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Tod dem fröhlichen Piepmatz

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03.11.2003
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Tod dem fröhlichen Piepmatz

Zwitscher, Zwitscher, Zwitscher, Zwitscher, Zwitscher, Zwitscher.........Bumm. Ich hasse Vögel; vor allem wenn sie so fröhlich zwitschern wie der eine da eben. Ich meine, was soll das überhaupt? Ich befinde mich gerade in einer wahrhaftig beschissenen Lage, wo wirklich nichts mehr geht, und der komische Vogel trällert da ganz einfach seine fröhliche Melodie in die Welt hinaus. Macht er das mit Absicht? Möchte er mich etwa kränken? Egal, jetzt ist er tot, und er kann von mir aus dem Höllenhund Zerberus mit seiner übertriebenen Fröhlichkeit auf den Piepmatz gehen. Mich läßt er jetzt bestimmt in Ruhe, jetzt wo sein vom Schuß zerfetzter Leichnam vom Ast herabbaumelt. Haha, sein kleiner Fuß, eingehakt in einer klitzekleinen Astgabel, läßt ihn nämlich einfach so hängen. Grausames Schicksal. Er ist nun tot, so wie ich. Bloß der kleine Unterschied liegt darin , daß ich noch lebe, er aber nicht. Da muß ich ihn gleich zu seinem Glück beglückwünschen, wenn ich ihn im Himmel wiedersehen werde. Komische Vorstellung einen toten Piepmatz im Himmel zu begegnen, da will man doch meinen, daß nur Lebende fliegen können. Hehe. Galgenhumor. So kurz vor der Erlösung noch so lustig zu sein, kann ganz schön deprimierend sein. Da weiß man gar nicht, ob man weinen oder lachen soll.

Ach, es ist doch alles so schrecklich. Anfangs hat es noch einigermaßen gut für mich ausgeschaut, so als ob Gott mit mir ein klein wenig Erbarmen hätte, schickte er mir die einzige Person mit der ich reden konnte in meine Arme. Doch dann, entweder hat es sich der liebe Herrgott noch anders überlegt, oder aber er trieb ein sadistisches Spiel mit mir, entriß er sie mir wieder, die einzige Person mit der ich so halbwegs konnte, ohne sie gleich zum Teufel zu wünschen, und das ohne Vorwarnung. Ganz unerwartet. Im 7.Monat befand sie sich zu dem Zeitpunkt, als uns auf der Bundesstraße ein Golf GTI sich mit mehr als 130 Sachen von vorne in unser Fahrzeug gebohrt hat. Beide Autos waren dann derart ineinander verkeilt, daß meine Frau , und mit ihr mein ungeborenes Kind, mit ihrem Oberkörper , über das Lenkrad durch die zersplitterte Frontscheibe im anderen Fahrzeug, nach einem gräßlich lauten Knall, mit weit aufgerissen Augen und Wunden zum Liegen kam. Sie war nicht angeschnallt, ich schon. Infolgedessen habe ich mir beim Crash ein Schleudertrauma, und eine mittlere Gehirnerschütterung, nachdem ich mit einem dumpfen Knall auf das Handschuhfach geknallt bin, geholt. Ach ja, und meine Beine - sie befanden sich zwar noch dort wo ich sie liegengelassen habe, bloß ich konnte sie nicht mehr bewegen. Wie denn auch? Eine rasierklingenscharfe Metallleiste hat sich vom Fahrzeug gelöst und meine Beine mit einem sauberen Schnitt vom restlichen Körper durchtrennt. Das begriff ich anfangs noch nicht, erst als mich die Sanitäter aus dem Wagen schnitten und mich heraushoben ......ohne meine Beine. Trauriges Schicksal. Mein Mädchen mit dem aufgeschlagenen Gesicht war tot. Mein zukünftiger Nachwuchs wurde ausgelöscht, bevor er überhaupt auf der Welt war. Der andere Fahrer, mit einem irrwitzigen Ausdruck auf dem Gesicht, ist ebenfalls gestorben. Nur ich habe wieder einmal den Schwarzen Peter gezogen, und war wieder ganz allein auf dieser gottverdammten Welt. Verlassen und einsam. Meine Frau war in diesem Lebensabschnitt meine einzige Motivation noch am Leben zu bleiben, in der Arbeit lief es nicht rund, Freunde, die zu mir standen, konnte ich nach dem Unfall auf meinen nicht vorhandenen Zehen abzählen und die Familie war entweder bereits tot oder waren für mich schon gestorben, und jetzt, jetzt ist sie fort - für immer. Meine geliebte Zukunft, meine geliebte Frau. Grausames Schicksal. Und nun, was ist mir geblieben? Das Einzige was mich noch am Leben hält ist die Vorstellung bald zu sterben. Sterben und all diese Qualen hinter mir, auf einer Welt wo Ungerechtigkeit und Zizanie regiert, zurückzulassen. Ich bin froh, daß ich heute von dieser Welt Abschied nehmen kann und in die anonyme Totenwelt entfliehen kann.

