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The Berlin Dinosaur Ghoul

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28.04.2017
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The Berlin Dinosaur Ghoul

Die Schornsteine des nahen Heizkraftwerks zischen schwarze Wolken empor, welche sich mit dem Nieselregen auf den trostlosen, kleinen Park in der Berliner Siemensstadt der Gegenwart zu legen scheinen. Der jugendliche Klaus schaut mit seinem hohlwangigen Gesicht auf den Boden – nicht niedergeschlagen, sondern, um etwas zu suchen. Der frische, kühle Wind eines Apriltages bläst dem Braunhaarigen durch die Pilzfrisur. Plötzlich bückt er sich erfreut zu einer kleinen Landgehäuseschnecke.
Er hebt das Gehäusetier auf und legt es in seinen für diese Zwecke extra mitgenommenen kleinen Eimer. Bislang beinhaltet er sehr wenige Schnecken – gerade mal fünf an der Zahl. Das frustriert ihn. Gestern ließen sich mehr blicken, der Junge hatte jedoch keine Zeit zum sammeln. Als der siebzehnjährige an einem langen, schwarzen Metallzaun vorbeikommt, springen aus dem dahinter liegenden Garten zwei große Schäferhunde an das Metall und kläffen den Jungen an.
Klaus bewirft sie mit Steinen. Aber der Besitzer, der hünenhafte Herr Schmidtke, stürmt aus seinem Haus hervor und ruft: „Du schon wieder? Jetzt jibt es Senge!“
Klaus rennt ängstlich durch die vom Qualm der Schlote ermattete Vorstadtlandschaft davon. Der Verfolger rennt kurz hinterher, zieht sich aber wieder zurück. Zehn Minuten später erspäht Klaus das an einen dunklen Felsen erinnernde, zwanzigstöckige Mehrfamilienhaus im märkischen Viertel, in dem er mit seiner Mutter wohnt. Er mäßigt seinen Schritt und betritt kurz darauf die kleine Wohnung. Seine Mutter liest das neue Schreiben von der Hausverwaltung und während die Frau wegen der gestiegenen Miete über den zukünftigen Verbleib philosophiert, wirft ihr Sohn Landschnecken ins Aquarium. Jene Tiere, unten angekommen, recken ihre weichen Körper nach oben – wohl um Luft zu schnappen.
Seine Mutter schreit ihn an: „Hör ma uff, diese Tiere zu quälen! Haste mal wieda nur Scheiße im Kopf!“
Der Junge erschreckt sich und sagt: „Aber, das ist ein Experiment!“
Die Alleinerziehende nimmt hektisch alle Landschnecken aus dem Aquarium: „Du hattest ma zwee Wochen vorher schon diese Schnecken ins Akwaarijum jeworfen. Da warn dann alle tot, aba fressen könnwa se nicht, weil dit sind allit Stadtschnecken – voll mit Schadstoffen! Hatte ick dir damals auch schon jesacht...“
„Gut, das werde ich nicht wieder tun!“
„Es wird Zeit, dassde dich nützlich machst … bewirb‘ dich als Zeitungsausträger, wie es dein Freund Florian getan hat!“
Der Junge entgegnet überrascht: „Okay, ick werde Zeitungen austragen. Wo soll ick mich denn bewerben?“
Doch sie stürmt in die Garderobe: „Morgenpost, Kurier … Ick hab‘ keene Zeit – ich muss zur Spätschicht!“
Er geht daraufhin ins Internetcafé und sucht einen passenden Job. Aber er findet keine Stelle.
In der Nacht träumt Klaus, wie er seinen Freund Florian quält und tötet. Er wacht schweißgebadet auf und weint anschließend, heimlich, weil er der Ansicht ist, dass ein Junge seines Alters nicht mehr weint.
Seit seine Mutter ihn beim Schneckenquälen erwischt hat und ihn dann noch dieser Traum überfällt, würde Klaus gerne einen Job machen, der von den ganzen „Tierquälerunsinn“, den er im Kopf hat, ablenkt. Zusätzlich hofft der Junge, dass er es eines Tages, dank der Ausbildung zum zukunftsgerichteten Beruf als IT-Systemelektroniker, es besser haben wird, wie seine Mutter. Am nächsten Morgen, auf dem Weg zur Berufsschule, läuft er einen anderen Weg, nicht an den Hunden vorbei. Er ist ganz erleichtert, weil er sich so gut kontrollieren kann – aber in ihm brodelt es weiterhin. Der Pilzkopf erreicht letztlich den Bau, welcher schlicht wie ein auf die Seite gekippter Ziegelstein mit Löchern aussieht, in dessen Hintergrund die Maschinen der Siemenswerke ächzen. Als er den Klassenraum betritt, trifft er eine neue Dozentin an. Die schlanke, südländische Person mit dem langen, gewellten dunkelbraunen Haar im dunkelroten Hosenanzug nennt sich Esmeralda Rosalia und scheint gerade mal 20 zu sein – damit stellt sie zu den alten, grauen Pädagogen, die Klaus sonst so vorgesetzt bekommt, einen ziemlich interessanten Kontrast. Sie kann den Zöglingen aus Arbeiter- und ALG2-Familien außerdem mit einfachen und einprägsamen Worten das nicht einfach verständliche Fach Marketing nahe bringen, wenn auch mit leicht spanischen Akzent. Esmeralda vermittelt den wirtschaftlichen Aspekt, der auch zur Ausbildung in der IT gehört. Klaus interessiert das, doch hinter ihm schauen sich die Mitschüler auf einem Smartphone Stierkampf-Videos an und sinnieren, wie man dabei wohl am einfachsten einen Stier töten kann.
Klaus hält seinen verhassten Tierquäl-Sadismus vor der Schulgemeinschaft geheim, aus Angst, von anderen wieder damit angesteckt zu werden. Aber nun wird der psychisch labile Junge daran erinnert, fühlt sich angesprochen und reagiert übertrieben aggressiv auf diese Mitschüler, schreit: „Könnta ma leise sein, da hinten? Ick kann nischt verstehen, was die da sagt!“
Einer dieser Mitschüler, ein Kopf größer als Klaus, kontert: „Alter! Ick lass ma nicht den Mund verbieten von so‘m Opfer wie dir, Alter!“
Esmeralda spricht den Großen an: „Amigo! Wie heißt du noch mal … Gerhard? Wiederhole bitte die vier P‘s im Marketing!“
„Äääh, Promotion … PR, Werbung...“
„Promotion, PR und Werbung sind alles drei das Selbe! Also, Promotion haben wir schon mal… was kommt dann?“
„Ick weiß es nicht!“
„Wer weiß es?“
Thanatchai natürlich: „Price, Promotion, Place und Product“ – Dieser Thai weiß alles!
Während Klaus sich wieder auf den Unterricht konzentrieren will, kichert Gerhardt‘s Clique weiter.
Daraufhin will Klaus schon wieder ausrasten, aber Esmeralda kommt ihm zuvor und befehlt Gerhard: „Amigo, du wirst mir nach dem Unterricht einen Aufsatz schreiben über alles, was ich euch bislang unterrichtet habe!“
Anschließend fragt sie im warmen Tonfall Klaus: „Amigo, hast du alles verstanden? Kann ich dir was helfen?“
„Es fiel mir erst schwer zu folgen, wegen Gerhard und so. Aber jetzt bin ick hoch motiviert – danke der Nachfrage!“
Leider ist der Unterricht schon fast zu Ende und es gibt keine Zeit mehr, um sich zu behaupten.
Daher fragt Klaus die Dozentin unter vier Augen: „Frau Rosalke, Sie sind super! Aber sind Sie sich sicher, dass Gerhard es sein lässt, wieder so einen Tierquälerkram zu erwähnen. Sind Sie morgen noch da?“
Esmeralda eilt plötzlich Richtung Lehrerzimmer und ruft: „Amigo – ich habe jetzt keine Zeit!“
Klaus ist enttäuscht. Auch von Esmeralda. Niemand hat für ihn Zeit – mal wieder typisch! Einen Job hat er auch noch nicht. Seine makaberen Phantasien steigern sich auch noch. Mit hängendem Kopf schlurft er, seinen Ranzen geschultert, aus dem Gebäude – ohne diesmal Schnecken zu sammeln. Er hält eher nach spitzen Gegenständen Ausschau, um den nächsten, der ihn ärgert, abzustechen! Seine Situation macht ihn verrückt. Während Klaus wieder an Schmidtkes seinen Zaun langlaufen muss, wirkt der schwarze Qualm des nahen Heizkraftwerks wie Zorneswolken über den Kopf des Jugendlichen. Er wirft wieder Steine in die Richtung der Kläffer.
Herr Schmidtke erscheint hinter einem Busch, lässt die Heckenschere fallen, krempelt seine Ärmel hoch und ruft: „Du unvascheemter Bengel! Jetzt zieh ick dir aba richtisch die Oan lang!“
Aber Klaus ist gar nicht zu beeindrucken und bewirft die Hunde weiterhin, die noch aggressiver werden, mit Steinen. Bis Herr Schmidtke einen stabilen Stock ergreift und auf die Straße geht. Esmeralda, die gerade zur Bushaltestelle kommt, hört die lauten Hunde, erkennt das Geschehen, springt vor und reißt Schmidtke den erhobenen Stock aus der Hand.
Der kräftige Mann bleibt stehen und guckt die Spanierin überrascht an, sagt: „Was haben Sie damit zu tun?“
„Amigo, ich bin seine Dozentin – ich bin ganz besorgt über meinen Schüler, aber kann mit ihm umgehen!“
„Aber wenna wieder kommt und meine Hunde quält, alte, werd‘ ick unvaholen die Polizei rufen, Frollein – dat wa uns da vastehen!“
Er stampft, ohne eine Antwort abzuwarten, ins Haus zurück. Klaus ist beeindruckt von Esmeralda und hält noch einen Stein in der Hand.
Sie nimmt Klaus an die Hand und sagt: „Komm, lass uns von diesem Grundstück weg gehen. Mein Bus kommt in zehn Minuten, wie können zur nächsten Haltestelle laufen.“
Sie laufen eine Weile die Straße runter. Dann lässt der Pilzköpfige den Stein fallen, legt auch eine Glasscherbe hin, mit der er jemanden abstechen wollte.
