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Talk-Show mit Erkan

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31.07.2002
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Talk-Show mit Erkan

Ich hatte ihn schon drei Tage nicht mehr gesehen. Versuchte, mir mit oberflächlichen Sachen die Gedanken zu vertreiben. Aber was ich auch anstellte, es half nichts. Die Gedanken an ihn umlagerten mich wie lästige Stubenfliegen. Ich versuchte, etwas Neues zu lernen, lieh mir Bücher über die spanische Sprache aus der Bücherei aus, aber auch das barg keine Linderung. Stundenlang hockte ich da und starrte das Telefon an. Hatte ich denn überhaupt keine Selbstachtung mehr? Ich hatte Sehnsucht nach ihm, auch wenn ich ihn verabscheute. Wieso hatte ich mich mit ihm eingelassen? Lucie hatte mich ja gewarnt. Lass die Finger von Erkan, er ist nichts für dich. Er ist ein Weiberheld. Wer weiß, vieleicht hat er Aids, so wie der sich durch die Betten poppt!
Aids? Erkan, niemals! Er hatte so sanfte, weiche Haut, so rein.
Es klingelte, ich stürzte zur Tür. Das war er, das mußte er sein! Erkan, endlich! Er war es tatsächlich, er stand ganz cool im Türrahmen.
- Na, Baby, alles klar bei dir?
- Ja, komm rein.
Mhm, wie gut er wieder roch, nach Lavendel und Orangen. Ein Parfum, das sein Vater Mustafa selbst herstellte. Familie Özgül stellte vieles selbst her: Brot, Pasta (sie aßen tatsächlich Pasta), Shampoo, Zahnpasta, Duschgel.
Er setzte sich mit einem Seufzer auf mein neues Zebrasofa.
- Ey, GEIL!, sagte er.
- War auch ziemlich teuer!
- Und haste mich vermißt, Schnecke?
- Wie kommste darauf?
Er grinste, nahm eines der Kissen und drückte es gegen mein Gesicht. War der verrückt geworden, auf Droge oder sonstwas?
- HÖR AUF!
- Haste deine Tage oder was?
- Nö. Aber das ist doch bekloppt!
Enttäuscht warf er das Kissen auf den Boden. Ich stand auf und stellte das Fernsehen ein. Irgendeine Talk-Show. Eine dicke Blonde saß auf einem viel zu kleinen Stuhl und schimpfte einen Jungen an. Der saß seelenruhig neben ihr und grinste sie an.
- Du hast wohl mit der Helga rumgemacht! Du bist `n fieses Schwein, weißte das! Du bist ein Lügendrucker! Sag` doch nur einmal die Wahrheit, einmal nur!
Sie fing fast an zu Heulen. Der Junge tippte sich an die Stirn.
- Und was war mit der Party, auf der du dem Kalle einen geblasen hast, hä? Das hasste wohl vergessen, was? `Ne billige Schlampe bist du!
Die Moderatorin griff ein und versuchte zu schlichten. Erkan war ganz gebannt, er starrte auf das Fernsehen, als hinge sein Leben davon ab.
- Was für `ne Schlampe!, schrie er.
- Was ist los? Du weißt doch gar nicht, wer von den beiden lügt.
Der hatte ja wohl einen Lattenschuß. Wie konnte der einfach die dicke junge Dame beschimpfen! Ich meine, der kannte die nicht mal.
- Das seh` ich der an ihrer Visage an, dass die lügt. Guck doch mal, wie die guckt!
- Wie guckt die denn? Die guckt ganz normal.
Erkan lachte höhnisch.
- Und wie fett die ist! Das sagt doch wohl alles. Dicke haben keine Disziplin, deshalb lügen die eher als Dünne!
- Was laberst du da für `ne Scheiße? Biste bekloppt?
- Nö, du bist nur zu blöd, um das zu kapieren. Aber bist `ne Deutsche, mach`dir nix draus!
Das ging entschieden zu weit. Ich holte aus und trat ihn auf den Fuß, ziemlich heftig. Er schrie auf!
- Ey, du billiges Flittchen, willste gefickt werden?
- Nee, danke, von einem Kümmel bestimmt nicht.
- Ja, das sagt ihr alle, aber dann kriegt ihr die Beine nicht schnell genug auseinander, wenn ein cooler Türke kommt. Sieh es endlich ein! Du bist scharf auf mich.
Ich sagte gar nichts. Was sollte ich schon darauf sagen. Besser schweigen.
Die Dicke im Fernsehen heulte Rotz und Wasser.
- Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass ich nichts mit dem Kalle angfangen hab`! Er wollte was, aber ich hab` nix gemacht. Gar nix! Nich mal einen kleinen Kuss.
Sie guckte Hilfe suchend zur Moderatorin. Die schüttelte beschwichtigend den Kopf.
- Wieso glaubst du ihr nicht, Thomas. Wenn sie dir doch versichert, das mit Kalle nichts gelaufen ist...
- Nichts gelaufen! Ha! Einen geblasen hat`se ihm! Das ist ja wohl was, oder?
Erkan grabschte sich die Schale mit den Erdnüssen.
- Erdnüsse machen dick, sagte ich.
- Guck mich an. Ich bin ein Traummann.
Er zog seinen Pulli hoch und entblößte seinen Waschbrettbauch. Erkan ging mindestens drei Mal die Woche ins Fitnesszentrum.
- Und hier, fühl mal!
Er hielt mir seinen Oberarm hin.
Ich drückte ihn ein bißchen.
- Tja, Perle. Was jetzt?
Er war sichtlich stolz, seine Augen leuchteten und hatten den gewissen Glanz, der mich immer ganz schwach werden ließ. Sie sahen aus wie flüssige Schokolade, und sein Blick war flehend. Er wollte doch nur ein bißchen Anerkennung, wieso sollte ich ihm die nicht geben? Er hatte es ja auch nicht leicht. Jetzt hätte ich ihn einfach so abknutschen können, aber ich traute mich nicht so richtig. Also rutschte ich nur ein Stück näher.
- Na, doch noch heiß geworden. Ich sag`s dir doch: ich bin unwiderstehlich. Erst gestern haben mich wieder drei geile Weiber angemacht.
- Ach ja?
Er platzte fast vor Stolz.
Die Dicke im Fernsehen schrie:
- ICH BRINGE MICH UM! WENN DU MIR NICHT GLAUBST, BRINGE ICH MICH UM!
Kurz danach kam die Werbung.
- Ey, guck Mal, geil!, rief Erkan und zeigte mit seinem Zeigefinger auf das Fernsehen. Es lief irgendeine Handywerbung.
- Das hol ich mir vielleicht. Cool, oder?
- Jaja.
Türken und Handys, eine unendlich zärtliche Liebe. Ich glaube, Türken lieben ihre Handys mehr als ihre Mama, ihre anne.
- Du hast ein Scheißhandy, sagte er. Das ist der größte Mist, der auf dem Markt ist! Außerdem ist es viel zu groß und häßlich. Der Ali hat das Beste! Was meinste, der hat dafür fast siebenhundert Euro hingelegt! Aber das Teil ist geil, das sag` ich dir, Baby!
Ich zuckte mit den Schultern.
- Ich mach mir nix aus Handys.
- Wird Zeit, dass du ins Altenheim gehst und dich Füttern läßt!, sagte Erkan.
Er meinte das nicht so, ich kannte ihn doch, innen drin war er so weich wie Joghurt.
- Was ist jetzt? Poppen wir, oder nicht?
- Was? Das fragst du mich so einfach?
Er sah mich entrüstet an.
- Denkste, ich bin nur zum Quatschen gekommen? Dafür hab`ich den Ali. Mit dem kann ich alles bereden. Oder denkste, ich berede meine Klamotten mit Frauen?
- Könntest du ja mal versuchen.
Er lachte laut auf. Klatschte mir mit der Hand auf meinen Oberschenkel.
- Du bist echt gut, Baby!
Die Dicke war wieder da. Mittlerweile hatte sie sich etwas beruhigt. Ihre Nase war ganz rot und geschwollen. Sie hatte mehrere Taschentücher auf ihren schwabbeligen Schenkeln liegen.
- Geht`s wieder?, fragte die Moderatorin.
Die Dicke nickte und sagte:
- Ja, denk` schon.
- Also, was ist jetzt?, wollte Erkan wissen.
- Ficken oder nicht?
- Nö.
- O.k., dann hau ich wieder ab.
Er stand auf. Bitte gehe nicht, dachte ich, aber ich konnte nichts sagen. Meine Kehle war wie zugeschnürt.
Er öffnete die Wohnungstür.
- Nächstes Mal bring ich ´n Porno mit, damit du in Fahrt kommst, Baby!
Er küßte meine Wange, ich zuckte zurück.
- Machs gut, Baby, aber nicht zu oft.
Er sprang die Treppenstufen runter und pfiff dabei irgendein Poplied. Mir wollte nicht einfallen, welches. Aber ich kannte die Melodie. Er war fort. Die Wohnung leer und kalt.
Ich starrte in den Fernseher. Die Dicke klagte:
- Nur weil ich so dick bin, geht er so mit mir um. Nur weil ich so dick bin.
Sie fing wieder an zu Heulen. Ich guckte an mir herunter. Ich war nicht dick, sondern schön schlank. Warum liebte er mich dann nicht?

