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Teutonia - Freigang

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01.01.2012
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Teutonia - Freigang

Freigang

Am ersten Tag hatte man sie gelobt, ihre Einstellung, ihr Pflichtgefühl, ihren Mut, und natürlich ihr Blut. Danach wurden sie nur angebrüllt, gehetzt und beschimpft. Sie wurden gedrillt. Manchen waren diese Wochen zu hart. Sie schieden aus. Oder sie gingen drauf. Georg hielt durch, jeden Tag wieder. Er wusste worauf es ankam. Er hatte die Kaserne betreten um sich zu beweisen. Niemand sollte je auf die Idee kommen ihn einen Bastard zu nennen. Einen Türkenbastard. Ausgerechnet.
Der Spiess nannte ihn so, mehr als einmal, er nannte alle so. Sie standen dann stramm und brüllten: „Jawohl, Feldwebel!“ Sie wurden wie Bastarde behandelt und sollten darauf stolz sein. Darauf und auf die Uniform. Das Vaterland, das ihnen Waffen gab. Das Volk, dem sie neuen Lebensraum erkämpfen sollten. Sie sollten stolz darauf sein Soldaten zu werden. Die besten Soldaten der Welt, Kampfmaschinen, die jeden Befehl ausführten, jeder Gefahr gewachsen waren, jeden Feind besiegten.
Er war der geborene Kämpfer. Sein Körper war gestählt, seine Nerven waren eisern. Sein Wille war nicht zu brechen. Er wusste worauf es ankam. Er bewährte sich bei jeder Übung, bei jedem Manöver. Er war einer der besten Schützen und ein gefürchteter Nahkämpfer. Die Offiziere wetteten auf ihn. Er besiegte jeden Gegner. Darauf kam es an.
Niemand wusste wie lange diese Ausbildung dauerte, wann man sie an die Front schicken würde, ins Gefecht. Nach vielen Wochen kam der Marschbefehl. Sie wurden nach Osten gebracht, erst mit Lastern, dann mit Zügen, nach Odin, der grössten Garnisonsstadt im Südosten, direkt in die Kaserne. Sie wurden eingeteilt und untergebracht, dann ging es weiter wie
zuvor, nur jetzt unter einem viel weiteren, beinahe leeren Himmel. Georg kam es vor, als hätte er nie ein anderes Leben geführt. Er konnte sich kein anderes Leben mehr vorstellen. Er war jetzt Soldat. Er wusste worauf es ankam. Es gab Gerüchte, dass bereits ein Bataillon im Marsch gesetzt wurde. Es hatte den Wall überschritten und die primitiven Bauern auf der anderen Seite vertrieben. Es gab keinen Widerstand. Das war kein Krieg, das war ein Spaziergang.

Die Tage begannen alle gleich. Das Wecksignal riss 200 Rekruten aus dem Schlaf – in jedem Schlafsaal, fünf in jedem Stockwerk - oft mitten in der Nacht, nie später als sechs. Eine Viertelstunde später standen achttausend Rekruten auf dem Exerzierplatz stramm. Auf jedem der sieben Exerzierplätze dieser Kaserne. Die Feldwebel führten den Gruppenappell durch, die Einheitskommandanten machten dem Befehlshaber Meldung. Die Befehle wurden ausgegeben.
In den letzten Tagen hatten sie einen Nahkampf nach dem anderen, einzeln und in Gruppen, mit allen Waffen. Jeden Tag gab es Tote und wieder ein Bett, das neu belegt wurde. Georg hatte schon neunzehn Kameraden getötet. Deshalb führte er einen eigenen Trupp. Deshalb wurde er beim Appell ausgesondert und ins Majorat befohlen. Weil er wusste worauf es ankam. Der Spiess nannte ihn schon lange nicht mehr Türkenbastard. Die Armee war seine Heimat. Sie war seine Familie. Georg wurde gleich zum Major vorgelassen. Er sollte sich setzen. Der Kasernenkommandant kam gleich zur Sache.

„Stabsassessor Oberst Prösch bekommt von mir regelmässig Berichte über dich. Das dürfte dir klar sein.“
„Jawohl, Herr Major“, bestätigte Georg respektvoll.

