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Tintenwasser, Wasserfisch

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17.02.2004
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Tintenwasser, Wasserfisch

Tintenwasser, Wasserfisch

„Rette mich vor mir selbst“
Ein einziger schmaler weißer Streifen Pappe, der in der Hand kaum etwas wog. Er fischte ihn, nebst Werbeprospekten, aus dem Briefkasten. Im Treppenhaus roch es modrig. Durch einen Türspalt fiel kaum Licht, dafür umso mehr Dunkelheit, die sich allerorts ausdehnte und alles verschlang – die abgestellten, rostigen Fahrräder, die Briefkästen, den Mann mit der Schiebermütze am Fuße der Treppe. Vollendete Umnachtung.
Er verzog die Mundwinkel, rieb sich den Nacken und runzelte die Stirn.
Ein Phänomen. Wenn man ihn ansah, war er stets ein Mann ohne Mimik, ohne Gestik. Allein hier, in der dunklen Ungewissheit, sah man ihn eine nahezu bühnenreife Körpersprache zum Ausdruck bringen, grandiose schauspielerische Leistung sozusagen.
Sein erster Gedanke: Diese Handschrift ist die einer Frau. Er, unter allen Menschen dieser Welt, würde so etwas am ehesten erkennen. Er war Kalligraph. Kalligraph und Veterinär, die vielleicht seltsamste Kombination, die der Menschheit jemals unter die Augen gekommen war. Und, so dachte er bei sich im Stillen, der wahrscheinlich einzige Arzt, der überhaupt etwas von Schönschrift und Schreibkunst verstand.
Eine Frauenschrift also.
Ich hätte Graphologe werden sollen, um alles in der Welt, warum habe ich einen solchen Beruf gewählt, dachte Schiebermütze. So nannten ihn seine Freunde und mittlerweile auch so mancher Klient. Er gehörte nicht zu denen, die impulsiv handelten und gleich alles aufgaben, nur um in einem anderen Berufsfeld ihr Glück zu wagen; er war von einem anderen, gewissenhaften Schlag.
Warum nur habe ich diese Profession gewählt? Und warum nur hat diese offensichtlich verzweifelte Frau ausgerechnet mich gewählt?

Zwei Häuserblocks weiter, ein einziger schmaler Flur, am Ende des Ganges ein Schlafzimmer, unmöbliert bis auf ein Bett, darin ein Mädchen, das kaum etwas wog. Nein, sie war kein Mädchen, sondern eine Kindfrau, dachte sie, sobald man sie über sie in dieser lapidaren, unverfänglichen Weise sprach. Diese Bekannten zuckten daraufhin nur mit den Schultern, wie konnten sie es auch wissen? Als sie diese Bezeichnung - diesen Namen - zum ersten Mal gehört hatte, war sie begeistert gewesen und hatte ihn sich zu eigen gemacht.
Wer außer ihr hätte auch jemals Kindfrau sein können? Bei all der Apathie, all den Stunden, die sie täglich im Bett in Bauchlage verbrachte ... da sehnte sie sich natürlich mehr denn je nach etwas Eigenem, das sie nur für sich in Anspruch nehmen konnte.
Die Bauchlage war bequem, ungewöhnlich, aber bequem. Und ganz nebenbei brauchte sie ihre Blicke dann auch nicht auf die Millionen kleiner Scherben fallen zu lassen, Splitter und Scherben und Bruchstücke, die alle ihren Platz dort hatten, in diesem riesigen Ungetüm von einem unmöblierten Zimmer. Betten zählten für sie sowieso nicht als Möbelstück, sie waren vielmehr ein Teil Lebensraum.
Ihr Sternzeichen war Fisch. Sie hatte glatte, blauschwarze Haare, sie war Fisch, und sie konnte nicht fühlen. Nicht fühlen zu können war gleichzusetzen mit nicht schwimmen zu können. Je mehr klägliche Versuche sie unternahm, Schwimmversuche, desto mehr driftete sie ab, weit hinaus, auf der Oberfläche des Ozeans, und früher oder später würde die Ozeantiefe alle Nichtschwimmer hinunter auf den Meeresgrund reißen. Je früher, desto später. Sie musste fühlen lernen, auch wenn es ihre letzte und einzige Aufgabe in dieser Welt war.

