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Teuflische Nacht

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07.02.2001
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Teuflische Nacht

Die Nacht war dunkel, aber Jean machte das nichts aus, denn er kannte nichts anderes als Dunkelheit. Seit geraumerer Zeit schon, lebte er in ewiger Finsternis und unternahm auch keinen Versuch es zu ändern. Ganz im Gegenteil, er förderte das schwarze Nichts um ihn herum noch und versank immer tiefer in dieser wohligen Schwärze. Sie erfüllte sein ganzes klägliches Leben und begegnete ihm wo auch immer er war. Sie war nicht nur in seinem Denken, sie war auch in jedem Ort den er besuchte.
Die Wände seines Zimmers waren schwarz und auch die Wände seiner kleinen Kathedrale, im Keller seines Hauses waren schwarz. Überall standen Kerzen herum und wie sollte es auch anders sein, auch sie waren schwarz und selbst ihr Licht schien nicht ganz so hell zu Leuchten, wie das Licht normaler Kerzen. Obwohl man beim besten Willen nicht erkennen konnte warum, waren alle Lichter hier unten gedämpft und irgendwie unwirklich matt. Es war als würde die Schwärze der Wände jegliches Licht in sich aufsaugen und zu etwas verarbeiten, dass man schwer beschreiben konnte. Es schien so als würde sie das positive des Lichtes umwandeln, in eine enorme, negative Dunkelheit, die alles verschlang, so das man nur noch knapp einen halben Meter sehen konnte.
In der Mitte des Raumes stand ein völlig schwarzer Altar und auf ihm standen weitere von diesen falschen Kerzen. Neben einer von ihnen, stand eine leere Opferschale in der eindeutige Reste von nicht ganz abgewischten altem Blut zu finden waren.
An den Wänden waren finstere Parodien von einem kirchlichem Kreuzweg zu erahnen und zwischen ihnen einige nicht sehr sorgfältig gezeichnete Pentagramme. Natürlich waren sie mit der Spitze nach unten an die Wand gebracht worden, bei genaueren hinsehen konnte man entdecken, dass sie aus Blut bestanden. In roten Lettern prangte die Zahl 666 an einem anderen Teil der Wand und beim betreten dieses Raumes wünschte man sich wohl nichts sehnsüchtiger als ihn wieder zu verlassen.
Und trotzdem hatten sich ein paar einzelne schwarz vermummte Gestallten um das auf dem Boden gekritzelte Pentagramm gescharrt. Einige siebenarmige Kerzenständer leuchtet ihnen bei ihren finsteren Machenschaften. Doch sie vertrieben die Finsternis nicht vollkommen, so das von den verhüllten Personen nur fade Umrisse zu erkennen waren.
Er, dem dies alles eigen war, stand in ihrem Kreis und murmelte unverständliche Worte. Seine Lippen bewegten sich zitternd und die Anstrengung war auf sein Gesicht geschrieben. Plötzlich kam ein leiser, monotoner Gesang auf und die Gestallten bewegten sich schwankend dazu.
Es war keine gewöhnliche schwarze Messe, das wäre einem genauen Beobachter schon längst aufgefallen, es war kein unnötiges Schlachten von schwarzen Hühner, keine gewöhnliche Spielerei, die zwar keinesfalls Harmlos, aber doch nicht so schlimm war, wie das was jetzt, in diesem Moment, hier geschah.
Diese Menschen wussten anscheinend ganz genau, auf was sie sich nun einließen. Sie alle schienen ziemlich nervös und der eine oder andere stolperte unbeholfen über die Füße seines Vordermannes, aber keiner lachte oder schimpfte darüber. Keiner von ihnen dachte auch nur daran sich aus seiner Konzentration bringen zu lassen. Sie schritten gemächlich durch den ganzen Raum und ein wissender Ausdruck lag auf ihren Gesichtern. Sie wussten alle, was nun geschehen würde. Und sie alle hatten offensichtlich Angst, aber trotzdem zögerte keiner von ihnen auch nur eine Sekunde.
Jeder von ihnen umkreiste selbstsicher und mit festen Schritten immer und immer wieder das Pentagramm und somit auch ihn.
Jean war ohne sich auch nur ein einziges Mal zu bewegen, die ganze Zeit in der Mitte des fünfzackigen Sternes stehen geblieben. Erstarrt zu einer steinernen Figur, seit zwei Stunden dauerte die Sitzung nun schon an und er stand immer noch ruhig dort. Doch ganz plötzlich und ohne Vorwarnung ging eine Veränderung mit ihm vor.
Und mit ihm veränderte sich auch die schwarze Welt um sie herum. Decke, Wände und Boden Begannen zu brennen und die Hölle schien sich aufzutun. Doch all dies schien die schwarzen Gestallten nicht zu interessieren, sie wanderten unbeirrt um den gezackten Stern herum und in seiner Mitte lag Jean.
