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Toby und sein Haustier

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21.11.2014
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Toby und sein Haustier

Mit den Erinnerungen verhält es sich manchmal so wie mit den ehemaligen Lieblingsspielsachen.
Entweder man hebt sie auf. Oder sie landen auf dem Müll. Vielleicht kann ein anderer etwas damit anfangen.
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur eins: Die Fragen nehmen mit jedem Tag zu.
Warum habe ich mich so verhalten?
Da wäre zum einen die Sache mit dem Roman. Ich meine, warum habe ich nicht gleich etwas gesagt? Der Verlag rief mich an und wollte mit mir über das Skript sprechen. Und ich hörte einfach zu. Es war lange her, dass ich über eines meiner Skripte mit einem Verlag sprechen durfte. Sie waren begeistert und erklärten mir die Pläne und Termine. Ein paar Wochen später erschien es dann. Hier und da gab ich ein paar Signierstunden. Alles war wieder wie früher. Ich war wieder im Spiel. Der Verlag war zufrieden. Ebenso mein Agent. Alles war perfekt. Bis auf die Tatsache, dass mit diesem Buch ein paar Fragen aufkamen.
Und ein paar Probleme. Denn die Räder drehten sich bereits.

Das Buch war ein Bestseller. Und was für einer. Ich wurde verglichen, interpretiert und gefeiert. Doch mit der Geschichte, die sich zwischen den Buchdeckeln versteckte, schlich sich ein Virus in die Realität. Alles begann aus dem Ruder zu laufen.
Und irgendwann gab es da diese Vermutung, dass mein Roman die Ursache sei. Das war natürlich zu jener Zeit, als es schon zu spät war. Der Schaden war bereits angerichtet. Die Paranoia griff um sich, wütete und infizierte jeden Leser.
Für jene gab es zwei Arten des Wahnsinns.
Die eine war -
sich zu verstecken.
Sie verkrochen sich in den Kellern. Unter den Häusern. Unter der Fassade der Normalität. Sie wollten einfach nicht mehr raus. Bis der Hunger sie auffraß. Anfangs bemerkte man das gar nicht. Hier und da schien es, als würden Leute verschwinden. Doch das war nur eines der Dinge, die weitere Fragen aufwarfen.
Warum?
Wieso?
Wie konnte das passieren?
Und während ich das hier auf ein kleines Stück weiße Tapete schreibe, frage ich mich, für welchen Wahnsinn ich mich entscheiden würde. Wenn ich mich entscheiden müsste. Oder könnte.
Aber für mich galt das anscheinend nicht. Bin ich immun?
Wie gesagt: Die Fragen nehmen mit jedem Tag zu.
Warum hatte ich von Anfang an nichts gesagt? War es die Verzweiflung? Seit Jahren wurden sämtliche Skripte von jedem Verlag grundlos abgelehnt. Und auf einmal war ich wieder gefragt. Habe ich deshalb nichts gesagt? Nicht gesagt, dass die Geschichte, um die es in dem Buch geht, gar nicht von mir ist?
Sie ist doch nicht von mir oder? Habe ich deshalb nichts gesagt, weil ich mir hin und wieder nicht sicher bin? Mal glaube ich, dass es so sein könnte. Dass ich es geschrieben habe. Aber dann frage ich mich auch -
wann und wo?
Die Sache mit dem Erinnern ist meine kleine Nemesis.
Seit dem Unfall vor langer Zeit. Selbst heute noch gibt es Momente und Stunden die im Schleier verschwinden. Und nicht immer sind die Tabletten daran schuld. Manchmal scheint auch etwas anderes der Grund zu sein.