Das Viertel war klein, und eigentlich war er auch nur in diesem Viertel bekannt. Jeder, der sein Tier in Behandlung brachte und die rüde Großstadt vermeiden wollte, musste in die Peripherie, zum Veterinär mit der Schiebermütze.
Der Arzt erwartete an diesem Freitagmorgen kaum Klienten. Er hatte also genügend Muße, um sich im Büro ungestört seinen Schreibarbeiten widmen zu können und seinen Gedanken nachzugehen. Mal angenommen, die Geheimnisvolle ist eine Klientin, dachte er. Das wäre durchaus möglich. Welches Tier könnte sie besitzen? Er führte insgeheim private Studien darüber, was die Auswahl der Haustiere über die Psyche ihrer Besitzer aussagen könnte. Für ihn eine spannende und amüsante Angelegenheit. Ohne auf einen Anhaltspunkt gekommen zu sein, schlug er seine Bibel auf, die er in der obersten Schreibtischschublade aufbewahrte. Am liebsten, wie auch an jenem Tag, las er über die Menschenfischer, die ersten Jünger. Etwas gedankenverloren blickte er zu seinem Aquarium auf, dann auf die Bibelseiten und wieder auf das Aquarium. Einfach grotesk. Er sah auf die buntschillernden Fische, die so sehr mit sich und ihrer Umwelt im Einklang waren. Er dachte an die vielen stressgeplagten Menschen, die inneren Frieden und diese schwebende, leichte Sorglosigkeit der Fische so dringend brauchten.
„Rette mich vor mir selbst“ - ihm fielen gerade diese Worte wieder ein, als das Telefon klingelte. Sein Ohr dicht an die Ohrmuschel gepresst, hörte er angestrengt hin, doch vom anderen Ende der Leitung vernahm er keinen Laut. Plötzlich ein leises Klirren. Und etwas, das sich wie Schluchzen anhörte. Dann ein Freizeichen. Er legte auf. Verstört von diesem merkwürdigen Anruf ging er einige Schritte in seinem Büro auf und ab, setzte schließlich seine Bibellektüre fort.

Sie wälzte sich noch ein paar Mal hin und her.
Die Kindfrau wohnte allein, in diesem immensen Altbau, ganz allein. Die Nachbarn warfen einander schon besorgte Blicke zu. Niemand wusste, was nach diesem Todesfall mit ihr geschah ...
Nach einigen Minuten beruhigte sie sich wieder, der Schmerz ließ nach. Nein, nicht der Schmerz. Sie kramte in Gedanken nach einem treffenderen Ausdruck. Das Leben, das Leben ließ nach. Wie bei einem Fisch unter Wasser zog die Wirklichkeit nur sehr träge und schwammig an ihr vorüber.
So gefangen war sie schon, in diesem selbstgesponnenen Netz aus eigenen Spielregeln, dass sie sich nur noch selten mitteilen konnte. Hilferufe auszustoßen, die letztendlich doch nichts herbeiführen würden, denn aus diesem engmaschigen Netz kam man schwerlich los. An manchen Tagen unterhielten sie sich trotzdem, die beiden. „Fühlst du endlich?“, fragte die Frau. „Ja, aber du musst uns mehr Zeit lassen“, erwiderte das Kind. „Du kannst mir noch nicht genug wehtun. So wie eine Schreibfeder auf das Papier einen Druck ausübt, so sachte gehst du mit mir derzeit um. Du bist nicht stark, nicht feste genug.“ – „Darauf werde ich in Zukunft achten“, sagt die Frau. „Ich habe bloß panische Angst, du könntest es verlernen, das Fühlen, das Spüren.“ – „Mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin noch klein, und ich bin lernfähig. Solange die Feder tief in Tinte getaucht ist, hat alles seine Ordnung. Er hätte es gewollt.“ – „Hätte er?“ – „Ich bin mir sicher.“
Und sie näherten sich wieder einander, wurden eins. Denn für die folgende Übung durften sie sich nicht ablenken lassen. Die glattschwarzen Haarsträhnen in der Stirn, atmete sie tief ein und aus. Auf das Glas konzentrieren. Visualisiere es. Das Glas. Das halbleere Glas. Sie umschloss es mit einer Hand und zerdrückte es, zermalmte es mit bloßer Hand, wie nur sie, die Kindfrau, es konnte. Wie man ein Ei zerdrückt. Die rote Tinte floss also wieder, beruhigend. Noch habe ich nicht alle Sinne verloren, dachte sie. Und lächelte erleichtert ein Kindfrau-, ein Tintenfischlächeln. Er dort unten, in der Ozeantiefe, hätte es gewollt.

