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The man burns

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06.01.2019
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Anmerkungen zum Text

Für mehr Infos:
https://burningman.org/

The man burns

„Warst du schon mal beim Burning Man?“, fragte er mich.
„Nein, noch nie gehört. Was soll das sein?“

Sechs Monate später zerrte ich mitten in der Wüste von Nevada das erste Zelt meines Lebens aus einem geliehenen SUV. Seitdem wir das Festivalgelände betreten hatten atmete ich – so platt es sich auch anhören mag – Freiheit. Festival durfte man aber nicht sagen. Temporäre Stadt, Home, BRC, The Playa. Aber als Virgin, wie die Erstlinge genannt wurden, konnte ich mir einige Fehler noch erlauben.
Unser Auto war nicht mehr zu erkennen, da wir alle Ritzen, Lüftungen und Fensterdichtungen mit Paketklebeband von außen abgedichtet hatten. Wegen dem „dust“ und der damit verbundenen Reinigungsgebühr bei der Autovermietung. Ich grinste, während ich mir vorstellte, bei Amazon anzurufen und unser Auto als überdimensionales Paket Retoure wieder abholen zu lassen. „Einmal nach Black Rock City bitte, Camp Crazy Unicorn, Straße Sieben, Elektro.“

„Warte! Du machst alles durcheinander. Ich helfe dir.“ Er schob mich beiseite und zog vorsichtig an meinem Zelt, ohne dass die anderen Überlebensutensilien auch nur einen Millimeter verrutschen. Gehorsam schritt ich beiseite und betrachtete durch eine Sandwolke sein von Staub bedecktes Gesicht. Sein rechtes Auge war stark gerötet. Nach einem schweren Unfall konnte zumindest der Augapfel gerettet werden. Die Pupille war jedoch kleiner und dunkler, was seinem Blick immer etwas leicht Irritierendes und schwer Einschätzbares verlieh. Vielleicht war es diese Asymmetrie, die ihn innerlich dazu zwang, alles penibel in Ordnung zu halten. Was für ein abstruser Gedankengang. Das musste der Wüsten Spirit sein.
Die Wüste ist der Ort der Gottesbegegnung (Exodus 3). Kein Wunder, dass ich von philosophischen Eingebungen heimgesucht wurde. Ich musste augenblicklich an Frau Lehmann denken, die erst letzte Woche von ihm gekündigt worden war. Sie hatte die Socken zum wiederholten Male farblich nicht richtig sortiert und dann hatte er tatsächlich auch noch ein Haar in der Dusche gefunden. Arme Frau Lehmann.
Der erste größere Sandsturm schoss mir auf direktem Weg, wie ein Gruß des Teufels, in die Lungenflügel und ich bekam einen Hustenanfall.

„Nimm deine Maske, hier.“ Er ignorierte meinen Beinahe - Tod und reichte mir eine sehr futuristisch aussehende Staubmaske, die wir auf dem Weg von Reno nach Black Rock City in einem Indianerreservat erstanden hatten. Bewaffnetet mit einer Skibrille, der Maske und meinem Zelt, tasteten wir uns fast blind und sehr langsam zu unserm Camp voran. Vor den Gläsern meiner Brille tanzten Millionen Staubpartikel einen wilden und ungezähmten Tanz. „Den Tanz der Freiheit“, dachte ich und versuchte ungeschickt, die Maske über meinen Atemorganen zu befestigen. Völlig verstaubt erreichten wir das Himalaya – so wurde das provisorisch mit Sonnenblenden überdachte Zeltlager genannt – und ich schaute Lukas zu, wie er geschickt die Heringe in den harten Boden hämmerte und innerhalb von Minuten mein Heim für die nächsten acht Tage errichtete.
Die Zeltlager in der Schule und die Camping Vorliebe meines Vaters, waren meine gesamte Kindheit und Jugend ein Grauen für mich gewesen. Doch hier stand ich in vierzig Grad Hitze, bedeckt vom allgegenwärtigen Staub der Wüste, nach zwanzig Stunden Reise und fühlte mich wie wie Nelson Mandela nach seiner Freilassung. “Du machst das super!”, rief ich Lukas zu und konnte mir einige Sprüche über sein handwerliches Talent nicht verkneifen. Als ruhender Pol in der verrückten Wüste, arbeitete er fleißig weiter und ignorierte meine Flapsigkeiten.
Der erste Mitbewohner unseres Camps, der sich mir vorstellte, war James. Ein richtiger Burner, wie er im Buche steht. Seit zwanzig Jahren dabei und damit absoluter Vollprofi. „Whats your playa name?“ Mein was? Ah, Playa Name. Also sowas wie ein Spitzname. Ich überlegte kurz. „Joy.“ Was Besseres fiel mir in den fünf Sekunden nicht ein. „Great, I am Pleasure. You have to join my workshop now. It’s called: intimacy with strangers.” Intimität mit Fremden? Ihh! Auf gar keinen Fall! Ich sah hilfesuchend rüber zu Lukas, der damit beschäftigt war seine Kostüme für die Woche nach Farben sortiert in die im Walmart erstandenen Kisten zu sortieren. Aber war ich nicht schließlich hier, um Grenzen zu überschreiten, Dinge zu tun, die ich sonst nie tun würde und meinen spirituellen Horizont zu erweitern? James aka Pleasure zog mich ohne großen Widerstand meinerseits an seiner Hand hinter sich her und brachte mich zwanzig Meter weiter zum Tantra Camp. Vor dem ersten Dome (eine zeltartige Riesenhalbkugel) warteten schon ungefähr dreißig Leute, die Pleasure freudig mit Umarmungen und Küssen in Begrüßung nahmen. Man kannte sich.

