Nachhinein von seiner Ma erfahren haben.

Und schließlich bin ich über Fehler bei der Zeichensetzung gestolpert:
vor einem Punkt kommt keine, nach einem Punkt kommt immer eine Leestelle
deine Anführungszeichen fliegen beliebig durch die Zeilen,
häufig fehlen Kommata ...

Ich bin auch mehrfach über Grammatikfehler gestolpert.

(Zahlen schreibt man in Prosatexten übrigens immer aus.)

Ich würde an deiner Stelle versuchen, die Geschichte stark zu kürzen und mich auf das Wesentliche (die Rettung des Hundes aus der fiesen Falle) zu beschränken, wenn du eine Kinderkurzgeschichte schreiben möchtest.

Wenn du allerdings auf keine der geschilderten Episoden verzichten magst, dann würde ich das Ganze in etwa zehn oder zwölf kleine Kapitel unterteilen und eine Art Kinderroman daraus machen. Inhaltlich gibt dein Stoff das sicher her.

Liebe Grüße
al-dente

 

Hallo al-dente,
zunächst einmal vielen Dank, dass du dir meine "kurze" Geschichte durchgelesen hast.Ich bin natürlich sehr froh über jede Kritik, denn daraus kann ich lernen, und darum habe ich mich hier ja auch angemeldet.
Ich werde in Zukunft mich nicht nur auf mein Rechtschreibprogramm verlassen, sondern genauer korrigieren, damit die vielen Flüchtigkeitsfehler nicht mehr vorkommen.
Meine Zeitenwechsel bitte ich zu entschuldigen. Ich schreibe sie einfach meiner Unerfahrenheit zu. Werde mich bemühen, in Zukunft besser darauf zu achten.
Die Idee mit dem Kinderroman gefällt mir gut.
Liebe Grüße
Sportgolf

 

Hallo C. Seltsem,
habe jetzt endlich die Zeit gehabt, die Geschichte zu überarbeiten.Ich hoffe, dass jetzt nicht mehr so viele Fehler drin sind. Die Geschichte wurde zweimal von anderen Personen gelesen. Bitte um Nachricht, ob sie so wieder eingestellt werden kann.
Liebe Grüße
Sportgolf

 

Hallo Sportgolf,

die Tempusfehler sind immer noch drin, Du musst Dir überlegen, ob Du die Geschichte jetzt erleben lassen willst, oder als Vergangenes erzählst.
Du mischt die Zeiten, stellenweise im gleichen Absatz
(beispielhaft) :

Ma und der Polizeihauptkommissar können kaum mit ihm Schritt halten. Einmal bleibt er kurz stehen, um am Boden herumzuschnüffeln. Das ist wohl die Stelle, an der ich gestürzt war.
Völlig aufgelöst und nur das Schlimmste erwartend, lief Ma hinter den beiden her.

Wenn Du die Tempusfehler auch noch rausgenommen hast, wende Dich bitte per PM an die Mods vita oder Tserk, mit dem Hinweis auf die Korrekturen, die können dann in die Rubrik Kinder zurückverschieben.

Grüße,
C. Seltsem

 

Sieht beim Querlesen einigermaßen okay aus. Zurück aus dem Korrektur-Center nach Kinder.

 

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