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Tim wünscht sich einen Hund

Team-Bossy a.D.
Seniors
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23.02.2005
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Tim wünscht sich einen Hund

Bitte erstmal keine weiteren Kritiken zu dieser KG, da ich sie überarbeiten werde

Tim springt ganz aufgeregt in die Küche und ruft laut: „Mama, Mama, die kleinen Hunde von Peter sind jetzt groß genug. Sie brauchen die Milch von ihrer Mama nicht mehr. Er hat mich gefragt, ob ich einen will. Darf ich? Bitte, bitte!“ Er schaut erwartungsvoll zu seiner Mama, die gerade dabei ist, das Geschirr zu spülen.
„Tim, setz dich an den Tisch, ich muss dir jetzt was erklären“, fordert sie ihn auf, während sie sich die Hände abtrocknet und sich auf einen Stuhl ihm gegenüber hinsetzt.
„Ich kann sehr gut verstehen, dass du dir auch ein Haustier wünschst, so wie einige Kameraden von dir einen Hasen, eine Katze oder einen Hund haben.“
„Moni hat ein Pony“, ergänzt Tim die Aufzählung der Tiere.

„Bei uns wäre das ein großes Problem für Papa“, erklärt die Mutter, „du weißt doch, dass er im Frühjahr, wenn alles blüht, oft niesen muss, Schnupfen hat und ganz rote Augen bekommt, die ihn jucken. Das kommt daher, dass der Wind den Blütenstaub durch die Luft und auch zu Papa pustet.
Uns beiden macht das nichts aus, aber für ihn ist das ganz schlimm. Manchmal bekommt er deswegen auch sehr schlecht Luft.“

Tim hört der Mama ganz aufmerksam zu: “Ja, ich weiß, als wir an deinem Geburtstag letztes Jahr im Garten grillen wollten, war das auch ganz schlimm.“
„Genau das Gleiche würde mit Papa passieren, wenn wir einen Hund oder eine Katze im Haus hätten. Das nennt man eine Allergie. Papa ist gegen Blütenstaub und Tierhaare allergisch.“
In Tims Gesicht verschwindet sein Lachen und er schaut seine Mama ganz traurig an. Kurz danach aber kommt wieder ein Strahlen in seinen Blick. Hoffnungsvoll ruft er aus: „Ich hätte da eine Idee: Der Hund kann doch in meinem Zimmer wohnen, dann macht das Papa doch nichts aus!“
„Leider nützt das nichts, mein Schatz, denn der Hund muss doch immer durch die Wohnung. Stell dir auch mal vor, wenn der Hund immer nur in deinem Zimmer eingesperrt wäre. Das wäre doch gar nicht schön für ihn.“
Tim denkt kurz nach und antwortet: „Da hast du Recht. Aber... wir könnten ihm doch ein Häuschen in den Garten bauen, dann bleibt er eben immer draußen!“
Die Mama lächelt ihn an. „Du hast viele Ideen. Das gefällt mir. Aber es würden immer irgendwo Hundehaare liegen, denn wir können ihn doch nicht nur in seinem Hüttchen lassen. Ein Hund muss doch toben können. Ich fürchte, wir würden das nicht in den Griff bekommen.“

Tims Augen werden glasig. Seine Schultern sacken nach unten. Er schaut ganz angestrengt auf die Tischplatte, als könnte er dort ganz tief in einem Astloch eine Lösung für das Problem finden.
Tränen kullern über seine Wangen. Er versucht, sie mit dem Ärmel seines Sweatshirts wegzuwischen. Das Weinen wird so stark, dass seine Schultern zucken.
Seine Mama kommt zu ihm und will ihn umarmen, aber er giftet sie an: „Lass mich!“
In Abständen, die durch Luftholen und Jammern unterbrochen werden, quillt es aus ihm heraus: „Da-as ist gemein! Nur weil Pa-a-pa diese blöde Algerlie hat, bekomme i-ich keinen Hund!“ Er stand abrupt vom Stuhl auf, der einen Stoß bekam und polternd mit der Lehne auf den Boden knallte.
Die Mama holt aus der Schublade ein Taschentuch und streckt es ihm entgegen. Tim scheint es zu übersehen und wischt mit dem Ärmel nun auch die Nase ab. Normalerweise schimpft Tims Mutter, wenn er so einen Taschentuch-Ersatz benutzt. Heute sagt sie nichts dazu.
Tim schlurft langsam aus der Küche, während er vor sich hinmurmelt: „Gemein seid ihr, so gemein.“
„Tim, bleib doch bitte da!“ bittet ihn die Mutter.
„Nein!“

Tims Augen brennen. Wo soll er denn nun hin? Auf die Straße zu den anderen kann er mit diesem verheulten Gesicht nicht gehen. So klettert er im Garten auf den kleinen Apfelbaum und versteckt sich im Geäst. Er hört von weitem seine Mutter nach ihm rufen. Schon nach kurzer Zeit wird es unbequem auf dem Ast. Er verlagert immer wieder sein Gewicht von einer auf die andere Pobacke.

