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The tales from Berlin-Schöneberg 3

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05.12.2012
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The tales from Berlin-Schöneberg 3

Sylvester in Köln

Köln Ehrenfeld. Ein kleines Berlin in der Domstadt. Mein Cousin hatte mich eingeladen und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich hatte ihn länger nicht gesehen. Ich half ihm am 30. natürlich bei den letzten Einkäufen.

Vor dem Penny Markt trat ein offensichtlich Alkoholisierter Mann nach einem Kind. Er verfehlte es nur knapp.
Das Kind wehrte sich mit einem platzierten und harten Schlag in seine Kronjuwelen.
Er versuchte still seine Tränen zu unterdrücken und machte ein Gesicht wie jemand, der ohne Brille in die Sonne guckt. Berlin ist irgendwie überall. In welchem freundschaftlichen oder familiären Verhältnis die beiden standen brachte mich zum Grübeln.

Wir waren dann am Abend noch bei meinem Onkel zu Hause. Meine Tante tischte auf als kämen wir gerade ausgemergelt von einer Wanderung auf dem K2 zurück. Anders konnte ich mir diese Mengen an Essen nicht erklären. Ich suchte nach einer Gaumenfeder und dem Vomitorium.

Nach dem Essen legten wir uns aufs Sofa. Standesgemäß saß mein Onkel auf dem Fernsehsessel, wie ein König auf seinem mächtigen Thron. Fußstütze ausgefahren und sein Zepter war die Fernbedienung. Mein Haus, mein Reich.

Sein Bauchansatz war mit seinem viel zu engen, längsgestreiftem Shirt überdeckt. Als er merkte, dass wir uns etwas über ihn lustig machten, fragte er sofort, was denn los sei. Mein Cousin merkte an, dass die Streifen auf dem Shirt auch schon mal gerader waren.

Der Vorwurf wurde auf Kölsche Art weggebügelt: Isch weiß auch nit, wat der Lagerfeld sisch dabei jedacht hat...Ich glaube diese geniale Form der Konfliktvermeidung ist nur den Kölnern vorbehalten.
Man sollte einfach in alle Teile der Welt Kölner entsenden und es gäbe keinen Krieg mehr. Man stelle sich die Tragweite dieser genialen Idee vor. Beispiel Kundus: Hömma warum schießen die drei Weisen aus dem Morgenland da vom Hügel auf uns? Lasst ma de Bomben stecken Jungs, die werden irgendwann müde. Kamelle statt Handgranaten. Genial.

Zurück in Ehrenfeld. Langsam ging es auf Mitternacht zu. Um uns herum waren überwiegend kleine Jungen. Sie schossen kichernd mit Schreckschusspistolen auf ein Fenster.
Langsam und vorsichtig gesellten sich auch ein paar angetrunkene Herren um die 40 dazu. Nach einiger Zeit warfen sie etwas scheu auch ein paar Böller in Richtung des Fensters. Innerhalb kürzester Zeit wurden sie entschlussfreudiger. Jetzt war der Damm gebrochen. Sie schossen mit Raketen, warfen Kanonenschläge und alles, was die Feuerwerksbatterie ihrer Kinder so hergab. Die Kinder standen mit Tränen in den Augen Abseits des Geschehens. Sie mussten zusehen wie Papa und die Teilzeit – Rambos ihre Feuerwerkskörper misshandelten. Die kleinen Jungen mit den Schreckschusspistolen hatten sich längst verzogen. Einer der größten Aggressoren war ein Mann mit weißem Schnauzbart. Er war eine Art Major und kontrollierte, ja er organisierte den Beschuss. „Raketen!“ „ Böller!“ , „Schreckschuss!“ . Irgendwann hielt die Doppelverglasung nicht mehr Stand und zerbrach. Die Menge johlte. Glücklicherweise war es nur das Fenster einer ehemaligen Brauerei.

Auch wenn wir es nicht gerne hören, aber wir Männer sind im tiefsten Herzen auch nur Kinder.

Wir standen abseits des Geschehens mit unseren Wunderkerzen. Insgeheim hätten wir auch gerne mitgefeuert.

 

kriztofer zlo schreibt über den Text:

Die (folgende) Geschichte hat wenig mit Berlin-Schöneberg zu tun, aber sie passt in meine Reihe, (daher)

Anmerkungen bitte immer separat posten.

Gruß

Asterix

 

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