Tales from the World Wide Crypt - Episode 2
Man hört von einigen merkwürdigen Geschichten im Internet. Nicht allen
darf man trauen und die Blicke Durchreisender bei der lautgesprochenen
Durchsage zur Warnung vor Trick- und Taschendieben verraten warum
das so ist.
Diese Geschichte hat sich jedoch wirklich so zugetragen und wurde
bezeugt von einem M, der in dieser Geschichte Marcel heisst.
Episode 2: Sand aus der Wirklichkeit
Es schien so, als gäbe es für einen Jungen wie Marcel keine größere
Genugtuung neber quietschen und fidelen als vor einem Screen die Geißeln
der bewegten Welt zu bekämpfen. Nachts war eigentlich die beste Zeit, um
im Internet in Kampagnen aufzutreten und seine eigene Figur im transienten
Globus zu unterhalten. Logisch, das man nicht gleichzeitig dort sein und etwas
über Euklid lernen kann - zumindest nicht in der formalen Weise, wie es in den drei
verschiedenen Karoheften durchgeführt werden soll, wie der Lehrer sich ausdachte.
Die plötzliche Gemütswandlung ging natürlich auch nicht ungespürt an den
Vertrauten von Marcel vorbei; Marcel der Trotzkopf der in erster Linie nur das
behauptet, was er selbst spüren würde. Seit letztem Winter jeden Morgen die
gleiche Leier: es ist sieben Uhr frühe und die ersten Züge fahren nahe der
neugebauten Bundesstrasse und mit dem Anfangen des allseitigen Wuselns
bricht sich die Gefangenheit der künstlichen Monotonie zu einer
unausgesprochenen Müdigkeit.
Mit dem Bus über die vier Stationen flux zur ersten Stunde, heute mal wieder Deutsch
zusammenfassen zusammenraffen und dann wieder in einem Aufsatz auskotzen.
Das geht doch auch ohne Träumereien. Mittags heimkommen, Mittagessen und
dann schlafen. Den ganzen Tag schlafen und nach der Dämmerung mit dem
ersten Leuchten des Computers langsam in die Wirklichkeit erwachen.
Da sind sie wieder alle: Ratpak aus Schweden, Lionair aus Holland und der
liebe Marcel alias MajorFinn in seinem Zaubermantelgewand. Nördlich der Hügel
sollten angeblich Trolle lauern wie Flüchtende berichteten: jene undurchsichtigen
hartbemuskelten Zweibeiner, die wohl nur besonderes Interesse daran hatten, ihr
Gold zu beschützen. In diesem Szenario ging einiges, und sie beschlossen noch ein
wenig die Wälder zu erkunden und sich mit genügend Energie anzureichern,
bevor Sie sich über den erhöhten Horizont wagen würden. Während aus dem
Wohnzimmer der Gong zur Tagesschau erklang sammelten sie Kräuter und
besuchten einen Einsiedler, der sich des Ortes niedergelassen hat und viele
wertvolle strategische Hinweise wusste. Sie suchten einen Weg aus der Niederung,
mit dem Einbruch der Dunkelheit den Hügel zu erklimmen und sich einen Überblick
auf das naheliegende Unheil zu bemessen.
Lionair gab in Stand ein Zeichen: Bedeckt halten heisst das. "Ich habe einen
Späher der Trolls entdeckt, und er sieht uns nicht." Jeder wusste, was jetzt zu
tun war. Ratpak sah ihn jetzt auch, duckte sich und so tat es Major. Wäre der
Troll alleine? dacht er sich. MajorFinn las Mal in den Zirkeln des Anjäaischen
Lagers von Qharzal und wusste mit seiner Kraft zu loten, dass sich weitere
Lebende nicht hätten in Umgebung aufhalten können, was Anlass genug
ist für Ratpak das Geschmiede zu greifen und einen sanften Schneckenbogen
in Richtung des Trolls zu kreiseln, während Major seine Kräfte sammelt und
Lionair an dessen Seite den Köcher belangte. Der erste Schuss! Lionair zielt
den Troll zur Lebenskraft hin während Ratpak das Tempo erhöht um den
wildgetroffenen Troll mit einem direkten Anhieb zu überraschen. Weit gefehlt,
der Troll schwängt unlängst die Axt auf ihn mit Gebrüll, wohin dessen Ratpete
wusste dass sich der Entlassenheit der Finn'schen Kräfte seines Schildes
treu erhaben würden und in der Tat: Major war bereits am chanten und zog
den Spruch in seiner Aktionszeit elegant auf die Hülle und legte so den
Schaden auf fernere mentale Bereitschaft um. Mit weiterem Stich und dem
Anflug der verkräuterten Pfeile wusste der Troll nur noch mit Panik zu wimmeln
und im weiteren Rausch die Axt quer durch die Luft zu spalten. Pariert und
abgesemmelt. Der Troll erliegt, und im letzten Treffer wars zum Grunzen zu
spät. Die drei Reisenden zogen ein wenig in südliche Stirn, sich ein wenig
auszuruhen, dort den Gewinn zu verteilen und ein Lager zu errichten.
