Tim Trottels tollster tag
Tim Trottel stand auch diesen Tag erst einmal auf, bevor er versuchte sich die Zähne zu putzen. Das war nicht immer so gewesen, aber das zu erklären ist eine mühselige Geschichte, die in ihrer Art zwar einzigartig und doch erschreckend traurig ist.
Wie schon in der Überschrift angedeutet, geht es in dieser kleinen Geschichte um Tim Trottels tollsten Tag.
Dass dieser Tag damit begann, dass Tim Trottel erst nach dem Aufstehen die Zähne putzte, deutet in gewisser Hinsicht ja schon an, dass Tim Trottel einen wirklich, wirklich, wirklich tollen Tag erwischt hatte.
Als er die Zahnbürste dann auch noch mit dem richtigen Ende in das richtige Ende führte, war auch ihm klar:
Das würde ein toller Tag.
Wenn nicht sogar der tollste.
Leider hatte er vergessen etwas Zahnpasta auf die Zahnbürste zu tun, aber das war ihm egal, so putzte er die Zähne eben ohne Schaum, es war doch irgendwo schon toll genug, dass er erst nach dem Aufstehen und mit dem richtigen Ende im richtigen Ende putzte, nicht wahr?
Nun, es mag Leute geben, die dies für normal erachten und sich immer noch über die fehlende Paste auf der Bürste ereifern, aber das war Tim egal.
Nach dem Tim Trottel seine Zahnbürste wie jeden Tag ins Waschbecken fallen ließ und den Wasserhahn anmachte, gab er sich wie jeden Tag seinem überaus lustigen Wortspiel hin, warum dieser Hahn eigentlich nie krähte.
Von dieser Überlegung äußerst fasziniert, stolperte er in sein Zimmer und zog sich die Unterhose an, bevor er die richtige Hose anzog.
Ein wahrlich TOLLER Tag.
Endlich seinen Genitalienbereich verdeckend, ging er dann frohgemut in die Küche um sich etwas Brot auf die Butter zu streichen. Erdnüsse sollten verdammt nochmal ohne Hülsen aufwachsen. Er mochte Erdnüsse. Nur mit dem schälen haperte es etwas. Normalerweise.
Aber heute nicht. Denn heute war sein tollster Tag.
Wäre er sich dessen jetzt schon bewusst gewesen, hätte er sich sogar an die Gurken gewagt. So blieb es aber bei einer mit Brot bestrichenem Butter, die mit ein paar geschälten Erdnüssen garniert war.
Das schmeckte an sich auch nicht schlecht. Wenn man bedenkt, dass es Tim ja nicht immer gelang die Erdnüsse von ihren holzig, trockenen und knusprigen Schalen zu befreien.
Aber heute war einfach ein toller Tag.
Nachdem Tim den Teller in den Kompost und die übergebliebenen Butterreste in die Spülmaschine verfrachtet hatte, aß er noch einen Müsliriegel.
Ohne Verpackung.
Ein toller Tag.
Wirklich!
Den Müsliriegel aufgegessen, ging er leichten Schrittes zurück in Richtung Bad um sein äußerliches Erscheinungsbild aufzubessern.
Das ihm das Bürsten heute kaum wehtat, war ein weiteres Zeichen dafür, dass heute wohl ein ganz besonders toller Tag war.
Als er sich dann noch das Gesicht wusch, ohne seinen Kopf am immer noch nicht krähenden Wasserhahn anzuschlagen, wusste auch er: Das würde ein toller Tag.
Er sah sich darauf im Spiegel, seine glänzende Glatze, seine näselnde Nase, seine hörenden Ohren und sein schädlicher Schädel machten sein Erscheinungsbild zu einer einzigartigen Performance. Schade, dass sie ihn bei, Deutschland sucht den Supertyp, nicht gewollt hatten. Heute hätte er wohl eine Chance gehabt. Schließlich war heute ein toller Tag. Sein toller Tag. Sein tollster Tag.
Als er sich so im Spiegel besah, fiel ihm auf, dass ein T-Shirt wohl keine schlechte Idee wäre. Er ging als in sein Schlafgemach und suchte sich eins aus. Am besten gefiel ihm das mit den tollen bunten Farben und so versuchte er es auch gleich anzuziehen.
Nach längerem Akt hatte er endlich den ersten Fuß drin und schnaufte erstmal kräftig durch, als ihm einfiel, dass das T-Shirt mit dem Kopf zuerst angezogen werden muss.
Wäre heute nicht sein toller Tag gewesen, hätte er sich wohl fürchterlich darüber aufgeregt, aber heute nicht. Denn heute war sein tollster Tag.
So zog er einfach ein anderes T-Shirt an und kurz darauf sogar einen Pullover. Es war Wochen her gewesen, dass er das ganz alleine geschafft hatte. Aber heute war eben sein tollster Tag.
So ging er dann zur Tür, öffnete sie nach ein paar Minuten intensiver Überlegungen, wie die Klinke zu betätigen sei und ging frohen Mutes seinem tollsten Tag entegegen.
Er lief durch den Flur, bis er eines dieser Geschöpfe in ihren Weißen Kitteln sah, doch bevor er sich umdrehen und weglaufen konnte, hatte es ihn schon gesehen und rief ihn zu sich.
Mit bestimmendem Ton fragte es ihn:
"Tim was machst du denn hier? Wie bist du in das Gästezimmer gekommen?"
Doch er grummelte nur etwas vor sich hin, was im Ungefähren wohl soviel hieß wie:
"Blöder tollster Tag!"
Sie nahm in bei der Hand und sagte:
"Lass uns auf dein Zimmer gehen...
...wo sind eigentlich deine Schuhe? Und was macht dieses T-Shirt da?"