Die Straßen sehen friedlich aus. Alles scheint normal zu sein. Dann ist es immer am gefährlichsten. Ich steige auf mein Fahrrad und fahre los. Schnell. Schneller. Immer. Auch wenn die Anderen, jene die nicht in den Kellern verhungern, harmlos wirken, so lauert in ihnen der andere Teil.
Das andere bisschen Wahnsinn.
Fressen oder gefressen werden, denke ich.
Ich erinnere mich nicht mehr an bestimmte Teile meiner Kindheit. Einzelne Kapitel scheinen einfach rausradiert worden zu sein. Nachdem ich fiel. Und fiel.
Auch an Toby werde ich mich nie wieder erinnern können. Eigentlich kann Toby also gar nicht existieren. Und eigentlich kann ich euch auch deshalb gar nicht von Toby erzählen. Aber genau darum geht es doch. Das Grauen steckt im Fehler.
Ich habe mir die Geschichte immer und immer wieder durchgelesen. Jedes Mal blitzen Bilder auf. Das kann ein Teil der Fantasie sein. Es kann daran liegen, dass ich es wirklich geschrieben habe. Es kann aber auch ein Stück geraubte Erinnerung sein. Aber ich erinnere mich nicht. Nicht daran wie ich Toby dabei erwischt habe. Daran wie er sein eigenes ganz besonderes Haustier hielt. Auf den Straßen wirkte das Leben so normal wie immer. Aber in seinem Keller bewahrte Toby seine Nichtmenschlichkeit auf. Er war für mich, damals als ich klein war, ein Monster in Menschengestalt. Mit Menschenhaut. Und Menschenaussehen. Etwas vor dem man sich fürchten musste.
Und in meiner Fantasie bin ich jener Held, der seine Angst besiegt und dieses besondere Haustier, das wie ein kleines menschliches Wesen aussieht, rettet.
Aber solche Tage passieren nur in den Geschichten, die gelobt in den Bücherregalen stehen und über die man redet. Während ich mich nicht daran erinnere, ob ich weglief und fiel oder etwas unternahm und gestürzt wurde.
Doch ich kenne dieses Angstgefühl. Tief im Inneren. Vor solchen Tobymonstern. Die einem sagen, dass sie die Macht über Alles und Jeden haben. Dieses Grauen an das man glaubt, wenn man klein ist, während die Ungeheuer groß erscheinen. Das macht sie so gefährlich. Vielleicht bleiben Kinder immer klein und die Monster werden schon groß geboren.
Ich weiß es nicht.
Ich erinnere mich nicht an die Geschichte einer Rettungsmission, die ich geschrieben haben soll und weshalb mich der Verlag anrief. Aber ich habe nichts gesagt. Ich habe nur dagestanden. Vielleicht nicht zum ersten Mal in meinem Leben. Nur dass ich dieses Mal nicht falle. Denn als Toby vor ein paar Wochen starb, wurde der Roman an einen Verlag geschickt.
Und jeder der damit in Berührung kam, steckte sich unweigerlich an.
Es war ein schleichender Prozess.
Die Verwandlung war kaum sichtbar.
Die Einen wurden Tobymonster.
Und die Anderen verkrochen sich.

Es sei denn, ich unternehme dieses Mal etwas.

 
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Hallo Herr Unbekannt,
Willkommen hier. Habe Dein Geschichtchen runtergelesen. Hat Spass gemacht. Nur der Anfang war zäh, vielleicht wegen:

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
langweilige Floskel. Raus damit!
damit es jeder lesen konnte
Kann auch weg, denn das ist klar.
Denn Geld gab es ja auch noch reichlich.
"reichlich" könnte weg.
Das war[Komma] nachdem die Leute anfingen paranoid zu werden.
Und die Menschen verwandelten sich entweder in verrückte Tobymonster oder in kleine Wesen die gefangen gehalten wurden.
Waren die Käufer des Buches dann Tobymonster? Vielleicht könnte dieser Satz im Präsens stehen, um klar zu machen, dass die Verwandlung jetzt passiert und gesunde Menschen das Buch kauften.
Viele Grüsse
Fugu

 

Hallo Herr Unbekannt,

ich fands auch nicht übel, aber das ist ja Lyrik. Müßte in ne eigene Kategorie.
Nicht übel, weil es flott geschrieben, aber ein "Horror" stellt sich bei mir nicht ein deswegen.

Gruß
F

 
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Dank dir für deine Kritik. Besonders was die Floskel anging und das Ende. Ein Ende sollte immer klar sein. Selbst wenn es unklar ist. Dann sollte zumindest das klar sein ^^

Für mich versteckt sich der Horror darin, dass es ungeklärt ist.
Das Wieso und das plötzliche Auftauchen soll der wahre Horror sein.
Sowie das Tobywesen.