Wir setzen uns alle in einen Kreis und Pleasure trat – wie Jesus vor seine Jünger – und erklärte uns den Ablauf des Workshops. Seine Stimme erinnerte mich an die meines Yogalehrers, die so einschläfernd und gelassen war, dass ich in der Endentspannung immer einschlief. Fünf Minuten später stand ich, so wie Gott mich erschaffen hatte, einem Ein Meter Fünfzig großen Kolumbianer gegenüber, der sich Packman nannte. Wir sollten uns gegenseitig Komplimente machen und dem anderen sagen, was wir besonders schön an ihm finden. „You have beautiful eyes“, flüsterte Packman und starrte dabei auf meine staubbedeckten Brüste. Ich wurde kurz wütend. Das hier hatte nur mit Spannen und nichts mit Förderung des Selbstbewusstseins oder Ähnlichem zu tun. Ich war kurz davor ihm zu sagen, dass ich seine Penishaare mochte, aber Pleasure stand nun direkt neben mir und blickte uns erwartungsvoll an. Ich wollte eine gute Schülerin sein. „I like your hair.“ Etwas Besseres fiel mir nicht ein und Pleasure schlurfte wohlwollend Nickend zu dem nächsten Paar.
Das war nicht die Freiheit, die ich gesucht hatte. Vielmehr fühlte es sich erniedrigend und beklemmend an, sich von Fremden nackt beurteilen zu lassen und unehrliche Komplimente zu verteilen. Dieser Mist hier sollte: “how to lie to strangers” heißen. Das wäre der richige Titel. Nicht jeder Mensch musste etwas Schönes an einem anderen Mensch finden. Man konnte sich auch einfach mal äußerlich richtig scheiße finden. Das war Freiheit. Pleasure forderte uns auf unsere Dankbarkeit für die eigene Schönheit herauszustöhnen, zu brüllen, Tiergeräusche zu machen. Dankbar nahmen die anderen Teilnehmer (ich ausgeschlossen) diese Aufforderung an. Und wie aus dem Nichts war ich gefangen in einem Käfig, voll wilder nackter Tiere, die sich stöhnend und schreiend im Kreis drehten, ihre Krallen ausfuhren und sogar auf allen Vieren über den provisorischen Acrylboden krochen.

Ich stand erstarrt und wie angewurzelt in der perfekten Yoga Berg Position und brachte nicht mehr als ein leises Vogelzwitschern oder Krächzen hervor. Hier war ich definitiv falsch. Ich war kein großes, wildes Tier, das Urlaute von sich geben konnte. Höchstens eine kleine Amsel, oder ein kleiner Spatz, vielleicht auch ein Chihuahua Welpe - der fiepste. Ich musste hier raus. Hektisch bückte ich mich, schnappte mir meine Klamotten und rannte nackt aus dem Dome direkt in die Arme von Lukas, der mich schon gesucht hat.
„Du bist nackt.“, analysierte er auf seine trockene Mathematiker Art.
Ach nee. Wirklich? Ich dachte ich hätte meinen Pyjama und Pantoffeln an. Ihm hätte ich zahlreiche Komplimente machen können. Sein athletischer - “ in der Jugend Olympia Kanu Fahrer” - Körper, das unterschiedlich eisige Blau seiner zwei Augen, das Tattoo am Arm aus Hawaii, das mich immer an einsame Strände, Naturwanderungen und gegrillten Fisch erinnerte. Lukas eine emotionale Reaktion zu entlocken war so schwer, wie einem Goldfisch das Sprechen beizubringen. Doch genau das, machte jede Reaktion so wertvoll. Jedes Lächeln, jede Berührung, jedes Kompliment wiegte so viel mehr, als in allen anderen Liebesbeziehungen zuvor. Daher konnte ich nicht einschätzen ob meine Nacktheit ihn entsetze, amüsierte oder sogar erregte.

Ich presste mich an seinen warmen Körper und war trotz dieses “fake” spirituellen Erlebnisses dankbar, dass er mich in diese surreale Welt entführt hatte. Meine schmutzigen Fingernägel malten Herzen auf seinen Rücken, während meine Nase den Wüstengeruch von seiner Haut einsog. Anstatt mich Richtung Zelt zu entführen nahm er mein Top und zog es mir langsam über den Kopf, während ich auf einem Bein stehend widerstrebend in meinen Rock schlüpfte. Er hatte mich oft ausgezogen. Aber nie angezogen. Hier war alles etwas anders.
„Ich will dir etwas zeigen.“

Wir schnappten uns unsere Fahrräder und fuhren die provisorischen Straßen entlang, bis wir das Camp Fuego (oder Fuck You Ego) erreichten. Dort kletterten wir eine endlose Leiter herauf, bis wir auf der Plattform eines Kirchen- Party Art Cars seines Freundes, einen Blick über die ganze Stadt hatten. Hier wäre ich gerne nackt gewesen. Die letzten warmen Sonnenstrahlen wären ein angenehmer Kontrast zu der ermüdenden Hitze des Tages gewesen. Meine Haut hätte atmen können. Das Burning Man Fieber, die Aufregung — ich fing an es zu genießen. Joy. Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen, die das Gelände eingrenzten, und tauchte die Landschaft in ein pink- orangenfarbenes Van Gogh Gemälde. Um uns herum wurde Whiskey getrunken, Küsse getauscht und Lukas setze sich hinter mich und nahm mich in die Arme. Ich wollte ihn Küssen und drehte mich zu ihm um. Er lächelte, während eine einsame Träne aus seinem gesunden Auge auf unsere verknoteten Hände tropfte. Ich legte meine Lippen sanft und langsam auf seine und wir verschmolzen im Gleichklang mit der verglühenden Sonne und den kahlen Bergen. Ich umschlang ihn mit Wärme, mit Liebe und all dem Anderen, vor dem er sich fürchtete und ich spann einen unsichtbaren Faden von meinem Herzen zu seinem. Nachdem mein Werk vollendet war, löste ich mich aus seinen Armen und richtete meinen Blick in die verschwundene Sonne, die die Berge nun in glühendes Rot getaucht hatte. Ich nahm einen Schluck aus seinem Flachmann und als alle anfingen wie Wölfe zu heulen, formte auch ich aus meinen Händen eine menschliche Wolfsschnauze und heulte mit.