Währenddessen kichert sie und fragt: „Amigo, hast du Spaß daran, diese Hunde mit Steinen zu bewerfen? Freust du dich, wenn du sie leiden siehst?“
In Klaus brodelt es – er bekommt makabere Phantasien. Aber bemüht sich, zusammen zu reißen: „Meinen Sie dat ironisch.“
Sie kichert: „Antworte auf meine Frage, Amigo! Macht es dir Spaß?"
Der Pilzköpfige fragt skeptisch: „Wollen Sie dat wirklich wissen?“
Sie lacht lauthals: „Aus deiner Antwort höre ich schon raus, dass dir das Spaß macht! Ha ha ha!“
„Es tut mir Leid, werte Frau. Es macht ma nichts als Ärger!“
Sie blickt lasziv auf seine mehrfach geflickte Hose: „Ich mach dir keinen Ärger! Im Gegenteil – du könntest für mich Fleisch beschaffen und zerschneiden. Willst du dir dabei auch ein gutes Taschengeld verdienen?“
Klaus ist irritiert, weil diese neue Dozentin das völlig kritiklos hinnimmt, was er von anderen gar nicht gewohnt ist. Sie will sogar einen Selbstnutzen daraus ziehen!
Er fragt: „Sie meinen dit wirklich ernst??…“
Die junge Frau sieht ihn mit einem sympathisch verrückten Lächeln an: „Als dein pädagogisches Vorbild empfehle ich dir sogar, dass du deine Wut mal raus lässt! Du wirst ein Ventil finden. Diese Hunde, sowie Klassenkameraden, die dich gerade so aufregen – du wirst drüber stehen – das sage ich dir jetzt schon!“
„Und ick verdiene dabei sojar Jeld?“
„Klaro – ist immerhin harte Arbeit!“
„Esmeralda, Sie sind so Dufte! Da kann man nicht meckern!“
Die Frau lächelt Herz erwärmend, aber hebt mahnend ihren Zeigefinger: „Eine Bedingung möchte ich an dich stellen: Mach keine Untaten, wenn ich nicht dabei bin – weil jetzt sind wir Komplizen – wir müssen zusammen halten!“
„Okay! … Een paar Fragen hab ick noch: Dit wird ne Menge Fleisch werden – wat machen wa damit?“
„Ach, ich werde schon genug Berge an rohen, toten Körperteilen verdrücken, um im Unterricht so entspannt zu sein wie ich es heute war!“
Er schaut auf ihre schlanke Taille: "Echt??“
Sie hebt verzweifelt ihre Arme: „Ich kann meinen Appetit nicht kontrollieren. Daher muss ich gesättigt sein und jeden Morgen mich voll stopfen, bevor ich andere essbare Wesen sehe...“
„Warum gehen Sie nicht eenfach in die Metzgerei?“
"Ich habe ganz spezielle Vorlieben ..die gibt's nicht in der Metzgerei zu kaufen."
Klaus ist ganz neugierig: "Geht es um Menschenfleisch??"
Zwischen ihren Lippen blitzen einzelne, scharfe Raubtierzähne auf: „Manchmal esse ich auch ein wenig Mensch, oooooh, sabor bien humano! Wenn es sich anbietet. Aber hauptsächlich jage ich, oder lasse ich jagen, in der freien Wildbahn!“
Klaus ist erschrocken über ihre Zähne und wird kreidebleich: „Sind Sie in Wahrheit `n Werwolf, oda wat?“
Sie nimmt ihr voluminöses, langes lockiges Haar nach vorne, um damit die seitliche Sicht auf ihre Zähne einzuschränken und kichert: „Nein. Hab keine Angst!“
„Eigentlich habe ick keine Angst, sondern bin nur neugierig.“
„Gut. Ich bin ein als Mensch getarntes Reptil!“
Er erliegt der Versuchung, seinen Sadismus zu frönen: „Das klingt echt abgefahren, so besonders! Sie sind also ein Reptil, das Menschenfleisch frisst...geil! Ich könnt gleich für Sie los hacken.“
Sie erreichen eine Bushaltestelle. Esmeralda schaut auf die Uhr, bleibt stehen und sagt drohend: „Sag aber niemanden, dass ich ein Reptil bin – sonst werde ich dich finden, egal wo du dich auch verkriechen wirst und ich werde dich ausweiden und es lieben, im Gedärm eines Verräters zu baden… Ooooh, buen gusto, buen gusto! Außerdem glaubt dir keiner, dass ich liebe, zarte Lehrerin solche Horrorgeschichten erzählen kann – oh, da hinten kommt mein Bus.“
Völlig verängstigt sagt der Junge: „Niemanden werde ik was sagen! Versprochen!“
Der Bus kommt an die Bordsteinkante gefahren und entledigt sich einiger Fahrgäste, Esmeralda steigt ein.
Die Spanierin ruft, während die Tür sich schließt: „Gut, Amigo! Dann gehen wir morgen nach der Schule zu mir. Tschüss!“
Dann ist die Tür zu und der Bus fährt weg …. .
Klaus sagt das Geheimnis nicht weiter und wird später als bester seiner Klasse von allen geschätzt und respektiert! Außerdem hat er einen Job und genügt den Umständen seiner Mutter. Esmeralda ist es ehrlich gesagt leid, immer so viel Fleisch fressen zu müssen, weil sie ein Gewissen gegenüber den Tieren hat und weiß, wie respektlos Menschen mit ihnen umgehen. Sie versucht daher im Gegenzug, den benachteiligten unserer Gesellschaft zu helfen.

