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Tequila, Tod und Meuterei

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06.07.2021
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Anmerkungen zum Text

3 Schlagworte, 1500 Wörter
Besten Dank noch mal @Seth Gecko.

Tequila, Tod und Meuterei

Es dauert nicht lange, bis der Staub sich legt, die Sicht wieder klar ist. Was für eine Scheiße, aber Job ist Job und Geld ist Geld und Hauptsache, das Paket findet seinen Empfänger. Schulterzuckend blicke ich in die Runde. "Also los." Ein Fingerzeig nach vorn, der Trupp gerät in Bewegung, leise dem Schein der aufgepflanzten Taktikstrahler in die erdige Dunkelheit folgend. Dieser Velasco...

Warmer Regen tröpfelte durch klebrige Tropenluft, Campari auf Eis klirrte im Glas, Madonna krähte im Radio ihr Material Girl. Ich saß unter dem löchrigen Strohdach auf der wurmstichigen Holzveranda meiner Strandhütte. Palmen, Angler, Fitnesswütige meine Nachbarn. In der Ferne Polizeisirenen, erst ein Schuss, dann drei. Dann klingelte das Telefon; das war vor zwei Wochen. Velasco, die Krähe, suchte Ersatz, schnell, wenn möglich gestern.
"Kein Problem", sagte ich, "das kriege ich hin", sagte ich. "Du kennst mich, ich kenne die Jungs", sagte ich, "es ist kurzfristig, aber kein Problem, es läuft", sagte ich.
Dieser Velasco... Als kleiner Fisch fing er an, als kolossaler Brocken wird er enden. Scheiße verdammt, wieviele Tonnen Kokain hatte er Medellín abgenommen, um sie in den Staaten zu verschachern? Und wieviele Tonnen von den vielen Tonnen hatte ich davon in stundenlangem Tiefflug in meiner klapprigen Gulfstream aus dem Dschungel von El Charquiro über die türkisen Wellen der Karibik bis auf die Keys gekachelt? Ich weiß es nicht. Kopfschüttelnd schlürfte ich meinen Drink, biss in meinen Hot Dog, verfluchte das Wetter, an das ich mich in fünfundzwanzig Jahren noch nicht gewöhnt hatte. Diese Tropenschwüle, die einem zwischen die Zehen, hinter die Ohren, in die Arschritze kriecht und die Luft in den Lungen zu Wasser werden lässt. Zum Kotzen.

Ein Geräusch von vorne. Ein Schatten. Eine Stimme. Spanisch. "Mierda. ¿Qué está pasando..." Fopp. Ein Schuss. Ein Treffer. Kopfschuss. Ich hatte keine Ahnungt gehabt, dass ein AK-47 zum Zielen taugt. Voll Anerkennung drehe ich mich um, Daumen hoch. Ein fröhliches Grinsen ziert Hilarios Gesicht, wie immer; wie auch sonst, bei dem Namen? Ich nuckel an meinem Havanna-Stumpen, gebe das Kommando. "Weiter - bevor die verflohte Kakerlake merkt, daß ihr eine Wand fehlt."
Hier unten in den Tunneln nur eine Ahnung von der Champagner-Gesellschaft, die oben im Anwesen ihr Unwesen treibt. Hahnenkämpfe, Hundekämpfe, Hurenkämpfe. Diese ersten der Achtziger Jahre strotzen nur so von Machos, MPs und Moneten. Ignacio 'Der Floh' la Pulga ist einer von ihnen. Vor Jahren nur aufstrebender Stern, inzwischen alles überstrahlende Supernova am Drogenhimmel Mexikos, hat er heute die Crème de la Crème, das Who's Who der verschnupften Society versammelt, um die neusten Stücke seiner Sammlungen zu präsentieren: Floppy, eines der letzten indischen Panzernashörner und eine Flasche Ley .925 Tequila Pasion Azteca Ultra Premium Anejo aus der Destillerie Hacienda la Capilla, Wert 3,5 Millionen US-Dollar, der teuerste Tequila der Welt - und unser guter Grund hier zu sein.