Der Major legte ihm einen gezeichneten Bogen vor, einen Brief an den Onkel. Georg las schnell und gründlich. Ein einziges Lob, und eine Empfehlung für die Ausbildung zum Stabsoffizier. Darauf konnte der Onkel stolz sein – und erst der Rekrut! Georg bedankte sich förmlich. Der Major entliess ihn mit einer Freistellung für einen Tag, mit der Erlaubnis, die Kaserne zu verlassen. Dazu bekam er einen nicht unbeträchtlichen Sold – oder einen Vorschuss auf den Sold, der ihm erst später zustand, denn Rekruten wurden nicht besoldet - und eine neue Montur mit nagelneuen Stiefeln, die Georg vorbildlich auf Hochglanz brachte, ehe er damit einen Schritt tat.

Er hatte die Kaserne seit Monaten nicht verlassen. Er hatte noch nichts von Odin gesehen, aber er kannte Bilder. Die Stadt war eine Perle der völkischen Architektur, in jeder Hinsicht perfekt, mit einer Bevölkerung von über einer Millionen Menschen – ohne die Rekruten und Soldaten. Odin hatte den grössten Schwarzmeerhafen und war der wichtigste Flottenstützpunkt im Südosten. Georg wollte auf einem Aussichtsturm stehen, er wollte die ganze Stadt sehen und den Wall und das Land dahinter.
Als er da stand, exakt 150 Meter über dem Boden, fühlte er sich gut. Der Wall säumte den Horizont, dahinter erstreckte sich Leere, die er vielleicht nie selbst betreten würde. Stabsoffiziere wurden nicht an der Front ausgebildet, sondern auf der Akademie. Der Gedanke war ein wenig bedauerlich. An der Front hätte er sich schon bald jeden Orden verdient, der Soldaten verliehen wurde. Ein Stabsoffizier… Das musste dem Onkel besser gefallen, und darauf kam es an…

Eine Explosion riss ihn aus seinen Gedanken. Am Stadtrand stiegen Staubwolken auf. Donner rollte über Odin. Ein Mann stellte sich an Georgs Seite, ein Zivilist. Er sah aus wie ein Südeuropäer, allerdings nicht wie diese trübäugigen, verweichlichten Gestalten, er war ein stolzes Exemplar seiner Rasse, und er wusste sich zu benehmen. Der Mann entschuldigte sich für seine Unhöflichkeit, lüftete den Hut und nannte seinen Namen. Georg tat das gleiche.

„Ein Rekrut, wie ich sehe. Respekt, junger Mann. Wir haben hier viele Rekruten in Odin, aber wir bekommen sie nicht oft zu sehen. Eigentlich nur bei Paraden.“
„Ich bin für heute freigestellt“, erklärte Georg.
„Und bestimmt haben sie das verdient“, meinte der Mann. „Und ganz bestimmt könnte ein freigestellter Rekrut was besseres mit seiner Zeit anfangen als den Sprengungen zuzusehen.“
„Was wird denn da gesprengt?“ fragte Georg.
„Eine alte Stadt“, antwortete der Zivilist, „eine viele tausend Jahre alte Stadt. Sie wird nicht mehr gebraucht.“

Die Stimme drückte kein Bedauern aus, aber die Worte taten es irgendwie. Dort wurden die Ruinen der alten Zeit beseitigt, das durfte niemand bedauern. Die neue Zeit brauchte eigene Städte, sie brauchte Raum, der neuen Ordnung konnte nichts im Wege stehen. Der Zivilist schaute wieder zu den Staubwolken. Die Sprengungen wurden fortgesetzt. Man sollte diesen Mann beobachten. Er hatte etwas zu verbergen. Georg prägte sich den Namen ein.

„Sie haben recht“, sagte er forsch, „ich kann was besseres mit meiner Zeit anstellen als hier herumzustehen.“
„Was wollen sie denn tun, wenn ich fragen darf?“
„Ich werde mir diese erstaunliche Stadt ansehen.“
„Das ist gewiss ein Vergnügen. Wonach steht ihnen denn der Sinn? Nach den prachtvollen Gebäuden und den prunkvollen Palästen? Wollen sie die Universität besichtigen, oder auf den Boulevards flanieren? Er lachte freundlich, aber auch ein wenig anzüglich. „Ach was, ihre Interessen sind wohl eher die eines jungen Mannes mit lebendigem Blut.“ Er nickte Georg lächelnd zu und meinte: „Doch sie wissen wohl nicht so recht, wie sie diesen Interessen nachgehen sollen. Sie kennen diese erstaunliche Stadt ja nicht.“
Georg zögerte. Er spielte den Verlegenen. Seine Stimme klang genau so wie sie sollte. „Damit haben sie wohl recht.“
„Dann wäre es mir eine Ehre, ihnen behilflich sein zu dürfen, junger Mann. Ich kenne diese Stadt recht gut.“
„Was würden sie mir denn zeigen? Und was, wenn ich fragen darf, würde mich das kosten?“
„Was sie wünschen, junger Mann, alles was sie wünschen. Sie müssen mir nur sagen was es ist.“

Sie gingen zum Lift. Georg überlegte was zu tun war. Dieser Mann konnte auf ihn angesetzt sein, um seine Integrität zu prüfen. Er selbst hätte das getan, wenn er einen Rekruten Freigang gewährt und ihn als Stabsoffiziersanwärter vorgeschlagen hätte. Bei seinem Begleiter konnte es sich aber auch tatsächlich um ein zwielichtiges Subjekt handeln, dass es zu entlarven und zu melden galt. Sie verliessen den Lift und den Turm, der Zivilist führte den Rekruten bei der nächsten Gelegenheit von der Prachtstrasse. Sie liefen durch kaum belebte Strassen, an allen erdenklichen Geschäften und Lokalen vorbei. Hier war Odin nicht so, wie Georg es sich vorgestellt hatte. Georg erlaubte dem Fremden, ihn in eine Bar zu bringen, eine Wirtschaft mit besonderen Vergnügungen. Er lehnte es ab dafür etwas anderes zu akzeptieren als ein Glas Wein auf Kosten des jungen Mannes. Bis auf weiteres konnte Georg ihm nicht mehr als Freundlichkeit vorwerfen.
Die Bar sah aus wie eine gewöhnliche Weinstube. Beim Betreten wirkte sie so gewöhnlich wie von aussen. Der Ober begrüsste die Gäste herzlich. Ein typischer Angehöriger jener Rasse, die sich im europäischen Osten verbreitet hatte. Der Mann war hier trotzdem ein gern gesehener Gast, seine Begleitung gewährte den Zugang zu den Séparees…
Georg wünschte sich eine Waffe. Damit hätte er die Situation sofort geklärt. So wartete er, bis der Wein auf dem Tisch stand und die Angebote eindeutiger wurden. Nicht nur, dass dieser Südaffe es wagte, einen Rekruten der Armee und einen angehenden Stabsoffiziersanwärter Huren zuzuführen, der widerliche Kerl wollte auch noch wissen, ob ihm vielleicht ein Bursche lieber wäre! Georg verlor fast die Beherrschung. Zorn trieb ihm das Blut in die Wangen. Sein Gegenüber deutete die Reaktion als Verlegenheit.

„Junger Mann, manchmal muss man erst herausfinden, was einem gefällt, und hier hat man die Gelegenheit dazu.“
„Und was ist, wenn ich das nicht will?“ Georg schlug den Plauderton an.
„Dann wollen sie etwas anderes?“
„Oh ja. Ich will sie verhaften.“
„Verhaften“, wiederholte der Mann lächelnd.
„Ich verhafte sie und werde sie den Behörden zuführen.“
„Einfach so.“
„Ich rate ihnen keinen Widerstand zu leisten.“

