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Serie Ted Bogota 3: Im Reich der Ersatzmenschen

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27.08.2000
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Ted Bogota 3: Im Reich der Ersatzmenschen

In unregelmäßigen Abständen erleuchteten die defekten Neonlettern die Nacht. „Hutzgladis Robot-Manufaktur - Hier werden die Roboter noch per Hand gefertigt.“ Der Schriftzug blitzte gerade lange genug auf, dass man zwei dunkel gekleidete Gestalten erkennen konnte, die sich an der Hauswand entlang drückten. Einer der beiden trug einen länglichen Gegenstand, vielleicht ein Schwert, sein Kopf war von einem Helm bedeckt, der nur das Gesicht aussparte. Der andere war barhäuptig und hielt einen kleinen schwarzen Koffer in der Hand. Beide benahmen sich so unauffällig, dass sie nur von jemandem entdeckt werden konnten, dessen Augen speziell darauf trainiert waren, die oszillierende Tarntechnik der Altvorderen zu durchschauen. Leider war so jemand nicht zugegen, und so blieben die Bewohner des Städtchens Bratvurstlava ahnungslos gegenüber den ungeheuerlichen Vorgängen, die sich in Kürze in der Manufaktur abspielen sollten.

Hartmut Trofobi war seit dreißig Jahren Nachtwächter des kleinen Familienbetriebs und hatte in seiner Laufbahn schon so einiges erlebt. Den Einbruch dreier Lausbuben, die spaltbares Plutonium stehlen wollten. Den Generalstreik der Zwangsarbeiter. Die legendäre Bratvurstlava-Dioden-Party. Das große Fegefeuer der nicht brennbaren Teile. Den Tag, an dem gar nichts passierte. Der Amoklauf des Bügelandroiden. Aber nichts, was er bisher erlebt hatte, konnte ihn auf eine Begegnung mit Ted Bogota und Theo dem Röchler vorbereiten. Selbst solch ein alter Haudegen des Objektschutzes war nicht darauf gefasst, um eine Ecke zu spazieren, und unvermittelt mit dem Prügelinferno des Ugla-Mo Bekanntschaft zu machen. Allerdings nur mit der Light-Variante. Deshalb starb Hartmut Trofobi auch nicht sofort an völligem Versagen sämtlicher inneren Organe, wie es bei Opfern dieser Kampftechnik sonst üblich war, sondern wurde lediglich bewusstlos.

„So macht das irgendwie keinen Spaß.“
„Was macht keinen Spaß?“
„Na, er lebt ja noch.“
„Hör mir mal zu, Theo. Ich hab dir doch schon erlaubt, das Prügelinferno anzuwenden, was willst du denn noch?“
„Aber nur die abgespeckte Version. Und ich hab diese sanfte Tour satt!“
„Du nennst das Prügelinferno des Ugla-Mo ‚die sanfte Tour‘?“
„So fängt es an. Und als nächstes verlangst du von mir, dass ich nur noch den schmiegsamen Samthandschuh von Zart-Besaiti verwende.“
„Pass mal auf. Ich leite diese Mission, ist das klar?“
„Wenn es nach mir ginge... würde es nach mir gehen.“
„Ich weiß. Dann müssten die Putzkräfte hier morgen einige Überstunden einlegen. Aber zum Glück geht es nicht nach...“
„Ahhhgh. Rchhh. Aaaarch.“ Der Körper auf dem Boden bewegte sich.
„Siehst du, er wacht auf. Das haben wir nun von deiner Inkonsequenz, Ted.“
„Schnell, vielleicht können wir...“
„Ahhhhgh... wer seid ihr zwei denn? Was wollt ihr? Agh... tut mir die Rübe weh.“
„Schön, jetzt hat er uns gesehen. Damit ist der Fall wohl klar.“
„Halt, stop, Theo. Immer mit der Ruhe.“
„Was soll das Ted? Hände weg von mir! Ich hab doch gar nichts gemacht!“
„Du wolltest gerade zum gemeinen Innereien-Twister ansetzen. Ich hab es genau gesehen!“
„Wollte ich nicht!“
„Wolltest du doch.“
„Ahhrgh... meine Schädeldecke... Könnte mir mal einer von euch Witzbolden verraten, was hier los ist?“
„Junge, leg dich bloß wieder hin. Du siehst übel aus. In deinem Zustand sollte man echt nicht leben.“
„Theo, lass ihn in Ruhe.“
Der Röchler seufzte.
„Und was schlagen der Herr Gewaltlos vor, wie wir nun mit ihm verfahren sollten?“
„Weiß ich noch nicht. Aber bevor ich keine anderslautenden Anweisungen gebe, wird hier niemand abgetötet, damit das klar ist! So, und nun zu dir, Nachtwächter. Wie heißt du?“
„Ahhgh... mein Gehirn... ich heiße Hartmut Trofobi. Sehr erfreut.“
„Warum heißt du nicht Klaus mit Vornamen? Hatten deine Eltern keinen Sinn für Humor?“
„Halt doch mal die Klappe, Theo. Also, Hartmut. Sind noch andere Nachtwächter im Gebäude?“
„Nein, ich versehe heute alleine den Dienst. Aua, mein Gaumen, mein Innenohr... die ganze Birne ist ein einziger Schmerz...“
„Moment, warte“, Ted Bogota berührte rasch einige Punkte an Nacken und Schläfen des Wächters.
„Ah, schon viel besser. Der Schmerz ist weg. Und mein Rheuma ebenso. Und den Bandscheibenvorfall spür ich auch nicht mehr. Vielen Dank! Leute wie du dürften hier gerne häufiger einbrechen.“
„Ich fass es nicht. Jetzt behandelt er ihn auch noch mit den heilenden Händen des Sankt Barmherzo. Es ist zum Verrücktwerden.“
„Deine Meinung ist in dieser Angelegenheit nicht gefragt Theo. Halte lieber Ausschau, für den Fall, dass sich doch noch jemand anderes im Gebäude befindet.“
„Aye, aye, Mahatma. Ich schaue.“
„Was spielt ihr hier für ein Spiel, Jungs? ‚Guter Einbrecher, böser Einbrecher‘?“
„Ich wünschte es wäre bloß ein Spiel, Hartmut. Pass auf, wir tun folgendes. Du führst uns jetzt zu den Büroräumen, wo eure Computer stehen.“
„Im Gegenzug zaubert er dir auch noch deinen Buckel weg, korrigiert deine Spreizfüße und impft dich gegen Grippe. Ich würde es also lieber tun.“
„Danke für die Erläuterung, Theo. Nun, ich kann einen Buckel zwar nur unter Einsatz von Gewalt entfernen, aber auf ausdrücklichen Wunsch mach ich auch das.“
„Und wenn ich mich weigere?“
„Dann kill ich dich.“
„Ach herrje. Ja, so Leid es mir tut, in diesem Punkt hat Theo recht. Wenn du es nicht tust, dann killt er dich. So sieht es wohl aus.“
„Dann werde ich es lieber tun. Folgt mir. Übrigens, ich habe da immer diese Schmerzen im linken Oberarm...“

Eine Glaswand trennte den Büroraum von der Montagehalle. Ted hatte seinen tragbaren Computer an den Zentralrechner der Firma angeschlossen und überspielte vertrauliche Daten, während Theo der Röchler die Tür bewachte und gleichzeitig ein Auge auf Hartmut Trofobi behielt, der in der Ecke Kniebeugen und Luftsprünge übte.
„Wie lange dauert das denn noch, Ted?“
„Immer mit der Ruhe. Das sind eine ganze Menge Daten. Bursezuck konnte mir leider nicht genau sagen, welche er davon benötigt. Deshalb brauchen wir alle.“
„Ich traue diesem Trüffel nicht über den Weg. Der hat ja nicht mal einen Schwengel.“
„Was hat das denn mit irgend etwas zu tun?“
„Das hat mit einfach allem etwas zu tun.“
„Aber dass Bursezuck keinen, wie du so schön sagst, ‚Schwengel‘ hat, war ja der ganze Punkt bei Bursezucks Erschaffung. Es ist sozusagen... He, was machst du da?“
Trofobi hatte die kurze Unachtsamkeit seiner Bewacher genutzt und einen Kasten an der Wand geöffnet. Ted hechtete durch den Raum und packte den Nachtwächter bei den Armen.
„Aua, argh. Meine Hände. Ah. Die alte Kriegsverletzung, argh, argh. Bitte loslassen!“
„Oh nein, der Mistkerl hat den Alarm gedrückt.“
„Undankbares Pack!“
„Du sagst es, Theo. Verdammt, jetzt müssen wir uns beeilen. Ich seh schnell nach, wie weit der Transfer ist.“
Ted lief zurück zu den Computern und überließ den jammernden Wächter seinem Kollegen.
„Argh, meine Zysten, au, tut das weh. Was habt ihr mir angetan!“
„Übertreib es nicht, Wurm. Wie du weißt, bin ich der böse Einbrecher. Von mir bekommst du keine Streicheleinheiten. Hände hoch!“
„Ah, bitte nimm das Schwert runter. Ich habe eine attestierte Phobie gegen Hieb- und Stichwaffen.“
„Klappe, du Wurst. Und jetzt tanz.“
„Darf ich die Hände dazu wieder runter nehmen?“
„Meinetwegen. Aber tanz.“
„Der Arzt hat es mir eigentlich verboten, wegen des Herzens...“
„Entweder tanzt du jetzt, oder du wirst die ganzheitliche Körperzerrüttung von Shangrita kennenlernen.“
„Nein, bitte nicht. Ich brauche meinen Körper noch.“
Der Nachtwächter begann das Programm mit einem traditionellen Volkstanz aus Bratvurstlava, wobei er seine neue Bewegungsfreiheit voll ausnutzte.
„Sehr gut. Und jetzt mehr Beinarbeit.“
„Theo, was machst du da schon wieder? Lass ihn in Frieden!“
„Dieses dreckige Stück Huhn hat den Alarm gedrückt und bekommt jetzt nur, was er verdient. Kümmer du dich um deinen Datentransfer, ich kümmere mich um den Verräter. He da, nicht nachlassen!“
„Ich habe es dir doch erklärt. Keine unnötigen Grausamkeiten auf dieser Mission.“
„Unnötige Grausamkeiten? Das sagt der Richtige. Was würde denn der Herr Bogota vorschlagen, in dieser Situation? Wir könnten den Mann ja vielleicht mit Akupunkturnadeln behutsam totstechen. Oder, noch besser. Hör zu, ich habe da einen Vorschlag: Er braucht nicht zu tanzen, und dafür schlagen wir ihn mit einem Nudelholz zu Brei und rollen ihn anschließend aus. Na, wie klingt das?“
„Okay, okay. Touché. Ich gebe zu, ich war nicht gerade zimperlich in der Vergangenheit. Aber das liegt jetzt hinter mir.“
„Und genau das nehme ich dir nicht ab, Ted. Diese ewige Pazifistentour, das widerspricht doch in jeder Beziehung deinem Naturell. Ich kann auf deinem Gesicht deutlich die Anstrengung erkennen, die es kostet, sich zurückzuhalten. Am liebsten würdest du doch mit diesem armseligen Komposthaufen da kurzen Prozeß machen und ihn zerdreschen. Gib es zu!“
„Entschuldigt, bitte, ihr zwei.“
„Ja, was ist?“
„Ich kam nicht umhin, eure Unterhaltung mitanzuhören. Wenn ich als armseliger Komposthaufen auch mal etwas dazu sagen dürfte...“
„Nein, halt den Mund.“
„Es ist nur... ich wollte wissen, was jetzt mit mir ist. Kann ich aufhören zu tanzen?“
„Ja.“
„Nein.“
„Doch, kann er.“
„Du gehst mir so auf die Nerven, Ted. Wie kann ein einziger Mitleidsanfall eine derart verheerende Wirkung haben? Noch dazu, wenn es dabei um einen verfluchten impotenten Trüffelmutanten ging? Man fasst es nicht!“
„Warum nun dein Ärger? Man könnte fast meinen, du hättest kein Interesse daran, an meiner Statt an die Spitze unseres Gewerbes aufzurücken.“
„Klar, eigentlich müsste mir das alles egal sein. Aber ich bin nun mal derzeit gezwungen, mit dir zusammenzuarbeiten. Und es ist wahrlich schmerzhaft, dieses Trauerspiel mitansehen zu müssen, das du hier bietest: ein ehemals so stolzer Abtötungsmeister auf dem Hippie-Trip. Man kann sich doch nicht auf einen Kreuzzug zur Abtötung seines Erzfeindes begeben, ohne auf dem Weg jemandem ein Härchen zu krümmen. Das wäre, als ob man versuchte, ein Formel-Eins-Rennen mit einem Elektroauto zu gewinnen: Umweltfreundlich, aber völlig aussichtslos.“
„Der Download ist fertig.“
„Du versuchst nur, abzulenken.“
„Und du warst abgelenkt. Dein Tänzer ist davongetanzt.“
„Verdammt! Er ist weg. Los, schnapp dir dein Gerät, wir müssen hinterher!“
„Ich hab es schon. Dahinten läuft er!“
In seiner Jugend, vor der Gicht und dem Hexenschuss, war Hartmut Trofobi ein recht guter Sprinter gewesen. Jetzt versuchte er, an alte Erfolge anzuknüpfen.
„Junge, er ist schnell. Das ist alles deine Schuld, Ted. Du hättest mich nicht aufhalten sollen.“
„Ich hab meine Opfer wenigstens immer sofort abgetötet, und sie nicht vorher noch den Schwanensee aufführen lassen.“
„Das war aber nie weiter als bis zum zweiten Akt, also...“
„Sei mal kurz still. Hörst du das auch?“
In der Ferne heulten Polizeisirenen.
„Verflucht. Die Staatsmacht.“
„Okay, okay, Theo. Es ist soweit. Ich revidiere den Kurs. Der Einsatz von Gewalt ist auf dieser speziellen Mission von nun an ausdrücklich erlaubt und sogar erwünscht.“
„Ich wusste du wirst noch vernünftig.“
„Aber übertreib es nicht, klar? Kein Namenloser Organsturm und auch keine Todestritte des Um-Kaloabo. Verstanden?“
„Du kennst mich doch.“
Theo der Röchler grinste und zog sein Schwert.