Die Hotelbar des Fontainebleau war gut gefüllt. Adrette Jungs, kurvige Mädels. Geföhnte Dauerwellen beiderseits. Hotelangestellte im Hotelzwirn. Zwei Frauen mit riesigen Hüten und winzigen Hunden. "Ach ja, wirklich? Kaum zu glauben. Die beiden den Schmalzi?" Kopfschütteln. Schlürf. Schluck. 50? 60? Vermutlich Anfang 70.
Ich bestellte Campari auf Eis. Dann rüber zu den Jungs, Antonio Angelito fehlte. 'Wo ist Toni?" fragte ich. "Hat ihn jemand gesehen?" Stummes Köpfeschütteln, Mundwinkel nach unten. Ich blickte mich um; was für ein verschissen hässliches Hotel, und das auch noch im Vorspann dieser neuen Bullenserie. Aus den Lautsprechern Tina Turner, draußen immer noch der warme Regen, seit Tagen, wie kristallklares Blut. Ein schwarzer GT40 röhrte vor. Toni trudelte ein, zu spät, bekam direkt Bokki Mokmoks Faust in die Fresse, volle Pulle in seine Bohnenfresservisage – am hellichten Tag im angesagtesten Hotel von Miami Beach. "Null fünfhundert ist null fünfhundert. Nicht Null fünfhundertsieben. " Toni rieb sich sein Kinn, rotzte einen Klumpen Blutschleim auf den weißen Marmor, auf dem wir standen, nickte. Ich schlürfte Campari und hörte zu.
Nach Mexiko, auf die Hacienda Bendiciones de Dios, dem riesigen Anwesens La Pulgas. Jeder hatte davon gehört. Drei mal so groß wie Manhattan. Künstlich angelegte Seen, Dschungel, mitten in der Wüste Mexikos. Alligatoren, Leoparden, Elefanten. Wellenbad, Kirche und Startbahn für Privatjets. Agavenplantage, Tequila-Destille, Nachtclub und Panzerübungsstrecke. Burggräben, Sonnendecks, Satellitenananlage. Golfplatz, Footballplatz, Baseballplatz. Und eine 20-Yard-Bühne für den Fall der Fälle - Madonna, Tina Turner oder die Rolling Stones. Sogar eine Achterbahn, ein eigenes Schlachthaus und ein riesiges Meerwasserbecken samt Yellow Fin Tuna sollte der Floh auf seinem Anwesen betreiben..

Wir schleichen weiter durch die als Fluchtunnel angelegte unterirdische Welt. Staub, Erde, Wurzeln. Aus der Ferne ein Wummern, Ghostbusters, ich summe mit.
"Verdammt! Wie weit noch?" zischte Mokmok. "Hier auf der Karte sieht alles viel kleiner aus." Er ohrfeigt rückhand das Blatt Papier in seiner Linken. "Ich hab' verflucht nochmal die Schnauze voll. Diese Scheißkrähe kann mal meinen haarigen Arsch riechen und mir die stinkenden Eier lecken! Ich verzieh mich. Bestellt meine Grüße." Er dreht sich um, will tatsächlich gehen.
"Mokmok", sage ich. "Mokmok, keine Meuterei", sage ich. "Du weißt, es ist Tradition, Meuterer aufzuknüpfen. Schon immer. Das ändert sich nie. Hörst du? Keine Meuterei, sonst..."
Fopp. Ein Schuss. Ein Treffer. Kopfschuss. "Verfluchte Scheiße!" Ich drehe mich um, Toni kichert in sich hinein, ein Schulterzucken von Hilario: "Er wollte meutern. Er war ein Meuterer. Auf Meuterei steht der Tod. Das ist Tradition." Wenn er nur nicht immer so verdammt fröhlich wäre bei Allem, was er tut. "Okay. Was soll's. Abmarsch." Ich nehme die Karte an mich, ein kaum zu entzifferndes Wirrwar, und gehe voran, langsam, Schritt für Schritt dem Lichtkegel folgend auf der Suche nach einer Flasche Tequila.