Das Gesicht des Mannes verhärtete sich. Er schaute Georg herausfordernd an. Dann schaute er nach rechts. Zwei Bewaffnete betraten den Raum und richteten MPs auf ihn. 3-19er. Maschinenpistolen. Armeewaffen. Einer blieb stehen, der andere ging zu Georg und packte ihn am Arm, zog ihn vom Stuhl.
Es war wie bei den Nahkampfübungen. Die Zeit verlangsamte sich. Georg wusste genau, wo wer und wo was war, er wusste, was er in der nächsten Millisekunde tat. Ein Schlag, ein Griff und ein Ruck und ein Tritt. Fast gleichzeitig. Seine linke Faust traf den Adamsapfel, die Rechte packte die Waffe und riss sie dem Röchelnden aus den Händen, ein harter Tritt vor die Brust schleuderte ihn auf den zweiten Bewaffneten. Eine Geschossgarbe krachte in die Wand, dicht an dem Sitzenden vorbei, der sich zu Boden warf. Georg gab zwei gezielte Schüsse ab. Zwei Treffer in den Kopf. Er schlug den Kauernden mit der Waffe bewusstlos und richtete sie auf den Ober.
Dem Mann blieb keine Zeit mehr zu reagieren. Er trat mit erhobenen Händen vor. Er warf einen Blick auf die Toten und auf den Bewusstlosen und seufzte.

„Was glaubst du denn was du hier tust?“ fragte er ungläubig. „Man wird dich hinrichten!“
„Mich? Du wirst hängen, und dieser Abschaum da auch.“
„Du bist verrückt.“
„Ich bin Rekrut der Armee, und ich werde dieses Rattenloch ausheben!“
„Und wie stellst du dir das vor?“
Georg nahm sich die zweite MP und hängte sie um. „Erst schau ich mich hier um, dann verständige ich die Behörden. Los jetzt. Und pass auf was du tust.“

Hinter einer Tür lag ein langer Gang. Links waren Türen. Georg zählte neun. Der gefangene Ober schob einen Riegel zur Seite. Georg stiess ihn weg und schaute in den Raum. Ein Bett und ein Knabe, er sah die Waffe und wurde starr vor Schreck. Georg befahl ihm zu bleiben wo er war und still zu sein. Der Ober öffnete die zweite Tür; die MP im Rücken trat er ein. Auf den Anblick, der sich Georg in diesem Zimmer bot, war er nicht vorbereitet. Er sah einen jungen Burschen, fast noch ein Kind, in einer Rekrutenmontur, mit grell geschminkten Lippen, mit ausgestreckten Armen an die Wand gekettet. Georg war fassungslos. Er starrte den Jungen an, dann den Ober. Der Kerl grinste ihn an. Er wollte etwas sagen. Georg drückte ab. Mehr als ein dutzend Kugeln zersiebten den Körper. Eine weitere traf den Jungen an der Wand.
Im nächsten Moment stand Georg vor der nächsten Tür und riss sie auf. Wie im Manöver. Er sah jede Einzelheit des Raumes, war sofort Herr der Situation. Für den Bruchteil einer Sekunde. Er sah den nackten Mann, der aus dem Bett gesprungen war um nach seiner Pistole zu greifen. Eine P-A7. Offizierswaffe. Die hing in einem Waffengurt am Stuhl, etwa drei Meter entfernt, auf dem die Uniform eines Feldwebels hing. Er sah den Knaben auf dem Bett und wusste, was dem gerade widerfahren war. Zwei weitere standen in Rekrutenmontur am Bett, gerade noch stramm, um dem Akt zuzuschauen. Sie waren zusammengeschreckt und erstarrt. Georg sah die Hand, die sich dem Waffengurt näherte, er sah das Gesicht des Mannes und gab einen Schuss ab. Der Knabe auf dem Bett sackte zusammen. Der Spiess verharrte, dann spreizte er die Arme und richtete sich langsam auf. Jetzt erkannte er Georg.

„Sie.“ Georg spie das Wort förmlich aus.
Der Feldwebel war einen Moment sprachlos, dann brüllte er: „Rekrut! Was tun sie denn hier? Sind sie noch bei Sinnen?“
„Was ich hier tue?“ Die Stimme war fest, der Ton schneidend. „Was tun sie hier, Herr Feldwebel?“
„Was glaubst du denn?“ Der Spiess zeigte zum Bett. „Ich war gerade dabei diesen Burschen durchzulassen.“
„Das ist abscheulich. Man wird sie hinrichten.“
„Hinrichten? Weshalb? Junge, das ist ein Puff! Davon gibt es tausende, und noch mehr ohne Lizenz. Und jetzt leg die Waffe weg, ehe noch was passiert, Du wirst Ärger kriegen, mein Junge, aber ich werde mich für dich einsetzen.“

Er warf dem toten und den lebenden Knaben einen verzichtenden Blick zu und begann sich anzukleiden. Georg liess ihn gewähren. Als er in die Hose steigen wollte riss Georg sie weg.