Zitternd und kraftlos bäumte sich sein Körper und den schmerzvollen Krämpfen auf. Und obwohl er im Schutze des Pentagramms, von allen Flammen geschützt war, schien er von lodernden Feuer ergriffen und es schüttelte in und verbrannte doch wie durch ein Wunder keinen Zentimeter seiner Haut.
Und die Erde um sie herum hatte sich aufgetan, doch draußen vor dem Haus war die Welt noch in Ordnung und nichts von dem unheimlichen Geschehen war auch nur zu erahnen.
Und ganz plötzlich begann sich auch die friedliche Stille hier zu verändern. Ein unglaublich starker Wind kam auf und riss wie durch ein Wunder doch nichts mit sich.
Er hatte sich am Horizont gebildet und war dort nur ein laues Lüftchen gewesen. Doch als er näher heran war, begann in ihm etwas zu toben und zu zerren. Der Wind nahm im vorüber Ziehen immer mehr zu und aus der durchsichtigen, kaum zu erahnenden Böe, wurde ein farbenfroher Sturm. Blätter von Bäumen und Blüten hatte er in sich vereint und als er das Haus von Jean erreicht umwehte er es sanft und schien auf irgendetwas zu warten.
Und dann, als Jeans Körper kraftlos auf den Boden gesunken war, traten die Gestallten an dem Rand des Pentagramms. Und sie bildeten einen immer enger werdenden Kreis um ihn. Sie traten durch die Flammen, doch die Flammen taten ihnen nichts an, es war als wären sie geschützt vom ewigen Feuer der Hölle, nein es war als wären sie zu seinem Gestallten geworden.
Und das Feuer wütete um sie herum und obwohl es nichts mehr zum verbrennen gab, brannte es weiter, als würde es von einer namenlosen Kraft genährt werden. Als sie den Rand erreicht hatten, nahmen sie ohne zögern ihre Kapuzen ab und ganz normale Gesichter kamen darunter zum Vorschein. Sie waren keine Monster geworden, sondern von außen unerkenntlich, durch kein verräterisches Zeichen gekennzeichnet.
Doch dann erhoben sie ihre Hände und sprachen alle zusammen ein leises Gebet. Die gemurmelten Worte waren nicht zu verstehen und sogar kaum zu hören, doch sie hatten eine verheerende Wirkung.
Wie erschrocken zog sich das Feuer plötzlich zurück und die ganze Welt schien sich zu verändern. Ein warmer, farbenfroher Sturm erfüllte das Innere des Hauses und entzog ihm die Finsternis, um sie durch warme Farben zu ersetzen. Das Licht der Kerzen schien plötzlich wirklich und warm und das Schwarz an den Wänden wurde, wie durch einen Zauber plötzlich zu einem immer mehr verblassenden Grau. Auch das getrocknete Blut, schien wieder frisch zu sein und tropfte beharrlich von den Wänden.
Die satanistischen Zeichen verschwanden und die Kathedrale sah fast aus wie ein normale Zimmer. Und schließlich nahmen sie sich an die Hände, sie standen nun ganz dicht bei ihm und ihr Gebet wurde immer lauter und lauter und erst jetzt konnte man ihre Worte verstehen. Sie beteten zu Gott und die wahre Bedeutung des Pentagramms, vor dem selbst der Teufel sich fürchtete, kam wieder zu Vorschein und sein Körper bäumte sich ein letztes Mal auf.
Und auf einmal war die Welt um sie herum wieder schwarz und unwirklich, aber so schnell wie es geschehen war, so schnell verging dieser Augenblick auch wieder.
Und eine brennende Gestallt fuhr schreiend aus seinem Körper und tobte durch den ganzen Raum und schließlich tat sich der Erdboden auf und verschlang die Gestallt und das Schreien verklangt und Stille kehrte in den Keller dieses ganz normalen Hauses ein.
Und das warme Licht der Kerzen, vertrieb die Finsternis und heilte die Wunden der Seele in der Mitte des Pentagramms.

 

Hallo St.a.r

Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich deine Geschichte richtig verstanden habe. Es handelt sich um eine Teufelsaustreibung gell? Dabei war ich zwar noch nie, doch kann ich mir nun sehr gut vorstellen, wie eine verläuft. Es war unheimlich spannend.
Zwei Änderungen würde ich noch vorschlagen

Körper und den schmerzvollen Krämpfen

unter, statt und

lodernden Feuern ergriffen und es schüttelte in

statt in: ihn

Gruss Morpheus

 

Hallo Morpheus,

wow, jetzt bin ich abermehr als baff, dass du diese alte Geschichte aus den tiefen der Kg.de Welten gerissne hast. ;)

Ja, es sollte eine Art Teufelsaustreibung sein, aber damals war mein Schriebstil leider noch etwas undurchsichtig. Vielleicht kann man es nicht ganz rauslesen, an einigen Stellen ist die Sache sicher auch etwas zu überzogen dargestellt.

Die Geschichte ist immerhin schon zwei Jahre alt (da war ich 17 ;) ) und war eher ein Stiefkind von mir.

Herzlichen Dank also fürs Lesen, kommentieren und für dein Lob!

Alles Liebe
Steffi

 

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