Tanzen, Trinken, Träumen
Tanzen, Trinken, Träumen
Das Leben tobt, es macht mich fertig. Die Arbeit bringt mich um. Ich bin dadurch langsam nicht mehr derselbe wie früher. Ich verliere mich in einer Traumwelt der Musik und des Rausches, der Parties und des Nachtleben, der Ziellosigkeit und der Depression, angetrieben durch die Flucht vor dem Alltag. Ein spiralförmiger Taumel in ein geistiges Nirwana, verstärkt durch die dämpfende Wirkung des Alkohols.
Wenn ich nicht ausgehe, dann erhellt das Flimmern des Fernsehers meine Sinne, der dumpf dröhnende Beat der House-Musik hält meine Koffein-induzierte Nervosität aufrecht, hält mich wach. Denn ich bin müde. Immer müde, und sollte eigentlich regelmäßig früher schlafen gehen. Aber meistens gehe ich in Diskos, zum Tanzen, oder einfach nur Rumstehen, Trinken und Vergessen.
Und wenn ich dann da bin, dann dauert es meistens nicht lange, und allmählich, immer schneller, dreht sich der Raum um mich herum. Rote, grüne und gelbe Scheinwerfer blitzen und blenden, blitzartige Schnappschüsse von Leuten um mich herum, wild die Arme in der Luft schwenkend, lachend, trinkend, verdrängend. Ein Drink, ein Blitz, ein Beat, wieder und immer wieder – Leute, tanzend, trinkend, anrempelnd, sich gegenseitig anbaggernd, proletig und billig.
Und ich dreh mich, schneller, schneller, ... immer schneller...
Und dann, ganz langsam durchdringend, lullen mich die schweren, dröhnenden Bassbeats ein. Der Alkohol strömt mir warm durch den Kopf. Die Wahrnehmung wird merklich langsamer, die Musik verschwindet im Hintergrund, die Gedanken werden unscharf.
Dann der Riß. Die Umgebung verschwimmt. Ein großes Loch, Dunkelheit, durchsetzt von roten, grünen und gelben Blitzen. Bässe wabern quer durch den Hinterkopf, eine angenehme, leichte milchglasige Schallmauer legt sich über den Raum.
Dann endlich: Vergessen – Nein! Verdrängen. Wenigstens bis morgen. Nicht an die Arbeit denken. Nur für heute Abend. Das reicht schon. Dann war es ein guter Abend. Nichts wirklich wahrnehmen. Nichts verarbeiten müssen. Keine Fragen, keine Antworten, keine Meinung und vor allem: keine Entscheidungen. Keine Zwänge, keine Verstellung, nicht mal mir selbst gegenüber, denn: die Leute sind egal. Alles ist egal, austauschbar und unrelevant. Eine sich bewegende Kulisse, die lediglich dazu dient, die Musik im Raum mit Bewegung zu füllen. Alles was zählt ist: Tanzen, trinken, träumen.
<span class="ssilver">[Beitrag editiert von: philipp am 27.02.2002 um 00:30]</span>
[ 22.04.2002, 14:35: Beitrag editiert von: philipp ]