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"The Rebel"

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04.03.2003
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"The Rebel"

Er war schon lange nicht mehr hier.
Das Viertel hatte sich sehr verändert seit damals, doch auch er war nicht mehr derselbe. Vieles war passiert.
Als er fort ging weinte ihm niemand eine Träne hinterher, keiner versuchte ihn aufzuhalten.
Er konnte es ihnen nicht verübeln. Ihm war bewusst, dass er viele Fehler gemacht hatte, doch heute war er bereit endlich alles was ihm sein halbes Leben Kummer bereitet hatte zu bereinigen.
Die Leute sahen ihn an - teils verwundert, teils schockiert- als er über die Hauptstraße seines Heimatdorfes ging. „Johnny “ the rebel“ Hopes ist in der Stadt.“ konnte man es an allen Ecken hören. Es war den Bewohnern anzusehen, dass sie nicht recht wussten wie sie sich verhalten sollen.
Ein verächtliches Grinsen huscht über Johnny’s Gesicht. Nie hatte er seine Heimat geliebt. Er hasste es wieder hier sein zu müssen unter all diesen –wie er meinte- unzivilisierten, nichtsnutzigen Vorstadtmoralaposteln. Er hasste ihre Vorstellung von einer besseren Welt, die sie noch immer durch ihre Regeln aufrechterhalten wollten. Nie hatte er sich ihnen anpassen, ja, sie nicht einmal akzeptieren können. Vermutlich war es das was ihn schon damals zum ewigen Außenseiter machte.
Trotzdem sah er keine andere Möglichkeit sich seiner Vergangenheit zu stellen und somit in seinem Leben einen neuen Anfang, ohne Lasten, ohne schlaflose Nächte, ohne Depressionen zu geben, als die, mit den Menschen zu reden die er am meisten verachtete.
Er atmete einige Male durch, bevor er sich schließlich dazu durchringen konnte durch das Gartentor zu schreiten und an der Tür seines Elternhauses zu klopfen.
Als ihm niemand öffnet durchquerte er den Garten und betrat durch die Hintertür das Gebäude. Der Fernseher lief und er konnte hören wie seine Eltern sich ungezügelt stritten. Es hatte sich also doch nicht alles geändert.
Er erblickte die beiden nicht sofort, seine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit des Zimmers gewöhnen. Die Rollladen waren heruntergezogen, sein Vater verträgt kein Licht wenn er gesoffen hatte.
Plötzlich registrierte Johnny, dass es still im Raum geworden war. Die Frau die sich seine Mutter nannte sackte in sich zusammen als sie den Gedanken fort schob er wäre bloß eine Wahnvorstellung. Sein Vater sah ihn mit dem Auge, dass ihm geblieben war an. Es schien fast, als wäre er einen Moment erfüllt von Angst, doch schnell wich dieser Ausdruck auf seinem Gesicht dem der Wut.
Mit einem Male wusste Johnny, dass es falsch gewesen war hierher zu kommen. Ihm wurde bewusst, dass er gekommen war um zu sehen, dass seine Eltern ihm verziehen hatten, dass sein Vater sich erholt hatte.
Er wollte sich nicht seiner Vergangenheit stellen; Er wollte aus purem Egoismus sein Gewissen bereinigen indem er nichts tat, indem er alles auf sich zukommen ließ. Im Laufe der Jahre hatte er sich immer wieder eingeredet nicht der Schuldige am zerstörten Leben seiner Eltern zu sein.
Als er damals wie blind vor Wut auf ihn einschlug hatte Johnny nicht über Folgen nachgedacht. Er sah nur sie, seine Liebste, wie sie mit gespreizten Beinen auf der Motorhaube saß während sein Vater immer wieder in sie eindrang. Beide schienen ihn zu verhöhnen, ihn, der nie etwas auf die Reihe bekommen hatte. Da rastete er aus.
Er nahm die Eisenstange die eben noch zum Stützen des verrottenden Regals gedient hatte kaum war, erkannte aus den Augenwinkel wie sein Vater sich krümmte.
„The Rebel“ war zu weit gegangen. Er verließ nicht die Stadt; Sie verließ ihn.
Hasserfüllte Blicke, die die Luft zu zerschneiden drohten, rissen ihn aus seinen Gedanken. Sie hatten ihm nicht verziehen. Wie könnten sie auch?
Ohne ein Wort ging er hinaus. Über den perfekt geschnitten Rasen zurück durch das makellose Gartentor.
Johnny hörte das Zischen der Stange die ihm nun zum zweiten Male zum Verhängnis werden sollte zu spät.
Mit einem Lächeln ging er zu Boden.
Er hatte abgeschlossen.

