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Tanz mit dem Teufel

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11.02.2018
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Tanz mit dem Teufel

Um diese Uhrzeit ist kein Mensch mehr auf der Straße. Es ist so still, als existiere die Stadt nicht mehr, als stelle sie sich tot, damit man sie nicht bemerkt. Ich schaue auf das brachliegende Industriegebäude auf der anderen Straßenseite, das Dach eingefallen, die Ziegelsteinwände mit Moos bewachsen. Im schmalen Lichtkegel der Straßenlaterne sehe ich, dass es nieselt, aber ich merke davon nichts, ich sehne mich nach richtigem Regen, der meine heiße Haut kühlt.
Ich drücke mich fester gegen die kühle Hauswand in meinem Rücken und blicke ihm hinterher, wie er die Straße entlanggeht, den Blick auf die Schuhe gerichtet, leicht vornübergebeugt, als stemme er sich gegen den Wind, dabei ist die feuchte Luft ganz reglos, der Qualm meiner Zigarette steht wie eine kompakte Wolke vor mir und nimmt mir die Sicht.
Ich erschauere bei dem Gedanken, wie oft wir die Chance verpasst haben, uns kennenzulernen. Als habe die Welt uns aufeinander zugeschubst, aber wir seien einfach immer weitergegangen. Als wir uns endlich trafen, da war er schon vergeben, da war es schon zu spät.
Er sagte, wir seien eine Möglichkeit füreinander, eine, gegen die er sich entschieden habe. Dass er sie nicht verletzen wolle, dass er nicht mehr von vorn anfangen wolle, dass er einen Plan für sein Leben habe, Kinder, Heirat, das alles stehe jetzt an. Aber was ist, wenn wir nicht nur eine Möglichkeit füreinander sind, sondern eine Notwendigkeit? Er wollte das nicht hören, er schaute weg, konnte meinem Blick nicht standhalten.
Aber jetzt weiß ich, dass er es auch fühlt, heute Nacht hat er hat sich verraten. Heute Nacht, im Dunkeln, auf der Straße, als nur noch wir da waren und als keiner hinschaute und es die Welt nicht mehr gab, für die er seinen Plan gemacht hat, und als da diese finstre Ecke war, diese Hauswand, an die er mich drücken konnte, da hat er endlich nachgegeben und für einen kurzen Moment wären wir fast keine Möglichkeit mehr gewesen, sondern eine Tatsache.
Aber ich hielt ihn davon ab, weil ich für ihn nicht die andere Frau sein wollte, weil es so nicht richtig war, in der trügerischen Dunkelheit, die sich wie ein Hinterhalt anfühlte, und da schaute er mich plötzlich erschrocken an, als sei er gerade aufgewacht.
Er trat einen Schritt zurück und sagte, dass er nicht hier sein sollte, und dann drehte er sich um und ging, ohne sich noch einmal umzusehen.
Eine S-Bahn legt sich ein paar Häuserblocks weiter mit einem zornigen Quietschen in die Kurve und zerschneidet die Stille der Nacht. Und ein Beben durchläuft mich und ich bin plötzlich so wütend auf mich, weil ich mich nicht hätte verstricken lassen sollen von jemandem, der nicht zugeben will, dass er mich mag! „Dann geh doch!“, schreit es in meinem Kopf. „Wenn du mich nicht magst, dann halte dich fern von mir! Dann spiel nicht mit mir, dann drück mich nicht im Schatten der Nacht an eine Hauswand! Du hast deine Entscheidung getroffen, also geh heim zu ihr, na los, geh schon, vergiss diesen Moment!“ Doch die Worte wollen meinen Mund nicht verlassen, sie verhallen wie ein Echo in meinem Kopf und als sie endlich verstummen, ist es um mich herum wieder ganz still.

Und dann kippt etwas in mir. Während ich da stehe und ihm zusehe, wie er weggeht, wird mein Herz ganz ruhig und ich werde so kalt wie die Nacht um mich herum. Also drücke ich mich von der Wand ab und setze einen Fuß vor den anderen. Ich atme ein und ich atme aus und ich werde immer kälter und ich blähe die Nüstern und jetzt hat das alles ein Ende, jetzt lasse ich mich nicht mehr so herumschubsen. Heute Nacht gehe ich auf die Jagd.
Mit festen Schritten und schwarzen Augen gehe ich in den nächsten Club, verlasse die Welt da draußen und betrete diesen heißen, feuchten Moloch, wo der Atem von hunderten Leuten von der Decke tropft. Die Musik dröhnt mir im Kopf und lässt meine Knochen vibrieren und ich trinke, um das kalte, blaue Feuer in mir zu löschen, und ich schaue mich um und sehe am anderen Ende des Raumes einen Mann, in dessen Augen es genauso flackert. Der den Teufel im Leib hat. Jemand, der so kalt ist wie ich heute, der genauso dreckige Gedanken hat und einen Körper, so stark, dass er mich mit einer Hand zerquetschen könnte. Also gehe ich rüber und wir sehen uns an und er weiß es auch.
Und dann tanze ich mit dem Teufel, der zwischen all diesen schwitzenden Menschen und der dröhnenden Musik schon anfangen will, mit mir zu spielen. Er lässt mich seine Kraft spüren, aber ich halte immer wieder dagegen, dränge ihn zurück, entwinde mich. Und so tragen wir unsere Machtkämpfe aus, ringen miteinander. Zwei Teufel, die da tanzen, Feuer in den Augen, Übles im Kopf und zwei Körper, die sich zerschmettern wollen.
Ich frage nicht nach seinem Namen und es interessiert mich nicht, wer er ist, ich will ihn nur in meinem Bett. Also flüstere ich ihm etwas ins Ohr und dann gehen wir zu mir. Ich hab ein bisschen Angst vor ihm, aber das hält mich nicht ab, das gefällt mir. Sein Körper ist wie aus Stein geschlagen, so groß und so schwer, dass ich darunter ganz klein werde, ganz verschwinde. Und er macht mit mir, was er will, und er ist brutal dabei, fasst mich zu fest an und hinterlässt mit seinen riesigen Händen überall blaue Flecken auf meiner Haut, er reißt an meinen Haaren und er kratzt mich und ich reize ihn nur noch mehr und ich lache dabei und das macht ihn nur noch rasender und so wüten wir wie die Tiere in meinem Bett, zerfleischen uns und lassen nichts übrig.
Als mir die Kraft ausgeht, hänge ich schlaff in seinen Armen und nur ein Blick aus meinen eiskalten Augen kann ihn daran hindern, immer weiter zu toben. Weil er weiß, dass ich es ihm verbiete, noch einmal die Hand an mich zu legen, und da gibt er nach, weil ich in meiner Rage nicht weniger Tier bin als er.
Als es vorbei ist, will er Abbitte leisten - will mir die Haare streicheln, an denen er mich festhielt, will mir den Rücken kraulen, der ganz zerkratzt ist, seinen Kopf in meinen Schoß legen. Aber ich habe keine Lust, ich lasse ihn nicht. Ich bin ganz kalt, ganz ruhig, ich will keine Versöhnung. Ich stehe auf, wandere durch meine Wohnung, streife mit den Händen meine Wände, lehne mich in den Türbogen und sehe ihm zu, wie er sich anzieht.
Er weiß nichts über mich, nicht einmal meinen Namen. Aber noch eine ganze Woche lang steht er Nacht für Nacht vor meiner Haustür. Zwischen den Gardinen meines Schlafzimmerfensters hindurch kann ich ihn sehen, wie er von der anderen Straßenseite aus zu mir hochschaut und wartet, der Qualm seiner Zigarette sieht blau aus im Licht der Laterne. Von jetzt an wird er in jeder Frau, die er in sein Bett schleppt, nach mir suchen. Für ihn werde ich immer die Eine sein.

