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Thunfisch getrocknet

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21.09.2002
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Thunfisch getrocknet

Thunfisch getrocknet


Am Morgen nach meiner nächtlichen Flucht vor den Silberbänken, legte ich meine Schleppleine aus und fing gleich einen Fisch. Es war ein, für meine Bedürftnisse, riesiger Thunfisch, über einen Meter lang, und nur mit Glück, Geduld und blutigen Händen gelang es mir, das wild um sich schlagende Tier an Deck zu holen. Endlich am Boden meines Cockpits, das es komplett ausfüllte, verfiel der Fisch in ein Koma und war nach einigen Minuten tot.

Noch nie zuvor hatte ich einen so riesigen Fisch gefangen und es war mir klar, dass ich nur einen kleinen Teil des Tieres frisch essen konnte und der Rest würde im Meer landen und irgendein Hai würde sich daran voll fressen. Aber soweit wollte ich es nicht kommen lassen. Ich beschloss, die besten Stücke des Thunfisches zu trocknen.

Zuerst schnitt ich dem Fisch die Schwanzflosse ab und hängte sie als Trophäe in die Backstag. Dann weitere zwanzig Zentimeter, die ich mir und dem Hund in der Pfanne briet. Mehr konnten wir beide nicht essen.

Danach machte ich mich an die Arbeit, dem Thunfisch die besten Stücke, etwa faustdick, in länglichen Streifen aus dem Leib zu schneiden. Nach meiner Schätzung waren dies wohl über fünf Kilo, ein ganzer Berg von herrlichen Filets, jedes Stück ein paar hundert Gramm schwer. Den Rest muste ich wohl oder über den Haien lassen.

Das Problem war, wo sollte ich auf meinem kleinen Schiff das viele Fleisch zum trocknen unterbringen? Weder unter, noch über Deck gab es eine trockene Stelle. Der einzige Platz war auf dem Kajütdach; doch mein Boot rollte schwer in der gewaltigen Dünung des gestrigen Sturms und jedesmal, wenn der Bug in eine Welle tauchte, stürzte eine schaumige Flut über das Deck und nichts blieb an seinem Platz, das nicht festgezurrt war. Schon garnicht meine Thunfisch Stücke, die schon bei der ersten Welle Gefahr liefen, ins Meer geschwemmt zu werden. Es gab jedoch eine Lösung!

Ich schnitt ein großes Stück aus meinem Sicherungsnetz von der Steuerbordreling, bedeckte damit die Filets auf dem Kajütdeck und zurrte das Netz an die Handläufe. Es hielt die Fischstücke fest. Die sich brechenden See konnte sie nicht mehr wegholen.

Ich stand im Cockpit und beobachtete mit gemischten Gefühlen mein Werk. Von "trocknen" konnte keine Rede sein. Die einzelnen Stücke des Thuns schienen sich in der Nässe aufzulösen. Ein paar kleinere Stücke fanden den Weg aus dem Netz und schwammen regelrecht über Bord..

Im Laufe des Vormittages klarte das Wetter auf und die Sonne schien bald so heiß, dass ich befürchten musste, meine Filets würden ganz einfach verrotten. Aber das ganze Zeug ins Meer zu werfen, verschob ich auf später.

Das Schiff bewegte sich fürchterlich in der wirren Dünung und nur das Cockpit bot einen gewissen Schutz. Kein Mensch ginge bei einem solchen Seegang auf´s Kajütdach, wenn es nicht unbedingt sein muss. Also klemmte ich mich wie üblich bei einem solchen Wetter im Cockpit fest und verfiel in die tägliche Routine: Die sorgfältige Beobachtung der Windfahne meiner Selbststeuerung, das Studium des Kompasses, die optische Geschwindigkeitsmessung durch Auszählen der Sekunden, die eine Schaumfläche von der Bugwelle aus benötigt, um zum Heck zu ziehen. Doppelte Schiffslänge dividiert durch die Sekunden ist gleich Geschwindigkeit! Dann der Blick in die Segel und das kritische Beobachten der bekannten Schwachstellen, wenn der Bug über eine Woge kippte und mein Schiff vom Masttop bis zum Kiel erschüttert. Und dann wieder der Blick zum zerschnittenen, vor Nässe triefenden Fisch.

In der folgenden Nacht hatte sich die See ein wenig beruhigt und eine stetige Briese kündigte ein besseres Wetter an. Die Filets waren noch alle da. Sie glänzten nass und salzig in der Sonne. Am nächsten Tag allerdings nahm der Wind wieder zu und kam mit fünf bis sieben Windstärken aus Nordnordost. Ziemlich genau aus meiner Zielrichtung Bermuda.

Aus den erhofften acht Tagen für diesen Reiseabschnitt, benötigte ich zwölf Tage, denn ich musste aufkreuzen und kam nur langsam voran.

Die Thunfilets auf dem Kajütdach wurden ständig besprüht und trotz der tropischen Sonne, waren sie nass. Langsam bildete sich eine salzige Schicht auf dem Fleisch und wurde dicker und dicker.

