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Tinkshaws Erwachen

Beitritt
19.06.2001
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Tinkshaws Erwachen

TINKSHAWS ERWACHEN

Die kleine Pension lag an einem idyllischen See, gut vier Meilen außerhalb der Stadt, die dieser Bezeichnung kaum gerecht wurde. Es gab zehn möbilierte Zimmer in rustikalem Stil, von denen eines vermietet war. Dessen Bewohner war ein junger Mann namens Nathan Tinkshaw, der Wochen zuvor die zweitgrößte Bank von Seattle um stolze dreihunderttausend Dollar erleichtert hatte und sich nun nach einer recht abenteuerlichen Flucht etwas Ruhe und Erholung versprach. Zumindest wollte er solange bleiben, bis Gras über die Sache gewachsen war. Daß dieser Zustand nun schon etwas über ein halbes Jahr andauerte, störte ihn nicht im geringsten. Im Gegenteil, für Tinkshaw war Mrs. Jambas Pension eine Art Jungbrunnen, aus dem er Kraft und Zuversicht schöpfen konnte. Natürlich nur, wenn er der alten Lady pünktlich jeden Sonntag um neunzehn Uhr beim gemeinsamen Dinner die wöchentliche Miete in Höhe von vierzig Dollar in einem handelsüblichen Briefumschlag ohne Sichtfenster überreichte.

„Schmeckt Ihnen der Schinken?“ fragte Mrs. Jamba. „Mr. Graywood hat vier Scheiben extra eingepackt.“ Gekonnt öffnete sie mit dem langen spitzen Fingernagel ihres linken Ringfingers den Briefumschlag. „Der gute Mr. Graywood. Fast zwanzig Jahre kenne ich ihn schon, und jedes Mal bediente er mich freundlich und zuvorkommend. Schade, schade...“ Mit geübten Blick zählte sie kurz das Geld, nickte zufrieden und steckte den Briefumschlag in eine Tasche ihrer selbstgestrickten Jacke. „Aber irgendwann trifft es jeden einmal.“
Tinkshaw fingerte unbeholfen eine Scheibe Schinken vom Teller. „Was hat er denn getan?“ wollte er wissen.
„Eigentlich nichts.“ antwortete Mrs. Jamba, deren Alter wohl nur sie selbst wußte.
Er schätzte die alte Frau auf mindestens achtzig, vielleicht sogar neunzig Jahre. Alle Versuche in den letzten Monaten, Mrs. Jamba auf ihr Alter anzusprechen, überhaupt etwas über sie zu erfahren, verliefen stets auf die gleiche Art und Weise: Mrs. Jamba setzte ein Grandma-Lächeln auf, hob ihre von Gicht gezeichneten Hände in die Luft und schüttelte allwissend und dennoch strafend den Kopf. „Aber Mr. Tinkshaw!“ sagte sie dann immer, „So etwas fragt man eine Lady doch nicht.“ Und jedes Mal schaffte sie es, daß er sich dann schäbig vorkam. Also ließ er es sein. „Na gut. Und wann soll ich ihn holen?“ Tinkshaw biß von der Scheibe Brot ab.
Die Tatsache ignorierend, daß ein feiner Streifen Schinken den Kinnbart des vor ihr sitzenden jungen Mannes zierte, sagte sie: „Nachher, wenn er zu Hause ist. So gegen zweiundzwanzig Uhr.“
„So spät?“ Tinkshaw schielte kauend zur großen, den Raum fast beherrschenden Wanduhr. „Wird knapp für Sie werden, Mrs. Jamba.“
„Das lassen Sie mal meine Sorge sein, junger Mann!“
„Verzeihung, ich wollte nicht anmaßend klingen.“ Entschuldigend lächelte er zu Mrs. Jamba.
„Schon gut, Mr. Tinkshaw.“ Sie goß sich etwas Tee ein. „Möchten Sie auch?“
Er nickte zu der halbleeren Flasche Bier. „Nein, Danke.“
„Oh... Ich vergaß. Heutzutage ist der Gerstensaft das Getränk der jungen Leute.“ Teuren Honig in den Tee rührend sah sie Tinkshaw an. „Also dann, zweiundzwanzig Uhr.“
„Ja, zweiundzwanzig Uhr.“
„Und seien Sie dieses Mal etwas vorsichtiger, wenn ich bitten darf. Der kleine Ruby Dawson hat mit seinem Blut den Ausleger vor dem Empfangstresen fast ruiniert.“
Tinkshaw erinnerte sich an den Jungen, den er vor drei Wochen geholt hatte. Gott, hatte der Bengel geschrien und um sich getreten. Ein gezielter Faustschlag in die Magengrube hatte zwar für Ruhe gesorgt, doch das Blut, welches Ruby anschließend erbrach, hatte, wie Mrs. Jamba ihm fast täglich vorhielt, tatsächlich das alte Familienerbstück beinahe wertlos gemacht. Tinkshaw schätzte den Wert des Auslegers auf etwa fünftausend, nach der Behandlung mit diversen Reinigungsmitteln immerhin noch auf eintausend Dollar. „Keine Sorge, Mrs. Jamba. Ich werde vorsichtig sein.“ Den letzten Bissen spülte er mit einem großen Schluck Bier runter. „Dann werde ich mich noch etwas ausruhen.“

