Tiere
„Da ist ein Ufo in meinem Garten gelandet!“ Ich konnte beinahe hören, wie der Beamte am anderen Ende der Leitung die Augen verdrehte. „Guter Mann,“ Er klang leicht verärgert „momentan haben wir für solche Anrufe wirklich keine Zeit. Bitte blockieren Sie nicht die Notrufleitung! Einen schönen Tag noch.“ Klack! Er hatte aufgelegt. Nun gut, ich hätte mir denken können, dass er mir nicht glaubt. Hätte ich wohl auch nicht, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre.
Ich schaute aus dem Fenster. Leider sah das Ding, welches da in meinem Garten stand, aber sehr real aus. Und auch sehr außerirdisch. Riesig und glänzend stand es in der Sonne. Es wirkte wie eine gigantische Qualle.
Mein Hof lag weitab vom Schuss, ein riesiges Grundstück inmitten von Feldern und brachliegenden Wiesen, der nächste Nachbar kilometerweit entfernt. Ich hatte die Einsamkeit mitten in der Natur gewollt, allerdings musste ich genau deswegen wohl jetzt auf schnelle Hilfe verzichten. Es hatte sicher niemand die Landung dieses Dings mitbekommen.
Ich überlegte. Sollte ich einfach zum Auto rennen und abhauen? Oder sollte ich besser versuchen Kontakt aufzunehmen? Bis jetzt hatte sich an dem Raumschiff noch nichts gerührt. Alles wirkte friedlich.
Wenn ausgerechnet du von Außerirdischen für den ersten Kontakt ausgesucht wirst, fährst du dann einfach weg, ohne auch nur einen Blick auf sie werfen zu können? Meine Neugier war einfach zu groß. Ich beschloss, das Risiko einzugehen und eine Annährung zu versuchen.
Ich ging zur Hintertür. Als ich meine Hand auf die Klinke legte, hielt ich inne. Neben der Tür lehnte eine Spitzhacke an der Wand. Sollte ich sie mitnehmen, um sie notfalls als Waffe einsetzten zu können? Doch was, wenn mir die Aliens dies als feindliche Handlung auslegen und mich ohne zu Zögern vernichten würden? Es war zu riskant, ich ließ die Hacke stehen und betrat stattdessen den Garten.
Kein Laut war zu hören. Die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern und selbst die Grillen waren verstummt. Die Luft war drückend und heiß, sie flimmerte um das Raumschiff herum. Ich machte ein paar vorsichtige Schritte darauf zu.
Es herrschte eine seltsame Stimmung, als wäre mein Garten in einen unsichtbaren Kokon gepackt. Abgeschnitten von der Welt.
Es rührte sich noch immer kein einziges Lebewesen, also wurde ich mutiger und ging näher an das Ufo heran. Es ragte mehrere Meter über mir in die Höhe, so hoch wie ein viergeschossiges Haus. Seine Außenhaut war mit glitzernden Schuppen übersäht, wie bei einem Silberfisch. Und sie war völlig glatt, keine Fenster, Türen oder sonstigen Öffnungen.
Ich war jetzt nur noch eine Armeslänge entfernt und streckte die Hand aus. Kurz bevor meine Finger die glänzende Fläche berühren konnten, hörte ich ein metallisches Klacken im Inneren des Raumschiffs, als wäre irgendein Mechanismus in Gang gesetzt worden.
Ich schreckte zurück und stolperte ein paar Schritte nach hinten.
Direkt vor mir entstanden in der glatten Fläche zwei nebeneinander liegende, rechteckige Einkerbungen, wie von einer riesigen Fahrstuhltür.
Die Einschnitte wurden tiefer und langsam begannen die beiden Rechtecke auseinander zu gleiten. Wabernder Rauch quoll aus der Öffnung hervor.
Mein Herz schlug bis zum Hals, ich war wie gelähmt und selbst wenn ich hätte weglaufen wollen, wäre es mir nicht gelungen.
Die Öffnung war mittlerweile fast zwei Meter breit. Dahinter war nichts zu erkennen, nur dieser dickliche graue Rauch, der aus dem Raumschiff hervorquoll und langsam zu Boden tropfte.