"Dieser Tequila ist nicht einfach nur ein Tequila." Velasco blickte in die Runde. Seine Augen verengt zu Schlitzen. Seine Entschlossenheit auch in hohem Alter eine alles einnehmende Aura, der sich keiner der Anwesenden entziehen konnte. "Dieser Tequila wurde aus dem Herzen einer hundertjährigen Agave victoriae-reginae destiliert, der Königin aller Agaven. Sie wächst so langsam – meine Urgroßmutter hätte sie pflanzen und ich hätte sie ernten können. Dabei wurde sie gar nicht geerntet, es wurde gewartet. Gewartet bis der verfluchte Blitz in sie einschlug, sie in zwei Hälften spaltete und ihr hundertzwanzig Pfund schweres Herz durch seine Hitze in eine milchige, honigartige Flüssigkeit verwandelt hat. Genau wie vor fünfhundert Jahren bei der Geburt des allerersten Mezcal. Diese Flüssigkeit ist die Grundlage für den Pasion Azteca Ultra..." Ich hasste Tequila, sein Ursprung war mir egal. Wenn ich ihn trank, dann aus Höflichkeit – und als Banause mit Salz oder Zimt, Zitrone oder Orange. Über unseren Köpfen flatterten Kakadus, der Springbrunnen der Hotelbar plätscherte. Meine Füße wippten im Takt zu Kenny Loggins Footlose.
Unser Lieferant: La Pulga, Drogenkönig, Kartellkopf; Sammler exotischer Tiere und seltener Tequilas. Unser Plan: Velascos Maulwurf bringt die Karte. Vier Mann rein und wieder raus. Ungesehen, unbemerkt, am Tag der großen Party. Okay. Alles klar. Der Countdown lief. 12 Tage bis Null. 12 Tage um Ausrüstung, Flugzeug, Sonstiges zu organisieren. Sollte klappen. Wenn nur endlich der verschissene Regen aufhören würde und meine Lungen statt Wasser wieder Luft atmeten.
„..und deshalb ist er der teuerste Tequila der Welt.“ Velascos Sehschlitze musterten mich. „Mir egal“, sagte er, „scheiß auf vier Pfund Platin. Scheiß auf vierhundert Diamanten. Ich will das Zeug trinken. Also los, ihr Affen, an die Arbeit.“

Endlose Meter. Endlose Abzweigungen. Endlose Kopfschüsse. Dann endlich die auf der Karte markierte Stelle. 'Noch nie hat ein X irgendwann irgendwo einen bedeutenden Punkt markiert," schießt es durch meinen Kopf. Heute schon. "Hier muss es sein", sage ich. "Hilario, Tür eintreten." "Ist das nicht zu laut?" Hilario schaut mich fröhlich fragend an. "Willst du meutern?" Ruhig, eindringlich. Spekulationsfreie Zone. "Oder willst du die verdammte Tür eintreten?"
Die Tür ist kaum zu sehen, soll nicht gesehen werden, aber der dürre Hilario mit seinen Spaghettibeinchen trifft mit dem ersten Tritt. Wir treten ein ins Heiligtum. Gedimmtes Licht, das Funkeln einer Hundertschaft Tequilaflaschen und die sanften Klänge von Mozarts Arie Ruhe sanft, mein holdes Leben nehmen uns in Empfang. Der stickige Staub der Tunnel ist wie weggeblasen. Endlich wieder durchatmen, die Luft wohl temperiert, 40% Luftfeuchte. Ein Klima für den Ruhestand. Ein Klima für den Ley .925 Tequila Pasion Azteca Ultra Premium Anejo aus der Destillerie Hacienda la Capilla, Wert 3,5 Millionen US-Dollar – zumindest für seine Flasche, denn jetzt sehe ich, was Velasco gemeint hatte: Eine Flasche aus purem Platin übersät mit unzähligen Diamanten liegt glitzernd irrisierend auf einem purpurnen Samtkissen.
Fopp. Fopp. Zwei Schüsse. Zwei Treffer. Kopfschüsse. Hilario und Toni sind tot.
Dann sehe ich auch ihn – Velasco, kopfschüttelnd, atmet er voller Genuss tief ein, als rieche er nach einem Sommerregen einen Rosengarten. Seine schallgedämpfte Beretta M1934 ist auf meinen Kopf gerichtet. Dieser Velasco...
Nie den einfachen, sicheren Weg gehend, immer Extravaganz suchend und findend.
Ich unternehme keine Anstalten, mich rauszuwinden. Er weiß es, weiß von meinen jahrelangen Geschäften mit seiner Ware hinter seinem Rücken in meine Taschen. Ich schließe meine Augen, höre Mozarts Ruhe sanft, mein holdes Leben und warte. Der warme Regen, diese Tropenschwüle, die einem zwischen die Zehen, hinter die Ohren, in die Arschritze kriecht und die Luft in den Lungen zu Wasser werden lässt...
Endlich hatte das ein Ende.

