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Serie Tales from the World Wide Crypt - Episode 1

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07.05.2004
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Tales from the World Wide Crypt - Episode 1

Man hört von einigen merkwürdigen Geschichten im Internet. Nicht allen
darf man trauen und bei jedem für sich ist auch eine gewisse Verrohung
eingetreten, was das Empfangen von merkwürdigen E-Mails betrifft.

Diese Geschichte hat sich jedoch wirklich so zugetragen und wurde
bezeugt von einem M, der in dieser Geschichte Manuel heisst.

Episode 1: Brief von Vorgestern

Manuel arbeitete wie jeden Werktag an seinem neumodischen, platt metal
verkleidetem Schreibtisch in den Räumen eines grossen bekannten
öffentlichen Fernsehsenders. Die Zuschauerredaktion war ein gutes Tagewerk,
wenn man als frisch diplomierter PR-Fuzzy ein wenig echte Felderfahrung sammeln
wollte.

Der Tag war lau und es gab die abstraktesten Frühlingswolkenbilder zu sehen,
wenn man zwei Fäuste hoch den Horizont suchte. Er lullte über seine Lautsprecher
ein wenig die Musikradiostation mit den aktuellen Nachrichten ein wenig interessierter,
als er wie in Trance seinen E-Mail Client öffnete und eine Nachricht von dem
Praktikanten Jonas erhielt. So wie heute am 17. Mai 2003

"Hi Manu,

hier das musst du mal reinziehen, viel Spaas =o)

Gtx, Jo"

Anbei war die E-Mail von Raschid beigefügt; die meisten E-Mails, die die
Zuschauer einsendeten konnten über die statische Software schnell erfasst und
klassifiziert werden. Hin und wieder gibt es jedoch Fragen an die Redaktion,
die auch keine Gebühren unterschlägt, als dass diese auch nicht in einem guten
Renomee beantwortet werden könnten.

"Liebe Redaktion", schreibt Raschid.

"ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, mir selbst viele Fragen zu
beantworten. Sie wissen: die kleinen Fragen und die ganz grossen, die einem
womöglich nichtmal dort beantwortet werden, wenn sich des Lebens
dahin geschieden hat. So konnte ich mir doch die meisten Fragen über kurz
oder lang durch die Hilfe anderer beantworten.
Eine ist jedoch immer offen, und ich habe mir am 17.04.1995 geschworen, dass
ich nicht des Todes ruhen werde, ehe mir jemand diese Frage beantworten kann:
Warum wird Fleisch weiß, wenn man es brät?

Wenn Sie auf diese Frage eine Antwort finden könnten, würde ich endlich ruhen.
Vorab möchte ich Ihnen danken.

Treue Grüße
Raschid"

Darunter noch eine komplette Adresse und eine Telefonnummer. Manuel dachte
über die Frage nach: Warum wird rotes Fleisch, dass vom Blut abgehangen ist
und dennoch noch in fleischiger Faser auf der Theke eines Metzgers zu finden ist
weiss, wenn man es brät? Er war kein Wurstchemiker.
Konnte es an der Oxidation bei der Verbrennung liegen? Wohin geht die Struktur
der rohen Fleischfarbe? Und ehe er überhaupt darüber nachdenken konnte
dachte er sich nach den drei Sekunden des ersten Eindrucks laut: diese Frage
ist nicht so interessant für die nächste Ausgabe der Sendung. Er liess grundsätzlich
alle E-Mails in seiner Mappe, und dachte immer noch ein wenig über die E-Mail
nach, als er sich wieder bei dem Schreiben der monatlichen Auswertung befand.
Es war schon spätnachmittags und er war schon seit dem frühen Morgen da und
wollte eigentlich nur noch nach Hause. Die Zuschauermails könnte er am
Freitag viel besser beantworten. Und der nächste Morgen erwachte.

Über die Woche waren einige Mails hereingekommen. Es waren Fragen dabei,
die einen praktischen Nutzen für den Haushalt hätten gehabt, oder von einer
Natur waren, die sich experimentell leicht beweisen lassen. Aber warum ändert
Fleisch die Farbe, wenn man es brät? Warum sollte dies jemand in einer etwas
originelleren E-Mail verpackt wirklich wissen wollen, außer Raschid? Schnell noch
die letzten Fehler in der Auswertung wegschleifen und mittags raus, abends noch
Sitzung zum Freitag mit den Kollegen und ab nach Hause. Fernsehn. Schlafen.

Diese Nacht hatte Manuel einen schlechten Traum. Es kam nicht oft vor, dass er
wirklich schlechte Träume gehabt hätte. Eigentlich konnte er sich kaum daran
erinnern. Es beunruhigte ihn sehr als für einen Menschen, der jeden Tag sein
Horoskop liest, und beschloss ruckartig aufzustehen und in der Küche Kaffee
zu kochen. Viel zu viel Kaffee schüttete er in den Filterbeutel und das Wasser
lief noch ab, da der Hahn kalkte und erst nach der morgendlichen Spülung etwas
klares Nass ablieferte. Da klingelte das Telefon. Zuviel Kaffee und den Hahn
abgedreht nahm er den Hörer ab. "Manuel" sagte er. Erst knasterte irgendwas
ein wenig komisch durch die Leitung als dann eine Stimme etwas verraucht
ansetzte und langsam sprach "Warum..." als es Manuel kalt den Schauer runterlief
und er spontan und in Windeseile in seinem Kopf dachte "Fleisch" und die Stimme
betete derweil weiter, während der Schweiss anfing zu fliessen und sagte: "...
wird Fleisch weiß" und es folgte in gleicher Stimme ein kalter Schrei, der jedoch
nicht aus dem Hörer kam. Manuel schrie in seinem Kopf. Er konnte es hören.
Und er liess den Hörer fallen.