An diesem Abend kehrte er früh zurück in seine Wohnung. Er erwartete schon den modrigen Geruch im Treppenhaus, das türkisblaue Wasser in seinem eigenen Aquarium, die Anrufe von seinen Freunden aus dem Hauskreis.
Irgendeine Fügung wollte es nichtsdestotrotz so richten, dass sie sich begegnen mussten. Die Schiebermütze glaubte nicht an Zufälle. Die Schiebermütze glaubte auch nicht an Horoskope. Und doch schien es ihm, als hätte er dieses Mädchen, auf der Bordsteinkante sitzend, irgendwo schon einmal gesehen. Als glänzten ihre Haare wie die Schuppen einer seiner Fische. Und die Haltung, in der sie da saß, verriet nichts von Stress, von Starre, von Gleichgültigkeit. Nichts von alledem. Er brauchte nur einen Blick auf ihre Hände zu werfen, da sah er sie. Die Tinte, rote Tinte, wie auf dem schmalen Pappstreifen, den er heute morgen vernichtete. Wer ertränkt schon Hilferufe im Aquarium? Er war sich dessen bewusst, dass er der wohl Einzige war, niemand sonst würde so etwas fertig bringen.
Nun, er sah die Tinte. Er folgte dem Blick der Kindfrau, der direkt auf dem Fischaufkleber auf dem schwarzen Auto fiel. Sein Auto.
„Guten Abend, gestatten? Mein Name ist ... ach, nennen Sie mich einfach Schiebermütze.“ Dabei lupfte er seine Kopfbedeckung und machte eine galante, ausladende Geste. Sie blickte erstaunt, aber unerschrocken auf. „Ist es das?“, fragte sie nur. „Ist das meine Rettung?“ Sie zeigte auf den Fisch vor ihrer Nase. „Ja, das ist sie. Der Fisch ist immer die Rettung. Vor langer, langer Zeit, da lebte jemand, der unwahrscheinlich viel rote Tinte vergoss ... ausreichend für die gesamte Menschheit ...“

 

tinwoman schrieb über ihre Geschichte:

Ob dies die richtige Rubrik ist?!
Hm, nach langem Zaudern gebe ich euch nun eine kleine Kostprobe von mir. Es sei hiermit angemerkt, dass meine Kurzgeschichten-Phase erst vor einigen Wochen begann, ich bin also noch absolut grün hinter den Ohren. Denkfehler, stilistische Patzer und dergleichen seien mir bitte verziehen, aber ich freue mich so oder so auf euer Feedback. Ich weiß, es gibt noch viel an der Story herumzufeilen und zu schleifen...

 

Hallo tinwoman!

Um es gleich zu sagen: Ich fand die Geschichte grandios!