 

Hallo @JoanaMaria

hier kommt ja schon die nächste Story, cool! :)

Insgesamt fand ich sie interessant zu lesen, sie hat mir definitiv besser gefallen, als deine Wellen-Story. Leider finde ich, dass du insgesamt zuviel erklärst und dem Leser nicht wirklich die Chance lässt, selbst zwischen den Zeilen zu lesen. Das macht nämlich am meisten Spaß. ;)

Dass sie eigentlich campen hasst, die Umstände des kaputten Auges ihres Freunds, das unangenehme Gefühl beim Pseudo-Tantra ... das sind alles Dinge, die du nur allein durch die Szene klar machen könntest. Stattdessen spricht deine Protagonistin immer alles aus, was sie fühlt und denkt, bewertet jede Situation. Das ist schade, denn deine Geschichten sind thematisch gut und haben viele clevere und schöne Momente. :)

The man burns

Haha, tut mir leid, ich hab schon wieder ein Problem mit deinem Titel. ;) "The man burns" finde ich jetzt nicht so originell, zumal direkt im ersten Satz korekterweise "Burning Man" vorkommt. Nenne die Story doch einfach Burning Man? Oder besser: "Fuck you, Ego". Unten kommt noch ein Vorschlag. Ich bin einfach ein Fan von mysteriösen Titeln. Und von Titeln, die den Kern der Geschichte treffen und bei denen ich nach dem Lesen der Geschichte grinse und denke: "Aaaah." :)

Aber als , wie die Erstlinge genannt wurden, konnte ich mir einige fehler noch erlauben.

Hier ist aber einiges schiefgelaufen. Sind leider auch viele Fehler im Text.

und unser überdimensionales Paket als Retoure wieder abholen zu lassen.

Welches Paket? Fehlt hier was? Du sprichst zuvor von keinem Paket oder einem Artikel.

Bei einem schweren Autounfall hatte er es fast verloren und nur durch mehrere Operationen und drei Wochen, in denen er die Pupille nicht bewegen und starr an die Decke schauen musste, konnte zumindest der Augapfel gerettet werden. Die Pupille war jedoch kleiner und dunkler, was seinem Blick immer etwas leicht Irritierendes und schwer Einschätzbares verlieh.

Das ist Infodump. Hier erklärst du schnell, was es damit auf sich hat. Ich finde die Idee für ihn als Charakter super, das wunde Auge, das passt gut. Aber web es ein in die Story.

Hier hatten alle großen Weltreligionen ihren Ursprung. Die Wüste ist der Ort der Gottesbegegnung (Exodus 3). Kein Wunder, dass ich von philosophischen Eingebungen heimgesucht wurde. Ich musste augenblicklich an Frau Lehmann denken, die erst letzte Woche von ihm gekündigt worden war. Sie hatte die Socken zum wiederholten Male farblich nicht richtig sortiert und dann hatte tatsächlich auch noch ein Haar in der Dusche gefunden. Arme Frau Lehmann.

Hier war ich total verloren im Inhalt. :D Das wirkt wie aus einem anderen Text. Wie wichtig ist Frau Lehmann? An dieser Stelle merkt man, welche Probleme es verursachen kann, wenn man jeden Gedanken der Prota und jedes Gefühl aufschreibt. Da wird's konfus.

Der erste größere Sandsturm schoss mir auf direktem Weg, wie ein Gruß des Teufels, in die Lungenflügel und ich bekam einen Hustenanfall, der einem COPD Kranken im Endstadium gerecht geworden wäre.

Die Teufel-Metapher ist toll, so rotzig, das passt gut in die Wüste. Es schmerzt nur allein beim Lesen. Also weg mit dem COPD-Gedöns, das brauchst du nicht. Dieses Bild verrutscht für mich ohnehin zu arg. Bleib beim Teufel. :baddevil:

„Den Tanz der Freiheit“, dachte ich mal wieder sehr pathetisch und versuchte ungeschickt, die Maske über meinen Atemorganen zu befestigen.

Der Witz ist ja, dass sie dieses Gefühl und dieses Freiheits-Tamtam erst pathetisch findet, dann aber lieben und kennenlernt (das Wolfsgeheul am Ende). Also kein schlechter Titel, oder? ;)

Ein richtiger Burner, wie er im Buche steht.

Das finde ich gut gelungen. Generell ist es witzig, wie du die englischen Wörter immer einstreust! Darüber lernt man sie doch gut als Prota kennen, man merkt, wie distanziert sie ist und wie lächerlich sie vieles am Anfang findet.

– einem Ein Meter Fünfzig großen Kolumbianer gegenüber, der sich Packman nannte.

Hier musste ich auch lachen, super!:rotfl:

Man konnte sich auch einfach mal äußerlich richtig scheiße finden. Das war Freiheit.

Auch gut!

Ach nee. Wirklich? Ich dachte ich hätte einen Pelzmantel und Winterboots an.

Das ist mir zu girly-ironisch-flapsig, würde ich streichen.

Sein athletischer in- der -Jugend -Olympia –Kanu-Fahrer - Körper,

Oha! So viele kleine Striche :D Würde eher schreiben: Sein "Ich war in der Jugend Olympia-Kanufahrer"-Körper.