„Halt Stehenbleiben, Polizaaaaaaaaaaaagh!“
„Ich bleibe ja stehen. Was gibt es da zu schreien? Ach so, du bist tot. Na dann... Ha! Harr! Ha!“
„Theo, jetzt ist gut. Vier Teile müssen reichen.“
„Ich kann mich immer so schwer bremsen, wenn ich einmal in Fahrt bin.“
„Hände Hoch, Polizeauauauauaaaaeaahhhh!“
„Nimm dies, Schurk, und stirb geschwind!“
„Argh!“
„Tjaha, tut mir Leid, Herr Wachtmeister, dass sie nicht an Ted Bogota geraten sind. Der betäubt seine Opfer nämlich bloß, im Gegensatz zu mir.“
„Darüber wollte ich auch noch mit dir sprechen, Theo. Ich hab genau gesehen, wie du zwei von meinen zerschnitten hast, obwohl sie schon am Boden lagen.“
„Tut mir Leid, war ein Versehen. Dann setz doch dein Gewaltverbot wieder in Kraft, und wir streicheln die Leute zu Tode. Harr, das ist für dich, du Hund. Ha!“
„Waffe fallenlaaaargh! Au arghh...!“
„Ich hätte dir doch nicht erlauben sollen, dein Schwert mitzunehmen. Ha! Achtung, der da drüben will schießen!“
Ein lauter Knall ertönte, gefolgt von markerschütternden Schreien.
„Daneben, Bulle. Nun leide!“
„Auaaaaargh...“
„Haha! He, Ted, findest du nicht auch, dass es auffällig viele Ordnungshüter sind? Eine ganze Polizeibrigade wegen eines Einbruchs in einem kleinen Betrieb?“
„Ist mir auch schon aufgefallen. Obacht! Hinter dir!“
„Na na na, da musst du schon besser zielen, Polyp.“
„Ah! Ah! Ah! Ah! Uh...“
„Ach, was ich dir noch sagen wollte, Ted. Um dich von dieser Pazifisten-Masche wieder wegzubekommen, stell dir doch einfach vor, die Beamten hier wären lauter kleine Giliad Springoods. Und dann lass deinem Hass freien Lauf.“
„Ahhh, ahhhh, erwähne diesen Namen nicht, ahhhichhassehasse... Nein, darauf falle ich nicht herein. Keine Chance, Theo.“
„Schade. Aha! Du willst mich also erschießen, Schutzmann? Da!“
„Uaaaah! Uaaaaahhh...“
„Ich habe eh nie verstanden, weshalb du diesen Springood so abgrundtief hasst. Gibt es da vielleicht eine geheime Verbindung, von der ich nichts weiß? Kommt er irgendwann hinter einer Ecke hervor und sagt: ‚Ted, ich bin dein Vater‘?“
„Keine Beweguuuuuuaaaarghlll! Ahhhhh!“
„Sauberer Schnitt, Theo, ich muss schon sagen. Mein Vater war Boutros Boutros-Bogota, Schauspieler und Dynamitfischer, und ich habe ihn gut gekannt. Nein, mein Hass auf Springood ist meine freie Entscheidung.“
„Im Namen des Gesetzeeeeaaaaahhhhhhhrgh! Uarch!“
„Soviel zu deinen Gliedmaßen, Beutelratte!“
„Achtung, Theo. Hinter dir!“
Erneut knallte ein Schuss und traf Theo in den rechten Arm. Mit einem zornigen Kampfschrei stürmte der Röchler auf den Schützen zu und revanchierte sich mit einigen gezielten linkshändigen Schwerthieben.
„Und das! Und das! Und jenes! Und das ist, damit du mal siehst, wie das so ist. Und das auch!“
„Ist ja gut, Theo!“ Ted Bogota ließ seine Blick über die angerichtete Verwüstung schweifen. „Lass noch etwas von ihm übrig. Nebenbei bemerkt, ich glaube, das war der Letzte.“
„Verdammt noch mal!“ Theo keuchte und untersuchte die Wunde am Arm. „Dieses Mastschwein hat mich erwischt! Wie konnte mir so etwas passieren? Hab ich mich jetzt schon bei dir mit dem Versagervirus angesteckt?“
„Sag mir lieber, wer von uns beiden sich hat treffen lassen wie ein Anfänger. Na? Da stellt sich doch die Frage, wer hier der Virenherd ist. Außerdem war dieser Mann, soweit man das in seinem jetzigen Zustand noch rekonstruieren kann, kein regulärer Polizist. Warte mal.“
Ted ging in die Hocke und untersuchte die Überreste des Beamten, während Theo nach etwas suchte, um sich den Arm abzubinden.
„Wusste ich es doch!“, rief Ted.
„Was ist?“
„Ich hab hier seine Brieftasche.“
„Und?“
„Ist schwierig zu lesen. Ich glaube, er ist von der Blutfleck-Division. Abteilung rot.“
„Haha, Ted, lustig. Jetzt sag schon.“
„Spezialeinheit. Soviel kann man noch entziffern... offenbar einer von Kara Ben Jeris Leuten. Das würde so einiges erklären.“
„Was macht der hier?“
„Ich habe da einen Verdacht, aber darüber können wir uns später Gedanken machen. Jetzt sollten wir uns schleunigst aus dem Staub...“
„Moment mal. Wo ist Trofobi? Wo ist der Nachtwächter?“
Die beiden sahen sich um.
„Also, ich hatte ihn nicht.“
„Mir ist er auch nicht untergekommen.“
„Wobei man bei deinen hinterher nie wirklich sicher sein kann.“
„Er war aber nicht dabei, das hätte ich gemerkt. Ich hatte mich nämlich schon immens darauf gefreut, ihn einzuholen, und war dann ein wenig enttäuscht. Was machen wir jetzt? Nach ihm suchen?“
„Nein, das lohnt nicht.“
„Und wenn er Springood warnt? Hör mal, wir können ihn ganz leicht finden, Ted. Ein Anruf bei Doktor Galergy genügt, und...“
„Ich denke nicht, dass der Nachtwächter weiß, für wen seine Firma Teile produziert. Außerdem halte ich es in Anbetracht der jüngsten Ereignisse durchaus für möglich, dass Springood bereits Bescheid weiß.“
„Ganz wie du meinst. Aber beschwer dich nicht bei mir, wenn Springood morgen vor deiner Tür steht, um dich zu rammeln und anschließend dein Landhaus mit Bauschaum vollzupumpen, als kleines Happening.“
„Das wird er ganz sicher nicht. Er wird warten, bis wir zu ihm kommen. Und jetzt los, wir gehen. Und blute mir nicht meinen Jet voll, ist das klar?“

So endete die Stippvisite von Ted Bogota und Theo dem Röchler in Hutzgladis Robot-Manufaktur. In dem kleinen und ahnungslosen Städtchen Bratvurstlava kehrte wieder Ruhe ein. Abgesehen von Hartmut Trofobi - glücklich geflohen und zum jetzigen Zeitpunkt bereits auf dem Weg in seine Lieblingskneipe, um eine wirklich irre Story zum besten zu geben - gab es nur noch einen einzigen Augenzeugen der schrecklichen Ereignisse. Kopfschüttelnd sah der Bügelandroide den beiden Gestalten nach, die in der Ferne mit der Dunkelheit verschmolzen. Die ganze Geschichte erinnerte ihn frappierend an seinen eigenen Amoklauf vor einigen Jahren. So manches Kleidungsstück der Arbeiter musste danach mit Bügeleisenförmigen Löchern in die Altkleidersammlung gegeben werden. Das war aber noch gar nichts im Vergleich mit dem Zustand, in dem sich die Arbeiter selbst befunden hatten. Schließlich wurde dem Roboter ein Sicherheitsbolzen eingebaut, der verhindern sollte, dass so etwas jemals wieder vorkommen konnte. Seit dem war der Androide harmlos. So dachten sie jedenfalls. Der elektronische Hilfsarbeiter ließ ein leises elektronisches Kichern vernehmen und griff nach dem nächsten Stapel Wäsche.

Harmonka Wireball hatte es inzwischen aufgegeben, Fragen zu stellen. Selbst nun, da sie wusste, womit ihr Chef seine Brötchen verdiente, ereigneten sich laufend Dinge, die äußerst verwunderlich waren. Ein nächtlicher Ausflug nach Bratvurstlava, Polizeisirenen und Schüsse in der Ferne und ein überstürzter Abflug mit einem Verletzten, der ein blutbeschmiertes Schwert bei sich trug - das war noch vergleichsweise alltäglich.
Angefangen hatte alles mit jenem schicksalhaften Trip nach Südgeleerica und dem anschließenden, irrsinnigen Gefecht im Flugzeughangar. Der Zweikampf zwischen Ted Bogota und dem mysteriösen Angreifer namens Röchler war ein so unbegreiflicher Anblick gewesen, dass sie beinahe alle Erinnerungen daran verdrängt hatte. Danach hatte sie einige Tage völlig perplex herumgelegen, bis sie wieder ansprechbar war. Es folgte eine Phase der Erklärungsversuche. Kaum hatte Harmonka sich mit der Tatsache abgefunden, dass Ted Bogota nicht bloß um die Welt jettete, um den Leuten niedliche Plüschmollusken und sechsschüssige Wasserpistolen zu verkaufen, sondern um sie mit Feuerquallen einzureiben und ihnen Ameisensäure in die Augen zu träufeln, da eröffnete er ihr bereits seine Absicht, diesen Beruf an den Nagel zu hängen. Harmonka konnte nicht behaupten, dass sie unglücklich über diese Entscheidung gewesen wäre, wenngleich auch ein Festhalten an seiner Tätigkeit nichts an Harmonkas Loyalität geändert hätte - ihr strenges Berufsethos ließ so etwas nicht zu. Doch leider hatte sie zu früh aufgeatmet: Ted gab ihr zu verstehen, dass er trotz allem noch einen letzten Auftrag auszuführen hatte, aus rein persönlichen Gründen. Und dabei würde ihm dieses drollige, putzige Kerlchen helfen. Und just als sich Harmonka an einen lebensmüden, vierzig Zentimeter durchmessenden Schwebetrüffel mit Armen gewöhnt hatte, vor dem man alle spitzen Gegenstände verstecken musste, da tauchte der Röchler wieder auf. Der war nach allen menschlichen Maßstäben völlig geistesgestört, machte ihr laufend ekelhafte Avancen und versuchte mehrmals, dem Trüffel beim Suizid zu assistieren, als für kurze Zeit niemand hinsah. Die frische Wunde in Theos rechtem Arm sah Harmonka nun mit Genugtuung.
Die Pilotin steuerte den Jet auf den Hangar zu und lauschte grinsend den Schmerzenslauten aus der Passagierkabine.
„Ahh! Mann, du kannst es einfach nicht! Da hat ja der Treffer selbst weniger weh getan.“
„Halt jetzt endlich still. So kann ich nicht arbeiten. Entweder du lässt mich jetzt die Wunde verbinden, oder du kannst dir deine Arterien gern weiter mit den Zähnen abklemmen, wenn dir das Spaß macht.“
Harmonka bediente die Sprechanlage des Cockpits: „Werte Passagiere, wir sind soeben gelandet. Wenn sie mit dem Verbluten noch etwas warten könnten, die Bordcrew möchte gerne zusehen.“
„Mann, jetzt sind wir bereits angekommen, und du hast es immer noch nicht geschafft, Ted!“
„Was erwartest du denn? Ich bin ausgebildeter Abtötungsmeister und kein Arzt. Außerdem ist die Wunde bei weitem nicht so schlimm, wie du behauptest.“
„Ach ja? Da frag ich doch wohl lieber einen Mediziner, und keinen Killer. Aber das ganze Blut törnt dich an, hab ich recht, Ted? Da bekommt man doch wieder richtig Lust auf eine gepflegte Abtötung, nicht wahr?“
„Genau. Und passenderweise habe ich auch gleich ein Opfer parat. Dann wollen wir mal.“
„Ahh! Pass doch auf!“
„Was willst du denn? Der Druckverband sitzt jetzt.“
„Ja, der sitzt gut, ein Druck von Fünfhundert Bar. Mindestens.“
„Hör endlich auf zu jammern. Und noch was, Theo.“
„Ja?“
„Der Helm.“
„Hm?“
„Dieser verfluchte Helm.“
„Was ist damit?“
„Das frag ich dich. Nimm den doch endlich ab.“
„Oh ja, hatte vergessen. Ich trag den eigentlich nur, damit meinem Haar im Kampf nichts zustößt. Außerdem hängen mir die Strähnen sonst in die Augen, im Eifer des Gefechts.“
„Selber Schuld, wenn man so eine unpraktische Frisur hat.“
„Aber die Frauen stehen drauf. Kannst deine Pilotin fragen.“
Harmonkas Kopf erschien in der Kabine: „Stimmt. Ekelhaftester Mensch auf der ganzen Welt, aber absolute Top-Haartracht. Wirklich."
„Siehst du?“
„Besonders das verkrustete Blut in der Mähne, das macht die Frauen ganz schwach.“
„Ich hab daheim einen Harem. Da würdest du gut reinpassen. Es wird auch großzügig entlohnt. Der Lohn bin ich.“
„Klar, da komme ich mit. Liegt dann dort auch ein Schwert in der Gegend herum? Ich habe gehört, im Harem braucht‘s immer auch Eunuchen.“
Ted seufzte.
„Würdet ihr jetzt bitte aufhören, ihr zwei? Wir haben wichtige Dinge zu erledigen. Bursezuck wartet.“
„Da sehen wir es mal wieder. Mit einem impotenten Flugpilz zu sprechen, das ist für Ted Bogota wichtig. Aber das verbale Vorspiel des Geschlechtsaktes, nein, das natürlich nicht...“
„Wie bitte?“ Harmonka traute ihren Ohren kaum. Der Röchler setzte neue Rekordmarken auf dem Gebiet der Dreistigkeit.
„Ich habe genug“, verkündete Ted. „Ihr beide könnt gerne noch weiter flirten, aber ich werde jetzt die Daten zur Auswertung bringen.“
„Aye, Sir!“
„Und noch was, Theo.“
„Ja, Sir?“
„Erinnerst du dich an jenen Tag damals im Ausbildungslager, als Meister Gaworner den Rekruten Paulinius beim onanieren auf dem Abtritt erwischte?“
„Ich erinnere mich.“
„Entsinnst du dich auch daran, was er ihm zur Strafe antat?“
„Du meinst den gezwirbelten Kastraten-Fandango?“
„Genau den.“
„Was ist damit?“
Ted deutete auf seine Pilotin: „Rühr sie an, und du wirst ihn auch tanzen, diesen Fandango.“ Mit diesen Worten verschwand Ted Bogota aus der Kabine und hinterließ Harmonka mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Theo konnte das selbstverständlich nicht auf sich sitzen lassen und rief ihm nach: „Bisher ist noch jede freiwillig zu mir gekommen“, aber er wirkte verunsichert. Diese Runde ging an ihren Arbeitgeber. Zufrieden kletterte Harmonka wieder ins Cockpit, um die Geräte herunterzufahren. Ihr Chef mochte ein international gefürchteter Killer sein, aber irgendwie war er ja auch ganz süß. Besonders, wenn er sich bemühte, gerade mal kein mörderischer Bastard zu sein.

Jedes mal, wenn Ted Bogota in der letzten Zeit heimkehrte, musste er sich fragen, ob er den Trüffel noch lebendig antreffen würde, oder ob Bursezuck inzwischen seine Drohungen wahr gemacht, und einen Weg gefunden hatte, sich selbst abzutöten. In der Vergangenheit hatte er den Trüffel bereits einmal aus einem zerstörten Ventilator befreien müssen, in den er absichtlich geflogen war. Bei anderen Gelegenheiten hatte sich Bursezuck in Nägeln gewälzt, oder versucht, in Dunkelkammer an Lichtmangel einzugehen. Inzwischen hatte er scheinbar eingesehen, dass Ted ihn lebend benötigte, schließlich ging es um die Aufspürung und Beseitigung ihres gemeinsamen Erzfeindes. Wohl aus diesem Grund fand Ted den Trüffel bei seiner Heimkehr nicht wieder an eine Autobatterie angeschlossen vor, sondern fernsehend. Der Trüffel hing einem Meter über dem Sofa in der Luft und sah sich alte Sendungen mit Ankor Humani an. In regelmäßigen Abständen benetzte er sich mit Wasser aus einem bereitgestellten Eimer.
„Was gibt es Neues, Sonnengott?“, rief Ted ihm zu. „Versuchst du jetzt, dich mit miesen Fernsehprogrammen umzubringen?“
„Ich finde die Sendung eigentlich ganz gut“, antwortete der Trüffel. „Sie hat so einen hoffnungsvollen Fatalismus. Hast du die Daten, Bogota?“
Ted war immer wieder verblüfft von diesem bemerkenswerten Geschöpf. Obwohl Bursezuck keine erkennbare Mimik besaß, konnte Ted schwören, einen amüsierten Ausdruck auf seiner Oberfläche wahrzunehmen.
„Ja, ich hab sie. Hier im Koffer.“
„Sehr gut. Und die Beschaffung hat auch nur eine minimale Zahl an Todesopfern gefordert, habe ich gehört.“
„Woher?“
„Es kam bereits in den News.“
Ted schnappte sich die Fernbedienung und schaltete auf den Todesnachrichtenkanal.
„Die Meldung läuft auch ständig auf dem Hiobsbotschaftenchannel“, meinte Bursezuck, „aber der ist mir irgendwie zu pessimistisch.“
Auf dem Bildschirm erschien eine grinsende Gestalt in einer Cordjacke, die einigen Journalisten Rede und Antwort stand.
„Ich habe es geahnt“, sagte Ted und rieb sich das Kinn.
„...alles im Griff. Meine Leute haben den Täter bereits gegenstandsfest gemacht und sind zur Stunde dabei, ihn zu fol... ihn zu vernehmen.“
„Dingfest“, flüsterte ein kleiner Mann zur Rechten des Ermittlers.
„Schon?“, erkundigte sich der Jackenträger.
„Nein, nicht das Dingfest, sondern...“
„Schon gut“, der Ermittler wandte sich wieder ans Publikum. „Und nun meine Damen und Herren: die Tatwaffe.“
Stolz präsentierte er der Presse ein blutiges Bügeleisen.
„Um Himmels Willen“, sagte Ted. „Der Cordhaufen Ben Jeri versucht, den Fall zu vertuschen.“
„Ja. Sie schieben es auf einen wildgewordenen Bügelandroiden“, erklärte Bursezuck.
„Offenbar soll verhindert werden, dass allzuviel über Springoods neueste Pläne ans Licht kommt“, sagte Ted. „Jetzt bin ich um so mehr gespannt auf die Auswertung der Daten, die wir geklaut haben.“
„Wer ist der kleine Mann da neben dem Großen mit der Jacke?“, fragte der Trüffel.
„Das ist der Kleinwesir. Er ist Kara Ben Jeris Leibsklave und Geiferlecker.“
„Nicht Speichellecker?“
„Nein. Für den Speichel ist er sich zu fein. Er hält sich eher an den Geifer. Nach allem, was ich über ihn weiß, ist er so etwas wie der persönliche Schadensbegrenzer.“
In diesem Moment rief Kara Ben Jeri gutgelaunt ins Mikrofon: „Meine Damen und Herren, wie ich soeben erfahren habe, konnten meine Verhörspezialisten aus dem Täter bereits ein Geständnis herauspre... quet... prü...“
„Was Herr Ben Jeri meint“, verkündete der Kleinwesir, „ist folgendes: Der Täter hat sein Geständnis bereits herausposaunt.“
In einem kurzen Einspieler bildete der Mund des Bügelandroiden fünf Silben, die Tonspur verkündete asynchron dazu: „Ich war’s!“
Es folgte ein Trailer: „Mehr Todesnachrichten nach der Werbung, bleiben sie dran. TNC - Die frohe Botschaft bringen andere.“ Ted Bogota schaltete das Gerät ab.
„Die Polizeitruppe, die uns angegriffen hat“, sagte er, „wurde von einem von Kara Ben Jeris Leuten begleitet.“
Diese Tatsache beunruhigte Ted Bogota mehr, als er zugeben würde. Die Mitglieder dieser Truppe glichen eher bezahlten Amokläufern, als Polizeibeamten. Mit einem von ihnen konnte man noch relativ leicht fertig werden, doch auch dieser Einzelgänger hatte es bereits vermocht, Theo zu verwunden. Und allem Anschein nach waren sie ihnen dicht auf der Spur.
„Es ist Zeit, die Daten auszuwerten.“ Ted reichte Bursezuck den tragbaren Computer und sah ihm nach, als er damit aus dem Raum schwebte.
Jetzt, so wurde ihm schmerzlich bewusst, war es Zeit, endlich das Projekt im Keller aufzugeben. Wenn er ehrlich vorhatte, mit der Abtöterei aufzuhören, dann führte kein Weg darum herum. So sehr es ihn auch wurmte, das Projekt so kurz vor dem erfolgreichen Abschluss zu stoppen, es musste sein. Ted Bogota seufzte, öffnete eine Geheimtür und stieg in den Keller hinab.