Vermutlich lag es am Essen, dachte Nathan. Vermutlich lag es tatsächlich daran. Mrs. Jamba hatte in ihrem Küchenschrank irgendwelche abhängig machenden Drogen, die sie ihm ins Essen mischte. Ja, so mußte es wohl sein. Für ihn, der vor einem halben Jahr das Kunststück fertig gebracht hatte, am hellichten Tag eine Bank auszurauben und dem FBI und zahlreichen Cops zu entwischen, war es die einzig vernünftige Erklärung dafür, warum er sich immer noch hier befand. Und warum er sich von der alten Mrs. Jamba dazu benutzen ließ, alle paar Wochen wildfremde Menschen zu entführen, um diese dann unten im Keller auf den schmutzigen, mit hellem Schimmel überzogenen Steinboden zu legen. Natürlich interessierte es ihn, was Mrs. Jamba mit den Menschen anstellte, aber... Tinkshaw drehte sich seufzend auf die andere Seite und starrte aus dem offenen Fenster. Draußen war es fast dunkel. „Es liegt am Essen, Nathan.“ sagte er leise zu sich. Oder war es Mrs. Jamba selbst? Er mußte zugeben, daß die alte Frau eine geradezu unheimliche Ausstrahlung besaß. So oft er auch versuchte ihr zu widersprechen, so oft scheiterte er sang- und klanglos an der autoritären Art der Lady. Plötzlich hörte er draußen in der nun immer dunkler werdenden Nacht ein merkwürdiges Geräusch. Es war ein hoher Pfeifton. Nathan richtete sich auf. Mittlerweile konnte er sämtliche Grillenarten klar definieren und auseinanderhalten. Aber das Geräusch kam von keinem zirpenden Insekt. Es schien überhaupt nicht tierischen Ursprungs zu sein. Neugierig geworden stand Tinkshaw auf und schlich zum Fenster. Doch kaum hatte er sich nach draußen gelehnt, war der hohe Pfeifton verschwunden. „Komisch...“ Es klopfte an der Tür. „Ja! Gleich...“
„Gut!“ antwortete Mrs. Jamba durch die verschlossene Tür hindurch. „Ich dachte schon, Sie hätten Mr. Graywood vergessen.“

