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Tanzfläche!

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28.09.2002
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Tanzfläche!

Woher kenne ich dieses Mädchen bloß? Gedankenverloren tanzt sie zur Musik, tanzt nach ihren eigenen, langsameren Rhythmus und ist in der Musik versunken. Ich weiß, irgendwo habe ich sie schon mal gesehen, aber wo? Diese Frau besitzt eine besondere Anziehung auf mich, der ich mich kaum entziehen kann. Wie sie abgeschottet von der Welt ihren eigenen Tanz hier auf der Tanzfläche schwingt, lässt sie in einer unendlichen Ferne erscheinen. Als sie sich kurz umdreht, kann ich ihr Gesicht erkennen. Es wirkt zart und ihr Mund ist leicht geöffnet, als wolle sie die Musik tief einatmen und so noch inniger spüren.

Die anderen Menschen auf der Tanzfläche wirken allein durch ihre Gegenwart entstellt und verzerrt, ihre von Drogen geröteten Gesichter wirken im Gegensatz zu ihrer versunkenen Pose nur noch albern, beinahe lächerlich. Die Musik dreht ab, der Beat wird plötzlich rasend schnell, die Menge jubelt, passt sich den Beat an, bewegt sich immer schneller, einer rotierende Masse gleich. Neben mir geht der Typ völlig ab, schreit nur noch und versucht sich mit der restlichen Menge im Hochsprung. Völlig unbeeindruckt bleibt dagegen meine Prinzessin vor mir, in einer beinahe anmutigen Bewegung hebt sie ihre Arme und bewegt sich zu einer langsamen Melodie, die nur sie hören kann. Beinahe möchte ich behaupten, sie reitet auf der Musik wie ein Surfer auf einer Welle.

Unbemerkt lässt mein Tempo nach, ich höre aus der Musik eine leichte, langsamere Melodie, die mir noch nicht aufgefallen ist. Sie fängt mich an einzulullen, greift mit ihren Griff nach mir und hält mich gefangen. Ein Typ tanzt sehr bewegungsstark durch die Tanzfläche, ein kurzer Blick sagt mir, dass er völlig auf Pille ist, die Augen geweitet mit einen Grinsen im Gesicht, welches nur noch dümmlich wirkt. Plump tanzt er an mir vorbei, rempelt mich an und tanzt weiter nach vorne zu meiner Traumprinzessin hin. Diese weicht mit einer grazilen Bewegung aus, die sich fließend in ihren Tanzstil einfügt. Still und anmutig findet sie in der Musik die wahre Essenz, in der sich langsam treiben lässt. Ich muß lächeln, irgendwie treibt sie durch die Musik, während um ihr herum ein Kindergarten im Wasser planscht.

Ein Nebelstrahl auf dem Nebelwerfer umhüllt mich. Die blitzenden farbigen Lichter dringen nur noch gedämpft auf mich ein. Die Umstehenden Tanzenden sind im Nebel verschwunden. Wieder höre ich diese sanfte Melodie über den krachenden Beat und mir scheint, als forme sich ein noch leichterer und sanfterer Beat unter der tosende Maske des peitschenden Sounds heraus. Ich sehe nur noch den Nebel um mich und mir kommt es so vor, als tanze ich allein auf dieser Tanzfläche, nein, allein in einer nebligen Unendlichkeit. Die Illusion wirkt, es kommt mir wirklich so vor, doch langsam löst sich der Nebel auf und ich merke die zuckenden Konturen der anderen tanzenden Nachtmenschen. Anmutig schmiegt sich die Musik um mich und ich muß dabei lächeln. Mit diesen stillen Lächeln tanze ich weiter und bemerke dabei, dass die Prinzessin verschwunden ist. Flüchtig schiebt sich der Gedanke in mir ein, die Tanzfläche zu verlassen und sie zu suchen, aber der Beat lässt mich nicht los, zwingt mich, auf der Tanzfläche zu verweilen und immer weiter in die Musik einzudringen.