Es scheinen für Tim Stunden vergangen zu sein, als er wieder herunterklettert, obwohl der Nachbar immer noch mit dem Mähen seines kleinen Rasenstückes beschäftigt ist. Er schlendert am Gemüsebeet vorbei und holt plötzlich mit seinem rechten Bein Schwung, als müsse er einen Fußball über das halbe Feld schießen. Die volle Wucht trifft einen Brokkoli. Mit einem knirschenden Geräusch knickt der Kohl in Schieflage. „So“, murmelt Tim und sein Gesicht wird entspannter.

Als er in die Küche zurückkommt, schnippelt seine Mutter Obst für einen Fruchtsalat.
„Den gibt es heute Abend“, begrüßt sie ihn freundlich, „ und während der Schälerei ist mir eine Idee gekommen wegen deinem Hundewunsch.“
„Ja?“, fragt Tim vorsichtig.
„Frau Müller ist gerade im Krankenhaus und Herr Müller ist doch nicht mehr so gut zu Fuß. Vielleicht magst du ihn fragen, ob du mit Blacky Gassi gehen kannst? Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Hilfe für ihn wäre.“
„Meinst du? Aber Herr Müller guckt doch immer so grimmig, der lässt mich doch sicher nicht alleine mit Blacky gehen“, überlegt Tim laut.
„Soll ich mit dir zusammen zu ihm hin, um ihn zu fragen?“, bietet sie ihm an.
„Hmm ...“, denkt Tim nach, „nein, sonst denkt er ja, ich trau mich nicht alleine. Und so jemandem, der sich nicht mal fragen traut, kann man doch keinen Hund alleine mitgeben.“
Tim ist auf einmal Feuer und Flamme. „Ich geh dann gleich mal los, kann ich?“ Er hört sich aber kaum das „Aber ja“ seiner Mutter an und flitzt schon aus der Küche.

Kaum hat die Mutter den Salat in den Kühlschrank gestellt, taucht Tim freudestrahlend wieder auf.
„Mama, der Herr Müller findet das wohl nicht schlecht. Der ist zwar schon etwas grimmig, aber ich gehe ja mit Blacky und nicht mit ihm spazieren. Ich kann sofort eine Runde drehen. Du erlaubst mir das doch?“, sprudelt es nur so aus ihm heraus und dabei hüpft er aufgeregt von einem auf das andere Bein.

„Natürlich kannst du gleich gehen, aber vorher klären wir noch ein paar wichtige Dinge“, spricht die Mutter lachend auf ihn ein und drückt ihn an den Schultern auf den nächsten Küchenstuhl.
„Du fragst Herrn Müller, auf was du bei Blacky achten musst, wenn du mit ihm unterwegs bist. Dann ist ganz wichtig, dass du immer deine alten Dreckelklamotten anziehst. Die hängst du im Keller in den Heizraum und gehst und kommst auch durch den Keller. Dann können wir Papa hoffentlich vor den Hundehaaren schützen.“
„Das verspreche ich dir, und ich wasch auch danach ganz feste die Hände mit Seife!“, ruft Tim überglücklich und rast wie der Blitz aus der Küche in sein Zimmer, um sich alte Kleider für den ersten Spaziergang mit Blacky anzuziehen.

 

Liebe Bernadette!

