- Beitritt
- 23.02.2005
- Beiträge
- 5.272
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 10
Tim wünscht sich einen Hund
Bitte erstmal keine weiteren Kritiken zu dieser KG, da ich sie überarbeiten werde
Tim springt ganz aufgeregt in die Küche und ruft laut: „Mama, Mama, die kleinen Hunde von Peter sind jetzt groß genug. Sie brauchen die Milch von ihrer Mama nicht mehr. Er hat mich gefragt, ob ich einen will. Darf ich? Bitte, bitte!“ Er schaut erwartungsvoll zu seiner Mama, die gerade dabei ist, das Geschirr zu spülen.
„Tim, setz dich an den Tisch, ich muss dir jetzt was erklären“, fordert sie ihn auf, während sie sich die Hände abtrocknet und sich auf einen Stuhl ihm gegenüber hinsetzt.
„Ich kann sehr gut verstehen, dass du dir auch ein Haustier wünschst, so wie einige Kameraden von dir einen Hasen, eine Katze oder einen Hund haben.“
„Moni hat ein Pony“, ergänzt Tim die Aufzählung der Tiere.
„Bei uns wäre das ein großes Problem für Papa“, erklärt die Mutter, „du weißt doch, dass er im Frühjahr, wenn alles blüht, oft niesen muss, Schnupfen hat und ganz rote Augen bekommt, die ihn jucken. Das kommt daher, dass der Wind den Blütenstaub durch die Luft und auch zu Papa pustet.
Uns beiden macht das nichts aus, aber für ihn ist das ganz schlimm. Manchmal bekommt er deswegen auch sehr schlecht Luft.“
Tim hört der Mama ganz aufmerksam zu: “Ja, ich weiß, als wir an deinem Geburtstag letztes Jahr im Garten grillen wollten, war das auch ganz schlimm.“
„Genau das Gleiche würde mit Papa passieren, wenn wir einen Hund oder eine Katze im Haus hätten. Das nennt man eine Allergie. Papa ist gegen Blütenstaub und Tierhaare allergisch.“
In Tims Gesicht verschwindet sein Lachen und er schaut seine Mama ganz traurig an. Kurz danach aber kommt wieder ein Strahlen in seinen Blick. Hoffnungsvoll ruft er aus: „Ich hätte da eine Idee: Der Hund kann doch in meinem Zimmer wohnen, dann macht das Papa doch nichts aus!“
„Leider nützt das nichts, mein Schatz, denn der Hund muss doch immer durch die Wohnung. Stell dir auch mal vor, wenn der Hund immer nur in deinem Zimmer eingesperrt wäre. Das wäre doch gar nicht schön für ihn.“
Tim denkt kurz nach und antwortet: „Da hast du Recht. Aber... wir könnten ihm doch ein Häuschen in den Garten bauen, dann bleibt er eben immer draußen!“
Die Mama lächelt ihn an. „Du hast viele Ideen. Das gefällt mir. Aber es würden immer irgendwo Hundehaare liegen, denn wir können ihn doch nicht nur in seinem Hüttchen lassen. Ein Hund muss doch toben können. Ich fürchte, wir würden das nicht in den Griff bekommen.“
Tims Augen werden glasig. Seine Schultern sacken nach unten. Er schaut ganz angestrengt auf die Tischplatte, als könnte er dort ganz tief in einem Astloch eine Lösung für das Problem finden.
Tränen kullern über seine Wangen. Er versucht, sie mit dem Ärmel seines Sweatshirts wegzuwischen. Das Weinen wird so stark, dass seine Schultern zucken.
Seine Mama kommt zu ihm und will ihn umarmen, aber er giftet sie an: „Lass mich!“
In Abständen, die durch Luftholen und Jammern unterbrochen werden, quillt es aus ihm heraus: „Da-as ist gemein! Nur weil Pa-a-pa diese blöde Algerlie hat, bekomme i-ich keinen Hund!“ Er stand abrupt vom Stuhl auf, der einen Stoß bekam und polternd mit der Lehne auf den Boden knallte.
