The Butterfly Ladies
Es war ein ruhiger Samstag Nachmittag im Deering Oaks Park in Portland/Maine. Spätsommer. Idyllisch lag der Park vor ihm, als er seinen Spaziergang machte.
Professor Gregory Francis legte seine Stirn in Falten. Der 54jährige Biologie-Dozent der University Of Maine war tief besorgt. Sein Spezialgebiet war die Erforschung sämtlicher Schmetterlingsarten. Ganz besonders exotische Exemplare hatte er in den letzten Jahrzehnten genau unter die Lupe genommen.
Seit seiner Rückkehr aus Europa vor einigen Monaten hütete er ein ganz besonderes Geheimnis in seinem einsam am Stadtrand gelegenen Haus. Ihm war schon seit geraumer Zeit klar geworden, was er für eine Verantwortung übernommen hatte, denn seine wohl kuriosesten Studienobjekte stellten zugleich auch eine fürchterliche Gefahr dar.
Dessen war er sich sehr wohl bewusst. Er haderte einerseits mit seinem Gewissen, andererseits hinderte sein Forschungsdrang ihn daran, seine Exemplare dieser unheilvollen Spezies endgültig unschädlich zu machen.
Er wusste ja auch, dass seine Forschungsobjekte sicher gebannt und untergebracht waren. Gebannt durch Magie. Er als ernsthafter Wissenschaftler hatte noch vor einem halben Jahr niemals in Erwägung gezogen, jemals von irgendwelchem magischen Schabernack Gebrauch zu machen, doch was er damals in den schottischen Highlands erlebt hatte, hatte sein komplettes Weltbild umgekrempelt. Mit einem magischen Zauberwürfel, den ihm ein einheimischer Priester ausgehändigt hatte, konnte er die nachtaktiven Wesen in einer Höhle, in der sie den Tag verbrachten, stellen und mit einem Bann belegen. Seitdem hielt er die Gefahr im Zaum.
Doch ihm rann ein Schauer über den Rücken bei dem bloßen Gedanken daran, ein Unbefugter würde diese Kreaturen, eine dämonische Art von Nachtfaltern, entdecken und den Bann über sie brechen...
Die These, dass diese Biester eigentlich ins Reich der Sagen, der Fabeln gehören würden, wie jeder rational denkende Wissenschaftler behaupten würde, konnte Professor Francis jetzt eindeutig dementieren. Wenn die Zeit reif wäre, würde er mit seinen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit treten.
Doch bis jetzt jetzt konnte er nur hoffen, dass alles gut ging und er seine Erforschung dieser erlesenen Sorte nachtaktiver Falter vertiefen könne.
Auf einer Parkbank saßen zwei Frauen um die 60 und tuschelten.
Francis kannte eine der beiden Frauen. Es war seine Haushälterin Stella Weatherton.
Der Professor ging an den beiden vorüber und hob die Hand zur Begrüßung: „Ah, Mrs. Weatherton, Sie auch hier? Die letzten paar Sonnenstrahlen genießen?“
Seine Haushälterin hob kurz ihre Sonnenbrille an, als sie antwortete: „O ja, Professor. Man gönnt sich ja sonst nichts.“
„Morgen dann frisch und munter wieder bei mir?“
„Sicher doch. Schönen Tag noch!“
Winkend ging Francis weiter.
Mrs. Weatherton wandte sich der fragend guckenden Banknachbarin zu: „Das war Gregory Francis, der Professor, bei dem ich Haushälterin bin.“
„Ach, das ist er also. Sie haben ja schon viel von ihm erzählt.“
„Ja, er ist schon ein wenig eigenartig. Mit seinem Schmetterlingstick. Hat jahrelang Europa bereist und eine ganze Sammlung verschiedenster Flattermänner mit hierher gebracht.“
„Ja, ein seltsames Hobby. Wie man sein ganzes Leben so etwas widmen kann...“
„Ganz besonders merkwürdig ist, dass er ein paar exotische Schmetterlinge vor der Außenwelt versteckt in seinem verschlossenen Raum... Vielleicht weiß ich ja eines Tages mehr...“
Die andere Frau zuckte nur mit den Schultern.
Wieder zogen einige Wochen ins Land. Eines Abends saß Francis an seinem Kamin und blätterte eine Sammelmappe mit Schmetterlingen durch. Mrs. Weatherton betrat das Wohnzimmer.
Etwas ermüdet verabschiedete sie sich: „Ich geh dann mal nach Hause...“
Der Professor schaute kurz auf, zu ihr hinüber: „Ja, machen Sie's gut...“
„Gucken Sie sich wieder Ihre Sammelmappe mit all den Insekten an?“
„Schmetterlinge meinen Sie. Genau, Mrs. Weatherton. Sind wirklich ganz interessante Exemplare. Die meisten hab ich aus Europa. Aber gucken Sie mal, der hier...“
Er blätterte ein paar Seiten zurück und tippte auf einen exotischen Schmetterling in der Klarsichtfolie.
Er deutete mit dem Finger auf ihn: „Sehen Sie den? Ein südamerikanischer Speifalter.“
Seine Haushälterin war zwar nicht sonderlich interessiert, überspielte dies aus reiner Freundlichkeit jedoch: „Aha?“
„Ja, der gehört zu den nachtaktiven Arten. Er setzt sich nachts auf die Köpfe der Rinder. Dann speit er ihnen Säure in die Augen, um sich an der austretenden Flüssigkeit zu weiden.“
Mrs. Weatherton schüttelte etwas den Kopf und guckte erstaunt.
Francis schmunzelt etwas: „Das ist nicht wirklich Ihr Interessengebiet, hab ich Recht?“
„Jeder von uns hat wohl sein Hobby... Aber diese verbotene Spezies, die Sie dort oben hinter der verschlossenen Tür halten, die gehören auch zu den Nachts aktiven?“
„O ja, aber niemand darf je den Raum betreten, wie Sie wissen. Außer mir.“
„Das schärfen Sie mir ja bei jeder Gelegenheit ein...“
„Glauben Sie mir, das ist wirklich zu gefährlich!“
Jetzt war jedoch die Neugier in Mrs. Weatherton wieder erwacht. Sie versuchte eifrig, ihrem verschroben wirkenden Professor weitere Informationen zu entlocken: „Sie haben ja damals einige große Kisten hierher verschiffen lassen.“
„Ja, als ich aus Europa wieder kam. Aus Schottland. Die Kisten waren voll von den Schmetterlingselfen, die ich in den Highlands fangen konnte. Ich bin seit all den Monaten, in denen ich wieder hier bin, stetig dabei, sie zu erforschen. Aber ich weiß immer noch nur einen Bruchteil.“
„Das klingt nach Fabelwesen, wenn Sie mich fragen. Merkwürdiger Name für Schmetterlinge.“
„Ich habe auch nie daran geglaubt, bis ich in Schottland ein paar alten alten Legenden nach gegangen bin und sie einfangen konnte.“
„Aber was soll daran so furchtbar gefährlich sein?“
„Vielleicht erzähle ich Ihnen und dem Rest der Welt eines Tages, was es mit den Schmetterlingselfen so auf sich hat.“
„Sicher doch, da bin ich jetzt schon sehr gespannt drauf...“
Mrs. Weatherton ging kopfschüttelnd, aber leicht schmunzelnd aus dem Wohnzimmer. Einerseits amüsierte sie sich über das Thema, andererseits war sie schon ziemlich frustriert darüber, dass der Sonderling sie einfach nicht vollständig in sein Geheimnis einweihen wollte.
