Tod aus der Zukunft
Ich saß beim Mittagessen und blätterte durch die Zeitung. Mein Blick blieb an einem Mordfall hängen. Ein 15-jähriges Mädchen wurde erstochen auf einem Feld gefunden. Bestürzt stellte ich fest, dass sie genauso alt war wie ich. Plötzlich lief mir ein Schauer über den Rücken, denn der Mord hatte hier ganz in der Nähe stattgefunden. Gebannt las ich weiter und erfuhr, dass sie sich auf dem Weg nach Hause befand. Dort kam sie jedoch nie an. Aufgeregt stopfte ich die Zeitung in meinem Rucksack und machte mich auf den Weg zum Skaterpark.
„Hey, Sophia“, begrüßten mich meine Freunde. „Ihr glaubt nicht, was ich eben gelesen habe!“, platzte es aus mir heraus. „Hier treibt sich ein Mörder herum!“ „Wirklich? Davon habe ich ja gar nichts mitbekommen“, wunderte sich Jan. „Doch, doch schaut mal, ich habe den Artikel sogar hier“ Ich kramte in meiner Tasche und holte die Zeitung heraus. Blöderweise fehlte das Blatt mit dem Artikel. „Mist, ich fürchte, der liegt noch zu Hause“, ärgerte ich mich und schlug mit meiner flachen Hand gegen meinen Kopf. Da bemerkte ich den irritierten Blick von Melissa. „Ich habe gerade im Internet nachgeschaut und nichts dazu gefunden“, sagte sie skeptisch. „Sicher, dass du uns keinen Streich spielen möchtest?“ „Natürlich bin ich mir sicher! Sowas denkt man sich doch nicht aus.“ „Komm runter, Sophie“, sagte Jan leicht genervt. „Lass uns diese Geschichte vergessen. Ich habe letztens einen neuen Trick auf der Halfpipe gelernt. Komm ich zeig euch denn!“
Die Sonne war schon untergegangen, als ich auf meinem Skateboard nach Hause fuhr. Schließlich kam ich an den Feldern vorbei und da musste ich wieder an das tote Mädchen denken. Hier in der Nähe hatte das Verbrechen stattgefunden, wenn es überhaupt stattgefunden hatte. Tatsächlich ließ sich im Internet nichts dazu finden. Komisch eigentlich. Ein Mord an einem so jungen Mädchen müsste doch für Aufmerksamkeit gesorgt haben. In diesen Gedanken versunken bemerkte ich das Auto hinter mir erst, als es nur einige Meter hinter mir war. „Idiot“, dachte ich mir. „Fährt mitten im Dunkeln ohne Licht.“ Ich trat einen Schritt zur Seite, damit er überholen konnte. Plötzlich blieb das Auto stehen. In mir läuteten auf einmal alle Alarmglocken. Als sich auch noch die Fahrertür öffnete, sprintete ich los. Auf dem dunklen Feldweg geriet ich schnell vom Weg ab. Ehe ich mich versah, befand ich mich mitten auf einem Maisfeld. Ich hörte Schritte hinter mir, die schnell näherkamen. Ich hörte nicht auf zu laufen, stolperte jedoch immer wieder über die noch kleinen Maispflanzen. Wenn ich jetzt hinfallen würde, würde man meine Leiche genauso wie die des Mädchens auf dem Feld finden! „Lauf nur“, durchbrach eine emotionslose Stimme die nächtliche Stille. „Du wirst mir nicht entwischen!“ Vor Grauen drehte ich mich kurz um. Das war ein großer Fehler gewesen. Ich übersah eine Kuhle und schlug hart auf dem Boden auf. Das Letzte, was ich sah, war ein grinsender Mann mit einem scharfen Messer in der Hand.
„Mädchen erstochen auf dem Feld gefunden“ war die Schlagzeile vieler Zeitungen am nächsten Tag. „Die Familie sagte aus, dass das 15-jährige Mädchen von einem Treffen mit ihren Freunden, auf den Weg nach Hause war“, berichtete die Zeitung. Was die Familie jedoch verschwiegen hatte, war die Tatsache, dass sich schon am selben Abend der Bericht über ihre tote Tochter unter dem Küchentisch befand. Der Artikel war schon veröffentlicht worden, als Sophia noch lebte. War dies eine Warnung an Sophia aus der Zukunft gewesen?
Ende