ENDE

 

Hej Max Smokowski,

es hat schon seinen Reiz, eine seltsame Horrorgeschichte zu lesen, die in einer realen Welt mit realen Problemen spielt.
Und wenn es nicht so belehrende und moralische Passagen geben würde, hätte sie mir auch besser gefallen. Aber mittendrin hatte ich zum Teil den Eindruck, dass diese Geschichte zu viel will: zeigen der Ökonomen-soziologischen Umstände unserer Zeit, sowie die Auswirkungen auf die Jugend (ist Siemensstadt mittlerweile ein Problemviertel?), verpackt in eine mythologische Metamorphose.

In den Dialogen fehlt der berlinisch korrekt artikulierte Dialekt - das irritiert mich beim Lesen.

Gleich der erste Satz mit brüllenden Wolken macht mich stutzig und missfällt mir.

Dagegen finde ich diese Kombination

Der jugendliche, sehr dürre Klaus in seinem gelben Südwester schaut auf den Boden – nicht niedergeschlagen, sondern, um etwas zu suchen.
gut. (Bis auf den sehr dürren Klaus ;)

Doch als der 17jährige sich auf den Heimweg macht, kläffen ihn von einem Privatgartengelände zwei große Schäferhunde an.

Das liest sich wie ein Artikel in der Tageszeitung. Derer gibt's noch einige in dieser Geschichte.

Schmitzsche

Der heißt Schmidtke. ;)

Esmeralda sagt lediglich, dass sie Klaus seine Lehrerin ist und die Situation unter Kontrolle habe.

Nein. Dieser Genitiv klingt grauenvoll. Klausens Lehrerin, aber das hört sich auch schrecklich an. Besser du formulierst den Satz ganz um.

Alles in allem hört sich der Text stellenweise infantil, gleich am Anfang

Der jugendliche, sehr dürre Klaus
an und ist wohl eher auch für Jugendliche gedacht, die sich in dieser Welt zurechtfinden, rein visuell oder auch literarisch.

Für meinen Geschmack ist sie zu offensichtlich und flach. Also wenig ausgearbeitet und mit Zeigefingerstellen der raschen Auflösung (Esmeralda als Echsenverschnitt).

Das ist aber nur der Leseeindruck einer Frau, die sich eh mit "Verwandlungsgeschichten" schwertut. ;)

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Doch als der 17jährige sich auf den Heimweg macht, kläffen ihn von einem Privatgartengelände zwei große Schäferhunde an.

Waren die vorher nicht da und haben sich erst jetzt in diesem Privatgartengelände manifestiert? Will sagen: Das Doch am Satzeingang kannst du wegstreichen. Es ist jetzt nicht unbedingt ein Twist, dass da zwei Hunde sind.

Er bewirft sie mit Steinen,

Warum? Die machen das, was Hunde tun und sie sind auf einem Privatgrundstück. Da tun sie ihm nichts und sind im Recht!

doch sofort kommt der Besitzer,

Das klingt sehr schlacksig. Der ganze Anfang liest sich bisher, als wärst du noch nicht richtig warm gewesen, als du ihn verfasst hast.

„du schon wieder?

Satzanfänge sind immer groß - es steht zwar ein Doppelpunkt davor, aber der Dialog ist eine für sich selbst stehende Aussage.

wo seine Mutter, allein, mit zerzausten Haaren beim Lesen des neuen Gehaltsbescheides über die Miete der kleinen Wohnung philosophiert.

Der Satz ist ein ziemliches Durcheinander. Die Information mit den zerzausten Haaren ist überhaupt nicht wichtig. Wenn du mir damit vermitteln möchtest, dass sie sich die Haare gerauft hat, kommt das nicht richtig an. Das müsstest du anders tun. Ich komme auch zu dem Eindruck, dass du sehr schnell sehr viele Informationen loswerden möchtest. Du erdrückst mich regelrecht damit - aber wie viele davon sind wichtig? Das solltest du dich beim Nachlesen immer fragen und nochmal mit dem Rotstift drüber gehen.

Seine Mutter schlägt ihn und schreit, dass er nicht so einen Unsinn machen und gefälligst Zeitungen austragen soll

Äh. Was?

wie sein Schulfreund Florian, der jetzt aber nach München gegangen ist.

Ja, die Zeitungsjungen, die machen eine Mordskohle mit dem Austragen von Werbeflyern fürn Lidl.

Sie nimmt die noch lebenden Schnecken aus dem Aquarium und er macht sich sofort auf die Suche.

Was? Wonach? Nach den Schnecken?

Seit seine Mutter ihn beim Quälen erwischt hat, versucht Klaus, sich zu beherrschen, wenn er am Wochenende mit den Werbeprospekten an laut bellenden Schäferhunden vorbei geht.

Dem Quälen? Har? Wie? Schnecken quälen? Die Hunde? Ich verstehe nicht. Willst du mir gerade vermitteln, dass der Klaus ein kleiner Sadist ist, der Schnecken quält? Serienkillermaterial? Und warum schüttet er nicht einfach Salz in das Aquarium?

Seitdem legt er sich kein Haustier mehr zu.

