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Tasmanischer Traum

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08.02.2003
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Tasmanischer Traum

Der tasmanische Traum

Abends sass sie in ihrer kleinen Dachgeschosswohnung mit Blick auf das Meer. Heute erschien es ihr wieder tiefgrau und unendlich weit. Gerade hatte sie ihn zum Hafen gebracht und ihn wieder mal verabschiedet. Noch fühlte sie seine Körpernähe und sein Geruch haftete noch an ihren Kleidern. Es war eine eigenartige Begegnung. Vor Jahren hatten sie sich in einer grossen Stadt kennengelernt. Sehr langsam, voller Unsicherheit und Skepsis beäugten sie sich zunächst eine Weile. Es dauerte und dauerte und keiner wusste warum der andere nicht den ersten Schritt machte. Dann lernten sie sich endlich kennen. Irgendwann verabredeten sie sich und gingen miteinander ins Bett. So streifte er ihre Seele und gemeinsam stürmten sie chagallschen Weiten. Seitdem konnte sie nicht mehr von ihm lassen. Und das war wovor sie sich am meisten fürchtete.
Sie waren sich nah. Sie waren sich fremd. Sie liebte Island. Er liebte Tasmanien.

Lange hatte sie am Schreibtisch gesessen und den Globus betrachtet und hatte irgendetwas gesucht das Island und Tasmanien miteinander verband. Sie hatte im Atlas geblättert und die beiden Inseln lange Zeit betrachtet. Die eine auf Seite 72, die andere auf Seite 127. „Irgendeine Gemeinsamkeit muss es doch geben“ dachte sie, holte eine Nagelschere aus der Schublade und schnitt die beiden Ländern aus dem Atlas heraus. Legte sie nebeneinander. „Prima“, dachte sie, „passt doch gut zueinander. Das eine so, das andere anders.“ Aber ganz sicher war sie sich nicht.

Während sie gerne vor Sonnenaufgang aufstand und den immer neuen Tag begrüsste, lag er noch in den Betten: zerzaust, übellaunig und mit schlechtem Atem. Unter seinem Bett die leeren Flaschen. Vergrätzt schaute er in den späten Morgen. Zeigte unverholen sein Missvergnügen über ihren allmorgentlichen Frohsinn und die von ihr so geliebte Flötenmusik, darauf sein rauher sächsischer Charme: „von wegen Flöte, Flöte habe ich auch“. Sie lachte erschrocken.

Kein Isländer sprach jemals Tasmanisch. Kein Tasmane jeweils Isländisch. Aber in ihren Wünschen und Hoffnungen waren sie sich zu ähnlich um voneinander lassen zu können. Tasmanischer Teufel und isländische Papageientaucherin.

Sie lebte zuweilen in ihren Träumen.

Sie schlief bald ein. In der Traumbücherei wartete sie auf eine Nachricht von ihm. Etwas mutlos blätterte sie in isländischen und tasmanischen Zeitschriften, während er in seinem kleinen tasmanischen Reisebüro sass und ihr kleine Nettigkeiten mailte. Er schrieb das ein älteres deutsches Lehrerehepaar aus Leipzig ihn besucht hatte, das kurz nach dem Mauerfall nach Australien gezogen war und ihn von Zeit zu Zeit besuchte. Zusammen feierten sie dann das die Vergangenheit vorbei war, ignorierten die Gegenwart und vergassen die Zukunft. Endlich erhielt sie die langerträumte Mail von ihm: KOMM ZU MIR. Irritiert und stolz nahm sie sich ihren Jahresurlaub und flog zu ihm. Es war Spätmärz die Paarungszeit der tasmanischen Teufel, wie er bei der Begrüssung ironisch bemerkte.

Als sie in Horab ankam war sie über die Ähnlichkeit mit irischen Städten erstaunt. Er wohnte fern der Stadt am Rande eines kleineren Ortes im Hochland auf einer verlassenen Farm. Die ersten Tage verbrachten sie in dem Bett. Dann erst betrachtete sie seinen Körper. Seit ihrer letzten Begnungen hatte er sich verändert. Das ehemals weisse Haar wurde von einem breiten schwarzen Streifen durchzogen. Seine Eckzähne fand sie eigenartig eigenartig spitz und sein Körpergeruch schien ihr strenger als sonst. Alles in allem hatte er etwas an sich was sie zuvor noch nicht bemerkte hatte und was ihr nicht behagte.

