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Thai Lucky Plant

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01.10.2002
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Thai Lucky Plant

„Sogar das Vogelhaus ist beleuchtet.“ Kai schaute mich lächelnd an. Das kleine Vogelhaus war mir zunächst nicht aufgefallen in dem Lichtermeer aus Kerzen, Lampions und Fackeln.
Es war unser erster Abend in Thailand. Wir saßen auf einer Terrasse, glücklich und satt und erst jetzt betrachtete ich meine Umgebung genauer. Da waren die mannshohen, dunklen Rhododendronbüsche, deren fahle Blüten erst im Licht der Lampions ihre Farbe verrieten. Manche waren rosa, andere von einem zarten Gelb wie mein Cocktail. Und nur weil in dem Vogelhaus ein Teelicht brannte, hatten wir es unter den darüber hängenden Ästen entdeckt. Es war, als wollte es sich verstecken.

„Da achtet jemand darauf, dass alle Vögel heim finden“, sagte Kai „und wir beide könnten auch etwas Ruhe gebrauchen“, wobei er meinen Arm herausfordernder streichelte. Das Vogelhaus war kunstvoll geschnitzt, eine Miniaturausgabe des Seaside-Resorts, sogar an die Terrassenbrüstung hatte man gedacht. Und doch war mir das Häuschen unheimlich und während ich in das dämmrige Loch starrte, kam mir für einen Moment der Gedanke, dass vielleicht andere Tiere darin hausten. Über uns spannten sich seidene, bonbonfarbene Schirme und in dem sternenlosen Himmel darüber lauerten vielleicht Fledermäuse, bereit zum Nachtflug.

Als wir in unserem Zimmer ankamen, standen die Fenster auf und warme, duftende Luft kam hinein. Auf den Kopfkissen lagen zu kunstvollen Tieren gefaltete Handtücher, zwei weiße Frotteeschwäne, die ich vorsichtig auf den Nachttisch legte. Eng an Kai gekuschelt, fiel ich bald in unruhigen Schlaf.

***

Stunden später saßen wir wieder auf der Terrasse. Bei Tag sah alles harmlos aus. Die Rhododendrenhecken spendeten Schatten und dazwischen konnte ich das Meer sehen. Ein kleiner Pfad führte am Felsen hinunter zum Strand. „Wo bleibt mein Kaffee?“ Im Gegensatz zu mir, hatte Kai keinen Urlaub und musste noch eine Geschäftsreise mit dem Leihwagen unternehmen. Er beobachtete eine junge Frau mit hüftlangem Zopf, die zunächst alle Tische abwischte und sich dann dem Vogelhäuschen zuwandte. „Jetzt wird tatsächlich noch das Vogelhaus geputzt.“ Kais gute Laune vom Vorabend war verflogen, ohne Frühstück fuhr er los.

Während ich auf meinen zweiten Tee wartete, schaute ich mir das Vogelhäuschen näher an. Im Wasserschälchen war kein Wasser. Wie kam man auf die Idee, Vögeln Cola in die Tränke zu schütten? Und warum war das Häuschen möbliert? Es sah wie eine Puppenstube aus, mit kleinen bemalten Tänzerinnen und einem Glaselefanten.

Kais Termin war überraschend schnell erledigt und am Nachmittag fuhren wir zu einem weiter entfernt liegenden Strand. Die Straße schien direkt in die Felsen gehauen, und zur Wasserseite ging es unbefestigt fünfzig Meter hinunter. Ab und zu kamen uns Wagen entgegen und ich wunderte mich über das viele Hupen, als würde jedes Vogelhaus einzeln begrüßt. Am Strand war es ruhig und abends schlenderten wir über die Promenade. Leute stiegen aus blumengeschmückten Rikschas, Pärchen saßen verliebt beieinander und Kai nahm zärtlich meine Hand. Bald fiel mir auf, dass es noch weitere merkwürdige Vogelhäuser gab. Die meisten standen auf Pfählen, es gab kleine und große, manche waren lackiert und aufwendig gestaltet, andere sahen aus, als kämen sie als Serienmodell direkt aus dem Baumarkt. Mich wunderte, dass man viel für die Vögel tat, dabei hatte ich noch keinen einzigen gesehen.

Kai konnte meine Faszination nicht teilen und schlug vor, allein etwas zu trinken, damit ich in Ruhe fotografieren konnte. Zunächst war ich enttäuscht, aber dann ließ ich mich tiefer ins Getümmel treiben. Ich hatte fünfundzwanzig Häuschen fotografiert, als ich einen richtigen Vogelpalast entdeckte. Er war aus Marmor und zwei Meter hoch. Es gab Säulengänge und Türmchen, kleine Balkone und einen winzigen Springbrunnen. Ich fragte den livrierten Boy, der in der Nähe des Hoteleingangs stand, warum das Häuschen so groß war. Er schaute mich lächelnd an, doch seine Augen blickten ernst. „Madame, das lag an den vielen Unglücken, während das Hotel gebaut wurde.“ Was für Unglücke, wollte ich fragen, da tauchte Kai unvermittelt hinter mir auf und zog mich davon. Warum war er mir gefolgt? Und wie hatte er mich so rasch finden können? „Glaub nicht alles, was man dir sagt“, fauchte er mich an. „Natürlich ist das Haus so groß, weil das Hotel so riesig ist!“


***

Als wir später in unserem Hotel ankamen, war unser Tisch besetzt und ich sah Kai an, dass er am liebsten direkt aufs Zimmer gehen wollte.
„Hast du keinen Hunger?“, fragte ich ihn aufmunternd und er schüttelte mürrisch den Kopf; doch der Anblick des gegrillten Fischs auf den Tellern des älteren Ehepaars, das auf unseren Plätzen saß, stimmte ihn um. Sie waren beide Anfang sechzig und luden uns ein, ihnen Gesellschaft zu leisten. Das freute mich, die beiden wirkten nett und die Tiefe ihrer Bräune ließ darauf schließen, dass sie schon viele Wochen hier waren. Endlich konnte ich alle Fragen loswerden.

„Was hat es mit den Vogelhäusern auf sich?“ fragte ich gleich ohne Umschweife. Mir war egal, für wie naiv man mich hielt. Immerhin hatte ich wie Kai kaum Zeit gehabt, mich auf Thailand vorzubereiten. Kais Arbeitgeber war diesmal besonders spontan gewesen.
„Sie meinen wohl die Geisterhäuschen“, erwiderte der Mann lächelnd, als amüsierte ihn meine Frage. „Wenn immer ein neues Haus gebaut wird, glaubt man hier, dass dem Chao Thi, dem Erdgeist, sein Haus weggenommen wird.“
„Und dann muss man ihm wohl einen Ersatzwohnsitz anbieten, damit er Ruhe gibt“, warf Kai spöttisch ein.
„Ihr Mann hat ganz Recht “, mischte sich die Frau ins Gespräch. Sie hieß Eva und sah mit ihren dichten, halblangen Haaren umwerfend attraktiv aus. „Der Geisterglaube ist noch weit verbreitet und vor den Bauarbeiten lässt man den Dorf-Schamanen kommen, damit er den Platz für das Geisterhäuschen bestimmt .“
Ich hörte gebannt zu, Kai stand auf, bat um Entschuldigung und zog sich zurück, er hasste Aberglauben. Eine halbe Stunde später folgte ich ihm, ich schämte mich für unsere mangelnde Reisevorbereitung, die Eva gar nicht nachvollziehen konnte. Aber sie kannte auch nicht Kais Arbeitgeber. Und ich hatte vorher anderes zu tun, als alles richtig nach zu googlen. Und Evas Ratschläge halfen mir erst einmal weiter, bis ich das nächste Internetcafé fand.
Am nächsten Morgen wollte ich ein Blumenkränzchen an Kais Außenspiegel befestigen, wie es die Einheimischen taten. Auch wenn ich nicht an solche Dinge glaubte, war ich lieber vorsichtig.

Als ich das Zimmer betrat, war Kai eingeschlafen. Gern hätte ich noch gelesen, aber ich wollte Kai nicht wecken. Da fiel mir die Kamera ein und ich nahm sie mit ins Bett. Eingekuschelt in das dünne Laken, betrachtete ich auf dem winzigen Display meine Ausbeute. Im Dunkeln des Zimmers wirkten die Geisterhäuschen unheimlich, vor allem in der Vergrößerung.

***

Während Kai und ich uns zum Abschied am nächsten Morgen küssten, ein eher ökonomischer Kuss, fiel sein Blick auf das Kränzchen, das ich gekauft hatte, während er duschte. Eigentlich hatte ich eins basteln wollen, aber ich wollte nicht die Rhododendronblüten aus der Hotelanlage pflücken, wo ich ständig das Gefühl hatte, belauert zu werden.

Kais Reaktion überraschte mich nicht, fiel jedoch heftiger aus als erwartet.
„Musst du jetzt auch noch mit dem Aberglauben anfangen?“
Unangemessen grob riss er das Kränzchen vom Außenspiegel; wie Konfetti rieselten orangefarbenen Blüten auf den Boden. „Das kann ich dem Kunden nicht zumuten!“
Ich fragte mich, was mit Kai los war. Sonst war er eher besonnen.
Unser kleiner Streit konnte sich nicht weiter entfachen, weil Kai etwas im Zimmer vergessen hatte. Und während er ins Hotel verschwand, alles an ihm in ungewohntem Aufruhr, was mich amüsierte, nutzte ich die Gelegenheit, den Talisman unauffälliger zu platzieren. Mein Unbehagen vom Vorabend war noch da und es verstärkte sich, als ich Blicke im Rücken spürte, doch als ich mich umdrehte, war niemand da.

