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Terciopelo
Ich betrat das Empfangszimmer von Don Alfonso Gutierrez, Leiter der Costa Rica Eco-Forest-Company. Es erhob sich ein älterer, rundlicher Mann hinter dem Schreibtisch. Graue Haare mit Halbglatze zierten den Kopf. Buschige, schon länger nicht mehr gestutzte Augenbrauen zogen meine Blicke auf sich. Mit einem verschmitzten Lächeln, das eher an einen Lausbuben erinnerte, stand er da.
«Ich wusste, dass Sie sich mein Angebot anhören werden, Jorge», sagte Don Alfonso und trat mit ausgebreiteten Armen an mich heran. «Diese Gelegenheit dürfen Sie sich nicht entgehen lassen.»
«Gelegenheiten kommen und gehen», sagte ich.
«Zunächst einmal möchte ich Ihnen Diego vorstellen, mein Stellvertreter in der compañía und zugleich mein Schwiegersohn in spe.» Don Alfonso nickte einem hageren Mann zu, der die ganze Zeit regungslos in der Ecke gestanden hatte wie der Soldat eines Wachbataillons. Ich hatte ihn bislang überhaupt nicht wahrgenommen. Auf die Ansprache des Dons hin setzte er sich prompt in Bewegung, stellte sich vor mir auf und streckte mir die Hand zum Gruß entgegen. Sein Gesicht war schmal und scharf geschnitten, die Wangen glattrasiert und die Haare auf dem Kopf bis auf wenige Millimeter sauber gestutzt.
«Angenehm», sagte er und drückte meine Fingerknochen zusammen, bis ich glaubte, ein leises Knacken der Gelenke vernommen zu haben. Diego postierte sich steif und mit respektvollem Abstand seitlich hinter seinen Schwiegervater.
«Zur Sache: In den siebziger und achtziger Jahren haben wir fast zwei Drittel des Regenwaldes hier in Costa Rica abgeerntet», sagte Don Antonio. «Mittlerweile entdeckt man gewisse ökologische Aspekte, im Tourismus und eben auch in der Forstwirtschaft.»
Diego stand wie festgeschraubt da, den Kopf geradeaus und die Augen ins Leere gerichtet, als ginge ihn das alles gar nichts an.
«Und was hat das Ganze mit mir zu tun?», fragte ich.
«Ich habe kürzlich eine Option auf zweihundertfünfzig Hektar einer Regenwaldfläche erworben, oben in Alajuela, Los Chiles. Wir könnten dort eine Plantage mit Teakbäumen errichten. Mit den Harthölzern verdienen Sie weltweit gutes Geld, wissen Sie? Die Kunden achten heutzutage auf nachhaltigen Anbau, verstehen Sie? Und auf diesen Zug möchte ich aufspringen. Mit herkömmlichem Teak macht man gutes Geld, aber mit nachhaltigem Teak noch viel besseres. Sie verstehen, was ich meine?»
«Das Geld – ich verstehe.»
Don Alfonso ignorierte die Bemerkung und fuhr fort, als sei mein Engagement schon in trockenen Tüchern.
«Sie sind mein Forstingenieur für das Projekt. Sie begleiten Diego auf eine Art Expedition in das Gebiet, explorieren den Boden, kartographieren, erstellen eine Machbarkeitsstudie für den Aufbau der Plantagen und so weiter, Sie wissen, was ich meine. Die ganzen botanischen Grundlagen. Ob die Bäume, die mir vorschweben, in dem Klima überhaupt wachsen und so weiter. Diego wird dann die wirtschaftlichen Aspekte beleuchten: Können wir das finanziell stemmen? Sie stehen sozusagen auf der Seite der Natur und Diego auf der Seite des Geldes. Ich stelle Ihnen auch einen Frico zur Verfügung. Der fährt Sie hoch, der kennt sich dort aus. Bringt Sie mit dem Jeep so weit wie möglich rein in den Dschungel, schleppt den Kram und kocht.»
Eine Woche später war es soweit. Unser kleiner Stoßtrupp setzte sich in Bewegung. Wir nahmen die fünfunddreißig in Richtung Norden. Die Stadt Santa Rosa de Pocosol ließen wir hinter uns und kamen abends an der Estación de Servicio Pavón an, für uns der letzte Außenposten der Zivilisation. Ich war hundemüde und mein Hintern schmerzte wie bei einem Gaucho, der auf seinem Gaul die ganze Pampa am Stück durchquert hat. Der Frico, sein Name war Miguel, tankte den Jeep und wir verbrachten eine letzte Nacht im Motel.
Diego hatte das Kommando. Leidenschaftslos und rational. Dabei nicht unhöflich. Er hatte alles bis ins Detail durchdacht und wir schienen für ihn nichts anderes als Werkzeuge in seinem Koffer zu sein. Miguel und ich gaben ihm heimlich den Titel Offizier.
«Sonnenaufgang ist morgen um fünf Uhr sechsundfünfzig. Um Punkt sechs null null Uhr erwarte ich euch hier am Wagen. Heute Nacht gibt es keine Weiber und keinen Alkohol!» Er sah kurz mich und dann länger Miguel an. «Ich brauche euch morgen in Topform.»
Diego drehte sich um und verschwand im Motel. Miguel spuckte eine respektable Portion braunen Speichels, versetzt mit Kautabak, auf den Boden, wo kurz zuvor der Offizier gestanden hatte.
«Maldito ojeador», sagte er und schlurfte ihm mit hängenden Schultern hinterher.
Die Bar Macho Huevo - gleich neben der Tankstelle - war noch geöffnet. Es fiel mir nichts ein, was mich davon abhalten konnte, hineinzugehen. Am Tresen stehend - mein Hintern schmerzte, wie gesagt - hob ich ein, zwei Gläser. Ich schaffte es dennoch, am folgenden Morgen pünktlich am Jeep aufzutauchen.
Ich saß wieder hinten im Jeep auf der Rückbank, neben mir stapelten sich unsere Seesäcke mit dem persönlichen Kram. Auf der Ladefläche des Geländewagens steckte die Ausrüstung: Zelte, Messgeräte, Proviant, Benzin und verschiedene Werkzeuge inklusive einer Kettensäge.
Wir holperten den ganzen Tag über löchrige matschige Feldwege, durch mehrere Furten, über Wiesen und Weideflächen, vorbei an den Feldern der Bergbauern und Resten des ehemals durchgängigen Regenwaldes. Je tiefer wir in das Herz des Hinterlandes eindrangen, desto seltener sahen wir die schlichten Holzhütten der Farmer. Der letzte Bauer, dem wir begegneten, stand mit einer Harke auf seinem Feld und sah uns mit großen Augen hinterher, als gehörten wir zu den spanischen Konquistadoren, die 1510 unter dem Kommando von Diego de Nicuesa das Land erkundeten.
Unser Diego ließ nur selten halten und der Jeep mühte sich den ganzen Tag über geduldig wie ein Maulesel durch das Terrain bis tief ins Hinterland hinein. Am späten Nachmittag erreichten wir das Zielgebiet. Die letzten drei Stunden der Fahrt hatten wir keine menschlichen Spuren mehr gesehen.
Ich half Miguel beim Abladen des Jeeps und beim Aufbauen der Zelte auf einer Lichtung, während Diego, der Offizier und Eroberer, schon die Gegend erkundete. Die Wiese lag im tiefen Dämmer, als wir mit der Errichtung unseres Basislagers fertig waren. Vom feuchten Boden stieg ein modriger Dunst auf, der das allgegenwärtige Grün schon nach kurzer Distanz verblassen ließ, bis es sich diffus und grünschwarz im letzten Licht der Sonne verlor. Die Stämme der Bäume und Luftwurzeln waren ringsum mit saftigen Moosen überwachsen. Auf einem Farn neben mir kroch eine bizarr geformte gelbe Raupe mit glutroten Flecken. Dutzende Stacheln ragten aus ihrem Leib hervor. Überall um uns herum sorgten unzählbare Singzikaden und Baumzirpen für ein schrilles Hintergrundgeräusch, einem aufdringlichen Tinnitus gleich. Übertönt wurde das Gezirpe nur durch die rhythmischen Schreie der Aras und Tukane, die von rechts nach links quer durch den Regenwald riefen.