 

Hi Puck,

deine Geschichte ist ja zweigeteilt, und genau so geht es auch mir damit.
Den zweiten, wütenden Teil finde ich Klasse, und sprachlich habe ich sowieso nichts zu meckern, das ist sehr stimmig, aber der erste Teil mit dem Du hat mich einfach nicht erreicht. Bei deiner anderen Geschichte hattest du das ja auch, mit der persönlichen Anrede, da fand ich das gut, aber hier kommt es für mich einfach so rüber wie ein beliebiger Klagebrief, und ich hatte schon fast keine Lust mehr, und das finde ich schade, weil es dann richtig gut weitergeht.
Persönlich könnte ich mir den ersten Teil in der dritten Person und im Präteritum besser vorstellen, wenn deine Prota reflektieren würde, während sie durch die Straße läuft und noch ein paar weitere Sinneseindrücke hätte als nur ihre Erinnerungen.
Und dann genau so weiter mit dem zweiten Teil: Und dann kippt etwas in mir.

…und betrete diesen heißen, feuchten Moloch
Kann man einen Moloch betreten? Ist doch ein Wesen, eine Figur …


Also gehe ich rüber und wir sehen uns an und er weiß es auch.
Das finde ich sehr schön!

Ich finde, du bringst die Gefühle und die Stimmungsänderung deiner Protagonistin sehr gut rüber, ich spüre ihre Wut und bin mir sicher, von jetzt an wird sie alle leiden lassen. :D

Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo AWM und Puck,

ich glaube, ich muss ins Bett - ich war wohl geistig etwas abgedriftet, natürlich hast du Recht - Moloch Großstadt zum Beispiel ist ja selbst mir ein Begriff. ;) Ich fand es an der Stelle in der Geschichte irgendwie ungewöhnlich, aber passen tut es wohl trotzdem. Gute Nacht! :sleep:

 

Hola Puck,

wirklich toll – und so schreibst Du nach einem Jahr ‚Praxis’? Das ist gleich mehrere Chapeaux wert.
Interessant, dass Du auf Dialoge verzichtest – mit denen kann man ja einiges bewerkstelligen. Doch dieser Text hat das gar nicht nötig. Auf einen Rutsch hab ich ihn gelesen, und fand die zunehmende Dichte großartig. Kann als Prototyp für eine gelungene Kurzgeschichte dienen.
Besonders das Ende ist klasse – mMn kann man das nicht besser machen.

Ganz großes Kompliment, liebe Puck – so ein gutes Stück Text wird wohl auch etwas bequem gewordene Schreiber anstacheln (mich zum Beispiel), aufs Gas zu treten.
Wach werden passt ja auch zum Frühling.

Viele Grüße!
José

 
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Hey AWM,

danke erstmal für das Lob! Ich freue mich, dass dir der Text und die Sprache gefallen haben!

Deine dritte Anmerkung ("heim" streichen) hab ich übernommen, die ersten beiden habe ich jetzt noch nicht korrigiert, weil ich plane, den gesamten ersten Teil noch einmal zu überarbeiten. Dazu gleich mehr. Dann behalte ich deine Vorschläge aber natürlich im Hinterkopf, vielleicht erledigt es sich aber auch von selbst und die Stellen kommen gar nicht mehr vor.

Ich kann gut verstehen, dass du über die Stelle mit dem Fehler gestolpert bist, du hast Recht, das ist etwas missverständlich. Wie du richtig sagst, geht es ja darum, es richtig zu machen und nicht mit einem Betrug anzufangen, nicht bloß auf offener Straße ein bisschen rumzumachen, ohne dass es etwas bedeuten würde. Natürlich soll er den Plan zerschlagen, aber nicht so. Ich sehe, da muss ich nochmal ran.

Danke für dein Feedback!


Hallo Raindog!

Auch dir erstmal Dank für dein Lob und deine Vorschläge! Ich muss dir ganz ehrlich sagen: Mir geht es genauso wie dir! :lol: Ich finde auch, dass mir der zweite Teil besser gelungen ist, während der erste gerade noch mein Sorgenkind ist.
Ich weiß, ich weiß, diese elendige Du-Anrede... Keine Ahnung, warum ich da immer bei lande.:hmm: Ich habe den ersten Teil schon sehr gekürzt, weil mich irgendwann dieses -ich sags jetzt mal fies- Gezetere, das Vor-sich-hin-Geschimpfe total genervt hat. Ich hab den Text auch in der Hoffnung online gestellt, hier irgendwie Inspiration zu finden, wie ich das anders verpacken kann. Denn verzichtbar ist der Teil ja nicht, der ganze zweite Teil ergibt sich ja aus der Wut darüber.
Ich dank dir für den Vorschlag, ihn so umzugestalten, dass die Prota durch die Straßen geht und über den Vorfall (in der dritten Person) reflektiert. Ich probiere das auf jeden Fall aus und würde mich freuen, wenn du es dir dann noch einmal anschaust!

