Was ist neu

TE (Technische Evolution)

Mitglied
Beitritt
05.01.2012
Beiträge
2
Zuletzt bearbeitet:

TE (Technische Evolution)

Auf dem Operationstisch ist der Mensch in seiner natürlichen Form.
Kopf, Rumpf, Arme, Beine, Hände und Füße, jedes einzelne Teil ist aus Fleisch und Blut. Der Raum scheint verdächtig rein, doch die Ranken der hochtechnischen Apperaturen stören das Auge, die wie Krebsgeschwüre neben dem Patienten ihren Platz haben. Mit jedem Jahresabschnitt füllt sich ihr Inneres mit mehr und mehr Fasern, immer praller und voller stehen sie da, fast prachvoll, analog, in gleichen Zeitabständen, vermindert sich ihre Größe um die Hälfte, immer und immer wieder. Mit jedem Male müssen die Entwickler ihre Denkorgane vermehrt beanspruchen, mit jedem Male fällt das Denken schwerer, der Kopf wird schwerer, Gedanken und Wahrnehmung verbiegen sich gleichzeitig, über das ekelhafte Gefühl, zu tief in der Materie zu stecken, darf sich keiner von ihnen beschweren. Niemand sollte sich beschweren.

Den hirnähnlichen Geschwülsten wird mit einer kurzen Berührung des durch Licht in den Raum projezierten, schwebenden Bedienungsinstruments Leben geschenkt.

Über dem Menschen ist der Operateur in seiner natürlichen Form. Vor dem Eingriff wird er selbst operiert, ohne Zögern, Arme, Beine und Teile des Rumpfes amputiert, ganz einfach, ganz leicht, ohne Fleisch und Blut.

Angefangen hat er zu arbeiten, zu zerstückeln, zu zerstören, zu töten. Die Maschinen im Raum wurden zu seinen Untertanen. Werkzeuge fuhren sie blitzschnell aus und sahen aus wie unkontrolliert gewachsenes Unkraut, das sich mechanisch bewegen kann. Kontrolliert werden können sie durch den Operierenden, es sind seine neuen Arme und Beine. Als wären es seine eigenen, bewegt er sie mit einer Leichtigkeit eines Kolibrifluges, es scheint, als kontrollierten die Werkzeuge das Gehirn.

Dem Menschen wird das Leben aus dem Leib gerissen, alles Natürliche wird ihm genommen. Mit brutaler Gewalt, wie am Fließband, aber gleichzeitig mit der Eleganz eines Galopps wird Fleisch durch anderes Material vertauscht, Beine und Arme durch Arme und Beine, die Einen lebten, die Anderen funktionieren bis in alle Ewigkeit. Herz, Lunge Verdauungsorgan können verletzen, aufgeben, zerstört werden, doch dasselbe aus anderem Material kennt keine Fehler, fast perfekt.

Ganz überraschend, ganz plötzlich stoppt der Prozess als alle Teile fertiggestellt sind, außer dem Kopf. Mit der Behutsamkeit eines Jägers nähern sich die Werkzeuge dem Kopf. Vorsichtig den Schädel öffnen, Gehirn entnehmen, Daten auf die Festplatte spielen, Festplatte ins Gehirn verpflanzen, genannt Kapazitätserweiterung, durch metallisch-gläserne Drähte, Seile und Fasern wird es noch kurz durchdrungen, bis es wie ein unregelmäßiges Metallgitter ausschaut, die Schutzhülle um das Gehirn, damit es nie verletzt wird und Schädel zu.

Nun heißt es Leben bis die Gehirnzellen den Geist aufgeben.

 

Hi drmika,

herzlich willkommen auf kg.de :).
Dein Einstand gefällt mir ziemlich gut. Kurz und knackig, aber vom Stil her etwas sperrig. Ich denke allerdings, dass das durchaus auch deine Intention war. Du erzählst weniger, dafür schilderst du eine, zwar oft gesehene aber trotzdem interessante, Situation. Besonders deine Formulierungen finde ich sprachlich wahnsinnig schön. Dadurch, dass du alles relativ vage lässt, regst du wirklich meine Fantasie an. Während des Lesens habe ich mich permanent gefragt, in was für einer Welt das spielen könnte, wer auf dem Tisch liegt und weshalb er eigentlich operiert wird. Normalerweise würde ich sowas bemängeln, aber hier funktioniert's für mich. Auch die Gestalt des Operateurs hat mir verdammt gut gefallen, hat mich sogar an ein paar meiner eigenen Kreationen erinnert.
Wirklich ein interessantes, kleines Ding. Ein schöner Happen für den Anfang, hoffentlich kommt da noch mehr von dir.

Lieben Gruß
Pale Man

 
Zuletzt bearbeitet:

Willkommen auf kg.de, drmika.
Leider scheint es Usus zu werden, in der Biografie so gut wie anonym aufzutreten, um ja keine Rückschlüsse zuzulassen. Meinetwegen.
Dein Thema ist ein klassisches SF-Motiv, welches zum Beispiel schon vor einem halben Jahrhundert von Ernst Vlcek in 'Ich suche meine Welt' verwendet wurde. Somit nicht wirklich Neues.
Er geht also darum, diesem Thema eine ungewöhnliche Variante zuzufügen (dazu hat sich Uwe Post schon trefflich geäußert). Dies wäre bei Deinem Ansatz durchaus möglich! Die Form müsste von Dir aber noch gefunden werden, denn diesen Text nehme ich eher wie ein Exposé wahr.
Das heißt, mit Hilfe dieser Textvorlage müsste die Kurzgeschichte erst geschrieben werden.
Bei kg.de fällt mir in einigen aktuellen SF-Texten auf, das möglichst vage und undurchdringlich geschrieben wird, damit sich der Leser zu viele Gedanken machen muss. Das erinnert mich immer an einige 'moderne' Künstler, die einfach 'etwas hinknallen' und es den Leuten überlassen, sich selber einen Reim daraus zumachen.
Ich jedenfalls erwarte von einer Kurzgeschichte zumindest eine Konstruktion, die mir das Verstehen ermöglicht. Das kann durchaus auch 'zwischen den Zeilen' geschehen, aber diese Art zu Schreiben ist gekonnt und nicht willkürlich.
Lieber drmika, verstehe das bitte richtig – aus Deinem Text lässt sich eine gute Story zimmern. Aber loben kann ich – noch – nicht.
Mit freundlichem Gruß
kinnison

 

Vielen lieben Dank euch, die Meinungen nehme ich mir zu Herzen und möchte mich verbessern!
Das ist meine erste Kurzgeschichte die ich je schrieb, hab zwar davor schon eine geschrieben, das war jedoch nichts weiter als ein Gedankenspiel.
Demnächst möchte ich weiter auf diesem Text aufbauen, es soll eine Art einleitung sein :)
Bald kommt mehr !

LG, drmika

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom