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Teddy

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13.03.2004
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Teddy

Teddy

Es war ein Sonntag Morgen, den wir mit unseren ausschlafenden Eltern, wie sie es uns und besonders mir Tags zuvor beibrachten, nicht mit Lärm erfüllen sollten.
Doch dem plötzlichen Blinzeln in den tiefen Augen Michaels, der von mir, seinem großen Bruder, das Auto abgenommen bekam, folgte ein heulendes Geschrei.
Ich wollte ihm das Auto zurückgeben. Er nahm es aber nicht mehr.
Um sein Geschrei zu stoppen, griff ich einen Teddybär, hielt ihm diesen vor seinen Mund und mahnte Michael aufzuhören, sich zu beruhigen.
Es klingt unglaublich, aber ich achtete, berechnend wie ein Notarzt darauf, ihm die weitere Luftzufuhr durch die Nase zu ermöglichen.
Er schrie weiter, schrie in den Teddybär hinein, sein hellblonder Kopf lief rot an und durch einen plötzlich schimmernden Schleier sah ich eine Halsschlagader hervortreten.
Ich weinte innerlich und trug das grausame Gefühl, dass er es extra tat, dass er nicht wirklich wusste, was mich erwarten würde.
Die Tür zu unserem Kinderzimmer wurde plötzlich aufgerissen. Mein Vater war wach geworden, geweckt von den Schreien Michaels und er sah was ich ihm antat.
Ein großes kahles Zimmer mit vier Betten, von denen sich jedes an eine Wand drängte.
Ein Morgen, in der Sommersonne badend, die ihre wärmenden Strahlen Einspruch erhebend in das Zimmer sandte. Und auf dem braunen Teppich kräuselten sich in Aufregung Blätter einer jungen Birke, die erschrocken in einer aufkommenden Windböe lag. Die Swist, mit der wir oft spielten, Staudämme errichteten und mit leeren Joghurtbechern Schlammbeißer fingen, plätscherte laut von den naheliegenden Plantagen herbei, durchwanderte mit ihrem Bett unsere Plattenbausiedlung, um dann den ganzen Rest unserer 20.000 Seelenstadt ganz zu durchlaufen.
Der Blick meines Vaters fröstelte mich und tat mir Gewalt an.
Wie ich ihm entkommen konnte, war mir ein hoffnungsloser Gedanke, der mich noch einmal flüchtig aus dem einzigen Fenster schauen ließ, wo kleine Spatzen, sich ihrer Vitalität ergebend, glücklich im Wind herumwirbelten.
Warum nur musste ich hier sein.
Die Bestie Vater huschte unsagbar schnell und lautlos aus den wildwuchernden Sträuchern meiner Angst zu mir heran und zog den unverschlossenen Gürtel mit einem Peitschen aus seiner Jeans.
Mit jedem Schlag mehr betete ich, dass er aufhöre. Zeitgefühle verloren ihre Existenz und die Grausamkeit, dass ich den Dimensionen meines Schmerzes durch meine Menschlichkeit keinen Ausdruck verleihen durfte, nahm mich gefangen.
Die Grenzen waren überschritten, und das Flehen, das während meines Luftschnappens und in Tränen explodierenden Augen von mir ging, vernahm er nicht.
Meine Augen erblickten schwarze Flecken, Tintenflecken, die sich auf die Klarheit meiner Seele ausbreiteten. Ich schritt inmitten eines sonnenlichterhellten Klassenzimmers, vor mir aufgeschlagen das Buch meiner Selbst und plötzlich herabtröpfelnde Schwärze.
Sein bebendes Schnaufen, das mich mit jedem Gürtelhieb erreichte, vernahm ich nicht mehr. Ich war erblindet vor Schmerz, der mich nicht mehr losließ, bis er mir die einzige Liebe schenkte die ich kannte. Er ließ mich fallen.
Mein Schreien war längst verstummt, meine Kehle von vergangenen Zügen nach Luft getrocknet.
Ein klägliches Winseln, das ich von mir gab, um mich nicht ganz zu verlieren, gab mir zu spüren, dass ich nicht tot war und noch lebte.
Keinen Schmerz, keinen Schmerz, bitte, bitte keinen Schmerz mehr.
Ich rettete mich letzter Kraft auf mein Bett und das böse Wesen innerlicher Ohnmacht griff nach mir.
"Das war versuchter Mord!", hörte ich eine zornerfüllte Stimme über mir rufen und der mit einem Sabber aus Tränen und Speichel verschmierte Teddybär landete neben mir.


Friedrich (25)Teddy

 

Hallo Friedrich!