Auf den Bermudas blieb ich gerade so lange, bis sich das Wetter gebessert hatte. Am 25. Mai, gleich nach Sonnenaufgang, holte ich meinen Anker ein.

Ich segelte mit leichtem Südwind ein paar hundert Meilen nach Nordosten, um den nördlichen Rand des Azorenhochs zu erreichen, in der Hoffnung, dort auf westliche Winde zu treffen. Mit Glück und dem richtigen Wetter, könnte ich die Distanz zu den Azoren vielleicht in zwei Wochen bewältigen.

Über meine Thunfischfilets strich nur noch gelegentlich ein feiner, irisierender Spray und bildete winzige goldene Tropfen auf dem Fleisch, die schnell von der starken Sonne aufgesogen wurden. Wie ich bald bemerkte, die Filets wurden härter und härter.

Jeden Tag am Morgen, kletterte ich auf das Kajütdeck, wendete die Fischstücke und überprüfte das Sicherungsnetz. Alles lief nach Wunsch. Das Wetter war toll und nach 13 Tagen auf See, hatte ich nur noch 350 Seemeilen bis zu den Azoren. Plötzlich aber wurde ich durch ein fantastisches Abenteuer aus meiner Beschaulichkeit geholt.

Thunfische! Das Meer war voller Thunfische! Ich dachte, ich träumte. Jeder Quadratmeter Meer, nein jeder Quadratzentimeter war bedeckt mit Trillionen von kleinen und großen Thunfischen. Wirklich! Die waren nicht etwa tot, sondern sie zogen alle in die selbe Richtung wie ich. Das Wasser kochte, es brodelte, es spritzte. Sie schwammen nebeneinander, übereinander und untereinander.

Es war mir sofort klar, was da vor sich ging. Die Thunfische, groß und klein, waren auf der Wanderschaft vom westlichen zum östlichen Atlantik. Es war ein großartiges Gefühl, auf meiner Reise, den leichtesten Weg wie sie, gewählt zu haben.

Und ich war mitten drin. Ich dachte, ich bräuchte nur lässig meine Angelleine über Bord halten und würde ganz einfach ein ordentliches Mittagessen aus dem Meer holen. Also probierte ich es auch gleich, aber kein Fisch biss an. Ich versuchte es auf der anderen Seite, aber auch das war erfolglos. Ich traf zwar jedesmal mit dem Haken einen Thunfisch am Kopf oder am Körper, zupfte leicht an der Schnur, wie man das so eben macht; aber was immer ich auch versuchte, es war erfolglos. Kein Fisch schien auch nur im Geringsten daran zu denken, nach dem Haken zu schnappen. Man hätte meinen können, dass von Millionen und Abermillionen von Thunfischen doch wenigstens einer hätte beißen wollen... nichts.

Ich saß nachdenklich auf meiner Cockpitbank, blickte über Bord und dachte nach. Es fiel mir auf, dass die kleinen und großen Thunfische, die kaum Platz im Meer hatten, um die Wette schwammen. Nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen mich und mein Boot. Wenn der Wind etwas zunahm und mein Boot schneller segelte, schwamm auch der ganze Schwarm schneller und versuchte auf meiner Höhe zu bleiben. Segelte ich jedoch langsamer, verringerten auch die Fische ihre Geschwindigkeit. Sie überholten sich gegenseitig; aber gerade nur bis zum vorderen Fisch. Die kleinen überholten auch schon mal flink eine ganze Gruppe, die vor ihnen schwamm.

Sie hatten riesige Augen und es schien, als blickten sie, ohne den Kopf zu wenden zum Überholenden und hinter ihm her und setzten dann ihrerseits zum Überholen an. Ich irre sicher nicht, wenn ich sage, sie hatten einen riesen Spaß und ich begann mich dafür zu schämen, dass ich auch nur im Geringsten daran gedacht hatte, einen davon in der Pfanne zu braten. Reumütig kletterte ich zum Heck des Schiffes und entfernte die getrocknete Trophäe von der Achterstag.

Es ist beinahe unglaublich: auch am nächsten Tag ging die gemeinsame Reise weiter und erst am übernächsten Tag gegen Abend waren plötzlich alle verschwunden.

Dann, am sechzehnten Tag meiner Etappe, tauchten die Azoren auf und ich legte am selben Abend im Yachthafen von Faial an. Meine Thunfischfilets waren steinharte, unförmige, von Salz verkrustete Brocken.

Bevor ich am nächsten Morgen mein Deck mit Süßwasser reinigte, packte ich die Filets in eine große Papiertüte, um diesen bei nächster Gelegenheit in einen Abfalleimer zu werfen. Vorher aber wollte ich das Fleisch wenigstens kosten.

Ich schnitt mir ein kleines Stück zurecht. Das Innere des Filets war rot und hart wie ein Rubin. Es schmeckte im wahrsten Sinne des Wortes abscheulich! Tranig und absolut ungenießbar! Ich warf das Stück verächtlich zurück in die Papiertüte. Ich verstaute die Tüte in der Backskiste, nur um Platz zum waschen des Decks zu haben.


