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Threat-Class III- Die Grauen des Krieges
Threat-Class
Grauen des Krieges
„Achtung!“
Eine Bootsmannspfeife ertönte. Die angetretenen Offiziere und Mannschaftsgrade nahmen Haltung an. Vor ihnen lagen fünfzehn Särge auf dem Boden. Sie enthielten die Körper von fünfzehn Zwangsarbeitern, die während des Durchsuchens des Bulgraumes der Threat gefunden worden waren. Garrett stand neben Kratas, dessen Uniform noch schwärzer schien, als sie es sowieso schon war.
In ihren Gesichtern zeigte sich keine Regung.
Auch nicht in Garrett, obwohl es sie stark getroffen hatte. Ihrer Meinung nach, war sie vom Geist der toten Telepathin Jessica Angel heimgesucht worden. Sie spekulierte, natürlich nicht öffentlich, dass sie Garrett töten wollte, da ihr Vater während des Krieges Leiter einer Spezialeinrichtung zur Jagd von unwilligen Telepathen gewesen war.
Langsam fuhren die Särge in die Torpedoabschussvorrichtungen. Sie waren darauf kalibriert, die Särge auf den Planeten zu schießen, in dessen Umlaufbahn sich der Kreuzer befand.
Kratas beobachtete, wie sich die Luken der Werfer schlossen. Kurz darauf leuchteten die grünen Bereitschaftslampen auf.
„Gesamte Abteilung. . . !“, rief der Bootsmann. „Salutiert!“
Die Sodaten legten die rechte Hand an den Rand ihrer Kopfbedeckung.
„Feuer!“, ertönte das Kommando. Die Torpedowerfer entluden ihre Ladung in den Weltraum.
„Abteilung, setzt ab!“, beendete der Bootsmann die Zeremonie. Damit zerstreuten sich die Crewmen in alle Winde und gingen wieder ihren Aufgaben nach. Es war Nacht, sowieso geminderter Betrieb. Daher gingen die meisten gleich zu Bett.
Kratas und Taggert begaben sich in das Casino, das eigentlich geschlossen war. Diese Trauerfeier war ein Anlass für die beiden alten Freunde, über ein Thema zu reden, das sehr unbeliebt war: Der terranische Bürgerkrieg.
Als die beiden im Casino ankamen, saß dort jedoch jemand. Es war Angel, die stumm in den Weltraum hinaussah und nicht einmal aufblickte, als die beiden in den Raum traten.
„Was machen sie denn hier?“, entwich es Taggert.
„Ich sitze hier und starre in den Weltraum hinaus.“, antwortete die Androidin.
Kratas setzte sich zu ihr, während Taggert an die Bar ging und zwei Getränke besorgte. Für sich einen Scotch und für Kratas ein karibisches Getränk, von dem er nicht einmal wusste, dass es existierte.
„Zimlich hart für die Menschen, so zu sterben, oder?“, rief er über den Tresen.
Kratas nickte. „Ich frage mich, was sie verbrochen haben“
„Politische Gegner. Für die hatte Kaiserin Vehedrian doch immer offenen Haß übrig.“
Und offene Vernichtungslager, fügte er im Geiste hinzu. Taggerts Vater war ebenfalls in einem Vernichtungslager gewesen, allerdings hatte er überlebt, weil die Plasmakammer, in der er hatte sterben sollen, sabotiert worden war.
Kratas drehte sich Angel zu. „Was führt sie hierher?“
„Ich stelle mir die gleiche Frage, wie sie es tun. Was haben diese Menschen getan? Ich verstehe das alles nicht“
Kratas schüttelte den Kopf. „Wenn sie nicht dabei gewesen sind, können sie es auch nicht glauben.“
Taggert war nun beiden anderen, gab Kratas sein Getränk und setzte sich. „Es war der terranische Bürgerkrieg. Zu Anfang sollte es nur eine Unabhängikeitsfoderung sein, aber dann, am 17. September 2960 wurde ein Anschlag auf die Kaiserin verübt, dem aber nur ihre Leibwächter zum Opfer fielen. Der Beginn des terranischen Krieges.“
„Haben sie persönliche Erlebnisse aus diesem Krieg?“, fragte Angel ganz offen, obwohl es ihr in den Sinn gekommen war, dass sie damit wohl einen empfindlichen Nerv treffen würde.