 

Hallo @Elvis Hoefer

und willkommen hier.
Ich habe den Titel geändert (dort gehört bitte nur der Titel hin) und deine Erklärungen/Hinweise ins Infofeld verschoben.

Viel Spaß hier.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Moin @Elvis Hoefer,

’ne coole Geschichte hast du da geschrieben.
Für mich war sie durch die zahlreichen Zeit- und Ortswechsel nicht so flüssig zu lesen, doch dabei durchgehend spannend. Und auch wenn du den Prota nicht visuell beschreibst, bekommt er durch seine leicht rotzige Art der Dialoge und Erzählung Persönlichkeit verpasst.
Ein paar Stellen sind mir durch Wortwiederholungen oder kleinere Flüchtigkeitsfehler aufgefallen:

"Kein Problem", sagte ich, "das kriege ich hin", sagte ich. "Du kennst mich, ich kenne die Jungs", sagte ich, "es ist kurzfristig, aber kein Problem, es läuft", sagte ich.
Die vielen gleichen inquits haben mich herausgerissen. Warum hast du nicht variiert oder den Dialog zusammengefasst?
wieviele Tonnen Kokain hatte er Medellín abgenommen, um sie in den Staaten zu verschachern? Und wieviele Tonnen von den vielen Tonnen hatte ich davon in stundenlangem Tiefflug
Hier hielt es sich ähnlich. Mindestens eine der Tonnen würde ich überlegen zu streichen / zu ersetzen.
bevor die verflohte Kakerlake merkt
Bestimmt bezieht sich das "verflohte" auf die Figur des La Pulga, wenige Zeilen später, doch zu diesem Zeitpunkt liest es sich mMn wie ein Tippfehler von "verfluchte".
Hahnenkämpfe, Hundekämpfe, Hurenkämpfe.
Die Alliteration hat mir gefallen.
Die beiden den Schmalzi?" Kopfschütteln.
Den Satz verstehe ich nicht.
Hilario und Toni sind tod.
tot.


Für den Fall, dass du es noch nicht kennst, schau dir doch mal das hier an:
https://languagetool.org/de

Mir hilft es sehr dabei, Texte vor dem Einstellen noch einmal auf Kommasetzung und evtl. Flüchtigkeitsfehler zu untersuchen. Vielleicht ist es ja auch etwas für dich.

Wie gesagt, sehr gerne gelesen. Sieht so aus als bräuchten wir jetzt eine neue "Hausaufgabe" ...? :)

Beste Grüße
Seth

 

Moin @GoMusic,

und besten Dank für den Hinweis und die Korrektur.
Ich werd's mir merken.