 

Hi Anti,

zunächst zur "technischen" Seite: An einigen Stellen hättest Du Plusquamperfekt verwenden müssen. Für Rückblenden innerhalb einer in der Vergangenheitsform erzählte Geschichte ist das erforderlich: "Er war schon lange nicht mehr hier gewesen.", "Als er damals... eingeschlagen hatte", "Da war er ausgerastet" und so weiter.
Dann fehlen an einigen Stellen Kommas, andere Sätze sind sehr holprig, z.B. "Ihm war bewusst..." im Vorderteil.

Nun zur inhaltlichen Seite. Erst etwa in der Mitte der Geschichte beginnt die relevante Handlung, davor erfahren wir sehr ausführlich von Johnnys Gefühlen. Das ist nicht gerade die am besten geeignete Struktur, um eine spannende Geschichte zu schreiben.

Am Ende passiert wenigstens etwas überraschendes, aber irgendwie finde ich die Idee ziemlich platt. Ein Mann erwischt seinen Vater dabei, wie er seine Freundin vögelt, haut ihm ein Auge aus und ein paar Jahre später kommt er zurück und der Vater rächt sich. Na gut. In gewissen Milieus kommt sowas vor. Besonders interessant finde ich es aber nicht. Immerhin teilst Du ein paar Seitenhiebe aus, gegen Fernsehen, Streit und Trinken. Aber das ist ziemlich billig. Weder aufrüttelnd noch eindringlich wirkt das Thema auf mich.

Fazit: Inhaltlich naja, sprachlich schwach.

Uwe

 

Hi Anit,

muss mich in etwa Uwes Meinung anschließen.
Im Prinzip ist mir die Geschichte um Längen zu kurz. Nicht nur, aber auch dadurch gelingt es dir nicht, aus klischeehaften Bildern auszubrechen. "The Rebel" erschließt sich einem nicht, er kommt nicht über das allseits bekannte 50er-Jahre-Bild eines aufmüpfigen Jugendlichen hinaus. (Anfangs sah ich James Dean, Marlon Brando oder Horst Buchholz vor meinem geistigen Auge, auch wenn ich dieser Generation nicht angehöre. Aber allein der Name (Johnny "The Rebel" Hopes) und die ganze abgegriffene Beschreibung einer amerikanischen Kleinstadt, riefen diese Bilder in mir in Erinnerung).

Der zweite Teil holte mich in die Gegenwart zurück (sich streitende, alkoholisierte Eltern, einen Vater der die Freundin des Protagonisten vögelt und ein "Held", der ihm daraufhin ein Auge ausschlägt, passten halt damals nicht ins Bild gängiger Hollywood-Unterhaltung ;)).

Dennoch bleibt auch dieser Teil viel zu flach und emotionslos. Die Überraschung, dass sich der Vater dann an seinem Sohn rächt, ist keine.

Grüße
Visualizer

 

Hei Anti, also die Story ist wirklich ein wenig dünn, aber ich halte sie sprachlich nicht für so schwach, halte sie sogar für einigermaßen Sauber. Es fehlt die Würze, die eine Emotion aufsteigen lässt. Mitunter klingt alles ein wenig monoton, in einem Rutsch wegerzählt. Ich kann mir aber vorstellen, dass du es irgendwann besser hinbekommst.

Liebe Grüsse und herzlich willkommen

Archetyp

 

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