Aber man kann es natürlich auch als Lyrik ansehen. Auch wenn das definitiv nicht beabsichtigt war. Da scheint meine Geschichte wohl über eine kleine Grenze getippelt zu sein ^^.

Danke für dein Kommentar und das du es gelesen hast.

 

Hallo Herr Unbekannt,

habe Deine Geschichte gerne gelesen, obwohl das überhaupt nicht mein Genre ist. Ich will immer alles logisch aufgedröselt haben. Was aber bei Seltsam oder Horror meist nicht funktioniert. Trotzdem.
Ein Interpretationsversuch:

Ich erinnere mich nicht an den Tag, als ich dieses kleine Haustier in Menschengestalt retten wollte.
Weil dieser Tag nie wirklich passiert ist.

Wurde dieser Erzähler von Toby entführt und im Keller versteckt? Und irgendwann gerettet...
Sehe ich das richtig?

Ganz guter, kleiner Text.

Gruß Kerkyra

 

Hallo Keryra,

dann danke ich dir erstmal für das Lesen.
Ich finde, dass du es erstmal nicht falsch siehst. Im Kern hatte ich nur die Idee darüber zu erzählen, wie gefährlich Geschichten sein können. Sowohl die Erfundenen also auch die Echten. Daraus entstand dann das und es gibt viele Interpretationsmöglichkeiten. Das fand ich persönlich bei dem Text auch gut so. Und es war auch beabsichtigt, dass der Leser darin etwas sieht, das ich nicht gesehen habe.
Darum bin ich ja hier auf dieser tollen Plattform gelandet.

Wie du das siehst, find ich auf jeden Fall interessant und könnte richtig sein.
Ich sah darin etwas Alltägliches. Zum Beispiel solche Gelegenheiten, wo man etwas unternehmen wollte und sich nicht traute.

Und die Möglichkeit mit Geschichten auf etwas hinzuweisen, was passiert ist.
Was in dieser Geschichte nicht geschah, weshalb es dann solche Konsequenzen gab.
Wer dafür verantwortlich ist, das ist der Horror in der Geschichte.
Denn man kann nur vermuten, wer den Text schrieb.
Vielleicht das kleine Wesen im Keller, dass leider aufgrund eines Unfalls nicht gerettet werden konnte.
Aber ist dann wirklich das kleine Haustier der Horror?
Oder doch Toby...

 
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Servus Herr Unbekannt, willkommen hier.

Du hast ja schon einige positive Resonanz zu deinem Text bekommen, dementsprechend entspannt kannst du vermutlich mit meiner Kritik jetzt umgehen. Die ist nämlich quasi ein gnadenloses Korrektiv zur Meinung der anderen.
Ich konnte mit der Geschichte so ziemlich gar nix anfangen, weder inhaltlich noch sprachlich.
Weder hat sie mir Spaß gemacht, noch habe ich sie besonders gerne gelesen. Ich empfand sie vorwiegend als nervend.

Aus mehreren Gründen: Zum einen, und das wiegt für mich am schwersten, weil ich einfach nicht kapierte, worum es da überhaupt geht. Um irgendein (sich selbst geschrieben habendes?) Buch, das ein apokalyptisches Dingsbums auslöst? Um einen Typen, der ein Trauma aus Kindheitstagen mit sich rumschleppt, weil’s ihn irgendwann irgendwo runtergehaut hat, oder so ähnlich? Um irgendein Monster, real oder von dem Typen bloß imaginiert? Keine Ahnung.
Also für mich ist das nicht mehr als nebuloses Herumschwadronieren, wobei ich dir als dem Autor nicht unterstellen will, dass da keine Erzählabsicht dahintersteckt. Nur entschlüsselt hat sich die mir halt leider überhaupt nicht.

Und stilistisch finde ich das Ding auch nicht gerade überambitioniert.
Gerade bei so einem verdichteten Text, der vieles in Andeutungen belässt, bzw. der aus einer Menge von Subtext zwischen den Zeilen besteht, wäre es für mein Gefühl immens wichtig, beim Schreiben ganz besonderes Augenmerk auf die Sprache zu legen. Da sollte wirklich jedes Wort und jede Formulierung passen, damit es nicht zu zusätzlicher Leserirritation führt. Diese sprachliche Sorgfalt vermisse ich in dem Text.

