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The "gift" - Das Geschenk

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04.02.2003
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The "gift" - Das Geschenk

The „gift“ - Das Geschenk

Im vergangenen Jahr hatten Julia und Jana beschlossen, ihren dreißigsten Geburtstag allein und ganz gemütlich zu feiern. Nur sie beide – Zwillinge unter sich. Dieser Tag sollte nur ihnen beiden gehören. Julia hatte sich das gewünscht und Jana war, wenn auch erst widerwillig, darauf eingegangen. Nur ein einziges Mal wollte Julia nicht das Gefühl haben, hinter ihren Schwester zu stehen, der Schatten zu sein.
Auch wenn sich die beiden Frauen zum Verwechseln ähnlich sahen, konnten sie doch unterschiedlicher nicht sein. Jana war immer gut drauf, allem Neuen gegenüber aufgeschlossen, hatte einen Haufen Freunde und war auch bei allen beliebt. Julia hingegen war eher ruhig, zurückgezogen. Wie gerne wäre sie wie ihre Schwester gewesen. Doch es fiel ihr nicht leicht, Freunde zu finden. Eigentlich hatte ihr die Gesellschaft ihrer Schwester immer genügt. Sie liebte sie unsagbar, sie war ein Teil von ihr und sie hätte ohne zu zögern ihr eigenes Leben für das ihrer Schwester gegeben.

In einer Stunde würde Jana vor der Tür stehen. Der Auflauf, den Julia vorbereitet hatte, stand bereits im Ofen und Julia stieg mit einem zufriedenen Lächeln aus der Badewanne. Ja, heute würde ihr Tag sein.
Nachdem sie sich angezogen hatte, nahm sie die kleine Holzschatulle, die eigentlich ihrer Schwester gehörte, aus der geheimen Schublade ihres wuchtigen Schlafzimmerschrankes. Sie öffnete den Deckel und der Geruch getrockneter Kräuter kroch ihr in die Nase. Das Geburtstagsgeschenk für ihre Schwester. Schon im Frühjahr war ihr die Idee dazu gekommen. Da sie sich mit Kräutern nicht so gut auskannte, hatte sie sich Informationen im Internet geholt. So hatte sie erfahren, wo sie diese besondere Pflanze finden konnte, wann man sie am besten sammelte und wie sie zu trocknen und aufzubewahren war.
Ihre Schwester würde sich sicher darüber freuen, würde die Mühe, die sie sich gemacht hatte, zu schätzen wissen. Wieder grinste Julia vor sich hin. Oh, ja, das Erlebnis, das diese Pflanze ihrer Schwester bereiten würde, wäre einmalig.

Seit langem schon experimentierte Jana mit Pflanzen herum. Das hieß, sie probierte alles aus, was ihr auf pflanzliche oder wie sie immer sagte, ganz natürliche Weise, einen Rausch brachte. Mit 16 Jahren hatten die beiden Schwestern gemeinsam ihren ersten Joint geraucht und Julia hatte für sich beschlossen, daß diese Art Erfahrungen nicht ihre Abteilung waren. Jana hingegen war derart begeistert gewesen, daß sie immer mehr, immer Neues probieren wollte. Pilze, Stechapfel, Belladonna – das ganze Programm. Auf den Einwand von Julia, daß das Pflanzengifte seien, mit denen Jana sich da berauschte, hatte sie nur gelacht und gesagt, es käme nur auf die Menge an.

Ja, auf die Dosis kommt es an. Jana lachte. Es gab Pflanzen, bei denen schon 15 g bei einem Erwachsenen mit 75 kg Körpergewicht zum Tode führten. Davon gab es zwar nicht viele Pflanzen, aber bei den anderen mußte man einfach nur die Dosierung dementsprechend anpassen.
Jana wog ebenso wie Julia 52 kg.