Jedoch nickten beide nur.
„Ja. Alles, was ich im Krieg erlebt habe, war grausam.“ Kratas drehte sein Glas in der Hand hin und her. „Ich war damals Soldat in der Allianz der freien Kolonien. Mein direkter Vorgesetzter war Walter Hartmann. Ein guter Offizier. Wir hatten damals den Auftrag, die Kolonie Neu Schottland zu befreien. Acht Jahre vor Kriegsende: 2988. . . . “
**************
„Volle Deckung!“
Sie rannten. Keine Ahnung, wo die Truppen herkamen, aber sie waren da. Achtzehntausend Mann der kaiserlichen Garde. Mit Mechs kamen sie, um die Stadt Desann zurückzuerobern. Kratas stand neben seinem besten Freund Thomas Parker. Fassungslos starrten sie auf die Massen, die mit Getöse aus dem Bergland kamen.
„Oh, mein Gott“, rief Parker aus.
Die beiden sahen, wie die Truppen in die ersten Vororte einmaschierten. Aus dem Himmel fielen rote und grüne Feuerbälle. Mit riesigen Explosionen schlugen sie in der Stadt ein.
„Kratas!“, bellte jemand. Die beiden drehten sich um. Dort stand Captain Hartmann und winkte die beiden zu sich.
„Wir müssen die Stadt halten, bis Verstärkung hier eintrifft. Sie nehmen den ersten Zug der 7. Kompanie.“, eröffnete er, als die beiden zu ihm kamen. „Halten sie den Raumhafen“
„Aye, Sir!“, gab Kratas zurück und die beiden liefen los.
Der erste Zug war ohne Führung, als Kratas dort eintraf. Nach einem kurzen Briefing der Männer war klar, was sie zu tun hatten. Es ging um alles!
Schwere Sturmpanzer schwebten auf Luftkissen den Mechs entgegen. Die flachen, kleinen Panzer waren ideal in den Städten, da sie kaum Angriffsfläche boten und trotzdem alles in Schutt und Asche legen konnten.
Die Männer der Einheit waren bereit. In Gefechtsposition, gut versteckt in den Häusern, warteten sie darauf, jeden Gegner zu erledigen.
Und dann kamen sie. Infanteristen stiegen über die Schutthaufen.
„Feuer!“, bellte Kratas. Plasmamaschinengewehre entluden ihre Energieladung und streuten Tod zwischen die Soldaten. Doch es waren zuviele. Schon waren sie bis auf dreißig Meter an die Verteidigungspositionen heran.
„Angriff!“, kam der Befehl.
Die Soldaten stürmten dem Feind entgegen und ein blutiger Nahkampf entfachte. Mit Messern, allen möglichen Waffen und selbst Fäusten töteten sie sich gegenseitig. Kratas wurde von einem Gardisten überrascht, der direkt vor ihn lief. Erschreckt zog er den Abzug seiner Plasmamaschinenpistole voll durch und verteilte den Gardisten über fast vierzig Meter in kleinen Stücken an die nächste Wand.
Kampferfahrung brachte in diesem Gemetzel nichts. Nur Geschwindigkeit.
Nach wenigen Minuten zogen sich die Infanteristen zurück.
„Was soll das?“ Kratas war noch überrascht, als ihm plötzlich dämmerte, was nun folgte.
„Rückzug!“, brüllte er.
Die Soldaten rannten zur nächsten Stellung weiter. Wenige Minuten später schlugen Plasmageschosse, die ein Gardekreuzer über dem Planeten abgefeuert hatte, in die alte Stellung ein.
Dann dämmerte Kratas etwas schreckliches. Sie waren vom Rest der Einheit abgeschnitten.
