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Tagtraum
Überabeitet Fassung, dank sei den Kritikern!
(1)
Langsam tropfte der Kleber in seinen Mund. Hank, 40, erfolgloser Autor von Schmuddelromanen, wollte sich eigentlich eine schöne Stunde mit Rosa machen. Rosa seine herzallerliebste, seine teuerste, seine bevorzugte Prostituierte. Gut Ding will Weile haben, betonte die Gestalt, die sich über ihn beugte. Für Hank dauerte der Spaß zehn Minuten, dann sank er erschöpft aufs Sofa und der Abend nahm seine Wendung. Nun lag Rosa leblos neben ihm, erstickt und zugekleistert, teils mit Kleber, teils mit Hanks Körperflüssigkeiten.
Er selbst kauerte regungslos daneben. Es schien Hank herzlich wenig zu stören, dass dies bereits die zweite Tube Kleber darstellte, die sich über seinen Körper verteilte. Die Augen blickten ausgetrocknet und schmerzend auf seinen Peiniger. Die Lieder ebenfalls nach oben fixiert, verhinderten das erlösende Blinzeln. Träge bewegte Hank seinen Kiefer, zu mehr war sein Körper nicht imstande.
Bernhard grinste schelmisch, dies traf seinen Geschmack – ein echter Horrorstreifen. Geil! Wie hieß der Film eigentlich? Der Anfang schien an ihm vorüber gegangen zu sein. Wen kümmerst… genüsslich sog Bernhard das Geschehen in sich auf. Harrte atemlos dem weiteren Gang. Zum Glück verbrachte seine Freundin den Abend auswärts, so konnte er einmal das Programm festlegen.
„Bnniiich,haabbeeGeeeddd,dorrrrTresoooor“ – „Bitte nicht…, ich habe Geld, dort im Tresor“, sollten die Worte sein, die aus dem beinahe reglosen Geschöpf kamen. Kein Wunder, dass dieser Kommentar bei dem Dirigenten des Grausens nur ein Schulterzucken hervorrief. Langsam rollte die Gestalt die Tube von hinten auf, vorsichtig presste sie den letzten Tropfen heraus, nur nichts verschwenden. Endlich. Vollbracht. Hank bäumte sich noch einmal bei dem Versuch zu spucken auf. Das eilig in seinen Mund gestopfte Tuch, lies in hilflos zurücksinken. So blieb ihm nichts anders übrig, als solange die Luft anzuhalten, bis …
Die Zeit bis zum Exitus zog sich etwas in die Länge, fand zumindest jene Person, die auf ihrer neuen Digitaluhr die Sekunden zählte, bis der Brustkorb endlich den Kreislauf mit Kleber versorgte.
Wow, zwei Minuten hielt dieses Person bereits durch. Bernhard tauchte früher im Schwimmunterricht immer als erstes beim Tauchen auf. Respekt! War dies nun das Ende?
Mausetot. Natürlich dachte die Gestalt daran, die Wohnung vor dem Verlassen gründlich zu säubern. Penibel entfernte sie etwaige Abdrücke und saugte vorsorglich mit einem mitgebrachten Handstaubsauger.
Dass Hank ihm den fahrlässig offen stehenden Tresor zeigte, machte diesen Abend noch etwas lukrativer. Die wenigen Scheine stellten zwar keine große Summe dar, vielleicht waren die Manuskripte ja irgendeinem Spinner auf Ebay etwas wert – Schneeflittchen und die sieben Zwerge, Donald Dick – alles Klassiker.
Ende. Bernhard rieb sich zufrieden und etwas müde die Augen. Die lange Woche als Buchhalter einer großen Versicherung schlauchte ihn immer sehr. Scheissjob! Doch so ließ sich ein anstrengender Arbeitstag ausklingen. Ein guter Film und später vielleicht noch ein kleiner Liebesakt mit seiner Freundin. Sex, Sex, Sex!!! Der spitze Schrei ebendieser ließ in aus dem Bett hochfahren.
(2)
Rose spie Blut und Galle, fluchte und beschimpfte Bernhard wüst. Fassungslos blickte dieser auf sein Werk. Der Horror nahm Einzug in sein Leben nahm.
„Bea…Schatz…Sorry…Was machst du hier?“ Müsste die nicht ohnehin gleich tot sein? Was für eine Schweinerei!
Etwas perplex erhob sich Bernhard aus dem Bett und begab sich ins Arbeitszimmer, es galt auf andere Gedanken zu kommen. Sein Gehirn machte sich in letzter Zeit ohnehin zu oft selbstständig. Zu Recht Waschlappen!! Die Alte hat eh nur genervt.
Irgendwie wollte die Präsentation für seinen Chef zu keinem Ende kommen und die Deadline nahte. Vielleicht konnte das kleine Geschenk ihn besänftigen? Semmel würde sicher Augen machen! Nicht jeden Tag bekam man schließlich als herrischer Boss einen selbstgebackenen Kuchen. Mit viel Puderzucker und Arsen!