Ein paar Tage später. Mrs. Weatherton wischte den Boden auf einem Korridor vor der kurzen Treppe hinauf zum Dachgeschoss.
Als sie direkt vor der Treppe stand, hielt sie mit ihrem Wischmopp kurz inne und murmelte vor sich hin: „Diese ominöse Dachkammer da oben... Der verbotene Raum... Was ist da bloß drin?“
Die Neugier kam über sie, wie so oft. Sie konnte einfach nicht anders. Sie lehnte den Wischmopp an die Wand und ging die wenigen Stufen hinauf, bis sie vor der verriegelten Dachkammertür stand.
Sie legte ein Auge ans Schlüsselloch der verschlossenen Tür, konnte aber nichts erkennen. Sie hörte nur deutlich, dass der Hausherr sich mal wieder in dem Dachgeschoss aufhielt. Seine Schritte waren zu hören.
Plötzlich erschien die Pupille vom Professor auf der anderen Seite vom Schlüsselloch.
Mrs. Weatherton wich erschrocken zurück, stürzte beinahe die Treppe hinab. Hastig lief sie die Stufen runter.
Ein empörter Aufschrei aus dem verschlossenen Raum hallte ihr hinterher.
Professor Francis guckte aus der Tür raus und sprach streng zu Mrs. Weatherton, die am Fuße der Treppe auf dem Flur stand und eingeschüchtert hoch starrte: „Spionieren Sie mir also schon wieder nach, Mrs. Weatherton?“
„O Mr. Francis, es... es tut mir leid. Ich dachte nur, ich hätt' was Merkwürdiges aus der Dachkammer gehört...“
„Erzählen Sie mir nichts. Ich kenne doch Sie und Ihre Neugier. Gehen Sie runter! Um den Flur brauchen Sie sich nicht mehr zu kümmern!“
„Nun, ich...“
„Nun machen Sie endlich! Ich will Sie in den oberen Geschossen des Hauses nie wieder sehen! So ist es am Besten!“
„Wenn Sie so wollen, Professor... In Ordnung! Ich mache unten weiter.“
„Richtig so. Nehmen Sie den Eimer und das andere Zeug mit. Der Bereich hier oben im Ganzen ist von jetzt an für Sie tabu! Hier darf nur ich mich aufhalten.“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging Francis in den verbotenen Raum zurück und verschloss die Tür wieder hinter sich. Seine Hausangestellte blieb mit offenem Mund zurück.
Mrs. Weatherton brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu fassen, dann sagte sie nur noch zu sich selbst: „So was, nein so was... Dieser spleenige alte Prof... Der ist doch verrückt. Was ist bloß so Gefährliches dort oben? Seien exotischen Flatterviecher natürlich, ja. Verrückt, verrückt...“
Im durch ein einziges Kippfenster am Schrägdach nur spärlich beleuchteten Dachgeschoss stand der Professor und horchte angestrengt, ob sich die Schritte der neugierigen Weatherton draußen wieder entfernten. Sein Blick war ernst und sorgenvoll.
Er schämte sich zwar ein wenig für seinen unbeherrschten Auftritt eben, aber er sprach vor sich hin: "Nie darf jemand unbefugt diesen Raum betreten..."
Während er das sagte, hing er seinen Erinnerungen nach. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, vorbei an vier geöffneten hohen Kisten, die an der Wand lehnten.
Ein Schreibtisch stand noch genau unter dem Kippfenster, ein Laptop stand darauf, in das er seine Erkenntnisse eintippte. Erkenntnisse, die er stetig sammelte, je mehr er sich mit dem beschäftigte, was er in den vier Kisten über den Seeweg von Schottland hierher nach Neuengland transportiert hatte.
Gegenüber der Kisten standen sie, gebannt durch Magie. Vier Frauen. So schien es. Doch er wusste, womit er es wirklich zu tun hatte.
Eigentlich sahen sie jetzt so erbaulich aus, auf ihre Art.
Sie waren splitternackt.
Ihre Körper makellos. Feste runde Brüste. Die Schamgegenden nur mit hauchzarter Behaarung.
Glatte pechschwarze Haarmähnen, die beinahe bis auf die Hüften fielen. Breite Taillen. Glatte Gesichter mit Stupsnasen und Augen, die von schwarzen Rändern umgeben waren. Lidschatten. Lange dunkle Wimpern. Volle blutrote Lippen.
Sie standen da wie Schaufensterpuppen. Die Augen geschlossen.
Ihre Haut war weiß wie Schnee. Damit also im krassen Kontrast zu den schwarzen Haaren und Augenrändern.
Die Fingernägel an ihren Händen waren lang und tiefschwarz lackiert.
Was am Meisten auffiel, waren die großen Flügel, die sie an ihren nackten Rücken hatten. Riesengroße Schmetterlingsflügel.
Der Professor ging zu seinem Schreibtisch, setzte sich an seinen Laptop. Überlegte vor sich hin.
Ihn fröstelte bei dem Gedanken an die Gefahren, die er hier hütete. Schuldgefühle befielen ihn. Er hätte diese Ausgeburten der Hölle niemals hierher bringen dürfen, dessen war er sich nun sicher. Zu groß war die Gefahr, dass ein Unbefugter diese Kreaturen von ihrem Bann befreien könnte.
Es wäre nämlich zu leicht!
Alles hing an dem kunstvoll verzierten Zauberwürfel, den Francis vor sich auf dem Schreibtisch stehen hatte. Direkt neben dem Laptop.
Er nahm den Würfel in die Hand und betrachtete ihn, ging seinen Gedanken nach.
Er war damals in den schottischen Highlands unterwegs und ging Erzählungen über diese spezielle Art von Vampiren nach.
Die Schmetterlingselfen waren leider keine Märchen und kein Aberglaube, wie Francis anfangs selber gedacht hatte. Sie waren blutige Realität.
Eine besondere Unterart der Vampire, besaßen im Gegensatz zu den allseits bekannten Vampiren keine Affinität zu Fledermäusen, sondern zu Nachtfaltern.
Vier von diesen unsäglichen Kreaturen konnte er mittels des magischen Zauberwürfels mit einem Bann belegen.
Den Würfel hatte ihm der Pfarrer eines abgelegenen Dorfes ausgehändigt. Die Bewohner des abgelegenen Dorfes trauten sich nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr aus ihren Häusern, die sie mit Knoblauch vor den mörderischen Elfen abschirmten. Die Empfindlichkeit gegen Knoblauch war eines der wenigen Dinge, die die Schmetterlingselfen der Highlands mit den Fledermausvampiren der Karpaten gemeinsam hatten.
Auch die Unsterblichkeit teilten sie mit der rumänischen Spezies. Sie waren Schöpfungen Satans persönlich in Gestalt blutjunger Frauen.
Sonst gab es gravierende Unterschiede: Im Gegensatz zu den osteuropäischen Vampiren waren die Schmetterlingselfen auch in der Vergangenheit nie menschliche Wesen. Sie wurden in ihrer Form schon in der Hölle erschaffen, um im Dienste des Gehörnten im Fegefeuer Seelen zu quälen. Doch sie waren durch ein Dimensionstor irgendwann auf die Erde nach Schottland gelangt, um Jagd auf lebende Menschen zu machen. Ihre Lust am Jagen und Töten zu befriedigen.
Doch außerhalb der Hölle, ihrem Schutzraum, waren sie nicht mehr so mächtig. Ihre Unsterblichkeit und weitestgehende Unverwundbarkeit mussten sie aufrecht erhalten, indem sie literweise Blut tranken. Entweder von Mensch oder Tier. Andernfalls fühlten sie sich nach einiger Zeit nicht mehr wohl, trockneten regelrecht aus.
Auch infizierten die Elfen ihre Opfer nicht mit dem Vampirvirus, sondern töteten diese endgültig. So blieb den Getöteten zwar ein untotes Dasein im Nachhinein erspart, jedoch waren die Schmetterlingsvampire nicht durch Kreuze und Weihwasser zu stoppen. Auch wurden sie durch Tageslicht lediglich müde, aber starben daran nicht. Sie zogen sich in Höhlen zurück, in denen sie tagsüber schliefen.
Sie verfügten nicht nur über ein paar Reißzähne, sondern ihr gesamtes Gebiss bestand aus Dutzenden messerscharfer Hauer, die sie im Augenblick des Angriffes sogar noch einige Zentimeter weiter ausfuhren.
Sie waren extrem sadistisch und quälten ihre Opfer gerne, bevor sie diese mit tödlichen Bissen in sämtliche Stellen des Körpers erlösten. Wie Katzen, die mit erbeuteten Vögeln spielten. Wehe, wenn sie frei gelassen würden...
Francis seufzte und klappte sein Laptop zu. Er hielt den Würfel in seiner Hand und hing seinen Gedanken nach.
Ein paar Tage zogen wieder ins Land. Mrs. Weatherton saß mit ihrem 28 Jahre alten Sohn Steven bei sich zuhause am Küchentisch.
Steven Weatherton besaß seit ein paar Monaten einen Schlüsseldienst in der Innenstadt von Portland.
Seine Mutter balancierte ein klimperndes Schlüsselbund zwischen ihren Fingern: „Wir müssen gleich los, Steven. Heute ist die Gelegenheit günstig. Der alte Spinner hat mir einen Hausschlüssel gegeben. Er ist heute den ganzen Tag weg, irgend so ein Kongress oder so was. Ich habe die Aufgabe erhalten, heute Abend in seinem Haus noch mal nach dem Rechten zu sehen.“
Steven behielt die Ruhe, war weitaus weniger aufgeregt als seine neugierige Mutter: „Tag X also heute, Mum?“
„Ja mein Sohn. Heute lüften wir das Geheimnis. Hast du dein Wundergerät dabei?“
Steven hielt etwas in der Hand. Es war ein Türöffnungsgerät.
Nickend antwortete er: „Dieser Dietrich kommt durch jede Tür.“
„Dann los. Mein Dienst fängt ja gleich an. Der Professor ist schon seit heute Nachmittag weg in der Stadt...“
Es dauerte nicht mehr lange, da standen die beiden Weathertons an der Haustür von Professor Gregory Francis.
Steven wollte noch mal alle Zweifel ausräumen: „Die Sonne ist untergegangen. Bist du sicher, wir haben noch genügend Zeit, bis er wieder kommt, Mum?“
„Wir müssen es riskieren. Notfalls können wir immer noch sagen, du wärst zufällig mit gekommen, als ich hier nach dem Rechten sah. Dass wir oben in der Dachkammer waren, muss er ja nicht merken, wenn wir uns geschickt anstellen.“
„Gut. Dann los...“
Schließlich standen sie vor der Tür zur Dachkammer.
Steven machte sich mit seinem Dietrich am Türschloss zu schaffen. Seine Mutter stand hinter ihm und horchte, ob die Haustür auch nicht ging und der Professor plötzlich zurück kam.
Die Tür zum, Dachgeschoss öffnete sich.
Endlich!
Steven war zufrieden und nickte seiner Mom zu: „Alles klar. Komm mit rein.“
Stella Weatherton rieb sich aufgeregt die Hände: „Wunderbar, mein Sohn!“
Sie standen im Halbdunkel des Raumes, der nur durch fahles Mondlicht durch eine Luke im Schrägdach beleuchtet wurde. Steven tastete nach einem Lichtschalter neben der Tür. Und schaltete das Licht geht ein.
Beide guckten sich um. Plötzlich hielt Mrs. Weatherton sich erschrocken die Hände vors Gesicht.
Sie stammelte: „Du meine Güte, was ist das denn?“
Steven und seine Mutter guckten auf die erstarrten Frauen.
Steven schüttelte irritiert den Kopf: „Was ist das denn? Will dein Boss eine Geisterbahn beliefern mit diesen Puppen?“
Mrs. Weatherton zitterte etwas, als sie sprach: „Mir ist das unheimlich...“
Sie ging auf eine der erstarrten Frauen zu, berührte sie- Und fuhr erschrocken zurück.
Sie musste einen lauten Schrei unterdrücken: „Steven, diese Frauen sind echt! Ihre Haut ist echt!“
„Das kann doch nicht wahr sein. Solche Frauen mit solchen Flügeln kann es doch nicht geben.“
„Ich habe genug gesehen, Steven. Lass uns hier verschwinden. Das ist doch nicht geheuer...“
„Warte doch mal...“
Steven ging zum Schreibtisch unter der Dachluke, während seine Mutter ihn mit fragenden ihn mit fragenden Blicken begleitete.
Steven war nun auch von schierer Neugier gepackt: „Ein Lap Top. Ob da was Interessantes drin steht? Ist nicht mal ausgeschaltet...“
Er öffnete das Laptop, auf dessen Screen eine offene Textdatei zu sehen war.
Steven winkte seine Mutter herbei: „Sieh mal einer an. Notizen über diese Figuren hier...“
Mrs. Weatherton marschierte verunsichert im Raum auf und ab, betrachtete genau die erstarrten Frauen. Ihr war unheimlich zumute und sie begann schon zu frösteln.