Die Tage verbrachten sie überwiegend schlafend in der Wohnung, und nachts gingen sie in Gespräche vertieft durch nebelige Hügellandschaften. Gelegentlich stritten sie sich. Das Leben das er hier führte mochte sie nicht.

Am Abend zwei Tage vor ihrer Abfahrt sassen sie auf der Terrasse. Eine frischer Wind kündigt die kältere Jahreszeit an. Eine Etage tiefer, unter der Veranda des Hauses, hörte man sonderbares Grumpeln. Die Stimmung war gereitzt. Sie tranken Alkohol. Und er trank viel. Alles möglich. Whisky, Gin, Korn. Wurde zunächst verhalten aggressiv, machte sich über sie lustig. Sein Gesicht wurde zunehmend röter. Er schien sich siegesgewiss. Zunächst reagierte sie noch gelassen auf seine Sticheleien, später bot sie ihm widerwillig Paroli. Irgendwann kotzte sie das alles an. Als sie schliesslich laut die Tür hinter sich zuschlug um wieder frei atmen zu können, hörte sie kurze Zeit später wieder die eigenartigen Geräusche aus dem zerfallenen Haus: fauchendes Zischen, derbe Flüche, schepperndes Geschirr und wirre Drohrufe ...

Der Krach liess nicht nach, sondern wurden immer heftiger. Wissend das sich nichts vermeiden lies, beschloss sie in die Offensive zu gehen. Sie nahm einen Ast in die Hand, riss die Tür auf und schlug in Richtung des nächsten Schattens der sich bewegte und hörte nicht mehr auf zu schlagen...

So lag am nächsten Morgen sein kompakter Körper da. Am Hals mit eigenartig weiss schimmernden Flecken an dem sonst braungebrannten Körper. Feuerrot vom Zorn und Alkohol seine Ohren. Die Beine hatte er an seinen Körper gezogen, sie wirkten kurz, stämmig und leicht gekrümmt wie bei einem tasmanischen Teufel.

„Seinen Namen verdankt er seiner Wildheit, dem schwarzen Fell und den roten Ohren. Die roten Ohren bekommt der Beutelteufel übrigens nur, wenn er sich aufregt. Der Beutelteufel ist ein einzeln lebendes, nachtaktives Bodentier, dessen Nahrung aus kleinen Säugetieren, Vögeln, Insekten, Wirbellosen und Aas besteht. Er hat einen gedrungenen, kräftig gebauten Körper und ist etwa so groß wie ein Foxterrier. Die Ohren sind abgerundet...“ las sie in dem Bildatlas, der ihr beim Einschlafen aus der Hand gefallen war.

 
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Hallo VivaLaDiva,
die Grundidee deiner Geschichte finde ich gut. Allerdings habe ich nicht so ganz verstanden, ob sie das alles nur geträumt hat. Vielleicht kannst Du mir das mal erklären.
Ansonsten sind mir einige FLüchtigkeitsfehler aufgefallen, die Du bestimmt beim Durchlesen selber sehen wirst.
Manchmal wiederholst Du die gleichen Wörter in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen.

Zitat: Vor Jahren hatten sie sich kennen gelernt, in einer grossen Stadt kennen gelernt.
Schreib doch einfach: Vor Jahren hatten sie sich in einer grossen Stadt kennen gelernt.

Zitat: Er schrieb, dass ein älteres deutsches Lehrerehepaar aus Leipzig ihn besucht hatte, das kurz nach dem Mauerfall nach Australien gezogen war und ihn von Zeit zu Zeit besuchte.
Vielleicht: Er schrieb, dass ein älteres Ehepaar aus Leipzig bei ihm vorbeigeschaut hatte, welches kurz nach dem Mauerfall nach Australien gezogen war und ihn hin und wieder besuchte.

Schönen Tag noch und liebe Grüsse
von Blanca:) :)

 

Hallo Bianca,

vielen Dank für deine nette Antwort. Mit den Flüchtigkeistfehlern hast Du Recht ich werde den Text noch mal durchgehen DANKE FÜR DEN HINWEIS !!!
Ja die Geschichte ist ein Traum und auch eine indirekte Fortsetzung von Stehen-Liegen-Sitzen (einer Geschichte in der nichts passiert)
Gruss von VivaLaDiva:) :queen:

 

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