Anstatt mich Richtung Zelt zu entführen nahm er mein Top und zog es mir langsam über den Kopf, während ich auf einem Bein stehend widerstrebend in meinen Rock schlüpfte. Er hatte mich oft ausgezogen. Aber nie angezogen. Hier war alles etwas anders.

Das finde ich suuuuper! "Hier war alles anders.", das macht gleich klar, wie irritiert sie von der Situation ist, aber auch, dass sie sich dem Ganzen langsam hingibt. Sehr gut!

bis wir das Camp Fuego (oder Fuck You Ego)

Top! :lol:

Ich nahm einen Schluck aus seinem Flachmann und als alle anfingen wie Wölfe zu heulen, formte auch ich aus meinen Händen eine menschliche Wolfsschnauze und heulte mit.

Sehr schönes Ende, auch wenn mir im letzten Absatz zuviel Schmalz eingewoben wurde. ;) Tränen, die tropfen und Küsse, die fliegen und Arme, die schlingen. An sich nichts verkehrtes dran, aber auch nicht mein Geschmack. Die kleinen Gesten sind oft viel stärker, als die großen.

Alles in allem: coole Story! Sie wäre noch viel cooler, wenn du die Gefühle und Gedanken deiner Prota beiseite nimmst und sie das große Fest einfach erleben lässt. So wie der Leser auch. ;)

Danke dir und viele liebe Grüße, PP

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @JoanaMaria,

Sechs Monate später zerrte ich – mitten in der Wüste von Nevada – das erste Zelt meines Lebens aus einem geliehenen SUV. Seitdem wir das Festivalgelände betreten hatten atmete ich – so platt es sich auch anhören mag – Freiheit.
Durch die Gedankenstrich-Konstruktionen verkomplizierst du direkt am Anfang den Einstieg unnötig. Schreib die Sätze doch aus:
Sechs Monate später zerrte ich das erste Zelt meines Lebens aus einem geliehenen SUV. Und das mitten in der Wüste von Nevada. So platt es sich auch anhören mag: Sobald ich das Festivalgelände betrat, atmete ich Freiheit, saugte auf, was ich sah, die Temporäre Stadt, Home, BRC, The Playa.
Achte auf den Flow, den kriegst du am besten hin, wenn du es laut liest.

Aber als , wie die Erstlinge genannt wurden, konnte ich mir einige fehler noch erlauben.
Hinter dem als fehlt was und Fehler groß.

Wegen dem „dust“ und der damit verbundenen Reinigungsgebühr bei der Autovermietung. Ich grinste, während ich mir vorstellte, bei Amazon anzurufen und unser überdimensionales Paket als Retoure wieder abholen zu lassen. „Einmal nach Black Rock City bitte, Camp Crazy Unicorn, Straße Sieben, Elektro.“
Schöner Einfall, aber was passiert da genau? Sie grinst und denkt.

und zog vorsichtig an meinem Zelt, ohne das die anderen
dass

Warte! Du machst alles durcheinander. Ich helfe dir.“ Er schob mich beiseite und zog vorsichtig an meinem Zelt, ohne das die anderen Überlebensutensilien auch nur einen Millimeter verrutschen. Gehorsam schritt ich beiseite und betrachtete durch eine Sandwolke sein von alkalischem Staub bedecktes Gesicht.
Ich mach es mal exemplarisch an den Sätzen fest, weil es sich durch den ganzen Text zieht: Durch sprachliche Kapriolen verschleierst du den Kern der Handlung. Das Durchgestrichene brauchst du nicht, denn als Leser interessieren mich keine Behauptungen (Überlebensutensilien verrutschen keinen Millimeter), Wiederholungen ("dust", Sandwolke, Staub) oder nervigen Details (alkalisch). Erzähle den Kern, das was deine Prota bewegt, antreibt und was sie erlebt.

Sein rechtes Auge war stark gerötet. Bei einem schweren Autounfall hatte er es fast verloren und nur durch mehrere Operationen und drei Wochen, in denen er die Pupille nicht bewegen und starr an die Decke schauen musste, konnte zumindest der Augapfel gerettet werden. Die Pupille war jedoch kleiner und dunkler, was seinem Blick immer etwas leicht Irritierendes und schwer Einschätzbares verlieh. Vielleicht war es diese Asymmetrie, die ihn innerlich dazu zwang, alles penibel in Ordnung zu halten.
Das liest sich interessant, auch wenn der Mittelteil wieder Tell ist.

Das musste der Wüsten Spirit sein.
Wüsten-Spirit oder Wüstenspirit.

Sie hatte die Socken zum wiederholten Male farblich nicht richtig sortiert und dann hatte (er?) tatsächlich auch noch ein Haar in der Dusche gefunden.
Da fehlt was.

Was für ein abstruser Gedankengang. Hier hatten alle großen Weltreligionen ihren Ursprung. Die Wüste ist der Ort der Gottesbegegnung (Exodus 3). Kein Wunder, dass ich von philosophischen Eingebungen heimgesucht wurde.
Sorry, Infodump, wo ist die Handlung, wo die Eingebung?

Der erste größere Sandsturm schoss mir auf direktem Weg, wie ein Gruß des Teufels, in die Lungenflügel und ich bekam einen Hustenanfall, der einem COPD Kranken im Endstadium gerecht geworden wäre.
Pass mit den Leerzeichen auf, du setzt oft doppelte. Der COPD-Kranke im Endstadium ist wieder eine unnötige Kapriole, ein Bild, das an mir vorbeirauscht, ohne was auszulösen. Was willst du sagen? Wie fühlt es sich an, wenn einem der Teufel in die Lunge schießt? (Das Bild ist übrigens gut!)