Im Gewölbe herrschte Dunkelheit, denn es war gerade Zeit für die Nachtsimulation. Ted schaltete die Hydrobirne ein und ihr Licht fiel auf einen Baum in der Mitte des Raumes. Es handelte es sich um eine spezielle Züchtung, die Schnellwachsende Sprießbirke. Das Wort „schnellwachsend“ galt dabei selbstverständlich nur für Baumverhältnisse. In Wahrheit war ihr Wachstum recht gemächlich. Als Ted sie gepflanzt hatte, war sie noch ein zarter Setzling gewesen, doch inzwischen war sie zu beachtlicher Größe herangereift. Nur noch ein Paar Zentimeter fehlten, um F. Karlo Tomasino von den Füßen zu heben. F. Karlo Tomasino selbst hielt das selbstverständlich für nicht erstrebenswert, verzweifelt stützte er sich mit den Zehenspitzen auf dem Boden ab und versuchte, den Ast mit seinem Gewicht zu sich herunterzuziehen. Zu seinem Pech waren die Äste aber zu mächtig und zeigten sich von seinen Bemühungen unbeeindruckt. Noch dazu musste der Unglückselige aufpassen, dass er sich mit der Schlinge, die er um den Hals trug, nicht selbst strangulierte.
Bei der Pflanzung des Bäumchens hatte Ted Bogota das Seil um Tomasinos Hals gelegt, und anschließend abgewartet. Mittlerweile war das Opfer nur noch an den Händen gefesselt und tänzelte hilflos hin und her – F. Karlo Tomasinos endgültige Aufknüpfung stand kurz bevor. Diese aufwendige Methode der Bestrafung hatte Ted für ganz spezielle Leute reserviert, und bei F. Karlo Tomasino handelte es sich um so jemanden. Vor langer Zeit, bevor er Ted Bogota in die Hände gefallen war, als dieser gerade den Zenit seiner Bösartigkeit erreicht hatte, war Tomasino stellvertretender Geschäftsführer der Springood Enterprises gewesen. Heute war er ein überdimensionaler Christbaumschmuck. Ted Bogota hatte sogar bereits Lichterketten und Weihnachtskugeln im Geäst befestigt.
„Rah“, sagte Tomasino beim Anblick seines teuflischen Wärters, der mit ziemlicher Sicherheit wieder kam, um ihn mit rohen Seeigeln zu füttern. „Rah!“
Ted zückte ein Messer.
„Rahhhhhh“, Tomasino begann, sich in Panik zu drehen. „Rahhhhhhhhhh... Uff!“ Er stieß einen dumpfen Laut aus, als er zu Boden fiel. Das Seil war durchtrennt.
„Du bist frei“, sagte Ted, mit hörbarem Bedauern.
„Rah?“
„Ja, frei, hast du nicht gehört?“
„Rah.“
„Ob du es glaubst, oder nicht. Ich bin geläutert.“
„Rah. Rah.“
„Ist ja gut. Meinetwegen winde dich noch eine Weile auf dem Boden, aber dann verschwinde!“
„Rahrahrah.“
Ted kratzte sich am Kopf und betrachtete das Bündel zu seinen Füßen. Zugegeben, vielleicht sollte er die ganze Sache mit der Läuterung noch etwas üben.
„Rach. Rahrach.“
„Ja, schon gut, es kommt gleich jemand, der sich um dich kümmert. Der gibt dir dann eine Vitamintablette, und vielleicht ein Aspirin, aber dann mach dich von Acker!“ Ted deutete auf den sich selbsttätig errichtenden Galgen, „Und lass dir das in Zukunft eine Lehre sein!“
Mit diesen Worten verließ er den Raum, jedoch nicht ohne vorher den Stecker der Christbaumketten zu ziehen. Einerseits war er erleichtert, andererseits aber auch ein wenig traurig, denn dieses Projekt war einmal sein ganzer Stolz gewesen. Und er war immer noch der Ansicht, dass es nicht den falschen erwischt hätte: F. Karlo Tomasino hatte bei der Durchführung einiger der unheilvollsten Unternehmungen der Springood Enterprises seine Finger im Spiel gehabt; unter anderem bei der Brandrodung der Ostmanischen Ölfelder, beim Genozid an den Smegmanischen Gigantwalen (deren gedünstete Vorhaut in einigen Gegenden als Aphrodisiakum galt) und beim Raubbau an den Galingischen Zementvorkommen durch Südgaleerische Kindersklaven (die Tomasino in den Bilanzen dreist als „Kumpel“ ausgewiesen hatte, und die illegale Zementmine als „Zeche ‚Glück Auf"). Jede einzelne Untat wäre für sich genommen bereits Grund genug, um dem garstigen Business-Unhold daraus einen Strick zu drehen. Aber um dem Ganzen die Krone aufzusetzen hatte Tomasino auch noch eine Vorliebe für in die Socken gesteckte Hosenbeine zum legeren Anzug aus Kreppapier, und das brachte das Fass schließlich zum überlaufen. Eines Tages hatte Ted den Auftrag bekommen, den raffgierigen Walschänder abzutöten, und er hatte keine Sekunde gezögert, ihn anzunehmen. Und nun fand eine seiner originellsten Strafaktionen ihr reichlich unbefriedigendes Ende. Ted Bogota seufzte. Aber er hatte sich vorgenommen, konsequent zu sein. Keine Morde mehr. Bis auf einen. Den aber würde er genießen. Oh ja. Ted Bogota öffnete die Tür des angrenzenden Kellers und rief hinein: „Okay, okay, Leute. Ihr könnt jetzt aufhören mit sterben. Ja, ihr seid gemeint. Nehmt die Riesenbandwürmer raus, ihr seid frei!“

Die Räumung der Kellerverliese war eine mühsame Angelegenheit. Einen Menschen von einem Berg aus Kerzenwachs zu befreien, der über einen langen Zeitraum auf seinen Rücken getropft war, dauerte naturgemäß eine Weile. Einen anderen Gefangenen in einem bis unter die Decke mit Blutegeln vollgestopften Raum wiederzufinden, konnte ebenfalls recht langwierig werden. Aber bis auf einige lebensbedrohliche Blessuren hatten die meisten Insassen ihr Martyrium überraschend gut überstanden. Als Ted schließlich wieder nach oben stieg, war Bursezuck bereits mit der Durchsicht der Daten fertig. Rasch wurde das Team zusammengetrommelt.
„Wer ist das denn?“ fragte Ted und deutete auf einen dürren, dunkelhäutigen Mann mit Pomade im Bart.
„Das ist Nachtas“, antwortete Theo der Röchler, „einer meiner Killerzwillinge. Da ich ja gerade unpässlich bin“, er präsentierte seinen frisch bandagierten Arm „dachte ich, ich kann dich ja schlecht allein auf diese gefährliche Mission gehen lassen. Man braucht wenigstens einen mit moralischer Integrität.“
„Gudentag“, sprach Nachtas und starrte auf einen Punkt irgendwo jenseits seiner Gesprächspartner.
„Ich dachte immer, Nachtas und Chiefzim wären siamesische Zwillinge?“, erkundigte sich Ted.
„Sogar zweieiige. Stammen aus Siam, vormals Ziam, davor Volksrepublik Kaprotkistan, davor Union der freien Diktaturen Ostmaniens, davor Bund der Revolutionären Arbeiterfürsten, davor das Eherne Reich der Ewigkeit, davor das Königreich Al Ostma, heutzutage bekannt als Siamaxxxx.com. Er und sein Bruder behaupten zwar immer, sie wären bis zu ihren fünfzehnten Lebensjahr an den Fußsohlen zusammengewachsen gewesen, aber wenn du mich fragst, die reden viel, wenn der Tag lang ist.“
„Ja“, verkündete Nachtas und starrte weiterhin ins Leere.
„Hmmm... gut“, sagte Ted Bogota, „nachdem das geklärt ist, wird uns Bursezuck nun davon in Kenntnis setzen, was die Datenauswertung ergeben hat.“
„Wenn ich mich da mal einschalten dürfte“, meldete sich Harmonka. „Um was für Daten geht es hier eigentlich?“
„Dazu wäre ich sofort gekommen. Theo und ich haben sie unter Einsatz des Lebens einiger Polizisten, die uns aufhalten wollten, aus einem kleinen Betrieb in Bratvurstlava gestohlen. Es tut mir aufrichtig Leid, dass die Aktion so blutig enden musste.“
„Buh!“, riefen Theo und Nachtas im Chor. Das heißt, Theo rief und Nachtas sagte es.
Ted seufzte. „Anderen Leuten tut es natürlich überhaupt nicht Leid, das ist mir klar.“
„Wir ihr vielleicht wisst“, meldete sich Bursezuck zu Wort, „bin ich eine Züchtung Giliad Springoods, möge ihn der Blitz ins Auge treffen. Damals, vor meinem Ausbruch, hatte ich ausreichend Zeit, das Labor zu studieren, in dem ich erzeugt worden bin. Ich schwebte also in meinem Glaskasten, und die beiden robotischen Greifarme, die ich anfangs für Mami und Papi gehalten hatte, trugen das äußerst einprägsame Logo von Hutzgladis Robot-Manufaktur. Über diese Zulieferfirma konnten wir also nun den Ort des Labors ausfindig machen.“
„Und dort finden wir Springood?“, wollte Theo wissen.
„Vielleicht nicht. Bestimmt versteckt er sich auf einer seiner vielen Residenzen und lacht sich kaputt und spielt tot. Aber in anderer Hinsicht waren die Dateien äußerst interessant. Das Labor wird darin beispielsweise als ‚Projekt Ersatzmensch‘ oder als ‚Ersatzmenschenfabrik‘ bezeichnet.“
„Laufen da Trüffel vom Fließband?“
„Mag sein, dass ich der Prototyp bin, vielleicht bin ich auch nur ein verworfener Entwurf. Über die Natur der ‚Ersatzmenschen‘ schweigen sich die Dokumente aus. Aber: Um die Herstellung weiterer Springood-Klone – und noch viel wichtiger, weiterer Irrsinnsschöpfungen wie mir selbst – zu verhindern, muss das Labor zerstört werden. Uns obliegt es, diesen Wahnsinn zu stoppen!“
„Hmmm, ich weiß nicht recht“, überlegte Theo. „Wer kann so genau sagen, ob Springoods Projekt nicht genau das ist, was der Planet braucht? Möglicherweise bringt der Ersatzmensch ja Frieden und Wohlstand für alle, heilsame Polygamie für die Männchen, frühere Geschlechtsreife bei den Weibchen und...“
„Du nun wieder“, unterbrach ihn Ted. „Ich erinnere mich noch, damals, als du Springoods Mondsprengungsprogramm befürwortet hast. Und du fandest es ‚cool‘, als er ganz Burgatorien unterkellern lassen wollte, um die Armen loszuwerden. Aber eines lass dir gesagt sein. So wie’s aussieht, wird der Ersatzmensch keinen... wie hast du es genannt... ach ja: Schwengel. Er wird vermutlich keinen Schwengel haben. Was uns bevorsteht, ist also eher die asexuelle Revolution.“
„Verdammt“, sagte Theo. „der sterile Trüffel hat Recht. Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden!“
„Ja“, pflichtete ihm der Killerzwilling bei.
„Dann sind wir uns ja einig.“ Ted verschränkte die Arme.
„Ich bin noch nicht fertig“, sagte Bursezuck und bediente einige Tasten. Auf einem Bildschirm erschien eine Landkarte. „Wenn die Angaben verlässlich sind, dann befindet sich das Labor in diesem abgelegenen Tal im westlichen Fulgiland.“
„Fulgiland?“ Theo und Nachtas waren überrascht.
„Au Backe“, sagte Ted.

Von allen Orten, an denen Springood sein Geheimlabor errichten konnte, musste es ausgerechnet Fulgiland sein. Die stinkende Brache im Herzen kärglicher Wüstenei, Heimat der Ödnis; das dahinsiechende Land, wo der Verfall regierte; unfruchtbar, verwildert und giftig. Ein Ort, der selbst als Atommüllendlager aufgegeben worden war, da kein Fahrer sich freiwillig oder unter Zwang dorthin begeben wollte.
Einst, in glücklicheren Zeiten, hatte dort die Religionsgemeinschaft der Kommuniten gesiedelt. Sie kamen mit ihren Planwagen und Karawanen um einen paradiesischen Flecken Erde zu bevölkern, und nachdem sie die Ureinwohner ins Meer getrieben hatten, lebten sie jahrelang in Eintracht und Harmonie unter der weisen Führung ihres Oberhauptes, des Großen Bestimmers. Im Utopia der Kommuniten existierte nur ein einziges Problem, nämlich welches Loblied auf ihren Anführer als nächstes angestimmt werden sollte. Über diese Frage brachen gelegentlich blutige Konflikte aus, aber abgesehen davon war es eine Oase des Friedens. Der Große Bestimmer sorgte aufopfernd für seine Gemeinde, niemand musste hungern oder frieren, und solange man sich nicht gegen gelegentliche Vergewaltigungen wehrte, oder auf andere Weise der Häresie frönte, musste auch niemand Angst haben, bei lebendigem Leibe zwischen heißen Metallplatten zerrieben zu werden.
Eines Tages aber kamen den Nachbarstaaten Gerüchte zu Ohren, dass der größte Teil der Kommunitischen Bevölkerung von einer Gesundheitsepidemie dahingerafft worden war. Es wurden Delegationen zur Untersuchung dieser Vorfälle entsandt, die nie, oder nur in sehr kleinen Päckchen, zurückkehrten. Da der Große Bestimmer die absolute Macht über die Sprache in seinem Reich innehatte, wurde vermutet, dass die Epidemie so genannt wurde, um den Umstand zu vertuschen, dass alle an einer Geschlechtskrankheit gestorben waren, deren Ursprung der Große Bestimmer gewesen war.
Nach dem Tod ihres Oberhauptes zerfielen die Kommuniten in mehrere religiöse Splittergruppen und Sekten. Unzählige schismatische Gegenbestimmer und ihre Gefolgsleute bekriegten sich erbarmungslos. Als sich schließlich immer mehr Menschen dem finsteren Kult der Muner anschlossen, war der Niedergang des einstigen Paradieses endgültig besiegelt. Zurück blieben Leid und Verwüstung, Fulgiland war auf Generationen hin zerstört. Doch Gerüchte hielten sich hartnäckig, dass irgendwo - vermutlich in unterirdischen Höhlen - die Muner und ihre zahlreichen Feinde bis heute existierten, und sich weiter verbissen bekämpften, aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über das heiligen Sakrament der Jungfaltigkeit und den Börsengang des Ablasshandels.

„Dann viel Vergnügen“, sagte Harmonka.
„Freu dich nicht zu früh“, entgegnete Ted. „Du kommst mit.“
„Na toll. Als ich noch glaubte, für einen Spielzeughändler zu arbeiten, hätte ich mir wegen einer solchen Mission weitaus weniger Sorgen gemacht. Aber jetzt...“
„Es wird schon nichts passieren“, versuchte Ted, sie zu beschwichtigen. „Mit Springoods Wachen werden wir schon fertig“,
„Da wäre ich mir nicht so sicher“, warf Bursezuck ein. „Hier steht, dass Springood einen gewissen Wasem Obem als Leiter des Labors engagiert hat, der es auch gleichzeitig verteidigen soll.“
„Muss man den kennen?“
„Ich habe den Namen mal recherchiert. Es handelt sich dabei um einen fast schon legendäre Gestalt. Man nennt ihn den Mengenmörder.“
„Warum?“
„Weil er eine Menge Leute umgebracht hat. Zugegeben, einige der Geschichten, die man sich über ihn erzählt, mögen erfunden sein, zum Beispiel wie er einen Esel mit bloßen Händen zum Pony machte, oder wie er in einer Nacht siebentausend Kinder zeugte. Tatsache scheint aber zu sein, dass Wasem Obem dem Kult der Muner zuzurechnen ist.“
„Ein Muner?“ stießen Theo und sein Gefolgsmann hervor.
„Was hat Springood denn mit denen am Hut?“, fragte Ted.

Eine berechtigte Frage, waren doch die Muner traditionell dafür bekannt, sich nicht um die Angelegenheiten von Ausländern zu scheren. Statt dessen waren sie hauptsächlich damit beschäftigt, die verschiedenen feindlichen Gruppierungen in ihrem Heimatland zu bekämpfen, wie etwa die Smuner oder die Ditzer. All diese Kulte und Sekten unterschieden sich nur marginal in ihren Glaubenssätzen, die größte Differenz zwischen ihnen bestand in der Kampftechnik. Die Kampfkunst der Muner war in ihrer Virtuosität und Gefährlichkeit durchaus vergleichbar mit der Abtötungskunst gawornerscher Schule. Über die sogenannten Chi-Energie-Meridian-Chakra-Pressurpunkte am Ohr wurde dem Gegner Lebensenergie entzogen, die anschließend vollständig auf den Täter überging. Ted Bogota hielt das für esoterischen Humbug, doch Theo der Röchler hatte sich schon seit Langem gewünscht, die Kunst des Munens zu erlernen, sofern sie nicht ins Reich der Legenden gehörte.

Der Jet startete mit ohrenbetäubendem Getöse. Theo stand am Rande des Rollfelds und winkte dem Flugzeug nach. Er hatte Ted versprochen, in der Zwischenzeit höchstens ein oder zwei leichtere Morde zu begehen, um sich zu schonen. Schließlich sollte er bis zum geplanten Endkampf gegen Giliad Springood wieder fit sein. Ted konnte sich nicht recht entscheiden, ob er froh darüber war, dass der Röchler daheim bleiben musste. Einerseits konnte auf diese Weise vielleicht vermieden werden, dass auch diese Mission in ein Blutbad ausartete, denn gewöhnlich endeten Einsätze, an denen Theo beteiligt war, fatal. Jedenfalls hinsichtlich der körperlichen Unversehrtheit anderer Leute. Außerdem ging er allen Mitgliedern des Teams gehörig auf den Geist. Ständig löcherte er Harmonka wegen vakanter Stellungen in seinem Serail, behelligte den armen Bursezuck mit indiskreten Fragen über verborgene Genitalien oder gab humorvolle Anekdoten aus der gemeinsamen Akademiezeit zum Besten, um Ted das grauenvolle Morden wieder schmackhaft zu machen. Nein, in dieser Hinsicht würde Theo sicher nicht vermisst werden. Andererseits könnte jedoch seine Kampfkraft benötigt werden, falls sie auf Wasem Obem treffen sollten, dessen Fähigkeiten Ted schlecht einschätzen konnte. Er hatte von Munern gehört, die während ihrer Karriere so viel geraubte Lebenskraft akkumuliert hatten, dass sich ihre Hände nach ihrem Tod verselbständigten, um auf eigene Faust weiterzumachen. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich von besonders mächtigen Munern, die ganze Armeen mobiler Gliedmaßen befehligten, und auf der Akademie kursierte das Gerücht, dass Meister Gaworner selbst vor vielen Jahren beinahe den manuellen Handlangern des berüchtigten Muners Origo zum Opfer gefallen wäre. Doch Gaworner erwies sich als zu mächtig. Eigenhändig zerteilte er vierhundert der Angreifer mit der bloßen Kraft seiner Handkanten, dem Rest brach er die Finger und sperrte sie in einen Taubenschlag, wo sie noch heute dahinvegetierten, handzahm und vom Meister persönlich von Zeit zu Zeit mit der Lebenskraft von Mäusen versorgt. Soweit die Legende. Augenzeugen solcherlei Handgreiflichkeiten traf man freilich nie. Nach Teds Ansicht hatten solche Schauergeschichten weder Hand noch Fuß, aber man konnte ja nie wissen: In Folge seiner Bekanntschaft mit einem schwebenden Gehirn namens Bursezuck rechnete er Grundsätzlich mit allem. Sogar mit Händen, die nach dem Tod ihres Besitzers eine Solokarriere starteten.
Nachtas saß angeschnallt im Heck des Jets und vertrieb sich die Zeit mit Sabbern und Starren. War dieser Kerl ein adäquater Ersatz für Theos Kampfgeschick? Es könnte ja sein, dass der Zwilling sämtliche verfügbaren Energien auf den Kampf konzentrierte, und somit keinerlei Kapazitäten mehr frei hatte, zwischendurch den Eindruck zu erwecken, er könne sprechen oder sei ein denkendes und fühlendes Wesen. Aber Ted machte sich da wenig Hoffnung.
Er überprüfte noch einmal, ob Bursezuck auch korrekt festgeschnallt war. Es hatte eine längere Diskussion darüber gegeben, ob man ihm erlauben sollte, mitzureisen. Am Ende konnte sich der Trüffel durchsetzen, da er sich die Arbeitsweise der Geräte und Computer während seiner Zeit im Labor durch Beobachtung eingeprägt hatte.
„Und du versprichst mir, dich unterwegs nicht selbst abzutöten, wenn keiner guckt?“ Ted bedachte den Trüffel mit einem strengen Blick.
„Großes Sonnengötter-Ehrenwort.“
„Dann bin ich beruhigt.“
„Ich töte mich nämlich erst ab, nachdem wir Giliad Springood ausgelöscht haben.“ In Bursezucks Stimme schwang kein Bisschen Ironie mit, und Mimik wies seine Oberfläche mangels Gesicht auch nicht auf.
„Gegenvorschlag: Wie wäre es, wenn du dich nach getaner Arbeit in Fulgiland niederlässt und dir ein paar gutgläubige Idioten suchst, die dich kultisch verehren? Das hat schließlich damals in Südgaleerica auch geklappt. Ein paar Eiferer zu finden dürfte kein Problem sein, daran mangelt es in Fulgiland ja anscheinend nicht, und dann lässt du es dir gut gehen...“
„Netter Versuch, Ted. Und jetzt sieh mich mal an. Sieh mich genau an. Und dann sag mir, wie ich das bitte anstellen soll, dieses ‚gut gehen lassen‘, hm? Soll ich vielleicht ein Bisschen schweben? Oder einfach mal eine Runde existieren? Ich könnte auch ein Weilchen denken. Na, wie klingt das?“
„Wir finden da schon eine Lösung.“
„Ich kenne die Lösung.“
„Ich meinte, wir finden eine Lösung, die auch mir gefällt. Möglicherweise entdecken wir ja im Labor etwas, das dir helfen kann.“
„Ja, eine Müllverbrennungsanlage vielleicht, oder eine Schrottpresse, in die ich mich werfen kann. Eine einfache Pistole täte es aber auch. Oder ich spieß mich irgendwo auf einen Pfahl.“
„Sich mit dir zu unterhalten kann einen echt deprimieren.“
„Ich zu sein erst recht.“
Ted seufzte. Small Talk mit Bursezuck endete regelmäßig im Jammertal. Es war zwecklos. Der Trüffel pries die Vorzüge des Freitods mit der Beharrlichkeit des Überzeugungstäters. Besser gesagt, wenn Selbstmord mehrmals hintereinander möglich wäre, Bursezuck wäre mit Sicherheit Wiederholungstäter. Ted startete einen letzten Versuch.
„So schlimm kann das auch nicht sein, so ein Leben als Trüffel. Sei doch froh, dass du nicht der da bist.“ Ted deutete auf Nachtas, der sich losgeschnallt hatte und angestrengt in der Ecke kauerte.
„Das hab ich gehört“, sagte Nachtas ohne eine Miene zu verziehen, und demonstrierte damit ein für alle Mal seine Fähigkeit, zusammenhängende Sätze zu formulieren.
„Wenn ich der da wäre“, antwortete Bursezuck, „hätte ich vermutlich lauter abstoßende Krankheiten in den Organen, der Galle und dem Dickdarm und der Blase, und was da noch alles in euren fauligen Körpern herumschwappt. Nein, danke.“
„Ach, meinen Organen geht es eigentlich ganz gut“, entgegnete Nachtas. „Obwohl, ich habe da immer so ein lästiges Jucken im Enddarm, das...“
Ted hielt die Zeit für gekommen, das Thema zu wechseln.
„Sag mal, Bursezuck, weshalb kannst du dich eigentlich nicht an den Standort der Ersatzmenschenfabrik erinnern, wenn du doch von dort entwischt bist?“
„Warte, bis wir über Fulgiland sind, dann wirst du es sehen.“
Ted wartete und grübelte vor sich hin, wobei er beharrlich versuchte, die Plauderei seiner Mitreisenden über die Vor- und Nachteile von Harnröhren zu ignorieren.
„Ersatzmenschen“... eine Idee wie aus einem billigen Horrorstreifen von Eddie Forst, dem geistig umnachteten Allvater des Ramschkinos. Aber so ein Plan sah Springood - möge er bald in Frieden ruhen – ähnlich. Der widernatürliche Schweinekrösus war noch nie besonders selektiv gewesen in Bezug darauf, welche seiner bahnbrechenden Ideen es wert waren, realisiert zu werden, und welche nicht. Nach so mancher durchzechten Nacht mag er morgens aufgewacht sein, mit einer neuen fixen Idee, wie etwa einer senkrechten Autobahn nach nirgendwo, oder der Inversion der Erdumlaufbahn, oder der internationalen Ächtung der Pantomime. Und oft genug kam er mit seinem Irrsinn auch noch durch. Okay, zugegeben, niemand vermisste die Pantomime, aber so manch ein ahnungsloser Kraftfahrer, der nach Bewältigung der vertikalen Fernstraße überraschend ins nirgendwo gestürzt war, hätte vielleicht noch gerne ein wenig mehr Zeit mit Frau und Kindern verbracht. Das Ersatzmenschenprojekt verhieß demnach wenig Gutes. Bursezuck hatte Recht, das Vorhaben musste gestoppt werden, bevor nur noch schwebende Seegurken oder immense Geißeltierchen die Erde bevölkerten.
„Infektiöses Weidloch“, teilte Nachtas in diesem Moment der Allgemeinheit mit. „Brennt wie die Vorhölle! Und Schwielen an der Nille, groß wie Satellitenschüsseln. Kannst froh sein, dass du ein Trüffel bist.“
Na welch eine Freude, dachte Ted Bogota. Theos einsilbige Hilfskraft war endlich aufgetaut, und seine Mitteilsamkeit kannte keine Grenzen mehr. Glücklicherweise zog wenig später bereits die verheerte Landschaft Fulgilands unter dem Jet hinweg. Jahrzehnte des Bürgerkriegs hatten das Gebiet größtenteils eingeebnet, das Leben, sofern hier überhaupt noch welches existierte, konnte sich nur noch unterirdisch abspielen. Wenigstens gab es allenthalben ebene Flächen zum Landen.
„Hier sieht es tatsächlich überall gleich aus“, stellte Ted fest. „Kein Wunder, dass du da die Orientierung verloren hast. Wie du hier lebend herausgefunden hast, Respekt.“
„Ich bin leider robust“, antwortete Bursezuck. „Übrigens, es gibt hier und da auch noch Hügel, Anhöhen und sogar Berge, aber auch die gleichen sich.“
In diesem Moment erfolgte eine Durchsage der Pilotin.
„In wenigen Minuten sind wir am Landeplatz“, verkündete Harmonkas Stimme über den Bordlautsprecher. „Ahhh!“, fügte sie hinzu, als die Rakete in die Tragfläche einschlug.

Es gibt verschiedene Arten von Bruchlandungen. Frontalaufprall mit einem Berg, beispielsweise, weil der Höhenmesser ausgefallen ist. Oder vertikal in den Sumpf, weil der Pilot ausgefallen ist. Auf den Kopf gestellt Notwassern. Die Baumwipfel streifen und dann trudeln mit ungewissem Ausgang. Die besorgniserregende Variante, wenn der Pilot kurz zuvor ausgestiegen ist, um dem Drogentest am Flughafen zu entgehen. All diese Eventualitäten hatte Harmonka in der Vergangenheit etliche Male am Simulator durchgespielt und war darauf vorbereitet. Sogar auf den unwahrscheinlichen Fall eines Zusammenstoßes mit einem als UFO getarnten Wetterballon der Armee. Nur Raketenbeschuss hatte nicht auf dem Programm gestanden. Das konnte ja auch niemand ahnen. Für einen Neuling im Abgeschossenwerden hielt sie sich aber verdammt gut, nahezu fünfzig Prozent des Jets und hundert Prozent der Insassen waren nach der Notlandung noch intakt, wenn man davon absah, dass Nachtas kleinere Verletzungen an Galle, Dickdarm und Blase davongetragen hatte.
„Da sieht man es mal wieder“, stellte Bursezuck fest.
„Au!“, brachte Nachtas hervor.
„Verdammt!“, rief Ted, während er sich von qualmenden Stahlteilen befreite. „Sie haben uns entdeckt. Die Schweine haben erstklassige Verteidigungssysteme.“
Harmonkas rußgeschwärztes Gesicht erschien in der Tür des Cockpits: „Sorry. Eine Rakete. Ich konnte nichts machen.“
„Du hast uns alle heil runtergebracht“, sagte Ted. „Das ist die Hauptsache.“
„Ah, mein Dickdarm!“, stöhnte Nachtas und krümmte sich.
„Ich korrigiere, du hast uns alle abzüglich Nachtas‘ Dickdarm heil runtergebracht.“
„Was jetzt?“, erkundigte sich die Pilotin hustend.
„Wir sammeln uns eine Weile, kurieren unsere inneren Verletzungen, sofern wir welche haben, und dann machen wir uns auf den Weg zum Labor. Vermutlich denken die jetzt, dass es uns erwischt hat. Um so besser für uns. Überraschungsangriff.“
„Und wie wollen wir wieder nach Hause zurückkommen?“
Bursezuck meldete sich zu Wort.
„Ich habe da neulich diesen Film auf dem Sentimental-Kanal gesehen“, sagte er. „Da stürzen einige Männer in der Wüste ab, und versuchen anschließend, sich aus Sand und Spucke ein neues Flugzeug zu bauen, um zu entkommen.“
„Und, schaffen sie es?“
„Sie waren alle durch die Hitze verrückt geworden und delirierten und am Schluss kam ein Sandsturm und zerstörte ihr Flugzeug und alle ihre Hoffnungen zerstoben im Wind und dann haben sie alle Sand gegessen und starben.“