Die Handlung ist sehr originell - ich habe zumindest noch nie so eine gelesen. Der Titel ist großartig - er ist mir sofort ins Auge gesprungen. Auch der erste Satz hat mich gefesselt.
Bis zum letzten Abschnitt hat mir alles sehr gefallen - aber zum Schluss wirkt es, als wäre dir kein passender Übergang zum Schluss eingefallen.
Aber dazu später. Mir sind ein paar inhaltliche, logische und auch formale Fehler aufgefallen, die ich im Einzelnen aufführe:

„Rette mich vor mir selbst“.
Der Punkt sollte vor das Anführungszeichen, denn hinter einen Satz in Anführungsstrichen darf kein Punkt alleine stehen.

Durch einen Türspalt fiel kaum Licht, dafür umso mehr Dunkelheit, die sich allerorts ausdehnte und alles – die abgestellten, rostigen Fahrräder, die Briefkästen, den Mann mit der Schiebermütze am Fuße der Treppe – verschlang.
Der eingeschobene Satz zieht Subjekt (alles) und Prädikat (verschlang) zu sehr auseinander. Besser: ... und alles verschlang: die abgestellten, rostigen Fahrräder, ...

Vollendete Umnachtung.
Irgendwie passt dieser Satz nicht zum restlichen Stil.

Ein Phänomen. Wenn man ihn ansah, war er stets ein Mann ohne Mimik, ohne Gestik. Allein hier, in der dunklen Ungewissheit, sah man ihn eine nahezu bühnenreife Körpersprache zum Ausdruck bringen, grandiose schauspielerische Leistung sozusagen.
Wieso ist er ein Mann ohne Mimik? Und wieso ändert sich das im Dunkeln? Gibt es da irgendwelche Gründe? Ich zumindest kann mir keine erschließen.
Und: Hat es irgendeine Bedeutung für die Geschichte?

Sein erster Gedanke: Diese Handschrift ist die einer Frau.
"Diese Handschrift ..." kursiv, da du die Gedanken des Mannes von inneren Dialog abtrennen musst.

Und, so dachte er bei sich im Stillen, der wahrscheinlich einzige Arzt, der überhaupt etwas von Schönschrift und Schreibkunst verstand. Eine Frauenschrift also. Ich hätte Graphologe werden sollen, um alles in der Welt, warum habe ich einen derart tierischen Beruf gewählt, dachte „die Schiebermütze“.
Hinter "verstand" ein Absatz, hinter "also" ebenfalls. Du könntest den Satz "Eine Frauenschrift also" auch kursiv schreiben. Aber du musst ihn irgendwie von den anderen Gedankengängen abtrennen.

Eine Frauenschrift also. Ich hätte Graphologe werden sollen, um alles in der Welt, warum habe ich einen derart tierischen Beruf gewählt, dachte „die Schiebermütze“.
Das mit dem "tierischen Beruf" klingt zu platt. Das Wort "tierisch" hat mit "Veterinär" einfach rein gar nichts zu tun. Den Wortwitz würde ich rauslassen.
Außerdem: ... dachte Schiebermütze. Diese Formulierung klingt natürlicher.

Er gehörte nicht zu denen, die impulsiv handeln und gleich alles aufgeben,
handelten und aufgaen

Warum nur habe ich diese Profession gewählt? Und warum nur hat diese offensichtlich verzweifelte Frau ausgerechnet mich gewählt?
Diese beiden Sätze ebenfalls kursiv

Nein, kein Mädchen, Kindfrau, entgegnete sie erbost, sobald man sie auf diese lapidare, unverfängliche Weise ansprach.
Das finde ich seltsam. Wer spricht denn ein Mädchen mit "He, Mädchen!" an? Mich hat noch niemand mit "Mädchen" betitelt ... Ich würde es eher so ausdrücken: Nein, sie war kein Mädchen. Sie war eine Kindfrau. So etwas in der Art.

Als sie diese Bezeichnung – diesen Namen – zum ersten Mal hörte, war sie begeistert, machte ihn sich zu eigen.
Als sie diese Bezeichnung - diesen Namen - zum ersten Mal gehört hatte , war sie begeistert gewesen und hatte ihn sich zu eigen gemacht.

