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Tod in Schwarz und Gold

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08.08.2002
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Tod in Schwarz und Gold

Ich betrete das Krankenzimmer. Mein Vater sitzt auf dem gelb überzogenen Bett, haarlos. Ausgerechnet die Haare. Sein Vater hatte schwarzes Haar, bis er mit fast neunzig Jahren starb. Ich mag ihn mit der Glatze. Sie passt zu seinen hellblauen Augen, die immer irgendwo weit in der Ferne zu verweilen scheinen. Ich wusste nicht, dass sein Kopf so rund ist. Sein Gesicht strahlt soviel Güte aus, soviel Selbtverleugnung. Als ich zu seinem Bett gehe, nehme ich den Mann in der Ecke wahr. Welch furchtbarer Ton kommt aus seinem weit offen stehenden Mund. Die Augen sind nach oben gedreht, nur das Weiße ist sichtbar. Das Stöhnen kommt mit jedem rasselnden Atemstoß. Ich begrüße meinen Vater, meine Mutter, die an seinem Bett sitzt. Wie grau sind ihre Haare geworden. Ihre Schönheit, auf die sie immer sehr stolz war, ist den Spuren von Verbitterung gewichen. Wieder dieses langanhaltende, rasslende Atmen. Ich kann kaum den Blick von dem Mann wenden.

Mein Vater zeigt mir die Ohrstöpsel die er für die Nacht bekommen hat. Vielleicht kann er damit schlafen, hört er den befremdenden Ton, seines Nachbarn nicht. Vielleicht wird er gar nicht mehr die ganze Nacht da sein, meine ich. Sehe in das gelblichweiße Gesicht, die schwarzen Bartstoppeln. Mutter sagt, er ist erst fünfundvierzig Jahre alt. Mein Alter, geboren 1958. Papa meint, wir sollten vielleicht auf einen Kaffee in das kleine Anstaltscafe gehen. Irgendwie sind wir alle drei unentschlossen. Eigentlich komme ich immer vormittags von meiner Dienststelle herüber. Heute hab ich aus unerfindlichem Grund vergessen. Bin aufgesprungen von der Arbeit und erst nachmittags zum Pavillon 23 gegangen. Das ist noch nie passiert, nur heute. Mama meint, dass der Mann große Schmerzen haben muss. Nein, ich denke, er nimmt hier nichts mehr wahr. Meine Eltern und ich beginnen zu plaudern, wie an jedem anderen Besuchstag. Aber die Stimmung ist gedrückt. Noch gedrückter als sonst.

Die Pausen zwischen dem Röcheln dauern länger an. Vielleicht beruhigt sich ja jetzt die Amtung, sage ich. Papa ist nervös. Er sieht von seinem Bett aus nur die zugedeckten Beine des Mannes. Ich blicke in sein Gesicht. Wieder reden wir über Belangloses. Ein Radio hat ihm Mama mitgebracht. Das Röcheln wird noch stiller, die Pause auffallend lang. Papa sieht mich an. So als hätte ich die Verantwortung hier im Raum. Irgendwie war es immer so gewesen. Ich stehe auf, geh zum dem Bett des Mannes. Seine Lippen haben eine völlig weiße Farbe. Der Mund ist weit aufgerissen und ich blicke in eine tiefschwarze Höhle. Wieviele Bartstoppeln der Mann hat, denke ich wieder. Dann fällt mein Blick hinauf zu den Augen. Sie sind nicht mehr weiß und nach oben gedreht. Sie starren geradeaus. Einmal noch sehe ich einen Schluckmechanismus auf seinem hervorstehenden Adamsapfel. Dann brechen die Augen. Ich wusste nicht, dass man das wirklich sieht. Sie haben keinen Glanz mehr, sondern verschwimmen hinter einem Schleier.

Ich gehe die Schwester holen. Ich glaube, er hat aufgegeben, sage ich zu ihr. Sie fühlt an der Halsschlagader und sagt, ja. Wir gehen in die Cafetaria. Irgendwie scheinen wir alle drei seltsam entfernt zu sein. Dennoch wirkt alles so klar und real. Wie gehst du um damit, Papa? Ja, eh, sagt er. Ich verabschiede mich bald darauf und beende meinen Büroalltag. Beim Heimkommen sieht mich meine Tochter seltsam an. Ich sah heute Nachmittag einen Mann sterben, sage ich Vielleicht wirke ich deshalb etwas komisch. Ich erzähle ihr kurz davon. Dann essen wir und ich bin recht froh, dass sie sich mit Freunden trifft, lebt.