Steven sprach recht hastig: „Komm mal her, Mum. Das musst du dir mal reinziehen. Das ist echt abgedreht.“
Verwundert kam seine Mutter zu ihm rüber an den Tisch, während er schon weiter redete: „Hier steht doch tatsächlich, diese Weiber hier seien irgend so 'ne Art Vampire. Sieht aus wie Forschungsarbeiten, aber vollkommen irrsinnig. Ich glaub, er hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.“
Mrs Weatherton spürte, wie sie eine Beklemmung befiel: „Mir gefällt das nicht.. Lass uns gehen. Wenn er hier wirklich Leichen präpariert für irgendwelche perversen Zwecke, ist das ein Fall für die Behörden...“
„Warte doch mal. Was hier steht, ist echt merkwürdig. Mit irgend so 'nem Zauberwürfel hat der Knabe diese Vampire mit einem Bann belegt. Man löst den Bann, indem man am Zauberwürfel spielt.“
„Zauberwürfel?“
„Ja genau. Ich denke mal...“
Er drehte sich zu seiner Mutter um, hielt einen verdrehten Zauberwürfel in der Hand und beendete seinen Satz: „... dieser hier. Stand genau neben dem Laptop.“
„Was sollen wir jetzt bloß machen?“
„Vielleicht alles nur Humbug. Ich drehe den Würfel mal richtig. Mal sehen, was dann passiert.“
„Ich weiß nicht... Mir gefällt das nicht...“
„Was soll schon passieren? Vielleicht sind diese Dinger ja auch nur lebensechte Requisiten für einen Film. Der Prof berät die Filmleute wohl etwas mit seinem Schmetterlingswissen, damit sie ihre Vampire darauf berufen können. Ein Zauberwürfel... Das ist ja so wie in den Hellraiser-Filmen.“
„Was für Filme?“
„Ach Mum, so was kennst du nicht...“
„Lass uns vorsichtig sein...“
„Ach was, den Spaß gönn' ich mir jetzt...“
Steven wartete gar nicht erst einen etwaigen Einspruch seiner Mutter ab, sondern drehte schon am Zauberwürfel.
Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen: „So. und was jetzt?“
Er guckte rüber zu seiner Mutter, die ratlos da stand, dann zuckte er nur noch lässig mit den Schultern: „Nichts passiert. Was für ein Hokuspokus...“
Er hatte kaum ausgesprochen, da raunte ein unheimliches Ächzen und Stöhnen durch den Raum. Mrs. Weatherton schriet erschrocken auf, griff nach der Hand ihres Sohnes Steven, der ebenso erschrocken zusammen zuckte. Ihre Blicke fielen auf die Vampirfrauen.
Die nackten Frauen, eben noch reglos wie Schaufensterpuppen, bewegten sich. Ihre Lippen zuckten. Die Ächzlaute drangen zwischen ihren tiefroten Lippen heraus. Sie bewegten ihre Köpfe leicht hin und her, Leben kam in ihre Körper.
Es dauerte nur wenige Sekunden, dann schlugen sie plötzlich ihre Augen auf! Die Pupillen leuchteten blutrot. Sie fixierten Stella und Steven Weatherton, die ängstlich umschlungen vor ihnen standen und sie mit offenen Mündern verdutzt anstarrten.
Das konnte doch einfach nicht wahr sein!
Das kläglich anmutende Stöhnen, das eben noch zu vernehmen war, wich einem bösartigen Zischen und Fauchen. Die Gesichter der Vampirfrauen nahmen dämonische Ausdrücke an. Blutrünstigkeit stand in den Gesichtern geschrieben.
Die Schmetterlingselfen waren erwacht!
Sie öffneten beinahe synchron zueinander ihre Mäuler. Was die Weathertons sahen, waren nicht nur ein paar Eckzähne, sondern von oben und von unten ragten dolchartige Reißzähne heraus. Die spitzen Zahnreihen griffen wie Zahnräder in einander. Die Alptraumwesen verteilten sich im Raum, stellten sich nebeneinander. An ihnen kam niemand mehr vorbei.
Die Münder klappten auf und zu, die langen Zähne klapperten dabei. Sie testeten wohl schon ihre Bißkraft!
Sie fauchten wie Raubkatzen, aber zwischendurch kicherten sie wie auch wie irrsinnig vor sich hin, als sie die Angst in den Augen ihrer Opfer sahen.
Sie verfügten über schrille, auf eine unheimliche Art mädchenhafte Stimmen. Und sie schienen zu tuacheln untereinander, lachten wie unschuldige Schulmädchen auf dem Pausenhof.
Es wirkte beinahe grotesk!
Jetzt sprach eine der Elfen ganz deutlich: "Schwestern, wir sind wieder erwacht. Seht mal der verängstigte Jüngling... Er hat den Zauberwürfel betätigt und uns vom Bann befreit..."
Steven ließ erst jetzt vor Schreck den Würfel zu Boden fallen, den er die ganze Zeit weiter fest gehalten hatte.
Die Elfe lächelte fast freundlich und redete mit dem Tonfall eines neckischen Mädchens weiter: "Du hast uns einen großen Gefallen getan, Hübscher. Dafür hast du die Ehre, unser erstes Opfer zu sein auf diesem neuen Raubzug."
Die drei andern Elfen lachten laut und schrill, schlugen leicht mit ihren riesigen Schmetterlingsflügeln.
Mrs. Weatherton flüsterte ihrem Sohn noch zu: "Meine Güte Steven..."
Sie zog ihren Sohn am Ärmel, wollte ihn hinter sich her Richtung Zimmertür ziehen, doch er stand wie angewurzelt da, unter Einfluss eines gewaltigen Schocks stehend.
Eine andere Elfe lachte laut weiter: "Seht mal, wie ängstlich der Knabe ist. Ist das nciht wirklich süß? So ängstlich, so schüchtern..."
Die anderen Elfen lachten wild als Zustimmung. Sie bewegten sich auf Steven und seine Mutter zu, ganz langsam. Sie verzogen ihre grässlichen Mäuler zu Schmollmündern und setzten unschuldige Blicke auf.
Dabei wackelten sie mit ihren festen Brüsten, deren Nippel groß gewachsen waren und hart standen. Immer wieder strichen sie sich mit den Händen über ihre sanft behaarten Schamlippen und streckten Steven ihre Zungen entgegen.
Sie waren erregt, befanden sich in einem ekstatischen Blutrausch.
Quälend langsam setzten sie einen Fuß vor den anderen, nur ein knapper Meter noch trennte sie von dem verstörtem jungen Mann.
Ihr Gekicher verstummte, die lasziven Spielchen wurden unterbrochen. Sie entblößten erneut ihre widerlichen Gebisse. Es war deutlich zu sehen, wie ihre ohnehin stark ausgeprägten Raubtierzähne im Augenblick des Angriffes noch einige Zentimeter aus den Mündern heraus wuchsen.
Das Kleine-Mädchen-Kichern und Lachen war verstummt, jetzt klang ein regelrecht ohrenbetäubend lautes Fauchen durch den Raum, das den Weathertons das Blut in den Adern gefror!
Mrs. Weatherton konnte nicht mehr!
Sie zerrte ihren Sohn hinter sich her, rannte in Panik los, Richtung Tür. Doch die Elfen fielen bereits über Steven her, der laut aufschrie und im Augenblick des Angriffes aus seiner Schocklähmung erwachte. Mrs. Weatherton kreischte und, als sie mit ansehen musste, wie ihr Sohn von den Furien zu Boden gerissen wurde. Eine der Elfen hackte ihre Zähne in Stevens Bauchdecke und zerfetzte seinen seinen Pullover.
Das Gesicht von Mrs. Weatherton war blass und von schierer Panik gezeichnet. Sie stand zitternd an der Tür und musste den Anblick ertrage, der sich ihr bot. Die monströsen Frauen mit den Flügeln auf den Rücken gruben ihre Zähne in Stevens Körper, ließen sich von seinem Blut berieseln und es in ihre Kehlen fließen.
Die schockierte Haushälterin rief noch: "Steven! Steven! Nein!!"
Dann wurde es ihr zu viel! Sie lief schreiend die Tür hinaus und die kurze Treppe hinunter auf den Korridor.
Eine Elfe hob ihren Kopf und guckte der schreienden Haushälterin nach. Das Gesicht des Blutsaugers war voller Blut, das ihm über das Kinn lief und über die wackelnden Brüste spritzte. Die Vampirfrau stieß ein böses Fauchen aus und erhob sich, setzte der Flüchtenden nach.
Kurz vor der Treppe hinunter zur Haustür hielt Stella Weatherton noch mal inne, blickte sich um.
Sie blickte zur kleinen Treppe, die hinauf zur Dachkammer führte. Ihr Gesichtsausdruck war angespannt. Sie wagte kaum zu atmen. Die Schreie ihres Sohnes waren längst oben verstummt.
Stattdessen war jetzt aber ein böses Kichern zu hören!
Die verängstigte Mrs. Weatherton sah, wie eine Elfe die kleine Treppe hinunter auf den Korridor kam. Das Horrorwesen grinste, aber entblößte dabei ihre Zahnreihen, die von oben und von unten aus ihren prallen Lippen ragten wie gruselige Stachelgeflechte. In Strömen floss das Blut des getöteten Steven über den bleichen nackten Mädchenkörper des Vampirs. Die Schmetterlingselfen kleckerten bei ihren blutigen Attacken wie kleine Kinder...
Mrs. Weatherton drehte sich schreiend um, lief zur Treppe, doch auf der ersten Stufe knickte sie mit dem Fuß um!
Sie polterte die Stufen herunter. Das Ungeheuer begleitete die stürzende Frau mit hysterischem Gelächter und hetzte ihr hinterher.
Die Haushälterin lag am Boden. Sie war mit dem Kopf auf den Boden geprallt und eine Platzwunde klaffte an ihrer Stirn. Sie war etwas benommen, drehte ihren schmerzenden Schädel in Richtung der lachenden Stimme, die ihr von der Treppe hinunter entgegen schallte. Und unaufhaltsam näher kam!
Die langen Zähne der Elfe blitzen. Böses Grinsen im blutgetränkten Gesicht. Die roten Augen funkelten sadistisch.
Der Vampir warf sich über die strampelnde Mrs. Weatherton. Mit einem Biss durchtrennte das Monster die Halsschlagader seines Opfers, dessen Widerstand nach kurzem Aufbäumen erlahmte. Mit gurgelnden Lauten hauchte die neugierige Dienerin des Professors ihr Leben aus. Das Höllenwesen labte sich an dem fließenden Blut.
Nacht in einem Park im Umkreis der Stadt.
Ein junges Pärchen hielt sich bei einer Parkbank auf. Von hier hatten sie eine wunderbare Sicht auf den See, in dem sich der Mond spiegelte.
Es waren zwei Metal-Fans um die 20. Die Frau saß auf der Bank, ihr Freund stand vor ihr, einen Fuß auf die Sitzfläche gestützt.
Der Mann trug eine schwarze Lederhose und einen langen schwarzen Ledermantel mit Kragen. Gladiatorboots mit blitzenden Schutzblechen. Verchromte Pentagramm-Kette um den Hals. Unter dem Ledermantel schwarzes Shirt mit Deicide-Logo. Er hat eine Glatze und trug einen buschigen schwarzen Kinnbart. Große Ohrringe an beiden Seiten. Sein Gesichtsausdruck war cool, wie versteinert.
Aus seinem MP 3-Player dröhnte fetter Death Metal-Sound. „Dead But dreaming“ von Deicide.
Sein Mädchen war ebenso stylisch.
Killernietenhalsband. Schwarzer lederner Mini-Rock. Netzstrümpfe. Ranger-Boots mit Stiefelbändern. Schwarzes Shirt mit Slayer-Logo und dem berühmten Adler. Totenkopfringe an jeder Hand. Chromblitzende Gürtelschnalle.
Ihr Haar war beinahe hüftlang, pechschwarz mit dunkelroten Strähnen.
Sie zog den Lippenstift über ihren Mund nach, bis die Lippen schwarz glänzten, setzt sich künstliche Vampirzähne ein.
Sie sprach ihrem Freund zu: „Das wird eine Mordsparty gleich! Die Zähne sind doch voll geil, oder? Ist ja auch ein cooler Requisitenshop, aus dem ich sie habe.“
Ihr Freund erwiderte: „Ja, stehen dir echt gut, Babe. Siehst jetzt aus wie ein heftiger Gothic-Vampir. Richtig filmreif.“
„Warte mal ab, hier sind noch die roten Kontaktlinsen...“
Sie setzte sich Kontaktlinsen ein und starrte ihren Freund durchdringend an.
Sie war voll Euphorie: „Jetzt bin ich ein fieser Blutsauger...“
„Du siehst so scharf aus... Jetzt ist Mitternacht. Lass uns los gehen, in den Club...“
„Warte doch noch... Hast du nicht vorher Lust auf ein wenig Spaß hier am See?“
Der junge Metalhead rang seinem ansonsten versteinert coolem Gesicht ein knappes Lächeln ab: „O ja natürlich...“
Er setzte sich neben seine Freundin und sie tauschten Küsse aus. Der Deicide-Song aus dem MP3-Player lief weiter, während seine Hand unter das Shirt seines Sweethearts wanderte. Die Metal-Braut stöhnte leidenschaftlich, als seine Hand auch unter ihren Rock wanderte.
Die vier Elfen schlugen mit ihren riesigen Schmetterlingsflügeln. Sie flogen in knapp 30 Metern Höhe über das Parkgelände hinweg. Unter ihnen rauschte die Landschaft vorbei. Sie tuschelten, lachten.