Beste Grüße zurück?
Elvis

Moinsn @Seth Gecko,

schön, dass Dir die Geschichte gefallen hat - nach den vielen Jahren Schreibabstinenz war ich mir da gar nicht mal so sicher.

"Kein Problem", sagte ich, "das kriege ich hin", sagte ich. "Du kennst mich, ich kenne die Jungs", sagte ich, "es ist kurzfristig, aber kein Problem, es läuft", sagte ich.
Die vielen gleichen inquits haben mich herausgerissen. Warum hast du nicht variiert oder den Dialog zusammengefasst?
Hehe. Mit dieser Anmerkung/Kritik habe ich, früher oder später gerechnet.
Es ist Interessant, hatte ich doch während des Schreibens durchaus eine verkürzte Version mit weniger 'sagte' ausprobiert. Aber: Bei mir passierte beim Lesen genau das Gegenteil - der Fluss ging verloren, es wirkte gestellt, holzig.
Die Wiederholungen an dieser Stelle sind also ganz bewusst von mir benutzt worden.
Zum einen, weil sie für mein Gefühl einen guten Flow, einen schönen leicht leiernden Rhythmus mit sich bringen. Zum anderen, weil genau dieser Rhythmus, dieses Leiern, das beim Lesen entsteht (zumindest bei mir), inhaltlich so schön zu dem so treffend von Dir 'lakonisch, rotzig' charakterisierten Protagonisten passt.

wieviele Tonnen Kokain hatte er Medellín abgenommen, um sie in den Staaten zu verschachern? Und wieviele Tonnen von den vielen Tonnen hatte ich davon in stundenlangem Tiefflug
Hier hielt es sich ähnlich. Mindestens eine der Tonnen würde ich überlegen zu streichen / zu ersetzen.
Echt? Finde auch hier sind es eigentlich Wiederholungen, die dem Leserhythmus eher förderlich sind.
Und es sollte natürlich auch verdeutlichen, es handelt sich hier um echt viel Stoff, also richtig viel.
bevor die verflohte Kakerlake merkt
Bestimmt bezieht sich das "verflohte" auf die Figur des La Pulga, wenige Zeilen später, doch zu diesem Zeitpunkt liest es sich mMn wie ein Tippfehler von "verfluchte".
Richtig. Bezieht sich auf La Pulga.
Richtig. La Pulga tauchte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht auf, ist für den Leser noch unbekannt.
Deshalb wird 'verfloht' ersetzt - durch...
Hahnenkämpfe, Hundekämpfe, Hurenkämpfe.
Die Alliteration hat mir gefallen.
Mir auch.
Auch die Steigerung da drin:
Vom Hahn, zum Hund, zur Hure.
Die beiden den Schmalzi?" Kopfschütteln.
Den Satz verstehe ich nicht.
Skuriler Unterhaltungsfetzen, den der Protagonist an der Hotelbar zwischen den beiden Alten aufschnappt. Sollte zeigen, wie schräg es zu gehen konnte im Florida der 80er. Hat wohl nicht so gut geklappt.
Darf der Leser gerne mit Inhalt jedweder Art füllen
Hilario und Toni sind tod.
tot.
Ja, korrekt. Berichtigt.
Für den Fall, dass du es noch nicht kennst, schau dir doch mal das hier an:
https://languagetool.org/de
Schau ich mir gerne mal an.
Wie gesagt, sehr gerne gelesen. Sieht so aus als bräuchten wir jetzt eine neue "Hausaufgabe" ...? :)
In der Tat habe ich mir schon eine gegeben:
Essiggurken-Bingo

Aber ich zöge es durchaus vor, wenn Du dir was Feines überlegen magst.
Gerne auch mit mehr als 1500 Wörtern - das wurde hier zu Hause schon als grober Mangel festgestellt.;)

Bis dahin und besten Dank für deine Worte.
E.H.