Der Rest meiner Reise zum Mittelmeer war wenig aufregend. Bis auf eine starkwindige Nacht mit Südwind und einer Regenflut, in der ich den Süßwassertank auffüllen konnte, war alles auf eine Beendigung meiner einjährigen Atlantikreise ausgerichtet. Den Weg von den Azoren in die Lagune von Faro, Portugal, legte ich in neun Tagen zurück, dann noch die paar Seemeilen nach Gibraltar und ein Zwischenstop im Fischerhafen von Carboneras, an der spanischen Costa Blanca, bevor ich meine letzte Etappe nach Mallorca machen wollte.

Es war ein Samstag Abend, als ich in Carboneras einlief. Die großen Fischerboote hatten alle Plätze an den Kais besetzt und es blieb mir nichts anderes übrig, als mich längsseits mit mehreren Fischern zu legen. Der Hafen war wie ausgestorben.

Der Grund, warum ich ausgerechnet hier Station machte, war mein beinahe leerer Dieseltank und ich hoffte eine Tankstelle zu finden. Ich ging also mit meinem 20 Liter Kanister ins nahe Dorf, doch die einzige Tankstelle war geschlossen und vor Montag gab es keine Aussichten auf Treibstoff. So kaufte ich mir wenigstens ein paar Kartoffeln und ein Schweinsschnitzel in einem Geschäft, dazu eine Flasche Rioja, die ich so lange vermisst hatte und machte mich wieder auf den Weg zurück zum Hafen.

An der Mole, an der ich mit den großen Fischerbooten im "Päckchen" lag, kletterte ich über einige Decks der grossen Schiffe und schließlich hinunter auf mein Boot. Nach einer Weile, ich war gerade dabei, meine Weinflasche zu öffnen, hörte ich ein Rufen, das offensichtlich mir galt. Also streckte ich den Kopf aus meinem Niedergang und erwartete die uniformierten Männer vom Zoll; aber es war ein älterer Fischer, der von mir nichts anderes wollte, als mir zu sagen, dass ich hier ruhig bis Sonntagabend liegen könnte, dann aber würden die Schiffe in der Nacht auslaufen und ich sollte mich dann besser an die andere Seite des Hafens verholen, denn dort würde man vor Montag Früh nicht auslaufen.

Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er der Koch meines Nachbarschiffes war und dass er das ganze Wochenende auf sein und die anderen Schiffe aufpassen würde, dass er aber viel lieber zuhause bei seiner Familie wäre, aber dass es wichtig sei, dass er ein Auge auf die Schiffe werfe, denn es sei schon vorgekommen, dass sich Unbefugte an den Dieseltanks zu schaffen gemacht hätten und einmal hätte man eine ganze Tonne Dieselöl geklaut.

Ich sagte ihm, dass ich zu spät zur Tankstelle gekommen sei, dass ich also bis Montag warten müsste, um meine Reise fortzusetzen. Er bot mir einen Kanister Diesel an, den ich mit Freude annahm. Aber als ich den Treibstoff bezahlen wollte, lehnte er ab.

So kamen wir weiter ins Gespräch und ich lud ihn zu einem Glas Wein ein, das er mit Vergnügen in einem Zug leerte. Bald war unsere Flasche leer. Er hob den Zeigefinger und blickte mich ernst an. Dann kletterte er an Deck seines Schiffes und kehrte nach zwei Minuten mit einer neuen Flasche Rioja zurück.

Ich erzählte ihm von meiner Reise und das Gespräch war natürlich von der Fischerei und von dem wenigen Geld, dass man damit verdienen könnte und dass natürlich die Politik daran schuld sei und dass es sowieso keine Fische mehr im Mittelmeer geben würde. Ich erzählte ihm auch die Story von denwandernden Thunfischen und er wurde plötzlich wieder ganz ernst und nickte bedächtig über diese mysteriöse Sache.

Dann dachte ich plötzlich an meine Papiertüte in meiner Backskiste, die ich dort längst vergessen hatte, und den darin aufbewahrten Thunfischfilets, die ich ja eigentlich wegwerfen wollte.

Ich zog sie aus der Backskiste und reichte meinem Gegenüber einen salzigen und trocken Brocken zur Ansicht, begleitet von erklärenden Worten. Er legte seinen Kopf schief, beäugte sachkundig das unförmige Stück, roch daran, zog aus der Hosentasche ein Klappmesser, säuberte das Filet vom Salz und schnitt sich ein hauchdünnes Blättchen davon ab und schob es in den Mund.

Er kaute bedächtig, legte den Kopf auf die andere Seite, nicktr dann und sagte, so einen hervorragenden Trockenthun hätte er in sein ganzes Leben lang noch nicht gegessen. Ich wollte ihm, wenn es ihm denn so sehr schmeckte, die ganze Tüte überlassen, aber er lehnte dies eindeutig ab, er könne das einfach nicht annehmen, aber ein weiteres kleines Stück würde er wohl mit nach Hause nehmen wollen, denn so etwas könne man heutzutage nicht mehr kaufen. Mir schien es einfach ein angebrachtes Gegengeschenk für den Kanister Dieselöl zu sein, also drängte ich weiter und wir entschieden uns, dass ich wenigstens ein kleines Stück behalten sollte.