Es klingelte. Julia öffnete die Tür und die beiden Schwestern fielen sich um den Hals. Sie hatten sich das letzte Mal vor vier Monaten gesehen.
„Warum hast du dich denn so lange nicht gemeldet? Ich hab dich vermißt.“, sagte Jana als sie sich an den gedeckten Tisch setzte.
„Ach, ich hatte viel zu tun. Die Arbeit an der Uni und so.“, log Julia.
So eine scheinheilige Kuh! Warum hatte sie sich denn nicht gemeldet? Wo sie mich doch angeblich so vermißt. Daß ich nicht lache.
Lächelnd schenke sie ihrer Schwester ein Glas Wein ein.
„Laß uns anstoßen. Auf uns. Auf unseren Geburtstag und daß wir uns endlich wiedersehen.“
Zum letzten Mal., fügte Julia in Gedanken hinzu.
Dann holte sie die Holzschatulle und überreichte sie Jana.
„Hier, dein Geburtstagsgeschenk.“
„Schwesterchen, willst du mir meine eigene Schatulle schenken? Außerdem hatten wir doch abgemacht, uns nichts zu schenken, sondern nur den Abend gemeinsam zu verbringen.“
„Mach sie auf.“
Jana öffnete die Holzschatulle, sah die Kräuter und warf Julia einen fragenden Blick zu.
Julia lachte.
„Hab ich selbst gesammelt. Ganz klassisch bei Vollmond. Schon im Sommer. Ich dachte, ich mach dir zum Geschenk, daß wir die heute gemeinsam probieren. Ein Erlebnis, daß uns noch enger zusammenschweißen wird.“
„Ich dachte, du mißbilligst meine kleinen Experimente.“
„Ja schon, irgendwie, aber vielleicht sollte ich diesbezüglich etwas lockerer werden. Schließlich ist bisher noch nie was passiert. Du scheinst also zu wissen, was du tust. Mag sein, daß ich all die Jahre etwas verpaßt habe. Außerdem dachte ich, du freust dich, wenn wir diese Erfahrung gemeinsam machen.“
Du brauchst gar nicht so scheinheilig zu lächeln. Meinst du ich weiß nicht, daß ich dich nerve, für dich nur ein lästiger Anhang bin? Ich weiß, daß du all deine Freunden gesagt hast, wie sehr ich dich nerve. Ich weiß es! Keine Angst, das ist bald vorbei.
„Soll ich uns einen Tee daraus machen?“
„Ja, ich geh mal kurz zur Toilette.“, antwortete Jana.

Julia setzte Teewasser auf und gab je einen halbe Teelöffel von den Kräutern in die Gläser. Dann holte sie ein kleines Fläschchen aus dem Küchenschrank und gab den Inhalt in eines der beiden Gläser. Dann goß sie Wasser auf. In das Teeglas mit dem roten Henkel gab sie zwei Stück Würfelzucker.
Es hatte sie viele Mühen gekostet, aus den gesammelten Kräutern eine Essenz zu machen. Denn selbst wenn sie an der Uni als Chemikerin arbeitete, konnte man bestimmte Dinge nicht so einfach verbergen. Aber da sie oft nachts noch im Labor stand, hatte niemand Verdacht geschöpft. Die Flasche warf sie in den Mülleimer.
„Jana, ich bring nur ganz schnell den Müll weg. Die Abfälle stinken ja erbärmlich.“
Sie wollte auf Nummer sicher gehen. Niemand durfte das Essenzfläschchen finden – hinterher.

Als sie wieder in die Wohnung kam, brachte Jana gerade die Gläser ins Wohnzimmer.
„Das mit dem roten Henkel ist für dich. Ich hab schon Zucker hinein getan. Du weißt doch, ich trink immer ohne.“

Eine Weile saßen sie noch da und unterhielten sich über alles mögliche.
Komisch, daß sie gar nicht fragt, was ich ihr da für Kräuter gesammelt habe., ging es Julia durch den Kopf.
„Wollen wir?“, fragte Jana. „Ich bin schon ganz auf die Wirkung gespannt.“
Ja, das kannst du auch sein. Julia lächelte.
Sie stießen an und tranken. Erst einen Schluck, dann mehrere, schließlich das ganze Glas, denn der Tee war nicht mehr heiß.

Kurz darauf begann es. Beide wurden unruhig, die Hände fingen an zu zittern, dann der ganze Körper. Julia bemerkte erste Lähmungserscheinungen, sie sabberte.
„Julia, verdammt, was hast du uns da gebraut?“, schrie Jana, deren Symptome bei weitem schwächer waren.
Mit großer Mühe stammelte Julia: „Gefleckter Schierling“ und verzog den Mund zu einem Grinsen.
„Scheiße, der ist giftig! Verdammt giftig! Du als Chemikerin solltest das wissen.“
Jana stockte als sie Julia weiter grinsen sah.
„Verdammt, was hast du getan? Du bist ja verrückt! Ich ruf den Notarzt.“ Sie schleppte sich zum Telefon.
Julia flüsterte: „Keine Angst, DU wirst es überleben. Nur mich bist du jetzt endlich los, ich werde dich nicht mehr nerven. Aber man wird dir die Schuld geben. Dir allein, denn du bist hier die Drogentante, das weiß jeder.“
Dann blieb ihr die Luft weg. Es war ein beschissener Tod, aber sie hatte ihre Rache gehabt und sie starb glücklich darüber.

 

Hallo magd!
Ich finde deine Geschichte nicht schlecht.
Ich vermute mal, dass Zwillinge, bzw. ein Zwilling, durchaus diese Probleme miteinander haben. dass die eine die beliebte, und die andere die stille ist.
Aber das Verhäktnis muss schon sehr strapaziert sein, wenn das so endet.
Ich habe mit diesem Ende nicht gerechnet. Ich hatte die ganze Zeit damit gerechnet, dass Julia Jana umbringt, und nicht sich selbst. Ich habe die ganze Zeit überlegt, bringt Julia Jana um, oder nicht. Tja, nix von beidem.
Ich bin aber auch mit den Namen durcheinander gekommen. Zwei Namen mit J.
Das hat bei mir den Lesefluss erheblich gestört, denn ich musste, als ich den letzten großen Absatz las, ein paar Mal hochscrollen, um noch mal zu gucken, wer die 'böse' Schwester ist. Das mich gestört.

Eines ist mir in Bezug auf Rechtschreibung mehrfach ins Auge gesprungen:

Mit 16 Jahren hatten die beiden Schwestern gemeinsam ihren ersten Joint geraucht und Julia hatte für sich beschlossen, daß diese Art Erfahrungen nicht ihre Abteilung waren.
dass. Diesen fehler hast du ein paar Mal gemacht. Solltest du unbedingt ausbessern.

Mit 16 Jahren hatten die beiden Schwestern gemeinsam ihren ersten Joint geraucht und Julia hatte für sich beschlossen, daß diese Art Erfahrungen nicht ihre Abteilung waren
dass. Diesen fehler hast du ein paar Mal gemacht. Solltest du unbedingt ausbessern.

Das war's aber dann auch! :)

bye und tschö

 

hallo moonshadow,

ja, so soll das dann wohl auch sein, daß das ende nicht so klar vorhersehbar ist... war von mir exakt so geplant :)

mit den namen... naja, könnteste recht haben. ändere ich vielleicht...

zu dem daß bzw. dass: in anbetracht dessen, daß ich schon ein zwei tage älter bin als du, möge man mir doch verzeihen, daß ich noch immer an den alten rechtschreibregeln hänge. ;) ich tue mich mit den neuen regeln etwas schwer, da ich mich noch nicht intensiv damit auseinander gesetzt habe. keine ahnung, wie streng das hier geahndet wird - meiner meinung nach ist das ein eher geringes vergehen an der rechtschreibung... ;)

danke für den kommentar.

gehabt euch wohl...
b.

 

Hallo magd,

die Geschichte machte Spaß zu lesen und du hast die gespannte Leser-Erwartung am Ende noch einmal spannend durchkreuzt. Sprachlich größtenteils sehr flüssig. Ein paar Zeichenfehler sind drin, die würde ich korrigieren. Mich stört es, wenn ich an solch "typografischen Details" hängen bleibe...
Auch die Namen würde ich noch einmal überdenken. Klar, Zwillinge haben oft "verwandte Namen", das ist richtig beobachet. Trotzdem stört es die Lesbarkeit und ich musste öfters zurückscrollen, um mich wieder zurechtzufinden.

Insgesamt: ein lesenswerter Beitrag, auch die Motive sind psychologisch gut herausgearbeitet.

lg Pe

 

Hallo magd,

mit den Namen hatte ich keinerlei Probleme, von mir aus lass sie, wie sie sind!

Allerdings finde ich die Geschichte insgesamt zu durchsichtig: Schon der Titel verrät, um was für ein Geschenk es sich handelt. Natürlich bedeutet "gift" nichts anderes als "Geschenk" auf Englisch, aber man wird einfach von Anfang an darauf hingewiesen.

Dann finde ich Deine Charaktere zu eindimensional: Die eine ist die tolle, charmante, begehrte Schwester, die - böse, böse! - mit Drogen experimentiert, die andere ist das graue Mauerblümchen, kreuzbrav und immer im Schatten der Schwester. Viel Spannender wäre es, wenn Du den konflikt stärker herausarbeiten würdest und dabei auf beiden Seiten positive wie negatibve Eigenschaften herausstellst.

Dann halte ich es für unwahrscheinlich, dass eine Chemikerin sich nicht mit Giftpflanzen auskennen soll - immerhin lernt man ja im Studium auch, wo die verschiedenen Substanzen vorkommen.

Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass Julia Jana umbringt - oder sich gleich mit. Insofern hat mich das Ende dann doch noch überrascht, da ich nicht damit gerechnet habe, dass sie sich umbringt und Jana am Leben lässt.

Vom Stil her sehr flüssig beschrieben, so dass ich den Text trotz meiner obigen Einwände gerne gelesen habe.

Lieben Gruß

chaosqueen :queen:

PS Alte Rechtschreibung wird natürlich nicht geahndet, sofern man sich konsequent an eine Rechtschreibung hält!

 

vielen dank für die kommentare. es freut mich immer wieder, wenn meine story anklang findet. :D

@ chaosqueen

nun, ganz so durchsichtig scheint die geschichte ja nicht zu sein, wenn ich dich mit dem ende doch etwas überrascht habe...;)
aber es war schon von mir so gewollt, daß man eine ahnung hat, worauf das hinausläuft, sonst hätte ich nicht diese ganzen andeutungen (sprich die gedanken der vermeintlich guten schwester) hineingesetzt.

die charaktere genauer beschreiben, herausstellen, daß gut und böse immer relativ ist? nun, ich werde überlegen, was ich ändern kann. den konflikt stärker herausarbeiten - gut gut, werd sehen. der konflikt besteht ja eigentlich nur im kopf von julia. sie haßt ihre schwester, weil sie ist wie sie ist, hat sich eigentlich immer selber in den schatten gestellt.

was mir aufgefallen ist. dein kommentar "begehrte Schwester, die - böse, böse! - mit Drogen experimentiert", ich hoffe, du wolltest mir und meiner geschichte nicht unterstellen, eine anti-drogen-kampagne zu sein...;)
die tatsache, daß jana gern mit drogen experimentiert, ist lediglich für julia eine passende möglichkeit, ihr zu schaden, sie zu strafen. wird auch dank der gesellschaftlichen meinung zu dem thema prima klappen...

eine kritik muß ich zurückweisen. ich schrieb nicht, daß julia sich nicht mit pflanzengiften auskennen würde. das tut sie natürlich, aber das heißt noch lange nicht, daß sie in pflanzenkunde (biologie/botanik) fit ist. sie hat sich nur im netz darüber informiert, wo und wie der gefleckte schierling am besten zu ernten ist...

mann, ich komme mir immer vor, als würde ich mich für meinen text rechtfertigen... das spricht eigentlich gegen mich, dann scheint tatsächlich etwas nicht zu stimmen mit dem text, wenn man alles erklären muß...:(

ich seh, was sich machen läßt.

danke fürs lesen und kommentieren

liebe grüße
b.

 

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