In das Haus des dickleibigen, allen Klischees entsprechenden Fleischers einzusteigen, ihn zu überwältigen und zu fesseln, war kein Problem gewesen. Trotzdem stand Tinkshaw ängstlich im Erdgeschoß und lugte vorsichtig durch die schwarzen Jalousinen hindurch raus auf die Straße. „Das gibt’s doch nicht!“ fluchte er leise. Direkt vorm Haus stand ein alter Chrysler, hinter dessen Lenkrad eine Frau verzweifelt versuchte, den Wagen wieder zu starten. „Das gibt’s doch nicht!“ Nathan sah auf seine Armbanduhr. Fünf Minuten vor elf. Mrs. Jamba wird wird toben vor Wut. Er konnte sie sich vor seinem geistigen Auge vorstellen: In einem Kleid Marke Eigenkreation, die Gesichtszüge zu einem boshaften Ausdruck gefroren, mit den dünnen Fingern auf ihn zeigend... „Nun mach schon, Mädchen!“ flehte Nathan die Frau im Wagen an. „Kupplung treten... Ja!“ Mr. Graywood, der hinter ihm lag, begann sich zu regen. Offensichtlich begann das Narkosemittel, seine Wirkung zu verlieren. Auch das noch. Hastig holte Tinkshaw das kleine Fläschchen aus seiner Hosentasche, schraubte den Verschluß ab und schüttete ein paar Tropfen in sein Taschentuch. Als er dem Fleischer das Tuch ins Gesicht drückte und kurz darauf der tiefe gleichmäßige Atem eines Schlafenden zu hören war, hatte es die Frau draußen endlich geschafft, den Chrysler zum Laufen zu bringen. „Na endlich!“ Nathan steckte das Fläschchen wieder ein. Es würde knapp werden. Zwar würde er rechtzeitig da sein, aber dennoch würde es mehr als knapp... Draußen wurde der Wagen wieder abgewürgt. „Frauen!“ stöhnte Tinkshaw entnervt. „Also gut!“ Er hatte keine andere Wahl, wollte er den sicherlich ohnehin schon enormen Zorn von Mrs. Jamba nicht noch mehr fördern. Tinkshaw holte tief Luft, wischte sich mit den Ärmeln seiner Jacke den Schweiß vom Gesicht, zwang sich zu einem charmanten Lächeln und ging dann nach draußen, um der Frau, die mittlerweile angefangen hatte zu weinen, zu helfen. Als er die Tür hinter sich schloß und bereits in das erwartungsfrohe Gesicht der Frau blickte, hörte er für einen Moment wieder das seltsame Geräusch, diesen hohen Pfeifton. Er hatte überhaupt keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, daß er sich mehr als beeilen mußte.