Ich verbrachte den Tag allein. Die Leute waren freundlicher zu mir, seitdem Kai losgefahren war. Fast hätte man meinen können, er hätte sie mit etwas geärgert.
Am späten Nachmittag trank ich wie meist meinen Tee auf der Terrasse.
„Möchten Sie mitkommen?“, fragte mich Eva, meine neue Bekannte vom Vorabend, „wir machen einen kleinen Ausflug.“
Froh über das verlockende Angebot schloss ich mich an und saß kurz darauf im Leihauto. Horst, ihr Mann, fuhr schweigend los. Die Besichtigung eines nahegelegenen Tempels lenkte mich ab. Zunächst, denn Kai wollte gegen Mittag zurück sein.
„ So sind die Männer, leicht abzulenken, gerade im Ausland“, sagte Eva und lächelte aufmunternd. Sicherlich hatte Kai unterwegs etwas entdeckt. Eine zweite Sache, bei der mein flotter Kai gern trödelte. Und ich tat es genauso, wenn auch nicht allein. Und auf dem Rückweg, etwa fünfzehn Kilometer vor unserem Hotel, gab es etwas, das nicht nur mein Fotografenherz höher schlagen ließ. An einer schwer einsehbaren Kurve stand neben der Straße ein ganzer Wald von Geisterhäuschen. Auch Horst, sonst eher einsilbig, suchte fieberhaft nach der nächsten Parkgelegenheit.

Die Nikon schwang auf seinem Bauch, er hatte es eilig, noch vor mir da zu sein. Eva sagte, dass es an dieser Stelle viele Unfälle gegeben hätte.
„Oder vielleicht ist es der Ort eines Verbrechens“, kam es von vorn. Dunkle Palmwedel erhoben sich über der Stadt aus Geisterhäuschen, dahinter lag dickichtartiger Wald. Horst scherzte, doch ich fragte mich, ob jedes Häuschen für ein Unfallopfer stände. Wie bei uns Kreuze oder frische Blumen am Straßenrand. Auch hier gab es Blumen, manche hingen als Girlanden von Dächern oder kleinen Brüstungen.

„Vielleicht ist nie etwas passiert“, sagte Eva nachdenklich, „und die Geisterhäuschen dienen nur zur Vorbeugung.“ In der Tat schienen die Thais umsichtig zu fahren.
Aus der Nähe sahen die Häuschen noch pittoresker aus. Sie standen auf bunten, meist weißen Pfählen und jedes Häuschen umgab eine kleine, umlaufende Terrasse; wie auf einem Tablett drängten sich Vasen, Glastiere und Obst. Wer kam hier hin, fragte ich mich beim Anblick eines Tellers mit frischen Bananen. In einem anderen Häuschen, das schreiend pink angestrichen war, entdeckte ich einen winzigen Fernseher und als ich mich bückte, um ihn genauer zu betrachten, fröstelte es mich; Evas Hand auf meinem Arm war kühler als gedacht.
“Ihr Mann ist … etwas überraschend, wenn ich das so sagen darf, mein Mann war auch oft eilig, meist voreilig, aber dann -“ Ich fragte mich, was Eva mir sagen wollte, ihr Ton klang warnend und warum wählte sie die Vergangenheitsform, da rief Kai an.
Er käme später, es hätte einen kleinen Unfall gegeben.
„Ein Unfall“, wiederholte ich entsetzt und Eva schaute mich besorgt an.
„Nein, nein, Schatz“, beruhigte mich Kai, „nicht ich.“ Auch wenn der Unfall seinen Kunden betraf, bedrückten mich seine Worte, als zögen drohende Wolken am Himmel auf und die hübschen Häuschen wirkten fahler, fast unheimlich.

***

Zum Abendbrot war Kai noch nicht zurück. Von der Terrasse aus beobachtete ich, wie sich ein paar Jungen, alle ungefähr zehn Jahre alt, etwas zuwarfen. Vielleicht war es eine Frisbeescheibe, die sie von einem der Farangs geschenkt bekommen hatten. Ein Junge sah zu mir hin, in seiner Hand sah ich etwas glitzern, vielleicht war es ein Messer, aber er steckte es schnell in seine Hosentasche, als er mich bemerkte. Aus großen, dunklen Kinderaugen schaute er mich ernst an, lauernd wie das Hotelpersonal am Morgen. Nicht feindselig, aber es war, als wüsste er etwas. Und ich erkannte auch etwas und der orangefarbene Gegenstand, den sich die Kinder im schwindenden Licht zuwarfen, war keine Frisbeescheibe, sondern ein dicht geknüpftes Blumenkränzchen.

Eins, wie ich am Morgen an Kais Auto gesteckt hatte. Vielleicht hatte er es beim schnellen Losfahren verloren. Oder die Kinder hatten es gefunden. Oder gestohlen.
Ich lief zu ihnen hin, erschreckt stoben sie davon und ließen das Kränzchen fallen und nun war es an mir, mich zu erschrecken: Inmitten der verwelkten orangefarbenen Blüten steckte eine filigrane, rote Kugelblüte, unversehrt von Spiel und Hitze, eine Thai Lucky Plant, wie der Blumenverkäufer am Morgen erklärte, nachdem er sie ungefragt in mein Kränzchen hineingeflochten hatte. Ist es für Ihren Mann? Sie werden viel Glück brauchen.

„Was war denn los?“, fragte mich Eva, die alles von ihrem Tisch aus beobachtet hatte. Ich konnte es nicht erklären und Horst betrachtete mich noch skeptischer. Unser gemeinsamer kleiner Ausflug war nicht einmal zwei Stunden her, dazwischen besorgtes Warten und ein harmloser Wortwechsel zwischen Horst und dem Kellner, und doch schaute er mich so anklagend an, als hätte ich ihm nicht nur den Abend, sondern auch den Rest seines Urlaubs verdorben.
Nimm es nicht so wichtig, schien Evas Blick zu bedeuten, Männer mögen es nicht, wenn man sich Sorgen macht.

Als Horst ins Haus verschwand, flüsterte Eva: „Was möchtest du mit der Blutblume?“
„Blutblume? Du meinst wohl die Thai Lucky Plant“, entgegnete ich. „ Eigentlich sollte sie mir Glück bringen, aber Kai ist immer noch nicht da.“
„Vielleicht solltest du froh sein", sagte Eva.
„Warum denn das?“, fragte ich entgeistert.
„Du kennst deinen Kai nicht “, sagte sie mit einem Tonfall, der Ungutes verhieß und flüsterte: „Horst könnte dir etwas erzählen. Etwas, womit du nie gerechnet hättest.“
„Das kann er gleich tun, wenn er wieder da ist“, sagte ich ruhig. Wie hatte ich glauben können, dass Eva eine nette Urlaubsbekanntschaft wäre, ihre halblangen Haare erschienen mir jetzt lehrerinhaft und Horst war nichts als ein Besserwisser, der davon ablenkte, dass er nur billig überwinterte.

Demonstrativ stand ich auf und setzte mich an einen anderen Tisch, möglichst weit weg. Leider auch außer Sichtweite des Kellners, bei dem ich mir einen Swimmingpool bestellen wollte, den ersten des Abends, ich wollte mich betrinken, bis Kai wieder da war. Und dann würde er mich gleich nach oben in unser Zimmer führen. Der Kellner hatte mich beobachtet, doch er tat so, als wäre ich Luft. Ab und zu kamen die kleinen Jungen, die Kais Kränzchen gestohlen hatten, und lehnten im Türrahmen. Der kleinste, der eine für sein Alter sehr rauhe Stimme hatte, zeigte mit dem Finger auf mich, dabei waren die Thais sonst immer auf Höflichkeit bedacht. Die Frau mit dem langen Zopf, die seine Mutter zu sein schien, war nicht da, sie hätte ihn zur Räson gebracht, mit zarten, aber bestimmten Gesten. Ich wunderte mich, wo sie war, und stellte mir ihren wunderschönen Zopf vor, in den eine Glassteinkette geflochten war, in dem gleichen satten Orange wie das Blumenkränzchen. Vielleicht hatte ich die Jungs mit meiner kleinen Verfolgungsjagd zu sehr erschreckt. Wie richtig ich mit dieser Theorie lag, bemerkte ich, als der Kellner mit unhöflich schnellen Schritten auf mich zukam.

Im Gegensatz zu Kais verhandlungssicherem Englisch verstand ich nur Bruchstücke.
The boys were only 10 years old. Wie ich schon selbst vermutete. How did you dare. Und der kleinste Junge grinste böse.
Als wäre ich nicht schon genug blamiert, alle sahen zu mir hin, kam Horst an meinen Tisch. Und wiederholte und übersetzte alles. Nicht nur für mich. Wie hätte ich den armen Jungen so ärgern können. Aus naiver, europäischer Egozentrik.
Was mein Kai getan haben sollte, übertraf die an mich gerichteten Vorwürfe um ein Vielfaches und jeder Gast schien mit dem Kopf zu schütteln. Dabei hörte ich nur Englisch um mich herum. Kai habe sich doch tatsächlich am Obstteller des Geisterhäuschens bedient und eine Banane gestohlen. Eine kalte, in Teig eingewickelte Banane und es gipfelte in der Beschuldigung, er hätte ein Handtuchtier in eindeutiger Weise umgefaltet.
„Aber in dem Kränzchen steckte doch eine thai lucky plant“, versuchte ich Horst mit Logik zu überzeugen.
„Die sind hier sehr lucky, wenn sie ahnungslosen Mädchen noch etwas extra verkaufen.“
Die glühendrote Blume leuchtete wie eine Wunderkerze in meiner Hand.
Sie werden viel Glück brauchen.
Das klang nicht wie ein besonders geschickter Verkaufsslogan.

Ein Geisterhäuschendiebstahl. Wie lächerlich. Als würde es die Geister interessieren. Oder die Hotelangestellten. Hatte ich doch einen von ihnen beobachtet, wie er sich eine Flasche Scotch „auslieh“. Aber vielleicht waren die Geister mit Touristen weniger nachsichtig. Vielleicht setzte sich die allgegenwärtige Ungleichbehandlung, auch der Tempeleintritt war für Farangs um ein Vielfaches teurer, wie ich bei dem Ausflug mit Eva und Horst feststellen musste, überall fort. Auch auf der Geisterebene.

***

Und in diese Überlegungen hinein, erhob sich der Tumult. Eine vielversprechende Geschichte von einem mysteriösen Unfall, der meinen „Vorfall“ zügig unter sich begrub. Wie ich zunächst glaubte. Und ich erschrak, als man mich wieder ansah. Als hätte ich auch mit dieser Sache etwas zu tun. Diesmal waren die Blicke mitfühlender, was mir keinesfalls weniger unangenehm war. Und doch war ich genauso angespannt, genauso nervös wie die anderen.
Diese Sache war einfach. Ein Deutscher und eine Thai.
Und sie waren – wie schon viele vor ihnen – gegen das Zweimetergeisterhaus gefahren.
Es gab nur eins in der Nähe.
Das war dort, wo Kai mich am zweiten Abend fortgezogen hatte, vor dem mit roten Teppichen gesäumten Hotel, wo es livrierte Boys gab.
Ich sah den Marmor, all die kühle Pracht wieder vor mir.
Vielleicht hatte es keine Unfälle während der Bauzeit gegeben. Sondern später. Immerhin stand das Ding vorn an der Straße. Im dichtesten Gewühl.

Was war mit dem Paar passiert? Die Frage wurde eifrig, aber nicht abschließend diskutiert. Schrammen auf dem Marmor.
Waren sie tot? Im Krankenhaus? Auf jeden Fall war man sich einig, dass sie ein Liebespaar waren.
Ein deutscher Manager und eine Hotelangestellte.
Warum schauten alle mich an?
Selbst Horst und Eva. Dabei wussten sie doch genau, wo wir um siebzehn Uhr gewesen waren. In der Geisterstadt. Im Geisterhäuschenwald. Und Kai hatte selbst von einem Unfall gesprochen.
Es war nicht er, wollte ich schreien. Es war sein Kunde.
Oft hatten die Kunden etwas mit Thais. Kai hatte oft davon erzählt, manchmal mit so unschönen, eindringlichen Details, als wäre er selbst dabei gewesen.
Auch wenn man etwas dagegen hatte, dass sich Paare in der Öffentlichkeit küssten oder Händchen hielten (auch Kai entzog mir oft die Hand), so war man durchaus einverstanden, wenn damit höhere Ziele verfolgt wurden, Collegegebühren bezahlt oder ein neues Auto gekauft werden konnte.

Der Kellner kam jetzt zu mir. Ein Swimmingpool. Auf Kosten des Hauses. Als sähe er ein, dass ich Trost brauchte. Ich trank hastig. Und das böse Kind brachte mir ein weiteres Glas. Und später ein drittes und ein viertes. Als wollte es sich entschuldigen. Später gab der Kellner zu, die Kinder hätten tatsächlich mein Kränzchen genommen. Es hätte jedoch schon vorher auf dem Boden gelegen.

***

Nach oben in mein Zimmer schaffte ich es kaum, Nachtluft kam mir entgegen, die Fenster waren wieder offen. Was hätte man alles stehlen können! Oder vielleicht war jemand eingestiegen?
Ich streckte mich auf dem Bett aus. Zu betrunken, um nervös zu sein. Ich nahm eins der Handtuchtiere, was sollte man schon daraus falten können? Besonders, wenn man so schöne und so ungeschickte Hände wie Kai hatte, die nur Blackberrys und gewisse Zonen sicher bedienen konnten, wie ich behaglich feststellte, und hoffte, dass Kai bald zurück kam. Vor allem hoffte ich, dass er gewisse Zonen nicht ausweitete. Die letzten Gerüchte hatten mich doch beunruhigt.

Konnte seine sportlichbraune Hand mit der teuren Carrera am Handgelenk, nicht nur flugs eine Banane aus einem Vogelhäuschen entwenden und unbemerkt in den hungrigen Mund stopfen, sondern ebenso heimlich über den glänzendschwarzen Zopf einer Thai streichen, einer Kellnerin von der Frühstücksterrasse, und nicht nur über ihre verführerischen, meterlangen Haare?
Das erklärte, warum der Junge so böse auf mich war. Ich war die Freundin seines Feindes. Der ihm seine Mutter wegnahm. Eine Theorie, an die ich nicht einmal selbst glaubte. Andererseits hatte Kai tatsächlich besonders lang geduscht und im Grunde sich nicht für das Vogelhäuschen interessiert. Sondern nur für die anmutige Rückenansicht der Frau, die Cola in ein Schälchen goss.
Es war nicht sein erster Besuch hier. Hier, in diesem Hotel. Horst hatte sich genüsslich an meinem erstaunten Blick geweidet. Der Kellner habe ihm das gesteckt. Ich sah alles mit anderen Augen, unseren ersten Abend, unser erstes Frühstück. Und Eva hatte nicht aus Freundlichkeit gefragt, ob ich Lust auf einen Ausflug hätte. Nur aus wissendem Mitleid. Alles war so desillusionierend, dass ich ablehnte, daran zu glauben. Und Kai würde nie etwas mit einer Kellnerin anfangen. Obwohl manche Studentinnen waren. Aber warum hätte er mich mitnehmen sollen? Das war meine Kernfrage. Allein in Thailand wäre es doch viel einfacher, kleinen Abenteuern nach zu gehen. Nicht nur die Geschichte mit der Banane klang erfunden.

Ich würde im Bett liegen, er würde mich überraschen. Ich träumte von Vögeln, die mit riesigen Schwingen ins Zimmer flogen, in die nächtliche Dunkelheit zwischen Schränken und Tisch und mitnahmen, was sie vorfanden. Schmuck, Geld, Kreditkarten.
Ich fiel in einen unruhigen Schlaf und es war nicht Kai, der mich am nächsten Morgen wachküsste, sondern ein wüstes Hämmern gegen die Tür, das mich weckte. Noch ganz benommen, wunderte ich mich, wer mir gegenüber stand.
Der Mann war freundlich, keiner der üblichen Hotelangestellten, er konnte sogar etwas Deutsch. Das überraschte mich am meisten. Er stellte sich mit Yai vor. Vielleicht war es der Hotelmanager.
Er gehörte zur Touristenpolizei. Für einen Polizisten sah er zu jung aus.
Und von einer Touristenpolizei hatte ich noch nie gehört.
Aber es stimmte. Und erst als ich seinen Ausweis sah, überfiel mich die Angst. Mein Herz flatterte wie bei einem gejagten, kleinen Vogel, schnell, heftig und ich musste sehr blass ausgesehen haben.
Kai. Hatte man ihn gefunden? War er tot? War er verletzt? Lag er im Krankenhaus? Wann konnte ich ihn besuchen? Und ich merkte, wie sauer ich auf ihn wurde.
Horst hatte die Hotelleitung verständigt und diese die Polizei. Man wollte, dass jeder Gast sich wohlfühlt und es kam viel schneller jemand, als zuhause.
Ein Unfall?
Es gibt viele Unfälle.

Sein Kalender?
Nein, den hatte er natürlich mitgenommen. Ich dachte an Kais umständlichen Organizer. Obwohl er mir sonst kaum etwas von seinem Job erzählte, hatte er diesmal einen Namen erwähnt. Der Mann hieß Jones. Kai hatte sich über ihn geärgert, er mache alles komplizierter als notwendig. Ansonsten war Jones für mich gesichts- und alterslos geblieben. Ich wusste weder was er machte, noch wo er wohnte. Doch ich war froh, dem Polizisten, wenigstens etwas nennen zu können. Wenigstens ein Name.
Aber Yai kannte ihn schon. Für einen kleinen Touristenpolizist war er ungeheuer clever. Wie hatte er das nur herausfinden können? Mehr noch: Er hatte diesen Jones sogar schon aufgesucht! Ich konnte es kaum glauben.
" Ihr Mann hat sich tatsächlich mit ihm getroffen", sagte der junge Polizist und schaute mich besorgt an. "Es gab auch den Unfall." Er zögerte und ich fragte mich, mit welch Unannehmlichkeiten er mich noch überraschen wollte.
"Nur war der Unfall schon Tage vorher gewesen."
Ich erschrak, damit hatte ich nicht gerechnet.
Aber immerhin konnte mir Yai versichern, dass es sich bei dem Mann, der mit seiner Thaifreundin in den Vogelpalast gerast war, nicht um Kai gehandelt hätte. Natürlich nicht.

Dass Einzige, was ich hätte aushändigen können, wäre Kais Digitalkamera gewesen, mit der meist ich fotografiert hatte. Alles andere - Laptop, Handy, Brieftasche war fort. Mit Kai fort. Im Zimmer hingen nur noch ein paar Anzüge, die von irgendeinem Hotelgast hätten stammen können.
Ich verschwieg Yai die Kamera. Vielleicht hätte man die Geisterhäuschen nicht fotografieren dürfen.
Man ließ mich allein.
Ich ahnte, dass Eva bei mir vorbeischauen würde.
Aber vorher würde ich nach Deutschland telefonieren. Mit Kais Arbeitgeber.
Es war, wie ich vermutet hatte.
Es gab keine Geschäftsreise. Aber die Geschichte, an die alle glaubten, war mir zu einfach. Es gab mehrere Versionen, die jedoch in einem Punkt übereinstimmten: Kai und die Schöne mit dem Zopf waren ein Liebespaar und nach Horsts Theorie nicht einmal ein heimliches. Während ich das Zimmer verzweifelt nach Anhaltspunkten durchsuchte, dachte ich darüber nach, ob Kai sich tatsächlich vor mir verstecken könnte. Irgendwo, in einem fremden Hotel. Aber wozu? In einer anderen Variante war er tot, ein besonders tragischer Unfall nach einem romantischen Date. Ich fragte mich, was Yai in den nächsten Tagen noch herausfinden würde, wenn er noch etwas herausfinden konnte. Solange man keine Leiche fand, galt Kai weiterhin als vermisst. Und nach der Vorgeschichte nicht einmal als vermisst.
Unser Zimmer war nur bis zum Ende der Woche bezahlt.
Zum Glück fand ich die Flugtickets.