Merci, merci und bis dahin!
Viele Grüße,
Puck


Und kaum habe ich das abgeschickt, sehe ich den Kommentar von josefelipe... Mensch, du treibst mir ja die Schamesröte ins Gesicht!:shy: Hab ganz vielen Dank für deine lieben Worte, das baut mich sehr auf und macht mich gerade sooooo glücklich! Danke, danke, danke!:lol:
Viele Grüße!

 

Hallo Puck,
da hast du einen tollen Text geschrieben. Mir geht es natürlich wie den anderen. Der zweite Teil ist großartig. Der erste nicht.
Es gibt am Anfang auch Passagen, die für mich nicht stimmig sind:
„Ich wusste vom ersten Moment an, dass du mir Probleme bereiten würdest.“
Gibt es einen ersten Moment? Der Typ und deine Prota waren sich doch lange Zeit egal. Haben sich nicht einmal bemerkt.
„Aber wir haben uns zu spät getroffen.“ Zu spät? Sie kennen sich doch schon eine Ewigkeit?
„…dein ganzes Wesen auf einen Schlag erkannt.“
Wann war denn das? Wodurch? Das nächtliche Knutschen? Das zweite „erkannt“ ist überflüssig in dem Satz.
„…aber wir haben uns nie bemerkt.“ Anscheinend doch irgendwann, oder? Zumindst die Prota ihn….

Da ist für mich einiges nicht stimmig, Puck.

„Und dann kippt etwas in mir.“ Du zeigst das so großartig. Die vorauseilende Erklärung kannst du dir schenken.
Ich finde, der erste Teil kommt über den Status einer Einleitung nicht hinaus. So als müsstest du erklären, warum sie später so „austickt“. Aber das musst du nicht. Zumindest nicht in dieser Ausführlichkeit. Auf die Stärke der Direktheit im zweiten Teil kannst du dich mehr verlassen, als du vielleicht denkst.
Lieben Gruß
wander

 

Hallo wander!

Ich freue mich sehr, dass dir der zweite Teil so sehr gefällt! Dass der erste noch krankt, sehe ich vollkommen ein.
Kurz zu den Stellen, die du unstimmig fandest: Ich wollte im Grunde sagen, dass beide zwar jahrelang die Möglichkeit gehabt hätten, sich kennen zu lernen (weil sie zum Beispiel zusammen studiert haben, in der gleichen Nachbarschaft gewohnt haben), es dazu aber aus lauter unglücklichen Zufällen nicht gekommen ist. Als sie sich dann endlich begegnen, ahnt die Protagonistin direkt ihre Zusammengehörigkeit, doch er ist schon in einer Beziehung und hat seinen "Plan" längst gefasst, demnächst Kinder zu kriegen, zu heiraten etc. Er will nicht mehr von vorn beginnen, für ihn ist der Zug abgefahren.
Ich sehe, da liegt noch Arbeit vor mir. Ich setze mich jetzt noch einmal an den ersten Teil ran und versuche ihn so anzupassen, dass er dem zweiten gerecht wird.:shy: Das muss alles kompakter, bewegter, lebendiger! - Ich krämple die Ärmel hoch!:D

Danke für dein Feedback und viele Grüße!
Puck

 
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Hallo wander, Raindog, AWM,

ich war fleißig und habe den ersten Teil komplett überarbeitet. Weil ich jetzt viel zu neugierig bin, eure Meinung zu der neuen Fassung zu hören, stelle ich sie direkt online. Ich hab sie jetzt also nicht ein bisschen ruhen lassen, um ein paar Tage später nochmal nach Fehlern zu schauen, und hoffe, dass ich keine groben Patzer eingebaut habe.:Pfeif:

Ich würde mich unheimlich freuen, wenn ihr mir sagt, was ihr davon haltet!
Viele liebe Grüße,
Puck


Hey linktofink,
jetzt haben wir wohl zeitgleich unsere Kommentare gepostet!:lol: Ich danke dir für die Überlegungen zum ersten Teil, ich finde, das wäre auch eine super Idee! Jetzt hab ich den natürlich gerade eben überarbeitet und viel geändert und entschlackt... Wäre es ganz frech von mir, wenn ich dich bitten würde, den Text noch einmal zu lesen, jetzt in der neuen Fassung? :shy: Ich wäre neugierig, ob du es diesmal weniger kompliziert und um die Ecke findest!
Viele Grüße!
Puck

 

Hey Puck,

Ich habe deine Story und die comments gelesen und über den ersten Teil nachgedacht.
Die Krux an der Sache ist mMn, dass sie sich schon lange kennen, es aber nie zu einer Annäherung gekommen ist und jetzt ist es zu spät, denn er hat sich gegen sie als Möglichkeit entschieden, obwohl sie füreinander bestimmt zu sein scheinen. Puh!

Was wäre, wenn du die Ausgangssituation änderst? Wenn sie tatsächlich schon die andere Frau ist?
Emotional abhängig von dem Kommilitonen, der sie als Gespielin ausnutzt und vertröstet, bis sie genug hat. Der die Pläne für sein Leben ohne sie schmiedet und sie doch bis zur Unerträglichkeit im Unklaren lässt. Der für sie der Eine ist, an den sie immer denken muss.
Sie leidet so lange, bis sie die Schnauze voll hat, nicht mehr weiter kann und will. Und dann dreht sie den Spieß um, und geht auf die Jagd. Auch um sich von ihm auf die harte Tour zu befreien wie von einer Sucht.

Peace, linktofink

 
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Hey Puck,


ja, mir hat sie auch gefallen, deine Geschichte. Da stecken Kraft, erfahrbare Emotionen und Leidenschaft drin, Kompliment, mich hast du gefangen nehmen können, obwohl ich eigentlich kein Freund dieser Du-Konstruktionen bin. Funktioniert hier aber bei mir.

