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The Flume

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04.02.2015
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The Flume

The Flume

Ich blickte auf das Foto und lächelte. Er sah so unglaublich gut aus. Diese immer leicht zusammen gekniffenen grünen Augen, das verschmitzte Grinsen und die verstrubbelten Haare. Ich konnte auch nach fast zwei Jahren noch nicht fassen, dass er sich für mich entschieden hatte, das schüchterne Mädchen, das eigentlich niemand kannte. Das Foto war bei meinem Abschlussball entstanden, ich hatte ein blaues Ballkleid mit Pailletten an und er einen klassischen, schwarzen Anzug. Zu diesem Zeitpunkt waren wir erst ein paar Monate zusammen gewesen, doch schon da hatte ich gewusst: Er ist der Richtige.
Wir hatten uns im Oktober kennengelernt als ich mit Freunden in einer Bar gewesen war. Eigentlich hatte ich gar keine Lust auf den Abend gehabt. Normalerweise lief es immer gleich ab: die meisten meiner Freundinnen hatten einen Freund und zeigten mir so, wenn auch ungewollt, wie einsam ich war. Sich mit neunen Bekanntschaften zu unterhalten fiel mir wegen meiner Schüchternheit sehr schwer und so saß ich meistens nur da und lauschte den Unterhaltungen der anderen.
Es war nicht so, dass ich nicht auch gerne mitgeredet hätte, doch ich konnte nicht. Wenn mich Fremde ansprachen, war mein Kopf leer. Kein einziges Wort. Kein Gedanke. Nichts, einfach leer. Ich konnte mir das nicht erklären, es war wie eine Blockade. Ich litt sehr darunter, denn dadurch war jegliche Konversation ausgeschlossen. Meine Gesprächspartner sahen mich an, begannen eine Unterhaltung und lächelten nach kurzer Zeit nur noch mitleidig. Jeder bemerkte nach ein paar Sekunden, wie nervös ich war. Einfache Antworten wie „Ja“ und „Nein“, das ging, mehr aber auch nicht. Ich stellte mich also wieder einmal auf einen Abend voller Enttäuschungen und Selbsthass ein.
Doch dieser sollte anders werden. Eine meiner Freundinnen kündigte an, dass ein Bekannter von ihr auch noch kommen wolle. Ich kannte ihn vom sehen aus der Schule, er war ein oder zwei Klassen über mir und konnte tanzen. Das wusste ich von der Schulaufführung im Sommer. Schon da hatte ich ihn insgeheim bewundert, doch er war einfach unerreichbar für mich und das war gut so, ich wollte mir keine falschen Hoffnungen machen.
Als er nun die Treppe nach oben kam und uns begrüßte, war ich überwältigt von seinem Erscheinen und wendete aus Furcht scheinbar desinteressiert den Blick ab. Seine selbstsichere Art und sein überzeugendes Auftreten bestätigten seine Unerreichbarkeit nur erneut. Dieser junge Mann hatte eine einzigartige Ausstrahlung, manche würden es wohl eine „Aura“ bezeichnen. Jeder wurde sofort in seinen Bann gezogen, es war eine regelrechte Magie, die von ihm ausging. Er setzte sich neben meine Freundin und die beiden fingen an sich zu unterhalten.
Um nicht komplett teilnahmslos zu wirken begann ich ein zwanghaftes Gespräch mit dem Jungen neben mir, der sich anscheinend genauso fehl am Platz fühlte wie ich. Auch wenn wir uns auf Anhieb gut verstanden, folgte ich seinen Worten kaum, mein Blick wanderte immer wieder zu dem gutaussehenden Neuankömmling. Verträumt betrachtete ich seine markanten Gesichtszüge und seinen breitgebauten Körper. Genau in diesem Moment sah er mich an und lächelte, woraufhin ich ertappt rot anlief. Doch anstatt mich auszulachen zeigte er auf mein T-Shirt und deutete mir mit seiner Hand, das es ihm gefiel. Mein Herz klopfte wie wild und ich strahlte über das ganze Gesicht. Um meinen Freudenausbruch zu verstecken, wendete ich meinen Blick sofort wieder von ihm ab. Das blieb der einzige Kontakt zwischen uns an diesem Abend.
Als ich später in meinem Bett lag, ging mir sein Lächeln nicht mehr aus dem Kopf und ich ärgerte mich über meine Unsicherheit. Warum hatte ich ihn nicht einfach angesprochen? Das wäre vielleicht meine Chance gewesen, ihn näher kennenzulernen. Doch ich vertrieb diesen Gedanken schnell wieder, er war einfach nur höflich gewesen und es hatte nicht zu bedeuten. Ich war doch die Unauffällige, die graue Maus. Insgeheim verfluchte ich meine Selbstzweifel und meine Unsicherheit. So würde ich nie etwas erreichen!
Zwei Tage später dachte ich immer noch an diesen einen Blickkontakt zwischen uns. Ich hatte noch nie im Leben ein so unglaubliches Lächeln gesehen und egal wie sehr ich versuchte mir einzureden, dass es nur Zufall war, ich hoffte dass es etwas zu bedeuten hatte. Während ich so an meinem Schreibtisch saß und mich bemühte, mich auf meine Hausaufgaben zu konzentrieren, meldete mein Handy eine Nachricht bei Facebook.