Eine der blutdürstigen Vampire ergriff das Wort: „Schwestern, hier können wir zuschlagen. Ich spüre die Anwesenheit menschlicher Wesen.“
Die direkt neben ihr fliegende Ausgeburt der Hölle gab ihr Recht: „Ja!! Beute!“
Hinter den beiden Ungeheuern flog der Rest des unheilvollen Quartetts. Eine der hinten fliegenden Vampire warf ein: „Wir müssen die Nacht nutzen! Wir konnten so lange nicht mehr jagen!“
Die neben ihr fliegende vierte Elfe antwortete: „Dank des Professors! Dem statten wir nachher auch noch einen Besuch ab! Den finden wir schon. Jetzt brauchen wir erst mal Blut. Viel Blut! Sehr, sehr viel Blut! Warm und pulsierend...“
Das Metal-Pärchen war fertig mit seiner Nummer. Das Mädchen zupfte sich seinen Rock zurecht, der Kerl stand zufrieden vor ihr, aus seinem MP3-Player schallte nun der Slayer-Song „Reign In Blood“.
Die junge Frau sprach aufgeregt: „Echt, auf Vampire stehe ich doch total. Meinst du, wir treffen heute noch mehr davon?“
Der Kerl antwortete achselzuckend: „Auf der Party sicherlich. Jetzt komm...“
„Wäre cool, hier im Park noch welche zu treffen. Das ist doch die krasse Kulisse hier, um ein Vampirtreffen abzuhalten...“
„Ja bestimmt. Aber jetzt wollten wir ja in den Club, oder nicht?“
„Ja, ich komm schon.“
Der Kerl war etwas genervt, weil seine Freundin ihm mal wieder viel zu lange brauchte, um ihre Klamotten zur richten. Typisches Weiberproblem.
Genervt drängte er sie: „Bist du jetzt mal so weit?“
Hastig kam ihre Antwort: „Sekunde, Sekunde...“
Der Mann ging ein paar Schritte von der Bank fort, sein Mantel wurde von einer Brise leicht verweht. Er ging auf den Seezu. Blickte hinauf zum Mond, atmete ein paar Male tief durch. Steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie mit seinem Sturmfeuerzeug an.
Er wendete sich gerade vom See ab und wollte zur Bank zurück gehen, die fünf Meter hinter ihm lag. Doch er zuckte zusammen.
Knapp zehn Meter links von der Parkbank, auf dem seine Freundin gerade noch in ihrer Handtasche kramte, sah er eine Gestalt vor einem Baum stehen. Er nahm die Zigarette aus dem Mund und blinzelte etwas. Er traute seinen Augen nicht so recht.
Die Gestalt wurde jetzt besser vom Mondlicht beschienen. Es war eine Frau, die ihre Hände auf den Hüften liegen hatte und lächelnd zu ihm hinüber schaute, mit ihren Wimpern klimperte.
Der Mannes registrierte verwundert, dass die langhaarige Schönheit splitternackt war. Ihm ihre Brüste verführerisch entgegen streckte.
Er fand recht schnell wieder die Worte: „Ist das nicht etwas kühl für dich, Lady?“
Auch sein Girl auf der Parkbank guckte jetzt hoch. Erst zu ihm, dann in Richtung dessen, wonach er seinen Blick gerichtet hatte. Sie guckte irritiert, als sie die nackte bleiche Frau ebenfalls entdeckte, die vor dem Baum stand und ihren Freund mit einem Blick begutachtete, den man als hungrig bezeichnen konnte.
Die Metallerin wurde von Eifersucht gepackt und sprang von der Bank hoch: „Was zum Teufel ist das denn? So eine Irre...“
Sie musste mit ansehen, wie ihr Freund ein paar Schritte auf die fremde Frau zu ging. Er zuckte kurz zusammen, als ihm auffiel, dass die Nackte doch tatsächlich übergroße Schmetterlingsflügel auf dem Rücken hatte.
Er nickte anerkennend: „Was... Hat das zu bedeuten? Was bist du denn für eine? Willst du auch in den Dark Gathering-Club wie wir? Coole Aufmachung...“
Die Frau schüttelte lachend ihre Ebenholzschwarze Haarmähne, so dass ihre Haarspitzen sein Gesicht streiften, wackelte mit ihren festen runden Brüsten und ließ ihre Hüften kreisen.
Sie hauchte dem beeindruckten Kerl zu: „Ich kenne keinen Club. Ich bin nur hier im Park unterwegs. Einsam und verlassen. Komm doch zu mir...“
Ihr Gebiss verbarg sie perfekt hinter den Lippen. Sie klimperte abermals mit den Wimpern und legte den Kopf etwas schief. Sie streckte ihm ihre Zunge entgegen und machte eindeutige Bewegungen mit der Zungenspitze.
Der Metalhead war neugierig und streckte seine rechte Hand zu ihr aus, wollte ihre Wange berühren.
Seine Freundin zitterte vor Zorn, denn sie war eindeutig abgemeldet. Jedenfalls momentan...
Erbost rief sie ihrer augenscheinlichen Konkurrentin zu: „Was soll das? Das ist mein Freund! Du nackte Bitch, hau bloß ab hier, bevor ich dir das Gesicht zerkratze!“
Die Elfe neigte ihren Kopf kurz zur Freundin ihres neuen Opfers hin, die sie wütend anfunkelte.
Höhnisch gab sie ihr zu verstehen: „Du wertloses sterbliches Luder hast doch keine Ahnung, womit du es hier zu tun hast...“
Zwei weitere Elfen kreisten über den Bäumen in der Luft und schauten lauernd hinunter. Sie sahen, wie der leckere Mann vor ihrer Schwester stand und von ihrem betörenden Anblick gebannt war. Er achtete auf nichts mehr um sich herum. Und erst recht nicht auf das, was sich einige Meter über ihm tat...
Eine der fliegenden Vampirfrauen sagte in ihrem hoch lodernden Blutrausch: „Der Jüngling dort unten soll uns nähren. Auf ihn, Schwester! Neues frisches Blut für uns!“
Sie stürzten sich beide gleichzeitig vom Himmel hinab auf den Mann, rissen ihn zu Boden. Auch die Elfe, die vor ihm am Baum stand und eben noch so unbeschreiblich sexy gewirkt hatte, wurde jetzt auf eine ganz andere Weise aktiv.
Sie entblößte ihre Reißzähne und ließ diese noch weiter in die Länge wachsen!
Die Freundin des am Boden liegenden schreienden Metal-Freaks machte einen Satz zurück und schrie laut auf. Dabei stieß sie mit dem Rücken gegen jemanden hinter ihr und fuhr auf dem Absatz herum.
Die vierte Schmetterlingselfe stand mit blitzenden Hauern vor ihr. Funkelte sie furios an. Da das erschrockene Opfer seinen Hals mit dem Halsband verdeckte, schlug die Vampirin ihre langen Zähne ohne weitere Vorwarnung in die rechte Schulter des Mädchens. Blut schoss heraus!
Kreischend taumelte das gebissene Mädchen zurück.
Die Elfe vor ihr riss erneut ihr Maul auf, von den langen dolchartigen Zähnen ließ sie das Blut rieseln.