Ich erschrak, als sich plötzlich eine Art Rampe aus dem Rauch heraus schob und lautlos vor mir zu Boden glitt.
Aus dem dunstigen Inneren schälten sich die Umrisse eines Wesens, welches tatsächlich völlig fremdartig anmutete. Mein Herz setzte einen Moment aus, als es sich nach vorne beugte und durch die Öffnung trat
Der Außerirdische war humanoid und sehr lang gestreckt. Ich war nicht klein, aber er überragte mich sicher um einen ganzen Meter.
Sein Körper war enorm dürr und steckte in einem dünnen Anzug, welcher der Außenhaut des Raumschiffs glich. Nur die Hände und der Kopf lagen frei. Die Haut war leicht gelblich und sah aus wie Haut, die sich auf abgekühltem Vanillepudding bildet.
Auf seinem unnatürlich klein wirkenden Kopf hatte er keine Haare, sondern etwas, das eher einem Hahnenkamm glich. Dieser war im Verhältnis zum Rest des Körpers viel zu groß und zu dick, als wäre darin zu viel Fett eingelagert.
Das Gesicht war nicht annähren menschlich. Es hatte keinerlei Kontur, war einfach nur rund, wie ein Ball. Die Augen hatten keine Pupillen, sondern waren komplett schwarz und starr, ohne je zu blinzeln. Statt der Nase besaß er nur ein kleines Loch in der Mitte des Gesichts.
Dort, wo sich eigentlich ein Mund befinden sollte, ragten unglaublich lange und dürre Tentakel heraus, welche aufgeregt durcheinander wirbelten. Als wäre ein Teller Spaghetti zum Leben erwacht. Bei dem Anblick drehte sich mir fast der Magen um.
Der Außerirdische kam die Rampe herunter auf mich zu. Seine langen, dürren Arme und Beine schlackerten beim Gehen hin und her.
Da ich nicht wusste, wie ich mich verhalten soll, blieb ich regungslos und versuchte, ihm nicht zu lange in diese starren Augen zu schauen.
Zwei Schritte vor mir blieb er stehen. Er war plötzlich ganz ruhig, selbst die Tentakel am Mund hingen ruhig auf seine Brust hinunter. Langsam hob er einen Arm in meine Richtung und streckte mir zwei seiner langgliedrigen Finger entgegen, ohne mich zu berühren.
Ich sah auf seine Hand. Dann streckte ich ebenfalls ganz langsam meinen Arm aus und legte meine Fingerspitzen auf seine. Die Haut fühlte sich tatsächlich an wie Puddinghaut. Ich schaute in seine Augen. Er hob ganz langsam einen einzelnen Tentakel und schob ihn auf mein Gesicht zu. Als er meine Wange damit berührte, durchzuckte mich ein elektrischer Schlag. Mich überfiel eine Welle der Übelkeit, dann wurde mir schwarz vor Augen.
***
Als ich erwachte, versuchte ich mich benommen aufzusetzen. Ohne Erfolg, ich konnte meine Beine und Arme nicht bewegen. Ich blickte mich um, konnte jedoch kaum etwas sehen. Es war, als blickte ich durch einen Nebelschleier. Verschwommen erkannte ich lange, dürre Gestalten um mich her, hörte ein seltsames Wispern und Flüstern und Gluckern, als wäre ich unter Wasser.
Dann merkte ich, dass nicht mein Blick getrübt war, sondern dass um mich her tatsächlich diffuse Rauchschwaden waberten. Rauchschwaden wie die, die aus dem Raumschiff gequollen waren.
Mir wurde klar, dass ich mich im Inneren des Raumschiffs befand. Ich wusste, ich sollte jetzt in Panik geraten, doch meine Gedanken waren träge und schwer wie Blei.
Ich schloss die Augen und glitt in einen traumlosen Schlaf über.
Immer wieder mal wurde ich wach, doch wenn ich einen klaren Gedanken fassen konnte, entglitt er mir sofort wieder.
Einmal meinte ich, neben mir die Schreie einer Frau zu hören. Ich wollte den Kopf drehen und nachschauen. Aber das Wispern lullte mich ein. Der Schlaf war zu verlockend und so dämmerte ich wieder weg.