Ein bisschen verschämt packte er den ganzen Haufen getrockneten Thun in eine alte Zeitung und nachdem wir die zweite Flasche ausgetrunken hatten, machte er sich auf den Weg und ich habe ihn nie mehr wieder gesehen.

Ich saß noch eine Weile im Cockpit und lauschte in die Nacht. Ein leichter Landwind wehte die Stimmen von Zikaden zu mir herüber, irgendein kleiner Fisch plätscherte im Hafen, aus dem Dorf klang wage das Hupen eines Autos.

Ich öffnete die alte Papiertüte mit dem letzten Stückchen des getrockneten Thunfisches, nahm mein Messer, reinigte das Salz von dem kleinen Brocken und schnitt mir ein hauchdünnes Blättchen davon ab. Es zerfloss auf meiner Zunge wie eine Hostie und schmeckte ganz einfach wunderbar.


 
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Hallo hschu,

nachdem ich meine von Dir ausgelösten Tagträume von salziger Luft, Sonne und dem wonnigen Klang eines sich füllenden Segels beendet habe, kann ich auf Deine Geschichte eingehen. Sie ist flüssig geschrieben, die Bilder sind sauber und treffend. Der Mittelteil ist für Landratten vielleicht etwas zu lang, aber das ist Geschmackssache. Die Neubewertung des Trockenfischs, gewissermaßen als Konzentrat der Erlebnisse, ausgelöst durch den Fischer finde ich sehr sensibel beschrieben.


Tschüß... Woltochinon

P.S. Hier auf Kg.de duzen wir uns.- Zwei kl. Fehler: Decksder, nick-te.

Dies ist eine alte Kritik (Datum!) meine Hauptkritik für den Kritikerkreis folgt.

 
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Kritikerkreis

Die Hauptkritik steht einen Beitrag unter dieser

Hi

Ich bekenne mich auch zu den hartgesottenen Landratten, die das Meer nur von Postkarten kennen, aber trotzdem fühlte auch ich mich kurzzeitig auf die hohe See versetzt, als ich die Geschichte las.

Was den Stil angeht, kann ich Woltochinon zustimmen, die Geschichte liest sich durchweg flüssig, da du auf aufwendige Satzkonstruktionen verzichtet hast, zugunsten einer möglichst realistischen und detailgetreuen Schilderung.

Allerdings halte ich die Länge des Mittelteils nicht für eine Geschmacksfrage, zumindest wenn man von einer Geschichte ausgeht, die nicht nur für Insider interessant sein soll.
Ich gebe zu, ich habe mich auch bei Hemingways altem Mann und dem Meer streckenweise als Landratte etwas alleingelassen gefühlt, aber da war wenigstens unter all diesen realistischen Beschreibungen eine Art tiefere Bedeutung, die das Ganze dann doch zu einer fesselnden Erzählung macht.
Genau das vermisse ich bei deiner Geschichte etwas, diese zweite Ebene unter den SChilderungen, der tiefere Hintersinn.

Sicher tritt am Ende die Aussage "Selbst erlegt schmeckt doppelt gut" hervor, aber das ist mir persönlich zuwenig als "Belohnung" oder Leseanreiz für einen so langen Text.

Man merkt, dass du zwischendurch versucht hast, Spannung zu erzeugen. Allerdings meist auf sehr herkömmliche und "plumpe" Weise, z.b. so: "Es gab jedoch eine Lösung!"
Sicher will man da die Lösung wissen, aber so spektakulär ist die ja nun auch nicht, dass man sie auf diese WEise einleiten müsste.

Ähnlich die Stelle mit dem Thunfischschwarm. Da wiederholst du viermal in einem Absatz die Erfolglosigkeit: " 1. Also probierte ich es auch gleich, aber kein Fisch biss an. 2.Ich versuchte es auf der anderen Seite, aber auch das war erfolglos.
3. aber was immer ich auch versuchte, es war erfolglos. 4. Man hätte meinen können, dass von Millionen und Abermillionen von Thunfischen doch wenigstens einer hätte beißen wollen... nichts."

Das ist meiner Meinung nach zuviel des Guten, zu gewollt versuchst du hier, Spannung in die Handlung des Fischefangens zu bringen. Besonders vor Angel- und Jagdmuffeln wird das generell schwer sein, so etwas fesselnd zu erzählen.

Auch die Proportionen des Textes sollte man im Auge behalten. Hier ist die Beschreibung, wie der Prot den Fisch verstaut eindeutig zu lang geraten. Im Gegensatz dazu ist die, überaus schöne, Szene mit dem Alten im Hafen sehr kurz. Da hättest du vielleicht mehr draus machen können, ich habe da so den Verdacht, dass auch du an der Stelle möglichst schnell zum Ende kommen wolltest.
Meiner Meinung nach geben die zwischenmenschlichen BEziehungen einfach mehr her als Angelbeschreibungen, besonders wenn so wenig Athmosphäre aufgebaut wird.
Die Darstellung des Meeres und des Wetters ist sehr sachlich gehalten, keine Metaphern, keine Bilder, nur so "Informationen" wie: "Im Laufe des Vormittages klarte das Wetter auf und die Sonne schien bald so heiß..."

