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Tam und Rehtron
*Eine Hommage an … na ja… schon klar, oder?*
Mortimer Schwachmattuk war Buchhändler. Er handelte damit. Mit Büchern. Manchmal hielt er auch Bücher, dann war er Buchhalter. Aber das tat er nur kurz, wenn er sie ins Regal sortierte oder einem Kunden überreichte. Deswegen war Buchhändler sein Hauptberuf und Buchhalter nur ein 400 Euro-Job.
Aber Mortimer hatte ein schreckliches Geheimnis. Was niemand wissen durfte: Er hasste Bücher. Er hasste sie so sehr, dass er heimlich, mit einem Inki „Ich, Mortimer, hasse Bücher – und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue“ in die Bücher schrieb. Aber immer nur auf Seite 69, weil er auch die 69 hasste. Aus pathologischen Gründen. Wenn das aber mal zufällig jemand entdeckte, redete er sich mit den Worten heraus: „Ich habe doch gar keinen Inki!“
„Ach so!“, kam dann jedes Mal die enttäuschte Antwort. Damit war seine Unschuld bewiesen.
Eines Tages kam ein Kunde in die Buchhandlung. Das kam schon mal vor. Er stand eine Weile unschlüssig herum, dann kam er zu Mortimer und fragte: „Entschuldigung! Sind Sie hier der Büchner? , fragte der Kunde.
„Ja, und man kann mich buchen! Ha, Ha!“ sagte Mortimer und ballte die Faust in der Tasche.
„Prima“, sagte der Kunde, der Herbert Anus Ani Maskulinum hieß und sehr fett war. Aber das tut nichts zur Sache. Es sah trotzdem scheiße aus.
„Verkaufen Sie auch kleine, süße Katzenkinder!“, fragte Herbert, der eigentlich nur große, grässliche Katzenkinder mochte. Aber das ist ein anderes Geheimnis, das niemand wissen durfte.
„Das heißt Katzenwelpen!“, sagte Mortimer besserwisserisch. „Die leben in Rotten.“
„Grotten?“, fragte Herbert
„Zuweilen!“, sagte Mortimer.
„Wirklich?“, fragte Herbert.
„Ja wirklich!“ sagte Mortimer.
„In echt?“, fragte Herbert.
„Ja, in echt“, sagte Mortimer.
„Ohne Scheiß?“, fragte Herbert.
„Ja, ohne Scheiß!“, sagte Mortimer.
„Finden Sie das eigentlich lustig, mich immer zu bestätigen?“
„Ich habe doch gar keinen Inki!“
„Ach so!“, sagte Herbert enttäuscht. „Aber zur Sache, in Wirklichkeit suche ich ein … Buch! Über kleine, süße Katzenkinder.“
Den letzten Satz schrie er beinahe.
Mortimer überlegte. Kurz. Dann ein bisschen länger.
„Ich habe leider nur eins, wo ein süßes, kleines Katzenkind von einem großen, grässlichen Waran gefressen wird“, sagte er dann.
„Ganz wirklich?“, fragte Herbert.
„Ja ganz wirklich!“ sagte Mortimer.
„Voll in echt?“, fragte Herbert.
„Ja, voll in echt“, sagte Mortimer.
„Total ohne Scheiß?“, fragte Herbert.
„Ja, total ohne Scheiß!“, sagte Mortimer.
„Das klingt aber interessant“, sagte Herbert. Ein gieriges Glitzern trat in seine Augen.
„Sie mögen wohl keine süßen, kleinen Katzenkinder!“, schlussfolgerte Mortimer.
Herbert riss entsetzt die Augen auf: „WOHER KENNEN SIE MEIN DUNKLES GEHEIMNIS?“
Mortimer zuckte mit den Schultern. „Möglicherweise habe ich drüber gelesen?“ Er zwinkerte verschwörerisch. „Ich lese in Ihnen wie in einem Buch.“
Seine Stimme triefte vor Hass, als er Buch aussprach.
Herbert schluckte, dann flüstert er: „Ich mag aber große, grässliche Warane. Ich mag alles, was groß und grässlich ist. Wirklich alles! Vorausgesetzt: es ist nicht zuuu groß und zuuu grässlich. Das macht mir Angst.“
„Darf ich Sie fotografieren?“, fragte Mortimer, in dessen Stimme plötzlich innige Zuneigung mitschwang.
„Textilfrei?“
„Mitnichten!“
„Ungern, aber nur von der Seite.“
„Dann nicht. Ach, hätte ich doch bloß nie gefragt! Wie konnte ich nur. Schande über mich und die meinen.“
„Habe ich Sie verletzt?“
„Soweit würde ich nicht gehen. Eher einen wunden Punkt getroffen.“
„Das passiert mir öfter. Ich bin eigentlich Detektiv.“
„Wer von uns sagt das gerade?“, fragte Mortimer. „Ich habe ein bisschen den Faden verloren?“
„Ist das ein Auftrag?“, fragte Herbert. „Falls ja: Das Codewort lautet „Gnoebel und Jack Torrance sind witzig“.
„Ja, das stimmt inhaltlich zu 100 Prozent“, sagte Mortimer. „Ist aber sachlich zu 99 Prozent falsch, weil es ja eigentlich viel mehr ein Codesatz ist.“
„Was würde (zenziert) dazu sagen?“, fragte Herbert. „Der Autor solch großartiger Werke wie (zensiert) und (zensiert). Wahrscheinlich würde er solche Sachen sagen, wie: (zensiert) “
„Jetzt wird es reichlich absurd“, sagte Mortimer. „Erinnert mich an eine frühe Geschichte von Tam und Rehtron.“
„Mich an einer ihrer späteren.“
"Nein. Eigentlich an alle!"
Plötzlich entstand eine kurze Denkpause.
„Könnten Sie sich vorstellen, darüber länger mit mir zu reden. Ja, womöglich, ich wage es kaum zu hoffen, darüber zu … diskutieren? Mit stichhaltigen Argumenten! “, hauchte Mortimer.
Herbert betrachte den Mann eine Weile: „Sie sind groß und grässlich. Vielleicht einen Tick zuuu… Aber noch gerade an der Grenze. Also lautet meine Antwort: Ich glaube, ich empfinde mehr als Freundschaft für Sie. Oder darf ich Sie duzen?“
Es hätte ein so schönes und tränenreiches Happy End werden können, aber das wirkliche Leben ist anders, und so fiel in diesem schicksalshaften Moment Herberts Blick auf die Schreibtischunterlage in dem Geschäft und er gewahrte einen länglichen Gegenstand mit schwarzer Kappe.
„Oh mein Gott!“, hauchte er fassungslos, als er sich endlich wieder gefasst hatte. „Oh mein Gott! Sie haben ja doch einen Inki.“
Mortimer griff langsam nach der Axt…
ENDE