Also mich hat es wirklich ab der ersten Zeile geschleudert:

Ein Verlag rief mich an. Das Buch war einfach so da.
Äh, was soll das heißen, das Buch war einfach so da? Lag es als Manuskript im Posteingang des Verlags, oder schon gedruckt und gebunden palettenweise im Expedit?
Und überhaupt, ist das die Information, die der Erzähler am Telefon vom Verlag bekommt? Dann müsste der Satz entweder im Konjunktiv stehen (Das Buch sei einfach so da gewesen.), oder zumindest im PQP. (Das Buch war einfach so dagewesen.)

Von wem?
Von wem was? Geschrieben? Geschickt? Auf die Fußmatte vom Lektor gelegt?
Und überhaupt, wer fragt das? Wohl kaum der Verlag, wenn ein Name draufsteht

Das wusste keiner.
Zumindest im Verlag scheinen sie es aber gewusst zu haben, sonst hätten sie den Typen, dessen Name draufsteht, ja nicht angerufen.

Es kam in die Läden und ich unterschrieb fleißig Autogramme.
Er setzt seine Unterschrift unter Autogramme?

Ich fragte auch nicht nach dem Ort, wo es herkam. Und warum mein Name drauf stand.
herkam müsste strenggenommen auch im PQP stehen.
draufstand

Mein erstes veröffentlichtes Buch.
Ein Welterfolg, das in alle Sprachen übersetzt wurde.
das Welterfolg?

Irgendwann meinte jemand, dass mein Buch die Ursache war.
Konj. I sei

Das war, nachdem die Leute anfingen paranoid zu werden.
PQP

Wenn man klein ist, glaubt man den großen Monstern fast jedes Wort. Das macht es so gefährlich.
Was?

usw.

Von Beginn an ließ mich beinahe jeder zweite Satz stocken, zurücklesen, mich an der Stirn kratzen, es war also beileibe nicht das, was ich mir unter einem Lesevergnügen vorstelle.
Und der tiefere Sinn der einigermaßen extravaganten Formatierung mit diesen Zeilenumbrüchen aufs Geratewohl und dieser Unmenge von Leerzeilen hat sich mir auch nicht offenbart. Wirkt auf mich ein bisschen so, als sollte das Layout mangelnden Inhalt kaschieren.

Aber vielleicht bin ich auch einfach der falsche Leser für die richtige Geschichte.

Viel Spaß und Freude noch im Forum, Herr Unbekannt.

offshore

 

Hallo offshore,

ich danke dir für deine gute Kritik. Da muss ich mich auf jeden Fall noch mal länger damit auseinander setzen. Ich habe mir natürlich etwas bei der Sache gedacht und dass die Geschichte nicht für jeden interessant und lesenswert ist, ist ja auch normal. Aber deine inhaltlichen und sprachlichen Fehlerpunkte muss ich mir noch vornehmen und danke dir schon mal dafür. Das viele Dinge bei dieser Geschichte im Nebel liegen, soll auch so sein. Eine Qual sie zu lesen weniger. Aber im Endeffekt hast du dich ja auch damit auseinander gesetzt (siehe deine Fragen) und das war ja auch der Sinn.

Ein falschen Leser gibt es so schon mal nicht aus meiner Sicht zumindest. Für mich stellt sich im Nachhinein eher die Frage, will ich, dass solche Leser wie du mehr Zugang zur Geschichte erhalten oder will ich die Lücken weiterhin offen halten.
Ich warte mal noch andere Kritiken ab und kümmere mich in der Zeit um die Punkte, die du aufgeführt hast, was Inhalt und Grammatik angeht.

Also dir noch mal recht vielen Dank.

Unbekannt.

