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Tim Trottels tollster tag

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10.08.2003
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Tim Trottels tollster tag

Tim Trottel stand auch diesen Tag erst einmal auf, bevor er versuchte sich die Zähne zu putzen. Das war nicht immer so gewesen, aber das zu erklären ist eine mühselige Geschichte, die in ihrer Art zwar einzigartig und doch erschreckend traurig ist.
Wie schon in der Überschrift angedeutet, geht es in dieser kleinen Geschichte um Tim Trottels tollsten Tag.
Dass dieser Tag damit begann, dass Tim Trottel erst nach dem Aufstehen die Zähne putzte, deutet in gewisser Hinsicht ja schon an, dass Tim Trottel einen wirklich, wirklich, wirklich tollen Tag erwischt hatte.
Als er die Zahnbürste dann auch noch mit dem richtigen Ende in das richtige Ende führte, war auch ihm klar:
Das würde ein toller Tag.
Wenn nicht sogar der tollste.
Leider hatte er vergessen etwas Zahnpasta auf die Zahnbürste zu tun, aber das war ihm egal, so putzte er die Zähne eben ohne Schaum, es war doch irgendwo schon toll genug, dass er erst nach dem Aufstehen und mit dem richtigen Ende im richtigen Ende putzte, nicht wahr?
Nun, es mag Leute geben, die dies für normal erachten und sich immer noch über die fehlende Paste auf der Bürste ereifern, aber das war Tim egal.
Nach dem Tim Trottel seine Zahnbürste wie jeden Tag ins Waschbecken fallen ließ und den Wasserhahn anmachte, gab er sich wie jeden Tag seinem überaus lustigen Wortspiel hin, warum dieser Hahn eigentlich nie krähte.
Von dieser Überlegung äußerst fasziniert, stolperte er in sein Zimmer und zog sich die Unterhose an, bevor er die richtige Hose anzog.
Ein wahrlich TOLLER Tag.
Endlich seinen Genitalienbereich verdeckend, ging er dann frohgemut in die Küche um sich etwas Brot auf die Butter zu streichen. Erdnüsse sollten verdammt nochmal ohne Hülsen aufwachsen. Er mochte Erdnüsse. Nur mit dem schälen haperte es etwas. Normalerweise.
Aber heute nicht. Denn heute war sein tollster Tag.
Wäre er sich dessen jetzt schon bewusst gewesen, hätte er sich sogar an die Gurken gewagt. So blieb es aber bei einer mit Brot bestrichenem Butter, die mit ein paar geschälten Erdnüssen garniert war.
Das schmeckte an sich auch nicht schlecht. Wenn man bedenkt, dass es Tim ja nicht immer gelang die Erdnüsse von ihren holzig, trockenen und knusprigen Schalen zu befreien.
Aber heute war einfach ein toller Tag.
Nachdem Tim den Teller in den Kompost und die übergebliebenen Butterreste in die Spülmaschine verfrachtet hatte, aß er noch einen Müsliriegel.
Ohne Verpackung.
Ein toller Tag.
Wirklich!
Den Müsliriegel aufgegessen, ging er leichten Schrittes zurück in Richtung Bad um sein äußerliches Erscheinungsbild aufzubessern.
Das ihm das Bürsten heute kaum wehtat, war ein weiteres Zeichen dafür, dass heute wohl ein ganz besonders toller Tag war.
Als er sich dann noch das Gesicht wusch, ohne seinen Kopf am immer noch nicht krähenden Wasserhahn anzuschlagen, wusste auch er: Das würde ein toller Tag.
Er sah sich darauf im Spiegel, seine glänzende Glatze, seine näselnde Nase, seine hörenden Ohren und sein schädlicher Schädel machten sein Erscheinungsbild zu einer einzigartigen Performance. Schade, dass sie ihn bei, Deutschland sucht den Supertyp, nicht gewollt hatten. Heute hätte er wohl eine Chance gehabt. Schließlich war heute ein toller Tag. Sein toller Tag. Sein tollster Tag.
Als er sich so im Spiegel besah, fiel ihm auf, dass ein T-Shirt wohl keine schlechte Idee wäre. Er ging als in sein Schlafgemach und suchte sich eins aus. Am besten gefiel ihm das mit den tollen bunten Farben und so versuchte er es auch gleich anzuziehen.
Nach längerem Akt hatte er endlich den ersten Fuß drin und schnaufte erstmal kräftig durch, als ihm einfiel, dass das T-Shirt mit dem Kopf zuerst angezogen werden muss.
Wäre heute nicht sein toller Tag gewesen, hätte er sich wohl fürchterlich darüber aufgeregt, aber heute nicht. Denn heute war sein tollster Tag.
So zog er einfach ein anderes T-Shirt an und kurz darauf sogar einen Pullover. Es war Wochen her gewesen, dass er das ganz alleine geschafft hatte. Aber heute war eben sein tollster Tag.
So ging er dann zur Tür, öffnete sie nach ein paar Minuten intensiver Überlegungen, wie die Klinke zu betätigen sei und ging frohen Mutes seinem tollsten Tag entegegen.
Er lief durch den Flur, bis er eines dieser Geschöpfe in ihren Weißen Kitteln sah, doch bevor er sich umdrehen und weglaufen konnte, hatte es ihn schon gesehen und rief ihn zu sich.
Mit bestimmendem Ton fragte es ihn:
"Tim was machst du denn hier? Wie bist du in das Gästezimmer gekommen?"
Doch er grummelte nur etwas vor sich hin, was im Ungefähren wohl soviel hieß wie:
"Blöder tollster Tag!"
Sie nahm in bei der Hand und sagte:
"Lass uns auf dein Zimmer gehen...
...wo sind eigentlich deine Schuhe? Und was macht dieses T-Shirt da?"