Zwanzig Minuten vor Mitternacht ließ Tinkshaw schnaufend den Fleischer vor Mrs. Jambas Füße fallen. „Es tut mir leid, aber eher ging es wirklich nicht!“ Die alte Frau sagte kein Wort, sondern starrte ihn mit funkelnden Augen wütend an. Na toll, jetzt ist sie echt sauer. „Mrs. Jamba, ich...“
„Ruhe!“ herrschte Mrs. Jamba den völlig ausgepumpten und zitternden jungen Mann vor ihr an. „Kein Wort mehr!“
Tinkshaw sah betreten zu Boden und traute sich nicht aufzuschauen. Aus den Augenwinkeln heraus stellte er fest, daß Mr. Graywood die Augen geöffnet hatte. Dem Fleischer, einem allein lebenden, von allen geachteten Mann, stand die pure Angst ins Gesicht geschrieben. Jetzt erst bemerkte Nathan, daß er vergessen hatte, Mr. Graywood einen Knebel in den Mund zu stopfen. Oh nein...
„Was... Mrs. Ja... Mrs. Jamba?“ Völlig entgeistert starrte Graywood die alte Frau an. „Was zur Hölle ist denn hier los?“
Tinkshaw wurde schlecht. Sein Magen zog die Konsequenzen aus den anstrengenden, vor allem aber nervenaufreibenden letzten zwei Stunden. Bevor er sich umdrehte und sich erbrach, kam ihm ein wichtiger, aber letztlich wertloser Gedanke: Warum hast du nicht den Chrysler genommen?
Angewidert angesichts der undefinierbaren Masse, die auch Tinkshaws Schuhe besudelt hatte, wandte sich Mrs. Jamba dem Fleischer zu. Erstaunlich flink ging sie in die Hocke, packte Graywoods Kopf und bohrte ihren Daumen und Zeigefinger in dessen Wangen. Kaum, daß sich der Mund des hilflosen Mannes geöffnet hatte, beugte sich sich direkt über ihn und biß ihm mit einem kräftigen Ruck die Zunge ab. Mrs. Jamba kaute genau viermal auf dem Muskel herum, bevor sie ihn genußvoll hinunterschluckte. Dann holte sie ein weißes Taschentuch hervor und wischte sich mit einer eleganten Geste das Blut aus dem Gesicht. Mr. Graywood, der freilich zappelnd und gurgelnd an seinem eigenen Blut zu ersticken drohte, beachtete sie nicht weiter. Stattdessen stand sie, nicht mehr ganz so flink, auf und ging langsam zu Tinkshaw, der erschöpft an der dunklen Kellerwand lehnte und keines Wortes fähig den soeben geschehenen unkultivierten Akt mit angesehen hatte. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen, mein Junge?“ fragte sie. Ihre Besorgnis klang echt.
Nathan schüttelte den Kopf und deutete zu Mr. Graywood, der schwitzend und einen unangenehmen Geruch aus seiner Hose verströmend vor ihnen lag. „Das machen Sie hier unten? Sie beißen ihnen die Zunge ab und lassen sie dann sterben?“ Nervös, zugleich ängstlich, starrte er seine Vermieterin an. „Ich meine...“
„Aber nein, Mr. Tinkshaw.“ unterbrach ihn Mrs. Jamba leise, trotzdem bestimmt. „Das hier war die große Ausnahme. Sie haben vergessen, Mr. Graywood einen Knebel zu verpassen.“
„Oh... Richtig!“ Nathan nickte. „Stimmt, hatte ich vergessen.“ Irgendwo aus den anderen Räumen des Kellergeschosses erklang wieder dieser Pfeifton. Was ist das nur? Und warum habe ich plötzlich Kopfschmerzen? Er faßte sich an die Stirn.
„Mr. Tinkshaw?“ Die alte Frau in ihrem, Tinkshaw hatte es genau gewußt, selbstgestrickten Kleid berührte ihn am Arm. „Sie sollten besser nach oben gehen und sich ausruhen.“
Er hob abwehrend seine Hände hoch. „Aber... Was ist mit Graywood?“ Langsam wurde ihm zu allem Überdruß auch noch schwindlig. Ihm wurde bewußt, daß diese Frage im Grunde genommen albern gewesen war. Schließlich hatte er nicht zum ersten Mal jemanden in Mrs. Jambas Keller gebracht. „Ich glaube... Ich glaube, Sie haben Recht. Ich habe plötzlich leichte Kopfschmerzen. Und dann ist da noch die ganze Zeit... Seit vorhin... So ein Pfeifen... Ein hohes Pfeifen...“
„Ein Pfeifen?“ Mrs. Jambas Stimme, die bisher gewohnt ruhig und gleichzeitig beschwörend gewesen war, wurde etwas lauter und schriller. „Was für ein Pfeifen?“
„Ich weiß nicht...“ Tinkshaw kam es vor, als ob die alte Frau durch die Erwähnung dieses Geräusches um ihre Fassung rang. „Es...“ Weiter kam er nicht. Er rutschte die Wand hinunter auf den Boden und spürte augenblicklich, wie Nässe, Schimmel und Kälte sich daran machten, Besitz von seiner Hose zu nehmen. Der Pfeifton wurde immer lauter. „Mrs. Jamba?“ Er sah, wie die Frau sich zu ihm herunter beugte und etwas sagte. Was, konnte er nicht verstehen. Tinkshaw hatte nur noch dieses hohe Pfeifen im Ohr. „Jam... Jamba... Mrs. Jamba?“ Fast wahnsinnig werdend bekam er noch mit, wie Mrs. Jamba sich kopfschüttelnd von ihm abwandte. Nein! Nicht weggehen! Nicht weggehen! Bewegungslos saß Nathan Tinkshaw irgendwo im Keller einer kleinen, außerhalb einer unbedeutenden Stadt gelegenen Pension einer alten Frau, über die er eigentlich nichts wußte. Ist dies das Ende? Und wo bleibt der gottverdammte Film meines bisherigen Lebens? Warum hast du nicht den Chrysler genommen? Und was hat dir diese alte Lady ins Essen getan? Nathan Tinkshaw, Produkt der inzestuösen Verbindung gottesfürchtiger Klanmitglieder, überbegabter Sitzenbleiber, Bankräuber und geborener Autofahrer, lehnte an der schmutzigen Wand im Keller von Mrs. Jambas Pension. Und sein letzter Gedanke galt dem gottverdammten Pfeifton, der kurz davor war, sein Trommelfell zum Bersten zu bringen...