***
Ich schlug die Augen auf. Mein Verstand war wieder etwas wacher und die Nebelschwaden hatten sich ein wenig gelichtet. Ich drehte den Kopf zur Seite und schaute genau in die großen, außerirdischen Augen von meinem neuen Bekannten. Er beugte sich über mich und tastete mit seinen widerlichen Tentakeln über mein Gesicht. In einem dieser Fühler hielt er eine winzige Platte, die aussah wie ein Computerchip.
In seiner Hand befand sich ein Gerät, welches in etwa wie eine kleine Bohrmaschine aussah. Er hob die Maschine an mein rechtes Ohr und schob den Aufsatz daran in meinen Gehörgang.
Ich geriet in Panik und wollte mich wehren, doch war plötzlich wie gelähmt, konnte nicht einmal die Augen bewegen.
Er schaltete die Maschine ein und ich hörte ein Sirren in meinem Ohr, wie von einer Mücke. Eine Nadel stach in mein Trommelfell und mir traten vor Schmerz Tränen in die Augen. Er zog das Gerät zurück und führte dann mit seinem Fühler den Chip in mein Ohr ein. Das Ding verstopfte meinen Gehörgang, fing an leicht zu vibrieren und gab dann einen elektrischen Stoß von sich. Ein scharfer Schmerz durchzuckte mein Hirn und ich verlor das Bewusstsein.
***
„Psst!“
Nur mühsam konnte ich mich von der Bewusstlosigkeit wieder in die Realität kämpfen.
„Hey, wach auf!“
Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit einem Hammer bearbeitet worden. Ich öffnete die Augen einen Spalt und wurde von grellem Licht geblendet.
„Geht es dir gut? Bist du okay?“
Ich drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Eine junge Frau war, genau wie ich, an eine senkrecht stehende Bahre geschnallt. Ich schüttelte den Kopf, um die Reste der Ohnmacht abzuschütteln.
„Du hast im Schlaf gestöhnt und geschrien. Haben sie dir auch diesen Chip ins Ohr gepflanzt?“
Ich blinzelte. „Wer bist du?“
„Ich bin Katja.“ Sie lehnte den Kopf gegen die Bahre und schloss die Augen. „Sie haben mich vor drei Tagen von Zuhause weggeholt. Ich habe dich schon in dem anderen Raum gesehen, du warst die ganze Zeit weggetreten.“
Sie sah mich wieder an. „Wie heißt ’n du?“
„Ich bin Tim.“ Ich blickte mich um. Überall standen Geräte und Kisten und Schränke mit blinkenden Knöpfen und Hebeln, deren Sinn sich mir nicht einmal ansatzweise erschließen wollte. „Was haben die nur mit uns vor?“
Plötzlich glitt links von mir eine Tür auf, die ich vorher nicht gesehen hatte.
Unser gemeinsamer Freund trat in Begleitung dreier anderer Außerirdischer ein. Er war der Einzige, der diesen Fischhautanzug trug, die anderen Drei trugen nur verschiedenfarbige Bänder um die Leibesmitte. Sonst nichts. So etwas wie ein Geschlecht konnte man nicht erkennen. Fischhaut stellte sich zwischen Katja und mich und schaute mich an.
„ihrrr ssseid erwählt!“
Ich schrak zusammen. Er hatte keinen Mund, doch seine Stimme erklang direkt in meinem Ohr. Ich sah, dass Katja ihn ebenfalls sprachlos ansah.
Dafür war also der Chip gedacht. Es war ein Übersetzer.
„Was wollt ihr von uns?“ brachte ich mit erstickter Stimme hervor.
„ihrrr könnt nicht sssprechen!“
Seine Stimme klang verzerrt und kratzte in meinem Trommelfell. „Wo bringt ihr uns hin? Was wollt ihr von uns?“
„ihrrr könnt nicht sssprechen!“
„Was meinst du, ich verstehe nicht..?“ Ich schüttelte den Kopf.
„Tim,“ Katja schaute mich an. „ich… ich denke, er kann uns nicht verstehen. Wir haben diesen Chip im Ohr, aber vielleicht funktioniert das Ding nur in eine Richtung.“
„ihrrr ssseid erwählt! ihrrr zzzeigt eurrre rrrasse! ihrrr befffolgt den befffehl!“
Ich versuchte aus dem, was er sagte schlau zu werden.