***

Es war, als wäre alles in mir tot und vielleicht schaute ich mir deshalb zuhause am liebsten die Fotos vom Friedhof an. Vom Vogelfriedhof. So nannte ich die Geisterhäuschenstadt mittlerweile. Es hatte dort tatsächlich Vögel gegeben. Kleine, lautlose Vögelchen, die in den Tränken nichts finden konnten, was für einen Vogel gesund und lecker war.
Vieles wirkte verändert, als hätten die Fotos ein Eigenleben entwickelt. Das rosafarbene Häuschen war schmutziger und auf dem winzigen Fernseher war ein Bild zu sehen, das vorher nicht da gewesen war; ein Vampir biss in den zarten Hals eines Mädchens; die Ma-Deers und Ngors träumten vom selben Teenieglück wie Europäerinnen. Und doch war der Biss unheimlich.

Die hübschen Blumen welkten und es hingen in den Zweigen tatsächlich Dinge, die ich vorher für Auswüchse von Horsts schmutzigster Phantasie gehalten hätte. Ich fragte mich, wie die Pärchen es taten, die Häuschen standen so dicht neben einander, dass selbst für die zierlichsten Thais kein Platz war, allenfalls im Stehen. Und zumindest drückten auch hier die Geister ein Auge zu. Immerhin wurde man hier etwas weniger beobachtet, als in den Hotels oder auf der Straße.
Schleifen wehten im Wind. Manche Mädchen vergaßen hier mehr als nur ein paar bunte Haarspangen. Am meisten wunderte ich mich, dass es zwischen den Opfergaben – meist Bananen, Blumen, Tiere aus Holz und Glas – auch Schmuck gab, Ringe, Armbänder, Perlenketten. Als brächten diebische Elstern glitzernde Schätze heim, um ihre Häuschen zu schmücken.

Und Bettler hätten sie schon längst mitgenommen, auch das Essen, wenn es nicht so weit gewesen wäre. Ich erinnerte mich, dass Kai gesagt hatte, dass die Hotelangestellten manchmal zu Fuß kamen oder mit dem Fahrrad, trotz der bunten Busse, die überall zu sehen waren.

Was, wenn die Schöne mit dem Zopf vorbei gekommen wäre, Kai hätte sie mitgenommen. I give you a lift, eine unschuldige Mitfahrgelegenheit zum gemeinsamen Hotel.
Und es überraschte mich nicht, als ich inmitten all der Pracht, der orangefarbenen Blumengirlanden, der Kerzen und es war mir sogar, als könnte ich wieder den fremden Duft der Räucherstäbchen riechen, zwei ineinander verschlungene, vertraute Gegenstände sah, vertrauter als mir lieb war. Schlangengleich wand sich eine Glassteinkette um das luxuriöse Armband einer Uhr. Orangefarbene Steinchen, die in fernem Spätnachmittagslicht noch verführerischer glänzten als im Morgenlicht. Zartes Leder, das sich vorher an goldene Härchen geschmiegt hatte. Und ich war nicht sicher, ob die Perlenschlange, die Carrera würgte oder zum Liebesspiel aufforderte. Vielleicht war alles anders und die Schöne hatte geglaubt, sich gegen Kai verteidigen zu müssen. Gegen meinen Kai. Er war nie grob, geschweige denn gewalttätig gewesen.
Glassteinkette und Uhr. Auf jeden Fall fragte ich mich, wer - Vögel oder Geister - seine Hände, beziehungsweise Schwingen im Spiel gehabt und diesen grausamen Streich ausgedacht hatte. Denn um etwas anderes konnte es sich nicht handeln.

 

Hallo petdays

Der einführende Text liest sich angenehm. Störend nahm ich aber den Zeitrahmen wahr, den du hier in wenigen Absätzen abwickelst. Abend, Morgen, Nachmittag und wieder Abend, dabei geht es vorwiegend darum das vermeintliche Vogelhäuschen atmosphärisch darzustellen. Auch ist es mir zu sprunghaft, wenn Kai als geschäftlich gestresst dargestellt wird, eine Zeile weiter aber bereits Zeit für den Nachmittagsspaziergang hat. Eine Kurzgeschichte darf durchaus hinführend sein, auf das kommende Geschehen, aber im Wesentlichen sollte sie schon zu Beginn konzentriert sein.

Ich hörte gebannt zu, Kai stand bald auf, um sich zu entschuldigen, er hasste Aberglauben.

Diese Aussage ist m. E. nicht korrekt. Kai bittet um Entschuldigung, dass er sich zurückzieht, da ihm Aberglauben zuwider ist.

ein eher ökonomischer Kuss,

Dies dünkt mich nicht die glückliche Wortwahl, besser vielleicht flüchtiger Kuss.

„Musst jetzt auch noch du mit dem Aberglauben anfangen?“,

Ich würde das du nach musst verschieben, liest sich flüssiger.

Das Thema war an sich nett, doch fehlte mir schon etwas, das es für diese Rubrik ausgezeichnet hätte. Allein Kais Verschwinden oder die den Göttern gewidmeten Häuschen machen es nicht aus. Vom Thema her würde sich dabei gut etwas Gruseliges oder Absonderliches einbinden lassen. Allerdings könnte es auch etwas Straffung ertragen, teilweise kam mir der Text wie ein Geplänkel vor.

Also wenn du daran nochmals feilst, liesse es sich schon in die themengerechte Fassung bringen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

Herzlichen Dank fürs kritische Lesen und deine Anmerkungen, die ich gleich eingebaut habe. Auch habe ich den Anfang eingekürzt und hoffe, dass es jetzt besser ist.

schöne Grüße Petdays

 
Zuletzt bearbeitet:

Wie konnte ich ahnen, dass Anakreon Urlaub hätt' und ich mal erster wäre und wie

kam man auf die Idee, Vögeln Cola in die Tränke zu schütten –
schon der Gedanke ist mir Horror!, ist doch schon Anakreon ertappt, den Horror nicht allzu ernst zu nehmen, und nun dies,

liebe petdays,

und ich hab die Geschichte(n) auch noch mit Vergnügen gelesen, obwohl ich alles andere als ein Freund des Horrors bin, wohlwissend, dass man dem alltäglichen Horror - wie Weihnachten und Urlaub - selten entkommen kann. Vor allem tut diese Geschichte doch gegenüberm Feuerzeug wohl! Dass gelegentlich Fehler / Schnitzer bei sechs Seiten Manuskript, engzeilig und 12 pt. TNR (Cicero) auftreten, ist wahrscheinlicher als der gegenteilige Fall. Und es ist eine gelungene Geschichte, wie ich finde, mit feiner Ironie, ob nun damals (vorherige Fassung), also zuvor

…, ein eher ökonomischer Kuss, …
oder wie jetzt der eher flüchtige, der allerdings einen Hauch von Rationalitätsprinzip & somit Ironie verliert, und
Unser kleiner Streit konnte sich nicht weiter entfachen, …
was bei mir den Gleichklang entfachen - entfalten auslöst, u. a., die selbst vor religiösen und philosophischen Problemen nicht zurückschreckt
Auch wenn ich nicht an solche Dinge glaubte, war ich lieber vorsichtig –
Deine Icherzählerin also Blaise Pascal anhängt (wahrscheinlich ohne es zu wissen), der ja die Wahrscheinlichkeitsrechnung auch in Angelgenheiten des Glaubens anwendete.

Ein Komma zu viel wäre denn auch einmal relativ kommentarlos anzuzeigen

… und ich wunderte mich[…] über das viele Hupen.
das man anschließend einem andern Satz überlassen kann
Was für Unglücke[,] wollte ich fragen, da tauchte Kai …
oder auch hier
Ab und zu kamen die kleinen Jungs, die Kais Kränzchen gestohlen hatten[,] und lehnten im Türrahmen.
- Eingeschoben Frage: Jungs? Ja, so sacht man woll.

Ich wunderte mich, wo sie war[,] und stellte mir ihren wunderschönen Zopf vor

„Möchten Sie mitkommen[?]“, fragte mich Eva, …
Und
Was hätte man alles stehlen können. Oder vielleicht war jemand eingestiegen.
Ausrufe- und Fragezeichen kleideten die Sätze etwas hübscher …

Eher nachlassender Konzentration und zunehmender Flüchtigkeit bei einem derart langen Text zuzuschreiben, zum ersten ein abhandengekommenes Genitiv-s

„Oder vielleicht ist es der Ort eines Verbrechen“, kam es von vorn.

Eine Leerstelle ist dann entbehrlich
„ Vielleicht solltest du froh sein, …
und beißen ist gar nicht mehr so einfach
…, wie ein Vampir in den zarten Hals eines jungen Mädchens biß.
biss

Bisschen zu Formulierungen

…, aber ich wollte nicht die Rhododendronblüten aus der Hotelanlage pflücken, wo ich ständig das Gefühl hatte, vom Personal höflich lächelnd belauert zu werden.
Vielleicht genauer statt des „wo“ ein „wobei“.