Motiviert durch Bursezucks erbauliche Ansprachen, in denen des Öfteren Ausdrücke wie „ausgemergelt“ und „unfassbares Leid“ vorkamen, wurde die Absturzstelle nach brauchbaren Gegenständen durchsucht. Nachtas‘ Wehwehchen wurden gelindert, Schwelbrände gelöscht, so dass niemand das Wrack anhand der Rauchfahne lokalisieren konnte und die Funkgeräte inspiziert. Doch weder die Sendeapparate noch die Mobiltelefone bekamen irgend etwas herein. Schließlich wurde der Laderaum inspiziert.
„Oh, sehr gut, die Bombe hat es überstanden“, stellte Ted Bogota fest.
„Du hast mir nichts von einer Bombe gesagt!“ Harmonka wirkte alarmiert.
„Kein Grund, aus der Fassung zu geraten. Wie dachtest du, dass wir die Fabrik zerstören wollen? Mit dem Hammer?“
„Es ist nur so, dass ich gerne wüsste, wenn ich eine riesige Bombe an Bord habe. Nur so aus Prinzip.“
„Riesig? Sind doch nur ein paar Megatonnen. Außerdem hast du früher oft weitaus mehr Sprengstoff an Bord gehabt, und es hat dich überhaupt nicht gestört. Des Weiteren noch diverse Flugabwehrgeschütze, Napalm, Landminen, Clusterbomben, ferngesteuerte Schafotts, Neutronenknallfrösche...“
„Damals habe ich aber noch gedacht, ich hätte ein paar Kisten Knuffelflauschis im Frachtraum. Oder Spielkonsolen für bedürftige Kinder in der vierundzwanzigsten Welt. Und dann muss ich erfahren, dass es in Wahrheit Splittergranaten und Rattengiftgas waren. Ach Gott, manchmal frage ich mich wirklich, warum ich diesen Wahnwitz noch mitmache.“
„Sag mal ehrlich, hast du eigentlich niemals Verdacht geschöpft?“
„Doch, das eine Mal, als ich zufällig gesehen habe, wie du diesen angeblichen Massagestuhl aufgeladen hast...“
„Ach ja, die Garotte. Da fiel mir auf die Schnelle leider keine bessere Ausrede ein. Du musst mir glauben, all diese Lügen tun mir Leid. Es war nur zu deinem Schutz.“
„Zu meinem Schutz, und natürlich, um sicherzugehen, dass deine Missionen auch ohne Komplikationen und hinreichend grausam abgeschlossen werden konnten. Ich bin sicher, deine Opfer waren dir sehr dankbar dafür, dass sie auch termingerecht granuliert werden konnten.“
„Was geschehen ist, ist geschehen. Ich könnte es gut verstehen, wenn du nicht mehr für mich arbeiten wolltest, nach allem, was vorgefallen ist, aber du musst mir glauben, die Zeit der Grausamkeiten ist für mich vorbei.“
„Na klar. Und deshalb sind wir auch gerade mit dieser Megatonnen-Bombe unterwegs.“
„Ich korrigiere: Nachdem wir noch ein letztes Mal losgezogen sind, um das Ersatzmenschenwerk in die Luft zu sprengen, und anschließend dem verwachsenen Mogulmonstrum namens Springood eine Mistforke in die Speiseröhre zu jagen, ist die Zeit der Grausamkeiten für mich endgültig vorbei.“
„Muss es unbedingt eine Mistforke sein?“
„Nein. Ein glühender Schürhaken tut’s auch.“
Harmonka überlegte kurz, dann lachte sie.
„Jetzt nimmst du mich auf die Schippe.“
„Stimmt. Glühende Schürhaken würde ich prinzipiell anderswohin stecken.“
„Du änderst dich ja doch nicht. Wo wir gerade beim Thema sind, ich habe jetzt dein Buch gelesen.“
„‘Die Welt als Killen und Abtötung‘?“
„Genau. Sehr interessant. Besonders das Kapitel über Selbstverteidigung mit Küchengeräten. Ich hab das mal heimlich ausprobiert. Was man mit einem Teesieb oder einem simplen Küchenmixer alles anfangen kann ist ja erstaunlich.“
„Gut. Wenn dich demnächst mal jemand in deiner Küche angreift, und du bist gerade beim Gemüsezerkleinern, dann wird der Einbrecher ganz bestimmt überrascht sein, wenn er herausfindet, auf welche Weise seine Kaldaunen neu arrangiert worden sind. Ich persönlich distanziere mich heute lieber von diesem Buch. Das wirst du verstehen, wenn du zu dem späteren Kapiteln kommst.“
„Meinst du damit den Abschnitt ‚Auszehren - der Weg ist das Ziel‘ oder die Passage über die verheerende Wirkung von Langstreckenrevolvern?“
„Das sind noch einige der harmloseren Teile. Aber jetzt lass uns lieber den Kram zusammenpacken, damit wir los können.“
„Du redest nicht mehr gerne über dieses Thema, stimmt’s?“
„Sieh es mal so. Ich bin gerade in einer schwierigen Phase. All die Jahre, in denen ich Leute auf Bestellung mit heißem Teer befüllt habe, oder ihnen auch bloß mal den Torso amputierte, die gehen nicht spurlos an einem vorüber. Ich brauch Zeit. Und die habe ich leider momentan nicht.“
„In der Tat“, vermeldete Bursezuck, dessen kugelförmige Silhouette in der Tür des Frachtraums erschien. „Wir müssen los. Vielleicht suchen sie schon nach uns. Und was macht ihr? Klönt hier ganz unbekümmert. Man fasst es nicht. Die Rucksäcke sind gepackt, die Gewehre geladen, Nachtas Dickdarm ist auch wieder da, wo er hingehört, alles wartet nur noch auf euch. Jetzt ladet endlich die Bombe auf die Trage und dann los.“

Wie sich herausstellte, war der Jet nur wenige Kilometer vom anvisierten Werksgelände heruntergekommen. Doch selbst ein kurzer Marsch durch das desolate Ödland drückte der kleinen Schar aufs Gemüt. Lediglich dem für gewöhnlich so schwermütigen Trüffel machte es scheinbar wenig aus, was daran liegen mochte, dass er die Gegend wiedererkannte, es war immerhin sein Geburtsort; oder aber daran, dass er schwebte, statt sich auf dem felsigen Untergrund Blasen zu laufen, und dabei ein Bombe mit einer Sprengkraft von mehreren Megatonnen zu schleppen.
„Seht mal! Interessantes Geröll!“, rief er etwa. Oder auch: „Dort drüben! Ein ausgedörrter Strunk!“
Seine Mitreisenden an der Tragbahre konnten Bursezucks Begeisterung für die verkümmerte Vegetation und die eintönigen Mineralien nicht ganz nachvollziehen. Besonders Nachtas, dem sein lädierter Verdauungsapparat immer noch schwer zu schaffen machte, stöhnte unter der Last des Sprengkörpers. Schweiß sammelte sich in seinem Bart und vermengte sich mit der Pomade zu klebrigen Fäden. Harmonka, die darauf bestanden hatte, auf keinen Fall allein an der Absturzstelle auszuharren, stolperte neben ihm her und fluchte gelegentlich. Doch die Mühsal hatte bald ein Ende.
„Hier! Leute! Schaut her! Abwechslungsreiches Sedimentgestein! Und da drüben...
Eine als Stahltor getarnte Felswand zierte einen nahen Hügel.
„Dort drüben ist es. Wir sind da! Das Portal ist zwar eine Imitation, die zur Ablenkung von Eindringlingen angelegt wurde, aber Laut der Pläne ist der Lieferanteneingang gleich um die Ecke.“

Der Lieferanteneingang war in der Farbe des Felsgesteins gestrichen. Reifenspuren führten bis vor das Tor, allerdings keine frischen. Springood musste Leute gefunden haben, die es freiwillig auf sich nahmen, Lastwagen durch die triste und gefährliche Abgeschiedenheit zu lenken, überlegte Ted. Vielleicht Einheimische, möglicherweise Muner, Zneizler, oder andere religiös verbrämte Ohrfetischisten. Es könnten auch geklonte Trottelmenschen sein, denen es nichts ausmachte, einen LKW durch die lebensfeindlichste Umgebung jenseits der Gammastrahlenhölle von Epidemis zu steuern. Aber dann wiederum, dachte Ted, seit wann brauchte man Trottel extra zu klonen.
„Und wie kommen wir da jetzt rein?“, fragte Harmonka.
„Die Papiere sind in diesem Punkt nicht besonders detailliert“, antwortete Bursezuck mit Blick auf einige Dokumente. „Vielleicht sollten wir das Tor einfach aufsprengen.“
„Und wenn dahinter Wachen stehen, dann werden sie uns mit gezückten Waffen empfangen.“
„Dann müssen wir eben so präzise arbeiten, dass wir das Tor einschließlich der Wachen sprengen.“
„Wir könnten auch einfach klopfen“, schlug Nachtas vor.
„Und dann?“
„Dann geben wir uns als Lieferanten aus.“
„Und was sagen wir?“ fragte Bursezuck. „Hier ist die gigantische Bombe, die sie bestellt haben. Wo sollen wir sie hinstellen? Aber Achtung, nicht zu laut husten, sie ist scharf.“ „Nein. Wir liefern etwas anderes.“
„Und was?“
„Dich.“
„Wie bitte?“
„Keine schlechte Idee“, pflichtete Harmonka bei. „Bursezuck ist doch von hier. Den wollen sie sicher sehr gern wiederhaben.“
„Wir könnten behaupten, dass wir ihn beim Pilzesammeln gefunden haben“, überlegte Nachtas.
„Das kommt gar nicht in Frage“, schaltete sich Ted ein. „Wir machen das auf meine Weise. Ich habe schließlich die meiste Erfahrung in solchen Dingen.“
„Und wie genau sieht deine Methode aus?“, wollte Harmonka wissen.
„Daran arbeite ich noch. Tut mir Leid, Leute, meine vorangegangenen Missionen waren besser vorbereitet. Also, lasst mich mal sehen. Das ist eine elektronische Tür. Eventuell reagiert sie auf Fernsteuerung.“ Ted kramte ein kleines Gerät aus dem Rucksack und begann, verschiedene Frequenzen durchzutesten.
„Vielleicht ist es auch eins von diesen Toren, die sich öffnen, wenn man ein bestimmtes Wort sagt“, mutmaßte Nachtas.
„Und welches?“ fragte Harmonka. „Dinkelkeim öffne dich?“
„Nein. Ich habe von Eingängen gehört, die automatisch aufschwingen, wenn man ‚wir sind Freunde‘ ruft, oder ‚will rein‘, oder ‚Mist, verschlossen‘.“
„Welcher Trottel installiert denn solche Losungen?“, wunderte sich Bursezuck.
„Jaja. Ich hab Chiefzim ja auch schon tausendmal gesagt, dass er zuhause die Passworte ändern soll, aber er hört ja nicht auf mich...“
„Leute!“, rief Ted. „Wir können hinein. Auf geht’s.“
„Hast du die richtige Frequenz gefunden?“ fragte Harmonka.
„Nein. Ich habe die Klinke benutzt. Es war offen.“

Nachdem Ted die Lage sondiert hatte, kehrten sie dem freudlosen Terrain den Rücken und betraten das Reich der Ersatzmenschen. Eine ebenso weitläufige wie leere Halle. Dunkel erstreckten sich Gänge in sechs verschiedene Richtungen.
„Wohin jetzt?“, flüsterte Harmonka.
„Dort sind Wegweiser an den Wänden“, antwortete Ted.
Die Schilder besagten: „Lager“, „Quartiere“, „Freizeitbereich“, „Tempel“, „Liebesgrotte mit Chill-Out-Lounge-Area“ und „Labor“.
„Ich glaube, es geht da lang“, meinte Nachtas und deutete auf das vorletzte Schild.
„Du kommst ganz nach deinem Chef.“ Ted schüttelte den Kopf. „Wir gehen in Richtung Labor.“
„Und wenn sie uns dort bereits erwarten?“
„Das kann durchaus vorkommen. Wir müssen vorsichtig sein.“
„Bei meinem letzten Aufenthalt war hier mehr los“, konstatierte der Trüffel. „Anscheinend ist die Anlage stillgelegt worden.“
„Bedeutet das, wir müssen sie gar nicht mehr sprengen?“, fragte Harmonka.
„Also, ich hab die Bombe nicht unter höllischster Pein hierhergeschleppt, um dann nichts damit zu sprengen“, beschwerte sich Nachtas. „Wenn ich fortan mit einem künstlichen Darmausgang leben muss, dann will ich den Verantwortlichen dafür zumindest Ganzkörper-Phantomschmerzen bescheren. Das ist ja wohl das Minimum.“
„Vielen Dank, Nachtas, es reicht“, ermahnte ihn Ted. „Ich sage hier, was gemacht wird. Und wir werden die Anlage sprengen. Sie kann sonst jederzeit wieder in Betrieb genommen werden.“
„Wenn hier niemand ist“, sagte Harmonka, „wer hat uns dann abgeschossen?“
Eine Weile lang herrschte Schweigen, dann äußerte sich Ted: „Es könnte ein automatisches Verteidigungssystem gewesen, was bei einer stillgelegten Anlage nicht viel Sinn macht, oder die Anlage ist nicht so verlassen, wie es scheint.“