„ihrrr schlaffft jetzzzzt!“
„Nein, warte doch…!“
Mir wurde schwarz vor Augen. Mal wieder.
***
Als ich erwachte, lag ich auf dem Bauch. Etwas kitzelte mich in der Nase. Ich roch Gras und spürte die Halme unter meinen Fingern.
Als ich die Augen aufschlug, sah ich, dass ich tatsächlich mitten auf einer grünen Wiese gelegen hatte. Eine Wiese wie aus einem Bilderbuch.
Katja lag neben mir und regte sich auch gerade. Ich richtete mich auf und zog sie am Arm hoch. „Komm, steh auf.“
Sie fasste sich an den Kopf. „Wo sind wir?“ Sie stöhnte.
Ich blickte mich um. Hinter uns stand ein Haus. Ein ganz normales, zweistöckiges Einfamilienhaus.
Wir hatten auf dem Rasen im Garten gelegen, welcher von einem Zaun und blühenden Büschen und Beeten umgeben war. Der Himmel über uns war blau und wolkenlos.
Durch den Garten führte ein Weg zum offenen Gartentor.
Alles wirkte ganz normal.
„Sind wir wieder Zuhause?“ Katja fasste mich am Ärmel.
„Komm schon, hauen wir hier ab.“ Ich lief los, auf das Gartentor zu. Katja war direkt hinter mir.
Ich rannte schneller, wollte durch das Gartentor springen und… knallte frontal gegen eine unsichtbare Mauer. Katja prallte von hinten gegen mich und wir fielen beide zur Seite weg in ein Blumenbeet.
„Au, verdammt!“ Ich rappelte mich hoch. „Was zum Teufel…?“ Ich berührte den Durchgang im Gartentor und tatsächlich erfühlte ich dort eine Mauer. Als ich meine Hand dagegen drückte, sah ich ein leichtes Flimmern, wie von einem Kraftfeld, welches sich einmal um den ganzen Garten herum erstreckte.
„Wir sind nicht wieder Zuhause, oder?“ Katja stiegen Tränen in die Augen. Beginnende Panik ließ ihre Stimme zittern „Wo sind wir hier. Was haben die mit uns gemacht?“
„Komm schon.“ Meine Stimme klang ebenfalls etwas zittrig. Da ich vor Katja keine Schwäche zeigen wollte, räusperte ich mich und drückte den Rücken durch.
„Beruhige dich. Dann schauen wir uns halt erstmal in dem Haus um.“ Ich zog sie hoch und legte meinem Arm um sie, um ihr Halt zu geben, während ich sie zu dem Einfamilienhaus führte. Dort angekommen ließ ich sie los und legte die Hand auf die Türklinke. Ich holte tief Luft und sah Katja an. „Wollen wir?“ fragte ich sie. Sie sah mich nur mit schreckgeweiteten Augen an und nickte.
Ich drückte die Klinke herunter und gab der Tür einen Stoß.
Was ich sah ließ mich an meinem Verstand zweifeln. Ich trat einen Schritt in das Haus hinein und blieb dann erstarrt stehen. Aus dem Augenwinkel registrierte ich, dass Katja ebenfalls eingetreten war.
Ich war sprachlos. Wir standen in einem Wohnzimmer, eingerichtet wie in einer schlechten Familien-Sitcom, doch das bemerkte ich nur nebenher.
Denn uns gegenüber, wo sich statt einer Wand ebenfalls ein flirrendes Kraftfeld befand, blickten wir auf ein spektakuläres Szenario. Direkt hinter dem Kraftfeld spazierten Hunderte der Außerirdischen auf einer breiten Straße an unserem Wohnzimmer vorbei. Hinter der Straße erhob sich ein gigantisches Wasserbassin, in welchem ein seltsames Wesen reglos schwebte, groß wie ein Blauwal und von alptraumhaftem Aussehen. Neben dem Wasserbecken erhob sich, auf einer rechteckig angelegten Fläche, eine Dschungellandschaft, mit Pflanzen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Man hörte wilde Schreie daraus und dort, wo sich etwas bewegte, wackelten die Pflanzen, es war allerdings keine Lebewesen zu sehen.