Deine Geschichte läßt mich ein bisschen unbefriedigt zurück, obwohl sie eigentlich ganz nett geschrieben ist. Einerseits geht alles so glatt: Kaum hat die Mutter Tim erklärt, warum er selbst kein Haustier haben kann, fällt ihr ein, daß er den Hund des alten Ehepaars rausführen könnte, Tim vergißt die Welpen, fragt bei den Alten, alles ist okay und schon am selben Tag geht er mit dem Hund, kein Probleme, kein Murren, Tim nimmt einfach alles so hin, wie die Mutter es vorschlägt. Ein Wunschtraum? Denn andererseits glaube ich auch nicht, daß Tim die kleinen Welpen so schnell vergessen kann – so ein junges Tier ist doch ganz etwas anderes als der Hund eines alten Ehepaars. – Ich würde die jungen Welpen eventuell ganz aus der Geschichte draußen lassen, es reicht ja, wenn Tim den Wunsch nach einem Haustier äußert. Oder es müßte noch ein bisschen Konflikt in die Geschichte, zur Zeit ist sie ein zu gerader Weg vom Problem zur Lösung.

Ein paar Kleinigkeiten noch:

»als wir an deinem Geburtstag letztes Jahr im Garten grillen wollten, was das auch ganz schlimm.“«
– war

»als wenn er dort ganz tief in einem Astloch eine Lösung für das Problem finden könnte.«
– schöner: »als könnte er … finden.«

»„Aber...“, setzt die Mama ganz leise an,«
»„Hmm...“, denkt Tim nach,«
– Leertaste fehlt jeweils vor den drei Punkten

»Aber Herr Müller guckt doch immer so grimmig, der lässt mich doch sicher nicht alleine mit Blacky gehen«
– Eins der beiden »doch« würd ich streichen.

»„nein, denn dann denkt er ja,«
– Statt »denn dann« fände ich »sonst« praktischer, oder einfach das »denn« streichen.

»Tim springt vom Stuhl auf. „Ich geh dann gleich mal los, kann ich?“, hört sich aber kaum das „Aber ja“ seiner Mutter an«
– … ich?“ Er hört …

»Du erlaubst mir das doch?“ sprudelte es nur so aus ihm heraus«
– doch?“, sprudelte


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo bernadette,

auch mir kommt es vor, als wäre hier etwas zu viel "Heile Welt" vorhanden. Es gibt keine größeren Konflikte, als die Mutter es ablehnt, ein Welpen aufzunehmen. Vielleicht könntest du einen "Essstreik" oder so etwas einbauen, das würde die Sache etwas spannender machen.
Es sind nämlich die wenigsten Kinder, die sofort Verständnis dafür haben, dass sie kein Tier halten können, wenn der Vater eine Allergie hat. Ich weiß zwar nicht, wie alt der Junge ist, aber er scheint doch recht jung zu sein. Und hier wäre eine Trotzreaktion wohl angebracht.

Aufgefallen ist mir noch, dass du am Ende in die Vergangenheit gefallen bist.

Kaum hatte die Mutter das Geschirr in Schrank versorgt, tauchte Tim freudestrahlend wieder auf. .... sprudelte es nur so aus ihm heraus und dabei hüpfte er aufgeregt von einem auf das andere Bein.

„Frau Müller ist doch gerade im Krankenhaus und Herr Müller ist doch nicht mehr so gut zu Fuß. Frag ihn doch, ob du mit Blacky Gassi gehen kannst. Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Hilfe für ihn wäre.“
„Meinst du? Aber Herr Müller guckt doch immer so grimmig, der lässt mich doch sicher nicht alleine mit Blacky gehen“, überlegt Tim laut.
„Soll ich mit dir zusammen zu ihm hin, um ihn zu fragen?“ bietet sie ihm an.
„Hmm...“, denkt Tim nach, „nein, denn dann denkt er ja, ich trau mich nicht alleine. Und so jemandem, der sich nicht mal fragen traut, kann man doch keinen Hund alleine mitgeben.“
Hier sind mir "doch" ein paar DOCH zuviel. Kannst ruhig das ein oder andere weglassen. Mir geht es auch manchmal so, dass ich dieses kleine Wort zu oft gebrauche.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass du in die Mitte der Geschichte noch ein bisschen Spannung einbauen sollte, vielleicht mit einem Streik oder einer anderen Trotzreaktion.

Viele Grüße
bambu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Häferl und bambu,

dank euch für die Kritik.

Da ja beide zuviel Friede, Freude, Pfannekuchen bemängeln, werde ich Tim etwas garstiger werden lassen.
Danke @ häferl für die Korrekturen, aber:

„Aber...“, setzt die Mama ganz leise an,«
»„Hmm...“, denkt Tim nach,«
– Leertaste fehlt jeweils vor den drei Punkten

da sagt mein RS-Programm was anderes :confused:


Lieber Gruß
bernadette

 

hi golio,

Ansonsten hat sich eine wohlige Geborgenheit bei mir breit gemacht, ich glaube, ich werde in Zukunft öfters Kindergeschichten von dir lesen.