Schöne Geschichte; man spürt, das sich in Dinen Fingerspitzen jede Menge bedeutungsschwangere Metaphern angestaut haben, die hinaus wollen.

Aber: Die Sprache ist eine Katastrophe!

Es gehört zum guten Ton eines jeden Autors, jede Geschichte mindestens dreimal, wenn nicht sechs oder zehnmal zu überarbeiten, stilistisch wie inahltlich. Diese geschichte hast Du sicherlich nie korrekturgelsesen.

Beispiel:

Es war ein Sonntag Morgen, den wir mit unseren ausschlafenden Eltern, wie sie es uns und besonders mir Tags zuvor beibrachten, nicht mit Lärm erfüllen sollten.
Doch dem plötzlichen Blinzeln in den tiefen Augen Michaels, der von mir, seinem großen Bruder, das Auto abgenommen bekam, folgte ein heulendes Geschrei.

Das versteht niemand! Machs konkreter und simpler:

Es war Sonntag Morgen. Es war längst halb zehn, doch wir, mein kleiner Bruder Michale und ich, trauten uns kaum, zu atmen oder gar aus dem Bett zu steigen. Vater hatte gestern getrunken und war noch gereitzter als sonst. Sein Biergeruch schwebte bedrohlich in der ganzen Wohnung.
Eine halbe Stunde später heulte Michael ohrenbetäubend: Sein Auto war auf die Kacheln gefallen, Vater war aufgewacht und hatte ihm ins Gesicht geschlagen.

Solly for the shoot-down, aber an den Details musst Du definitiv arbeiten!

(Achtung Achtung: Bitte bedenke, dass NIEMAND auf Anhieb gute Sätze hinschreibt, auch Grass und Goethe, Tolstoi und Tucholsky haben alles dutzendfach überarbeitet!

Gernot

 

Hallo Friedrich!

Der ältere Bruder, der versucht den jüngeren wieder zu beruhigen, auf ihn achtet, Ärger fürchtet - und der Vater, der versuchten Mord sieht, nicht redet/fragt, sondern den Jungen halbtot schlägt. Die einzige Liebe ist fallenlassen, aufhören mit Schlägen. Du vermittelst viel - AUCH durch die Sprahe. Diese ist an eineigne Stellen - grad am Anfang - allerdigns auch für meienn Geschmack zu übertireben, so verschachtelt, zu vollgepackt. Im restlichen Text gefällt sie mir eigentlich gut.
Die Vorschläge, die Gernot gemacht hat, weichen inhaltlich von Deinem Text ab - ich denke, Du findest selsbt am besten Möglichkeiten stilistsch einfacher, schlichter darzustellen, was Du aussagen möchtest.

"dass ich nicht tod war und noch lebte." - tot

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Friedrich,

ich fand deinen Text sehr eindringlich und überzeugend, wie maus schon sagte: eben auch durch die SPrache. Ich finde nicht, daß sie eine Katastrophe ist, außer vielleicht am Anfang, da ist das Ganze etwas schwer durchschaubar. Da solltest du vielleicht wirklich versuchen, weniger zu verschachteln, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich an die Szene zu gewöhnen. Aber in deinen eigenen Worten, siehe Anne. ;)

Und mit diesem Absatz hatte ich einige Probleme:

Ein großes kahles Zimmer mit vier Betten, von denen sich jedes an eine Wand drängte.
Ein Morgen, in der Sommersonne badend, die ihre wärmenden Strahlen Einspruch erhebend in das Zimmer sandte. Und auf dem braunen Teppich kräuselten sich in Aufregung Blätter einer jungen Birke, die erschrocken in einer aufkommenden Windböe lag. Die Swist, mit der wir oft spielten, Staudämme errichteten und mit leeren Joghurtbechern Schlammbeißer fingen, plätscherte laut von den naheliegenden Plantagen herbei, durchwanderte mit ihrem Bett unsere Plattenbausiedlung, um dann den ganzen Rest unserer 20.000 Seelenstadt ganz zu durchlaufen.
Erst mal schien mir dies gar nicht so recht in die Szenerie passen zu wollen. Ich kann zwar verstehen, daß du damit das Umfeld der Familie beschreiben willst, aber der Satz ist mMn nicht zwingend notwendig und verwirrt mehr, weil er a) ein Bruch im Sprachstil ist, b) die Szenerie für einen kurzen, unzusammenhängenden Moment nach draußen verlagert, und sich c) darin eine ganz andere Stimmung widerspiegelt als im Zimmer. Ich würde dir also vorschlagen, das zu streichen.
(Außerdem: Plantagen? Plattenbau in den Südstaaten? *wunder*)

greetz, Oile

 

Hallo Maus & Oile!