„Scheiße! Hier ist einer aufgewacht, Mrs. Jamba!“ Brian Pinton wußte nicht, was er tun sollte. Der Pfeifton war ohrenbetäubend. Der Torso vor ihm zappelte hin und her und die Augen des Mannes waren weit aufgerissen. „Mrs. Jamba!“ In den dünnen Schläuchen, die vom Kopf zu einem großen Apparat führten, über dessen Sinn Mrs. Jamba noch nie ein Wort verloren hatte, war nun eine rötliche Flüssigkeit zu sehen... „Mrs. Jamba!“ Brian war drauf und dran durchzudrehen.
Crawford eilte zu dem kleinen Jungen. „Alles in Ordnung, Kleiner!“ Er zog Brian von dem stöhnenden, in einer skurrilen Kettenkonstruktion hängenden Mann weg. „Alles in Ordnung!“
„Ich habe nichts getan!“ keuchte Brian. „Ich habe nur wie üblich die Anzeigen überprüft.“
„Was ist denn los?“ Mrs. Jamba stand plötzlich hinter den beiden und zeigte auf den Mann. „Warum ist der hier aufgewacht?“
„Brian hat nichts getan, Mrs. Jamba.“ Crawford stellte sich schützend vor den Jungen.
„Ach, als ob der Junge was dafür kann. Seien Sie nicht albern, Mr. Crawford!“ Ärgerlich überprüfte Mrs. Jamba die zahlreichen Schläuche und Behälter. Dann hatte sie den Fehler gefunden. Mrs. Jamba drückte einen Knopf und augenblicklich war der unangenehm hohe Pfeifton verschwunden. Sie legte eine Hand auf die Stirn des schnaufenden Mannes. „Ganz ruhig, mein Junge. Ganz ruhig!“ Zu Mr. Crawford sagte sie: „Vielleicht war es falsch, die Stimmbänder zu entfernen. Beinahe hätten wir ihn verloren.“
Crawford winkte ab. „Ach was!“ Er deutete hinter sich, wo in einem großen Raum etwa fünfzig arm- und beinlose Körper, in Kettenkonstruktionen hängend und an medizinische Apparate angeschlossen, dank der von Mrs. Jamba in schöner Regelmäßigkeit verabreichten Medikamentencocktails in ihren ganz persönlichen Traumwelten dahindämmerten. „Hauptsache, das Geschäft läuft!“
„Ja.“ sagte Mrs. Jamba. „Hauptsache, das Geschäft läuft!“ Ihre kleine Pension, außerhalb der Stadt, an einem idyllischen See gelegen, lief wirklich hervorragend. Und Mrs. Jamba hatte nicht vor, diesen Zustand zu ändern...

ENDE

copyright by Poncher (SV)

26.11.2002

 

Hi Ponch!
Endlich mal wieder ne neue Story von dir. Vom rein handwerklichen Standpunkt her ist sie gut gelungen, wie die meisten deiner Geschichten.
Über den Plot lässt sich streiten - auch ich finde, dass zu viele Fragen offen bleiben.
Ich sehe allerdings - nicht nur wegen dieser Geschichte - ein großes Problem bei dir, worüber du vielleicht mal nachdenken solltest: Möglich, dass es nur ich so empfinde; ich schreib´s trotzdem: Kann´s sein, dass du dich ein bisschen im Kreis drehst?
Gut, die meisten Storys spielen in den USA, die Personen haben meist "typische" Namen, viele am. Markennamen und Vorstellungen fließen ein. Dagegen nix prinzipiell. Nur finde ich, dass deine Geschichten wie ein Schema wirken, in das du dich verfangen hast.
Es gibt keinen Zweifel darüber, dass du dich gegenüber den ersten Storys enorm gesteigert hast. Aber irgendwie hab ich echt das Gefühl, dass deine Schreibe stagniert und du dich mit den Geschichten im Kreis drehst. Genau spezifizieren kann ich es nicht - es ist so ein Gefühl, das mich bei den letzten Geschichten von dir ereilte: Gut geschrieben, nett zu lesen, aber nix, was einem länger im Gedächtnis bleibt oder wirklich überraschend kommt. Erstklassige Unterhaltung, ja, aber keine, die mich sonderlich bewegt.
Ich hoffe du verstehst halbwegs, was ich damit ausdrücken will! Es ist keine Kritik an dieser Geschichte oder an deiner Schreibe insgesamt - eher eine Befürchtung meinerseits, dass du die Weiterentwicklung ein bisserl verschlafen könntest. Und das sage ich, weil ich dich für einen der besten Schreiberlinge hier halte und dein Talent als hoch erachte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Poncher,

eigentlich eine gute Geschichte. Atmosphärisch dicht, spannend, aber etwas zu rätselhaft am Ende. Was macht sie denn nun mit den Entführten, Organhandel? Aber wozu werden all diese "Rümpfe" dann am Leben gehalten?
Wäre doch "aus Geschäftsgründen" eher ineffektiv...
Oder werden die Arme und Beine zu irgendwas "verwurstet"... Der Zungenbiss von der alten Dame hatte was. Skurille Zusammenstellung...

Vielleicht kannst Du für etwas Aufklärung sorgen?!