*Grins* Na, da suchst du (noch) vergeblich weitere. Das war hier auch mehr oder weniger ein Gastbesuch und meine erste Geschichte in dieser Rubrik ;).
(Ich möchte hier auf kg.de im Laufe der Zeit in jeder Rubrik mal eine Geschichte posten).
Danke für die netten Worte.

Lieber Gruß
bernadette

 

Liebe bernadette!

Ja, die eingefügte Apfelbaumszene macht sich sehr gut! :)
Ich könnte mir aber vorstellen, daß sie noch besser kommt, wenn Du hier auch noch ein paar Gedanken einfügst, die sich Tim macht, während er da oben sitzt. Der innere Konflikt, seinen innigen Wunsch zugunsten der geforderten Vernunft, auf die Allergie des Vaters Rücksicht zu nehmen, zurückzustecken.

Früchtesalat.
„Den gibt es heute abend“
Müßte meiner Meinung nach Fruchtsalat heißen, und Abend gehört groß.

„Soll ich mit dir zusammen zu ihm hin, um ihn zu fragen?“ bietet sie ihm an.
Beistrich nach der direkten Rede fehlt.

Kaum hat die Mutter den Salat im Kühlschrank versorgt,
"Versorgt" hat sie ihn im Kühlschrank? :susp:

„Aber...“, setzt die Mama ganz leise an,«
»„Hmm...“, denkt Tim nach,«
– Leertaste fehlt jeweils vor den drei Punkten
da sagt mein RS-Programm was anderes
Wenn die Punkte ein Wort ersetzen, gehört eine Leertaste, wenn sie einen Wortteil ersetzen, nicht. Bei dem "Aber ..." hätte sie also gehört, aber soweit ich sehe, ist das aus der Geschichte rausgeflogen? Beim "Hmm" ist es natürlich Ansichtssache, ob die Punkte ein Wort oder einen Wortteil ersetzen. ;)

Ich möchte hier auf kg.de im Laufe der Zeit in jeder Rubrik mal eine Geschichte posten
Hihi, da bist Du nicht die Einzige. ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo bernadette,

also die neu eingefügte Szene mit der Trotzreaktion von Tim finde ich gut gelungen. Hier kommt mehr Realität zum Ausdruck. Die andere Version war etwas zu sonnig und komplikationslos.

Die Änderung tut der Geschichte gut.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Bernadette,

ich lese immer wieder gerne in der Kinderrubrik.

Deine "Hundegeschichte" hat mir gut gefallen. Ich wollte auch jahrelang einen Hund, mein Vater hatte zwar keine Allergie, aber meine Mutter etwas gegen Hunde.
Ich konnte Tim also gut verstehen, mich in ihn hineinversetzen. Es gefällt mir, dass er trotzig wird und am Coolsten fand ich die Szene, als er den Brokkoli umkickt. :D
Gut, dass seine Mutter am Ende eine Lösung für ihn findet, allerdings glaube ich nicht, dass Tim den Welpen dadurch vergisst. (Zumindest bei mir war das so. Der Wunsch ging nie weg, wechselte aber in der Intensität.)

Gerne gelesen,
LG
Bella

 

Hi Häferl,

"Versorgt" hat sie ihn im Kühlschrank? :susp:
Mein Dialekt :Pfeif: . Versorgen bedeutet bei uns: Wegräumen, an den Platz stellen, wo er hingehört

Danke fürs nochmalige Lesen und Fehlerfinden :).

Lieber Gruß
bernadette

 

hi bernadette!

Ich finde Deine Geschichte ganz nett. Du sprichst da ein Thema an, das sicher für viele Kinder recht wichtig ist - und Allergien nehmen ja immer zu. Allerdings ist mir die Lösung immernoch zu glatt ... in Geschichten darf es (gerne :) ) Happy Ends geben, in der Realität wäre es denke ich, dennoch nicht so einfach getan. Aber warum nicht einmal eine positve Lösungsgeschichte. :) Stilistisch finde ich die Sprache angemessen, flüssig erzählt, die Dialoge nachvollziehbar. Insgesamt gern gelesen. :)

schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo bernadette,

eine nette kleine Kindergeschichte hast Du geschrieben. Allerdings empfinde ich sie als ein wenig zu langatmig und es fehlt mir auch die richtige Spannung.
Irgendwie war mir von Anfang an klar, dass eine Lösung gefunden werden wird und wie schon einige meiner VorkritikerInnen bemerkt haben, geht das Ganze zu schnell. Alles passiert an einem Tag: Tim wünscht sich einen von Peters Welpen, Mama erklärt die Sache mit Papas Allergie, Tim ist wütend, Mama hat die Lösung und der Nachbar macht auch noch mit.
Ich denke, wenn Du mehrere Tage oder gar zwei oder drei Wochen vergehen und Tim richtig leiden lässt, mit all der unterdrückten Wut und Verzweiflung, die sich dann in zerstörten Kohlköpfen, etc. Bahn bricht, dann erzeugtst Du viel mehr Spannung und lässt die LeserInnen richtig mit Tim mitleiden. So, auf diese schnelle, zielstrebige Erzählart, fällt es mir schwer, mich richtig in Tim hineinzuversetzen und mit ihm mitzuleiden.

An manchen Stellen empfand ich Deine Ausdrucksweise als nicht so richtig kindgerecht. Ich gehe jetzt einfach mal mit einem überkritischen Blick an die Geschichte heran, ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel :).

Tim springt ganz aufgeregt in die Küche und ruft laut: „Mama, Mama, die kleinen Hunde von Peter sind jetzt groß genug. Sie brauchen die Milch von ihrer Mama nicht mehr. Er hat mich gefragt, ob ich einen will. Darf ich? Bitte, bitte!“ Er schaut erwartungsvoll zu seiner Mama, die gerade dabei ist, das Geschirr zu spülen.
Das ist mir ein wenig zu viel „Mama“ – da kannst Du sicher etwas ändern.
Das Wort „ganz“ würde ich streichen, es ist ein wenig aussagekräftiges Füllsel, ebenso würde ich „laut“ weglassen. Rufen ist in der Regel laut.

„Tim, setz dich an den Tisch, ich muss dir jetzt was erklären“, fordert sie ihn auf, während sie sich die Hände abtrocknet und sich auf einen Stuhl ihm gegenüber hinsetzt.

Wortwiederholung „setzt / hinsetzt“, außerdem ist die Beschreibung der Handlungen der Mutter ziemlich umständlich – wofür ist es wichtig, dass sie sich die Hände abtrocknet? Vielleicht könntest Du etwas schreiben wie:
„Mama legt den Arm um Tim und zieht ihn auf ihren Schoß. „Das wird nicht so einfach sein“, erklärt sie. „Ich kann gut verstehen, dass ...“

Tim hört der Mama ganz aufmerksam zu:
„ganz“ ist überflüssig

“Ja, ich weiß, als wir an deinem Geburtstag letztes Jahr im Garten grillen wollten, war das auch ganz schlimm.“
siehe oben
In Tims Gesicht verschwindet sein Lachen
umständlich – vielleicht: „Aus Tim Gesicht verschwindet das Lachen“? Oder „Das Lachen verschwindet aus Tims Gesicht“?
und er schaut seine Mama ganz traurig an.
ganz kann weg

Kurz danach aber kommt wieder ein Strahlen in seinen Blick.
Umständlich – vielleicht „Doch dann strahlt er wieder“?
Hoffnungsvoll ruft er aus:
Klingt für meinen Geschmack gestelzt und wenig kindgemäß.

„Ich hätte da eine Idee:
Kein Kind würde sagen „Ich hätte da ...“, Kinder rufen „Ich weiß!“ oder „Ich hab’ eine Idee!“ oder etwas in der Art ...

Der Hund kann doch in meinem Zimmer wohnen, dann macht das Papa doch nichts aus!“ „Leider nützt das nichts, mein Schatz, denn der Hund muss doch immer durch die Wohnung. Stell dir auch mal vor, wenn der Hund immer nur in deinem Zimmer eingesperrt wäre. Das wäre doch gar nicht schön für ihn.“
Wortwiederholung „doch“ (viermal!)

„Da hast du Recht. Aber... wir
Aber ...
könnten ihm doch ein Häuschen in den Garten bauen,
schon wieder „doch“

„Du hast viele Ideen. Das gefällt mir.
Sagt das eine Mutter wirklich so? Sagt sie nicht eher: „Das ist eine gute Idee!“ oder „Prima Idee – aber ...“?