Seitdem? Ist das im Hier und Jetzt oder in der Vergangenheit passiert? Keine Ahnung. Die Geschichte ist doch im Präsens.

Doch als er am nächsten Morgen wieder zur Berufsschule geht, die schlicht wie ein auf die Seite gekippter Ziegelstein mit Löchern aussieht,

Hier mal ein Beispiel für eine gute Landschaftsbeschreibung. Das ist genau die richtige Menge an Informationen, die ich brauche, um mir ein Bild von der Situation zu machen.

scheint gerade mal 20 zu sein. Aber kann den Jugendlichen von Arbeitern und ALG2-Empfängern mit einfachen und einprägsamen Worten das nicht gerade leicht verständliche Fach Marketing nahe bringen.

Der Punkt möchte doch viel lieber ein Komma sein, denn er sorgt für einen radikalen Stopp, obwohl der darauf folgende Text eindeutig zum Satz vorher gehört. Das ist. Als würde ich das so machen.

Mit ihrem leichten spanischen Akzent macht sie deutlich, dass nach der Ausbildung viele Schüler womöglich keinen Job bekommen werden

Ach, so läuft das. Ein leichter spanischer Akzent sagt mir, dass ich später keine Arbeit bekommen werde. Wie sieht es aus, wenn einer einen leichten russischen Akzent hat? Wird es dann nächste Woche kalt? Kurzum: Der Satz ist schlecht formuliert und übermittelt falsche Informationen.

Du wirst mir nach dem Unterricht einen Aufsatz schreiben über alles, was hier unterrichtet wird!“

Das wird ein verdammt langer Aufsatz, denn in einer Schule wird so einiges unterrichtet. Du siehst schon: Dasselbe Problem wie oben.

Klaus meint, dass es ihm erst schwer fiel, sich zu konzentrieren.

Warum erzählt mir das jetzt der Autor? Klaus kann sprechen, das haben wir doch ein paar Zeilen zuvor gesehen.

Doch seitdem sie Gerhard bändigen konnte, den die vorherigen Dozenten bislang nur ignoriert hatten, ist Klaus hoch motiviert und nimmt gut am Unterricht teil. Doch leider ist der Unterricht schon fast zu Ende und es gibt keine Zeit mehr, um sich zu behaupten.

Sehr viele deiner Sätze beginnen mit Doch. Ich nehme mal an, dass du noch nicht lange schreibst und deswegen ein paar Probleme mit der Wortfindung hast. Da hilft Drüberlesen! Schreib deine Geschichte, leg sie ein paar Stunden/Tage beiseite und lies sie nochmal. Du wirst sehen, dass dir an enigen Stellen bessere Formulierungen einfallen. Wenn das nicht hilft, lies sie laut - an einigen Stellen wird es hapern und sie werden dir nicht gefallen - das sind dann natürlich die Passagen, die nochmal in die Werkstatt müssen.

Doch Esmeralda eilt ins Lehrerzimmer und ruft noch hinterher

1. Schon wieder doch.
2. Was? Sie eilt ins Lehrerzimmer und ruft hinterher? Rennt er vorne weg?

Er hält eher nach spitzen Gegenständen Ausschau, um den nächsten, der ihn ärgert, abzustechen!

Was. Warum?

an Schmidtkes seine Hunde

:|

tritt plötzlich hinter einem Haus Esmeralda hervor und drängt den wütenden Stahlschlosser mit einer beachtlichen Kraft zurück. Die Spanierin ruft: „Ich bin seine Lehrerin – ich bekomme die Situation unter Kontrolle!“

Warte, was? Was ist hier eigentlich los? Warum hat die da hinterm Haus gesessen? Sitzt die da immer und wartet auf zufällig vorbeikommende Schüler, die Hunde mit Steinen bewerfen wollen? Wieso meckert der Schmidtke nur, anstatt mal was zu machen? Wieso hauen die Hunde nicht ab?

Klaus hingegen will vor Leuten aus seiner Schule nicht als Tierquäler da stehen

Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! Er macht es doch die ganze Zeit!

„Ich bin genauer gesagt ein Reptil – momentan als Mensch getarnt – mit Hilfe von Mimikry-Kräften.“

*Wirft einen Stapel Zettel in die Luft, steht auf und verlässt den Raum*

***

Hallo Max,

wir hatten noch nicht das Vergnügen, glaube ich.

Das ist die erste Geschichte, die ich von dir gelesen habe und sie, äh, lässt mich ein wenig ratlos zurück. Es geht drunter und drüber, ich werde von Informationen erschlagen und dann kommen Reptilienmenschen, Mimikrykräfte, da hinten rennt Schmidtke rum ... und ich hab nicht die geringste Ahnung, was überhaupt los ist.

Du willst zu viel auf einem Haufen, wodurch du in diesem Fall ziemlich auf die Nase fällst. Das ist nichts. Du hast keinen Fokus! Die Geschichte eines aufstrebenden Serienmörders wäre an und für sich spannend genug, aber das geht völlig unter in diesem verworrenem Gemisch aus Plots, die nirgendwohin laufen. Du solltest dich auf einen einzelnen dieser Plots konzentrieren und den ausarbeiten. Sieh es als Übung, denn nur so wirst du besser. Mit diesem Durcheinander kann ich persönlich überhaupt nichts anfangen, wie du aus meinen Kommentaren sicher entnehmen konntest.

Versuch das nochmal ... und verwurste nicht jede Idee, die dir beim Schreiben kommt, im selben Text. Schreib sie auf einen Notizzettel und greif sie ein anderes Mal auf.

Hat mir leider überhaupt nicht gefallen, der Text.

 
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Hallo!

Kurzer Einwurf:

Klaus‘ Lehrerin

Wenn der Name bereits auf "s" endet, bekommt er nur ein Apostroph.

 
Zuletzt bearbeitet:

Zum Thema:
So, ich habe jetzt die Geschichte umgeschrieben und habe Kanji's und NWZed's Vorschläge mit einfließen lassen. Dabei habe ich sie umgeschrieben und sie klingt nach meinem Gefühl jetzt runder und auch eher nach dem, was ich wollte, weil eigentlich sollte Esmeralda in der Unterhaltung Andeutungen machen, mit denen sie Klaus seine perverse Phantasie beflügelt, aber ihn auch gleichzeitig kontrolliert. Die Geschichte ist jetzt viel gruseliger, weil Esmeralda aus Eigennutz seinen Sadismus akzeptiert und qwasi die "Arbeitgeberin des Grauens" geworden ist.

Zum Aufbau:
Der Sadismus ist als roter Faden in der Geschichte erkennbar (zur Orientierung) und ich sehe nicht, dass ich die Geschichte so verwirrend geschrieben habe, wie NWZed es schildert. Alle Plots lösen sich zum Ende hin auf, bis auf den Sadismus-Plot, der beim Leser ein bleibendes Schauergefühl hervorrufen soll.

Den Berliner Dialekt habe ich einfach so geschrieben, wie ich ihn spreche. Aber gut, jetzt habe ich das Berlinische so geschrieben, wie es geschrieben wird. Aber, es ist sowieso ein "Metrolekt".

 

Hallo Max!

Da hatte ich eigentlich dein erstes Kapitel erwartet, doch du lieferst uns eine Kurzgeschichte. Die habe ich jetzt angelesen und möchte dir dringend raten, erstmal bei den Kurzgeschichten zu bleiben, denn ganz offensichtlich fehlt dir noch viel Übung. (Und bei den kurzen KG kann man viel besser üben als bei einem langen Roman.)

Ich werde einige Stellen anmerken und dir dazu schreiben, was für mich nicht stimmt. Das wird nicht alles sein, was mir auffällt, sondern nur ein Anfang. Dazu noch ein Tipp: Es ist toll, wenn du dich gleich an eine Überarbeitung setzt, aber nach meiner Erfahrung wird die Sache besser, wenn man sich dazu Zeit lässt. Denk darüber nach, was eigentlich kritisiert wird, vergleiche da mit dem, was und wie du schreiben willst und entscheide dann, wie du deinen Text verbessern kannst.

Allgemein empfehle ich immer lieber kürzere als längere Sätze.

Und hier geht es los mit den Textstellen:

"Plötzlich bückt er sich erfreut zu einer kleinen Landgehäuseschnecke, darauf achtend, dass seine mehrfach geflickte Hose nicht schmutzig wird, um sie auf zu heben und in seinen für diese Zwecke extra mit genommenen kleinen Eimer zu legen."
=> Erstmal hast du ein Bezugsproblem ("geflickte Hose nicht schmutzig wird, um sie auf zu heben"). Das "sie" bezieht sich grammatisch auf das zuletzt genannte, also die Hose. Die meinst du aber nicht.
=> "aufzuheben" muss in einem Wort geschrieben werden.
=> Und ganz allgemein: Hast du dir deine Geschichte mal laut vorgelesen? Falls nicht, hole das nach, dann merkst du sicher, wie so ein langer Satz leiert beim Vorlesen. Das ist nicht schön.

"Gestern ließen sich mehr blicken, der Junge jedoch keine Zeit zum sammeln hatte."
=> Der zweite Teil des Satzes klingt, als hätte Yoda ihn gesagt. In der Zusammenstellung der Wörter ist das einfach kein korrektes Deutsch.

"Als der 17jährige"
=> Zahlen schreibt man in literarischen Texten aus.

"springen von einem Privatgartengelände zwei große Schäferhunde an den Zaun"
=> Was ist ein "Privatgartengelände"?
=> An welchen Zaun? Der Leser hat noch keinen Zaun gesehen. Den müsstest du dem Leser aber zeigen, sonst kann sich der Leser kein vernünftiges Bild machen.

"Der frustrierte Klaus bewirft sie mit Steinen"
=> Ist da nicht der Zaun zwischen Klaus und den Hunden? Das hieße, Klaus wirft Steine auf den Zaun und nicht auf die Hunde?

"doch der Besitzer, der hünenhafte Stahlschlosser Schmidtke, stürmt hervor"
=> Woher stürmt er hervor? Auch hier fehlt eine Beschreibung die dem Leser ein Bild gibt. Schmidtke stürmt hier praktisch aus dem Nichts hervor. Und wozu schreibst du dazu, was sein Beruf ist? Ist das für irgendetwas wichtig?

"Klaus rennt ängstliche"
=> ängstlich - Und vor was hat er jetzt Angst? Schmidtke hat ihm bloß gedroht, dass es das nächste Mal Senge gibt. Die momentane Situation weist keine besondere Gefahr auf.

"Zehn Minuten später gelangt er in das einem dunklen, beschmutzten Felsen gleichende zwanzigstöckige Mehrfamilienhaus im märkischen Viertel, wo seine Mutter beim Lesen des neuen Schreibens von der Hausverwaltung mit der gestiegenen Miete über den zukünftigen Verbleib philosophiert."
=> Scheußlicher Satz. Was willst du eigentlich wirklich damit sagen? Versuche, dich klar und einfach auszudrücken.

"Klaus wirft die Landschnecken ins Aquarium, wo sie dann mit verschlossenen Augen und Fühlern nach Luft ringen."
=> Du meinst: mit geschlossenen Augen, oder?
=> Verschlossene Fühler? Was soll das heißen?
=> Und vermutlich ringen die Schnecken weder mit Augen noch Fühlern nach Luft.

=> Vermutlich wirst du denken: Chris weiß doch, was ich meine. Das weiß ich auch. Aber du schreibst nicht, was du meinst, und das ist das Problem.

"Der Junge entgegnet beschämt"
=> Warum ist er "beschämt"? Dem macht der Scheiß doch Spaß!

"Du hattest schon vor zwei Wochen Schnecken ins Aquarium geworfen"
"bewerbe dich"
=> So redet man doch nicht. Das klingt total künstlich, nicht echt. "Bewirb dich", nicht "bewerbe dich".

"Zeitungsausträger, wie dein Schulfreund Florian! Der ist irgendwie von hier weg gekommen und wohnt jetzt mit Familie in München!“
=> Vermutlich ist die Familie nach München gezogen und hat den Sohn mitgenommen, oder? Das hat also kaum was mit dem Zeitungsaustragen zu tun. Oder willst du wirklich behaupten, der Florian hätte mit Zeitungsaustragen so viel Geld verdient, dass er, der Siebzehnjährige, eine eigne Familie gegründet hat und mit der nach München gezogen ist?

"Der Junge meint eingeschüchtert"
=> Warum ist er "eingeschüchtert"? Die Mutter sagt nur: "Such dir 'nen Job", die droht ihm nicht mal mit 'ner Bratpfanne oder so. Weshalb sollte er davon eingeschüchtert sein?

Ich werde hier aufhören, denn da ist ja schon einiges zusammengekommen. Ich könnte aber fast jeden Satz hier kritisieren, Max. Und daher empfehle ich: Üben, üben, üben!

Grüße,
Chris

 

Hi Chris, ich habe den Text jetzt überarbeitet und Nebenschauplätze raus genommen. Ich hoffe, ihn kann man jetzt besser lesen und man ist gegruselt ... ich hätte ja echt nicht gedacht, dass da so viele Fehler drin sind und traurig, dass er vielen Leute nicht gefallen hat, oder zu flach ist.
Mein Roman hingegen ist teilweise schon lektoriert worden. Vielleicht mag ja doch jemand ihn sehen?

 

Hallo Max!

Ich würde nicht von "Fehlern" reden. Wenn es um "richtig" oder "falsch" ginge, müssten sich ja alle Schreiber bloß an ein Schreibfachbuch halten und würden sofort Bestseller produzieren.
Es gibt aber kein "richtig" oder "falsch", genausowenig, wie es so ein wundersames Schreibfachbuch gibt. Es gibt nur Ratgeber, Meinungen ...
Lass dich nicht unterkriegen, wenn Leute nicht gleich in Jubel ausbrechen, wenn sie einen von deinen Texten lesen. Wer ein Meisterschreiber werden will, muss nunmal viel lernen. Wir alle lernen.

Zurück zu deinem Text. Hast du dir Gedanken darüber gemacht, wen dein Text ansprechen soll? Leser, die Grusel mögen, vermutlich. Aber auch da gibt es ganz verschiedene Leser. Die einen mögen Trash, die anderen etwas intellektuell Anspruchsvolles. Und eine Menge Gruppen dazwischen.
Was für ein Stil gefällt dir? Wenn du ein schreiberisches Vorbild hast, sieh dir seine/ihre Texte an. Wie baut der Autor Sätze auf, wie beginnt er seinen Text, wie lesen sich die Dialoge ...

Deine Geschichte liest sich halt, als ständest du noch ganz am Anfang des Schreibens. (Auch wenn du schon hunderte Seiten an Text verfasst hast; es geht nun mal um mehr, als Wörter aneinanderzureihen.) Stilistisch ist der Text einfach nicht schön. Ich gebe dir noch mal einige Beispiele:

"Der jugendliche Klaus in seinem gelben Südwester schaut mit seinem hohlwangigen Gesicht auf den Boden – nicht niedergeschlagen, sondern, um etwas zu suchen. Plötzlich bückt der Braunhaarige mit der Pilzfrisur"
=> Hier versuchst du, möglichst viele Informationen zu Klaus an den Leser zu bringen. (So was nennen wir "Infodrop"; da werden halt einfach Infos in den Text geschmissen, ohne weitere Gedanken daran, ob sie da hin passen, ob sich das gut liest ...)
=> Hast du dich gefragt, ob der Leser diese Infos überhaupt braucht? Ist es z. B. wichtig, ob Klaus braue Haare hat? Würde sich irgendetwas an der Geschichte ändern, wenn Klaus blond wäre? Vermutlich nicht, oder? Braucht es all die Infos zu Klaus' Aussehen oder zu dem, was er anhat? Wenn nicht, warum schreibst du es da hin?