Die kleine Pension, gut vier Meilen außerhalb der Stadt, die dieser Bezeichnung kaum gerecht wurde, an einem idyllischen See gelegen, hatte zehn in rustikalem Stil möbilierte Zimmer, von denen eines vermietet war.

Deinen Anfangssatz finde ich inhaltlich sehr gut, stilistisch leider ziemlich holprig. Würde ich auf jeden Fall umformulieren! So ging es mir auch mit anderen Textstellen. Manchmal steckt einfach zu viel Information in einem Satz.

>
Die kleine Pension lag an einem idyllischen See, gut vier Meilen außerhalb der Stadt, die dieser Bezeichnung kaum gerecht wurde. Es gab zehn möbilierte Zimmer in rustikalem Stil , von denen eines vermietet war.

in einem handelsüblichen Briefumschlag ohne Sichtfenster überreichte.
> gut formuliert
Die Tatsache ignorierend, daß ein feiner Streifen Schinken den Kinnbart des vor ihr sitzenden jungen Mannes zierte, sagte sie
> Sie ignorierte, dass ein feiner Streifen Schinken den Kinnbart des vor ihr sitzenden jungen Mannes zierte:

die Gesichtszüge zu einem boshaften Ausdruck gefroren, mit den dünnen Fingern auf ihn zeigend
Ich finde die Stelle klischeehaft, noch mehr stört mich - wie häufiger in Deinem Text - die gestelzt klingende Partizip -Konstruktion(" mit den Fingern ... zeigend").

Nathan Tinkshaw, Produkt der inzestuösen Verbindung gottesfürchtiger Klanmitglieder, überbegabter Sitzenbleiber, Bankräuber und geborener Autofahrer, lehnte an der schmutzigen Wand im Keller von Mrs. Jambas Pension.
Guter Satz.

Pe

 

@ Poncher

Die Geschichte ist gut und flüssig zu lesen, aber auch mir fehlt eine Art Aufklärung, die ich bei solchen Stories für ziemlich wichtig halte. Zumindest eine kleine Andeutung, was es mit diesen ganzen Rümpfen auf sich hat, würde der Geschichte mehr Substanz verleihen.

So bleibt beim Leser ein schaler Nachgeschmack zurück (bei mir zumindest) und das wäre nicht notwendig, weil – wie schon gesagt – du da einen sehr gut geschriebenen Plot hingelegt hast. Die Hauptakteurin Mrs. Jamba konnte ich mir richtig gut vorstellen, die verdrehte (aber gerissene) alte Schachtel, supa! Und den Nathan Tinkshaw als mehr oder weniger willenloses Werkzeug in ihren Händen hast du auch interessant dargestellt. :baddevil:

Wie der Chief schon erwähnte, kommen die zwei neuen Personen zum Schluss nicht so gut, weil der Leser sie aufgrund fehlender (Kurz)Beschreibung nicht identifizieren kann und durch deren plötzliches Auftauchen in Verwirrung gestürzt wird.

Gruß
Liz

PS: Wenn du Wert drauf legst, überprüf nochmals deine „s“-Schreibung. (dass statt daß, gewusst statt gewußt usw.)

 

Hi Ihr!

Danke fürs Lesen. Ja, das mit den neuen Personen am Ende... Ursprünglich sollten das die bereits zuvor erwähnten Ruby Dawson und Mr. Graywood sein. Sav meinte jedoch (nicht ganz sinngemäß): "Ne, dann steigt erst recht keiner dahinter!"

Was "daß" und "dass" betrifft: Auch das wird langsam aber sicher angepaßt.

Also nochmal Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Gruß,

Poncher

PS: Alle Eure Überlegungen, was die Auflösung angeht, könnten so sein. Spielraum für den Leser. Ja, ich weiß, das ist doof. :shy:

 

@zuständigene Person:

Was, bitteschön, war jetzt sooo verwerflich an Hanniballs Posting, daß dieses gelöscht werden mußte?

Manchmal kann man es auch echt übertreiben! :rolleyes:

 

Ich weiß von nichts, ich war es nicht, ich bin unschuldig.
Wer es aber auch immer war, die Person hatte sicher einen triftigen Grund - was aber bitte nicht hier ausdiskutiert wird.

 

Hi, Poncher,

Die kleine Pension, gut vier Meilen außerhalb der Stadt, die dieser Bezeichnung kaum gerecht wurde, an einem idyllischen See gelegen, hatte zehn in rustikalem Stil möbilierte Zimmer, von denen eines vermietet war.