Eine gemalte Blumenwiese steht auf der Bar in meiner Küche. Dort isst nie jemand, also male ich dort. Ich nehme einen Pinsel. Es ist das Gesicht des Toten, welches ich rechts in das Bild male. Es kostet mich unwahrscheinliche Anstrengung, halbwegs den schräg aufgerissenen Mund, die Rundung des Kopfes zu formen. Ich male viel Schwarz und Goldgelb. Meine Farben vom Tod. Warum kam ich ausgerechnet heute, genau in diesen Minuten, in das Zimmer meines Vaters. War es eine Generalprobe, um seinen Tod ertragen zu können? Als ich die gebrochenen Augen male, beginne ich furchtbar zu zittern, ich schluchze trocken auf. Weinen kann ich nicht.

 

Hallo Schnee.eule,

deine Prot. geht ihren Vater zu einer anderen Zeit als gewöhlich besuchen. Sie versuchen den Zimmernachbarn mit seinem rasselnden Atem zu ignorieren, aber es geht nicht. Dann stirbt er. Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Aber eine Anmerkungen habe ich doch. Du schreibst: "War es eine Generalprobe, um seinen Tod ertragen zu können?" Meiner Meinung nach, ist es schon klar, dass der Tod des Mannes eine Vorausdeutung auf den Tod des Vaters ist. Das musst du nicht noch hinschreiben.

Und zwei kleine Fehlerchen:
Vor "Vielleicht..." fehlt ein Punkt. Es heißt DAS Radio.

Habe deine Geschichte gerne gelesen.

Gruß,
Ellen

 
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Liebe Ellen!

Manche Dinge geschehen und die Gedanken sind dabei nicht steuerbar. Was dir beim Lesen bereits klar erschien, musste mir erst mit einer Frage begegnen.
Danke fürs Gernlesen und die Radio-Korrektur.

Herzlichen Gruß an dich, Eva

 

Hallo schnee.eule,

ich finde es ja immer wieder schön, Geschichten von dir zu lesen. Diese hier zeigt gut auf, welche Ängste ein Ort der Hilfe, wie ein Krankenhaus uns auch immer wieder macht. Angst vor dem Tod, vor dem Verlust und vor der Hilflosigkeit. Der Tod als etwas alltägliches hat immer noch seinen Schrecken und auch wenn jeden Tag Menschen sterben, sind wir doc selten direkt dabei oder davon betroffen. Sind wir es doch, löst es unwillkürlich in uns etwas aus, das schwer zu fassen ist.
Der zweite Aspekt der Geschichte ist die Vorhersehung. Nebne zarten Pflanzen des Verdrängens (er ist erst Mitte 40, als ob das ein Grund wäre, nicht sterben zu können; vielleicht beruhigt sich die Atmung wieder) beschreibst du den Tod des Mannes im Kontext als Generalprobe. Ich würde es noch allgemeiner interpretieren, denn selbst wenn der Vater das Krankenhaus wieder gesund verlassen kann, ist die Episode eine Vorbereitung auf den Verlust durch Tod, auf das Erleben des Todes als Teil des Lebenskreislaufs.
Einige Sätze habe ich als sprachliche Stolpersteine empfunden. Insofern folgt jetzt etwas Textarbeit.