 

Hmmm...
Okay, immerhin hat die Auflösung am Ende der Geschichte die vielen Fragezeichen aus meinem Brillengestell gefegt. AchmisthabjagarkeineBrille.
Im Ernst. Nachdem ich mich bis kurz vor Schluss gefragt habe, was Du eigentlich von mir willst, hat die Aufklärung mit den Weißkitteln diese Frage erschöpfend beantwortet. Nun stellt sich eine neue Frage: Tischst Du dem Leser einfach beliebigen Blödsinn auf, um ihm mit der Standardauflösung B (Prot ist verrückt (Standardauflösung A ist: Alles nur ein Traum) zu kommen? Bööö, wie langweilig.
Nee, mir scheint, da steckt noch was dahinter. Dummerweise kenne ich mich in Psychologie sehr wenig aus, so dass ich die Symptome von Tims Krankheit nicht beurteilen kann. Welche Krankheit hat er eigentlich? Eine Wahrnehmungsstörung vielleicht, einen Realitätsverlust?
Wie dem auch sei, was ist dann die Aussage des Textes?
Dass es relativ ist, was man als toll empfindet, und was man als richtiges oder falsches Ende der Zahnbürste erkennt? Hast Du es auf Erkenntnistheorie abgesehen? Soll der Leser sich mit dem Trottel identifizieren, sich selbst darin finden und seine psychische "Normalität" relativieren?

Ich bin nicht sicher und bin gespannt auf Aufklärung ;)

Uwe
:cool:

 

Hallo Uwe

Es freut mich, dass du dich so mit meiner Geschichte auseinandergesetzt hast.
Ich hab diese Geschichte in etwas melancholischer Stimmung geschrieben und wollte in vielerlei Hinsicht einen "Wink" geben, nicht unbedingt, dass wir Gott für unsere Füße danken und täglich beten, sondern vielmehr die Tage die für uns die tollen Tage sind, genießen und uns daran erfreuen.
Ich habe Tim so dargestellt, dass sein toller Tag ein wenig an unsere Normalität heranreicht und man seine eigene Vorstellung eines tollen Tages überdenkt.
Es gibt diese spezielle Krankheit nicht, es ist eher eine Art geistiger Einschränkung.