Ich trat einen Schritt in den Raum hinein. Hinter und neben der Dschungellandschaft erkannte ich weitere hohe Bäume, fremde Gebäude und Türme, wie ich sie mir nicht einmal hätte vorstellen können. Alle waren in rechteckigen Flächen nebeneinander angelegt.
Mittlerweile waren einige der Alienwesen vor unserer nicht-vorhandenen Wand stehen geblieben und redeten wild gestikulierend durcheinander.
Ich konnte verschiedene Altersstufen unter den Außerirdischen erkennen, selbst Kinder waren anwesend. Sehr viele sogar, die aufgeregt auf und ab sprangen und auf uns zeigten.
Ich hörte Katja hinter mir keuchen und drehte mich zu ihr um.
„Ich weiß, was das hier ist.“ sie starrte mit großen Augen auf die Straße vor uns.
„Was? Was meinst du?“
„Das hier ist ein Zoo!“ Jetzt schaute sie mich an und zog die Mundwinkel in einem irren Grinsen nach oben. „Und hier sind wir die Tiere! Mit artgerechter Haltung!“ Sie deutete mit einer ausholenden Geste auf das Wohnzimmer und den Garten.
Ich schüttelte langsam den Kopf und drehte mich um. Und da stand unser beider Entführer in seinem Fischanzug direkt bei uns im Raum. Ich stellte mich schützend vor Katja und sah giftig zu ihm hoch.
Er beugte sich zu mir hinunter und blickte mir mit diesen kalten, schwarzen Augen ins Gesicht.
„ihrrr pffflanzzzt euch ffforrrt!“
Ich starrte ihn an und glaubte mich verhört zu haben.
„ihrrr zzzeigt eurrre rrrassssse hierrr! ihrrr bekommt nachwuchsss! oderrr ihrrr seid fffutterrr...!“
Er zeigte mit dem Daumen über seine Schulter auf das Wasserbassin mit dem Alptraum-Wal und ich glaubte kurz ein bösartiges Funkeln in seinen steinernen Augen gesehen zu haben.
„…fffürrr maulssstachlerrr!“
Damit drehte er sich um und ging direkt durch das Kraftfeld hindurch, hinter dem sich mittlerweile eine beachtliche Außerirdischenmenge angesammelt hatte und uns vergnügt beobachtete. Manche hatten Früchte dabei, die sie in unsere Richtung warfen, welche aber sofort von dem Kraftfeld abprallten.
Ich atmete schwer. „Scheiße! Okay… Nein… Na gut, das kriegen wir schon hin.“ Meine Gedanken rasten. „Wir sind erwachsene Menschen. Wir… wir lernen uns einfach etwas besser kennen und dann… Wir sind hier schließlich in einer Extrem-Situation.“ Hinter mir ertönte ein ersticktes Kichern. Meine Mundwinkel zuckten „Ja… Naja, immer noch besser als zu Maulstachlerfutter verarbeitet zu werden.“ Ich grinste schief. „So schlecht bin ich nicht, wirklich. Und du sowieso nicht. Eigentlich gefällst du mir sogar ziemlich gut…“ Katja prustete los. Ich drehte mich lächelnd um. Doch als ich sie ansah erstarb mein Lächeln. Katjas vermeintliche Heiterkeit hatte ich falsch verstanden. Sie schaute mich mit einem irren Gesichtsausdruck an und konnte doch nicht aufhören zu kichern.
Ich packte sie an den Schultern „Katja!“ Ich schüttelte sie leicht. Ihre Mundwinkel waren zu einem verrückten Grinsen verzerrt und in ihren Augen glitzerten Tränen. Sie schien völlig abwesend zu sein. Ich versetzte ihr eine Ohrfeige.
Sie erwachte wie aus einer Trance.
„Katja, was ist mit dir? Du machst mir Angst!“
Aus ihren Augen löste sich eine Träne und rollte langsam über ihre Wange. „Ich kann es nicht, Tim. Ich kann keine Kinder bekommen!“ Ich keuchte und trat einen Schritt nach hinten. „WAS?“
Sie schniefte und schaute mich traurig an „Ich hatte einen Tumor und sie haben meine Gebärmutter entfernt.“
Ich fühlte mich, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich stolperte zurück und fiel hin. Dann wurde mir schwarz vor Augen.