„Sie werden nie wieder Uniform tragen, sie Schwein!“

In anderen Zimmern verbreitete sich Aufregung, Türen wurden geöffnet, Schritte waren zu hören, barfüssige und Schritte von Stiefeln. Georg gab einen Warnschuss in den Flur ab und rief: „Keinen Schritt weiter!“
„Was geht da vor?“ rief eine befehlsgewohnte Stimme.
„Ein irregeleiteter Rekrut!“ antwortete der Feldwebel laut.
„Ein Rekrut?“

Jemand trat aus seiner Deckung hervor. Er war barfuss, trug eine Uniformhose und hielt eine P-A7 in der Faust.

„Die Waffe runter, Rekrut!“

Hinter dem Bewaffneten tauchten weitere Männer auf. Georg sah die Jacke eines Hauptmanns. Er sah Stiefel und Pistolen. In den aufgerissenen Türen zeigten sich neugierige, junge Gesichter. Ein Feldwebel scheute sie in die Zimmer zurück. Georg senkte die Waffe. Jemand meldete: drei tote Bedienstete, zwei erschossene Knaben. Der Italiener schwer verletzt. Der Spiess erklärte die Situation. Er stellte Georg als Idealisten hin, der bloss nicht mit der Wirklichkeit in den Provinzen vertraut war.

„Was macht der überhaupt hier?“
„Der Major hat erwähnt, dass er den Rekruten freistellen wollte. Er sollte die Stabsoffiziersanwartschaft antreten.“

Das löste Gelächter aus. Georg lässt es stoisch über sich ergehen. Jemand nimmt ihm die Waffe ab. Ein anderer schlägt ihm auf die Schulter. Der Spiess erzählt dem Hauptmann flüsternd von dem Onkel.

„Ist ja nix grosses passiert“, meinte jemand.
„Hast ja nur Kroppzeug erwischt.“
Der Hauptmann musterte Georg eingehend und sagte: „Jemand sollte dir mal so einiges erklären. Komm mit.“

Georg gehorchte. Er folgte dem Hauptmann in das Zimmer, aus dem der gekommen war.

 

Mod: Thema des Monats-Vermerk entfernt. Wir haben seit Monaten kein Thema des Monats mehr ;)

 

Hallo Piedro,

ich weiß nicht so recht, was ich von deiner Geschichte halten soll. Es ließt sich ein wenig, als wäre Georg der Gute und die "Perversen" die Bösen - was allerdings leichte Anklänge an Militär/Gewaltverherrlichung biergt. Alternative ginge auch: Alle sind schlecht. Oder Idealismus verträgt sich nicht mit der Realität.

Den Anfang finde ich sehr unansprechend. Liegt vor allem daran, dass du nur erzählst wie hart die Ausbildung ist und wie gut dieser Georg, ohne es an echten Beispielen zu zeigen. Mach doch ein/zwei Szenen drauß - etwas wie er gegen einen Kameraden kämpft, ihn tötet und dafür gelobt wird.

Achja, dass es ihm offenbar keine Probleme macht sich in dieses Militärregime zufügen, ja es ihm Spaß macht, ließt sich doch etwas seltsam. Dadurch, dass sein "reiner Soldatengeist" gegen die Kindesschänder gestellt wird, wirkt es, als wäre seine Haltung richtig und gut. Und das halte ich zumindest für fragwürdig.

Die gesprengte Stadt: Nunja da führst du etwas ein, was Ansich keine Bedeutung hat für deine Geschichte. Ginge er einfach so mit einem Fremden ins Puff wäre der Effekt ziemlich der gleiche.

Muss Schluss machen für jetzt.

Falls du willst, gibt's später mehr.