Der Mann am Boden war auch nicht besser dran, ganz im Gegenteil.
Er wurde von allen Seiten mit Bissen traktiert. Die drei Vampire schlugen ihre Zähne in seinen Körper, durchbohrten seine Kleidung, saugten das Blut aus seinen klaffenden Wunden.
Das laute Fauchen und Stöhnen der Vampire hallte durch den Park.
Eine der Elfenvampire, die sich über den inzwischen toten Mann hermachte, erhob sich nach ein paar Minuten.
Das Blut des Opfers strömte über die Lippen des Blutsaugers, tränkte seinen Oberkörper in Blut.
Schmatzend redete der Vampir gegen das Keuchen seiner Artgenossen an: „Schwestern, das tut gut. Warmes Blut! So viel warmes Blut!“
Die beiden anderen Vampire, die sich noch über den Toten beugten, schauten zu ihrer stehenden Schwester hoch. Auch ihre Mäuler und Körper trieften vor rotem Saft.
Eine andere Elfe sprach weiter: „Ja... Nach dieser langen Zeit... Aber wir brauchen mehr!“
Die stehende Elfe sprach weiter: „Schwestern, jetzt ist unser lieber guter alter Professor dran. Auf, auf zurück zu seinem herrlichen kleinen Domizil...“
Alle drei Vampire lachten wild durcheinander, schrill und ekstatisch.
Die Elfe, die über der verstümmelten Leiche des Metal-Girls bei der Bank hockte, stand allmählich auf und kicherte dabei immer lauter, bis zum bösartigen Kreischen. Blut spritzte von ihren Lefzen. Sie schritt auf ihre drei Mitstreiterinnen zu, die sie wohlwollend anstarrten.
Gemeinsam fühlten sie sich unschlagbar!
Gregory Francis parkte seinen schwarzen 1970er Mercedes 250 C auf der Hofeinfahrt seines Hauses. Er klimperte mit den Haustürschlüsseln, als er auf die Haustür zu ging.
Er betrat sein Haus und schaltete das Licht ein. Dann legte er die Schlüssel auf einen kleinen Tisch neben der Haustür. Er war ziemlich müde und gähnte.
Plötzlich hielt er inne. War das eben ein Geräusch? Er horchte zwei Sekunden und zuckte dann mit den Schultern, weil nichts weiter kam.
Er ging auf die Treppe zu, die in die oberen Geschosse führte. Plötzlich fiel etwas herab, und er sprang mit einem erschrockenen Aufschrei zurück.
Beinahe fiel auf den Rücken, fing sich jedoch wieder, hob den Kopf und sah gerade aus. Er hielt sich die rechte Hand vors Gesicht und lief kreidebleich an bei dem Anblick, der sich ihm bot.
Mit brüchiger Stimme stammelte er vor sich hin: "O mein... Gott! Das kann doch nicht sein!"
Von oben baumelten die leblosen Körper von Stella Weatherton und ihrem Sohn Steven herab!
Ihre Köpfe steckten in Schlingen, denn sie hingen an Hanfseilen.
Die starren Gesichter vor Grauen verzerrt. Die Augen glasig. Ihre Kleider hingen in Fetzen an ihren toten Körpern. Ihre beinahe nackten Körper waren übersät von zahllosen Wunden, die vor verkrustetem Blut starrten. Teilweise guckten die Knochen aus den Körpern heraus.
Stevens Oberkörper war fast vollständig enthäutet!
Gebrochene Rippenknochen ragten heraus, Fleisch klebte in Fetzen daran.
Mrs. Weatherton fehlte der Unterkiefer. Ihr Kopf glich einem eingetretenen Fußball, denn die Schädeldecke war zertrümmert und gab den Blick auf ein geschundenes Gehirn frei.
Ihre Kehle war so weit aufgerissen, dass die gesplitterten Halsknochen knapp hinter dem Seil um den Hals auszumachen waren. An ihren beiden Händen fehlten Finger. Ihre linke Hand verfügte sogar nur noch über den Zeigefinger.
Das Fleisch beider Leichen war an vielen Körperstellen heraus gerupft und sie waren in Resten ihres Blutes getränkt.
Den größten Teil ihres Lebenssaftes hatten ihre Angreifer ihnen genommen. Einzelne Blutstropfen rieselten von den leblosen Körpern zu Boden und bildeten kleine Bäche unter ihren Füßen, die knappe 20 Zentimeter über dem Boden baumelten.
Francis tat ein paar Schritte rückwärts angesichts der vor ihm hängenden Körper, bis er mit dem Rücken zur Wand stand. Sein Herz raste vor Aufregung. Kichern war jetzt um ihn herum zu hören. Er blickte sich hastig nach allen Seiten um.
Von oben kam die erste Elfe die Treppe hinab, eine weitere folgte ihr auf dem Fuße. Die zwei weiteren Vampire hielten sich die ganze Zeit über im ersten Stockwerk nahe der Haustür auf. Eine von ihnen kam langsam aus der Tür hinaus, die ins Wohnzimmer führte und die letzte im Bunde trat aus der Wäschekammer, die sich auf der anderen Seite der Haustür befand, an den wie zu Stein erstarrten Professor heran.
Francis zitterte am ganzen Leib. Er zuckte mit den Lippen, doch jedes Wort blieb ihm im Halse stecken.
Die vier Dämonen in Frauengestalt kreisten ihr Opfer ein. Die beiden Monsterweiber, die von oben ihre strangulierten Opfer dem Professor quasi als Willkommensgruß vor die Füße geworfen hatten, schlängelten sich morbide elegant zwischen den baumelnden Leichen hindurch auf Francis zu. Eine der beiden Vampirinnen blieb kurz zwischen den toten Körpern stehen.
Mit gespieltem Mitleid in der Stimme sprach sie ihren Artgenossinnen zu: „Der arme alte Professor hat Angst, Schwestern. Seht nur, wie er zittert. Er mag unsere Geschenke nicht...“
Vom Lachen ihrer drei Artgenossinen begleitet ließ die Elfe ihre Hand zwischen die zertrümmerten, offen liegenden Rippen des toten Steven fahren.
Es knackte, bevor der Vampir seine Hand wieder hinaus zog und einen blutigen Klumpen zwischen ihren Fingernägeln präsentierte: Das Herz des qualvoll Verreckten!
Lächelnd grub der Vampir seine vielen spitzen Hauer in das Organ, weiteres Blut lief heraus.
Francis schüttelte den Kopf. Er wollte das alles nicht sehen. In seinem Gesicht standen Panik und Ekel.
Von vorne, von links und von rechts nahten die Kreaturen heran, die verführerisch mit den Hüften kreisten und wild durcheinander lachten und sich an der Todesangst des Professors weideten.
Francis schüttelte hektisch den Kopf und stotterte vor sich hin: „Nein, nein, nein... Verschwindet... Lasst mich zufrieden... Geht weg! Weg!“
Als Antwort erntete er nur böses Fauchen und Schmatzen. Vier Augenpaare, die in in zügelloser Mordgier und geprägt von purem Hass anfunkelten.