Schnell durchdachte er die Situation.
„Los, folgt mir!“, befahl er den Männern, die noch lebten. Von knapp fünfzig waren es noch achtzehn.
Das Team lief schnell über eine Nebenstraße. Da in Desann alles nach dem alten, schottischen Vorbild gebaut war, sah es aus wie ein typischer Straßenkampf in Mitten kleiner Häuser.
Hinter einer Hauswand gingen die Männer in Deckung. Kratas lugte vorsichtig um die Ecke. „Frei!“
Jetzt liefen die Männer einzeln zum nächsten Grundstück, um dort in Deckung zu gehen. Kratas rannte schnaufend über das Grundstück. Er erwartete, dass gleich ein Feuerstoss von irgendwoher kam und ihn zerfetzte. Aber er kam heil an. Jetzt mussten sie durch das staubige Aussenareal der Wüstenstadt. Aber er konnte nicht erkennen, ob dort Gegner waren. Ein Soldat, der weiter vorne stand, sah ihn an. Kratas überlegte schnell und gab dann eine Reihe von Handzeichen, die so etwas wie: Lauf vor- sieh nach- kann nicht erkennen bedeuteten. Der Soldat lief weiter vor, lugte um die Ecke und machte Meldung: Kein Feind zu sehen- Zivis im Gebiet.
Kratas war überrascht und das nicht gerade angenehm. Es hatte geheißen, dass die Stadt gleich nach Eintreffen der Truppen evakuiert worden war. Während er noch grübelte, kam der Kommoffizier der Einheit zu ihm. „Lieutenant Kratas. Gerade hat Allianz-Oberkommando den Befehl zum Rückzug gegeben.“
„Oh, verdammt!“ Kratas wurde wütend. Es war zum Kotzen. Überall Gegner. Und sein Team mittendrin.
Minuten später waren sie auf der Straße und rannten die Strecke bis zum Raumhafen. Dort betraten nachzügelnde Truppen die letzten Evakuierungstransporter.
Mitten auf der Straße wurden sie entdeckt. PlasmaMGs feuerten. Das Zurren der Querschläger zwischen ihnen ließ die Männer sofort in Deckung gehen. Sie liefen in die umliegenden Häuser.
„Ich bin getroffen!“
„Sanitäter!“
Schreie hallten über den Kampflärm hinweg.
„Schützt die Zivilisten!“, brüllte Kratas. Schwere konventionelle, kinetische Waffen feuerten mit ohrenbetäubendem Lärm. Schnell wechselte Kratas das Energiemagazin der PMP 70, einer Plasmamaschinenpistole, die er trug.
Zwei Männer rannten über die Straße. Einer von ihnen wurde auf dem halben Weg zur anderen Seite durch eine Reihe von Plasmatreffern, die seinen Körper durchlöcherten und verbrannten, niedergestreckt. Den anderen erwischte es kurz vor seinem Ziel.
Kratas feuerte eine Salve auf die sich nähernden Infanteristen und sprang sogleich wieder in Deckung. Schnell genug, um der Salve auszuweichen, die durch das Fenster kam, die hintere Wand traf und sie aufriß. Dann trat er wieder vor und gab die nächsten Schüsse ab, die feindliche Soldaten töteten.
Jetzt hatten seine Männer eine schwere PlasmaMG in Stellung gebracht und feuerten auf die Gegner.
„In Deckung!“
Rote und blaue Strahlen flogen über das Gefechtsfeld, trafen Soldaten und Zivilisten.
Kratas sah ein Kind, das sich mitten auf der Straße befand. Thomas hatte es ebenfalls gesehen.
„Gebt mir Feuerschutz!“, brüllte er und rannte los. Neben Kratas wurde ein Soldat durchsiebt und flog gegen die nächste Wand. Kratas brüllte und feuerte. „Zeigen wir's diesen Schweinen!“
Es war ein grausames Gemetzel.
„Los!“, schrie er einen Mann an, der sich in seinem Schützenloch versteckt hatte. „Die sollen uns kennenlernen!“
Feuersalven wurden ausgetauscht, Männer fielen.
Thomas hatte das Kind erreicht, riß es hoch und lief zurück. Sie würden es schaffen, das wusste er.
Was es war, wusste er nicht. Aber es schlug vor ihm ein, schleuderte ihn nach hinten.
„Nein!“, schrie Kratas. „Thomas!“
In diesem Moment wurde er selbst getroffen. Er ging zu Boden, alles wurde schwarz . . . . .
„Als ich erwachte, war unser Team evakuiert worden. Ganze fünf Mann waren wir noch. Auf dem Rückweg wurden wir von den Schlachtkreuzern Hudson und Destruction überfallen. Da ich mich auf dem leichten Jagdkreuzer Renown befand, hielten wir länger stand, als es die anderen Transporter taten. Als unsere Kommandocrew getötet wurde, übernahm ich das Kommando der Renown und wir zerstörten die Angreifer.“
Taggert nickte. „Das Renown-Manöver“
„Ja. Es war ganz einfach. Man musste den Gegner vernichten. Also gab ich den Befehl, die Neckler- Torpedos, den Vörgänger unserer heutigen Horatio-Torpedos, zu laden. Wir näherten uns der Destruction von hinten und jagten unsere ganze Ladung in den Antrieb, woraufhin die gesamte Antriebssektion ausfiel. Da die Renown schnell und wendig war, wichen wir den Torpedos aus, die die Destruction auf uns feuerte. Sie trafen die Hudson, die daraufhin auch ausfiel. Unsere schweren Schlachtkreuzer zwangen sie dann zur Aufgabe. Damit wechselte ich in den Weltraum“, fügte Kratas hinzu.
„Was wurde aus der Stadt?“, fragte Angel.
„Die wurde bombardiert. Ganz neu Schottland wurde regelrecht zerlegt“, gab Taggert zur Antwort.
„Als Rache. . . Ich lebte damals auf Neu Schottland.“
Angel nickte. Sie konnte nicht glauben, was sie dort hörte, aber sie hatte sich etwas informiert. Es hieß, dass es etwa 20 Milliarden Tote gegeben hatte. Während des Krieges, versteht sich.
In diesem Moment verließ ein Starlight-Jäger den Hangar der Threat. Da das Mannschaftskasino direkt über den Hangar lag, konnte man den Jäger genau erkennen. Die blauen Stichflammen, die ihn antrieben, erhellten den Raum kurz. Dann war der Jäger etliche Kilometer entfernt und drehte ab.
Es war vier Uhr morgens.
„Als kleiner Junge war ich in die Kaiserin verliebt.“, gestand Taggert. „Das war zwei Jahre, bevor der Krieg begann. Da war ich acht.“
„Du ärmster. In das Miststück?“, fragte Kratas.
Taggert warf ihm einen scharfen Blick zu. „Mach keine Scherze über meine Beziehung zur Kaiserin. . . .“
Mit einem krachenden Geräusch flog die Tür aus den Angeln. Sechs Soldaten kamen ins Haus. „Aufstehen!“, schrie einer. Die Bewohner sahen den Soldaten wütend an. Der scherte sich nicht darum und riß die Menschen aus ihren Betten.
„Sofort nach draußen! Nur einen Mantel oder eine Jacke anziehen!“
Der elfjährige Taggert war sehr verstört. Es war drei Uhr. Seine innere Uhr war aus dem Gleichgewicht gekommen.
Das wussten die Soldaten nicht. Es hätte sie auch nicht gestört. Auf dem Platz vor dem Rathaus waren die Menschen zusammengetrieben. Viele waren verstört, weil man sie in der Nacht aus dem Bett geholt hatte. Aber noch schlimmer war der große Kampfroboter, der, neben fast zwanzig Soldaten, auf dem Platz stand und auf die Menschen zielte.