Den ersten Teil brauchst du schon, klar, aber er ließe sich mMn deutlich eindampfen.

Wir hätten uns schon früher treffen müssen, dann wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.
Ich würde hier einsteigen, der Satz macht neugierig und ich wäre unmittelbar im Geschehen. Alles andere zuvor kannst du rausschmeißen, finde ich.

Textkram, und ich warne dich schon mal vor, Peeperkorn hat mich kürzlich danach gefragt, ob ich eine Software sei ;). Also, ich kann schon recht kleinkrämerisch sein, was Wortwiederholungen etc. angeht. Ich möchte aber anmerken, dass ich deinen Text in einem Rutsch gelesen habe, beinahe ohne irgendwo hängengeblieben zu sein. Erst beim zweiten Lesen habe ich meine Pedanterie-Brille aufgesetzt, um ein paar (vermeintliche) Flusen anzustreichen. Folgendes soll also mehr Denkanstoß sein, weniger Kritik.

Wir hätten uns schon früher treffen müssen, dann wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.
Aber jetzt ist es dafür zu spät. Du hast einen Weg eingeschlagen und bist schon so weit darauf gekommen, dass du nicht mehr zurückgehen willst. Heirat, Kinder, du sagst, das steht an, du willst nicht mehr von vorn beginnen.
Ich sehe keinen Mehrwert in den Wortwiederholungen - auch stilistisch nicht.
Vorschlag (nur zum Verdeutlichen):
Wir hätten uns schon früher treffen müssen, dann wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.
Aber jetzt ist es dafür zu spät. Du hast einen Weg eingeschlagen und bist ihn so weit gegangen, dass du nicht mehr umkehren kannst (möchtest/ dass Umkehr unmöglich für dich ist), Heirat, Kinder, du sagst, das steht an, du willst nicht mehr von vorn beginnen.

... gegen die wir uns entschieden hätten. Aber du warst es, der diese Entscheidung getroffen hat.
Du entscheidest dich für sie, weil du sie nicht verletzen willst, weil es einen Plan gibt, weil alles seine Richtigkeit hat, so wie es ist, wenn da nur nicht dieses kleine, unbehagliche Gefühl wäre
Vermeidbar, finde ich - kein Mehrwert.
Vorschlag: ... gegen die wir uns entschieden hätten. Aber du warst es, der diesen Entschluss gefasst hat.
Du wählst sie (für dich), weil du sie nicht verletzen willst, weil es einen Plan gibt, weil alles seine Richtigkeit hat, so wie es ist, wenn da nur nicht dieses kleine, unbehagliche Gefühl wäre

... dass irgendwas nicht stimmt. Wie ein leises Klingeln im Hintergrund, ein Windhauch in deinem Nacken, ein feiner Geruch nach Feuer. Etwas stimmt nicht.
Wiederholung, redundante Info, zudem raubst du dem Satz zuvor ein wenig Kraft, meine ich. Würde ich killen.

Du gehörst zu mir und ich, ich gehöre zu dir. Menschen, die uns gar nicht kennen, die bemerken es - egal wo wir hingehen, sie merken es. Jeder weiß, wir beide gehören zusammen.
Das letzte ist mir too much.
Vielleicht: Jeder weiß es (das).

Aber jetzt, jetzt bist du zu weit gegangen und das hat dich verraten.
Ich weiß schon, dass du das aus stilistischen Gründen machst, würde hier jedoch trotzdem noch mal darüber nachdenken, ob du das zweite "jetzt" tatsächlich brauchst - diese Konstruktion wirkt ein wenig inflationär gebraucht, fände ich hier ohne stärker.

Du hättest fast einen Fehler gemacht und alles zerschlagen, deinen ganzen schönen Plan, hätte ich dich nicht abgehalten, aber das hab ich, weil wenigstens einer von uns das Richtige tun muss.
Ich würde oben den Konjunktiv überdenken, direkter werden, zudem hättest du den Doppler weg ;).
Vorschlag: Du wolltest (auf einmal) alles zerschlagen, deinen ganzen schönen Plan, hätte ich dich nicht abgehalten, aber das hab ich, weil wenigstens einer von uns das Richtige tun muss.

Und ich, ich stehe hier allein und bin wütend auf dich, weil du mich verleugnest und weil du trotz aller Mühe, niemanden zu verletzen, in diesem kleinen, schwachen Moment eben doch jemanden verletzt hast. Und das bin ich.
Ist schon gut, immer mal wieder mit Erwartungen zu brechen. Hier wünschte ich mir dennoch: "Und zwar mich."

Und ich bin wütend auf mich, weil ich so mit mir spielen lasse, weil ich deine Aufmerksamkeit genieße, auch wenn ich weiß, dass sie nur geliehen ist, und weil ich mich nicht hätte verstricken lassen sollen und einlullen lassen von jemandem, der nicht zugeben will, dass er mich mag.
Du willst hier die Atemlosigkeit, aber der Inhalt würde sich hier mMn besser entfalten, wenn du zwei Sätze daraus machen würdest.
Vorschlag (irgendwie so): Und ich bin wütend auf mich, weil ich so mit mir spielen lasse, weil ich deine Aufmerksamkeit genieße, auch wenn ich weiß, dass sie nur geliehen ist. Ich hätte mich raushalten müssen, mich nicht einlullen (bezaubern, bezirzen, verstricken) lassen sollen von jemandem, der nicht zugeben will, dass er mich mag (liebt).

... also geh heim zu ihr, na los, geh schon, vergiss einfach diesen Moment, und wenn du wieder das leise Klingeln hörst, dann rede einfach lauter, und irgendwann wirst du es nicht mehr hören.
Weg damit. Übrigens: starke Passage!

Er lässt mich seine Kraft spüren, aber ich gebe ihm immer wieder Konter,
Hm, gefällt mir nicht. Wie wäre es mit: "aber ich biete ihm Paroli", "aber ich halte dagegen", irgendsowas.