Noch eine Überlegung:
Die kleine Pension, gut vier Meilen außerhalb der Stadt - die dieser Bezeichnung kaum gerecht wurde -, war an einem idyllischen See gelegen und hatte zehn in rustikalem Stil möbilierte Zimmer, von denen eines vermietet war.

LG Petra

 

Moin!

@Petra: Hab den ersten Satz nun geändert, da mir deine erste Überlegung/Überarbeitung doch besser gefällt, als meine ursprüngliche Version. Mille Grazie! :) Was die anderen Stellen betrifft, mal schauen...

@Ösi: Also im Kreis drehen würde ich das nicht nennen. Meine Schwerpunkte liegen momentan etwas anders. Das sollte eigentlich auch schon bei "Schwarz Grau Rot" rübergekommen sein. Soll heißen: Ich feile gerade ein bißchen an meinem Stil. Naja, irgendwie halt. Danke für die "Lobeshymne" :)

Gruß,

Poncher

PS: Nochmal Danke an Alle fürs Lesen und Kommentieren!

 

Hallo Ponch, und alle anderen!

Also ich hab das Posting nicht gelöscht, wär ja auch blöd von mir. Wer hat denn die Mittel dazu, und vor allen Dingen aus welchem Grund macht er so etwas? Ich wollte dieses Posting sehr wohl als Bewertung auch deiner früheren Geschichten wissen.

Genug davon!:stoned:

Ich habe mir die Story durchgelesen und für gut befunden. Keine Frage nach dem Sinn oder einer zusätzlichen Aufklärung. Die habe ich mir in meinem kranken Hirn schon selber zusammengebastelt.:silly: Keine Kritik also am Inhalt, im Gegenteil - sehr schön. Ich bin ja selbst ein Anhänger der kleinen Tür, die nicht vollständig geöffnet wird. Und wer dich kennt, weiß, worauf er sich einlässt.

Kritik eher am Stil. Du sagst, du experimentierst mit dem Stil, recht so. Das müssen wir alle. Lasse es aber nicht einreißen, dass du weiterhin so schrecklich verschachtelte Sätze zu Papier bringst, das vorher weíß war und nun nicht mehr und das eine Menge aushalten muss. Ich glaube, der Eingangssatz ist exemplarisch dafür.

In das Haus des dickleibigen, allen Klischees entsprechenden Fleischers

Warum dieser furchtbare Nachsatz?! Wenn der Fleischer dick ist, entspricht er einem Klischee, und der Leser kommt von selbst drauf. Entschlacke deine Sprache und du passt deinen Stil an die Art der Geschichten an.

Ich auf jeden Fall freue mich auf die nächste deiner Geschichten.:bounce:

Viele Grüße!

 

Hallo Poncher

Deine Geschichte hat mir gut gefallen! Obwohl (oder sogar weil?) am Ende nicht ganz klar wird, was da eigentlich abgeht. Schon Tinkshaws Traumversion von Mrs. Jamba und ihrer Pension lässt den Abgrund erahnen, der sich gegen Ende hin öffnet...

Was mich interessieren würde: Auch wenn die Geschichte gut ohne endgültige Auflösung auskommt - gibt es in Deinem Kopf eine Erklärung dafür, was Mrs. Jamba eigentlich mit den ganzen Körpern anstellt, und wie ihr "Geschäft" so aussieht?

(Und Kann es sein, dass sich Mrs. Jamba früher oder später all ihrer Helfer entledigt - woher sollte sonst Tinkshaws detaillierte Traumversion von Mrs. Jamba und ihrer Pension stammen?)

Achja, zum Stil:
Wie vorher schon erwähnt, finde auch ich, dass ein paar der - ansonsten m. E. stilistisch einwandfreien - Sätze fast ein wenig zu stark verschachtelt sind. Die Geschichte liest sich aber trotzdem sehr flüssig, daher hats mich eigentlich nicht gestört.


@Rainer:

Bezüglich "sich im Kreis drehen": (Unabhängig davon, ob das bei Ponchers Geschichten der Fall ist)

Daran finde ich eigentlich nix schlimmes - ich lese im Normalfall lieber einen Krimi (oder was auch immer) von jemandem, der sein Leben lang Krimis geschrieben hat (und seinen Stil entsprechend perfektioniert hat), als von jemandem, der jahrelang nur rumexperimentiert hat...

mfg

Bernhard

 

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