Er reichte mir eine sehr futuristisch aussehende Staubmaske, die wir auf dem Weg von Reno nach Black Rock City in einem Indianerreservat, nach langem Handeln, erstanden hatten.
Flow.
Er reichte mir die futuristisch aussehende Staubmaske, die wir in einem Indianerreservat zwischen Reno und Black Rock City erstanden hatten.

„Den Tanz der Freiheit“, dachte ich mal wieder sehr pathetisch und versuchte ungeschickt, ...
Lass den Leser sich selbst ein Urteil bilden. Das Vorkauen ist echt nervig.

und fühlte mich wie der Graf von Monte Christo nach seiner Freilassung.
Kapriole. Woher weißt du, wie der sich gefühlt hat?

An der Stelle höre ich auf, weil du allein der vielen Fehler wegen (Kommasetzung, Groß-/Kleinschreibung, Leerzeichen) überarbeiten solltest und sich die Punkte, die ich anmerken würde, nur wiederholen.

Zum Inhalt:
Du beschreibst ein "erstes Mal", in dem Fall den ersten Besuch eines Festivals. Erste Male sind immer groß, sollten es sein, oder zumindest ist es die Erwartung daran. Ich spüre aber zu wenig von der flirrenden Anspannung, der Unsicherheit, dem Geflashtsein, dem Fieber. Das wird überlagert von Beschreibungen, die mir vorkommen, als wolltest du beweisen, dass du schreiben kannst. Du schreibst was von Wüstenspirit und philosophischen Eingebungen, ohne dass du das näher ausführst. Das wäre in Union mit dem Burning Man eine prima Vorlage. Doch wenn danach nix kommt, bleibt es leider eine leere Behauptung.
Die Handlung ist überschaubar, gepitcht wie folgt: Junge Frau besucht zum ersten Mal ein Festival, flieht aus einem Workshop, der von ihr Dinge verlangt, die sie nicht tun will und kehrt in die Arme ihres Lovers zurück. Da ist ein innerer Konflikt angedeutet, doch der Großteil dieser Textes besteht – wie auch schon dein erster – aus der Innensicht deiner Prota. Das macht deinen Text mehr zu einem Erlebnisbericht als zu einer wirklichen Kurzgeschichte und das ist schade, denn das Setting, das du anlegst, ist stark und bietet dir alle Möglichkeiten. Es fehlt mMn nur die Prämisse. Wie schon gesagt: Was willst du erzählen?
Zum Titel: Das Festival heißt wie dein Titel Burning Man/ The man burns, aber warum das so ist, enthältst du uns vor. Dass am sechsten Tag des Festivals der Burning Man, eine übergroße Statue, verbrannt wird, ist doch ein Ding, aus dem du wunderbar was machen könntest?

Ich bin gespannt, was sich bei deiner Schreibe tun wird, denn viele der Bilder, die du schaffst, sind groß.

Peace, linktofink

 

Hey @PlaceboParadise,

vielen Dank für die Mühen. Du verstehst es so symphatisch zu kritisieren. Echt, DANKE!

hier kommt ja schon die nächste Story, cool! :)

Ich wusste, dass dir das Thema gefallen wird :-)

Haha, tut mir leid, ich hab schon wieder ein Problem mit deinem Titel. ;) "The man burns" finde ich jetzt nicht so originell, zumal direkt im ersten Satz korekterweise "Burning Man" vorkommt.

Ja ok, etwas platt. Dance in the dust wäre eventuell noch akzeptabel. Aber ich wollte auf keinen Fall etwas mit Freiheit im Titel haben :-) Dafür fühle ich mich noch nciht bereit:-)

Schöner Einfall, aber was passiert da genau? Sie grinst und denkt.
Ich wollte iegentlich nur sagen, dass das Auto wie ein rießges Pakes aussieht. naja, anscheinend misslungen :-)

und ich bekam einen Hustenanfall, der einem COPD Kranken im Endstadium gerecht geworden wäre.


Fand ich schon beim Schreiben scheiße, weiss auch nicht, warum ich es nicht gelöscht habe :-)

Das ist mir zu girly-ironisch-flapsig, würde ich streichen.
Gefällt dir der Pyjama besser?

Sehr schönes Ende, auch wenn mir im letzten Absatz zuviel Schmalz eingewoben wurde. ;) Tränen, die tropfen und Küsse, die fliegen und Arme, die schlingen. An sich nichts verkehrtes dran, aber auch nicht mein Geschmack. Die kleinen Gesten sind oft viel stärker, als die großen.

Ja stimmt. Da ich selber so unromantisch veranlagt bin, wirken solche Szenen bei mir immer etwas aufgesetzt und melodramatisch.

Alles in allem: coole Story! Sie wäre noch viel cooler, wenn du die Gefühle und Gedanken deiner Prota beiseite nimmst und sie das große Fest einfach erleben lässt. So wie der Leser auch. ;)

Ok, die neue Geschichte wird über zwei Autisten :-)

Nein Spaß, ich weiss, wo meine Fehler liegen. Muss mich wirklich dazu zwingen, in der Handlung zu bleiben. Aber dafür bin ich ja hier!

Nochmals vielen Dank, ich mach mir erstmal ein Honigbrot!:-) (Ich liebe diese Geschichte)


@linktofink

auch dir Danke ich für Zeit und Mühe.

Durch die Gedankenstrich-Konstruktionen verkomplizierst du direkt am Anfang den Einstieg unnötig. Schreib die Sätze doch aus:

Ja das stimmt, habe ich geändert.