Sein Gesicht strahlt soviel Güte aus, soviel Selbtverleugnung.
Ich gebe zu, dass mch der Satz bei mehrmaligem Lesen weniger gestört hat, beim ersten mal allerdings habe ich gestutzt, nicht wegen des Kontrastes zwischen Güte und Selbstverleugnung (die ich persönlich eher mit härteren Gesichtszügen assoziiere), sondern wegen des "soviel". Das weckt irgendwie die Erwartung dampsste noch was kommen. Wie wäre es, auch das in Beziehung zu dem gesunden Vater zu setzen. Hat das Gesicht das schon immer ausgestrahlt oder tut es das erst jetzt im Krankenhaus?
Mein Vater zeigt mir die Ohrstöpsel die er für die Nacht bekommen hat. Vielleicht kann er damit schlafen, hört er den befremdenden Ton, seines Nachbarn nicht.
Anstelle des "damit" würde ich eher "heute Nacht" schreiben oder es ganz weglassen. Dass sich die Überlegung auf die Ohrstöpsel bezieht ist klar. Vielleicht bin ich hier aber auch wegen des ausgelassenen (und nicht notwendigen) wenn gestolpert.
Ein Radio hat ihm Mama mitgebracht.
In dieser ganzen Passage sind die Impressionen etwas unklar, zum Beispiel könnte sich "Ich blicke in sein Gesicht" sowohl auf das Gesicht des Sterbenden wie auf das des Papa beziehen. Ich gehe davon aus, es bezieht sich auf den Sterbenden. Der Satz mit dem Radio wirkt irgendwie zwischen den anderen verloren, außerdem könnte sich auch das auf den Sterbenden beziehen.
Es kostet mich unwahrscheinliche Anstrengung, halbwegs den schräg aufgerissenen Mund, die Rundung des Kopfes zu formen.
Diesen Satz würde ich wohl fast gaz weglasssen. Diese sachliche Feststellung stört die spürbare Antrengung für mein Gefühl mehr, als es sie wiedergibt. Ich emfpand sie ohne für mich greifbarer.

So, bevor die räumliche Wirkung nun wieder etwas Gegenteiliges ankommen lässt, deine Geschichte hat mir gut gefallen. :)

Einen lieben Gruß, sim

 

Lieber Sim !

Schön, dass du reingeschaut hast in meinen "Bericht". Ich kann ihn nicht ändern, nichts weggeben, nichts dazuschreiben. Es war mein gestriger Nachmittag im Krankenhaus und alles ist so empfunden, so gesehen worden, unverrückbar. Es war der erste Mensch den ich sterben sah und das Aufnehmen des Nichtbegreifbaren musste einfach in der Form des Malens und des Schreibens in einem regelrechten Loslassen umgesetzt werden.

Einen schönen Abend für dich, herzlichen Gruß, Eva

 

Liebe Eva!

Ich denke doch, dass man dazu etwas sagen kann, darf, soll, sonst hättest Du es nicht hier her gestellt, das weiß ich bei Dir.
Mir hat der Text gut gefallen, die Sprache ist rund und gleichmäßig, fließt dahin, obwohl sie abgehakt ist, die Sätze unverbunden.
Du bringst mir die Situation im Krankenhaus nahe, lässt mich mitsehen und fühlen - ich kann mir die ganze Situation gut vorstellen - und allein deswegen finde ich die Geschichte sehr gelungen. Wenn ich so mit dabei sein kann, hast Du mich erreicht.

Liebe Grüße - Anne

 

Hallo schnee.eule,


um was geht es in dieser Geschichte?

Natürlich geht es um Tod, natürlich ist es etwas anderes, wenn man den Tod eines Menschen direkt erlebt, auch wenn man weiß, dass der Tod zur Natürlichkeit unseres Daseins gehört.
Zitat:
Ich erzähle ihr kurz davon. Dann essen wir und ich bin recht froh, dass sie sich mit Freunden trifft, lebt.

Für mich geht es in dem Text um das Weiterleben, trotz der Zerstörung des Lebens durch Krankheit, um die Akzeptanz des Todes im Alltäglichen. (Das Alltagsleben wird repräsentiert durch die unterbrochene Arbeit, die fast schon analytische Beobachtung des Sterbenden: „Ich wusste nicht, dass man das wirklich sieht. Sie haben keinen Glanz mehr, sondern verschwimmen hinter einem Schleier“ usw.).
Zu den gemalten Blumen wird ungeplant der Kopf hinzugefügt, die Blumenidylle gestört, aber die Blumen bleiben.
„Es kostet mich unwahrscheinliche Anstrengung, halbwegs den schräg aufgerissenen Mund, die Rundung des Kopfes zu formen“
Die Anstrengung ist sicher nicht maltechnisch zu verstehen, sondern ist ein Hinweis auf den innerlichen Widerstand der Malerin einen Teil der „Schönheit“ ... „den Spuren von Verbitterung“ in ihrer Seele zu opfern.
Doch die Hauptsache für sie (und ihren Vater) ist im Moment: Sie „lebt.“

"ja jetzt die Amtung" - Atmung.

LG,

tschüß... Woltochinon

 

Servus Illu!