Soweit so gut ich möchte hier nicht gleich alles verraten, für die die die Kommentare zuerst lesen bevor sie sich an die Geschichte machen;)

Erfreuter Gruß Maniac

 

Hallo Maniac,

manchmal verhaspelst du dich in dieser Geschichte in den von dir gewählten Zeiten.

Das war nicht immer so gewesen, aber das zu erklären ist eine mühselige Geschichte, die in ihrer Art zwar einzigartig und doch erschreckend traurig ist.
Ich frage mich, warum du gleich zu Beginn auf eine Geschichte hinweist, die du nicht erzählen möchtest. Wenn du das tust, solltest du allerdings in der Möglichkeitsform bleiben.
Wie schon in der Überschrift angedeutet, geht es in dieser kleinen Geschichte um Tim Trottels tollsten Tag.
Das hast du in der Überschrift nicht nur angedeutet. ;)
Ich kenne auch aus anderen Geschichten deinen Hang, dich ab und zu aus der Geschichte heraus zu schreiben und einen Kommentar von außen einzufügen. Das finde ich oft sympathisch. In dieser Geschichtestört es mich ein bisschen.
Ebenfalls stört mich der Name, auch wenn es natürlich mit den vier T einen hübschen Titel gibt, der noch hübescher wäre, wenn du den Tag groß geschrieben hättest.
Allerdings scheint es mir so, dass du schon so etwas wie Sympathie für deinen Prot hast und auch vermitteln wolltest. Da könnte der Name Tim Trottel ihn eben auch leicht lächerlich denunzieren.
Das wäre schade, denn ansonsten beschreibst du Tim liebevoll, wie er sich über die kleinen Dinge seines Lebens freuen kann, wie er an einfachen Dingen scheitert, oder an einem tollen Tag eben nicht scheitert.
Bei manchen deiner Verdrehungen wusste ich nicht, ob du die auch so geplant hast, aber ich gehe mal davon aus, dass es tatsächlich mit Brot beschmierte Butter war. ;)

Deine Rechtschreibung hättest du nicht unbedingt Tim anpassen müssen. :)

Lieben Gruß, sim
der dein frechfrisches Wesen hier bei KG schon vermisst hat.

 

So sei sims Satzbau gesegnet;)

Ähm ja. Rechtschreibung hier Rechtschreibung da, nicht gerade meine Schachstelle aber sie zeigt die Faulheit die ich des öfteren an den Tag lege ziemlich deutlich :D
Du musst dir das so vorstellen, dass Tim ein wenig Butter nimmt und sie auf den Teller streicht, danach legt er das Brot darauf. Es war lso in gewissem Sinne mit Brot beschmierte Butter.

O wie immer großes Dankeschön für dein Feedback
Maniac

 

Hallo Maniac,

deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen.
Vor allem das Ende, dieses Unverständnis der Ärztin (ich nehme mal an, dass es sich um eine handelte).
Da hat sich Tim nun die ganze Mühe gemacht, alles war toll und er hat soviel mehr geschafft als sonst, aber die Ärztin bemerkt dies gar nicht, sondern kritisiert (?) sofort dieses T-Shirt und fragt nach den Schuhen.

Ich konnte mich gut in beiden Personen wiedererkennen, natürlich im übertragenen Sinne. Wie oft wird die eigene Mühe nicht anerkannt, wenn nur das Ergebnis zählt?
Und wie oft macht man sich über seine Mitmenschen keine Gedanken, sondern urteilt vorschnell und sieht die Probleme die dahinter stehen gar nicht?

An dem Namen "Trottel" habe ich mich an dem Anfang der Geschichte auch etwas gestört, aber da man erkennen konnte, dass Tim auf eine sonst sehr liebenswürdige Art dargestellt wurde, fand ich es im Laufe der Geschichte immer weniger schlimm.

Liebe Grüße
kleine Nacht

 

Hallo kleine Nacht

Wenn du dich in gewisser Hinsicht wieder in der kleinen Geschichte wiedergefunden hast, freut mich das sehr.
Die vier Tes haben mich einfach zu sehr gereizt;)
Danke für dein Lob
Viele Grüße Maniac

 

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