 

Hallo Unbekannt

Was mir an dem Text völlig fehlt, ist ein erzählerisches Element. Du hast eine Idee, aber die Umsetzung ist aufs Extremste reduziert, und deshalb fehlt dem Text eigentlich alles, was eine gute Horrorgeschichte ausmacht: interessante Figuren, ein Spannungsbogen, die Konfrontation mit einer ausweglosen Situation, vielleicht eine überraschende Wende. Und weil das alles fehlt, kann sich beim Leser auch kein Entsetzen, Ekel, Unbehagen oder was auch immer eine gute Horrorgeschichte ausmacht, auslösen.

Dazu ist es einfach zu verkürzt. Ich sage absichtlich nicht verdichtet, ich habe einfach das Gefühl, du hast eine Idee gehabt - vielleicht sogar eine Interessante, ein wenig schimmert das im Text durch - aber dir gelingt es nicht, diese Idee oder die mit ihr verknüpften Bilder zum Leser zu transportieren. Dazu erzählst du einfach zu wenig. Also ich weiß ehrlich nicht, was der Text bei mir bewirken soll außer einem Achselzucken. Mir gehts da wie ernst. Ich verstehe nicht, um was es da geht, und ich hab ehrlich gesagt auch keine Lust, mir dazu viele Gedanken zu machen. Es wäre deine Aufgabe als Autor, da Licht in die Sache zu bringen, damit am Ende eben nicht hunderte verschiedene Interpretationen möglich sind. Offene Enden sind durchaus erwünscht und können den Leser auch nachhaltig zwingen, über den Text nachzudenken - aber die müssen gut vorbereitet sein. Das hier ist kein offenes Ende, das ist eigentlich ein offener Text, der mir keinen Punkt bietet, wo ich einsteigen kann. Dann ist es einfach nur mühsam, darüber nachzudenken.

Wie gesagt, die Idee mag ganz gut sein, aber warum wagst du dich nicht an eine vernünftige Ausarbeitung? Es scheint hier um eine Apokalypse und ein tragisches persönliches Schicksal zu gehen, das lässt sich einfach nicht vernünftig in unter vierhundert Wörtern unterbringen.

Grüsse,
Schwups

 
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Hallo Herr Unbekannt,

Bei so einem Experiment, wo eine Geschichte auf das absolute Minimum reduziert wird, werden die Reaktionen wahrscheinlich immer sehr unterschiedlich ausfallen.

Ich mochte den Text. Das liegt aber glaube ich daran, dass ich ziemlich schnell eine Interpretation hatte, und in deren Licht betrachtet ist die Geschichte stimmig und der extrem reduzierte Stil passt.
Aber dadurch, dass so wenig "auf dem Papier" ist und so viel zwischen den Zeilen, gibt es halt sehr sehr viele Interpretationsmöglichkeiten, und tendenziell wünscht man sich als Leser doch, dass der Autor einen ein bisschen mehr an die Hand nimmt. Also länger dürfte eine Geschichte in diesem Stil keinesfalls sein, weil die Ungewissheit sonst quälend wird.

Ich habe die Geschichte so gelesen: Es gibt eigentlich keine Apokalypse und kein Buch, also nicht in der realen Welt der Geschichte. Der Erzähler hatte als Kind ein traumatisches Erlebnis, das er nicht verarbeitet hat, und die ganze Geschichte spielt sich in seinem Unterbewusstsein ab. Deshalb fand ich es auch passend, dass alles nur angedeutet wird.

Meine Vermutung ist, der Erzähler hat entdeckt, dass Toby ein anderes Kind in einem Keller gefangengehalten hat, und Toby hat versucht, ihn zu ermorden, damit das nicht entdeckt wird - das war der "Unfall". Der Erzähler hat zwar überlebt, aber das ganze Erlebnis aus Angst völlig verdrängt. Die Schuldgefühle lassen ihn aber nicht los, und deshalb hat er die Wahnvorstellung, dass die Geschichte in Form eines Buches wieder aufgetaucht ist und die ganze Welt in ein Abbild seiner Vergangenheit verwandelt hat.

Ob das jetzt deiner Intention entspricht, weiß ich nicht, und es ist mir auch egal. :p
Diese Geschichte passt jedenfalls hervorragend zwischen die Zeilen, und hat mir durchaus gefallen.