Gruß,
Kew

 

Den Anfang finde ich sehr unansprechend. Liegt vor allem daran, dass du nur erzählst wie hart die Ausbildung ist und wie gut dieser Georg, ohne es an echten Beispielen zu zeigen. Mach doch ein/zwei Szenen drauß - etwas wie er gegen einen Kameraden kämpft, ihn tötet und dafür gelobt wird.

den anfang werde ich wohl noch ein wenig garnieren. "Freigang" folgt auf "Der Onkel", aber da braucht es einen übergang, wenn die geschichte für sich stehen soll...

Achja, dass es ihm offenbar keine Probleme macht sich in dieses Militärregime zufügen, ja es ihm Spaß macht, ließt sich doch etwas seltsam. Dadurch, dass sein "reiner Soldatengeist" gegen die Kindesschänder gestellt wird, wirkt es, als wäre seine Haltung richtig und gut. Und das halte ich zumindest für fragwürdig.

ersteres ergibt sich aus dem thema der serie. letzteres, die unterscheidung zwischen richtig und falsch, gut und böse (oder schlecht) liegt allein beim leser, nicht beim mir, nicht an den figuren.

Die gesprengte Stadt: Nunja da führst du etwas ein, was Ansich keine Bedeutung hat für deine Geschichte. Ginge er einfach so mit einem Fremden ins Puff wäre der Effekt ziemlich der gleiche.

vielleicht kann das weg, aber ich denke, das werde ich später noch mal aufgreifen.

Falls du willst, gibt's später mehr.

aber gerne doch.

gracie.

 

Hi,

zunächst einmal eine interessante und ungewöhnliche Serie soweit. Ich würde dir vorschlagen, am Anfang der Geschichte doch kurz auf den vorherigen Teil hinzuweisen, um Missverständnisse zu vermeiden. Wer den "Onkel" vorher gelesen hat, wird schließlich deutlich anders an die Geschichte und die Motive herangehen. Insgesamt wirkt Georgs Geschichte auf mich bisher äußerst beklemmend und weckt meine Neugierde darauf, worauf das nun alles hinauslaufen wird. Es ist nicht ganz einfach, einem durchweg unsympathischen Charakter auf spannende Weise zu folgen, aber das scheint dir bisher sehr rund zu gelingen.

Was die sprachliche Seite angeht, liest sich "Freigang" zunächst relativ angenehm und wie ich meine auch flüssiger, als der "Onkel". Schade sind da die häufigen Doppel-s/ß-Fehler, die auch schon in der anderen Geschichte jemand angesprochen hat, sowie gelegentliche Kommafehler. Da stolpert man schon noch drüber, was den Gesamteindruck leider ein bisschen schmälert. Auch die Anrede "Sie" scheinst du konsequent klein zu schreiben. Wenn du dir angewöhnst, an deinen "Lieblingsfehlern" zu feilen und eine gute Rechtschreibprüfung zu verwenden, käme das dem Leseeindruck jedenfalls sehr zugute.

Alles in allem geistert hier der Begriff "Dieselpunk" (mit einem kleinen Fragezeichen) in meinem Kopf herum ;). Gespannt bin ich jedenfalls auch, ob wir noch mehr Details zu dieser alternativen europäischen Geschichte erfahren.

lg
Marco

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo du.

es gibt noch mehr, die nächste ist fertig, die übernächste hängt. leider bin ich im moment derangiert wegen augen-aua und muss mich der monitore weitgehend enthalten... aber wenn das überstanden ist, mache ich mich ans korrigieren und so...

das mit dem doppel-s hab ich schon mal erklärt, ich weiss schon wie's richtig geht, aber auf tasten kommt das einfach so... ich spiele schon mit dem gedanken, diese eigenheit weg zu korrigieren... dank word ist das ja nur eine fleissaufgabe... mit den kommas ist das nicht so einfach, da stehe ich auf kriegsfuss... echt jetzt... darum bin ich dankbar, wenn das korrigiert wird, lern ich vielleicht by the way wie's besser geht (man soll die hoffnung ja nie aufgeben)...

da diese geschichte möglichst selbstständig neben dem onkel stehen soll, werde ich sie noch ein wenig bearbeiten, gemäss der anregung von kew.

ansonsten freu ich mich über die blumen. vielleicht gelingt es mir ja, dem thema wirklich gerecht zu werden...

 

Hallo nochmal.

Hat ein wenig gedauert, aber ich habe zur Zeit Umzugsstress.