Vielleicht wäre es gerade für uns Landratten interessant, zu erfahren, wie es sich denn anfühlt, auf der hohen See in einem kleinen Boot, allein mit dem Meer und dem Wetter zu sein.

Es gibt ganz verschiedene Arten, eine Geschichte lesenswert zu machen, sei es durch athmosphärische Schilderungen, sei es durch Spannung, sei es durch eine besondere Tiefe. Deine Geschichte scheint mir hier ein wenig unentschlossen zwischen den Dreien zu sein, alles ist zwar da, aber eben nur ansatzweise, und so bleibt es für mich eine Art Reisebericht für Eingeweihte mit einem außergewöhnlich schönen letzten Teil. Was ja durchaus auch seinen Reiz haben kann. ;)

Liebe Grüße
wolkenkind

Rechtschreibfehler

>>"Es war ein, für meine Bedürftnisse, riesiger Thunfisch"
Bedürfnisse

>>"Den Rest muste ich wohl oder über den Haien lassen."
wohl oder übel... überlassen

>>"Das Problem war, wo sollte ich auf meinem kleinen Schiff das viele Fleisch zum trocknen unterbringen"
zum Trocknen.

>>"Schon garnicht meine Thunfisch Stücke"
gar nicht...Thunfischstücke

>>"Aus den erhofften acht Tagen für diesen Reiseabschnitt, benötigte ich zwölf Tage"
:susp:

>>"Mit Glück und dem richtigen Wetter, könnte ich die Distanz"
Kein Komma

>>"Wie ich bald bemerkte, die Filets wurden härter und härter." ...bemerkte, wurden die Filets...

>>"Jeden Tag am Morgen, kletterte ich auf das Kajütdeck"
Kein Komma

>>". Es war ein großartiges Gefühl, auf meiner Reise, den leichtesten Weg wie sie, gewählt zu haben."
Keine Kommas

>>"nur um Platz zum waschen des Decks zu haben."
zum Waschen

>>"aus dem Dorf klang wage das Hupen eines Autos."
vage

 
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Kritikerkreis

Vorgeschlagen von Woltochinon

hschu, Getrockneter Thunfisch, Sonstige 1.10. 2002

Ich habe diese Geschichte ausgewählt, weil ich den Eindruck habe, dass sie den Leser ansprechen, aber auch ziemlich an ihm vorbeigehen kann. Ich vertrete hier ´mal die erste Fraktion, vielleicht mag jemand das Gegengewicht bilden.