Der Reiz beim Lesen lag aber eben vor allem darin, eine stimmige Interpretation zu finden. Was der Text nicht leistet, ist das, was man eigentlich von einer klassischen Geschichte erwartet: Spannungsbogen, Figuren, mit denen man sich identifizieren kann, Szenen, die einem nahe gehen. Ich würde nicht so weit gehen, die Geschichte als Lyrik zu bezeichnen, aber es geht durchaus in die Richtung - es wird sehr sehr wenig erzählt, und fast jeder Satz scheint eine geheime Bedeutung zu haben, die man durch die Interpretation ans Licht bringen muss. :)

Als ein Experiment fand ich das nicht schlecht, aber ich würde mich freuen, auch mal eine längere, explizitere Geschichte von dir zu lesen - und Kommentare zu anderen Geschichten ;).

Ein paar Kleinigkeiten zur Sprache:

Ein Welterfolg, das in alle Sprachen übersetzt wurde.
der - ist zwar das Buch, aber der Satz bezieht sich ja auf den Welterfolg

Weil ich vor Toby zu viel Angst hatte.
Besonders was seine Drohungen anging.
Den Satz mit den Drohungen finde ich überflüssig. Selbst bei einem so kurzen Text gibt es immer noch Sachen, die weg gelassen werden können. :)

Wenn man klein ist, glaubt man den großen Monstern fast jedes Wort. Das macht es so gefährlich.
Ich fände "Das macht sie so gefährlich" (auf die Monster bezogen) besser.

Grüße von Perdita

PS: Ich sehe grade "Interstellar" unter aktuelles Buch in deinem Profil. Ich habe den Nolan-Film sehr gemocht, basiert der auf einem Buch, und wenn ja, von wem ist es und wo finde ich es? Google hat mir jetzt auf die Schnelle nicht weitergeholfen. Vielleicht ist es auch ein völlig anderes Buch, aber jedenfalls würde ich mich sehr über eine kurze Aufklärung freuen (gerne per PN, ist ja offtopic). :)

 
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Hallo Schwups,

vielen Dank für deine Meinung. Und über deine Kritik werde ich auf jeden Fall noch lange drüber nachdenken. Und das finde ich natürlich gut. Das noch einiges geändert werden muss, ist mir klar. Besonders was die Grammatik angeht. Hier und da vielleicht noch ein paar Änderungen was die Andeutung von Informationen angeht. Aber ich weiß noch nicht, ob ich diesen Text nicht so lassen werden.
Aber ich glaube, dass aus diesem Text noch ein anderer entstehen wird.
Nach langem Überlegen sehe ich in den Text doch mehr lyrische Anteile als in einer einfachen Kurzgeschichte.
Vielleicht steckt sogar weniger Horror drin, als ich gedacht habe.
Vielleicht ist es sogar eher eine Skizze, die davon lebt, wie man mit ihr umgeht und wen sie anspricht.

Ich habe bei solchen Texten immer mehr die Hoffnung, dass der Leser nicht mehr nur Zuschauer ist. Nicht mehr nur Beobachter. Sondern dass er mitmacht.
Aber ich bin ehrlich. Das kann nicht immer passieren. Auch ich kann mich nicht immer von jeder Geschichte angesprochen fühlen. Und so etwas liegt in meinen Augen entweder immer daran, dass der Text einem nicht zusagt, oder der Autor schlecht ist.
Denn den schlechten Leser gibt es nicht.

Auf jeden Fall danke ich dir für deine Kritik und werde es dich wissen lassen, wenn eine aufschlussreichere Version vorliegt. Ich kann nur leider noch nicht versprechen, ob diese Geschichte dann auch noch die Geschichte von Toby und dem Haustier ist und nicht vielleicht eine andere.

Hallo Perdita,

erstmal vielen Dank.
Deiner Interpretation finde ich toll.
Sie beinhaltet einen Kernpunkt meines Bildes, dass ich beim Schreiben vor Augen hatte.

Und es werden noch andere Texte von mir folgen. Versprochen. Auch längere mit mehr Details. In der Zwischenzeit schau ich mich hier mal genauer um.

Grüße

# # #

So dank eurer Hilfe, hab ich noch einmal an der Geschichte rumgebastelt.

 

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