Eine Neigung zu Wortzusammenfügungen (wie dieses hier), deren Inhalt auch eleganter ausgedrückt werden kann, statt

Dunkle Palmwedel erhoben sich über der Geisterhäuschenstadt, dahinter lag dickichtartiger Wald
vielleicht
Dunkle Palmwedel erhoben sich über der [Stadt aus/der Geisterhäuschen], dahinter lag dickicht[…]er Wald.
Weiter unten taucht der Begriff „Geisterstadt“ auf …

Ich weiß, was Du sagen willst, aber die Neuschöpfung ist eher Misslungen. Was bedeutet

lehrerinhaft?
Ist oder sind da ein oder mehr Lehrer in Haft?
Lehrerin[nen]haft
wiederum klingt arg konstruiert, obwohl es dem eher unauffälligen
ältlich..
beim Manne wie der Jungfer korespondiert. Im Augenblick fällt mir aber auch nix besseres – außer dem Korrekturvorschlag – ein.

Die Ma-Deers und Ngors träumten vom selben Glück wie in Europa.
Besser „wie Europa“ (die ja auch noch eine vorderasiatische Schönheit war) oder „Europäer“.

Eine Formulierung ist durch eine Redensart misslungen, oder wären Vögel wieder zu Echsen geworden?

… Vögel … - seine Hände im Spiel … hatte,

Wohltuend vor allem die Verbannung der würde-Konstruktionen (gegen Ende setzen sie sich einmal durch). Wahrlich kein Festival für eine Kleinkrämerseele, die sich mit Wenigem begnügen musste!

Gelegentlich ließe sich noch am Konjunktiv arbeiten

…, doch ich fragte mich, ob jedes Häuschen für ein Unfallopfer stand.
Vielleicht besser
…, ob jedes Häuschen für ein Unfallopfer [stehe bzw. stände].

Als sah er ein, dass ich Trost brauchte.
Als [sehe/sähe] er ein, dass ich Trost brauchte.

Hier wäre aber m. E. der Konjunktiv irrealis in jedem Fall vorzuziehen:
Wie hatte ich glauben können, dass Eva eine nette Urlaubsbekanntschaft w[äre], …

Nu' is' aber genuch!
…, die nur Blackberrys und gewisse Zonen sicher bedienen konnten, wie ich behaglich feststellte[,] und hoffte, dass Kai bald zurück k[äme].

Du bist auf'm richtigen Weg!

Gern gelesen vom

Friedel,
der sich gleich nach Gdansk bewegt (bildlich gesprochen) und sich'n schönes Spiel wünscht und
allen noch’n schönes Wochenende wünscht.

 

lieber Friedel,

Herzlichen Dank fürs Lesen und den umfangreichen Kommentar! Er war sehr hilf- und lehrreich! :) Es freut mich, dass du die Geschichte - trotz ihrer Länge - gern gelesen hast.

Du bist auf'm richtigen Weg!
Auch darüber habe ich mich gefreut.

schöne Grüße Petdays

 

Hallo petdays

Du bist ja rasant schnell, wie du die Dinge angehst. Doch, ich finde die Überarbeitung der Einleitung ist gut, man liest es jetzt flüssig und kommt schnell ins Thema.

Über uns spannten sich seidene, bonbonfarbene Schirme und in dem sternenlosen Nachthimmel darüber lauerten vielleicht Fledermäuse, bereit für den Heimflug.

Wieso bereit für den Heimflug, sie sind ja nachtaktiv? Ich habe hier im Süden momentan zwei Fledermäuse, die jeden Abend auftauchen und sich Mücken fangen, vorzugsweise im Licht der Lampen, das sie anlockt. Wäre da nicht besser: … bereit für den Ausflug?

Soweit aus einer Fledermäuseumgebung. :D

Schöne Grüsse

Anakreon

 

hallo anakreon,

danke für deine anmerkung, das ich das nicht selbst gemerkt hab...:Pfeif:

Heimflug sollte allerdings eine etwas bedrohliche Stimmung heraufbeschwören (aus Sicht der Ich-Erzählerin, der Fledermäuse unheimlich sind)

Ausflug klingt charmant, gefällt mir eigentlich sehr gut, nur leider geht etwas die bedrohliche Stimmung verloren.

Hatte noch über Alternativen nachgedacht:

Beuteflug
Nachtflug
Jagdflug.

Erst mal bleibe ich beim Ausflug und lass ihn auf mich wirken.

schöne Grüße und einen schönen Sonntag
Petdays

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,
ich hab mir jetzt die Geschichte vorgenommen, weil du sagtest, da hättest du länger dran gesessen, als an den kurzen:

Und wenn in dem Vogelhaus nicht ein Teelicht gebrannt hätte, hätten wir es nicht unter den darüber hängenden Ästen entdeckt.
Negationen vermeiden, wenn’s geht:
Nur weil in dem Vogelhaus ein Teelicht brannte, hatten wir es unter unter den darüber hängenden Ästen entdeckt.
Oder?

Als wir in unserem Zimmer ankamen, standen die Fenster auf und noch warme, duftende Luft kam hinein. Auf den Kopfkissen lagen zu kunstvollen Tieren gefaltete Handtücher und eng an Kai gekuschelt fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
Das warm kann raus. „Duftende“ Luft ist immer eher warm, als kühl, glaube ich. In dem Kontext auf jeden Fall. Generell solltest du versuchen mit Adjektiven und Adverben ein bisschen sparsamer zu sein. Es wiederholen sich hier die selben Impulse häufig. Vielleicht wäre es besser einen Impuls genau zu beschreiben und dann den nächsten, als 2 oder 3 Bilder auf ein einziges Adjektiv dann immer zu reduzieren.
Die Frage, die mich zum Beispiel hier interessiert ist, und die das Bild stärker abrunden würde: Was für Tiere sind da aus den Handtüchern geformt? Welche Farben haben die Handtücher? Wie sind sie angeordnet? Hier ist das so „Auf den Kopfkissen lagen zu kunstvollen Tieren gefaltete Handtücher“ – was ist das für ein tolles Bild! Und es hat überhaupt keine Zeit zu wirken, weil es in den Adjektiven so festgezurrt ist. Das sich vorzustellen, dauert viel länger als diese Adjektive einem ans Platz gönnen. Das ist ja oft die Gefahr von Adjektiven das sie einfach zu kurz greifen, sie machen einen Text zum einen „langsam“ (Der Leser muss sich das vorstellen), man drückt dem Leser ein Bild auf (Du hast gedacht die Handtücher seien rot, aber sie sind grün!) usw.
Also hier fände ich es wirklich schön, wenn man das entweder beschreibt und sagt: Thailand! Einen absatz lang werde ich nur beschreiben, wie dieser Sommerabend war, du sollst das riechen und schmecken, ich werde dich richtig mit hinein nehmen, und schau dir an, wie Kai und die Erzählerin sich dort umschmeicheln lassen von all der Exotik. Das wäre ein tolles Ziel für einen ersten Absatz. Und das erreicht man nur schwer mit ein paar Adjektiven und „duftend“ und „warm“ und „kunstvoll“.
Wenn man was besonderes machen will, braucht man dafür Platz.

Kais Termin war überraschend schnell erledigt und am Nachmittag fuhren wir zu einem weiter entfernt liegenden Strand.
Das ist immer schwierig. Normal gilt für eine Kurgeschichte auch Einheit von Zeit und Raum. Das hat sich natürlich mehr und mehr aufgelöst, aber hier wenn in einem Absatz beschreiben wird, dass er noch eine Geschäftsreise machen muss und deshalb ungehalten ist. Und dann gibt es eine Leerzeile und er ist schon wieder da, und es war nicht so schlimm.
Also – das ist so ein Gegensatz zwischen er Zeit, die ich auf die Schilderung einer Handlung aufwende, und der Zeit, die die geschilderte Handlung wirklich einnimmt.
Bei „Ich war bei einem stundenlangen Zahnarztbesuch und habe gelitten wie ein Schwein“ – hat keiner den Eindruck. Wenn ich das über 4 Seiten beschreibe, und der Leser das Gefühl kriegt: Gott, das hört ja gar nicht mehr auf! Dann habe ich einen interessanten Effekt.
Also hier eben: Ach, ich muss noch auf die Geschäftsreise. Leerzeile. Wieder da! Das ist nicht gut, finde ich.

Kais Reaktion überraschte mich nicht, fiel jedoch heftiger aus als erwartet.
„Musst du jetzt auch noch mit dem Aberglauben anfangen?“
Was ist das eigentlich für ein Typ? Hat er sie blind geheiratet? Hat sie ihn blind geheiratet? Wie geht so was denn? Man muss doch, wenn man sich kennt bestimmte Eigenschaften des Partners kennen und tolerieren. Dann sagt man halt: ich steh nicht auf den Kram, aber – in so Geschichten – wird dann immer eine riesige dramatische Szene daraus gemacht. Weiß nicht, ob das noch zeitgemäß ist. Das ist so eine Figurendynamik wie aus einer anderen Zeit.
Ich fände es besser, wenn er nickt und schweigt, und, wenn sie nicht hinsieht, macht er den Scheiß ab und schmeißt ihn weg.
Oder dass man eben einander einfach nicht zu hört.
Filmbeispiel: Drag me to hell. Der Freund der Protagonistin halt ihren Aberglauben und bestimmte Ansichten, die sie hat, für ziemlich albern. Manchmal hat man auch den Eindruck, er nimmt sie als Person nicht über die Maßen für voll. Aber man hat immer das Gefühl: Die beiden sind ein Paar und man versteht das auch. Er ist nicht absichtlich grausam zu ihr, er hat Schwächen, aber er gibt sich Mühe.
Hier bei der Geschichte hab ich das Gefühl: Warum zum Geier sind die eigentlich ein Paar? Was ist das denn für ein Typ?

„So sind die Männer, gern ablenkbar, gerade im Ausland“,
Ich glaube „ablenkbar“ ist ein Wort aus der Kriegsführung. Die Raketen sind ablenkbar durch unsere Raketenablenkanlage.
Hier ist eher so etwas gemeint wie „leicht abzulenken“.