Die vier Eindringlinge versuchten, sich möglichst lautlos fortzubewegen. Bursezuck war der einzige, dem das keinerlei Probleme bereitete. Vorsichtig bugsierten sie die Tragbahre mit der Bombe durch den langen Korridor. Flackernde Notbeleuchtung spendete gerade genug Licht, um einige Meter weit sehen zu können. Bis auf Staub, Spinnweben und verschlossene Türen waren die Wandnischen das einzig Bemerkenswerte an den endlosen Fluren. Alle paar Meter präsentierten sich neue absonderliche Standbilder, kitschig-bunte Bildchen von geschundenen Leidensmännern, oder salbungsvolle Hinterglasmalerei, die posthume Qualen im Fegewasser porträtierte. In Fulgiland war der Glaube weit verbreitet, dass die Hölle aus Wasser bestand, in dem man für alle Ewigkeit ertrank. Doch das schlimmste daran war, dass es einem in die Ohren lief.
„An diese Objekte kann ich mich überhaupt nicht erinnern“, stellte Bursezuck fest. „Die müssen nach meiner Flucht installiert worden sein.“
„Vielleicht ist Springood – mögen ihn die Kopfläuse fressen – ja religiös geworden“, überlegte Ted. „Aber das wird ihm auch nichts nützen, wenn er vor seinem Köpfer steht.“
„Sein Köpfer?“, fragte Harmonka.
„Er meint sich selber“, antwortete Bursezuck. „Also damals, als ich noch im Labor gefangen war und Springood mich hin und wieder besuchen kam, ließ er sofort jeden lokalen Priester pfählen, der ihm in die Hände fiel. Aber er ließ sowieso fast jeden pfählen. Er pfählte immer gerne und ausgiebig.“
„Bei dir hätte er wohl Probleme gehabt, einen Ansatzpunkt zu finden“, prustete Nachtas.
„Bei dir mittlerweile auch“, konterte der Trüffel.
„Das war unter der Gürtellinie“, entgegnete der Zwilling.
„Ruhe!“, rief Ted die beiden zur Ordnung.
Sie passierten eine weitere Nische mit dem Bildnis eines brennenden Mannes in einer Dornenhose, dessen Körper übersät war mit Striemen und Hämatomen, dem ein Geier die Prostata aus dem Leib fraß und der kopfüber an ein Brett genagelt war, das in einem Kessel mit kochendem Blei steckte.
„Was zum Geier ist das denn?“ fragte Ted. „Und was zum Kuckuck tut der Geier da? Das ist ja widerlich!“
„Oh, diese Darstellung kenne ich“, sagte Bursezuck. „Ich habe nämlich vorausschauend recherchiert. Man muss ja etwas über Land und Leute wissen, wenn man verreist. Sie stellt einen der Heiligen der Kommuniten und Muner dar: Es ist Gutus, der Mehrfach-Märtyrer.“
„Mehrfach-Märtyrer?“
„Ja. Er wurde von seinen Verfolgern zu Tode gequält, so die Legende. Am dritten Tage auferstanden, wurde er sogleich erneut von einem wütenden Mob mit Spaten und Mistgabeln erschlagen. Doch schon nach drei Tagen stand er wieder auf der Matte, da haben sie ihn geschnappt und verbrannt. Doch, du ahnst es schon, drei Tage später, wie ein Phönix aus der Asche... und so ging das noch ein paar mal, bis es Gutus zu blöd wurde, und er ankündigte, erst in 37 Jahren wiederzukommen um das Ende der Welt einzuleiten. Das war vor einigen Jahrhunderten. Bis zum heutigen Tage sind die Schriftgelehrten der Muner damit beschäftigt, die alten Verse zu interpretieren, um nachzuweisen, dass es sich bei dem Ausdruck ’in 37 Jahren‘ um ein Gleichnis handelte, mit dem Gutus in Wirklichkeit ‚wenn es mir in den Kram passt‘ sagen wollte.“
„Glaubst du, Wasem Obem hat all diese Bilder aufstellen lassen?“
„Das ist wohl am wahrscheinlichsten. Aber Wasem Obem ist erst auf den Plan getreten, nachdem ich entkommen bin, also kann ich nicht sagen, was damit bezweckt werden soll.“
„An der Sache mit den Munern ist etwas faul. Allerdings ist an allem, was Springood ausheckt, etwas faul.“
Bursezuck schwebte eine Weile schweigend vor sich hin, dann begann er, zu erzählen: „Als ich noch ein handtellergroßes Trüffelchen war, gab es einen Laborgehilfen, der damals als Warzendesigner im Klonlabor arbeitete...“
„Warzendesigner?“
„Frag lieber nicht. Auf jeden Fall hat dieser Gehilfe, sein Name war Giffi, mir jeden Abend Gruselgeschichten erzählt. Das war, bevor er wegen Übereifrigkeit gepfählt wurde. Nun, da ich bekanntermaßen nicht schlafe, brauchten es auch keine Gutenachtgeschichten sein, und eine dieser Stories machte ganz besonderen Eindruck auf den kleinen Bursezuck. Sie handelte von den Munern, und ihrem ewigen Kampf gegen die Smuner und die Diddler und die Schlabbier und die Schiiihiiihiiten und all die übrigen Todfeinde. Brutalstmöglich wurde geschildert, wie sie ihren bedauernswerten Gegnern die gesamte Lebensenergie entzogen, bis diese nur noch winselnde, schnaufende Wracks waren und unter den scheußlichsten Qualen zugrunde gingen. Und es hieß, wenn einer dieser erbarmungslosen Kämpfer jemals genügend Energie auf sich vereinen würde – und wir sprechen hier von einer exorbitant überwältigenden Menge an Lebenskraft – dann würde er unsterblich werden. Und nichts könnte ihn dann noch aufhalten, kein Ohr der Welt wäre dann noch sicher.“
„Nette Geschichte. Erzähl diese Mär aber auf keinen Fall Theo. Der glaubt das sonst noch, und versucht, der mächtigste aller Muner zu werden.“
„He, ihr zwei, hört sofort auf zu lästern“, meldete sich Nachtas. „Sonst sage ich das dem Chef, wenn wir wieder zurück sind!“
„Sei lieber still und pass auf, dass die Bombe nicht runterfällt“, sagte Ted.
„Ich glaube, wir sind da“, stellte Harmonka fest.
Breite Stahltüren waren in die Wand eingelassen, in weißen Lettern prangten darauf die Worte: „Klonlabor. Bitte Ausweise bereithalten. Wer sich nicht ausweisen kann, wird erschossen. Für ausreichende Ähnlichkeit mit dem eigenen Passfoto hat jeder Mitarbeiter selbst Sorge zu tragen. Nein, keine Diskussionen. Wir haben Sie gewarnt.“ Die Gegenüberliegende Wand wies einige Einschusslöcher auf. Sie setzten die Bombe behutsam ab.
„Okay“, sagte Ted. „Hat jeder seine Waffe?“
„Nein“, beschwerte sich Bursezuck.
„Ich hab zwei“, erklärte Nachtas.
„Ich hätte lieber keine“, klagte Harmonka.
„Dann gebt mir doch eine ab“, schlug der Trüffel vor.
„Nein, du bekommst keine.“
„Warum so streng, Ted? Du weißt doch, ich mach keinen Blödsinn.“
„In dem Punkt muss ich mich dem Text des Schildes da anschließen: Keine Diskussionen!“
„Gemeinheit. Immer auf die kleinen, schwebenden, trüffelförmigen.“
„Sei still jetzt! Nachtas, öffne bitte!“
Der Zwilling zog seine Pistolen und stieß die Tür leicht mit dem Fuß an. Sie bewegte sich.
„Die hier ist auch offen. Das ganze sieht verdammt nach einer Falle aus.“
„Vielleicht haben sie auch bloß den Schlüssel verloren“, spottete Harmonka. „Oder sie haben vergessen, abzuschließen, bevor sie weggezogen sind.“
Ted lugte in die Finsternis jenseits der Tür.
„Wirkt verlassen. Nachtas, du wirst hier draußen Wache stehen, während wir einen geeigneten Platz für die Bombe suchen.“
„Wird gemacht“, der Zwilling zog seine zwei Pistolen und nahm eine Haltung ein, die er für besonders wachsam hielt. Die anderen betraten das Labor.

Nachdem Ted den Lichtschalter bedient hatte, erstrahlte das Laboratorium in blendendem Weiß. Leere Glaskästen säumten die Wände, schlaff herabhängende Roboterarme und endlose Reihen von Reagenzgläsern, Computertürme, Operationstische und Wandnischen mit Schutzanzügen. Das einzige, was das harmonische Interieur störte, war das gewaltige Triptychon an der Rückwand, das dem Betrachter drastisch vor Augen führte, welche abwechslungsreichen Strafen ihn im Jenseits erwarteten, falls er die neunhundertdreiundfünfzigste Glaubensregel der Muner missachtete.
„Da kann ja sogar ich noch etwas lernen.“ Ted betrachtete die Darstellungen der verschiedenen Scheußlichkeiten und kratzte sich am Kopf. „Hat jemand mal einen Notizblock?“
„Ted, du wolltest doch nicht mehr...“
„Immer mit der Ruhe, Harmonka. Das war nur ein Scherz.“
„Oh, gut...“
„Obwohl man die Sache mit den Igeln und dem Schlauch vielleicht doch mal vormerken sollte. Schließlich wollen wir ja noch Springood besuchen“, meinte Bursezuck.
„Ich halte auch die Methode da unten rechts für ziemlich originell“, sagte Ted.
„Die mit den rotierenden Felsblöcken und dem Stahlkorsett?“
„Nein, mit dem Strohhalm.“
„Ach, das. Ja, das könnte ich mir auch gut vorstellen...“
„Jungs, reißt euch los, ihr habt noch eine Fabrik in die Luft zu sprengen“, ermahnte Harmonka die beiden. „Ich mach jetzt erst mal Kaffee.“
„Kaffee?“
„Da hinten steht einen Kaffeemaschine. Vom Kaffeekochen verstehe ich nichts, aber vom Bomben legen noch weniger.“
„Meinst du, der Kaffee ist noch gut?“, fragte Ted.
„Wir könnten ja Nachtas die erste Tasse bringen“, schlug Harmonka vor.
„Au ja, ich hab gehört, verdorbener Kaffee sei besonders gut für den Dickdarm“, teilte Bursezuck mit.
„Dann ist es beschlossen.“

Während Harmonka mit der Kaffeemaschine kämpfte, half der Trüffel Ted dabei, mit dem komplizierten Computersystem zurecht zu kommen. Der Hauptrechner hielt noch einige Daten parat, die vor der Sprengung überspielt werden sollten.
„Vielleicht kann der Inhalt der Festplatten Aufschluss über Springoods neuesten Irrsinn geben“, sagte Ted. „Wer weiß, vielleicht hat er schon irgendwo anders drei neue Klonfabriken errichten lassen?“
„Bloß nicht!“ Bursezuck vibrierte vor Abscheu.
„Möglicherweise hat er auch wieder das Interesse verloren und arbeitetet jetzt fieberhaft an einer übergroßen Meerkatze aus Stroh, oder bereitet die Verseuchung des gesamten Safranbestandes des Planeten vor, oder entwickelt einen neuen Himmel. Bei dem weiß man nie so genau.“
„Ich glaube, dieses Projekt hier liegt ihm mehr am Herzen, als die meisten seiner anderen Vorhaben.“
„Mehr als die mobilen Kellergewölbe, oder die Begradigung des Mäandertals?“
„Ja. Sogar mehr als die Sündenbockvermittlungsagentur.“
„Oha. Das will schon was heißen. Aber nun lass uns nicht mehr von Springood reden. Ich hasse diesen degenerierten Schlammspringer.“
„Ich auch. Mögen ihm die Innereien verdorren.“
„Wie fühlt es sich eigentlich so an, sein... ähm... Geburtshaus wiederzusehen?“, forschte Ted nach.
„Absolut Scheußlich“, antwortete Bursezuck. „Hier habe ich einige meiner fürchterlichsten Stunden verlebt. Aber die Greifarme da kenne ich gut. Die haben mich quasi aufgezogen.“
„Wollen wir sie vielleicht demontieren und mitnehmen? Hängst du an ihnen?“
„Nein. Sie müssen gesprengt werden. Dringend.“
„Wie du meinst. Wie weit bist du mit der Überspielung?“
„Fast fertig.“
„Kaffee gefällig?“, fragte Harmonka, die sich mit einer Kanne in der Hand näherte.
„Oh, danke. Für dich auch, Bursezuck? Oh, ich vergaß...“
„Du bist ein Scherzbold, Ted. Mach bitte noch mehr Kaffee, Harmonka, ungefähr hundert Liter, damit ich mich gleich drin ertränken kann.“
„Jetzt kommt er wieder mit der Selbstmordmasche.“
„Wollen wir vielleicht Wetten, ob es bloß eine Masche ist, oder nicht?“
„Okay. Der Gewinner verzichtet darauf, sich umzubringen. Abgemacht?“
„Und ich dachte, ihr zwei hättet zu tun“, sagte Harmonka. „Aber genug Zeit zum Streiten habt ihr trotzdem noch. Na gut, dann gehe ich mal wieder. Trinkt aber noch nichts, ich glaube, der Kaffee war schon mumifiziert. Der liegt hier bestimmt schon eine ganze Weile herum. Ich bringe jetzt erst mal unserem Wachtposten sein Dickdarmbalsam.“
„Lass mich das lieber machen“, sagte Ted und nahm Harmonka die Kanne ab. „Du bleibst hier bei Bursezuck und passt auf, dass er sich nicht aus Trotz umbringt.“
„Wie du meinst.“
Ted sah sich nach allen Seiten um und näherte sich dann den Stahltüren.
„Nachtas?“, flüsterte er.
Eine Weile lang kam keine Antwort. Dann hörte Ted das Geräusch.
Fffn. Fffn. Fffn.
Es klang wie ein schnüffelnder Hund, der gerade die Rückseite einer besonders attraktiven Pudelrüdin entdeckt hatte.
„Alles in Ordnung, Nachtas?“
Fffn. Fffn. Fffn.
„Verdammt, was ist das?“
Fffn. Fffn. Fffn.
Ted schaute sich nach den beiden anderen um. Alles in Ordnung.
Fffn. Fffn. Fffn.
Vorsichtig öffnete er die Tür und zückte dabei seine Waffe. Die Frequenz des Schnaufens beschleunigte sich.
FfnFfnFfnFfnFfn.
Langsam schwang die Tür auf und gab den Blick frei auf die schnaufenden, pomadigen, Überreste von Nachtas, der zusammengekauert und rotohrig an der Wand lehnte.
FnFnFnFnFnFnFnFfffffffn...
Es war das Todesschnaufen. Das Todesschnaufen eines Muneropfers.
Jetzt ging alles ganz schnell. Bevor Ted die Tür wieder zuschlagen konnte, erwischte ihn eine Hand am Arm und zog ihn hinaus auf den Korridor. Während Ted die Arme zur Offensivverteidigung des Ranga-Wu hochriß, musste er mitansehen, wie seine Waffe in hohem Bogen über den Flur davonsegelte. Gleichzeitig spürte er eine Berührung an seinem rechten Ohr. Es war passiert. Wasem Obem hatte ihn am Ohr erwischt. Ohne seinen Gegner genau ausmachen zu können wirbelten Teds Fäuste in alle Richtungen, die fixen Griffel des Todes. Eine Gestalt prallte an die gegenüberliegende Wand. Aber Ted fühlte sich bereits schwächer. Sein Ohr brannte. Verfluchte Muner! Es stimmte also doch. Aber es gab keine Zeit, zu verschnaufen, sonst würde Ted dasselbe widerfahren wie dem unglückseligen Nachtas. Bevor sein Gegner wieder aufstehen konnte, verpasste ihm Ted den Scharmützeltritt der Zönobiten, der normalerweise jedem Widersacher innerhalb einer halben Sekunde den Brustkorb zertrümmert und zusammenfaltet. Aber diesmal klappte es nicht. Ted war zu langsam. Wasem Obem bekam seinen Unterschenkel zu fassen und lenkte den Tritt gegen die Wand. Ted krümmte sich und spürte erneut einen Hand an seinem Ohr. Lebenskraft wechselte den Besitzer. Kurz bekam er das Gesicht seines Kontrahenten zu sehen. Ein zugenähtes Auge, kalkige Haare, blitzende Goldzähne. Ted brach ihm die Nase mit einem gezielten Kopfstoß. Wasem Obem kreischte. Nun schaffte es Ted, sich loszureißen und taumelte zurück. Sein Hörorgan pochte, vor seinen Augen flimmerte es. Doch sein Gegenspieler setzte bereits wieder zum Angriff an. Er war verdammt schnell, und Teds Kräfte schwanden. Die nächste Attacke konnte er abwehren, aber trotzdem streifte ihn eine Hand für Bruchteile von Sekunden am Ohr. Zunehmend wurde er in die Defensive gedrängt. Fn. Hände, Hände, wirbelnde Hände. Sie wollten sein Leben. Sie saugten ihn aus, sie pumpten ihn leer. Ffn. Ted schleuderte Wasem Obem durch den Gang, doch der war sofort wieder auf den Beinen. Ffn. Hände, Hände, Hände, sie wollten sein Ende. Fffn. Fffn. Teds Beine knickten ein. Aber auch in dieser Position schaffte er es noch, den einhändigen schamanischen Entzweihacker auszuführen. Unglücklicherweise konnte Wasem Obem dem Angriff ausweichen, anstatt entzwei gehackt zu werden, und bekam abermals Teds Ohr zu fassen. Fffn. Fffn. Das Leid, das Leid, das kleine Bisschen Leid. Fffn. Fffn. Fffn. Ted fiel rücklings hin. Gieriege Pranken tasteten nach seinen Ohren. Die schnuppernde, geifernde, blutende Visage Wasem Obems tauchte über ihm auf, sein Atem roch nach ranzigem Plutonium. Fffn. Fffn. Fffn. Der Tod, der Tod, der dreckige kleine Tod. Ein Gedanke: Giliad Springood würde ihn überleben. Das durfte nicht sein. Nicht Springood, der abstoßende Gebieter der Fäulnis. Er hasste, hasste, hasste, hasste, hasste, hasste...
Plötzlich geschah etwas Unerwartetes: Wasem Obem ließ von Ted ab. Etwas hatte den Muner am Kopf getroffen, er wandte sich um. Trotz seines durch Schwäche und Blut getrübten Blickes konnte Ted die Gestalt von Harmonka erkennen.
Sie griff Wasem Obem mit der Kaffeekanne an.
„Lass meinen Chef in Frieden!“, rief sie mit zittriger Stimme. „Ich habe die uralte Kunst der Abtötung aus Teds Buch gelernt! Und der ist der weltweit gefürchtetste Meister der Abtötung! Ich würde also lieber abhauen, wenn ich du wäre, du scheußliches... igitt, oh mein Gott. Ähh!“
Tapfere Harmonka, dachte Ted. Und dann: Was hab ich nur angerichtet. Sie hätte nie mein Buch lesen sollen. Ich hätte sie niemals hierhin mitnehmen sollen. Jetzt wird sie umgebracht, und ich bin Schuld.
Harmonkas Körper flog über Teds zusammengekrümmte Gestalt hinweg. Affenartig sprang Wasem Obem ihr nach und kreischte.
Eine weitere Stimme erschallte durch den Korridor.
„Halt! Lass sie in Ruhe! Nimm mich! Ich will sowieso sterben.“
Wasem Obem drehte sich um und starrte Bursezuck an, der provozierend im Gang schwebte, undurchschaubar, emotionslos, rundum trüffelig.
Und was noch viel schlimmer war: Er hatte keine Ohren.
Wasem Obem turnte um den neuen Widersacher herum und beäugte ihn von allen Seiten, boxte ihn, trat ihn, suchte verzweifelt nach Ohren. Währenddessen schlug Bursezuck den Muner mit einer gefundenen Stahlrute ins Auge, wieder und wieder und wieder. Der Trüffel wich den meisten Schlägen geschickt aus, und Wasem Obems Tanz wurde immer wahnsinniger. Er fand keine Angriffspunkte. Selbst heftigste Schläge schienen dem schwebenden Ball wenig auszumachen. Die beiden Gegner bewegten sich im Kreis, und der Muner sprang in die Luft und stieß dabei ohrenbetäubende Klagelaute aus.
„Da!“, rief Bursezuck und stieß mit der Stahlrute zu. „Und da und da und da und da, damit du mal siehst, wie das so ist, und da und da und da.“
Doch der Trüffel war nicht kräftig genug, um dem übermächtigen Muner durch seine Hiebe verletzen zu können. Der verlor schließlich das Interesse und wandte sich wieder seinen beiden menschlichen Opfern zu, um sie endgültig totzumunen.
„Komm zurück“, rief Bursezuck. „Du Feigling. Du wirst ja nicht mal mit mir fertig. Dabei stamme ich von hier. Ja, genau, ich bin hier geboren, hörst du!“
Wasem Obem winkte ab, drehte sich um und schnappte überrascht nach Luft, als er in die Läufe von Nachtas‘ Pistolen starrte.
„So, du kaputtes Gewölle. Fffn. Fffn. Was sagst du nun?“ Ted zielte auf das intakte Auge des Muners.
„Find ich nicht so gut“, antwortete Wasem Obem.
Ted drückte ab.