Schöner Einfall, aber was passiert da genau? Sie grinst und denkt
Ich wollte iegentlich nur sagen, dass das Auto wie ein riesges Pakes aussieht, sie das lustig findet und grinst. Naja, anscheinend misslungen :-)

Indianerreservat, nach langem Handeln, erstanden hatten.
Habe es gestrichen. Hast echt.

Lass den Leser sich selbst ein Urteil bilden. Das Vorkauen ist echt nervig.
Die Protagonistin ist ja auch leicht nervig und ein wenig selbstironisch. Aber "pathetisch" trotzdem ausradiert.

Du beschreibst ein "erstes Mal", in dem Fall den ersten Besuch eines Festivals.
NEIN, festival darf man nicht sagen. Du hast nicht aufgepasst :-)

[QUOTEIch spüre aber zu wenig von der flirrenden Anspannung, der Unsicherheit, dem Geflashtsein, dem Fieber. ][/QUOTE]
Die Protagonistin fühlt sich auch nicht fiebrig und aufgeregt.
Sie sucht nach neuen Erfahrungen, nach der doofen Freiheit etc.
Aber erst am Ende der Geschichte kann sie sich wirklich einlassen und es genießen. Das hängt aber nicht damit zusammen, dass sie voreingenommen ist - sie macht ja alles erstmal mit - sondern dass sie erstmal die falschen Erfahrungen macht, bis sie dann in den kleinen, normalen Dingen (ein Kuss, ein Sonnenuntergang) Freiheit und Freude empfindet. Eigentlich wollte ich sagen, dass man auf so etwas wie Burning Man, die Freiheit dann am ehesten findet, wenn man sich auf die Menschein einläßt, gerne auch auf die Menschen die man sowieso schon liebt und mag, und dass man dazu nicht an Tantra Workshops, Indianer Zeremonien und Sonstigem teilnehmen muss.
Ich glaube ich schreibe es noch einmal ganz anders.

Danke für deine Kritik, ich habe viele deiner Werke gelesen und genossen.

Liebe Grüße
Jo

@Friedrichard bezüglich letzterer Erwähnung in Achillus Geschichten Kritik:
ich verkrafte das. Meine Freunde nennen mich übrigens Jo :-)

 

Hey @JoanaMaria

erstmal: Ich freue mich, dass du immer so fröhlich antwortest ... so macht das Ganze Spaß! :) Und ich find's super, wie gut du Kritik annimmst, fällt einem manchmal ja etwas schwer, kenn ich natürlich auch. ;)

Du verstehst es so symphatisch zu kritisieren. Echt, DANKE!

Haha, danke dir. Bin kein Grobian. :kuss: Und wenn mir Dinge gefallen, sag ich das auch!

Ich wusste, dass dir das Thema gefallen wird :-)

Voll! Ich war zwar noch nie auf dem Burning-Man-Festival, aber mir gefällt die Vorstellung, dieses mystisch-schmutzig-düstere ist genau mein Ding.

Ja ok, etwas platt. Dance in the dust wäre eventuell noch akzeptabel.

Haha, oder nenne es doch echt "Fuck you Fuego!" Das wäre ein geiler Titel. Oder ... hmmmh, mal nachdenken. Es darf ja ruhig etwas kitschig sein, da es ja darum auch im Text geht. Ihre Erkenntnis, das hinter all dem Tamtam ja doch etwas Gutes steckt und man sich dem nur hingeben muss. Vielleicht greifst du das mit den Wölfen am Ende auf? Zum Beispiel:

"Wolfsschnauze"
oder schlicht
"Unter Wölfen"

Fänd ich auch nicht schlecht, was meinst du?

Ich wollte iegentlich nur sagen, dass das Auto wie ein rießges Pakes aussieht.

Wot? :lol: (Spaß!) Hast du es jetzt nachgebessert? Hab's eben nochmal gelesen, jetzt versteht man es gut.

Fand ich schon beim Schreiben scheiße,

Oh oh, na dann aber raus damit! Es gibt immer Stellen, die man gelungener findet, als andere, aber wenn du schon das Gefühl hast, etwas ist scheiße, dann sollte es sofort rausfliegen. ;)

Gefällt dir der Pyjama besser?

Nää, mir ging's eher um ihren Gedanken. Er stellt ja nur die Tatsache fest: "Oh, du bist nackt?", überrascht formuliert als Frage. Ich finde es unpassend, das sie so hart kontert, denn natürlich ist ihrem Partner ja klar, dass sie nackt ist, er ist ja nicht blind. Mit der Frage impliziert er ja: Warum? Wenn sie darauf so superironische Gedanken hat, wirkt das ziemlich ... nunja, bitchy. ;)

Ok, die neue Geschichte wird über zwei Autisten :-)

Haha, wär doch auch was. :p Aber du versteht, was ich meine, oder?

ich mach mir erstmal ein Honigbrot!:-) (Ich liebe diese Geschichte)

Danke dir! :herz: Wenn du dir da die Kommentare durchliest, erkennst du gleich, womit ich so zu kämpfen habe: Mehr Reibung, Inhalt, mehr Action, weniger Retrospektive. :D

Viele liebe Grüße, PP

 