Ruhig rollte er mit quietschendem Geräusch dem Abgrunde entgegen. Kurz schaute er sich noch einmal um, wohl in der Hoffnung, ob sich ein vertrautes oder zumindest das Gesicht eines neugierigen Schaulustigen, der sich als Held aufspielen und ihn vielleicht noch einmal ins Leben zurückreißen hätte können, zeigte, aber nein, niemand da. Es war wirklich ein schöner Tag zum Sterben. Der Hang, leicht abschüssig, schob ihn sanft der Erlösung entgegen. Nichts konnte den Todgeweihten mehr aufhalten. Er war bereit zu sterben, um Frau und Kind in die Arme nehmen zu können. Adieu, du unfaires Leben.

 

Hallo StilleFeder!

Also über deine Geschichte bin ich geteilter Meinung. Zum einen ist es ein trauriges Thema das bewegt andererseits finde ich du hast viel zu oberflächtlich geschrieben. Die Stimmung selbst ist ein wenig flach und der Text lest sich mehr wie ein Zeitungsartikel aber gute Ansätze sind auf jeden Fall da. Am besten du gehst nochmal drüber und peppst sie ein wenig auf.

Mfg, Dreamcatcher

 

Hallo Dreamcatcher,

danke für dein Kommentar. Ich bin erst einmal froh, daß du den Text nicht ganz zerissen hast und ein paar gute ansätze finden hast können (würde mich interessieren, welche dir besonders ins Auge gestochen sind?).

Ach ja, wie hast du das gemeint, daß sich die Geschichte wie ein Zeitungsartikel liest? Ist mein Schreibstil so gefühlslos und nüchtern..mir ist nicht ganz klar wie du das gemeint hast.

Und wie bekomme ich die Oberflächigkeit am Besten aus dem Text heraus? Soll ich mehr über die Hauptfigur schreiben? Über seine Gefühle, sein Leben etc.?

mfg stille Feder

 

Hallo Psychrempel,

danke für Deine aufmunternde Wortmeldung, aber das mit

Seelen die dabei sind "ihre Welten zu wechseln ", sollte man keinesfalls "aufpeppen"!

habe ich nicht ganz verstanden. Was meinst Du im spezifischen damit?

wünsche Dir einen schönen Sonntag,
stille Feder

 

Hi Stille Feder!

Deine Geschichte hat mich nur mäßig bewegt. Dein Portagonist ist so sehr von Selbsthass und Aufgabe zerfressen, dass es keine positiven Töne mehr in ihr gibt. Leider aber auch keine detaillierte Auseinandersetzung mit seiner Lage. Für ihn ist alles schrecklich, und zwar so sehr, dass er sich das Leben nimmt.
Das reicht mir nicht. Du sammelst eine ganze Menge an negativen Erfahrungen an - Familie hat sich zerstreut, Freunde haben sich abgewandt, die Frau stirbt hochschwanger, er selbst verliert beide Beine, der Job ist weg - und stellst damit eine Ausgangssituation dar, die für jeden Menschen auswegslos erscheint. Eine spannende Geschichte wäre es geworden, wenn Du aufgezeigt hättest, wie er mit dieser Sutuation zu leben lernt, nach und nach wieder Hoffnung und Freude erlebt.
Zudem ist die Geschichte weder romantisch noch erotisch, ich verschiebe sie deshalb mal in "Alltag", wo sie meiner Meinung nach am Besten aufgehoben ist.
Lieben Gruß

chaosqueen

 

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