Auch Horst, sonst eher einsilbig, suchte fieberhaft nach der nächsten Parkgelegenheit.
Fieberhaft suchen = Am ganzen Leib zitternd, wild in der Gegen rum springend, unkoordiniert, wahnhaft, panisch. Das verträgt sich nicht mit „Autofahren“.
Abgesehen davon, dass „fieberhaft suchen“ ein bisschen abgedroschen ist.

Später gab der Kellner zu, die Kinder hätten tatsächlich mein Kränzchen genommen. Es hätte jedoch schon vorher auf dem Boden gelegen.
Show, don’t tell … ganz simpel, aber alle „Konfliktszenen“ dieser Geschichte werden nur referiert und nicht erzählt.
Offenbar würden sich alle Probleme und Unsicherheiten, die sie dort hat, erklären lassen, wenn sie einmal Horst zu Wort kommen lassen würde. Wenn man dem mal für drei Sätze zu hören könnte.
Ich finde die Figur auch seltsam: Auf der einen Seite: Vogelhäuschen Vogelhäuschen, oh wie schön, mythisch.
Und dann aber: Die bösen Thais behandeln uns so unfair.
Also dieser Horst hat schon Recht mit eurozentrische Kolonialisten.
Ich find’s schwer, mir dieser Frau mitzufühlen oder mit ihrem Mann oder sonst wem.
Warum da jemand ernsthaft eine alte Banane aus so einem Häuschen nehmen sollte … käme einer eine Idee auf einem Friedhof Blumen zu klauen?

Sein Kalender?
Nein, den hatte er natürlich mitgenommen.
Der Kunde hieß Jones. Ich war froh, dem Polizisten, wenigstens das nennen zu können. Wenigstens ein Name.
Ich kann’s nur noch mal sagen: Show, don’t tell.
Grade bei so einer Geschichte, die von der Atmosphäre dieses fremden Ortes leben müsste und von der Bedrohung, dass man eben nichts versteht, da wäre das so wichtig.
Und hier: Ja, da kam einer, der konnte dann Deutsch und hat gesagt: Ja.
Nee …

Also ich konnte mit der Geschichte nicht viel anfangen. Ich hab einige Möglichkeiten gesehen, in welche die Geschichte hätte gehen können. Alles Variationen von einer Frau, die völlig abhängig von ihrem Mann, in dieser Situation ist, aber es ist wie durch einen dicken Nebel erzählt, und nicht ein atmosphärischer Nebel, sondern durch die Distanz.
Und ich hab festgestellt, dass ich dachte: Was ist das eigentlich für eine Frau? Was macht die mit ihrem Leben? Was macht die den ganzen Tag? Ist die 24 Stunden am Tag nur auf ihren Mann fixiert? Ich hatte den Eindruck, die hatte den ganzen Text über nicht einen Gedanken. Nicht eine Reflexion, nichts irgendwie tiefergehendes. Nur das, was sie grade sieht, oder irgendwie dumpf empfindet (Mein Mann betrügt mich, ich will es nicht wahrhaben, alle Thailänder gucken mich so komisch an) - eignet sich so jemand wirklich für eine Erzählperspektive? Ist das nicht eine zu platte, eindimensionale Figur?

Ich mochte das nicht, ich mochte die Figuren nicht, ich fand sie nicht sehr schlüssig, ich fand die Geschichte insgesamt auch nicht sehr zeitgemäß. Ich denke, um Leute zu haben, die so kulturblind irgendwohinfahren, muss man heute schon - also, tacheles. Wenn heute einer nach Thailand fliegt, dann googelt er das doch vorher 2 Tage lang durch und liest sich ein und sieht eine Doku. Und das ist alles noch in so einem Kolonial-Zeitalter, wo alles, was man über Asien wusste, aus irgendwelchen antiken Büchern war. Und dann dieses ältere Ehepaar... Also was ist die Idee der Geschichte? Dass eine Frau nicht wahrhaben will, dass ihr Mann sie betrügt? Gut. Warum wird das nicht aus der Er-Perspektive erzählt? So ist es die Ich-Perspektive und dann verschleiert das die Sicht auf ihre Wahrnehmung hinter so einem „ich hatte 4 Drinks, bin traurig und selbstmitleidig“-Nebel. Ich weiß nicht, ob das eine gute Mischung ist.
ich finde die Geschichte hat, nach meiner Definition, auch überhaupt nichts mit Horror zu tun. Das ist ein ZDF 20.15Uhr So schön ist Thailand-Film mit einer pro-feministischen Alibi-Haltung, damit es nicht zu auffällig ist, dass man vor allem Landschaftsbilder zeigen will.

Ist der Text gezielt für Frauen geschrieben? Ich hatte das Gefühl es wäre ein bisschen so. So eine Tendenz: „Das passiert, wenn du dich auf deinen Mann verlässt“. Als wäre die Frau wirklich völlig abgeschottet von jeder Form von Bildung und Kultur. Als wär die aus dem Ei geschlüpft, ohne Zugang zu irgendwelchen Medien, und man hätte sie dann nach Thailand verfrachtet. Reiseführer? Broschüren? Bücher? Internet? Wir haben 2012.
Wenn man neugierig ist, dann wird man doch „Geisterhaus Thailand“ googeln können. Wie alt ist die Frau überhaupt? So ein klassisches Alter für ihre Rolle wäre Mitte 30 bis Ende 40 (dann müsste sie wohl auch einigermaßen Englisch können, in dem Alter). Aber sie wirkt in der Geschichte so passiv und lebensfremd.
Das ist vielleicht, erzählerisch, meine Hauptkritik an der Geschichte. Alles was dort spannendes vor sich geht, scheint sich irgendwo außerhalb des Hotelzimmers zu ereignen, in denen sich die Protagonistin da verkriecht und Swimmingpools trinkt.
ich hätte viel lieber davon gelesen, wie sich ihr seelenloser Ehemann in eine Kellnerin mit Zopf verknallt, als davon wie die Frau da die Augen vor verschließt.
Was ist das auch für eine Idee? „Ich fahr nach Thailand in den Urlaub, um meine Frau zu betrügen, und dann nehme ich sie mit!“ Also für wie blöd muss der seine Frau eigentlich halten.

Tut mir leid, wenn ich da ungehalten klinge, aber ich denke, man könnte da einiges anders machen und den Stoff anders behandeln; wenn du ihn so behandeln möchtest, bin ich nicht der richtige, um dir innerhalb dieses Aufbaus, irgendwelche Tipps zu geben, ich halte die Konstruktion der Geschichte und den Aufbau der Figuren schon für äußerst problematisch; der Texte müsste in den 50ern oder 60ern spielen, damit er für mich derart funktioniert; oder die Frau müsste sehr, sehr naiv gezeichnet werden; die 3. Person Singular als Perspektive wäre auf jeden Fall empfehlenswert, wer will einer selbstmitleidigen, semi-blinden, naiv-trotzigen Frau wirklich zuhören?
Quinn

 
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Hallo Quinn,

Herzlichen Dank fürs Lesen und die viele Mühe, die du dir gemacht hast! Das finde ich beeindruckend. Es ist sehr vieles dabei, wo ich etwas dazu lernen kann. wie z.B. hier:

Vielleicht wäre es besser einen Impuls genau zu beschreiben und dann den nächsten, als 2 oder 3 Bilder auf ein einziges Adjektiv dann immer zu reduzieren.
Die Frage, die mich zum Beispiel hier interessiert ist, und die das Bild stärker abrunden würde: Was für Tiere sind da aus den Handtüchern geformt? Welche Farben haben die Handtücher? Wie sind sie angeordnet? Hier ist das so „Auf den Kopfkissen lagen zu kunstvollen Tieren gefaltete Handtücher“ – was ist das für ein tolles Bild! Und es hat überhaupt keine Zeit zu wirken, weil es in den Adjektiven so festgezurrt ist. Das sich vorzustellen, dauert viel länger als diese Adjektive einem ans Platz gönnen.

Ich weiss nicht, ob ich es schaffe, in dieser Geschichte so viel zu verändern, aber deine Tipps werde ich mir beim Verfassen der nächsten Texte auf jeden Fall im Hinterkopf behalten!

Vielleicht werde ich die ganze Geschichte in die 3. Person umschreiben. Auch so werde ich noch einiges einfügen. Vielen Dank für die Anregungen dazu.

schöne Grüße Petdays

 
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Hallo Quinn,

Habe deine harte Kritik zum Ansporn genommen, einiges zu verändern. Insbesondere die Stelle mit der Polizei habe ich weiter ausgearbeitet, ich hoffe, sie ist jetzt überzeugender und glaubwürdiger. Auch die Figuren habe ich versucht, dreidimensionaler zu bauen mit mehr Motivationen für ihr Handeln. Ich hoffe, sie sind jetzt auch weniger unsympathisch.

Als wäre die Frau wirklich völlig abgeschottet von jeder Form von Bildung und Kultur. Als wär die aus dem Ei geschlüpft, ohne Zugang zu irgendwelchen Medien, und man hätte sie dann nach Thailand verfrachtet. Reiseführer? Broschüren? Bücher? Internet? Wir haben 2012.
Wenn man neugierig ist, dann wird man doch „Geisterhaus Thailand“ googeln können.
>> auch an diesem Punkt habe ich gearbeitet.

Wie alt ist die Frau überhaupt? So ein klassisches Alter für ihre Rolle wäre Mitte 30 bis Ende 40 (dann müsste sie wohl auch einigermaßen Englisch können, in dem Alter).
Die Frau ist Mitte Dreißig.
Englisch. Es überrascht mich, wie oft ich auf Leute treffe, die als Mitdreißiger fast kein Englisch können. Gerade in Ostdeutschland keine Seltenheit.