Der Text hat einen typischen Kurzgeschichten- Anfang: „Am Morgen, nach meiner nächtlichen Flucht vor den Silberbänken“ - man wird plötzlich in ein Geschehen einbezogen. Über „Silberbänke“ - „Schleppleine“ - „Fisch“ - „Cockpit“ erfolgt eine stufenweise, raumverkürzende Hinführung des Lesers zum Ort des Geschehens.
Die Erwähnung vom Beschluß den Fisch zu trocknen, gibt einen Hinweis auf das noch Folgende. Die Neugier des Lesers entsteht nicht durch die Erwähnung des Ungewöhnlichen, sondern durch das (scheinbar) Banale. Wohin wird die Geschichte wohl führen, eine Geschichte ist doch keine Gebrauchsanleitung zum Fischetrocknen?
Beim Hinweis auf das Trocknungsproblem und seine Lösung kann man sich gut den einsamen Mann vorstellen, der sich in einer Art Selbstgespräch seine Gedanken macht, er konzentriert sich ganz auf das, was im Moment zu tun ist. Dieses Tun des unmittelbar Notwendigen führt auch zur Abwendung vom eigentlichen Erzählgegenstand „Das Schiff bewegte sich fürchterlich ... “ Aber auch hier, bei der Schilderung der doch `bewegten´ Alltagsroutine, entsteht keine nervöse Hektik, das Handeln scheint vorgegeben wie der Kurs, der Kurs führt zur Handlung. Aber- was ist denn nun mit dem Fisch? Die Hinwendung zum eigentlichen Erzählgegenstand wird geschickt gelöst: Der Blick nach oben zu den Segeln führt zu dem Blick nach oben zum Kajütdach, wo der Fisch festgezurrt ist. Während der Abschweifung vom Erzählgegenstand hat sich etwas ergeben, wie ein Experiment mit unbekanntem Ausgang wird der Fisch beobachtet, seine `Entwicklung´ mit den Eckdaten des räumlichen Weiterkommens in Beziehung gesetzt. Die präzisen Angaben „Steuerbordreling“, „Nordnordost“ usw. mögen überflüssig erscheinen, machen das Erzählte aber authentisch. „Ein feiner, irisierender Spray bildete winzige goldene Tropfen auf dem Fisch“ - diese intensive, für das unerwartete Detail offene Betrachtung kündigt schon an, dass das Banale eine Entwicklung hin zum Besonderem erfährt.
Dann wird ein faszinierendes Naturschauspiel doch etwas zu ausführlich beschrieben, da es nur indirekt einen zusätzlichen Aspekt der Geschichte beschreibt, auch der kurzgeschichtentypische Aspekt einer zügigen Erzählweise wird dadurch aufgegeben. Die Erfahrung der Pracht des Lebendigen führt zu reuemütigen Gefühlen des Erzählers, hier, wie schon zu Beginn der Geschichte wird deutlich, dass er Achtung vor dem Lebendigen hat. „Es war ein, für meine Bedürfnisse, riesiger Thunfisch“ ... „Aber soweit“ (dass er ungenutzt gestorben ist) „wollte ich es nicht kommen lassen.“
Natürlich werden es nicht „Abermillionen“ beobachtbare Thunfische gewesen sein, doch die verstärkende Übertreibung paßt gut in das Bild des überwältigt staunenden Betrachters.
Der nächste Teil der Reise ist auch etwas zu detailiert, weil chronologisch, beschrieben (vorallem für `Landratten´ kann dies langweilig sein). Unterbrochen wird der Bericht durch das Kosten des Fisches (endlich) doch die Enttäuschung wird beim Leser ähnlich sein, wie beim Verkoster. Doch- irgendetwas hält den Protagonisten davon zurück, den tranigen Fisch wegzuwerfen...
Eine interessante stilistische Wendung nimmt der Text bei „Wir kamen ins Gespräch ...“ - die Wiederholungen von „dass“ sowie „und“ repräsentieren die umgangssprachliche Aneinanderreihung vieler kleiner Informationen.
Nach dem zur Routine gewordenen Abenteuer der Seereise verbinden die Anforderungen des alltäglichen Lebens die beiden Männer. Die Verfolgung des Notwendigen wird in ruhigen Bildern geschildert, eine Eigenschaft, die die ganze Geschichte (selbst bei der Schilderung von hohem Seegang) durchzieht. Dies steigert sich im Schlußteil der Geschichte, angelangt im sicheren Hafen, er ist Realität und Metapher.
Es gelingt dem Autor, in diese Alltäglichkeit wiederum, ganz unerwartet, das Besondere einbrechen zu lassen: Der erfahrene Fischer, eben noch den vergangenen besseren Zeiten nachtrauernd, bewertet den beinahe weggeworfenen Fisch als Delikatesse, als wiedergefundenen, einstmals verschollenen Schatz. (Es ist schwer festzustellen, ob der Autor hier eine symbolische Aussage treffen wollte).
Gut gelungen ist dann die Beschreibung des Skippers, der, endlich zur Ruhe gekommen, fern der alltäglichen Verpflichtungen, „die alte Papiertüte mit dem letzten Stückchen des getrockneten Thunfisches“ zur Hand nimmt, um noch einmal von dem Fisch zu probieren.
Das Stück Fleisch hat eine Wandlung erfahren, wie eine Hostie (ein anderer Vergleich hätte diese Aussage kaum verdeutlicht, so wichtig kann ein einzelnes Wort sein). Der Fisch ist etwas besonderes, wertvolles, ein Hinweis auf vergangene (bessere?) Zeiten. Er ist die Konzentration einer langen Reise, der Sonne, des Meeres, des Lebens und von Dingen, die man „nicht mehr kaufen“ kann.
Insgesamt ist der Text eine gelungene Parabel für das Besondere im Alltäglichen, das unerwartet Positive, und die Schwierigkeit, den wahren Wert der Dinge zu erfassen. Es handelt sich nicht um eine typische Plot- Story (die Geschichte erinnert manchmal zu sehr an einen Bericht), aber dank der ausgewogenen Sprache und des unkonventionellen Themas ergibt sich ein ansprechender Text mit einer interessanten Wendung, hin zu einer sensibel dargestellten Aussage. Allerdings muß der Leser bereit sein, sich darauf einzulassen.

Noch einige Korrekturvorschläge:

„dann weitere zwanzig Zentimeter“ - was abgeschnitten wird muß, streng genommen, auch noch Erwähnung finden.
„ein ganzer Berg von herrlichen Filets“ - ein ganzer Berg herrlicher Filets (zumindest als Schriftsprache).
„wohl oder über“ - übel
„schon garnicht mein Thunfisch Stück“ - gar nicht
„regelrecht über Bord..“ - Bord...
„ich schnitt“, „ich stand“ - Wiederholung
„13 Tagen“ - dreizehn
„denwanderden Thunfischen“ - den wandernden
„nicktr“ - nickte
Die Anzahl der Absätze sollte reduziert werden, damit die Geschichte flüssiger, durchgängiger wirkt (eine Leerzeile ist meistens überflüssig). Absatz `Eins´ und `Zwei´ sowie `Drei´ und `Vier´ könnten z.B. jeweils zusammengezogen werden.

 

Kritikerkreis

Hallo Hschu,

eigentlich wurde ja alles zum Thema gesagt.
Hier ein weiterer Versuch.

Die Story ist schnell erzählt:
Ein Globetrotter oder Segler - das wird leider nicht ganz klar - fängt einen großen Thunfisch, schneidet die besten Stücke für sich raus und wirft den Rest ins Meer.
Alles, was er nicht essen kann, lässt er in der Sonne trocknen. Als er es kurz danach essen will, schmeckt es so widerlich, dass er es am liebsten wegschmeissen würde.
Erst nach einer weiteren langen Fahrt mit seinem Schiff erkennt er, dank der (unfreiwilligen) Hilfe eines alten Fischers, die "Reife" des getrockneten Thunfisches, der jetzt wie "Manna" (Hostie) schmeckt.
Nur, dass er bereits das Meiste davon weggegeben hat.


Das ganze liest sich wie ein Reisebericht und ich würde tatsächlich fast glauben, dass das Ganze so passiert ist - vor allem, da ich von der hohen See keinen Schimmer habe.
Leider finde ich den Erzählstil genauso trocken wie Schiffszwieback. Da heitert mich auch das Wettrennen mit den Thunfischen nicht mehr auf.
Man merkt, dass der Autor zwar Ahnung von der See hat, diese Ahnung aber leider nicht in ein solches Gerüst zwingen kann, dass der Leser begeistert abhebt und mehrere "Ahs" und "Ohs" ausstösst.
Die Beschreibungen des Meeres sind zwar schön, aber jeder hat von uns schon mal einen bebilderten Meeresband in der Hand gehabt.
Das haut einen leider nicht mehr vom Hocker.

Ich weiss nicht genau, ob ich die Intention richtig verstanden habe, aber geht es neben dem Darstellen möglichst üppiger Seemannsreisen nicht auch um die Tatsache, dass wir of den Wert dessen verkennen, was wir besitzen bzw. selbst aufgebaut/erschaffen haben?

Der Prot. schnappt sich ein Stück Thunfisch und trocknet es. Es schmeckt widerlich und er will es loswerden. Er schenkt es einem Fischer, der ihn zwingt ein Stück davon für sich zu behalten, so dass er aus Neugier nochmal kostet.
Und überrascht feststellen muss, dass der getrocknete Fisch durch die Lagerung an Bord seines Schiffes - wie guter Wein - überragend an Geschmack gewonnen hat.

Ist das nicht auch im richtigen Leben so?
Wir Autoren zum Beispiel stehen so oft vor unseren angefangenen Geschichten und fragen uns, was wir da wieder für eine Sch... verzapft haben.
Am Liebsten würden wir den ganzen Müll im Papierkorb des Rechners versenken. Aber wir tun es nicht - aus welchem Grund auch immer.
Jahre später kommt uns wieder eine geniale Idee, die zu dieser Geschichte passt, und sie sogar zu einem (guten) Abschluss bringt.
Wir suchen nach ihr, lesen sie nochmal und sie ist perfekt. Warum hatten wir sie nicht früher fertiggeschrieben?
(Wehe dem, der seinen Ansatz weggeschmissen hatte...:D )

Manchmal braucht es einfach seine Zeit, bis wir erkennen, wie gut - oder auch böse - etwas ist, was wir getan haben.

Allerdings weiss ich nicht, ob das wirklich so angedacht war. Aber dieser Gedanke kam mir jedenfalls, als ich die Geschichte fertig gelesen hatte.

Mehr habe ich dazu nicht zu sagen, da es eh nur das wiederholen würde, was Woltochinon und wolkenkind zu dem Thema beigetragen haben.
(Hab eh schon wieder fast zuviel wiederholt...)

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Geschichte einen recht hölzernen Stil hat, der allenfalls Klabauter- oder Seemänner erfreut, und dass man die Geschichte schneller auf den Punkt hätte bringen können.
Das Gespräch mit dem alten Fischer hat mir - und wahrscheinlich auch jedem anderen - am Besten gefallen, weil es sehr viel Natürlichkeit ausstrahlte.
Dafür ein dickes Lob - auch wenn das Gespräch nur in indirekter Rede geführt wurde.

Diese Geschichte ist definitiv nicht für jedermann.

Henry Bienek :cool:

Kritikerkreis

 
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Seas Huschu!

Ich habe mir deine Geschichte in der Badewanne durchgelesen, also von rauschendem Wasser umzingelt und Hitze hat mir den Schweiß aus den Poren getrieben. Doch trotz der enormen Authentizität meiner Umgebung, hätte ich wohl nach einem Drittel der Lektüre zu lesen aufgehört, stünde dein Text nicht im Kritikerkreis.
Und das hat Gründe, die ich nun darstellen möchte, ohne mich großartig zu wiederholen.