Selten, sehr selten passiert mir es, dass ich die Musik so fühlen kann, beinahe genauso stark wie die verschwundene, unnahbare Traumfrau. Oft prallt die Musik an mir ab, als hätte ich eine eiserne Rüstung an. Nur manchmal, wenn die Musik wirklich gut ist, kann ich mich in ihr völlig eintauchen. Ob es dem Geschick des DJ’s zuzuschreiben ist oder meiner momentanen Verfassung, weiß ich nicht, ich habe das Geheimnis bis heute nicht ergründen können. Doch mir ist schon öfters aufgefallen, dass viele Mitmenschen dieses Gespür der Musik nicht kennen. Wie blinde Menschen tappen sie auf der Tanzfläche, ohne zu ahnen, dass ihnen etwas elementares fehlt. Selten erkennt man Menschen, die dieses Gefühl in sich haben, ja bei denen es noch stärker ausgeprägt ist. Verschwimmt deshalb das Mädchen von eben zu einer Traumfrau in meinen Kopf? Ich kann es nur ahnen, nicht wissen, trotzdem bedauere ich, sie nicht mehr auf der Tanzfläche zu sehen.

Der Sound bewegt sich nun in einen ruhigen Gebiet, die Bassdrum ist völlig verklungen und nur eine Melodie schwebt sachte über die Tanzfläche. Die Tanzenden bewegen sich nun alle langsam, haben ihr Tempo reduziert um das Einsetzen des Beats zu erwarten. Plump hebt ein Typ die Hände in die Luft, einer Karikatur gleich zu der Geste meiner Traumfrau von eben, die dieselbe Gestik mit einer sanften Bewegung aus Elan und Kraft zustande gebracht hat.

Langsam steigt das Tempo des Sounds wieder an und auch ich werde wieder aktiver. Das Mädchen neben mir, völlig auf Extasy schreit nun laut auf, und mit ihr die restlichen Leute auf Pille. Das Geschrei geht unter den wummernden Beat der einsetzenden Bassdrum völlig unter. Auch werde von dem Einsetzen der Musik erfasst, allerdings nicht in der Art der ganzen verstrahlten Leute um mir, bei mir beginnt wieder die Entdeckungsreise in die Tiefen der Musik. Mein Körper bewegt sich nun schneller im Takt der Musik, wie von selber, als hätte ich die Kontrolle über ihn an die Musik abgegeben.

Ein Freund taucht neben mir auf, tanzt schweigend eine Weile, lächelt dann und bietet mir eine Zigarette an. Ich nehme sie an, lächel zurück und hebe dankend die Hand, welche ich dann wieder in den Tanzbewegungen einbaue. Langsam erfasst mich die ganze Fülle der Musik. Ich verliere mich in sie und nehme kaum mehr war, dass sich einige Freunde von mir verabschieden. Auch sie blicken mich sonderbar lächelnd an. Ich selber merke es jedoch nicht, ich bin viel zu tief in der Musik vergraben. Irgendwie fühle ich mich mit der Musik vereint. Langsam drehe ich mich um meine eigene Achse, den Takt der Musik gehorchend. Dabei entdecke ich meine Traumfrau wieder. Sie hat die ganze Zeit in ihrer eigenen anmutigen Weise hinter mir getanzt. Ich freue mich darüber und blicke sie verstohlen an. Nein, sie ist in der Musik versunken. Anlabbern bringt da nichts, außerdem ist das heute nicht die Nacht dazu. Ich drehe mich wieder um 180 Grad und wende meinen Blick den Rest der tanzenden Menge zu.

Müde stehe ich an der S-Bahnstation. 9 Uhr verrät mir ein kurzer Blick auf die Bahnhofsuhr. Resigniert zucke ich die Achseln, mein Zug ist gerade abgefahren, dass heißt, 20 Minuten warten. Meine beiden Freunde, Thomas und Ani haben die naheliegende U-Bahn benutzt und hatten sich müde von mir verabschiedet. Müde gähne ich und beschließe mich, auf eine Bank zu setzen. Der gesamte Bahnhof ist besetzt mit den letzten Nachtschwärmern, die auf ihren Zug nach Hause, heim ins warme Bett, warten. Auf der nächsten Bank sitzen 2 ziemlich besoffene Nachtschwärmer. Sie stimmen gerade ein Lied mit obszönen Inhaltes an, ich beschließe, die weiter vorne auf dem Bahnsteig eine ruhigere Bank zum setzen zu suchen. Ich habe Glück, eine Bank, umgeben mit Windschutz ist leer. Müde lasse ich mich auf die Bank fallen. Langsam krame ich mir eine Zigarette aus der Tasche. Die letzte für den heutigen Clubnachtgang.