Du hast mir für die Überarbeitung sehr wertvolle Hinweise gegeben. Ganz herzlichen Dank noch einmal!! :)

Über eine Kurzrückmeldung, ob die Geschichte jetzt runder ist, würde ich mich sehr freuen.

schöne Grüße Petdays

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo petdays!:)


Deine Geschichte hat gelungene Stellen, insgesamt hat sie mir leider nicht gefallen.

Warum? Um es auf einen vom Handwerklichen gelösten Punkt zu bringen: Die Geschichte an sich ist lau, ein lauwarmes Lüftchen, finde ich. Eine Art Geplänkel, dem das, was auf diese Geplänkel folgen sollte, fehlt. Sprachlich gibt es Stellen, die sich - wie ich das von dir gewohnt bin - genüsslich lesen lassen, andere aber ließen mich stolpern. Ich denke, du solltest versuchen, weniger zu benennen, die Handlung erlebbarer zu machen. Und an einigen Stellen nehmen unnötige Informationen dem Text das Tempo (siehe dazu die Anmerkungen unten).

Und der Plot ist zum einen kein Horror, auch wenn das Vogelhaus-Motiv eine minimal-horrortypische Stimmung erzeugt, was liegt da Drohendes in der Luft?, zum anderen ist der Plot, wie ich finde, viel zu unstimmig und ohne 'Drive'. Die Handlung kommt nicht von der Stelle, weil du das, was passiert, ohne Steigerung geschehen lässt. Und die Figuren sind auch nicht erste Sahne, gerade die Ich-Erzählerin - die Identifikationsfigur - lässt, was Mehrdimensionalität und Heldenhaftigkeit angeht, zu wünschen übrig.

Besten Gruß
Sam:)

noch warme, duftende Luft
das 'noch' könnte gestrichen werden.

Kais gute Laune vom Vorabend war endgültig verflogen
Das 'endgültig' könnte gestrichen werden, das braucht es nicht.

Kais Termin war überraschend schnell erledigt, was mich wunderte,
Durch das 'überraschend' im Hauptsatz wird der Nebensatz überflüssig.

es gab Kleine und Große
kleine und große (Vogelhäuser)

Ich vergaß, dass er alles schnell machte, essen, trinken, -
Die Satzzeichen am Schluss streichen.

- und natürlich hatte er seinen Tee oder was er bestellt hatte, flugs in sich hineingekippt.
Den ganzen Satz (inklusive dem zuvor zitierten Teil) finde ich unglücklich, weil relativ irrelevant, und gerade das 'oder was er bestellt hatte' ist streichenswert.

Als wir später in unserem eigenen Hotel ankamen
'eigenen' streichen.

„Hast du keinen Hunger?“, fragte ich ihn aufmunternd und er schüttelte mürrisch den Kopf; doch der Anblick des gegrillten Fischs auf den Tellern des älteren Ehepaars, das auf unseren Plätzen saß, schien ihn umzustimmen.
Im ersten Satz zwei Adverbien, so etwas stört mich (auch wenn das nicht verboten ist ...). Und ich würde nicht 'schien ihn umzustimmen' schreiben, denn er lässt sich ja tatsächlich umstimmen, also: stimmte ihn um. Finde ich zumindest.

Eine halbe Stunde später folgte ich ihm, ich schämte mich für unsere mangelnde Reisevorbereitung, die Eva gar nicht nachvollziehen konnte. Aber sie kannte auch nicht Kais Arbeitgeber. Und ich hatte vorher anderes zu tun, als alles richtig nach zu googlen.
Ich frage mich, warum du erwähnst, dass Eva das nicht nachvollziehen kann und sie Kais Arbeitgeber auch nicht kennt. Müssen diese Informationen Teil der Geschichte sein, oder lässt sich der Text hier straffen?

Wer kam hier hin, fragte ich mich bei einem Teller mit frischen Bananen.
Der Satz klingt nicht gut. Vielleicht 'Wer kommt hier hin?' (inkl. Fragezeichen), und 'bei einem Teller' klingt in meinen Ohren falsch, ich bin in jedem Fall über diese Formulierung gestolpert.

Wie hatte ich glauben können, dass Eva eine nette Urlaubsbekanntschaft wäre, ihre halblangen Haare erschienen mir jetzt lehrerinhaft und Horst war nichts als ein Besserwisser, der davon ablenkte, dass er nur billig überwinterte.

Demonstrativ stand ich auf und setzte mich an einen anderen Tisch, möglichst weit weg.

Das kommt plötzlich, unvorbereitet, finde ich. Deine Figur verhält sich sonderbar. Würde sie das wirklich tun?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sam,

Herzlichen Dank fürs Lesen und deine detaillierten, umfangreichen Anmerkungen, die mir sehr weiterhelfen! :)

gerade die Ich-Erzählerin - die Identifikationsfigur - lässt, was Mehrdimensionalität und Heldenhaftigkeit angeht, zu wünschen übrig.
> Das Heldenkonzept ist in der amerikanischen Literatur oft erfolgreich eingesetztes Muster. Und ich werde mich sicherlich damit in Zukunft beschäftigen. Das sehe ich als große Herausforderung.

Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass es immer eine heldenhafte Figur sein muss. Für mich besteht ein großer Horrorfaktor im Ungewissen. Gerade wenn eine ziemlich "normale, durchschnittliche" Figur in Ereignisse verwickelt wird, deren Tragweite sie nicht ahnen kann. Die Ich-Erzählerin ist für mich eine durchschnittliche Frau von Mitte dreißig, wie es viele gibt. Ich wollte eine ganz "normale" Frau. Aber vielleicht hast du Recht und sie müsste sich im Laufe der Geschichte tougher entwickeln. Auffällig für mich ist, dass sich männliche Leser mit der Protagonistin besonders schwer tun. Für mich selbst ist sie auch nicht eine "Idealfigur", aber gerade, weil sie nicht ideal ist, gefiel sie mir als "Besetzung" der Geschichte. Vielleicht ist die erzählerische Distanz zu wenig aufgebaut (oft ein Problem bei Ich-Erzählern).

zum anderen ist der Plot, wie ich finde, viel zu unstimmig
>>> über ein paar Beobachtungen von dir zu diesem Problem würde ich mich sehr freuen! :) Was findest du besonders unstimmig?

Herzlichen Dank auch für die vielen, guten, sehr durchdachten Formulierungs-Vorschläge, da werde ich mich gleich dran begeben!

einen schönen Sonntag wünscht dir petdays, gerade vom Inselurlaub zurück.

 

Hallo nochmal.

Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass es immer eine heldenhafte Figur sein muss. Für mich besteht ein großer Horrorfaktor im Ungewissen. Gerade wenn eine ziemlich "normale, durchschnittliche" Figur in Ereignisse verwickelt wird, deren Tragweite sie nicht ahnen kann. Die Ich-Erzählerin ist für mich eine durchschnittliche Frau von Mitte dreißig, wie es viele gibt. Ich wollte eine ganz "normale" Frau. Aber vielleicht hast du Recht und sie müsste sich im Laufe der Geschichte tougher entwickeln
Es muss gar nichts sein. Vieles funktioniert, obwohl es sozusagen gegen die Regeln ist (die es vielen Schreiblehrern nach gar nicht gibt). In diesem Fall besagt der Grundsatz, man solle seine Figuren nach ihrer Maximalkapazität agieren lassen, sprich: Eine Putzfrau sollte ihren Wischmob mit der ihr möglichen Stärke gegen die Widersacher schwingen. :)

Aber wie gesagt, es gibt gar keine Regeln, nur Beobachtungen, was funktionieren kann, das ist ein wichtiger Punkt, Binsenweisheit hin oder her. In Schreibwerkstätten sind Grundsätze, wie Geschichten zu schreiben sind, häufig - natürlich gibt es Ausnahmen - sehr präsent und dominieren die Diskussionen.

Für mich selbst ist sie auch nicht eine "Idealfigur", aber gerade, weil sie nicht ideal ist, gefiel sie mir als "Besetzung" der Geschichte. Vielleicht ist die erzählerische Distanz zu wenig aufgebaut (oft ein Problem bei Ich-Erzählern).
Ich muss zugeben, die Figur schon vergessen zu haben.^^

>>> über ein paar Beobachtungen von dir zu diesem Problem würde ich mich sehr freuen! Was findest du besonders unstimmig?
Ich will diesen Text jetzt gar nicht schlecht machen oder ihn unfair kritisieren, aber ich denke, mit dem ehrlichen Feedback beantworte ich die Frage: Von der Geschichte ist bei mir sehr, sehr wenig hängengeblieben. Zum Beispiel, dass ich das, was passierte, als 'antriebslos' erlebt habe. Da fehlte der Motor des Ganzen, etwas, das der Geschichte erlaubt, Fahrt aufzunehmen. Ich will gar nicht von Kausalität sprechen, aber eine große Zwangsläufigkeit konnte ich nicht ausmachen. Das hätte auch alles ganz anders kommen können. Und du hast nach meinem Empfinden etwas ziellos erzählt, so kam es mir auf jeden Fall vor. Vielleicht knüpfe ich mir die Geschichte beizeiten noch mal vor, denn du hattest ja in einem anderen Story-Thread gesagt, diese Geschichte intensiv geplant zu haben. Mal schauen, was die anderen sagen!

Herzlich willkommen zurück von der Insel! :)

Sam

 

hallo sam,

Vielleicht knüpfe ich mir die Geschichte beizeiten noch mal vor, denn du hattest ja in einem anderen Story-Thread gesagt, diese Geschichte intensiv geplant zu haben.
>>würd mich freuen, wenn du sie dir noch mal vorknüpfst. :) bin auch neugierig, ob noch jemand anders etwas sagt.

Eine Putzfrau sollte ihren Wischmob mit der ihr möglichen Stärke gegen die Widersacher schwingen.
>>> :)

schöne grüße petdays

 

Hi petdays,
Insgesamt liest sich deine Geschichte flüssig und das Horrorelemt ist dezent vorhanden.
Den Spannungsbogen finde ich flach - hier gibt es für mich kaum eine Verknüpfung:
Wenn Kai die Geister beraubt, warum hat dann nicht er den Unfall. So wie es sich für mich liest, ist er abgehauen - die Verliererin ist die Ich - Erzählerin: Und die hat den Geistern nichts getan.
Das Ende finde ich stimmig und schön, aber wieder: Warum passiert ihr das? Warum würde Kai seine teure Uhr hergeben und Aufhängen?
Hier glaube, ich benötigst du noch etwas, dass dem ganzen Sinn gibt:
z.B sind die Geister für Kais Pechsträhne verantwortlich und dass seine Affäre auffliegt und er gibt ihnen als Pechsträhne seine Uhr , ...
Dann natürlich auch die Frage, warum er die Freundin nach Thailand mitnimmt, wenn er dort eine Geliebte hat.
Ansonsten ein Lob auf eine flüssig geschriebene Erzählung, die nur noch nicht ganz in ihrer Logik stimmig ist.

Ab und zu kamen uns Wagen entgegen und ich wunderte mich über das viele Hupen, als würde jedes Vogelhaus einzeln begrüßt.
ich versteh den zweiten Satz nicht
Die Ma-Deers und Ngors träumten vom selben Glück wie in Europa.
was sind das? kenne ich nicht. Kann sein, dass es anderen Lesern auch so geht.

lg
Bernhard

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo Bernhard,

herzlichen Dank fürs Lesen und Nachdenken über die Geschichte. :)

So wie es sich für mich liest, ist er abgehauen
>> das wäre eine Möglichkeit. eine andere wäre, er ist tot, hatte einen Unfall, die Thailänderin hat ihn umgebracht etc. Der eigentliche Horror für mich bestand in dieser Geschichte, dass die Protagonistin ihren Freund verliert, ohne wirklich zu wissen, was genau passiert ist. Diese quälende Ungewissheit lässt sie über alle möglichen Alternativen nachdenken. Die Geschichte hat ein offenes Ende, vielleicht kommt das nicht deutlich genug rüber (vielleicht ist es auch grundsätzlich keine gute Idee...). Die nächsten Geschichten werde ich auf jeden Fall mit einem härteren, unmißverständlicheren Ende ausstatten... :D
Zitat:
Ab und zu kamen uns Wagen entgegen und ich wunderte mich über das viele Hupen, als würde jedes Vogelhaus einzeln begrüßt.
>tatsächlich werden manchmal die Geisterhäuschen durch Hupen "begrüßt".

Die Uhr in den Zweigen.
Es kann sein, dass ihr Freund sie wirklich selbst dort hingehängt hat. Aber es kann genauso möglich sein, dass sie von "Geisterhand" oder den diebische Vögeln dort hingebracht wurde.... Auf jeden Fall wollte ich Uhr und Glassteinkette als Stellvertreter für das "Paar" einsetzen, um eine zusätzliche Symbolebene in der Geschichte zu etablieren. Die Protagonistin erschreckt sich bei dem Anblick der Gegenstände. Sie fragt sich, ob ihr Freund und die Thailänderin wirklich etwas miteinander hatten. Oder ob es sich nur um einen "Streich" handelt. Die Gegenstände verhalten sich auf doppeldeutige Weise zueinander. Ihre Interaktion könnte auf eine Affaire hindeuten, aber auch auf eine mögliche Ermordung ihres Freundes durch die Thailänderin, die sich durch ihn zurecht oder unrecht bedroht gefühlt haben könnte.

Ma-Deer und Ngor sind thailändische Frauennamen.

Nach dieser Geschichte überlege ich mir die nächsten weniger komplex, vor allem weniger "um die Ecke", dafür actionmäßiger zu konstruieren.

schöne Grüße Petdays.

 

Hallo petdays!

He-he, nicht dass ich deine Story nicht schon länger gelesen hätte, sie liegt schon 'ne ganze Zeit hier auf dem Schreibtisch mit einigen Anmerkungen. Ich habe die Diskussion um das Stück halb-aufmerksam verfolgt und kann mich nicht unbedingt anschließen.

Hatte ich damals oft genug wiederholt, dass ich Fan deines Stils bin? Hatte ich damals schon erwähnt, dass er mich frappierend an Ramsey Campbell erinnert? Scheint momentan hier nicht so zu sein, denn einige der Kritikpunkte kann ich nicht nachvollziehen.

Habe ich schon versucht, darzulegen, was mir an dem Stil gefällt? Wahrscheinlich ist es genau das, was den anderen missfällt. He-he.

Ich mag die Art, wie du den Tagesablauf beschreibst, den Ablauf des Tages. Wie du, wie nebenbei Dinge beschreibst, die wichtig sein könnten, oder auch nicht. Quinn glaube ich hat das Ganze mit einem Blick durch eine Scheibe verglichen, glaube ich. Ich auch, und das gefällt mir gerade. Emotionsarm, auf die Dinge beschränkt, wie durch einen Schleier, mit einer Kälte, vielleicht Kühle, die einen Frösteln macht. Vielleicht muss man sich drauf einlassen, akzeptieren, dass genau das erwünscht ist.

Ganz von der Hand zu weisen ist der Vorwurf der Nich-Nachvollziehbarkeit der Handlungen natürlich nicht. Es hätten dem Stück einige Motivationen gutgetan, wahrscheinlich.

Der erste Absatz hat mir nicht gefallen. (Wenn ich das richtig mitbekam hast du ihn schon geändert, indem du Beschreibungen eingefügt hast) Genau die Beschreibungen haben mir - für den ersten Absatz - nicht gefallen. Ich denke, zur Einführung gehört ein knackiges Bild, an dem ich mich als Leser erstmal festhalten kann. Zuviele Eindrücke verwirren nur und ermüden. Die gehören dann in die weiteren Absätze.

Manche waren rosa, andere von einem zarten Gelb wie mein Cocktail, an dem ich nippte.

So was, zum Beispiel. Da ist der Nachsatz vollkommen überflüssig, ja sogar schädlich. Nichtssagend, was nicht schon erwähnt worden wäre.


Das freute mich, die beiden wirkten nett und die Tiefe ihrer Bräune ließ darauf schließen...

Klingt sehr seltsam, eventuell tut es die "Bräune ihrer Haut"?

Da fiel mir die Kamera ein und ich nahm sie mit ins Bett. Eingekuschelt in das dünne Laken, betrachtete ich auf dem winzigen Display meine Ausbeute. Im Dunkeln des Zimmers wirkten die Geisterhäuschen unheimlich, vor allem in der Vergrößerung. Bildete ich es mir ein oder war bei einem der Pfahl verschrammt?

Das ist wirklich eine sehr schöne Idee mit dem kleinen, hellen Display in der Finsternis. Und der letzte Satz ist dann das, was ich mit eingestreuten Nebensächlichkeiten meinte.

Du hast manchmal im Satzbau einige Ungereimtheiten, Manierismen, Verschnörkelungen, die nicht sein müssten.

fiel sein Blick auf das Kränzchen, das ich, während er geduscht hatte, heimlich für ihn gekauft hatte.

Warum nicht: "...das ich gekauft hatte, während er duschte:"?

alles an ihm in ungewohnt kämpferischem Aufruhr, was mich amüsierte

Aufruhr ist ja eigentlich immer mit Kampf verbunden, insofern ist die Kombination ein Pleonasmus.

Seine Nikon schwang auf seinem Bauch

Entweder schwang die Nikon vor seinem Bauch oder seine Nikon vor dem Bauch.
Wobei ich ersterer Version zugeneigt wäre.
Das sind so Kleinigkeiten, die ein Bild dann doch unrund erscheinen lassen, die aber durch Überarbeitung immer weiter ausgemerzt werden können (wobei ich weiß, dass du an deinen Texten feilst)

Der Kellner hatte mich beobachtet, doch er tat so, als wäre ich Luft.

Sowas bringt mich ja dann immer wieder hoch, obwohl ich mich auch immer wieder dabei ertappe, so zu arbeiten. Das ist doch eine so ausgelutschte Wendung, dass man da als Leser drübergeht wie nichts, man kann sich ja nun gar nichts mehr drunter vorstellen. Ich mach das dann immer so, dass ich mir die Stellen, die ich finde, rausnehme und umformuliere (meist, wenn man was eigenes findet, ist es originell, zumindest origineller als so ein Klischee).

Na ja, das waren so einige Sachen, die mir beim Lesen aufgefallen sind. Naturgemäß fiel mir immer weniger auf, je weiter ich in der Story vorankam.

Also, mir hat sie gefallen, sie war zwar noch nicht rund, wer ist das schon? Das Ende war angenehm, wirklich. Und mit deinem Stil bin ich immer noch einverstanden.

Schöne Grüße dann also von meiner Seite!

 

hallo Hanniball,

Herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und deine wertvollen Hinweise, die ich gleich einbauen werde. Du hast mir Aspekte aufgezeigt, die mir bisher nicht aufgefallen sind, wie manch überflüssigen "Nachklapper". Da lern ich gern was Neues.

Hatte ich damals oft genug wiederholt, dass ich Fan deines Stils bin? Hatte ich damals schon erwähnt, dass er mich frappierend an Ramsey Campbell erinnert? Scheint momentan hier nicht so zu sein, denn einige der Kritikpunkte kann ich nicht nachvollziehen.

von Ramsey Campbell habe ich neulich erst eine Geschichte gelesen...:) danke für das Kompliment, hat mich gefreut:)

schöne grüße petdays

 

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