Bei all der Apathie, all den Stunden, die sie täglich im Bett in Bauchlage verbrachte... da sehnte sie sich logischerweise mehr denn je nach etwas Eigenem, das sie nur für sich in Anspruch nehmen konnte.
Vor 3 Punkten immer ein Leerzeichen. "logischerweise" würde ich vielleicht durch "natürlich" ersetzen, das klingt weniger gekünstelt

Die Bauchlage war bequem, ungewöhnlich, aber bequem.
Was ist an Bauchlage im Bett ungewöhnlich?

Nicht zu fühlen war gleichzusetzen mit nicht zu schwimmen. Je mehr klägliche Versuche sie unternahm, Schwimmversuche, desto mehr driftete sie ab, weit hinaus, auf der Oberfläche des Ozeans, und früher oder später würde die Ozeantiefe alle Nichtschwimmer hinunter auf den Meeresgrund reißen. Je früher, desto später.
Den ersten Satz würde ich umformulieren: Nicht fühlen zu können war gleichzusetzen mit nicht schwimmen zu können.
Den Vergleich habe ich nicht ganz verstanden. Je intensiver sie versucht zu fühlen, desto weniger schafft sie es? Wo ist denn da die Logik?
Dass sie durchs Nichtfühlen auf den "Meeresgrund" gerissen wird, kann ich noch nachvollziehen. Aber das "Je früher, desto später" verschließt sich mir völlig ... Was meinst du damit?

Mal angenommen, die Geheimnisvolle sei eine Klientin, dachte er.
Hier muss kein Konjunktiv hin, weil du die Gedanken direkt zitierst.

Für ihn eine spannende und amüsante Angelegenheit. Ohne auf einen Anhaltspunkt gekommen zu sein, schlägt er seine Bibel auf
... schlug er seine Bibel auf.
Die Bibel kommt da sehr plötzlich und unvorbereitet ins Spiel. Ich als Leser habe dagessen und gedacht: Hä? Wieso Bibel? Ich hätte eher persönliche Notizen erwartet. Zwischen Aquarium und Bibel ist ein sehr abrupter Wechsel. Den könntest du vermeiden, wenn er von seinen Gedanken über gestresste Menschen auf den Gedanken der Menschenfischer abgleitet und daher z.B. gedankenverloren seine Bibel herausholt und die Stelle liest. Statt dem Sprung Aquarium -> Bibel (kein Zusammenhang) hättest du Aquarium -> Menschenfischer -> Bibel (Überleitung).

„Rette mich vor mir selbst“... ihm fielen gerade diese Worte wieder ein, als das Telefon klingelte.
Die 3 Punkte solltest du durch einen Gedankenstrich ersetzen.

Sein Ohr dicht an die Ohrmuschel gepresst, hörte er angestrengte hin
Da hast du dich vertippt und dem "angestrengt" ein e angehängt.

Plötzlich ein leises Klirren. Und etwas, das sich wie Schluchzen anhörte. Dann ein Besetztzeichen.
Wie? Sie telefoniert mit ihm und plötzlich ist ihre Leitung besetzt? Wie soll denn das funktionieren? Ich nehme an, du meinst nicht das Besetzt-, sondern das Freizeichen ...

...die Kindfrau wohnte allein, in diesem immensen Altbau, ganz allein. Die Nachbarn warfen einander schon besorgte Blicke zu. Niemand wusste, was nach diesem Todesfall...
Die 3 Punkte vor "die Kindfrau" entfernen. Der Satz mit dem Todesfall klingt seltsam. Die Nachbarn wissen also, dass jemand, den das Mädchen gekannt hat, gestorben ist. Wieso wissen sie dann nicht, dass sie darunter leidet? (Vielleicht verstehe ich das falsch; du schreibst ja nicht hin, "was" eben nach diesem Todesfall ist.) Ich würde dann eher schreiben. Niemand wusste von dem Todesfall. Ich würde nur einen Punkt setzen, nicht drei. Wenn du doch drei machen möchtest: Ein Leerzeichen davor.