Fffn. Fffn.
Minutenlang herrschte im Korridor vollkommene Stille, nur Teds schwächer werdendes Schnaufen und gelegentliches Husten war zu hören. Dicke Rauchschwaden behinderten die Sicht, und es roch als wäre ein Lastwagen mit Fleischabfällen in Brand geraten. Ted Bogota lag am Boden, die Waffe immer noch in der Hand. So schwach hatte er sich noch nie zuvor in seinem Leben gefühlt, vielleicht abgesehen von dem Tag auf der Akademie, als Meister Gaworner ihn zwölf Zäune in drei Stunden hatte streichen lassen. Als meditative Übung in Disziplin und Zurückhaltung, so hatte der Meister erklärt, aber in Wahrheit hatte der alte Schurke nur seinen Steingarten neu herrichten wollen. Langsam verzog sich der Rauch und Ted konnte den aufgeplatzten Leichnam von Wasem Obem erkennen, eine gigantische Schweinerei. Der Kopf war weg.
Fffn. Fffn. Fffn“, schnaubte er. „Nachtas Waffe war offenbar mit Spezialmunition geladen. Ffn. Ffn. Was für ein Pech für Wasems Haupt. Ffn.“
„Was soll dieses Geschnaube?“, fragte Bursezuck, dessen kreisrunder Schemen sich durch den Rauch näherte.
„Man muss wohl Ohren haben, um da mitreden zu können. Ffn. Schau lieber, wie es Harmonka geht.“
„Mir geht’s gut“, verkündete die zitternde Stimme der Pilotin durch den Korridor. „Aber der Rückweg ist versperrt.“
„Was, Ffn, meinst du damit?“
„Eine Stahltür blockiert dort hinten den Gang. Dieser Wasem Obem muss sie vor seinem Angriff geschlossen haben“, Harmonka stand inzwischen neben Ted und blickte auf ihn herab. „Um Himmels Willen. Ist hier irgendwo ein Erste-Hilfe-Kasten? Warte, ich helfe dir auf.“ Sie reichte ihm die Hand.
„Danke“, mühsam zog er sich hoch, „ich bin etwas geschwächt im Moment.“
„Keine Sorge“, meinte Bursezuck, „die entzogene Lebenskraft regeneriert sich mit der Zeit wieder, habe ich gelesen.“
„Und wie lange, Fn, dauert das?“, fragte Ted und klopfte sich den Staub aus der Jacke.
„Ach, ein paar Wochen, dann bist du wieder ganz der Alte.“
„Ein paar Wochen? Verdammt.“
„Wenn wir wieder daheim sind, ruhst du dich ein wenig aus, was ist daran so schlimm?“, wollte Harmonka wissen.
„So viel Zeit haben wir nicht. Wenn alles so läuft, wie ich mir das denke, dann wird Springoods Gegenangriff in Kürze erfolgen. Fn.“ Ted betrachtete den geborstenen Körper von Wasem Obem und fügte hinzu: „Bisher hat er uns wohl unterschätzt. Fn. Aber beim nächsten Mal werden wir nicht so leicht davonkommen.“
„Leicht ist gut“, sagte Harmonka. „Du siehst aus, als wärst du von einem untoten Mastodon verdaut und anschließend untergepflügt worden.“
„Ein schöner Vergleich. Fn. Ich glaube, du musst mich etwas stützen, Harmonka.“
„Mach ich. Und danke.“
„Ich muss wohl eher dir danken. Netter Versuch mit der Kaffekanne, aber du musst weiter oben ansetzen und den Gegner möglichst nicht mit dem Griff treffen. Für den Anfang aber gar nicht schlecht. Auf jeden Fall habt ihr beide mir die Zeit verschafft, die ich brauchte.“
„Ted, du hast seinen Kopf getroffen“, bemerkte Bursezuck, der dicht über der enthaupteten Leiche des Mengenmörders schwebte.
„Das ist wohl offensichtlich.“
„Ja, aber weshalb fehlen ihm dann beide Hände?“
„Wahrscheinlich durch die Wucht der Explosion abgerissen“, vermutete Ted Bogota. „Komm jetzt. Wir müssen im Computersystem nach einem Gebäudeplan suchen. Fn. Wir brauchen dringend einen neuen Fluchtweg.“
„Hier stimmt doch was nicht“, meinte Bursezuck. „Ich kann seine Hände hier nirgends entdecken.“
„Bursezuck, lass es gut sein.“
„Ich sehe hier ein paar von seinen Goldzähnen in der Wand stecken. Und da sind ein paar Knochensplitter. Aber wo sind bloß...“
„Kommst du jetzt, Trüffel?“
„Ja, ja. Ich komme.“

Der Bildschirm zeigte einen Grundriß des unterirdischen Komplexes. Die Liebesgrotte war rot hervorgehoben.
„Das sieht man wieder, was für Springood oberste Priorität hatte“, stellte Ted fest.
„Und wie kommen wir hier raus?“, erkundigte sich Harmonka. Sie versuchte, ihre Nervosität zu überspielen, was ihr kaum gelang. Sie war zum Fliegen ausgebildet. Sie wusste alles über das Flugverhalten dreimotoriger Düsenpropellerluftschiffe und was es beim Rückwärtslooping mit dem Fesselballon zu beachten galt. Der Job als Pilotin bei Ted Bogota war seit je her ihr Traum gewesen, aber von wildgewordenen Ohrfanatikern und Megatonnenbomben hatte ihr beim Einstellungsgespräch niemand etwas erzählt.
„Der Plan zeigt einen Weg an, den wir durch einen Geheimgang von hier aus erreichen können“, erklärte Ted. „Ich hoffe nur, dass der Weg auch frei ist. Sobald wir den Countdown der Bombe gestartet haben, müssen wir uns beeilen.“
„Haben wir irgendeine andere Wahl?“, fragte Bursezuck.
„So wie ich das sehe nicht“, antwortete Ted. „Ich drucke den Wegeplan mal schnell aus. Der Geheimgang führt dort durch das Triptychon. Fn. Kannst schon mal suchen.“
Bursezuck schwebte herüber zu der erbaulichen Gewaltdarstellung und betrachtete die Details. „Und was muss ich jetzt tun? Hier am Darm ziehen, dort am Rad drehen und dann auf die eiserne Nymphomanin drücken?“
„Such nach einem abgeschlagenen Kopf“, rief Ted zu ihm herüber. „Hier steht: Zweimal antippen.“
„Ein abgeschlagener Kopf also... ist damit einer von den dreihundert in der linken unteren Ecke gemeint? Oder einer von dem gigantischen Haufen in der Mitte? Oder vielleicht einer von der Pyramide am Bildrand?“
„Er hat Goldzähne.“
„Oh, das passt ja.“
„Ich stell schon mal den Countdown ein.“
„Da! Ich hab ihn gefunden“, verkündete der Trüffel. „Genau in der Mitte. Sieht Wasem Obem gar nicht unähnlich. Wahrscheinlich eine sehr realistische Darstellung davon, wie es ihm jetzt in der Hölle der Muner ergeht. Ich gönne es ihm aus ganzem Herzen.“
„Du hast doch gar kein Herz.“
„Ich gewöhne mir schon die dämlichen menschlichen Redensarten an.“
„Was mich angeht, ich bin fertig und du?“
„Schon lange.“
„Dann kann es losgehen. Stirb, Klonfabrik, stirb.“
Kopfschüttelnd betrachtete Harmonka, wie ihre beiden Begleiter enthusiastisch zu Werke gingen. Sie hoffte inständig, dass sie hier lebend wieder heraus kämen. Dann könnten sie sich alle zur Ruhe setzen. Ted würde seinen Killerberuf an den Nagel hängen, und sie würden auf einem kitschigen Landhaus im Grünen wohnen, ohne vergiftete Speere, die zum Schutz vor Einbrechern aus der Wand schnellten, und ohne unterirdische Waffenlager und finstere Rachepläne und Mordanschläge und goldbezahnte Aggressoren. Wenn man von Ted all das Gemeine und Grausame abzog, dachte Harmonka, blieb doch ein recht netter Kerl übrig. Rührend, wie er sich um den kleinen Trüffel kümmerte. Ted könnte dann den Rasen mähen, ohne Angst, aus Versehen über eine Landmine zu fahren, die Kinder könnten den Trüffel Gassi führen, in der Garage parkt ein blitzblanker Jet, mit dem sie allwöchentlich zum Einkaufen fliegen würde, um Joghurt und vitaminreiche Äpfel für die Kinder zu kaufen, und die Sonne schien herrlich hell und warm und die Wärme umfing sie und hüllte sie ein, wohlig und behaglich. Glücklich kippte Harmonka um und blieb liegen.

Mühsam schleifte Ted Bogota die bewusstlose Pilotin durch den engen Gang.
„Das war wohl alles zu viel für sie“, keuchte er.
„Hätte sie mit der Ohnmacht nicht warten können, bis wir hier raus sind?“, empörte sich der Trüffel, der voraus schwebte. „Auf diese menschlichen Körper ist doch nie Verlass. Dauernd geht was kaputt, quillt was raus, stellen Organe den Betrieb ein, stirbt was ab, fault und modert was, e-kel-haft!“
„Es reicht, Bursezuck.“
„Wir schaffen es doch eh nicht mehr hier heraus“, meinte der Trüffel. „Nicht mit einem geschwächten Ted und einer besinnungslosen Harmonka und einem Explosionscountdown, der sich nicht mehr aufhalten lässt.“
„Tut mir Leid. Ich hatte die Bombe selbst bloß bei einer früheren Mission erbeutet. Das konnte ich nicht ahnen.“
„Ist mir doch auch egal. Ihr zwei legt doch so großen Wert darauf, zu leben. Deshalb streng dich ein Bisschen an, Ted.“
Fn. Fn. Fn.“
„Und hör auf zu schnaufen.“
Schweigend bewegten sie sich eine Weile durch den Korridor voran. Es war beschwerlich und kräftezehrend und Ted fluchte bei jedem Schritt auf Giliad Springood und alle seine Spießgesellen. Sein Hass trieb ihn voran, jeder Schritt hallte durch den Gang wider: Hass. Hass. Hass. Hass.
Weiter vorne hatte Bursezuck plötzlich gestoppt.
„Hier ist eine Tür. Soll ich versuchen, sie zu öffnen?“, rief der Trüffel.
„Geht ja wohl nicht anders“, antwortete Ted.
„Sie ist offen. Warte... es scheint ein weiteres Labor zu sein. Oha! Was... Wer bist du denn? Ted, komm schnell! Oder meinetwegen komm langsam, aber komm!“

Ted traute seinen Augen nicht. Das versteckte Labor war voll von Ersatzmenschen. Oder besser gesagt, von missglückten Prototypen von Ersatzmenschen. Denn bei allem Wahnsinn, für den Giliad Springood verantwortlich war, das konnte er nicht im Sinn gehabt haben.
Auf einem Regal lag eine Art armloser Tintenfisch, der wimmerte und zuckte. Ein großes, wässriges Auge stierte die Besucher an. In einer Ecke saß eine menschengroße Wurst. Sie hockte im Schatten und gab schmatzende Laute von sich. Ein Wesen, dass wie ein mit Eiter gefüllter Sack aussah, hüpfte ziellos umher. Ein immenses Ekzem mit Stielaugen schnappte nach imaginären Fliegen. Etwas, das einer umgekippte Schale Krautsalat ähnelte, kroch schnell unter einen Tisch, als die drei Eindringlinge eintraten. Auf endlosen Regalen stapelten sich die missratenen Ausgeburten der Klonexperimente: Ein Kropf mit einem einzigen großen Zahn, eine Kreatur mit einem externen Verdauungstrakt, ein mit Beulen übersäter Wasserkopf, ein Bauch ohne Körper, eine anderthalb Meter hohe Warze, ein tellerförmiges Gesicht mit spinnenartigen Beinen. Es war ein großes Gestöhne und Geröchel, Gezucke und Gekrieche in diesem Raum, und es stank bestialisch. Der ganze Horror von Springoods irrsinnigen Plänen, konzentriert auf einen einzigen Ort. Sie hatten das Herz des Reichs der Ersatzmenschen gefunden.
„Ich glaube, wir haben hier deine Geschwister entdeckt“, konstatierte Ted und starrte ungläubig, während er versuchte, Harmonkas leblosen Körper nicht fallenzulassen.
„Ist das widerlich!“ Bursezuck erzitterte vor Abscheu.
„Denk daran: Das da hättest auch du sein können“, gab Ted zu bedenken.
„Ich will mir das nicht länger ansehen! Lass uns verschwinden.“
„Sollen wir sie alle zurücklassen, damit sie gesprengt werden?“, wollte Ted wissen.
„Natürlich“, antwortete Bursezuck. „Erstens haben wir keine Zeit, und zweitens ist es besser für sie. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Und sie würden mir da sicher beipflichten.“
„Aber das stimmt doch gar n...“, brachte das stieläugige Ekzem noch hervor, ehe Bursezuck ihm den Mund zuhielt.
„Nein, so geht das nicht, Bursezuck“, ermahnte ihn Ted. „Lass ihn in Ruhe!“
„Okay, okay“, fügte sich der Trüffel und ließ das verängstigte Ekzem los, das sich daraufhin verkroch. „Aber wir können unmöglich alle mitnehmen. Dafür bleibt uns zu wenig Zeit.“
„Dann lass dir was einfallen“, wies ihn Ted ab. „Es ist schließlich deine Verwandtschaft“,
„Okay, hört mal alle her“, rief Bursezuck seinen fehlgeschlagenen Vettern zu. „Wer von euch verstehen kann, was ich sage, der schenke mir jetzt seine volle Aufmerksamkeit. Wer keinen Gehörsinn hat, oder zu beschäftigt mit vegetieren ist, der hat Pech gehabt. Also: In diesen Minuten läuft der Countdown einer sehr, sehr großen Bombe. Bald wird hier alles in Umkreis von einigem Kilometern vollkommen zerstört werden. Wenn es also unter euch jemanden geben sollte, der spezifisches Interesse am Weiterleben hat – ein Wunsch, den ich persönlich nicht ganz nachvollziehen kann – der folge uns. Es ist natürlich jedem freigestellt, hierzubleiben und sich aus freien Stücken in die Luft sprengen zu lassen, was ich, nebenbei bemerkt, für sehr vernünftig halte.“
Nichts rührte sich, abgesehen von der herkömmlichen Kulisse aus Leidenslauten, Verdauungsgeräuschen und gedämpftem Gekreisch.
„Siehst du“, sagte Bursezuck triumphierend. „Können wir jetzt vielleicht gehen? Oder willst du dich vielleicht auch auf ein Regal legen und auf den Knall warten?“
„Nicht so voreilig“, entgegnete Ted. „Sieh mal.“
Stumm erhob sich die lebende Wurst aus ihrer Ecke und wankte auf sie zu.
„Okay, das ist einer. Der fällt statistisch nicht ins Gewicht“, winkte der Trüffel ab.
Vorsichtig kam das Ekzem wieder unter dem Tisch hervorgekrochen und näherte sich misstrauisch. Von einem der Regale erklang eine leise Stimme: „Nehmt mich auch mit. Bitte.“
Ted Bogota spähte in das oberste Fach des Regals und beförderte daraus einen winzigen Wurm zu Tage.
„Danke“, sagte der Wurm. „Endlich erlöst mich jemand.“
„Wir können später reden. Sonst noch einer?“, rief Bursezuck. „Irgendwer? Irgend etwas?“
Doch es rührte sich nichts mehr.
Ted steckte den Wurm in seine Tasche und sah sich ein letztes Mal um. „Springood wird hierfür bezahlen“, sagte er.
„Der muss schon für eine ganze Menge Dinge bezahlen“, fügte der Trüffel hinzu. „Die Rechnung wird außerordentlich lang.“
„Okay, Leute“, sagte Ted, hielt inne und fügte dann hinzu: „und Ekzeme, Würste, Würmer und Trüffel: Lasst uns endlich von hier verschwinden.“