„Hey :) Ich bin gerade in der Stadt. Hast du Lust mit mir spazieren zu gehen?“

Für einen kurzen Moment setzte mein Herz aus. Er war es! Und er wollte mit mir spazieren gehen. Eine Welle von Gefühlen überrollte mich. Panik, Verwirrtheit, Freude. Fast hätte ich vergessen zu antworten, so überwältigt war ich.

„Ja sehr gerne. Wo bist du denn?“

Sehr kreativ meine Antwort. Aber wenigsten traute ich mich überhaupt. Nachdem wir Ort und Zeit ausgemacht hatten trafen wir uns in der Stadt. Meine Hände zitterten vor Nervosität als ich ihn sah und er mich zur Begrüßung umarmte. Er wirkte so erwachsen und das verunsicherte mich. Ich hoffte, dass ich wenigstens ein kleines bisschen selbstsicher wirkte und bemühte mich, eine sinnvolle Konversation zu beginnen. Im Nachhinein kann ich mich nicht mehr erinnern, worüber wir uns unterhielten, die ganze Zeit war ein einziger Gedanke in meinem Kopf.

„Bitte, bitte lass das keinen Traum sein!“

Wir gingen nebeneinander die Straße entlang und redeten über allerlei belanglose Dinge. Ich genoss seine Nähe und mit jedem weiteren Satz fiel es mir leichter, meine Schüchternheit zu überwinden. Als es langsam anfing zu dämmern gelangten wir zu meinem Haus und da wir die schöne Zeit nicht einfach so beenden wollten, kam er mit herein. In meinem Zimmer saßen wir auf dem Bett, er rechts von mir. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten so sehr, dass ich kein Wort mehr herausbrachte und auch er sah mir nur in die Augen. Dieser intensive Blick fühlte sich an, als könnte er direkt in mich hinein sehen und ich war in diesem Moment so glücklich wie noch nie zuvor. Doch mit jeder Sekunde, die wir so dasaßen und uns nicht rührten kam meine Unsicherheit stärker zurück.

„Was soll ich jetzt tun?“

Diese Frage spukte in meinem Kopf herum und ich hatte keine Antwort darauf. Gerade als ich meinen Blick abwenden wollte, beugte er sich vor und berührte meine Lippen mit seinen. Es war ein so zärtlicher und liebevoller Kuss, dass ich alles um mich herum vergaß und jede einzelne Sekunde in mich aufsog. Mein Herz schlug so stark, dass ich befürchtete ohnmächtig zu werden. Seine Lippen lösten sich wieder von meinen und wir sahen uns an. Wieder sagte niemand ein Wort, diesmal aus Angst diesen wunderschönen Moment zu zerstören. Nur im Radio erklang Bon Ivers Stimme: "Only love is all maroon... Gluey feathers on a flume...".
Jedes Mal, wenn ich nun das Foto betrachtete denke ich an diesen Augenblick. Der Augenblick mit dem alles begonnen hatte. Noch immer habe ich Schmetterlinge im Bauch, wenn ich ihn sehe und noch immer bin ich glücklich mit ihm. Unser Verhältnis war Tag für Tag vertrauter geworden, mit seiner Hilfe wurde ich selbstbewusster. Dieses Gefühl zwischen uns ist etwas ganz besonderes. Lächelnd stelle ich das Foto zurück auf seinen Platz. Ja, ich bin mir sicher. Er ist der Richtige.