Das die Geschichte Teil einer Serie ist, war mir nicht bewusst.

Was mir gefallen hat, ist Georgs Wunsch nach einer Waffe - er kann seine Probleme nur mit Gewalt lösen. Das passt sehr gut zur restlichen Charakterisierung.

Auch gefallen hat mir der Unterschied zwischen Georg und dem Offizier. Beide sind fassungslos, aber aus völlig verschiedenen Standpunkten heraus.

Seltsam dagegen fand ich: Wieso erschießt Georg den Jungen auf dem Bett des Offiziers? Nur als Drohgebärde? Kommt mir komisch vor, da auch er verstehen sollte, dass ja die Ursache "des moralischen Verfalls" nicht diese Jungen sind, sondern die Bordellbesucher.

Zwiegespalten bin ich bei der Reaktion des Offiziers. Zwar passt sie hinsichtlich des Geschichten Themas: Wie einer sagt: War ja nur Kroppzeug.
Aber schließlich hat es Georg doch an Respekt einem Vorgesetzten gegenüber mangeln lassen. Vielleicht wären hier noch ein, zwei Andeutungen über das Verhältnis Offizier/Rekrut im Vorfeld angebracht. Das der Offizier von den Fähigkeiten angetan ist, kommt ja heraus. Aber vielleicht könnte noch eine persönliche Bindung angedeutet werden. Das würde für mich schlüssiger erklären, weshalb ein derart grober Fehler so glimpflich aufgenommen wird.

Gruß,
Kew

 

Hi Piedro!

Ich muss sagen, bei dieser Fortsetzung bin ich richtig neugierig, wie sich die Geschichte um Georg entwickeln wird.
Und das, obwohl du gegen mindestens zwei Regeln verstößt, wie ein Autor, der sich vermarkten will, zu schreiben hat: "Show, don't tell" und ein sympathischer Hauptcharakter, das sind eherne Grundsätze der Verlage. Nur wenige Autoren können es sich leisten, das zu ignorieren, obwohl das "Tell" durchaus gut rüberkommen kann, ebenso ein unsympathischer Protagonist, wie dein Text beweist.
Das mag in diesem Fall auch daran liegen, dass die distanzierte Sprache eher zu einem unnahbaren Charakter wie Georg passt. Ich hoffe daher, dass du keine unglaubwürdigen Kehrtwendungen seiner Persönlichkeit im Sinn hast. Dafür ist er einfach zu soziopathisch.

Die Begegnung mit dem Südländer auf dem Aussichtsturm ist, wenn man darüber nachdenkt, schon merkwürdig. Hat er auf einen Soldaten gewartet, der da raufkommt, um ihm dann einen Puffbesuch anzudrehen? Ein Geschäftsmann und Zuhälter wüsste da aber bessere Orte, um Kundschaft anzuwerben.
Was die Erschießungsszenen im Puff angeht, die kamen tatsächlich merkwürdig rüber, weil nicht deutlich wird, was Georg nun gegen diese beiden Lustknaben hat, die vielleicht zwangsprostituiert wurden. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn du schreibst, dass sie Hassgefühle in ihm auslösen, weil sie so schwächlich und gefällig sind. Schließlich ist auch er auf seine Weise schwach und gefallsüchtig und könnte sich unbewusst auf unangenehme Weise gespiegelt sehen, zumal die Uniform ja ein Übriges tut.
Was das Ende angeht, bin ich mir nicht sicher, ob du suggerieren willst, dass Georg vom Hauptmann vergewaltigt wird. Das würde aber nicht mehr zu dem passen, was ich vorher lese. Es ist die Rede vom mächtigen Onkel, und einen so brutalen Typen behandelt man, gerade wenn er kurz vorher jemanden umgelegt hat, doch ein wenig anders, selbst wenn er ein Rekrut ist.

Gerade weil aber viel schriftstellerisches Potential erkennbar ist, wird die Sache mit der Rechtschreibung besonders wichtig. Das klein geschriebene "Sie" und das ss statt ß können durch simple Autokorrektur ausgebügelt werden, und Kommaregeln sind auf ungezählten Webseiten aufgelistet und mit ein bisschen Übung leicht zu beherrschen.