 

Vater Orkam
So ein Name existiert in der genannten Landessprache nicht. Auch als Phantasieprodukt läßt sie kaum einen Bezug herstellen.

Familie Ötzgul
Dieser Name ist ebenfalls inexistent. "Özgül" wäre allerdings vorhanden gewesen.
Zudem sei gesagt, dass in jenem Sprachgebrauch die Aneinanderreihung der Buchstaben "ö - t - z" korrekterweise entfällt.

ihre Mama, ihre Anne
"anne" wird klein geschrieben, egal wessen oder welche "anne" sie auch sein mag. Das ändert sich auch nicht, wenn das Wort vorübergehend eingedeutscht wird.

Da du hier ja in Gesellschaft gepostet hast und nicht in Humor oder Satire, solltest du dich um eine realitätsnähere Anwendung bestimmter Namen und Begriffe kümmern.

Bezüglich des Inhalts enthalte ich momentan lieber.
Behalte es mir aber potentiell vor, zu einem anderen Zeitpunkt näher darauf einzugehen.

 

Hallo!

Danke für die Hilfen.
Text wurde geändert.
Tja, da sieht man mal, wie wenig der normale Gelsenkirchener Bürger, der praktisch Tür an Tür mit Türken lebt, weiß.

Grüße

Conny

 

Erfreulich, dass du die Begriffe editiert hast, aber, heißen sie nun beide Mustafa, der Vater und der Freund?

 

Hmmm, was soll mir nun diese Story sagen? Hmmm, warum sagt Hendek nichts? Hmmm, soll mir die Story überhaupt etwas sagen?

Die Frage, zu der ich mir wenigstens eine Antwort denken kann, ist die Zweite. Ansonsten stehe ich ziemlich ratlos da, denn...

- Unterhaltung bietet sie kaum.

- das Nebeneinanderstellen der beiden Liebesgeschichten funktioniert nicht richtig, weil es sich nicht ergänzt.

- der Klischee-Türke geht mir auf die Nerven, du wärmst also nur Sachen von vorgestern auf.

Lass Dir eines sagen: Über Ausländer zu schreiben und dabei nicht ins Klischeehafte zu verfallen, fordert richtige Information, meinetwegen Recherche. Deine Geschichte entbehrt jeglicher Tiefe, dadurch wirkt sie banal. Daher fällt es mir schwer, sie überhaupt ernst zu nehmen. Denn Du zeichnest das Bild eines Türken, der in vielen deutschen Köpfen steckt, aber wohl nicht an jeder Ecke zu treffen ist. Es ist gefährlich, solch ein Bild zu zeichnen und es so stehen zu lassen. Außer man verfolgt eine bestimmte Absicht, die ich hier allerdings nicht feststellen kann. Man muss schon ein gewisses Maß an Interesse an seiner eigenen Sache durchsickern lassen, sonst reißt man niemanden mit.
Das gelingt Dir aber gar nicht. Ganz und gar nicht. Deswegen sollte die Korrektur der Namen nur der erste Schritt sein. Eine weitere Überarbeitung kann ich nur dringendst empfehlen!

 

Von den falschgeschriebenen türkischen Namen (die einem Deutschen wohl kaum auffallen) mal abgesehen, spiegelt die Geschichte wohl glaubhaft, das Umgehen der Menschen miteinander.
Auch die Sprache, die Slang Ausdrücke sind geungen und pasen einfach.
Eine Geschichte wie sie überall und zu jeder Zeit passiert...

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für eure Kommentare.
Zaza, ich werde über deine Kritik nachdenken.

 

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