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Tanz!
Erwachen.
Dunkelheit. Habe ich...geschlafen? Ich...kann mich nicht erinnern. Kalt. Ein offenes Fenster, ein Fenster muss geöffnet sein, vielleicht...aber warum dann kein Mondlicht, es ist...völlig dunkel. Die Luft ist...ganz ruhig, es gibt keinen Wind, kein Wind. Wo bin ich...wo...bin...ich?
Denk nach...denke...nach!
Versuch dich zu erinnern.
Erinnern.
Da ist...dieser Mann. Er lächelt...er lächelt...mich an. Er nimmt meine Hand und sagt: „Tanz!“
Musik, Gesichter, Lachen, rote Wangen, zuckende Beine, schwingende Arme, schwerelos, ganz...frei, Musik, der Rhythmus dunkel, kreischend bunte Kleider, Bewegung, Musik, Licht und Schatten im rasenden Wechsel, stampfende Füße, er lacht und wirft mich durch die Luft, hält mich fest. Halt mich fest.
Es ist...eine Bar. Die Leute tanzen. Wir tanzen, tanzen uns besinnungslos. Die Band spielt...Jazz...auf der Bühne steht eine Farbige und singt.
Dieses Lied...wir sind verloren, treiben in der Melodie. Lass dich fallen, komm, lass dich einfach fallen, ich fang dich schon. Hab...keine Angst, hab bloß keine Angst.
Die Hitze und der Schweiß, die Körper reiben aneinander. Wir schmelzen, rufe ich und lache dabei.
Etwas zu trinken, Hauptsache etwas zu trinken „Ja,“ sagt er, „Warte.“ Verschwunden. Er ist weg. Warte!
So heiß, so entsetzlich...heiß. Der Atem in meinem Nacken. Die anderen werden immer mehr. Die Luft wird immer weniger. Meine Füße stolpern dem Ausgang entgegen...Exit. Exit!.
Die Straße. Die Lichter. Sind das...Sterne? Nein...es sind...Neonreklamen, sie...flackern ein wenig. „Tony´s Bistro“. „24h Hotel“. Ist er das, dort drüben? Oder dort, oder dort? Vielleicht...Ich kann ja über die Straße gehen, ganz einfach...ganz einfach... Zwischen den Autos und den...Häuserketten.
Einsatzfahrzeug, das Licht so grell, vorne weiß und hinten rot, Strahlenblenden, Sirenenheulen, Rufe, der Wind kühl im Gesicht, das Rauschen der Bäume, ganz fern, Bahnhof, Zug rattert davon, zwei Minuten zu spät, zu spät, zu langsam, vorbei, die Schritte immer weiter, im Takt der Stadt, eins zwei, eins zwei, eine alte Frau tritt mir in den Weg, lächelt, spricht. „Por favor!" sagt sie, streckt die Hände aus, leere Hände, Furchen sind darin, nur...Furchen, die Autos beginnen zu summen, unter den Straßenlampen gibt es helle Flecken. Wie Inseln, denke ich, wie Inseln. Die Frau lächelt, sie lächelt, lächelt. Lächelt mich müde.
Umdrehen. Laufen. Kleine Gassen, Hinterhöfe. Stehenbleiben. Ein Hotel, alt, kaputt, billig. Tür auf, rein, Schlüssel, „Erster Stock, dritte Tür links.“, Treppe rauf, das Knarren der Stufen, den Gang entlang, keine Fenster, es gibt...keine Fenster, Blumen auf der Tapete, hier.
Der Schlüssel...rasselt, knackt...das Schloss klemmt. Nicht schlimm, nicht schlimm, die Tür schwingt auf, mit einem Seufzer, leise nur. Alles leise, und kalt, Licht geht nicht, Schatten an den Wänden auf dem Boden an der Decke. Nicht wichtig, nicht wichtig. Tasten, Stolpern, Fallen, egal. Ich schlafe ein, sofort. Schlafe ein, schlafe ein. Es ist wie ein Flüchten, ich denke...es...ist ein Traum. Ich sehe mich selbst...schlafend...auf einer Wiese. Es gibt keine Blumen...keine Blumen mehr. Ich...
Ich habe etwas getan...es war...nicht gut. Ist es...eine Strafe? Aber was...warum...
Nein! Bitte noch nicht, nicht, nein!
Erwachen.
Dunkelheit. Habe ich...geschlafen? Ich...kann mich nicht erinnern. Kalt. Ein offenes Fenster, ein Fenster muss geöffnet sein, vielleicht...aber warum dann kein Mondlicht, es ist...völlig dunkel. Die Luft ist...ganz ruhig, es gibt keinen Wind, kein Wind. Wo bin ich...wo...bin...ich?