Er dachte erst er träumte noch, aber er wachte nicht auf. Er halluzinierte offenbar
und hob den Hörer wieder auf und sagte mit dem Heulen eines jungen Hundes
"Tschuldigung?" doch das Telefon gab kein Signal mehr laut. "Hallo?" Nichts.
Manuel war jetzt echt sauer. Diesem Raschid würde er am nächsten Montag
überhaupt was erzählen, woher hatte er überhaupt seine Nummer? War es
vielleicht ein schlechter Scherz von Jonas? Natürlich. Er ging in die Küche und
gluggte das Wasser schnell in die Maschine und mit dem Gluggern und dem
wütenden Fuchteln durch die Gegend beruhigte er sich, und die nächste Zigarette
gab schon wieder ein Stück von der Sehnsucht zurück, die die Zigarettenwerbung
versprochen hatte.

Montag. Wie immer an diesem Tag etwas später für Manuel, aber diesen Morgen
würde er trotzdem mal eine andere Ausnahme machen und direkt mit Jonas sprechen.

"Wer ist dieser Raschid?" fragte Manuel.
Jonas grinste wie ein Praktikant. "Ahm.. achsu keine Ahnung? Witzig oder?"
"Der hat mich am Samstag angerufen"
Jonas dutzte. "Am Samstag?"
"Ja? Oder ich habe es nur geträumt?" Das ernste Gesicht, das Jonas jetzt
machte, verwischte die Fährten, die er angesichts seines komischen Erlebnisses
gehabt hatte. "Ruf ihn bitte an und frag ihn, woher er meine Nummer hat"
Jetzt war Jonas erst recht verdutzt. Manuel blickte dennoch ein wenig blöder
aus der Wäsche und ging in seinen Raum. Und Jonas sollte zum ersten mal
einen Zuschauer anrufen und ihn fragen, woher er die Nummer seines Chefs
hat. Aber sowas kommt ja durchaus mal vor im harten Showbusiness.

Er wählte die Telefonnummer, die in der Mail angegeben war. Eine Nummer
aus Essen. Nach einigem Tüten meldete sich eine Frau am anderen Ende
der Leitung und sagte etwas Unverständliches. Jonas stelle sich vor und sagte,
dass er gerne mit Raschid sprechen möchte. Und irgendwie wiederholte sich
nun die Situation zum zweiten mal im kleinen wie diese, die Manuel hatte. Eine
beklemmende Pause verging und die Frauenstimme sagte: "Raschid ist tot"
Das war dann doch noch Anlass genug für Jonas, erst mal ein wenig Farbe
im Gesicht zu verlieren, Showbusiness hin oder her. "Aber er hat uns doch
gestern eine E-Mail geschrieben". Die Frauenstimme lachte: "Nein nein das
kann nicht sein. Er ist gestorben letztes Jahr." Und Jonas stammelte noch irgendwas
von jaja dass müsse wohl ein Irrturm sein und man kann ja mal und dachte nur
noch daran, aufzulegen. Ein Glück, dass die Frau Verständnis zeigte. Es ist
ja auch schon ein Jahr her.

Und da kam dann auch Jonas nochmal ein Schauer auf den Rücken.

Woher kam diese E-Mail? Wer erlaubt sich einen solchen Scherz? Jonas
hat geschworen, nicht eher zu ruhen, als dass er die Frage beantworten würde.

 

heisst
heißt
Spaß
Anbei war die E-Mail von Raschid beigefügt
redundant, besser: Die E-Mail vvon Raschid war beigefügt.
Renomee
Renommee
nichtmal
nicht mal
sich des Lebens
dahin geschieden hat.
sich das Leben; aber der Satz hört sich komisch an, lies dir den mal laut vor
weiß
Es war schon spätnachmittags
später Nachmittag oder Spätnachmittags
Es beunruhigte ihn sehr als für einen Menschen
ihn sehrKOMMA für
"Manuel" sagte
"Manuel", sagte
Erst knasterte irgendwas
knisterte
"Ahm.. achsu keine Ahnung
?
Jonas dutzte
Jonas war verdutzt
Aber sowas
so was
Nach einigem Tüten
Tuten
Hi didakka,
hm, wie bring ich dir das jetzt bei ...
Also, der Stil gefällt mir nur bedingt.
Der Inhalt: Das Ende lässt mich eine Fortsetzungsserie vermuten.
Den letzten Satz find ich aber cool, halt, dass er sich jetzt das gleiche schwört, wie Raschid. Aber na ja. Das wars dann auch schon.
:heilig:

 

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