Ich hab ein bisschen Angst vor ihm, aber das macht nichts, das gefällt mir. Sein Körper ist wie gemeißelt, so groß und so schwer, dass ich darunter ganz klein werde, ganz verschwinde. Und er macht mit mir ...
Vielleicht: ... aber das spielt keine Rolle, das gefällt mir.

Weil er weiß, dass ich es ihm verbiete, noch einmal die Hand an mich zu legen[K] und da gibt er nach, weil ich in meiner Rage nicht weniger Tier bin als er.
Komma.


Freut mich, dass du hierher ins Forum gefunden hast, Puck, deine Geschichte habe ich sehr gerne gelesen.


Vielen Dank fürs Hochladen!

hell

PS: Huch, jetzt hast du den ersten Teil bereits bearbeitet. Hm, ich bin einfach zu langsam :). Mal sehen, vielleicht gebe ich nochmals Rückmeldung dazu.

 
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Oh Mensch, hell, da machst du dir solche Mühe und schreibst so einen langen Post und in der nächsten Sekunde ist der Text weg, auf den du dich beziehst! Das tut mir echt leid, ich weiß deine Arbeit sehr zu schätzen!
Ich hab natürlich beim Lesen gleich bemerkt, dass die meisten deiner Anmerkungen den ersten Teil betrafen. Da lag eben wirklich was im Argen, insofern war eine Überarbeitung wohl echt notwendig. Jetzt hab ich natürlich das ganze Konzept einmal umgestoßen...
Aber ich kann dir versichern, dass all deine guten und hilfreichen Korrekturen nicht umsonst waren, ich füge sie hier in meine eigene, alte Version ein, die existiert noch und steht gerade noch gleichberechtigt neben der neuen, weil ich selber noch gar nicht sicher bin, welche mir besser gefällt.
Die Anmerkungen zum zweiten Teil setze ich gerne gleich morgen um. Ich habe jetzt so lange auf Text gestarrt, dass ich fast schon schiele und befürchte, ich würde alles nur verschlimmbessern.:lol:
Hab Dank und viele Grüße!
Puck

 

Hallo Puck,
Ich habe die Urfassung des ersten Teils nicht gelesen, aber ich muss sagen, dass er mir immer noch nicht so ganz passt. Er ist mir einfach zu lang, für das, was danach kommt, auch wenn ich finde, dass er eigentlich ganz gut geschrieben ist.

Ich habe noch drei Anmerkungen.

"Dann geh doch!", schreit es in meinem Kopf. "Wenn du mich nicht magst (...)"
Der Punkt nach dem Kopf muss meiner Meinung nach durch ein Komma ersetzt werden, das ist ein eingeschobener Redebegleitsatz.

Jemand, der so kalt ist wie ich heute
Komma nach ist.

Also flüstere ich ihm etwas ins Ohr.
Wenn's mit ich-Erzähler geschrieben ist, dann will ich auch wissen, was da geflüstert wird.

Viele Grüße,
Anna

 

Hallo annami,

danke für dein Feedback! Ich schaue nochmal, ob ich den Text noch weiter runterkürzen kann. Mich würde natürlich interessieren, ob du bestimmte Teile vor Augen hast, die dir erlässlich erscheinen!

Zu deinen Anmerkungen: Ich war schon etwas verwirrt und habe jetzt extra nochmal nachgelesen, um sicher zu sein.:lol: Also:

"Dann geh doch!", schreit es in meinem Kopf. "Wenn du mich nicht magst (...)"
Der Punkt nach dem Kopf muss meiner Meinung nach durch ein Komma ersetzt werden, das ist ein eingeschobener Redebegleitsatz.
Nein, da muss kein Komma hin, weil es kein eingeschobener Redebegleitsatz ist, sondern nur ein nachgestellter. Eingeschobene Redebegleitsätze verwendet man nur, wenn der erste Teil der wörtlichen Rede kein vollständiger Satz ist. Zum Beispiel so: "Ich finde", sagte ich zu Annami, "dass Redebegleitsätze echt nervig sind."
In meinem Fall ist der erste Satz (Dann geh doch!) aber abgeschlossen. Was danach folgt, ist quasi nur eine weitere wörtliche Rede.

Und zu deiner zweiten Anmerkung:
Vor das wie kommt in diesem Fall kein Komma, weil kein vollständiger Nebensatz folgt, sondern nur ein Satzteil. Also: Das Essen war besser, als wir erwartet hatten. Aber: Das Essen war besser als erwartet.

Über das Flüstern denke ich mal nach, aber ich finde das an der Stelle irrelevant, weil sich wohl jeder vorstellen kann, was man in so einer Situation sagt.:D

Viele Grüße,
Puck

 

Hey Puck,

ich mag deine Geschichte. Sie trifft zwar nicht ganz meinen Geschmack, aber sie ist geradlinig, ehrlich und gut geschrieben.

Außerdem find ich diesen Absatz toll:

Und dann kippt etwas in mir. Während ich da stehe und ihm zusehe, wie er weggeht, wird mein Herz ganz ruhig und ich werde so kalt wie die Nacht um mich herum. Also drücke ich mich von der Wand ab und setze einen Fuß vor den anderen. Ich atme ein und ich atme aus und ich werde immer kälter und ich blähe die Nüstern und jetzt hat das alles ein Ende, jetzt lasse ich mich nicht mehr so herumschubsen. Heute Nacht gehe ich auf die Jagd.

Das ist gute Prosa, hat einen tollen Sprachrhythmus und ist die perfekte Überleitung zum zweiten Teil.

Manches ist mir ein bisschen zu dick aufgetragen, aber das ist vielleicht eher eine Sache des Geschmacks. Da will ich jetzt mal keine Kritik üben.

Die einzige Sache, die mich gestört hat:

Sein Körper ist wie gemeißelt

Die Metapher ist mir zu abgedroschen, da hättest du sicher etwas Kreativeres gefunden.

Liebe Grüße
Jan

 

Hey, Puck

Ich habe die bisherigen Kommentare jetzt nur überflogen, deshalb verzeihe mir, wenn sich etwas doppelt. Ich habe aber schon rausgehört, dass der erste Teil nicht so gut gefällt.