 
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Hallo Alicia,

ehm, ich weiß jetzt auch nicht, warum ich das gelesen habe, aber irgendwie ist es dann doch passiert und jetzt wollte ich auch ein paar Zeilen dalassen.
Deine Geschichte ist gut geschrieben, nicht weltbewegend großartig, solide durchaus - aber mehr auch nicht. Ihr fehlt ein Konflikt, jedenfalls kommt sie in dieser Form nicht über den etwas süßlichen Tagebucheintrags eines pubertierenden Mädchens hinaus ... was mir als männlichem Leser eher wenig Zugang beschert, auch etwas peinlich berührt, aber dem Sujet der Jugend/Romantik wohl gerecht wird. Trotzdem verläuft hier ja quasi alles am Schnürchen, du schilderst sozusagen den Idealfall einer sich anbandelnden Jugendbeziehung. Gut, kann man machen, aber spannend ist das nicht. Wollte die Autorin uns ihre eigenen Glücksgefühle oder Sehnsüchte vermitteln? Möglich. Bleibt am Ende für mich nur die Frage: Wer oder was ist The Flume?

Lieben Gruß und gute Nacht!

Der X-Franke

 

Hallo X-Franke,

Ja einen wirklichen Konflikt hat der Text nicht, es ist mehr eine Art Idealvorstellung. Eine Traumvorstellung eines Mädchens. Wenn man einen Konflikt mit einbringen möchte, könnte man die Selbstzweifel des Mädchens, die zum Teil angedeutet werden stärker herausarbeiten und in den Mittelpunkt stellen.Ich überarbeite den Text noch einmal und schreibe mit einem anderen Schwerpunkt, sodass eine Konfliktsituation entsteht.
Danke für deine Rückmeldung.

LG
Alicia

 

Schönen guten Abend Alicia!

Erst mal hat mir deine Geschichte ganz gut gefallen, da ich, auch wenn es mir leicht peinlich ist, solche Geschichten liebend gerne lese. Dein Schreibstil ist, meiner Meinung nach, sehr angenehm und es macht einen glücklich die Zeilen über dieses Paar zu lesen. Ich habe mich dabei erwischt wie sich meine Mundwinkel zwischendurch immer wieder hochgezogen haben, was aber auch daran liegen könnte, dass ich mit meiner jetzigen Freundin eine ähnliche Geschichte hatte und mich somit mit dem Text verbunden fühlte.
Besonders aufgefallen ist mir die Platzierung der Dialoge und Texte im Zentrum. Kann man machen und ich finde das ist sehr schön zu lesen.
Nur eines gefällt mir bei deinem Text nicht besonders. Und zwar, dass ich in ihm irgendwie keinen Sinn, keine Besonderheit sehe. Die meisten Geschichten werden geschrieben, weil der Schreiber sie als außergewöhnlich empfindet, sie vielleicht sogar eine Weisheit vermitteln, was oft sehr hilfreich sein kann. Deine Geschichte besteht jedoch nur aus einer sehr klischeehaften Beziehung zwischen "Cooler, erwachsener Typ schnappt sich das schüchterne, kleine Mädchen". Solche Themen gibt es wie Sand am Meer und da hätte wenigstens eine Weisheit hineingepackt werden sollen.
Beispiel: Hätte der Typ noch einen Satz wie "Du hättest dich auch einfach trauen können" gebracht, wären vielleicht zwei Zeilen mehr dabei gewesen und eine Pointe hätte das Ganze auch.
Ansonsten eine schöne Geschichte!

Liebe Grüße,

Tobi

 

Guten Morgen Tobi,

Sowohl du als such X-Franke haben jetzt angesprochen, dass meiner Handlung irgendwie das "besondere etwas" fehlt. Es stimmt, mir ist jetzt erst aufgefallen, dass diese Geschichte so einfach nur klischeehaft ist. Ich muss in irgendeiner Art und Weise eine Point oder eine Konfliktsituation einbauen.
Aber schön, dass dir mein Schreibstil gefällt.

LG
Alicia

 

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