 

Hola @Elvis Hoefer,

Dein Text liest sich prima, so schreibt jemand mit langjähriger Praxis. Und der Titel macht klar, was Sache ist: Kopfschüsse für alle, Empathie für niemanden, für den Prota schon gar nicht. Keine weiteren Fragen – nur noch ein paar Quengeleien:

… rotzte einen Klumpen Blutschleim auf das weiße Marmor, auf dem wir standen, nickte.
Der Marmor.
… auf den weißen Marmorboden, nickte. Das Kursive wäre entbehrlich.

Sollte Klappen

"Dieser Tequila ist nicht einfach nur ein Tequila."
So beginnt Velascos Vortrag an seine ‚Affen‘. Diese plötzliche Geschwätzigkeit einschließlich der Nennung des lateinischen Namens passt nicht zu dieser Figur, und die tumben Angesprochenen wird‘s auch nicht interessieren.
Andrerseits soll der Leser erfahren, um welchen Stoff es geht. Wäre es da nicht besser, diese Info vielleicht als Dialog einzubringen mit jemandem, der nicht ganz so blöd ist?
"Dieser Tequila wurde aus dem Herzen einer hundertjährigen Agave victoriae-reginae destiliert, der Königin aller Agaven. Sie wächst so langsam ...
Und dann schiebt der Autor noch Überflüssiges über Mescal nach:
Diese Flüssigkeit ist die Grundlage für den Pasion Azteca Ultra..."
Überleg doch mal, wem er das sagt!
Das ist eindeutig zu viel, jedoch ein altes Problem: Man ist als Autor versucht, seine Kenntnisse zu verkaufen und redet sich dabei ein, das verdichte das Kolorit des Textes.

"Hilario, eintreten."
Kleines Missverständnis: H. soll eintreten (durch die Tür normalerweise) :D. Doch hier ist die laute Variante gemeint. "Tritt die Tür ein!" wäre deutlicher.

'Noch nie hat ein X irgendwann irgendwo einen bedeutenden Punkt markiert,"
Bislang dachte ich, ein bestimmter Punkt wird stets mit einem X markiert – wie denn sonst?

Hilario und Toni sind tod.

… Alligatoren, Leoparden, Elefanten. Wellenbad, Kirche und Startbahn für Privatjets.
Escobar lässt grüßen. Schön, dass Du an die Kirche gedacht hast.

Wir treten ein ins Heiligtum.
Leider keine Gänsehaut. Wenn ich‘s richtig verstanden habe, ist dieses Heiligtum ‚gesichert‘ durch ein Türchen, das jeder mit Spaghettibeinchen eintreten kann? So ein Leichtsinn aber auch!

So weit mein Leseeindruck, lieber E.H.
Alles Privatmeinung, unerheblich. Und es wird Dir nicht den Tag versäuern, denn ich lese:

Hat wohl nicht so gut geklappt.
Darf der Leser gerne mit Inhalt jedweder Art füllen
Klasse, locker bleiben. Viele Leser wissen eh nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen.

Un saludo!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @josefelipe ?

vielen besten Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meinen Kram zu lesen.
Und vor allem, dass Du deinen Senf dazu gegeben hast - das hat mich wirklich sehr gefreut.
Dein Kommentar hat nicht nur gebauchpinselt, sondern auch ein Licht auf manches geworfen, was sonst im Verborgenen geblieben wäre. Sehr erhellend.
Vielen lieben Dank, werter José.
?


Keine weiteren Fragen – nur noch ein paar Quengeleien:
Quengeleien stören mich überhaupt nicht - so fern sie fundiert und nachvollziehbar sind. Und wenn der Quengler kein Problem mit Nichtbeachtung seine Quengeleien hat?


… rotzte einen Klumpen Blutschleim auf das weiße Marmor, auf dem wir standen, nickte.
Der Marmor.
Äh ja. Selbstverständlich. Korrigiert


… auf den weißen Marmorboden, nickte. Das Kursive wäre entbehrlich.
Ja, das wäre es wohl. Ich lasse es dennoch.