Ich finde ihn eigentlich nicht schlecht, genauso wie ich Deinen ganzen Text mag. Er ist sehr dicht und stimmungsvoll. Ich bin an der Erotik in Texten nicht richtig interessiert - ich weiß nicht, irgendwie erinnert mich das immer nur an mein Teenagerdasein, und so kann ich mich nicht richtig darauf einlassen. Vielleicht liegt es daran, dass ich den ersten Teil gar nicht so schlecht fand.

Ich habe mich dann aber gefragt, was mich daran stören könnte, und mir ist etwas aufgefallen. Du machst mich so neugierig auf den "IHN", auf diesen Mann, um den es ja eigentlich geht, mit dem die Frau alle anderen vergleichen wird. Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. Das Problem ist, dass ich ihn fast gar nicht zu sehen bekomme. Was ich sehe, ist die Stadt. Das ist komisch.

Ich kann mir die ganze Umgebung hervorragend vorstellen, die extrem feuchte Luft, ohne dass es wirklich regnet, das Kreischen und Rumpeln der U-Bahn, das fahle Licht der Straßenlaternen, das von den Ziegelsteinen der hohen Gebäude verschluckt wird. Aber der Mann ist für mich wie ein blinder Fleck. Ein Scherenschnitt vor dieser detailliert ausgearbeiteten Umgebung, der mal was sagt. Ich kann ihn nicht richtig greifen.

Vielleicht ist das ein Problem von mir. Ich bin ziemlich materialistisch eingestellt, deshalb möchte ich Dinge gerne greifbar haben. Und die ganze Stimmung Deiner Geschichte ist ja eher wie ein Lufthauch, den ich mit meinen Fingern nicht einfangen kann. Aber das sehe ich vor mir, das passt auch. Den Typen wiederum, den sehe ich nicht. Nur seinen Schatten.

Vielleicht hilft Dir das weiter. Vielleicht auch nicht. Das sind meine Gedanken dazu. Wie gesagt, ich fand den Anfang eigentlich recht stark. Nur, dass der Mann selbst so undeutlich blieb, das hat mich gestört. Den anderen kann ich mir gut vorstellen, da gibst Du mir Anhaltspunkte. Aber der ist ja eigentlich eher unwichtig?

Ansonsten: Good job. Freue mich, wieder etwas von Dir gelesen zu haben.

Viele Grüße,
Maria

 
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Hey Puck,
Noch eine kurze Antwort ...
Na gut, ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass ich da mit meinem Kommentar so viel Mist erzählt habe. Tut mir wirklich leid. *schäm* :sad:
Ob und wo du noch kürzen kannst, überlasse ich dir, ich bin müde und meine Konzentrationsfähigkeit reicht nicht mehr aus, um darüber länger nachzudenken. Konkrete Stellen fallen mir jedenfalls nicht ein. Bei nochmaligem Durchlesen denke ich aber inzwischen, du kannst es auch so lassen.

Nochmal viel Grüße,
Anna

 
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Liebe Puck,

wie den anderen, so geht es mir auch: Ich finde den zweiten Teil kraftvoll und gelungen und den ersten leider immer noch recht holprig und jetzt sogar noch ein wenig schwerfälliger als in der ersten Version. Du hast die Du-Form durch die Er-Form ersetzt. Für mein Empfinden nimmst du damit aber Dynamik aus diesem Teil. Das Du vermittelte mir in der ersten Fassung die Stärke und Direktheit der Empfindung und ich fand es als Unterscheidung der beiden Hälften auch konsequent: Das 'Du' geht verloren, an seine Stelle tritt ein beliebiges 'Er'.

Mein nächster Punkt ist die Wahl des Präteritums, mit der du im ersten Teil Vorzeitigkeit andeutest. Das ist für mein Empfinden nicht nötig und macht den Text ein wenig schwerfällig. Ich glaube, er könnte auch funktionieren, wenn du ihn durchgängig im Präsens verfasstest.
Eine andere Sache ist es vielleicht, wenn du, wie Raindog es wohl vorschlägt, den gesamten ersten Teil im Präteritum stattfinden lässt und der zweite Teil (im Präsens) dann auch formal eine Reaktion auf das im ersten Teil Erlebte darstellt.

Und eventuell solltest du auch noch einmal darüber nachdenken, ob du nicht insgesamt etwas zu stark in einen Erklärmodus verfällst. Das zeigen mMn auch die vielen 'als' und 'abers'.

Im schmalen Lichtkegel der Straßenlaterne sieht man, dass es nieselt, aber ich merke davon nichts, ich sehne mich nach richtigem Regen, der meine heiße Haut kühlt.
Als habe die Welt uns aufeinander zu geschubst, aber wir seien einfach immer weitergegangen. Als wir uns endlich trafen, da war er schon vergeben, da war es schon zu spät.
Er sagte, wir seien eine Möglichkeit füreinander, eine, gegen die wir uns entschieden. Dass er sie nicht verletzen wolle, dass er nicht mehr von vorn anfangen wolle, dass er einen Plan für sein Leben habe, Kinder, Heirat, das alles stehe jetzt an. Aber was ist, wenn wir nicht nur eine Möglichkeit füreinander sind, sondern eine Notwendigkeit? Er wollte das nicht hören, er schaute weg, konnte meinem Blick nicht standhalten.
Aber jetzt weiß ich, dass er es auch fühlt, heute Nacht hat er hat sich verraten. … und für einen kurzen Moment wären wir fast keine Möglichkeit mehr gewesen, sondern eine Tatsache.
Aber ich hielt ihn davon ab, weil ich für ihn nicht die andere Frau sein wollte, weil es so nicht richtig war, in der trügerischen Dunkelheit, die sich wie ein Hinterhalt anfühlte, und da schaute er mich plötzlich erschrocken an, als sei er gerade aufgewacht.
Das passiert wohl auch, weil du dich für die indirekte Rede entschieden hast. Möglicherweise könntest du die vielen Konjunktionen dadurch vermeiden, dass du die eine oder andere Äußerung in die direkte Rede packst. Das machst du ja auch schon hier:

„Dann geh doch!“, schreit es in meinem Kopf. „Wenn du mich nicht magst, dann halte dich fern von mir! Dann spiel nicht mit mir, dann drück mich nicht im Schatten der Nacht an eine Hauswand! Du hast deine Entscheidung getroffen, also geh heim zu ihr, na los, geh schon, vergiss einfach diesen Moment!“
Noch eine Kleinigkeit:
Und ein Beben durchläuft mich und ich bin plötzlich so wütend auf mich, weil ich mich nicht hätte verstricken lassen sollen und einlullen lassen von jemandem, der nicht zugeben will, dass er mich mag!
Fazit: Ich fand die Du-Form der ersten Version direkter und im Kontrast zum zweiten Teil auch gut begründbar. Das eingeschobene Präteritum halte ich für nicht nötig. Die Vielzahl der Erklärungen würde ich auf ein Mindestmaß reduzieren, eine kompaktere Form dafür finden und die Begegnung, in der alles kippt, noch stärker in den Vordergrund holen.

