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To The End

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21.06.2007
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To The End

To The End

Wie laut muss das Schweigen sein, damit das Flehen wird erhört?

Wie leise soll ich schreiben damit, dich mein Leben immer noch betört?

(Die Hoffnung stirbt zuletzt, Samsas Traum)

Ich renne so schnell ich kann über den feuchten Erdboden, treibe mich in Gedanken immer weiter an, möchte auf keinen Fall an Geschwindigkeit verlieren, ganz im Gegenteil, ich will schneller werden. Viel schneller. Meine schwarzen Stiefel versinken im Dreck, doch ich laufe immer weiter, habe mein Ziel ganz genau im Blick. Es fängt an zu regnen, doch es ist kein warmer Frühlingsregen, der einen wolligen Schauer auf der Haut verursacht und dich mit seinen sanften Händen liebkost, es ist ein kalter, eisiger Regen, der dich bei jeder Berührung an den Tod erinnert, und der sich wie tausend Nadelstiche anfühlt. Er peitscht mit jetzt ins Gesicht, sodass ich kaum etwas sehen kann, zudem wird es langsam auch noch dunkel. Nichts kann mich aufhalten, hier nimmt das Schicksal keinen Lauf, hier ist das Ende.

Keiner kann mir helfen, viel mehr wird mir keiner helfen wollen, meine Freunde denken, dass ich das glücklichste Mädchen der Welt bin. Beliebt, hübsch, fröhlich. Aber tief in meinem Herzen ist schon längst alles vorbei, zu viel Trauer hat sich dort eingenistet und mein Herz von innen zerfressen, zu viele Tränen, die niemals geweint wurden und meine Seele ertränkten, zuviel Hass, der sich unsichtbar, still und leise um meine Kehle legte und mir die Luft zum Atmen nahm. Niemand wusste davon, niemand wusste, dass ich es wusste. Wir beide wussten es, meine Schwester und ich.

Ich lebe jetzt in einem kleinen Dörfchen, in einer großen Burg bei meinen Großeltern. Meine Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, zumindest meine Großeltern schienen davon mehr als überzeugt zu sein. Doch Mika und ich wussten es besser. Als die Polizei in den Sommerferien an die alte, massive Tür klopfte, dachten alle, einschließlich der Beamten, wir seien im Garten und würden rein gar nichts mitbekommen. Sie hatten sich getäuscht. Wir hatten alles mitbekommen. Mein Vater, oder besser Erzeuger, hatte meine Mutter umgebracht. Unsere lieben Großeltern wollten uns schützen, deswegen die Geschichte mit dem Autounfall. Das ist nun vier Jahre her. Mika ist inzwischen achtzehn Jahre alt und ist von zuhause ausgezogen. Sie und ihr Freund besuchen uns jedes Wochenende, nur sie allein weiß, wie schwierig die Dinge für mich geworden sind.
Was hatte der Arzt noch mal gesagt?
Manische Depressionen, Schwere Schizophrenie, Selbstmordgedanken... Was wusste der schon, etwa, dass ich bisher jede Nacht von meiner toten Mutter träume, dass sie zu mir spricht, als wäre nichts gewesen? Oder dass ich mich jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, fürchterlich erschrecke, weil ich meinen Vater erwarte, der sein faszinierendes Werk vollenden möchte? Weiß mein toller Arzt das? Kann er sich das auch nur annähernd vorstellen? Weiß er wie es ist, nicht mehr weinen zu können, nicht mal mehr schreien zu können, weil man die letzten vier Jahre nichts anderes mehr getan hat? Weiß er wirklich wie es ist, eine seelenlose Hülle zu sein, die anscheinend keinerlei Gefühle mehr besitzt, oder sie nicht zeigen kann? Nein, er weiß es natürlich nicht. Er macht nur seine Arbeit, nicht mehr und nicht weniger.

Das ist das ausgesprochen Traurige an dieser Welt, keiner interessiert sich mehr für den anderen. Man macht nur seinen Job, mehr muss man einfach nicht tun, warum sollte man sich dann auch anstrengen? Ich kenne viele solcher Leute, sie wuseln um dich herum, solange es dir gut geht, solange du keine Schwäche zeigst. Ich habe gelernt meine Schwäche zu unterdrücken, sie nur mir allein zu zeigen, habe ein perfektes, kleines Mädchen erschaffen, dass ausnahmslos alle lieben, und habe mir in Gedanken den Tod gewünscht. Immer und immer wieder. Doch ich hatte weder die Kraft, noch den Mut dazu. Heute ist es anders, ich sehe auf einmal mein ganzes Leben so unglaublich klar vor mir, als hätte jemand endlich den schweren Vorhang geöffnet, der mir die Sicht versperrte, als würde nun die Vorstellung endlich beginnen, auf die ich vier Jahre gewartet habe.

Manchmal frage ich mich, ob allein der Mord meiner Mutter mich so sehr verwirrt und verletzt hatte, doch dann fand ich schnell weitere Gründe: Meine Schwester hatte sich aus dem Staub gemacht, weil sie das alles nicht verkraften konnte, meine Großeltern behandeln mich wie eine Geistesgestörte, meine Freunde sind Heuchler, meine Schule, das Dorf, die gesamte Welt ist einfach nur eine riesengroße Lüge, da haben wir doch unseren Grund. Perfekt. Habe ich schon erwähnt, dass ich krankhaft paranoid bin? Nein, jetzt hätten wir wenigstens das noch geklärt. Also ist meine Existenz wirklich nicht unbedingt notwendig.

Endlich erreiche ich die Lichtung, das regennasse Gras windet sich verzweifelt im aufkommenden Wind, als ob es von ihm ausgepeitscht werden würde. Genauso fühle ich mich in diesem Moment, ausgepeitscht und verzweifelt. Ich bleibe stehen, ringe hektisch nach Atem und lasse mich anschließend auf die grüne Wiese fallen. Das Seitenstechen ist unbeschreiblich schmerzhaft, noch schlimmer als dieser widerliche Regen. Die Bäume werden von einer Böe hin – und hergeschaukelt, das Geräusch erinnert dabei an Schreie, die aus der Ferne zu kommen scheinen. Ein Blatt fällt sachte auf mein schwarzes Kleid, das vom vielen Wasser an meinem inzwischen vor Kälte zitternden Körper klebt. Ich friere schrecklich, auf dieses Wetter war ich nun am wenigsten vorbereitet gewesen. Als ich aufstehen will, bohren sich meine Stiefel abermals in die regennasse Erde, was das Unterfangen auch nicht gerade leichter macht. Trotzdem schaffe ich es irgendwie mich aufzurappeln und bis an den Klippenrand zu gehen. Es sieht wundervoll aus. Das aufgewühlte Wasser, das wütend gegen den hohen Felsen schlägt, die unsagbaren Wellen, die mir die Sprache verschlagen, der Donner, der majestätisch das Ende verkündet. Was soll ich an dieser Stelle noch sagen? Natürlich, das Wetter ist genauso miserabel wie passend. Es ist zwar kalt und unangenehm, doch es spiegelt genau meine Seele und meine Gedanken wieder.

Hier ist das letzte Kapitel meines Lebens, nur fünfzehn waren es insgesamt, nur fünfzehn. Was werden die Leute wohl sagen, wenn sie mich finden? Finden sie mich überhaupt? Ich tue damit so vielen Menschen weh, meinen geliebten Großeltern, meiner einzigen Schwester, meinen Bekannten, Freunden, soweit man diese Menschen meine Freunde nennen konnte, warum also so eine drastische Reaktion? Liege ich etwa falsch? Übertreibe ich etwa? Was sollen denn diese Gedanken? Jetzt ist es zu spät, ich bin doch nicht umsonst den ganzen Weg durch den Wald an diese Lichtung gelaufen, das Ganze auch noch im heftigsten Regen, der dieses kleine Dorf jemals heimgesucht hat. Nein, bin ich nicht.


Ich schließe meine Augen und Tränen rollen meine blassen Wangen hinunter, sie verschmelzen mit den Regentropfen und fallen in die Ewigkeit. Der Wind in meinen schwarzen Haaren wird zum Hauch der Dunkelheit, mein Kleid scheint aus tausend schwarzen Perlen zu bestehen, die wie reine Diamanten glitzern, sie umhüllen meinen schlanken Körper und spielen mit dem aufkommenden Sturm. „Vergebt mir.“, flüstere ich in die Tiefe hinein und lasse mich fallen...

Kapitel 2

Es gibt tausend Möglichkeiten deinem Leben auszuweichen

Doch du wählst den einen Weg auf dem du glaubst, dass du dich führst

So lenkst du dich in die Irre blind und glücklich ohne gleichen

(Samsas Traum,Mohn Auf Weißen Laken)

Doch anstatt nach vorne in das tosende Meer zu fallen, wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und landete unsanft im nassen Gras. Langsam öffnete ich wieder meine noch immer tränenden Augen und sah eine Gestalt über mir knien. Das Adrenalin, welches im Angesicht meines nahen Todes in mir aufgestiegen war, vernebelte mein Gehirn, und in den ersten Sekunden konnte ich die Ganze Situation nicht wirklich einordnen. Ich wischte mir mit meinem Kleidärmel den Regen und die Tränen aus dem Gesicht, um die Person, die mich allem Anschein nach gerettet hatte, besser betrachten zu können.
„In dieser Gegend hat der Tod es wohl allen angetan. Dir ist aber schon klar, dass du völlig verrückt sein musst, oder?“ Die samtene, zugleich tiefe Stimme riss mich zurück in die Realität.
Diesmal konzentrierte ich mich ganz genau auf das Gesicht meines „Retters“. Seine blauen Augen sahen direkt in meine, es war offensichtlich, dass er auf eine Antwort wartete, doch ich war viel zu sehr damit beschäftigt, ihn zu betrachten, als dass ich auch noch hätte antworten können. Die halblangen, tiefschwarzen Haare vielen ihm ins Gesicht, und ließen es noch perfekter und ebener wirken als es ohnehin schon war. Die marmorfarbene Haut war übersät mit winzig kleinen Tröpfchen, wie auch der Rest seiner Erscheinung: Der lange, ebenfalls schwarze Mantel war mindestens genauso durchnässt wie mein Kleid, obwohl dieses viel dünner und wasseranfälliger war, doch ansonsten schien er gut gelaunt zu sein, denn auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck des Staunens. Als er diesmal sprach, schwang eine leichte, kaum merklich Ironie in seiner Stimme mit:

„Klar, heutzutage muss man sich nicht unbedingt bedanken, ist ja alles ganz selbstverständlich. Von Klippen springen ist nicht wirklich besonders originell. Hätttest du dir nicht etwas Spektakuläreres ausdenken können? Mit einer Bombe einen Vulkanausbruch auslösen, und dann deinen Eltern die Schuld geben, weil sie dich nie so sehr verwöhnt haben, wie ihre kleine Fiffi, den preisgekrönten Köter? Oder noch besser: Nessy fangen und sie als Bediehnung bei McDonalds einstellen, den Unterschied hätte sowieso niemand bemerkt, das wär doch was gewesen? Aber nein, ihr Teens werdet immer fauler. Früher war alles besser...Als wir noch jung waren - “

Völlig verwirrt versuchte ich mich aufzusetzen, aber ein plötzlicher Schmerz ließ mich wieder zurück auf die Erde sinken. Ich hatte ihn wohl soeben bei seinem unglaublich durchdachten Monolog gestört, denn er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Erst jetzt bemerkte ich den unwirklichen Glanz seiner Augen, die kalte, zugleich fesselnde Arroganz und die unbeschreibliche Farbe. Seine Augen waren nicht nur blau, nein sie waren viel mehr als das. Sie hatten die Farbe von kristallklarem Eis in der schwachen Morgensonne. So etwas hatte ich in meinem bisherigen Leben noch nie erlebt, an so einen vollkommenen Menschen hätte ich auf keinen Fall glauben können. Und jetzt, da mein Leben endlich enden sollte, steht er vor mir...

„Hmm, du scheinst nicht wirklich gesprächig zu sein. Jammerschade.“

Völlig unerwartet nahm er meine Hand und zog mich mühelos auf die Beine, nur leider zitterten diese so, dass es unmöglich für mich schien, länger als zwei Sekunden in dieser Verfassung stehen zu bleiben. Er hatte es wohl auch bemerkt, denn er nahm mich sanft in seine Arme und so standen wir eine halbe Ewigkeit im niederprasselnden Regen. Normalerweise hätte ich so eine Nähe niemandem erlaubt, nicht einmal meinen Verwandten, doch dies hier war eine Ausnahme. Mir saß der Schreck immer noch tief im Nacken, was meinen Widerwillen sehr zügelte, und so vergaß ich meine Welt für eine kurze Zeit.

 

Aderlaide schrieb unter ihre Geschichte:

Ich hab die KG noch nicht überarbeitet, würde aber trotzdem gern Meinungen und Verbesserungsvorschläge dazu lesen^^

Hallo Aderlaide und herzlich Willkommen hier auf kg.de,

bitte Anmerkungen immer in einem Extra-Posting. Momentan kann ich deine Geschichte nicht genauer lesen, aber die teilweisen sehr großen Absätze sind mir beim Querlesen aufgefallen und ich habe mich gefragt, wieso du die gemacht hast.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Aderlaide,
mir gefallen die Abschnitte über das (weg-) laufen. Du beschreibst gut, was ich daran festmache, dass ich es "sehen" kann.
Nun aber zu den "Problemen". Es ist keine Kurzgeschichte, oder? (Kapiteleinteilung?) Wenn es etwas längeres werden soll, warum nimmst Du dann schon alles vorweg (Mord an der Mutter etc.)? Du versuchst zu viele Informationen loszuwerden, die dann nicht weiter genutzt werden. Von daher habe ich jetzt eher ein großes Fragezeichen vor den Augen, da ich das Gefühl habe, dass ich noch nicht alles gelesen habe, was zu Deiner Geschichte gehört. Wer ist der Mann, der sie findet? Wie geht es weiter?
Als Prolog oder erstes Kapitel wären die "Laufabschnitte" sehr schön. Aber so verschwinden sie unter den ganzen anderen Informationen.
Und die Plotidee- Vater bringt Mutter um- daraus ließe sich eine Menge machen!
Also, frohes Schaffen!
Lieber Gruß,
Bambule

 

mir gefiel die schichte , ich bin neu hier und schreibe gerade an einem kriminalbuch , leide ist meine geschichte zu lang um hier im kg zuveröfflichen . ich überlege gerate ,ob ich mal eine kuergeschicht hier veröfflichen sollte . aber deine idee so eine schichte zuerzählen fand ich super

 

. ich überlege gerate ,ob ich mal eine kuergeschicht hier veröfflichen sollte .

Hallo steinbeisser,

dann bitte ich dich aber, extrem mehr auf Rechtschreibung zu achten, sonst ist die Geschichte schneller weg als gelesen.

Viele Grüße
bernadette

 

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