Das wasserleere Glas.
Das Adjektiv "wasserleer" kenne ich nicht. Was meinst du damit?

... die Anrufe von seinen Freunden aus dem Hauskreis.
Was ist ein Hauskreis?

Irgendeine Fügung wollte es nichtsdestotrotz so richten, dass sie sich begegnen mussten.
Den Satz solltest du streichen. Er klingt nach "Ich brauche eine Überleitung zum Schluss, aber mir fällt keine -ein."

Und doch schien es ihm, als hätte er dieses Mädchen, auf der Bordsteinkante sitzend, irgendwo schon einmal gesehen.
Der Satz irritiert mich. Ich glaube nämlich auch nicht an Schicksal. Außerdem wirkt es zu gewollt.

Als glänzten ihre Haare wie die Schuppen einer seiner Fische.
Den Satz würde ich streichen. Es gibt schon genug Beispiele im Text, die mit Fischen und Meer zu tun haben, da wirkt dieser hier wie künstlich reingesetzt.

Und die Haltung, in der sie da saß, verriet nichts von Stress, von Starre, von Gleichgültigkeit.
Was denkst du dir, wenn du dir die Haltung eines anderen Menschen ansiehst? Sicherlich nicht diesen Satz. Zumindest ich denke dabei nicht daran, dass die Haltung Dinge wie "Stress" und "Starre"nicht verrät. Vielmehr achte ich darauf, was sie denn tatsächlich verrät. Und das würde ich auch in diesem Satz beschreiben.

„Guten Abend, gestatten? Mein Name ist... ach, nennen sie mich einfach Schiebermütze.“
Vor den 3 Punkten ein Leerzeichen, "Sie" groß.

Den roten Faden des Fisches, der sich durch die Geschichte zieht, fand ich sehr schön, auch konsequent durchgehalten. Der Stil ist hübsch, die Personen ausführlich geschildert. Der Schluss gefällt mir, weil sehr viel Hoffnung drinsteckt. Rettung eben.
Allerdings ist der Fisch am Auto etwas platt. Mir würde aber auf Anhieb keine Verbesserung einfallen.

„Ja, das ist sie. Der Fisch ist immer die Rettung. Vor langer, langer Zeit, da lebte jemand, der unwahrscheinlich viel rote Tinte vergoss... ausreichend für die gesamte Menschheit...“
Vor den 3 Punkten ein Leerzeichen.
Außerdem: Wieso nennt Schiebermütze Blut ebenfalls "rote Tinte"? Er kann doch keine Gedanken lesen.

So, das wär's. Gut, die Rezension ist viel zu lesen, aber du hast's ja gleich geschafft. ;)

Insgesamt: Klasse! Ich freue mich auf weitere Geschichten von dir.

dayvs GE-ve
Stefanie

 
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Stefanie,

war ganz ehrlich total glückselig (und auch erleichert) beim lesen deiner antwort. wie gesagt, ich bin in prosa noch nicht geübt und freu mich deshalb umso mehr über feedback und verbesserungsvorschläge.
mille grazie, dass du dir die zeit genommen und die mühe gemacht hast, den text mal durchzugehen... die tipps werde ich gleich auf die story anwenden und einiges korrigieren, zumindest das meiste davon :)
die glänzenden haare beispielsweise bleiben. hmmm, mal sehen, da liegt wohl noch ein ganzes stück arbeit vor mir. aber nochmals: danke!!


PS: der fischaufkleber am auto ist als zeichen der frühen christen gemeint ... daher auch die sache mit der rettung (>Jesus) und dem hauskreis (= kleine gruppen, die sich meist bei einem gemeindemitglied zu hause treffen und über die bibel, persönliches uvm. sprechen)

 

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