Still sitze ich da und genieße diese letzte Zigarette. Ein „Hallo“ schreckt mich aus meinen Gedanken. Ich blicke auf und entdecke die Traumprinzessin vor mir stehend. Schweigend setzt sie sich neben mir. Mein Herz fängt auf einmal an zu klopfen. Soll ich sie ansprechen oder nicht? Langsam baue ich mir einen passenden Eröffnungssatz in meinen Kopf zusammen. Doch sie ist schneller: „Hey, Dich kenne ich doch, Du warst heute im Natraj-Tempel. Du hast die ganze Zeit vor mir getanzt.“ Munter schaut sie in meinen Augen.
Ich lächele, als ich antworte, dass auch ich sie bemerkt habe.

Es war heute nicht nur eine Nacht mir guter Musik, sondern allgemein eine richtig gute Nacht, denke ich mir, als ich erfahre, dass mein Gegenüber Julia heißt.
03/02

 

Hallo Paradis,

die Idee Deiner Geschichte gefällt mir sehr gut. Der Gegensatz der heißen Nacht, ausschließlich in Gedanken und mit den Augen bei der Tänzerin - dann der kalte, müde Morgen mit den ersten Worten. Es kommt auch ziemlich gut rüber, wie sehr dein protagonist in der disko mit seiner traumfrau "allein" ist.

Stilistisch und grammatikalisch macht dein geschichte den Eindruck des schnell geschrieben (ungefähr so schnell wie die gedanken rasen) und dann nicht mehr gelesen. Irgendein schlauer Mensch sagte mir mal, das Redigieren solle ungefähr solange dauern wie das Schreiben der Geschichte an sich.

Viele kleine fehler wie das Vertauschen von mir/mich oder ihr/sie u.ä. stören die story.

auch textstellen wie:
Unbemerkt lässt mein Tempo nach, ich höre aus der Musik eine leichte, langsamere Melodie, die mir noch nicht aufgefallen ist. Sie fängt mich an einzulullen, greift mit ihren Griff nach mir und hält mich gefangen.

"ich höre aus der musik" keine gute Formulierung.
"greift mit ihren griff nach mir"(gleich doppelt: ihreM und ein "griff der greift")

auch inhaltliche dinge: dein erster satz:
"Woher kenne ich dieses Mädchen bloß?" - ein guter Anfang, um gedanken beim leser in gang zu setzen, nur findest du nie wieder einen bezug dazu im rest deiner story. entweder musst du darauf nochmnal zurückkommen oder dir einen neuen ausdenken (zumindest meine Meinung).

Wie gesagt gute Idee, zum Teil auch sehr passende Formulierung und dann wieder Sätze, bei denen bei mir eher Kopfschütteln einsetzte. Wenn Du die Story noch einmal einen halben Tag überarbeitest, kann sie richtig klasse werden.

Grüße, Streicher

 

Hi!
Ich finde es ziemlich genial, wie es dir gelingt, das Tanzen als etwas ganz Besonderes, quasi als Lebensinhalt darzustellen. Du triffst genau den richtigen Ton und drückst etwas aus, was ich schon oft empfunden habe, ohne es ausdrücken zu können. Und auch die Geschichte, die du um dieses Phänomen Tanzen herumbaust, ist sehr gelungen. Alles in allem eine schöne, runde Geschichte, um die ich dich wirklich beneide ;-)

 

Hej paradis!

Ich schließe mich meinen beiden Vorrednern an: Eine wirklich schöne Geschichte mit ein paar kleinen Schönheitsfehlern, so zum Beispiel auch:

und hatten sich müde von mir verabschiedet. Müde gähne ich
- müde ist doppelt.

Noch mal kurz überarbeiten, dann ist das eine wirklich gute, romantische Geschichte, die sich in dieser Kategorie wohltuend von der Masse abhebt.
Gerade die Idee, das Tanzen als Hauptmotiv zu nehmen, und aufzuzeigen, wie unterschiedlich Menschen tanzen können und wie sehr die Musik auch von innen kommt, finde ich klasse! :thumbsup:
Lieben Gruß

chaosqueen :queen:

 

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