«Pura vida! Pura vida», sagte Miguel.
Am Rande der Lichtung stand unser Offizier. Aufrecht wie ein dürrer Stachel ragte er aus dem Boden, in seiner grauen Tropenuniform. Er drehte den Kopf langsam von West nach Ost, als scanne er das Gebiet mit den Augen und berechne dabei den zu erwartenden Profit des Projektes.
Abends saßen wir um das Lagerfeuer und aßen eine scharfe Melange aus Reis, Bohnen und Kochbananen, das der Frico in einem Topf über dem Feuer zubereitet hatte. Er schmatzte und grinste zufrieden vor sich hin, bevor er sich eine Zigarette anzündete.
«Morgen fangen wir mit dem Explorieren und Vermessen des Geländes an, muchachos. Dann überlegen wir, wie wir hier die Plantage anlegen können», sagte Diego.
«Tuanis», sagte Miguel.
«Zu Diensten», sagte ich.
In den nächsten Tagen erledigten wir unseren Job. Ich nahm Bodenproben und analysierte sie, suchte geeignete Standorte für die Bäume und machte Skizzen für die erforderlichen Wirtschaftswege. Es fühlte sich in der Tat wie die Kolonisierung der Neuen Welt an. Als müssten wir unter der Führung von Diego, dem Offizier, menschliche Ordnung in die Beliebigkeit der Natur bringen. Wir erweiterten die Lichtung in alle Himmelsrichtungen. Ich meinte, der Platz wäre auch als Basislager für die künftigen Plantagen ideal. Mit der Kettensäge fällten wir zahlreiche Bäume. Jedes Mal, wenn Miguel den Motor der Säge anwarf, verstummte der Wald um uns herum für einen Augenblick, als ringe er um ein neues Gleichgewicht der Kräfte.
«Zufrieden, señior?», fragte ich Diego.
«Könnte was draus werden.»
Nach knapp zwei Wochen waren die Arbeiten weitgehend erledigt. Die Bodenanalysen erschienen vielversprechend und die nötigen Pläne zur Parzellierung des Areals hatte ich fertiggestellt. Wir hatten zahlreiche Exkursionen in die Umgebung unseres Basislagers unternommen, sanfte Hügel erklommen und wurden mehr als einmal täglich vollkommen durchnässt von den stets ohne Vorankündigung vom Himmel herabfallenden Regengüssen.
Ich saß mit Miguel am Feuer, aus dem Topf darüber dampfte es. Die Sonne verwand hinter dem Blätterdach im Westen. Geredet wurde wie immer nicht viel. Wir stocherten abwechselnd in der Glut. Ab und zu spuckte der Frico hinein und kleine Dampfwölkchen stiegen zischend in die Höhe. Der Offizier war seit Stunden im Dickicht jenseits der Lichtung verschwunden.
«Vielleicht brechen wir morgen oder übermorgen auf», sagte ich.
Miguel hob den Kopf und setzte zu einer Antwort an, als uns ein durchdringender Schrei aus der Lethargie riss. Er kam aus dem Wald östlich unseres Lagers. Es hörte sich an, als wäre ein Brüllaffe von einem Jaguar überrascht worden und als könne nur noch der Tod eine Erlösung für ihn sein.
Wir lauschten aufmerksam und bemerkten, dass es kein Tier, sondern der Offizier war.
«Puta mierda, puta mierda!», schrie er.
Miguel und ich sprangen gleichzeitig auf und rannten ohne Nachdenken in den Dschungel, in die Richtung, aus der wir die Flüche hörten.