Sollte Klappen
Korrigiert.


"Dieser Tequila ist nicht einfach nur ein Tequila."
So beginnt Velascos Vortrag an seine ‚Affen‘. Diese plötzliche Geschwätzigkeit einschließlich der Nennung des lateinischen Namens passt nicht zu dieser Figur, und die tumben Angesprochenen wird‘s auch nicht interessieren.
Andrerseits soll der Leser erfahren, um welchen Stoff es geht. Wäre es da nicht besser, diese Info vielleicht als Dialog einzubringen mit jemandem, der nicht ganz so blöd ist?
Naja, der namenlose Protagonist ist nicht so ein Hohlkopf, wie seine Begleiter; allerdings hat er kein Interesse an Tequila.
Velasco ist ein Nerd, Hauptsache er kann seine Geschichte erzählen.
Diese Flüssigkeit ist die Grundlage für den Pasion Azteca Ultra..."
Überleg doch mal, wem er das sagt!
Im Grunde erzählt er sich selbst die Geschichte. Er hält einen Monolog, bei dem er sich vergisst. Und seine Zuhörerschaft.

Das ist eindeutig zu viel, jedoch ein altes Problem: Man ist als Autor versucht, seine Kenntnisse zu verkaufen und redet sich dabei ein, das verdichte das Kolorit des Textes.
Erwischt.
Obwohl es eigentlich der Versuch war, etwas Tarantinoeskes zu schreiben:
Eine Handvoll Freaks sitzt irgendwo rum und ein Typ hält einen Monolog über ein unwichtiges Thema, auf eine Art und Weise, die Bannwirkung hat.
Okay. Bin kein Quentin. Brauche ich mehr Übung.


"Hilario, eintreten."
Kleines Missverständnis: H. soll eintreten (durch die Tür normalerweise) :D. Doch hier ist die laute Variante gemeint. "Tritt die Tür ein!" wäre deutlicher.
Da ist was dran. Geändert.


'Noch nie hat ein X irgendwann irgendwo einen bedeutenden Punkt markiert,"
Bislang dachte ich, ein bestimmter Punkt wird stets mit einem X markiert – wie denn sonst?
Okay, ich gebe zu, ein vielleicht etwas deplatziertes Filmzitat (Indiana Jones III).


Hilario und Toni sind tod.
Korrigiert. Stehe manchmal etwas auf Kriegsfuß mit dem guten, alten Tod.


… Alligatoren, Leoparden, Elefanten. Wellenbad, Kirche und Startbahn für Privatjets.
Escobar lässt grüßen. Schön, dass Du an die Kirche gedacht hast.
Hehe. Kirche musste sein, sind ja schließlich häufig und gerne eingefleischte Katholiken.


Wir treten ein ins Heiligtum.
Leider keine Gänsehaut. Wenn ich‘s richtig verstanden habe, ist dieses Heiligtum ‚gesichert‘ durch ein Türchen, das jeder mit Spaghettibeinchen eintreten kann? So ein Leichtsinn aber auch!
Gut, dann hat der Satz:
Die Tür ist kaum zu sehen, soll nicht gesehen werden,
nicht ausgereicht, um zu verdeutlichen, dass es sich um eine versteckte Geheimtür handelt, die nicht übermäßig gesichert zu sein braucht, weil sie keiner kennt und sieht.


So weit mein Leseeindruck, lieber E.H.
Alles Privatmeinung, unerheblich.
Sag nicht unerheblich - für mich was es äußerst erquickend und erhellend.


Hat wohl nicht so gut geklappt.
Darf der Leser gerne mit Inhalt jedweder Art füllen
Klasse, locker bleiben.
Locker bleiben ist der Schmierstoff einer entspannten Existenz und trägt nicht unerheblich zu Gesundheit und Wohlbefinden bei.

Grüße!
E.H.

 

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