Beginnen wir also am Anfang, mit dem Titel. "Thunfisch getrocknet" ist eine Überschrift, die aus zwei Worten besteht und mit der Zusammenstellung dieser sehr an 0815-Reißer wie "Schokolade zum Frühstück" erinnert, obwohl "Der alte Mann und das Meer" besser gepasst hätte. Somit war mein Ersteindruck der, dass eine rasante, witzige Geschichte folgen würde, was nicht der Fall war (und auch unmöglich beabsichtigt worden sein konnte).
Mein Tipp wäre, bereits bei der Überschrift den Leser auf die See und auf tiefes und Seemann spezifisches Erzählen hinzuweisen. So wie das Auge beim Essen mitisst, sollte man auch das Mahl einer Kurzgeschichte optisch mit einer aussagekräftigen Überschrift schmücken.

Weiters bin ich auch manchmal über den Stil gestolpert. Vor allem Dinge wie:

und der Rest würde im Meer landen und irgendein Hai würde sich daran voll fressen.
(... und der Rest im Meer landen würde, wo sich Haie daran voll fressen, o.ä.)

Das Problem war, wo sollte ich auf meinem kleinen Schiff das viele Fleisch zum trocknen unterbringen?
Das Problem war, dass ich den Fisch nirgends unterbringen konnte. o.ä.
Es gab noch ein paar Stellen, an denen der Satzbau nicht passte.

Auch hast du deinen Stil gewechselt. So passt

Es gab jedoch eine Lösung!
weder zu der ausgedehnten, detailgetreuen Beschreibung, noch steht sie im Verhältnis zu der Lösung, die dann gefunden wurde. Auch der Wortwechsel der beiden Männer am Ende, ist zu umständlich, mit zu vielen "dass" und "hätte" belastet. Hier würde ich dir eine Umformulierung dringend raten, um im sonst so schönen Stil zu bleiben.
Auch hast du einmal das Wort "Story" verwendet, was wie ein Neonscheinwerfer war, der einem überraschend in stockdunkler Nacht ins Auge blendet.

Die Punkte, die ich bisher angeführt habe, waren ziemlich technisch und auch wenn sie subjektiv sind, relativ leicht umzuarbeiten.

Nun zum schwierigeren Teil. Der Geschichte selbst.

Du beschreibst eine Reise, auf der folgende Dinge geschehen:
Ein Thunfisch wird gefangen
Zwischenstopp auf den Bermudas
Thunfische werden gesehen
Diesel geht aus, somit ein weiterer Zwischenstopp
Mit einem Schiffskoch wird gesprochen

Nicht aufregend, nein überhapt nicht. Und ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung, wie man in diesen Plot Spannung hineinbekommen soll. Hätte die Geschichte durch die Thunfischfilets keinen roten Faden, so würde ich sie für ein Tagebuch halten, bei dem die Datumsbezeichnungen fehlen.

Somit denke ich, dass es von dir nicht beabsichtigt worden dein kann, eine spannungsgeladene Geschichte zu schreiben.
Allein die Stelle mit dem Thunfischschwarm fand ich einigermaßen spannend. Ich dachte schon, dass du an dieser Stelle ein wenig die Realität verlässt, das Boot durch die Thunfische manövrierunfähig machst und der Mann genauso endet, wie der Thunfisch, den er gefangen hat: Tot und durch die Hitze vertrocknet. Fände ich ganz interessant, du hast dich aber für einen anderen Weg entschieden.

Aber für welchen? Ist deine Geschichte vielleicht eine Parabel? Ein Gleichnis?
Auch das habe ich mir überlegt. Einige Ausagen könnte man in deiner Geschichte finden:
"Auf die Schönheit vieler Dinge die uns umgeben, müssen wir erst hingewiesen werden",
"Die Schlnheit liegt im Detail", oder
"In Caboneras gibt es keine Tankstelle".
Aber ich denke, auch das ist nicht der Grund.

Deine wirkliche Intetion diese Geschichte zu verfassen war, die Herausforderung an dich selbst, einen völlig unspannenden Plot durch Details, schön stilisierte Formulierungen und der unglaublichen Ruhe eines Seemannes, der im Einklang mit der Natur steht, doch lesenswert zu machen.
Als ich anfangs schrieb, ich habe deine Geschichte nur fertig gelesen, weil sie hier im Kritikerkreis steht, so stimmt das nicht ganz. Ich war während dem Lesen auch fasziniert von See. Deine nüchternen, aber sehr, sehr detailierten Beschreibungen ließen Bilder entstehen. Ich persönlich brauchte keine Metaphern, ich konnte es irgendwie zwischen den Zeilen fühlen. Mir fehlte zwar ein bisschen die Resignation eines Seefahrers, die Einsamkeit und die Ermüdung, aber ich habe Freude an der Sache selbst, die Zufriedenheit mit kleinen Dingen und den Einklang der Natur herausgefühlt. Und DAS machte deinen Text für mich dann doch lesenswert.


Fazit: langatmige, an manchen Stellen aufgrund der nüchternen Beschreibung auch langwilige Seemannslektüre, aber aufgrund der Vermittlung bestimmter Gefühle und des eher gehobenen Stils sicher keine Zeitverschwendung.


Liebe Grüße aus Wien, Peter Hrubi

 

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