Tanz des Lebens
Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass eine Frau so durchtrieben und voller Hass ist, dass in ihr der Teufel schlummert?
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Seit Tagen schon wurde ich das Gefühl nicht los, dass mich Blicke verfolgten, doch wann immer ich mich umsah war da niemand. Doch das ungute Gefühl wich mir nicht mehr von der Seite. Am Samstag ging ich dann mit einigen Freunden in eine Bar in unserem Bezirk. Wir wollten Spaß und vergnügten uns, machten uns über andere lustig und versuchten mit interessanten Mädchen ins Gespräch zu kommen. Es lief wie immer mehr schlecht als recht, denn meine “dummen” Sprüche, dass eine schöne Frau auf das Macho-Gehabe nicht hereinfalle, wurde einfach weggewischt.
Ich war dabei, doch mich überkam wie so oft die Lust dazu, einfach aufzustehen um an der Bar ein Getränk zu holen, um einfach einmal einige Minuten den Stumpfsinn hinter mir zu lassen. Ich pflanzte mich also an der Bar nieder und bestellte mir einen Drink, besetzte den gerade frei gewordenen Barhocker und drehte mich um, weil ich das Treiben meiner Freunde aus einiger Entfernung beobachten wollte.
Sah man sich die Gesichter der Mädchen an, die sie peinlichst versuchten anzubaggern, dann war klar, dass die meisten eher angewidert waren und das Weite suchten. Das Treiben an der Bar war da schon interessanter, denn neben den Leuten, die hier nur die Getränke runterrissen, um sich zu besaufen und andere glücklich zu machen, strandeten hier auch immer wieder Leute, deren Kopf andere Dinge im Sinn hatte oder um Leute wie mich, die einfach das Ganze aus der Entfernung beobachten wollten.
Wieder bemerkte ich die Blicke, die mich scheinbar seit Tagen verfolgten und ich sah mich um. 3 Stühle weiter sah ich sie dann. Eine sehr hübsche Frau etwa in meinem Alter. Sie hatte ihre Haare zu einem strengen Zopf nach hinten gebunden, trug ein sündhaft schönes Kleid in Schwarz. Die Lippen waren sehr schön geformt und die Augen hatten schon fast ein unnatürliches Blau. Sie war sehr schön und zwinkerte mir zu.
Ich fühlte mich gerade wie eine Litfaßsäule und lief rot an. Schnell wandte ich mich ab und tat so, als hätte ich das Zwinkern nicht bemerkt. Doch die Blicke schienen mich zu durchbohren und ich konnte dem nicht widerstehen. Möglichst unauffällig wanderte mein Blick wieder in Richtung des Zwinkerns, doch die schöne Unbekannte war verschwunden.
“Alles Einbildung” dachte ich gerade, als mich jemand anstupste. Mein Herz rutschte in die Hose, denn nun stand sie vor mir und fragte mich, ob ich Tanzen gehen wolle. Ich fühlte mich völlig überrollt und konnte nicht anders, als ihr zu folgen. Die Tanzfläche war proppen voll und trotzdem schien sich eine Spur zu öffnen, die uns den Weg bahnte. Der nun folgende Song war nicht einer dieser typischen HipHop Songs, die ich nicht besonders mag, sondern es kam eine völlig andere Melodie. Gitarren wechselten nun die Beats ab und ich fühlte mich etwas wohler, denn damit konnte auch ich etwas anfangen. Die Tanzfläche leerte sich etwas und so hatten wir mehr Platz. Doch scheinbar wollte die Fremde nicht so viel Platz, denn sie wiegte ihren Körper in den Klängen der Musik. Die enge Taille und der schöne Po schienen zu verschmelzen mit dem Rhythmus. Ja, sie wusste sich zu bewegen und ich kam mir etwas fehl am Platze vor. Doch sie schmiegte ihren Körper immer näher an meinen und meine Hände wollten ihre Weiblichkeit berühren, doch mein Kopf sagte “Bist Du verrückt?”.
Doch als hätte sie meine Gedanke gelesen, nahm sie meine Hand und führte sie behutsam an ihre Taille. Was war hier los? Ich kam mir unwohl und doch so wohl vor. Ich schien ihr zu verfallen und sie wollte scheinbar meine Schüchternheit lockern. Verführung in Perfektion war das und doch konnte ich nicht aus meiner Haut und blieb mir selber treu. Ich berührte sie, ganz zaghaft und sie lächelte, bewegte sich und schien glücklich zu sein. Ich merkte förmlich, wie die Blicke einiger auf uns gerichtet waren, doch es störte sie nicht.
Der Traum endete abrupt, als sich Micha zu uns gesellte und ebenfalls seine Hand nach der Unbekannten ausstreckte. Sie zeigte Größe und wich den Griffen aus, zwinkerte mir nochmals zu und ging. Ich wusste nicht was eben geschehen war, aber ich konnte nicht behaupten, dass ich darüber glücklich war, dass Micha mir gerade den Tanz meines Lebens versaut hatte. Oder sollte es vielleicht doch noch einen zweiten Tanz geben?