Die Mama holt aus der Schublade ein Taschentuch und streckt es ihm entgegen. Tim scheint es zu übersehen und wischt mit dem Ärmel nun auch die Nase ab. Normalerweise schimpft Tims Mutter, wenn er so einen Taschentuch-Ersatz benutzt. Heute sagt sie nichts dazu.
Tim schlurft langsam aus der Küche, während er vor sich hinmurmelt: „Gemein seid ihr, so gemein.“
„Tim, bleib doch bitte da!“ bittet ihn die Mutter.
„Nein!“
Tims Augen brennen. Wo soll er denn nun hin? Auf die Straße zu den anderen kann er mit diesem verheulten Gesicht nicht gehen. So klettert er im Garten auf den kleinen Apfelbaum und versteckt sich im Geäst. Er hört von weitem seine Mutter nach ihm rufen. Schon nach kurzer Zeit wird es unbequem auf dem Ast. Er verlagert immer wieder sein Gewicht von einer auf die andere Pobacke.
Es scheinen für Tim Stunden vergangen zu sein, als er wieder herunterklettert, obwohl der Nachbar immer noch mit dem Mähen seines kleinen Rasenstückes beschäftigt ist. Er schlendert am Gemüsebeet vorbei und holt plötzlich mit seinem rechten Bein Schwung, als müsse er einen Fußball über das halbe Feld schießen. Die volle Wucht trifft einen Brokkoli. Mit einem knirschenden Geräusch knickt der Kohl in Schieflage. „So“, murmelt Tim und sein Gesicht wird entspannter.
Als er in die Küche zurückkommt, schnippelt seine Mutter Obst für einen Fruchtsalat.
„Den gibt es heute Abend“, begrüßt sie ihn freundlich, „ und während der Schälerei ist mir eine Idee gekommen wegen deinem Hundewunsch.“
„Ja?“, fragt Tim vorsichtig.
„Frau Müller ist gerade im Krankenhaus und Herr Müller ist doch nicht mehr so gut zu Fuß. Vielleicht magst du ihn fragen, ob du mit Blacky Gassi gehen kannst? Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Hilfe für ihn wäre.“
„Meinst du? Aber Herr Müller guckt doch immer so grimmig, der lässt mich doch sicher nicht alleine mit Blacky gehen“, überlegt Tim laut.
„Soll ich mit dir zusammen zu ihm hin, um ihn zu fragen?“, bietet sie ihm an.
„Hmm ...“, denkt Tim nach, „nein, sonst denkt er ja, ich trau mich nicht alleine. Und so jemandem, der sich nicht mal fragen traut, kann man doch keinen Hund alleine mitgeben.“
Tim ist auf einmal Feuer und Flamme. „Ich geh dann gleich mal los, kann ich?“ Er hört sich aber kaum das „Aber ja“ seiner Mutter an und flitzt schon aus der Küche.
Kaum hat die Mutter den Salat in den Kühlschrank gestellt, taucht Tim freudestrahlend wieder auf.
„Mama, der Herr Müller findet das wohl nicht schlecht. Der ist zwar schon etwas grimmig, aber ich gehe ja mit Blacky und nicht mit ihm spazieren. Ich kann sofort eine Runde drehen. Du erlaubst mir das doch?“, sprudelt es nur so aus ihm heraus und dabei hüpft er aufgeregt von einem auf das andere Bein.
„Natürlich kannst du gleich gehen, aber vorher klären wir noch ein paar wichtige Dinge“, spricht die Mutter lachend auf ihn ein und drückt ihn an den Schultern auf den nächsten Küchenstuhl.
„Du fragst Herrn Müller, auf was du bei Blacky achten musst, wenn du mit ihm unterwegs bist. Dann ist ganz wichtig, dass du immer deine alten Dreckelklamotten anziehst. Die hängst du im Keller in den Heizraum und gehst und kommst auch durch den Keller. Dann können wir Papa hoffentlich vor den Hundehaaren schützen.“
„Das verspreche ich dir, und ich wasch auch danach ganz feste die Hände mit Seife!“, ruft Tim überglücklich und rast wie der Blitz aus der Küche in sein Zimmer, um sich alte Kleider für den ersten Spaziergang mit Blacky anzuziehen.