Nur noch drei Stunden bis zur Schule. Schnell noch mit der Sonne Hausaufgaben
machen, heute fängt alles mit Physik an. Rollende Steine auf Schieflage und
scharfe Würfe über den Zaun.
Das Mitagessen war schon verdaut, als der Mond den Himmel erklamm und nach
seiner reflektiven Aufgabe diesmal mit voller Scheibe aufwartete. Gestern war
ein guter Tag. Von ihrem Posten aus nutzten Sie den abweltlichen Frühlingszwang
zu einem Morgenmarsch über die Hügel von Didakka. Und dabei habe ich kaum
geschlafen und doch, heute sollten sie die Schlacht erhaschen. Sie mussten nur ihre
Fähigkeiten gemeinsam nutzen. Major hatte durch seine Erfahrung einen höheren
Level erlangt und sich bei einem alten Magier das Wissen um die Entschlossene
Faust eingeholt - wobei bis heute keiner so genau weiß, ob die Übersetzung aus
der alten Welt richtig übernommen wurde. Nur mit einem Gemetzel überlegener
Stärke würden Sie der gegenüber kochenden, möglicherweise überzähligen
Trolle Herr werden und mit einem Blitz wäre das Terrain behelligt. Schnell und
ohne List bewegten sie sich geschlossen auf das Trollager zu, die bereits um die
spärlich gesetzten Markierungen ihres Reviers positionierten und grunzten. Jedenfalls,
keiner hätte verstehen können, was die Trolle sich gegenseitig zu sagen hätten. Und
es geschah etwas wie eine Schwebung: Major besammelte sich seiner Sience schon
und gab im Hotkey Rhythmus seine Zeichen zur beseelten Entschlossenheit auf, als
die beiden Gefährten ihre Waffen vor den Ruhpunkt lagerten und nach vorne zogen.
Und sie wildete,sie windete sich um, sie wurde mit einer Art Schleuder durch
Farbverfärbungen auf den Schirm getaumelt, mit der Kraft der vorherigen Levels vereint
erlagen die Trolle schnell dem behenden Treiben zu Boden, und die tapferen Kämpfer
gesellten sich erschöpft hinzu zu den Toten, um alles für einen Abzug einzupacken und
vertikal durch das Mitteltal zu pendeln.
Nur noch zwei Stunden bis zur Schule. Schnell noch gucken, nicht vergessen morgen
ist wieder Sport. Raus mit der Frische, die Sonne kitzelt in die entlegenen Winkel der
Augenhöhle eine Art Bezug zur Wichtigkeit des rhythmischen Einklangs und schon in
der ersten Stunde schläft Marcel in der Schule ein. Das hätte er sich nicht erträumt. Er
wurde geweckt, als er merkte wie er in sich zusammenfiel und auf dem Pult aufschlug.
Wie durch einen merkwürdigen Film töste es ihm zu und jede Stimme die ihm
versicherte besser nach Hause zu gehen bewegte ihn nicht, als er wieder in seinem Bett
erwachte. Was für ein Stress. Nur noch vier Stunden und dann ist Sport. Leichtathletik,
kaum hat man angefangen auf halber Kraft zu heizen trollen sich schon wieder die
Neuen Kartoffeln durch das Feld. Weitsprung. Mit Anlauf und im Ansatz zum Weitwurf
der eigenen Kraft. Marcel stolperte und blieb im Sand liegen. Es war nicht das Problem,
das sich sein Körper in den Sand bewegte, sondern das in gleicher Zeit ein innerer
Abriegel in einem Fall durch den Äther entstand. MajorFinn war soviel besser als er,
dachte Marcel.
Sein in sich ruhender Geist würde aus der Verbundenheit durch die Schwelle
fremdnatürlicher Kräfte zu einem bedachten Spruch heranreizen und in
einem Wirbelwind zurück ins Lot schweben. Immer noch lag Marcel im Sand. Seine
Sportlehrerin war zwischenzeitlich hektisch angetrabt und schüttelte den dort friedlich
Unbeweglichen. Der Sand hatte eine fade Spur von Leblosigkeit angenommen, als
MajorFinn in einem Glugsen seines Herzens nochmal Sauerstoff zum geistigen
Schwamm pumpte, und er bereits seinen Spruch fertig chantet und mit einem
blauenergetischen Schutzmantel seine Freunde vor den rattenscharfen Klauen
eines Dämons behütete. Doch es kam kein Impuls mehr und das Blut stand
still in dem letzten lebendigen Bildeindruck und vergleißte zu einem rotmeerigen
Ungrund gleichloser Symmetrie.