Hallo,

ich finde, du hast enorm viel Potential. Du schreibst jetzt so wie die Kekebus live performt. Das meine ich als Kompliment, denn ich kann mir durchaus vorstellen, dass du mit einem solchen Text hier bei einem Slam alles abreißt. Du hast da schon viel Ironie und auch Zynismus drin, das finde ich super. Leider ist das mit der Figurenentwicklung bis jetzt nicht so dein Ding. Ich habe da gewisse und genaue Vorstellungen, wie das zu sein hat, wie ein Text zu sein hat, damit er funktioniert. Das hat jeder hier. Und alle versuchen, irgendetwas zu basteln, mit dem sie sich gut fühlen. Will sagen: Du musst gar nichts tun, es sind alles nur Ideen, Tips, Vorschläge. Keine Befehle. Der Ansatz mit Burning Man und so, der ist schon mal Hammer. Wie du da dieses Hippie-Love in und Tantra beschreibst, die Idee, er heißt Pleasure und so, dass ist an sich schon fast eine eigene Geschichte wert. Da hast du schon etwas szenischer gearbeitet, und ich würde da so gerne mehr von lesen, mehr Szene, mehr Dialog auch, aber dennoch mit diesem zynisch-witzigen Unterton, nur eben nicht komplett aus dem Kopf des Erzählers. Ich glaube, du solltest erstmal ruhig in dieser Perspektive bleiben und ausprobieren, wie da für dich das Maß ist, wie die Statik deines Textes sich verändert, wenn du dir mehr Raum, dich selbst mal von der Leine lässt, deinen Figuren Raum zum atmen verschaffst.

Ich habe den Link schon sicher zwanzig Mal hier gepostet, aber dieser Artikel zeigt gut auf, wie man Figuren schreibt, ohne sie passiv wirken zu lassen, und ohne sie zu erklären. Es hat viel mit der Dynamik zu tun, wie gut du dein Setting und deine Figuren schon kennst, und wie viel Tiefe du ihnen zugestehen möchtest. Wenn du hier sauber arbeitest und die Situation entpackst, dann schlägst du mehrere Fliegen mit einer Klappe, ohne dich zu sehr zu verbiegen.

https://litreactor.com/essays/chuck-palahniuk/nuts-and-bolts-“thought”-verbs

Gruss, Jimmy

 

Hallo @jimmysalaryman,

vielen Dank für deine Worte. Es ist unheimlich schwer einen Stil zu finden, mit dem man sich wohl fühlt bzw das Ganze überhaupt als Stil zu beschreiben. Frau Kebekus ist für mich als Urkölnerin sowieso ein Unikat :herz:
Ich habe immer gerne über ernste Themen mit einem Augenzwinkern geschrieben, aber irgendwie stecke ich in der Charakterentwicklung fest.
Danke für den Link, ich werde ihn nutzen. Bin jetzt habe ich mich viel zu wenig mit den Formalia, Aufbau etc. bechäftigt und das merkt man einfach. ich will immer alles ganz schnell in einen Charakter pressen und das funktioniert dann nicht...:bonk:

Die Geschichte ist nicht autobiographisch, aber Pleasure (mittlerweile ein guter Freund von mir) und das Tantra Camp (Nakes Heart Camp) inklusive Workshop gibt es wirklich :-)

Bis bald und liebe Grüße


Huhu @PlaceboParadise,

Ich war zwar noch nie auf dem Burning-Man-Festival, aber mir gefällt die Vorstellung, dieses mystisch-schmutzig-düstere ist genau mein Ding.

Du musst dorthin. Für mehr Infos helfe ich gerne weiter:-)

nunja, bitchy
ein bisschen Bitch steckt in jeder Frau :-)

Aber du versteht, was ich meine, oder?
Natürllich, dich verstehe ich immer :-)

Fuck you Ego wäre wirklich kein schlechter Titel. Weiss jemand wie man die Titel ändern kann? :-)

Liebe Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

@JoanaMaria,
wenn du den Titel ändern willst, schreib einen der Mods an (=>Mitglieder =>Team-Mitglieder), die erledigen das für dich. Peace

 

bezüglich letzterer Erwähnung in Achillus Geschichten Kritik:
ich verkrafte das. Meine Freunde nennen mich übrigens Jo :-)

Hey Jo -

oder doch besser

wa lakota Jo!,

was beides nicht so recht passt, weder wirstu jemand erschießen (und sei‘s die Schwiegermutter) und weder sprechen Pajuti noch Shoshoni (Nevada) die Sprache der Sioux – wobei es eine Gemeinsamkeit unter den Shoshoni (Nevada) und den bekannteren Sioux gibt – beide Namen sind Fremdbezeichnungen von verfeindeten Nachbarn und bedeuten „Schlangen“.

Die Wüste ist der Ort der Gottesbegegnung (Exodus 3).
Kein Wunder, dass ich von philosophischen Eingebungen heimgesucht wurde. Ich musste augenblicklich an Frau Lehmann denken, die erst letzte Woche von ihm gekündigt worden war. Sie hatte die Socken zum wiederholten Male farblich nicht richtig sortiert und dann hatte er tatsächlich auch noch ein Haar in der Dusche gefunden. Arme Frau Lehmann.
Der erste größere Sandsturm schoss mir auf direktem Weg, wie ein Gruß des Teufels, in die Lungenflügel und ich bekam einen Hustenanfall.
Ich weiß, wir werden uns verstehen, wenn‘s auch bis zur Blasphemie noch ein weiter Weg ist. Aber ich versichere dir, jenes unbekannte höhere Wesen, das wir alle irgendwie verehren, hat Humor, sonst gäbe es nicht so viele Götzen ...

Gleichwohl – linktofink hat‘s schon angesprochen – ist die Fehlerquote enorm hoch, dass ich das Festival mal links liegen lass – obwohl‘s mich juckt, über das, was Freiheit sei, mich auseinanderzusetzen, denn es wirkt auf mich wie ein Schnellschuss ohne Korrektur, was gegen Ende sogar rufschädigend werden kann – Zeichen- (und Fälle-)Falle lauern überall, aber ebenso schlimm wie das und dass zu verwechseln (keine Bange, es kommt nicht vor) ist es hier, wenn es heißt

Ich wollte ihn [k]üssen und drehte mich zu ihm um.