Ein Soldat trat vor die fast hundert Einwohner des Dorfes. Er wartete kurz, dann rief er: „Ruhe! Eine wichtige Verlautbahrung der Kaiserin!“
Er wartete, bis die Menschen vollends ruhig waren.
„Kaiserin Vehedrian läßt verlauten, dass ab sofort Kriegszustand herrscht. Alle wehrtüchtigen Männer müssen sich zur Armee melden. Diese Kolonie hat nicht das Recht, sich den Alliierten anzuschließen. Sollte es jedoch so sein, dass sie versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten, wird dies Konsequenzen haben.
Zweitens: Alle Telepathen, ob aktiv oder passiv, sind meldepflichtig.“
Taggert wusste nicht, was diese Leute wollten, dafür war er noch zu klein.
Aber die anderen, erwachsenen, die großen Menschen, wie er sie nannte, verstanden es gut. Wütendes Murren machte sich breit. Irgendjemand rief: „Seid ihr denn bescheuert?“
Daraufhin antwortete der Soldat: „Nein. . . Sind sie ein Telepath?“
Der Mann wurde leise. „Nein“
Der Soldat nickte. „Dann halten sie die Klappe.“
Einige Leute, die verschwinden wollten, wurden von Soldaten mit Fußtritten und vorgehaltener Waffe zurück in die Menge gebracht.
Der Soldat wartete abermals, bis sich die Menge beruhigte. Dann fuhr er fort: „Ausgangssperre ist ab zwanzig Uhr. Wer dann noch auf der Straße ist, wird für einen Terroristen gehalten und erschossen. Auch Kinder“, ergänzte er.
Jetzt waren die Leute richtig sauer. Sie brüllten und schrien die ganze Zeit.
Dann knallte es laut. Taggert zuckte zusammen. Es dröhnte in seinem Ohr. Er hatte richtige Angst.
Das hatten auch die anderen, denn sie wurden leise. Der Soldat beendete seine Ansprache. „Die Nahrungsrationen werden um die Hälfte reduziert. Dreiviertel aller Ernteerträge werden für die Armee verwendet. Außerdem wird eine Kriegssteuer erhoben. Sollten sie sich wehren, werden wir Maßnahmen ergreifen. Falls ihre Nachbarn mit Terroristen oder den Alliierten kooperieren, melden sie es. Ansonsten machen sie sich mitschuldig. In diesem Fall werden sie ebenfalls an die Wand gestellt.“
Während er den Platz verließ, brüllten die Menschen wütend. Die Soldaten, die dort standen, wurden geschubst, angestoßen, beschimpft.
Das beschwörte ein Katastrophe herauf: Ein junger Soldat, der keine Erfahrung hatte, verlor die Nerven und schoss über die Menschen hinweg. Panisch, wie sie waren, rannten sie einige Soldaten um. Die anderen fühlten sich bedroht. Also feuerten sie in die Menge. Die Menschen bekamen jetzt richtig Angst. Sie griffen die Soldaten an. Plasmafeuer riss Anwohner in Stücke.
Dann hörte Taggert, der sich versteckt hatte, ein Geräusch, dass er nie mehr vergessen würde: Die anlaufenden Plasmagatlings des X 2 Kampfroboters. Wuuuuuiiiiiiiiiiiiiiiiiiii-Zuzuzuzuzuzuzu mähten sie die Leute nieder.
Taggert blieb in seinem Versteck und sah, wie sich die Blutlache auf der Dorfstraße ausbreitete. Kurz darauf waren alle Anwohner tot. Die Soldaten zündeten die Häuser an. Sie warfen Plasmagranaten in die Häuser. Als diese detonierten, breitete sich das brennende Plasma aus und setzte alles in brand. Taggert sah so sein Haus verbrennen.
Nachdem die Soldaten verschwunden waren, lief er auf die Straße, wo seine Eltern lagen. Die versengten Einschussstellen, aus den Blut troff, ließen ihn erschaudern. Er hatte sich nie mit dem Sterben beschäftigt, aber jetzt war er davon eingeholt worden. Für ihn brach eine Welt zusammen. Während Tränen über seine Wangen rannen, stolperte er, fiel in die Blutlache und blieb dann liegen. Es wurde schwarz um ihn. . . . .