Tims Augen werden glasig. Seine Schultern sacken nach unten. Er schaut ganz angestrengt auf die Tischplatte, als könnte er dort ganz tief in einem Astloch eine Lösung für das Problem finden.
Hier beobachtet eindeutig ein außenstehender Erzähler Tim. Man kann aber viel besser mit Tim mitfühlen, wenn Du ganz klar aus Tims Sichtweise heraus erzählst, nicht „Wie sieht er aus?“ sondern „Wie fühlt er sich?“

Seine Mama kommt zu ihm und will ihn umarmen, aber er giftet sie an: „Lass mich!“
Für mein Gefühl reicht es „Mama will ihn umarmen.“ Zu schreiben, dann ist doch klar, dass sie zu ihm kommen muss. Und „giftet“ ist ein sehr erwachsenes Wort – Ich würde etwas wie „„Lass mich!“ Tim dreht sich weg.“ Schreiben.

In Abständen, die durch Luftholen und Jammern unterbrochen werden, quillt es aus ihm heraus:
Wieder recht umständlich. Warum schreibst Du nicht etwas wie:
„Da-as ist gemein! Nur weil Pa-a-pa diese blöde Algerlie hat, bekomme i-ich keinen Hund!“, schluchzt Tim und schnieft.
Algerlie
Gefällt mir gut! :D
Er stand abrupt vom Stuhl auf, der einen Stoß bekam und polternd mit der Lehne auf den Boden knallte.
Warum Imperfekt?

Die Mama holt aus
die Mama klingt immer so unpersönlich, schreib doch einfach immer Mama, dann hast Du auch gleich Tims Sichtweise deutlich gemacht.
der Schublade ein Taschentuch und streckt es ihm entgegen. Tim scheint es zu übersehen und wischt mit dem Ärmel nun auch die Nase ab. Normalerweise schimpft Tims Mutter, wenn er so einen Taschentuch-Ersatz benutzt. Heute sagt sie nichts dazu.
Auch hier beschreibst Du für mein Gefühl zu viel, was für den Fortgang der Geschichte nichts bringt. Du könntest schreiben: „Mama gibt Tim ein Taschentuch, aber Tim wischt sich die Nase am Ärmel ab. Heute schimpft Mama nicht darüber.“

Tim schlurft langsam aus der Küche, während er vor sich hinmurmelt: „Gemein seid ihr, so gemein.“
langsam kann weg, das wird durchs Schlurfen schon klar und ich würde das Ganze so verkürzen: „Tim schlurft aus der Küche und murmelt: ...“

„Tim, bleib doch bitte da!“ Komma bittet ihn die Mutter.

Es scheinen für Tim Stunden vergangen zu sein, als er wieder herunterklettert, obwohl der Nachbar immer noch mit dem Mähen seines kleinen Rasenstückes beschäftigt ist.
Auch hier empfinde ich die Formulierungen als zu umständlich, versuch doch, das Ganze direkter zu schreiben.
Er schlendert am Gemüsebeet vorbei
Der Nachbar oder Tim?
Die Stelle mit dem zerkickten Brokkoli gefällt mir, so zeigst Du sehr gut, wie Tim sich fühlt. Man kann viel besser mit Tim mitfühlen, als wenn Du von Schultern sprichst, die heruntersacken, etc.

Mit einem knirschenden Geräusch knickt der Kohl in Schieflage. „So“, murmelt Tim und sein Gesicht wird entspannter.
Hier beschreibst Du wieder, wie Tim aussieht und nicht wie es ihm geht. Versuch es doch mit etwas wie „Blöder Brokkoli! Das hatte er nun davon! Das tat gut!“

und während der Schälerei ist mir eine Idee gekommen wegen deinem Hundewunsch.“
Das sagt doch keine Mutter zu ihrem Kind. Meinst Du nicht, dass sie eher sagen würde: „Beim Obstsalat machen hatte ich eine Idee wegen des Hundes?“ Mir gefällt es übrigens überhaupt nicht, wenn in einer Geschichte für Kinder der Dativ falsch verwendet wird. Ich bin absolut für die Rettung des deutschen Genitivs: „wegen des Hundeproblems“!

So, nun läuft mir leider die Zeit weg – ich höre jetzt mit meinem pingeligen Gekrittel, das Du mir hoffentlich nicht übel nimmst, auf. Ich denke, es wird klar, was ich an der Geschichte noch ändern würde, nicht wahr?

Liebe Grüße
al-dente

 

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