Jau, da habt ihr recht, ich habe Sachen hinzugefügt, die da vorher nicht waren. Ich wollte keinen Verbesserungsvorschlag machen (zugegeben: sah sehr danach aus), sondern nur zeigen, wie groß der Unterschied zwischen konkret und unkonkret sein kann.

Natürlich passen meine beiden Absätze nicht in Friedrichs Geschichte, sorry for the confusion.

Gernot

 

@Firedrich!

Nach Oiles Kommentar habe ich nochmal Deine Geschichte gelesen. Ich gebe zu, "Katastrophe" was unpassend, das ist dein Stil nun wirklich nicht!! Entschuldige.

Aber ich denke trotzdem, dass die Geschichte durch Vereinfachen von Sätzen und von einer Konkretisierung des Gesagten unheimlich gewinnen würde.

Gernot

 

Lieber Gernot,

danke erst einmal, dass Du Dir die Zeit genommen hast, die Geschichte zu lesen. Der Geschichte sind schon einige Überarbeitungen vorangegangen, und um Abstand zu bekommen, wollte ich sie erst einmal so stehen lassen. Das war bis jetzt auch so gewesen. Das Geschriebene wirkt wohl hochgestochen, darin sollte ein noch zusätzlich anderer Tenor mitspringen, -tanzen, wie auch immer sich mit fort bewegen..., ich denke, Du weißt vielleicht, was ich meine?
Am Wochenende werde ich sie an den betreffenden Stellen noch einmal durchgehen.

Danke

Friedrich

 

Liebe Anne,

großen Dank für das, was Du mir-teilweise in Anlehnung auf die Aussage Gernots- an Ratschlägen mitgegeben hast. Die Begriffe "verschachtelt" und "vollgepackt" sind sehr zutreffend und erziehlen hoffentlich eine entsprechende Wirkung in mir. Ohne die der Geschichte von Dir geschenkte Aufmerksamkeit wären sie assoziativ nicht entstanden und mir über den Draht des Internets übermittelt worden. Darüberhinaus ist es eine andere Sache, die "Sache dann auch wirklich zu entschärfen". Ich mag in diesem Zusammenhang den Begriff "Muße", also ohne Druck, sondern im Frieden "gestillter Subjektiviät". Bitte lasse mir hier die Eigenwilligkeit der vorangegangenen Worte. Es bringt längerfristig mehr.

Dank

Friedrich

 

Lieber Oile,

die naturhaften Ereignisse außerhalb der Gemäuer, deren Dasein in dieser Geschichte mir um des Gleischnisses Willen unumgänglich war, haben durch ihr zerknittertes Bild wohl mehr den Eindruck der Überflüssigkeit in Dir offen gelassen.
Und das danke ich Dir mir mitgeteilt zu haben.

Friedrich

 

Liebe Friedrich,

zuerst: ich bin DIE Oile, aber egal. ;)

Warum dankst du mir, das mitgeteilt zu haben? Ich muß leider zugeben, daß ich deine Antwort nicht wirklich sinnig ergreifen konnte... Könntest du das nochmal ohne so viele Schnörkel wiederholen? Bitte?

greetz, Oile

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Oile,

wollte nur sagen, dass die Regungen der Natur stellvertretend für die Gefühle des Protagonisten sein sollten.

Dank deswegen, weil ich das bis vor Deiner Rückmeldung
glaubte richtig rüber gebracht zu haben und nun erkenne, dass es noch verbesserungswürdig ist.

Grüße

Friedrich

 

Hi Friedrich!
Hat mir gut gefallen. "Interessantes" Thema, Umsetzung hat mir gefallen, wirkt nicht so, als wolltest du es gekünstelt dramatisch erzählen wollen.
Viel kann ich nicht dazu sagen, was ich zu sagen hätte, wurde schon gesagt. Ich schließe mich einfach mal ganz unkonstruktiv den anderen an :D

Mir sind zwei Flüchtigkeitsfehler aufgefallen:

Mit jedem Schlag mehr betete ich, dass er aufhöre.

Zeitgefühle verloren ihre Existenz und die Grausamkeit, dass ich den Dimensionen meines Schmerzes durch meine Menschlichkeit keinen Ausdruck verleihen durfte, nahm mich gefangen.

Allerdings finde ich die ersten zwei Sätzen schwer zu verstehen und den Absatz, den oile erwähnte, auch kaum verständlich. Besonders der letzte Satz in diesem Abschnitt ist aufgrund seiner Länger schwer zu verstehen.

Das wars aber auhc.
bye

 

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