„Man hielt mich für tot, als Bewohner des Nachbardorfes zu uns kamen. Doch als sie merkten, dass ich noch lebte, retteten sie mich.“ Taggerts Augen füllten sich mit Tränen. Er wollte nicht weinen. Das war nicht gut für ihn, aber er konnte seine Trauer nicht zurückhalten.
„Jahrelang habe ich die Soldaten gesucht, wollte sie töten. Als ich den Offizier endlich gefunden hatte, befand er sich in Kriegsgefangenschaft der Allianz. Auf die Frage, warum sie die Bewohner getötet hatten, antwortete er: „ Befehl der Kaiserin. Wer sich wehrt, wird erschossen.“
Angel und Kratas waren still. Die unangenehme Stille ertrug Kratas aber nicht lange. „Warum hast du mir das nie erzählt?“
„Meine Vergangenheit muss nicht jeder kennen.“
„Aber Hogan, wir sind doch Freunde“
„Tja. Ich habe es niemandem erzählt- bis jetzt.“
Angel ließ ihren Blick von einem zum Anderen wandern. „Langsam verstehe ich, warum der Krieg so grausam war.“
„Grausam ist gar kein Ausdruck.“ Kratas nahm einen Schluck aus dem Glas.
Es war sechs Uhr morgens. Schichtwechsel.
Taggert stand auf und wandte sich zum Gehen. „Wir sehen uns auf der Brücke.“, sagte er. Dann verließ er die Messe.
Angel wartete, bis er fort war, dann drehte sie sich zu Kratas. „Was hat das mit Commander Garrett zu tun?“
Kratas seufzte: „Garretts Vater war der Leiter der Hunter-Gruppe. Das war eine Gruppierung, die Telepathen jagte, die nicht für die Erde arbeiten wollten, oder andere Meinungen als die Erde vertraten. Diese Gruppe operierte von Nordmars aus.“
Angel verstand nicht. „Was hat das mit Garrett zu tun?“
„Er war es, der Jessica Angel und die Cassiopeia-Widerstandsgruppe 'gefangen' hat. Und sie denkt, dass der Geist von Jessica sie strafen wollte, für das, was man ihr angetan hat.“
Angel sah ihn an. „Haben sie jemals Nordmars gesehen?“
Kratas schien kleiner zu werden. Langsam, aber bestimmt nickte er. „Ja. Ich habe Nordmars gesehen. Die Renown war der erste Kreuzer, der zum Mars durchkam. Meine Crew war die Erste, die das Lager sah- Ich möchte darüber nicht sprechen.“, schloss er.
Er erhob sich und ging schweren Schrittes auf die Bar zu, um sein Glas wegzustellen. Er spürte Angels Blick in seinem Rücken. Was sie wohl dachte? Aber nein, korrigierte er sich, A.I.s denken nicht. Er spürte das Verlangen, sich umzudrehen, ihr in die Augen zu sehen, aber er traute sich nicht.
Als er die Tür erreicht hatte, sagte Angel noch etwas: „Jessica.“
Jetzt drehte sich Kratas doch noch einmal um. „Was?“
Angel sah ihm ins Gesicht. „Sie haben gesagt, ich solle mir einen Namen suchen. Und ich habe einen: Jessica. Aber nennen sie mich Jess.“, fügte sie hinzu.
Kratas nickte. Er war überrascht von Angels Entscheidung. „Also Jess. Begleiten sie mich zur Brücke?“
„Ja, Sir“, antwortete sie und begab sich zu ihm. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, und sie wieder in den militärischen Alltag an Bord zurückkehrten, schien alles vergessen zu sein. Aber keiner der Drei würde jemals diese Stunden vergessen, wo sie offen über sie gesprochen hatten: Die Grauen des Krieges.
Ende