Liebe Puck, meine ganzen Mäkeleien ändern nichts daran, dass ich deinen Text für einen sehr lesenswerten und besonders im zweiten Teil beeindruckend kraftvollen halte.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Ja, kann das schlecht sein, was ein Poltergeist namens Puck verfasst? Eher nicht, gerade, wenn es um die Liebe geht - ein Wort, das inzwischen für alles und nichts verwendet wird vom Animalischen Trieb über Mitgefühl und Solidarität ("Nächstenliebe") bis zum alleinigen Besitzanspruch ohne warnenden Beipackzettel, der vor Eifersucht warnt.

Das schlimmste aber was passieren konnte, ist die formals schon formelhaft Anrede "(sehr geehrte/r"), die schon erlogen wa,r durch die liebe/r zu ersetzen und "Liebe" abzuwerten. Aber keine Frage, Du kannst schreiben. Aber warum verwendestu den Konjunktiv der indirekten Rede auch dort, wo eindeutig irreale Vergleiche gezogen werden, wie direkt zu Anfang,

bester Puck vor Ort?

Es ist so ohrenbetäubend still, als existiere die Stadt nicht mehr, als stelle sie sich tot, damit man sie nicht bemerkt.
wo "man"doch weiß, dass man genau in der Stadt ist, die man eben als nicht existent vermutet? Warum nicht konsequent Konjuntiv irrealis angewendet?, wobei der Indikativ zum Schluss nicht ausgeschlossen werden sollte.

Das gilt ebenso für die Passage

... und blicke ihm hinterher, wie er die Straße entlang geht, den Blick auf die Schuhe gerichtet, leicht vornüber gebeugt, als stemme er sich gegen den Wind, dabei ist die feuchte Luft ganz reglos, ...
("entlanggehen" und "vornüberbeugen" sind m. E. zusammenzuschreiben, gilt etwas weiter unten auch für "kennenlernen")

Auf Konjunk-un-tiefen solltestu die feine Erzählung noch mal abklopfen, die trotz der Zahl der Adjektive (incl. der substantivierten, wie etwa "quietschen", das lautmalerisch ein bestimmtes Geräusch nachahmt - wie etwa krähen und krächzen u. v. a. mehr auch) mir gelungen erscheint.

Triviales

Hier ist ein Komma nachzutragen

Und er macht mit mir, was er will[,] und er ist brutal dabei, fasst ...
weil der Relativsatz zu Ende ist und die Konjunktion zwo Hauptsätze verbindet.

Sehr gerne gelesen vom

Friedel

 

Wow, hier hat sich so viel getan, ich gehe jetzt einfach mal alle durch:

Hey LittleGhost!

Ich freu mich wahnsinnig über deine gute Kritik! Geradlinig, ehrlich und gut geschrieben, da gibt es nicht mehr zu zu sagen! Hab vielen Dank!!
Ach ja : Den "in Stein gemeißelten Körper" hab ich ersetzt, Schande über mein Haupt für diese wirklich abgedroschene Metapher! :sealed:

Viele Grüße!

Hey TeddyMaria!

Du hast schon die überarbeitete Fassung des ersten Teils gelesen - die Kritik bezog sich zum größten Teil auf eine ältere Version. Ich freue mich, wenn dir die neue gut gefällt!

Ich verstehe genau, was du hiermit meinst:

Aber der Mann ist für mich wie ein blinder Fleck. Ein Scherenschnitt vor dieser detailliert ausgearbeiteten Umgebung, der mal was sagt. Ich kann ihn nicht richtig greifen.

Ich habe es ein bisschen darauf angelegt, ich wollte im Grunde, dass er durch Abwesenheit glänzt, dass man ihn als Leser nur von hinten zu sehen bekommt, während er weggeht. Vielleicht könnte ich zumindest dieses Bild noch etwas detaillierter beschreiben, Haare, Mantel usw. Ich lasse es mir durch den Kopf gehen! Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung!

Viele Grüße!

Hallo annami!

Ach Quatsch, warum sollte ich es dir übel nehmen!? Ich hab immerhin mal wieder in den Duden geguckt!:lol: Danke, dass du dir trotz der vorgerückten Stunde nochmal die Zeit genommen hast, den Text zu lesen!

Viele Grüße!

Hallo barnhelm!

Ich freue mich, dass du zu den wenigen Leuten gehörst, denen die Du-Form gut gefallen hat!:shy:

Das Du vermittelte mir in der ersten Fassung die Stärke und Direktheit der Empfindung und ich fand es als Unterscheidung der beiden Hälften auch konsequent: Das 'Du' geht verloren, an seine Stelle tritt ein beliebiges 'Er'.
Genau so war es ursprünglich gedacht.

Wie gesagt, ich bin selber noch unschlüssig, welche Version mir besser gefällt. Schade, dass du diese schwerfällig findest, das wollte ich unbedingt vermeiden. Deine Vorschläge, entweder nur Präsens oder nur Präteritum zu verwenden, werde ich beide mal ausprobieren und schauen, wie sich das dann liest. Einen Versuch ist es allemal wert, vielleicht macht es sogar den entscheidenden Unterschied. Wird ausprobiert!
Und du hast ebenfalls Recht - auf keinen Fall will ich den Erklärbär spielen! Auch hier: Danke für deine Vorschläge! Weniger erklären, mehr zeigen, weniger indirekte, mehr wörtliche Rede! Und kürzen. Ich setz mich ran!

Vielen Dank für dein ausführliches Feedback und viele Grüße!

*hust* Sehr geehrter Friedrichard!

Ja, da hast du Recht, hier hat Puck wohl alles durcheinander geworfen. Wer hier eigentlich zu wem gehört, man weiß es nicht, es scheint verhext!

Captain of our fairy band,
Helena is here at hand,
And the youth, mistook by me,
Pleading for a lover’s fee.
Shall we their fond pageant see?
Lord, what fools these mortals be!

:Pfeif:

Danke, dass du (schon wieder) auf meine Konjunktive aufpasst! Kommata und Rechtschreibung sind auch behoben. Merci, merci für deine Rückmeldung und viele Grüße!

Hallo Manlio!

Vielen Dank für dein Feedback! Das meiste kann ich nachvollziehen, aber zwei Nachfragen/Anmerkungen hätte ich doch:

Ich drücke mich fester gegen die kühle Hauswand in meinem Rücken und blicke ihm hinterher, wie er die Straße entlang geht
Von der Situation her finde ich das komisch. Sie raucht, das heißt doch, sie verharrt, nimmt sich eine Pause, gleichzeitig scheint sie ihm aber zu folgen.

Ich bin etwas unsicher darüber, weshalb du annimmst, sie folge ihm. Sie steht dort, raucht und schaut ihm hinterher. Ich überlege, ob die Szene so lang ist, dass man denkt, sie verfolge ihn über Straßen hinweg. :(

Aber ich hielt ihn davon ab, weil ich für ihn nicht die andere Frau sein wollte
Hm, ich verstehe das nicht ganz. Sie will ihn doch?
Ja, sie will ihn, aber sie will ihn für sich allein. Sie will nicht "die andere Frau" sein, sondern "die Eine". Sie will nicht irgendso ein verschämtes schnelles Nümmerchen sein, will nicht, dass ihre "gemeinsame Geschichte" mit einem Betrug anfängt.
Vielleicht muss ich das klarer machen. Danke für den Hinweis!

Viele Grüße!


Sooo, ich glaube, jetzt habe ich alle. Danke nochmal für euer tolles Feedback und all die guten Anregungen, das hilft sehr! Ich muss das jetzt erstmal sacken lassen und ein bisschen herumprobieren (Präsens oder Präteritum? Du oder Er-Form? Kürzen oder mehr Details hinzufügen?) - viel zu tun!

Viele Grüße,
Puck

 

Wow Puck,

du hast Ernst gemacht. Viel von dem wirren Erklärenden, das am Anfang stand, hast du weggeschnipselt.

Dennoch liest es sich nicht stolperfrei.

Ich erschauere bei dem Gedanken, wie oft wir die Chance verpasst haben, uns kennen zu lernen. Als habe die Welt uns aufeinander zu geschubst, aber wir seien einfach immer weitergegangen. Als wir uns endlich trafen, da war er schon vergeben, da war es schon zu spät.
Es wird immer noch nicht klar, warum sie sich erst kennenlernen, als es zu spät ist. Was sprach vorher dagegen? Zufall? Bestimmung? Andere Beziehungen?

Als habe die Welt uns aufeinander zu geschubst
mMn zugeschubst, wie zugehen

und ich bin plötzlich so wütend auf mich, weil ich mich nicht hätte verstricken lassen sollen von jemandem, der nicht zugeben will, dass er mich mag!
Was mir nicht einleuchten will, ist die tiefe emotionale Verwicklung der Prota. Es ist doch nichts gewesen, es gab nur diese eine nicht vollendete Annäherung. Wie kann sie sich so sicher sein, dass er der Mann fürs Leben ist, dass sie füreinander bestimmt sind? Sorry, aber das halte ich für übertrieben. Das Rachemotiv (Heute Nacht gehe ich auf die Jagd) für den emotionalen Betrug an ihrem One-Night-Stand ist mir deshalb zu flau.

Als mir die Kraft ausgeht, hänge ich schlaff in seinen Armen und nur ein Blick aus meinen eiskalten Augen kann ihn daran hindern, immer weiter zu toben. Weil er weiß, dass ich es ihm verbiete, noch einmal die Hand an mich zu legen, und da gibt er nach, weil ich in meiner Rage nicht weniger Tier bin als er
Da habe ich ein Problem: Sie hängt schlaff und kraftlos in seinen Armen und ein Blick von ihr kann ihn stoppen, weil sie so in Rage ist? Hä?

Er weiß nichts über mich, nicht einmal meinen Namen. Aber noch eine ganze Woche lang steht er Nacht für Nacht vor meiner Haustür.
Kann er kein Klingelschild lesen? ;)

Du lieferst großartige Bilder und Sinneseindrücke:

Im schmalen Lichtkegel der Straßenlaterne sehe ich, dass es nieselt, aber ich merke davon nichts, ich sehne mich nach richtigem Regen, der meine heiße Haut kühlt.
den Blick auf die Schuhe gerichtet, leicht vornüber gebeugt, als stemme er sich gegen den Wind, dabei ist die feuchte Luft ganz reglos
weil es so nicht richtig war, in der trügerischen Dunkelheit, die sich wie ein Hinterhalt anfühlte
Ich atme ein und ich atme aus und ich werde immer kälter und ich blähe die Nüstern

Das sind starke Formulierungen, doch einiges ist mir zu dick aufgetragen:
Es ist so ohrenbetäubend still, als existiere die Stadt nicht mehr.
Eine S-Bahn legt sich ein paar Häuserblocks weiter mit einem zornigen Quietschen in die Kurve und zerschneidet brutal die Stille der Nacht.
... einen Körper, so stark, dass er mich mit einer Hand zerquetschen könnte
... zwei Körper, die sich zerschmettern wollen.

Für meinen ganz persönlichen Geschmack würde es deiner Geschichte und ihrer Glaubwürdigkeit gut tun, an manchen Stellen eine Oktave tiefer zu erzählen.

Peace, linktofink

 

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