Ein paar Textstellen sind mir noch aufgefallen:

Er wusste, worauf es ankam.

Das Komma solltest du dir merken, so oft wie der Satz fällt. ;)

Jeden Tag gab es Tote und wieder ein Bett, das neu belegt wurde. Georg hatte schon neunzehn Kameraden getötet.

Eine Armee, die ihre Rekruten so verheizt, hat bald einen ziemlichen zahlenmäßigen Nachteil, meinst du nicht? Zumindest wäre eine solche Verschwendung ziemlich dumm, das sollte ein kriegserfahrenes Land eigentlich wissen. Natürlich kann es bei der Ausbildung und dem Drill zu Toten und Verletzten kommen, aber wenn einer neunzehn seiner eigenen Leute umbringt, dann ist das garantiert kein Grund, ihn zu belohnen. Militärbefehlshaber haben kein Interesse daran, dass ihr Kampfmaterial verbraucht wird, bevor die Kämpfe losgehen. Sie hätten dafür gesorgt, dass Georg keinen zweiten Kameraden tötet.
Deshalb empfehle ich, den Drill als gefährlich zu beschreiben, aber es nicht zu übertreiben. Eine oder zwei Tötungen reichen. ;)

mit einer Bevölkerung von über einer Millionen(?) Menschen

Der Ober begrüsste die Gäste herzlich. Ein typischer Angehöriger jener Rasse, die sich im europäischen Osten verbreitet hatte. Der Mann war hier trotzdem ein gern gesehener Gast, seine Begleitung gewährte den Zugang zu den Séparees…

Hier bin ich kurz hängengeblieben und musste die Stelle mehrmals lesen, um zu verstehen, wer "der Mann" ist. Der Ober ist ja kein Gast, aber dass du den Italiener meinst, ist nicht sofort ersichtlich. Besser vielleicht "Der Südländer".

Zwei Bewaffnete betraten den Raum und richteten MPs auf ihn. 3-19er. Maschinenpistolen. Armeewaffen.

Maschinenpistolen in einem Etablissement voller Menschen? Das geht gar nicht. Wenn jemand rausgeworfen werden muss, sind kleinkalibrige Pistolen, dezent versteckbar unter dem Anzug, das Höchste der Gefühle. Wann sollen die Typen denn den Schnellfeuermodus gebrauchen? Wenn eine Armee reinmarschiert und alle Gäste weg sind?
Die Stelle suggieriert auf ein wenig unlautere Weise, dass die Einrichtung mehr ist als ein Puff. Da wäre ein einfacher, bulliger Rausschmeißer mit Pistole viel glaubwürdiger. Den könntest du dann auch gleich mit Georgs abschätzig-rassistischem Blick beschreiben wie: "Er hatte das klobige Gesicht eines typischen Mittelasiaten".

Dem Mann blieb keine Zeit mehr zu reagieren. Er trat mit erhobenen Händen vor. Er warf einen Blick auf die Toten und auf den Bewusstlosen und seufzte.

Na ja, wie sollte er denn reagieren? Er ist Kellner, kein Kämpfer. Und was hat das Seufzen zu bedeuten? Ist das die verstörte Reaktion, wie man sie von einem Menschen erwarten sollte, der gerade eine zweifache Tötung von Bekannten mitangesehen hat und auf den eine Waffe gerichtet wird? Sollte er nicht zumindest wütend sein und/oder ängstlich? Davon spürt man im nachfolgenden Dialog nichts.

Jetzt erkannte er Georg.

„Sie.“ Georg spie das Wort förmlich aus.


Das passt nicht zueinander. Sollte nicht Georg den Spieß erkennen, wenn er als Erster auf das Erkennen reagiert?

Ein Feldwebel scheute(?) sie in die Zimmer zurück.

Das löste Gelächter aus. Georg lässt es stoisch über sich ergehen. Jemand nimmt ihm die Waffe ab. Ein anderer schlägt ihm auf die Schulter. Der Spiess erzählt dem Hauptmann flüsternd von dem Onkel.

Ich sehe keinen Grund für den Zeitformwechsel. Und wenn, dann musst du ihn in einem Absatz auch konsequent durchhalten.

Tschüß, Megabjörnie

 

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