Ich weiß, dass es eine gewisse Zumutung an den Leser ist, ihn mit unbearbeitetem Text über das Erlebte zu konfrontieren. Andererseits erscheint es mir in Nachhinein als eine Anforderung es genauso wie es erlebt wurde auszudrücken. Nicht verfeinert mit den Gerüsten des Geistes, den Bildern der Metaphern usw. - sondern einfach als Spiegel zum Hineinschauen.

Die Wichtigkeit die das Ohr erreicht - das hast du gut herausgehoben. Mein Empfinden war übrigens - es schien in dem Moment alles gleich viel Wert zu besitzen. Die Fragen die ich mir stellte, das Feststellen von Zuständen durch die Mutter, das Beobachten des sterbenden Mannes, die Sorge um den Vater, der Vorwurf der Verantwortlichkeit, der einfach weiterlaufende Spitalsalltag - alles schloss sich zu einem Kreis der Gleichwertigkeit. Das empfand ich wohl eigenartig, aber auch sehr aussöhnend mit allem.

Lieben Gruß, Eva


Servus Lukas!

Da hast zu schon recht damit. Wenn man so einem Geschehen beiwohnt, eingebunden ist darin, verlieren sich die Worte. Insofern ist es tatsächlich auch ein Versuch Sprachlosigkeit zu transportieren. In meinen anderen Geschichten spiele ich ja auch mit Sprache, suche Bilder durch sie lesbar zu machen. Dies hier war ein anderes Ausdrücken, entfernt vom Erklären wollen, vom Einfühlen lassen, vom Interpretieren - deshalb vielleicht die für dich spürbare Distanz. Wie schon vorhin geschrieben, die Höhen und Tiefen von Wichtigkeiten relativieren sich in so einem Moment, wodurch die Nuancen der Betonung sich fast auflösen.

Lieben Gruß, Eva

Liebe Maus!

Ja, du sprichst da etwas an was mir selbst noch nicht so bewusst war. Denn ich fragte mich schon selbst, warum stelle ich so eine persönliche Erfahrung hier rein, ohne sie vorher hinterfragt und reflektiert zu haben wie ich es ja sonst immer tu. Wahrscheinlich weil ich andere an dem Geschehen teilhaben lassen wollte, sie genau mit dem konfrontieren wollte wie ich es erlebte, unverschönt, aber auch nicht dramatisiert, einfach pur. Und wenn du sagst, du warst beim Lesen dabei, wurdest erreicht, dann bin ich dir dankbar.

Lieben Gruß, Eva


Servus Woltochinon!

Du hast eine entscheidende Stelle entdeckt. Das Bild an sich, das Arbeiten an dem Gesicht des Sterbenden vermischt mit der freundlichen Sommerwiese. Einen Teil der Schönheit des sonnigen Bildes, dem Schatten, dem Tod zu widmen war etwas ganz Besonderes und in keiner Weise konstruiert, war ein Zusammentreffen ohne Plan. Mein ganzes Empfinden an diesem Abend war das ruhige Annehmen, die Akzeptanz vom Sterben, vom tot sein, als einen Teil des Lebens. Und das Sehen, dass ein Mensch zehn Sekunden vor dem Tod und zehn Sekunden nach dem Sterben einen völlig anderen, wieder seltsam lebendigen Gesichtsausdruck in all dem im Schmerz erstarrten Gesicht trägt, hat sich in dem Bild durch die Wiese und den Sterbenden durch Zufall wiedergefunden.

Lieben Gruß, Eva

 

Tod in schwarz und Gold

Hallo schnee.eule,

beeindruckend finde ich in der Geschichte, deine emotionslose Sprache.
Sie hinterlässt in mir ein, ja, möchte fast sagen, dumpfes Gefühl des Unabänderlichen.
Du beobachtest das Sterben eines Menschen. Er ist nicht mehr zu retten. Man findet sich damit ab, ohne Panik, ohne Trauer für den fremden Toten.
"Er hat aufgegeben", sagtest du zu der Schwester.
"Ja", hat sie geantwortet.
Wie einsam der Tod doch kommen kann. Aber vielleicht ist es so leichter für den Sterbenden. Niemand ist da, der ihn aufhalten will, der Abschied fällt nicht so schwer? Ich weiß es nicht.
Ich versuche zu verstehen, warum du nicht das Bedürfnis hattest, seine Hand zu halten, als du den Tod kommen sahst.
Aber vielleicht stelle ich mir das auch einfacher vor, als es ist.
Nur, der Gedanke, dass zwei gesunde Menschen in einem Raum verweilen, in dem jemand stirbt und der Todesvorgang wird nur beobachtet, macht mich sehr nachdenklich.
Ist es Angst, oder Ohnmacht, die einen "fesselt".
Ich hoffe, nie in eine solche Situation zu kommen.