Ich bin mir sicher, dass es Flüchtgkeit ist. Die könnte aber durch Korrekturlesen wenn schon nicht gänzlich, so doch zum größten Teil ausgelöscht werden und die Zeichensetzung gefestigt werden.

Seitdem wir das Festivalgelände betreten hatten[,] atmete ich – so platt es sich auch anhören mag – Freiheit.
(jetzt jeden Fall zu erklären würde den Korrektur-Komm länger werden lassen als den zu beackernden Text, darum nur der Hinweis, unter Duden.de [„https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/komma“] oder einfach „Komma“ eingeben und Du bekommst den aktuellen Stand der Regeln.

Warum so umständlich? Die Rechtschreibreform ist noch lange nicht zu Ende – das absurdeste ist, gerade wurde das große „ß“ eingeführt und zu den Infinitivsätzen eine Regel, die ausdrücklich ein Komma untersagt. Bis dahin konnt‘ ich getrost behaupten, Infinitivsätze grundsätzlich mit Komma zu beglücken, es wäre ja nicht verboten. Schad' drum - aber die Begründung ist alles andere als überflüssg.

.Nun wirstu dich fragen, welches Wort denn mit ß begänne und Du hast recht - keines. Es wurde eingeführt, weil einige Namen – wobei mir nur eine Altbiermarke einfällt – in Großbuchstaben mit doppel-s arbeiten müssen, tatsächlich aber das alte ß gemeint ist … Du siehst, Rechtschreibreform kann auch schräg sein, dabei hatte man so um 2006 vorgehabt, das ß wegen seiner geringen Nutzung nach der Reform gänzlich abzuschaffen, was ich persönlich sehr bedauert hätte, hat doch das sz auch seinen Reiz und ist auf jeden Fall eher ein schwangerer Buchstabe - wie das @ ein Fettsack ist, wenn auch grafisch reizvoll.)

Er ignorierte meinen Beinahe - Tod und…
Wortzusammenfügungen – auch die durch Bindestrich getrennten – ohne Leerzeichen, also Beinahe-Tod (kannstu an sich auch zusammenschreiben ...)

Die Zeltlager in der Schule und die Camping Vorliebe meines Vaters[...] waren meine gesamte Kindheit und Jugend ein Grauen für mich gewesen.
Doch hier stand ich in vierzig Grad Hitze, bedeckt vom allgegenwärtigen Staub der Wüste[...] nach zwanzig Stunden Reise[,] und fühlte mich wie wie Nelson Mandela nach seiner Freilassung.

“Du machst das super!”, rief ich Lukas zu und konnte mir einige Sprüche über sein handwer[k]liches Talent nicht verkneifen.
Als ruhender Pol in der verrückten Wüste[...] arbeitete er fleißig weiter und ignorierte meine Flapsigkeiten.

„What[‘]s your playa name?“

Ich sah hilfesuchend rüber zu Lukas, der damit beschäftigt war[,] seine Kostüme für die Woche nach Farben sortiert in die im Walmart erstandenen Kisten zu sortieren.
Aber war ich nicht schließlich hier, um Grenzen zu überschreiten, Dinge zu tun, die ich sonst nie tun würde[,] und meinen spirituellen Horizont zu erweitern?

Fünf Minuten später stand ich, ..., einem Ein Meter Fünfzig großen Kolumbianer gegenüber, der …
„ein Meter fünfzig“, weil ein verkürztes „ein Meter fünfig Zentimeter“, warum nicht „anderthalb Meter“?

Ich war kurz davor[,] ihm zu sagen, dass ich seine Penishaare mochte, …

Etwas Besseres fiel mir nicht ein und Pleasure schlurfte wohlwollend Nickend zu dem nächsten Paar.
Siehe oben „küssen“, hier „nicken“, selbst wenn das Verb als Partizip adjektivistisch daherkommt

... - Körper, das unterschiedlich eisige Blau seiner zwei Augen, das Tattoo am Arm aus Hawaii, das mich …
besser „das Tattoo aus Hawaii am Arm“ - natürlich nicht, wenn der Arm auch auf Hawaii angefügt wurde an den damals Einarmigen ...

Jedes Lächeln, jede Berührung, jedes Kompliment [wog] so viel mehr, als in allen anderen Liebesbeziehungen zuvor.

Daher konnte ich nicht einschätzen[,] ob meine Nacktheit ihn entsetze, amüsierte oder sogar erregte.

Das Burning Man Fieber, die Aufregung — ich fing an[,] es zu genießen.

..., und tauchte die Landschaft in ein pink- orangenfarbenes Van Gogh Gemälde.
s. o. Zum Bindestrich

Ich umschlang ihn mit Wärme, mit Liebe und all dem Anderen, vor dem er sich fürchtete[,] und ich spann einen unsichtbaren Faden von meinem Herzen zu seinem.

Wie dem auch sei, 's wird schon werden und gute nacht,

friedel

 

@linktofink
Danke für den Hinweis!

Guten Morgen lieber @Friedrichard,

ab jetzt bekommt alles meine arme Mutter zum Korrektur lesen. Anscheinend bin ich selber nicht in der Lage dazu. Ich habe noch die alte Rechtschreibung gelernt. Mit der neuen stehe ich bis heute auf dem Kriegsfuß, aber ich bemühe mich um eine Annäherung.

wobei es eine Gemeinsamkeit unter den Shoshoni (Nevada) und den bekannteren Sioux gibt – beide Namen sind Fremdbezeichnungen von verfeindeten Nachbarn und bedeuten „Schlangen“

Das hört sich gar nicht nach der Friedenspfeife an:-)
Vielen Dank für deine Zeit; ich setze meine Augen und meinen Verstand noch einmal in Bewegung.

Liebe Grüße

 

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