Die bizarre Karawane ließ Korridor für Korridor hinter sich. Voraus schwebte Bursezuck, der Trüffel, dahinter mühte sich der angeschlagene Ted Bogota mit dem ohnmächtigen Körper seiner Pilotin ab, ihm nach folgte das Ekzem, das sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch die Gänge kugelte. Den Abschluss bildete die lebende Wurst, die stoisch hinterdrein tapste.
„Vedammt, verdammt, verdammt, verdammt“, schnaubte Ted.
„Was ist los?“, rief der Trüffel von vorne. „Machst du schlapp?“
„Ja“, antwortete Ted ohne Umschweife. „Ich mache schlapp. Ich schaff es nicht mehr lange. Mir geht die Puste aus. Ich gehe zu Boden. Ich muss verschnaufen.“
„Wir haben keine Zeit. Pause kannst du später machen, wenn wir draußen sind.“
„Du hast recht“, pflichtete ihm Ted bei. Aber es war ihm schmerzlich bewusst, dass er es nicht schaffen würde. Wasem Obem hatte ihm zu viel Kraft entzogen. Er war am Ende. Selbst sein unbändiger Hass auf Giliad Springood, der sich beim Anblick des grotesken Klonkabinetts nochmals verstärkt hatte, würde ihm nicht die Kraft geben können, die er brauchte, um hier herauszukommen. Er würde jämmerlich eingehen, und Theo der Röchler würde zu hause sitzen und sich ins Fäustchen lachen und Springood würde eine Armee von körperlosen Füßen züchten und die Welt überrennen und dabei grinsen, grinsen wie ein Sennenhund kurz vor der Lawine, wie ein Rasenmäher am Tag der Abrechnung, wie ein Sporch. Alles war so absurd und sinnlos. Die Welt verschwamm vor Teds Augen. Er begann zu schwanken.
„Ich muss mich ausruhen, Bursezuck“, rief er kraftlos. „Nur kurz. Ganz kurz.“
Doch der Trüffel schien seinen Zuruf nicht wahrzunehmen und schwebte weiter durch den Korridor, auf und davon. Ted lehnte sich gegen die Wand und rutschte langsam daran herunter, bis er auf dem Boden saß, Harmonkas Kopf in seinen Händen. Stumm scharten sich die Klone um die zwei am Boden kauernden Menschen. Neugierig lugte der Wurm aus der Tasche. Ted spürte, wie er allmählich müde wurde und zusammensackte. In diesem Augenblick hörte er eine Stimme. „Ted?“, sagte sie. „Ted? Alles okay? Ted, was sind das für... igitt. Ist das etwa eine Wurst?“
„Harmonka?“, flüsterte er. „Bist du das?“
„Ich glaube schon.“
„Das alles tut mir wirklich Leid.“
„Was tut dir Leid? Wo sind wir überhaupt und wer sind diese... Dinge?“
„Gestatten, Himpi“, sagte der Wurm. „Sehr erfreut. Mit wem habe ich die Ehre?“
„Oh mein Gott. Nimmt der Wahnsinn denn nie ein Ende?“, stöhnte Harmonka. „Dabei hatte ich gerade so einen schönen Traum gehabt.“
„Ignorier sie einfach“, erklärte Ted. „Was mir Leid tut... zum Beispiel die Lage, in die ich uns alle gebracht habe. Dass wir in wenigen Minuten alle in die Luft gejagt werden, das tut mir Leid. Wir kommen hier nicht mehr raus. Ich kann einfach nicht mehr.“
„Hast du mich bis hier hin getragen?“, erkundigte sich Harmonka.
„Ja. Aber von hier geht es nicht mehr weiter. Ich habe keine Kraft mehr.“
„Dir braucht gar nichts Leid zu tun“, entgegnete Harmonka. „Ich bin dir schließlich freiwillig gefolgt. Und wenn wir nun ohnehin sterben müssen...“ Die Pilotin hielt inne.
„Was ist dann?“, fragte Ted.
„Da gibt es etwas, das ich dir schon länger sagen wollte, aber...“
„Und das wäre?“
Harmonka zögerte eine Weile und versuchte, den interessierten Blicken der umstehenden Mutanten keine Beachtung zu schenken. Schließlich fasste sie sich ein Herz: „Ich...“, begann sie.
„Harmonka“, schallte jäh eine Stimme durch den Gang. „Trifft sich ja prima, dass du wieder erwacht bist!“ Bursezuck näherte sich ungewöhnlich schnell und zuckte euphorisch. „Ich habe da vorne einen Hangar entdeckt, mitsamt einem Hubschrauber darin. Los, schnell, rafft euch auf, wir schaffen es noch!“

Wasem Obems goldener Hubschrauber stieg hoch in den grünlichen Himmel über Fulgiland und ließ die Fabrik hinter sich. Routiniert steuerte Harmonka das Fluggerät in Richtung Heimat. Im hinteren Teil des Helikopters versammelten sich die Klone um ihren Retter, Bursezuck gab Ted etwas zu trinken, das Ekzem verband ihm einige der schwerwiegenderen Wunden. Aus dem Fenster konnte der erschöpfte Abtötungsmeister mit ansehen, wie Springoods gespenstisches Klonlabor in einem kolossalen Feuerball unterging. Zumindest an diesem Ort würde das degoutante Milliardärsgezücht keine Monster mehr erschaffen können. Zufrieden warf Ted noch einen kurzen Blick zur Pilotenkanzel, von wo aus ihm Harmonka über die Schulter zulächelte, dann ließ er sich zurücksinken und wurde auf der Stelle bewusstlos.

Und draußen, an den Kufen des Hubschraubers, klammerten sich Wasem Obems Hände fest, trotzten dem Flugwind und lauerten auf ihre Chance.

 

Hallo Ben

Na endlich hab ich es geschaft deine Geschichte zu lesen und kann nach über einem Monat noch sagen erster :D

So das ist wirklich ein Hammerwerk und auch auf Papier (hab es auf 21 Seiten bekommen, zum Glück bezahl ich das Papier nicht)

Also echt Klasse fand ich die Sache schon und laut auflachen musste ich schon einige male. Aber ob das nun das Lustigste ist sei dahin gestellt. Mir hat es jedenfalls genauso viel Spass gemacht das zu lesen wie die anderen beiden Teile. :thumbsup:

Hier nur meine lieblings Stellen und zwichen durch ein paar Sachen die nicht so toll waren

Und das erstemal schon bei dem Namen der Stadt

Bratvurstlava
:D

„Der Download ist fertig.“
„Du versuchst nur, abzulenken.“
„Und du warst abgelenkt. Dein Tänzer ist davongetanzt.“

Die Stelle zündet bei mir nicht wirklich, das mit dem Download kommt ein bissel Seltsam rüber als ob du nicht gewusst hättest wie er die "Moral"predigt unterbrechen soll. Wobei das danach ist wieder zum ablachen genial.

„Mir ist er auch nicht untergekommen.“
„Wobei man bei deinen hinterher nie wirklich sicher sein kann.“
:rotfl:

„Es kam bereits in den News.“
Ted schnappte sich die Fernbedienung und schaltete auf den Todesnachrichtenkanal.
„Die Meldung läuft auch ständig auf dem Hiobsbotschaftenchannel“, meinte Bursezuck, „aber der ist mir irgendwie zu pessimistisch.“
also hier hab ich mich weg geschmiesen vor lachen
Und der ganze Absatz danach, war mit das beste an der ganze Geschichte :rotfl:

„Okay, okay, Leute. Ihr könnt jetzt aufhören mit sterben. Ja, ihr seid gemeint. Nehmt die Riesenbandwürmer raus, ihr seid frei!“
nur bei der Vorstellung hab ich mich schon schlapp gelacht :rotfl:

„Sogar zweieiige. Stammen aus Siam, vormals Ziam, davor Volksrepublik Kaprotkistan, davor Union der freien Diktaturen Ostmaniens, davor Bund der Revolutionären Arbeiterfürsten, davor das Eherne Reich der Ewigkeit, davor das Königreich Al Ostma, heutzutage bekannt als Siamaxxxx.com. Er und sein Bruder behaupten zwar immer, sie wären bis zu ihren fünfzehnten Lebensjahr an den Fußsohlen zusammengewachsen gewesen, aber wenn du mich fragst, die reden viel, wenn der Tag lang ist.“[/qoute]
Und der ist zulang und umständlich, leider verlierst du ab hier immer mehr den Witz, aber immer noch gut. ;)

Es wurden Delegationen zur Untersuchung dieser Vorfälle entsandt, die nie, oder nur in sehr kleinen Päckchen, zurückkehrten. Da der Große Bestimmer die absolute Macht über die Sprache in seinem Reich innehatte, wurde vermutet, dass die Epidemie so genannt wurde, um den Umstand zu vertuschen, dass alle an einer Geschlechtskrankheit gestorben waren, deren Ursprung der Große Bestimmer gewesen war.
Bei der Stelle versteh ich den Sinn und was du sagen willst nicht :confused:
Aber danach die Sache mit dem Börsengang ist super

So viel mehr will ich nicht verraten.
Nur noch du hast beim Stahl- Felsentor die Ausführungsstriche vergessen,
und beim Plutonium hast du bisschen groß geschrieben.

Eine köstliche Geschichte zum krank lachen, man muss nur genug Zeit haben.

Weiter so und ich bin immer noch auf die letzten Geschichten. [will lachen]

gruß
plattfuss

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin plattfuss! Und danke für den ersten Kommentar.

Ist wohl der schieren Länge zuzuschreiben, dass es kaum jemand liest. Naja, der Planung zufolge wird Teil 4 wieder etwas kürzer, Teil 5 aber möglicherweise noch länger.

Es müssen ja auch noch einige Handlungsstränge zusammengeführt werden: Kara Ben Jeri, Bursezucks Rache, der Röchler und seine Maschine, Wasem Obems Hände, Teds und Harmonkas Beziehung, und und und...

Die Stelle zündet bei mir nicht wirklich, das mit dem Download kommt ein bissel Seltsam rüber als ob du nicht gewusst hättest wie er die "Moral"predigt unterbrechen soll.
Hmhm... da les ich mir die Stelle wohl noch mal durch.

also hier hab ich mich weg geschmiesen vor lachen
Und der ganze Absatz danach, war mit das beste an der ganze Geschichte
Jaha, danke. Aber welchen Absatz meinst du genau?

Und der ist zulang und umständlich
Hehe. Das ist schon wieder so eine Sache. Die Passage über den Werdegang Siams war eine meiner Lieblingsstellen. ;)
Aber vielleicht füge ich da noch eine Zwischenfrage ein, á la "Hieß das früher nicht mal anders?"

Es wurden Delegationen zur Untersuchung dieser Vorfälle entsandt, die nie, oder nur in sehr kleinen Päckchen, zurückkehrten. Da der Große Bestimmer die absolute Macht über die Sprache in seinem Reich innehatte, wurde vermutet, dass die Epidemie so genannt wurde, um den Umstand zu vertuschen, dass alle an einer Geschlechtskrankheit gestorben waren, deren Ursprung der Große Bestimmer gewesen war.
Bei der Stelle versteh ich den Sinn und was du sagen willst nicht
Äh. Nun ja, stell es dir so vor: Die Regierung der Kommuniten gibt eine Art Pressemitteilung heraus: "Unsere Bevölkerung hat sich auf Grund einer Gesundheitsepidemie dezimiert."
In Wirklichkeit haben sie sich alle beim großen Bestimmer was weggeholt. Dem alten Bock.
Also, für mich war das völlig klar... ;)

Gruß

Ben

 

hallo noch mal :D

Da der Große Bestimmer die absolute Macht über die Sprache in seinem Reich innehatte, wurde vermutet, ..

Äh an der Stelle ist mir das mit der Krankheit schon klar. Kann es sein das du mit: "absolute Macht über die Sprache", die Pressemitteilung meinst, so das sich nur der Große Bestimmer nach außen hin äußern konnte/durfte/tat? :confused:

Aber welchen Absatz meinst du genau?
Äh keine Ahnung mehr, bin bestimmt verrutscht :hmm: gut war der trotzdem

gruß
plattfuss

 

Der Schriftzug blitzte gerade lange genug auf, dass man zwei dunkel gekleidete Gestalten erkennen konnte
Beide benahmen sich so unauffällig, dass sie nur von jemandem entdeckt werden konnten, dessen Augen speziell darauf trainiert waren, die oszillierende Tarntechnik der Altvorderen zu durchschauen.
der Pedant in mir ...
Den Tag, an dem gar nichts passierte.
:lol:
"Wenn es nach mir ginge... würde es nach mir gehen."
:lol:
"Ahhgh... mein Gehirn... ich heiße Hartmut Trofobi. Sehr erfreut."
"Warum heißt du nicht Klaus mit Vornamen? Hatten deine Eltern keinen Sinn für Humor?"
:lol:
"Was spielt ihr hier für ein Spiel, Jungs? ‚Guter Einbrecher, böser Einbrecher'?"
oh mann, der ganze Dialog zwischen dem letzten Zitat und dem hier ist einfach nur loooooooooool!
"Halt stehenbleiben, Polizaaaaaaaaaaaagh!"
"Ich bleibe ja stehen. Was gibt es da zu schreien? Ach so, du bist tot. Na dann... Ha! Harr! Ha!"
:lol: ich kann net mehr, es is ohne Scheiß SO witzig!!
"Ich habe eh nie verstanden, weshalb du diesen Springood so abgrundtief hasst. Gibt es da vielleicht eine geheime Verbindung, von der ich nichts weiß? Kommt er irgendwann hinter einer Ecke hervor und sagt: ‚Ted, ich bin dein Vater'?"
Junge, du bist ein Genie! ich lach mich hier echt grad so kaputt
Theo und ich haben sie unter Einsatz des Lebens einiger Polizisten, die uns aufhalten wollten, aus einem kleinen Betrieb in Bratvurstlava gestohlen.
hehe
"Ja. Er wurde von seinen Verfolgern zu Tode gequält, so die Legende. Am dritten Tage auferstanden, wurde er sogleich erneut von einem wütenden Mob mit Spaten und Mistgabeln erschlagen. Doch schon nach drei Tagen stand er wieder auf der Matte, da haben sie ihn geschnappt und verbrannt. Doch, du ahnst es schon, drei Tage später, wie ein Phönix aus der Asche... und so ging das noch ein paar mal, bis es Gutus zu blöd wurde, und er ankündigte, erst in 37 Jahren wiederzukommen um das Ende der Welt einzuleiten.
:D


Hi Ben Jockisch,

der Anfang der Geschichte ist einfach mehr als genial! Danach wird es weniger lustig, bleibt aber auf hohem Niveau.
Und obwohl 37 Seiten schon sehr viel sind, wollte ich dauernd nur weiter lesen, es soll einfach nie aufhören ...

Ich finde es auch gut, dass die Serie in Sonstige steht, in Humor fänd ich vieles vermutlich nicht witzig, da man es ja sozusagen erwartet, wenn du verstehst. Na gut, um ehrlich zu sein, erwartet man es auch, wenn du es nicht verstehst.

Insgesamt an der Serie gefallen mir die vielen Wortspiele, wie hier z.B. das Bratvurstlava. Bis auf das Gebirge. Das war abgrundtief ... also, das Wortspiel, nicht das Gebirge. Hohoho. Sorry. Habe zum Frühstück einen Clown verspeist und ihn mir schmecken lassen ...

Die ganzen Attackennamen finde ich sehr originell und manches Mal auch drollig ...

Ich möchte keine weiteren Worte verliern, nur ... schreib weiter!!! Bitte ...

Tserk!

P.S: Unvollständige Fehlerliste kam per PN. War zu sehr von der Geschichte gepackt.

 

Hi, Mr. Bertserker!

Danke auch für die Kritik zum dritten Teil. In einer ruhigen Stunde werde ich mal alle Fehler korrigieren. Praktisch, dieses kurzgeschichten.de, die Addresse muss ich mir merken. :D

Auf jeden Fall hast du schon recht, wenn du sagst, dass es gegen Ende ein bisschen weniger lustig wird, eigentlich sollten die nächsten zwei Teile immer düsterer werden. Nur, ob ich das durchhalten kann, wer weiß. Einen blöden Witz kann ich mir meist nicht vernkneifen. :D

Auf jeden Fall wird es noch zwei Teile geben:

Ted Bogota 4: Die Aufzeichnungen des Kara Ben Jeri

und

Ted Bogota 5: In der Röchelmaschine

Gruß

Ben

 

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