Das du sein Antlitz in dein Blumenbild integriert hast, hat mir gut gefallen.
Ich hoffe, das seine Seele, auf einer solchen Wiese, erwacht ist.

Entschuldige, dass meine Gedanken sich nicht mit deinem Vater befassen.
Doch der Kern deiner KG, war für mich, der sterbende Mann.

lieben Gruß,
coleratio

 

Servus Coleratio!

Ich verstehe gut was du meinst. Aber die Situation war nicht so wie man es sich vorstellen mag. Ich hatte keine Ahnung, dass dieser Mensch stirbt, gar keine. Wie ich heute weiß, war auch das Personal nicht auf einen so schnellen Tod eingestellt. Da lag einfach ein Mann im Nebenbett meines Vaters und wir besprachen wie mein Vater nachts schlafen könne, wenn der Kranke dermaßen laut stöhnt. Das ist auf einer Krebsstation nichts Außergewöhnliches, das ist Alltag. Der Mann war auch nicht bei Bewusstsein, die Augen nach oben verdreht lag er nur extrem stöhnend da - wie mein Vater sagte, bereits den zweiten Tag. Du nimmst das hin weil viele Menschen unter stärksten Dorgen wie Hochdosen Morphium stehen, um die Schmerzen überhaupt auszuhalten. Wir versuchten auf Papa konzentriert, halbwegs normal zu plaudern. Und in diesem Plauderton fiel das Längerwerden der Stöhnpausen auf. Irgendwie meint man, dass der Mensch jetzt ruhiger wird, vielleicht schläft er erschöpft in der Bewusstlosigkeit weiter. Dann wird man irgendwie doch aufmerksamer weil die Ruhe zunimmt. Du musst dir vorstellen, das ganze passierte innerhalb von wenigen Minuten, zehn vielleicht, maximal. Ich war ja gerade erst gekommen, vielleicht hat ihn auch mein Plauderton eingelullt, ich weiß es nicht, werde es nie wissen. Aber diesen Menschen zu malen war wie eine Erlösung. Das Bild steht noch da und ich blicke es immer wieder an. Ohne Grauen, ohne Leid, als das was es ist. Der Punkt im Sein eines Menschen wo etwas endet um beginnen zu können. Dessen bin ich mir jetzt ganz sicher.

Lieben Gruß, Eva

 

schön das du mir die Erklärung zu meinen Gedanken geschrieben hast.
Das verändert das Bild in meinem Kopf :)

einen schönen Sonntag noch.
lieben Gruß
col.

 
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Hallo Schnee.eule,
der Tod ist ein Thema, dem ich mich auch oft widme. Meine Gedanken an meinen Vater führen mich automatisch dorthin, was mich persönlich schmerzt. Es ist unfassbar, plötzlich und trifft dich unvorbereitet. Gerade diese Sätze

Eigentlich komme ich immer vormittags von meiner Dienststelle herüber. Heute hab ich aus unerfindlichem Grund vergessen. Bin aufgesprungen von der Arbeit und erst nachmittags zum Pavillon 23 gegangen. Das ist noch nie passiert, nur heute.
machen deutlich, wie die Verdrängung funktioniert.
Ich erkannte mich wieder. Und ich spüre ein wenig aufkommendes Schuldbewußtsein.

Alles Gute für Euch

Goldene Dame

PS. Die Beschreibung des sterbenden Mannes, der seinem Krebsleiden erliegt, ich bewundere dich dafür. Dieses Bild in meinem Kopf, als mein Vater starb, hätte ich nicht schriftlich wiedergeben können.

 

Servus Goldene Dame!

Während des Sterbens lieber Menschen geht das Leben daneben weiter. Ich denke, ungenützte Zeit die man gehabt hätte um noch mehr zu geben, oder um noch ein bisserl was zu bekommen mit Schuldgefühlen aufzufüllen, würde ein wirkliches Loslassen verhindern. Das hieße aber den Toten festzuhalten, unfrei zu machen. Vielleicht hilft dir dieser Gedanke.
Alles Liebe für dich - Eva

 

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