Jetzt kommt etwas, was dich vermutlich sehr frustrieren wird: Nicht jede Textänderung, die du nach einer Kritik einbaust, ist eine Textverbesserung. Du kannst auch das Gegenteil erreichen. (Dafür gibt es den Begriff "verschlimmbessern".)
Hierzu das Beispiel mit dem Zaun und den Hunden:
"Als der siebzehnjährige an einem langen, schwarzen Metallzaun vorbeikommt, springen aus dem dahinter liegenden Garten zwei große Schäferhunde mit ihren Pfoten an das Metall und kläffen den Jungen an."
=> Der Anfang ist besser als vorher. Du beschreibst den Zaun, so dass der Leser sich ein Bild machen kann. Auch ist nun klar, dass die Hunde hinter dem Zaun sind (aus Klaus' Sicht).
=> Aber dann baust du noch mehr Infos ein, unnötige Infos. (Wenn der Leser unnötige Infos erhält, bekommt der Leser das Gefühl, dass der Autor ihn für blöd hält.)
Warum schreibst du, dass die Hunde "mit ihren Pfoten" an den Zaun springen? Der Leser kann sich vorstellen, wie Hunde an einen Zaun springen. Das Bild ist bereits im Kopf des Lesers. Zusätzliche Infos bräuchte der Leser bloß, wenn die Hunde etwas machen würden, von dem der Leser eben kein Bild im Kopf hat. Wenn sie mit ihrem Hintern zuerst an den Zaun springen würden, oder so.

Zum Stil:
Du schreibst, als Klaus nach Hause geht: "er erspäht sein Wohnhaus und mäßigt seinen Schritt"
=> Tut mir leid, aber das ist echt pseudo-literarisch. Klaus ist ein normaler Junge in einer normalen Welt. Der sieht sein Haus und geht langsamer. Und genau so solltest du es auch hinschreiben. Versuche nicht, irgendwelche Worte/Ausdrücke einzubauen, die nicht zu deinem Stil passen. Das wirkt nicht großartig literarisch, sondern leider eher beknackt. Entschuldige meine klaren Worte, aber um die klaren Worte geht es mir. Schreib einfach und klar, das ist immer die beste Wahl!

Noch so ein Beispiel für absolut unnötige Info, beim Aquarium: "Doch das Becken ist viel zu tief, als dass sie sich bis nach oben strecken könnten."
=> Es wird wohl keinen einzigen Leser geben, der glauben würde, dass es so ein flaches Aquarium geben könnte, dass sich eine normale Schnecke, die am Grund dessen liegt, bis nach oben strecken könnte. Da wohl jedes Aquarium der Welt höher ist als fünf Zentimeter, ist das eine sehr, sehr überflüssige Info.

Was kann ich die raten, Max? Vermutlich nichts, was du hören willst.
Ich empfehle dir, noch einmal ganz von vorne anzufangen. Leg deine schon geschriebenen Texte in die Ecke. Vergiss sie vorerst.
Schreib einen Text über etwas, das du kennst. Drück dich ganz normal, in deiner eigenen Sprache aus. Vergiss alles andere. Schreib eine einfache, normale Geschichte. Darauf könnte man dann aufbauen.

Grüße,
Chris

 
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Ich klinge nicht so, als hätte ich angefangen, zu schreiben und da sind auch nicht nur Wörter aneinandergereiht! Als ob ich ein achtjähriger sei!
Stilistisch mag der Text für deinen Geschmack nicht schön sein - inhaltlich ist er umso besser: Ich zeige die Atmosphäre der Stadt, welche die Niedergeschlagenheit des Charakters unterstreicht, falls du das schon kennst. Stellenweise ist der Text autobiografisch. Die Handlung ist in sich logisch geschlossen.

Ich werde keinen anderen Autor kopieren! Das machen schon andere zur Genüge. Ich bin ich.

Natürlich gibt es da und hier ein paar Fehler, die jeder macht und - klar - es gibt kein allheilendes Fachbuch für literarische Schreiber, wie du schon sagst. Deswegen werde ich aber auf gar keinen Fall den Text in die Ecke legen! Leuten außerhalb des Forums hat die Geschichte gefallen und haben nicht mokiert, ob ich z.B. "erspähen" statt "schauen" geschrieben habe. Ich habe übrigens extra erspähen geschrieben, um Wortwiederholungen zu vermeiden, auch, wenn der Text wohl eher zu einem Jäger, statt zu einem Jungen passen würde. Ein normaler Junge ist Klaus übrigens nicht - der Typ ist ein völlig kranker Sadist. Er wird ja auch zum Jäger! Da finde ich die Beschreibung "erspähen" durchaus angebracht! Das mit den braunen Haaren habe ich auch absichtlich geschrieben, um dann später "Der Braunhaarige sagt..." zu schreiben, statt immer nur "Klaus sagt..." - Wortwiederholungsvermeidung! Trotzdem danke für eine Antwort.

 

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