Wir fanden ihn auf dem Boden liegend. Er umklammerte sein rechtes Bein und beschwerte sich fluchend über ein übermenschliches Feuer, das in ihm brenne.
Wir halfen ihm auf, flankierten ihn. Diego stützte sich mit beiden Armen auf unsere Schultern. Wir zerrten ihn aus dem Dickicht wie GIs, die ihre verwundeten Kameraden aus der Hölle von Vietnam bargen.
Miguel und ich legten den Offizier behutsam neben dem Feuer auf den Boden. Er rieb sich den rechten Unterschenkel mit beiden Händen, hielt abrupt inne und führte sie ungläubig vor seine Augen. Sie waren blutrot verschmiert. Er schüttelte sich, als müsse er die bleierne Schwere des Schocks loswerden, und zog die Hose hoch, um das nackte Bein genauer zu untersuchen. Er drückte unterhalb des Knies auf zwei kleine, runde Verletzungen der Haut, wobei noch mehr Blut schmatzend daraus hervorquoll.
«Um die Löcher herum ist’s schon ganz taub», sagte Diego, in einem dermaßen sachlichen Ton, wozu nur ein Pathologe am Ende seiner Laufbahn fähig ist. «Aber darunter im Muskel und in den Knochen reißt und brennt es, als müsste das Bein gleich explodieren.»
Miguel sah mich mit großen Augen entsetzt an, ich zuckte mit den Schultern. Ich bin Forstingenieur, kein Tropenarzt. Nicht einmal Zoologe oder etwas in dieser Situation ähnlich brauchbares. Wie in Schockstarre standen wir da, sahen zu Diego herunter, der jetzt das Feuer so gelassen anglotzte, als gäbe es gar kein Problem.
«Hab sie zu spät gesehen, die Lanzenotter. Eine echte Terciopelo. Sind sehr schnell und ziemlich nervös. Hat sich aufgerichtet und zugebissen, noch bevor ich überhaupt erkannt hab, was los ist. Ist sofort danach im Unterholz verschwunden. Passiert einfach. Kann man nichts machen. Sowas ist Schicksal.»
Langsam kam auch ich zu mir.
«Ich hol schnell ein Seil. Dann können wir die Stelle abbinden. Und Wasser. Dann spülen wir die Wunde. Oder wir nehmen Miguels Schnaps. Oder wir saugen das Gift mit dem Mund raus. Das hab ich mal innem Film gesehn.»
Ich sprang auf und riss den Kopf suchend in unserem Lager hin und her.
«Vergiss es, Junge. Ist schon alles zu spät, sanseacabó. Die Terciopelo ist extrem giftig, drückt ’ne Riesenmenge Gift ins Fleisch. Ich hab mit dem Biest in der Gegend hier oben nicht gerechnet, sonst hätte ich ein Gegengift mitgenommen. Wenn du das nicht sofort spritzt, gammelt dir das Bein ab. Und direkt danach der Rest.» Regungslos starrte er weiter ins Feuer. Er schien entweder keinen Schmerz mehr zu spüren oder er blendete ihn komplett aus. «Como estan en el culo del mundo. Daran können wir nichts ändern», sagte er nach einer kurzen Pause.
Miguel und ich sahen uns ratlos an. Die Nacht brach an, es wäre sinnlos gewesen, den Offizier jetzt mit dem Jeep wegzubringen. Wir würden den Weg in der Dunkelheit nicht finden, zudem würde es Stunden dauern, am Ende viel zu spät für das Gegengift. Einen Helikopter konnten wir ebenso wenig rufen, wir hatten kein Satellitentelefon dabei. Ob die nachts überhaupt flogen?
Der Offizier behielt das Zepter der Handlung in der Hand. Kühl und rational traf er die Entscheidung, als ginge es gar nicht um sein eigenes Schicksal. Er wandte sich an den Frico.
«Miguel, bring die Kettensäge her und mach sie startklar.»
«Cómo?»
«Tu, was ich sag. No hay rechazo!»
Miguel verschwand aus dem Flackern des Lagerfeuers und kehrte wenig später mit der gezackten Bestie zurück.