Nichts hielt die Kreaturen mehr!
Sie fielen über Francis her!
Schlugen ihre Zähne in sämtliche Stellen seines Körpers!
Ihre fiesen Gebisse zerfetzten seine Kleidung und legten seine Haut frei. Sie dürsteten nach dem pulsierenden warmen Blut, das durch die Adern des Professors strömte.
Einer der Vampire krempelte Francis' rechtes Hosenbein hoch, so dass sich sein nacktes Bein den Fängen des Monsters präsentierten. Die Zähne der Elfe nahmen für Sekundenbruchteile beinahe die dreifache der bisherigen Länge an und durchtrennten mit einer mörderischen Beißkraft die Achillesferse des Professors. Seine gequälten Schreie ließen förmlich die Wände erzittern.
Francis lag auf dem Bauch und robbte jammernd über den Boden. Seine zerfetzte rechte Wade verlor Unmengen an Blut. Als die Vampire bemerkten, was ihre Schwester gerade Lustiges mit dem zappelnden Opfer angestellt hatte, hielten sie kurz inne und beobachteten, wie der schwerverletzte Mann sich verzweifelt unter Höllenschmerzen vorwärts bewegte.
Was für ein Instinktgesteuerter, aber eigentlich total sinnloser Fluchtversuch!
Er wollte nur Distanz zu den Vampiren aufbauen, dieser Gedanke setzte sich in seinem Gehirn fest. Wie ausweglos seien Situation war, registrierte er nicht mehr in seinem verzweifelten Überlebenswillen.
Er war verloren. Endgültig!
Die Vampirfrau, die in sein Bein gebissen hatte, lachte wie irre und ließ Rinnsale von Blut aus ihrem Maul strömen. Sie sah gespenstisch aus, als die rote Flüssigkeit über ihren Oberkörper lief, die Brüste beschmierte und schon in Richtung ihrer Nabelgegend floss. Ihre Augen waren weit aufgerissen, schimmerten vor Ekstase.
Francis spürte, wie sich die Nägel von zwei Paar Händen in seinen Nacken gruben und blutige Furchen zogen. Er schrie abermals auf, zappelte und warf sich auf den Rücken. Eine weitere Elfe beugte sich über den Ausgelieferten, der ihr direkt in die blutroten Augen blicken konnte.
Das Gebiss eines weiteren Schmetterlingsvampirs, der sich dem Fußende Francis zuwandte, grub sich wie eine Baggerschaufel in die verletzte Wade und riss das Fleisch von den Knochen.
Sein rechter Unterschenkel war nur noch ein blutiger Knochen, unter dem sich eine Blutlache ausbreitete.
Die Elfen lachten, bissen weiter in den Körper des Professors. Das Blut lief von ihren Lefzen und verteilte sich auch an den Wänden.
Der Körper des immer schwächer werdenden Schmetterlingsforschers war von zahlreichen tiefen Bisswunden übersät, der wachsende Blutverlust ließ schwarze Blitze vor seinen Augen tanzen.
Die vier nackten Vampirfrauen standen um ihn herum und lachten ihn aus. Ihre Gesichter und Körper waren mit seinem Blut voll geschmiert.
Francis versuchte, Worte zu formulieren. Blut rann dabei aus seinem Mund.
Die Schmetterlingelfen guckten sich gegenseitig vergnügt an, lachten, fingen schließlich in einem schaurig klingenden Chor an, mit höhnischem Ton zu sprechen.
Melodisch, fast singend: „Unser kleiner Professor will uns schon verlassen. Er winselt wie ein kleines Hündchen. Bist du ein kleines Hündchen, Professorlein?“
Francis zitterte am ganzen Leib. Er hob schwach eine Hand: „Bitte... Gnade...“
Wieder lachten die Vampire ihn aus.
Eine der Elfen antwortete schrill kichernd auf seine Bitte: „Du stirbst doch schon. Schade, unser Spiel neigt sich dem Ende.“
Die Kreaturen lachten wild durcheinander. Ihr Lachen klang im Chor immer bedrohlicher. Bildete Francis es sich in den letzten Momenten seines Lebens nur ein, oder klangen sie wirklich wie brüllende Raubkatzen? Er nahm ihr böses Gelächter nur ganz verzerrt wahr.
Sie boten einen gruseligen Anblick mit ihren Blutüberlaufenen Frauenkörpern und ihren Gesichtern mit den weit aufgerissenen Mäulern und monströsen Zahnreihen, die aus ihnen heraus ragten wie Stachelgeflechte.
Von einer Sekunde zur nächsten verstummte ganz urplötzlich ihr verzerrtes Lachen, und nur noch das nervenaufreibende Fauchen hallte durch das Haus.
Alle vier Vampire beugten sich hinunter zum vor ihren Füßen liegenden Francis.
Sie warfen sich alle vier gleichzeitig auf ihn und deckten ihn mit Bissen ein. Blut sprudelte hoch. Jetzt zielten sie nur noch auf tödliche Verletzungen ab!
Zähne ragen von oben und unten aus den Mündern heraus wie Stachelgeflechte. Sie schienen nunmehr so lang wie die Klingen von Küchenmessern.
Sie schälten ihm die restliche Haut vom Körper. Soffen sich an seinem Blut satt. Sie bekleckerten sich weiter mit dem roten Lebenssaft ihres Opfers. Fauchen und Zischen in ihrem Blutrausch. Rippenknochen kamen zum Vorschein. Eine Elfe setzte zu einem finalen Biss in den Hals an.
Ihre Raubtierzähne ließen dabei die Halswirbelknochen krachen. Mit den Händen ruckelte sie am Kopf des toten Professors.
Knackend löste sie ihn vom Hals!
Sie richtete sich auf und hielt den abgebissenen Kopf an den Haaren über sich. Mit der freien Hand schmierte sie sich mit dem aus dem Halsstummel unter dem Kopf austretenden Blut ein. Einige Tropfen fing sie auch mit ihrer Zunge auf.
Die anderen drei Elfen lagen noch über der enthaupteten Leiche. Sie guckten zu ihrer Schwester hoch, die den Schädel genau über sich hielt und eine rote Dusche nahm. Sie fingen wieder an zu lachen.
Die Elfe mit dem erbeuteten Kopf grinste nur noch, wobei ihr Gesicht wie eine verzerrte rote Maske wirkte, während letzte Reste des Blutes über sie flossen.
Die vier teuflischen Schmetterlingselfen hatten ihr neues Jagdrevier gefunden!
Die Bewohner der Stadt kannten die Geschichte der Schmetterlingsvampire nicht und sie waren nicht gegen sie gewappnet. Auch glaubte noch niemand von den aufgeklärten Amerikanern an die Existenz dieser Wesen.
Den Kreaturen standen herrliche Nächte voller rauschender Blutorgien bevor.
ENDE
p/c September 2011