«Jorge, du holst das Seil, von dem du eben gesprochen hast.»
Wie zwei Schulbuben der ersten Klasse standen wir vor Diego. Ich hielt einen festen Strick in der Hand, mit dem wir zuvor die Ladung auf dem Jeep befestigt hatten. An Miguels Hand hing die Kettensäge wie eine Verlängerung seines schlaffen Armes herab.
«Miguel, worauf wartest du noch? Ándale! Wirf den Motor an und schneid mir das Bein ab. Hier, eine Handbreit oberhalb des Knies. Und du, Jorge, knotest danach das Seil um den Stumpf und verbindest ihn, so gut es geht. Morgen, wenn’s hell genug ist, bringt ihr mich weg von hier. Wenn sich’s dann noch lohnt.»
Der Frico und ich standen regungslos neben dem Feuer, das unterdessen beinahe heruntergebrannt war und starrten Diego an.
«Jetzt wirf schon den Scheißmotor an!», sagte dieser.
Wie ferngesteuert gehorchte der Frico und zerrte am Seilzug. Erst beim vierten Versuch kam der Motor stotternd in Schwung und tuckerte im Leerlauf vor sich hin.
«Los, mach schon, hijo de puta! Genau hier, oberhalb des Knies.» Diego simulierte mit seiner Handkante eine sägende Bewegung an der Stelle, die er für eine Amputation des Beines für angemessen hielt.
Der Frico regte sich keinen Millimeter. Mit offenem Mund stand er da, wie betäubt vor sich hinstarrend. Mit der tuckernden Kettensäge in der Hand, am Ende seines schlaff herunterhängenden Arms.
«Dann mach du’s, Ingenieur! Sieh her ... genau hier.»
Ich schüttelte nur den Kopf.
«Tu bueno para nada, inútil! Gib das Scheißding her», sagte er zu dem Frico und riss ihm die Kettensäge aus der Hand.
Ohne Zaudern gab Diego Gas. Sie beschleunigte willig, bis sie in höchsten Tönen surrte. Mühelos glitt die Kette durch seinen Oberschenkel, als wäre er nur ein unwürdiger schmaler Stamm. Fetzen von Haut, Fleisch und Knochenspäne regneten zischend auf das Lagerfeuer neben ihm herab.
Die Kettensäge fiel Diego aus der Hand und erstarb sofort. Er kippte langsam nach hinten auf die Erde und blieb dort besinnungslos liegen. Zwischen dem Stumpf und dem abgetrennten Bein klaffte ein schräger Spalt. Aufgrund der vorangeschrittenen Düsternis und des heruntergebrannten Feuers erkannte ich das genaue Ausmaß der Blutung nicht im Detail. Ich erahnte es nur.
Dabei erwachte ich aus der Fassungslosigkeit des eben Erlebten und erinnerte mich an das Seil, das ich noch in der Hand hielt und an den Zweck, für den es vorgesehen war. Ich kniete neben dem Schwiegersohn des Don Alfonso und verschnürte den blutenden Oberschenkelstumpf. Aus dem Jeep holte ich den Verbandskoffer und wickelte jede Binde, die ich darin fand, um die offene Wunde.
Erst als ich fertig war, begann ich zu begreifen, was in den letzten dreißig Minuten passiert war. Ich stolperte hinter mein Zelt und übergab mich. Am ganzen Körper zitternd schleppte ich mich danach in das Zelt und rollte mich zusammen, machte mich klein, wie ein Embryo. So verbrachte ich die Nacht, ohne noch einmal nach Diego zu sehen.
Jahre später erzählte mir ein Bekannter, dass nur wenige Monate nach diesem Vorfall Bagger an der Stelle anrollten, wo wir das Lager aufgeschlagen hatten. Es wurden Schneisen und Wege angelegt, das Areal damit parzelliert und tausende Teakbäume gepflanzt. Ein bedeutsames ökologisches Zertifikat zeichnete die Unternehmung aus.