(3)
„Trotz rückläufiger Auftragslage, denke ich, dass wir im kommenden Jahr wieder mit einem Umsatzplus von ein bis zwei Prozent rechnen können. Die Flaute ist meiner Meinung nach eine vorschnelle Kundenentscheidung. In Krisenzeiten brennt’s ohnehin öfter.“
Das Skalpell glitt sanft über den glatten Bauch. Dieser gab sich regungslos der ruhigen Hand hin.
Bert Semmel, Vorstand der Firebug Versicherung AG legte Wert auf seinen, eigenen, Humor. „Im kommenden Quartal setzen wir verstärkt Printwerbung ein, jetzt wo jeder spart, heißt es investieren! Meine Damen lassen sie sich etwas einfallen, Sex sells!“
Beharrlich vergrößerte sich der Schnitt. Das Blut nahm reißaus, floh panisch vor dem tödlichen Widersacher, spritzte umher.
Obwohl der Körper wie tot dalag, erfreute sich ihr Geist vollen Lebens. Starke, wohldosierte Beruhigungsmittel ermöglichten dies.
„Besonderes Augenmerk legen wir auf die Zielgruppen Jungunternehmer und allein erziehende Mütter, in beiden Fällen eine haarige Angelegenheit!“
Nach einer schieren Ewigkeit lag die Bauchhöhle offen. Links und rechts zwei Hautstücke aufgeklappt, fein säuberlich, wie ein wartender Karton, den es zu füllen und wieder zu verschließen gilt. Einige Klemmen sollten verhinderten, dass die Entnahme der Organe ihre tödliche Wirkung auf den „Patienten“ entfaltete.
„Unser geschätzter Kollege Bernhard Maier informiert sie nun über die genauen Zahlen.“
Leber und Gallenblase fanden ihren Weg in ein bereitgestelltes Gefäß, dann schloss er die Bauchhöhle akribisch und vernähte diese mit einigen feinen Stichen. Es soll doch nichts mehr heraus quillen.
„Maier?“
Ein Liedchen pfeifend wusch er sich geschwind die blutverschmierten Handschuhe, diese verhinderten, dass im Waschbecken DNA Spuren zurückblieben. Gereinigt betrachtete der leidenschaftliche Hobbybastler sein Werk mit Genuss. Die hauseigenen Giftstoffe krochen bereits in die einzelnen Extremitäten. Wie eine Rose verwelkte die einstige Schönheit, langsam, schmerzlos, einen stillen Kampf ausfechtend.
„Maier!!!!!!!!“
Arschloch!
(4)
Daily News:
Befreundeter Autor und Nutte tot, Frau ermordet, Chef vergiftet, ob das seine Versicherung deckt? Mehr um Zwölf!
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Tagtraum - ursprüngliche Version
(1)
Langsam tropfte der Kleber in seinen Mund. Ganz ruhig lag Hank da. Es schien ihn herzlich wenig zu stören, dass dies bereits die zweite Tube darstellte, mit der er in Kontakt kam. Die Augen starrten trocken und gebannt auf seinen Peiniger. Die Lieder ebenfalls nach oben fixiert. Träge bewegte Hank seinen Kiefer, zu mehr war sein Körper nicht imstande.
Hank, 40, erfolgloser Autor von Schmuddelromanen, wollte sich eigentlich eine schöne Stunde mit Rosa machen. Rosa seine herzallerliebste, seine teuerste, seine bevorzugte Prostituierte. Gut Ding braucht Weile, betonte die Gestalt, auch wenn Hank nach zehn Minuten erschöpft aufs Sofa sank und danach der Abend eine Wendung nahm. Nun lag Rosa leblos neben ihm, erstickt und zugekleistert, teils mit Kleber, teils mit Hanks Körperflüssigkeiten.
Bernhard grinste schelmisch, dies traf seinen Geschmack – ein echter Horrorstreifen. Geil! Wie hieß der Film eigentlich? Der Anfang schien an ihm vorüber gegangen zu sein. Wen kümmerst… Genüsslich sog Bernhard die Bilder in sich auf. Harrte atemlos dem weiteren Gang. Zum Glück verbrachte seine Freundin den Abend auswärts, so konnte er einmal das Programm festlegen.
„Bitte nicht…, ich habe Geld, dort im Tresor“, sollten die Worte sein, die aus dem beinahe reglosen Geschöpf kamen.
„Bnniiich,haabbeeGeeeddd,dorrrrTresoooor“ – kein Wunder, dass dieses Kommentar bei dem Dirigenten des Grausens nur ein Schulterzucken hervorrief. Langsam rollte die Gestalt die Tube von hinten auf, vorsichtig presste sie den letzten Tropfen heraus, nur nichts verschwenden. Endlich. Vollbracht. Hank bäumte sich noch einmal bei dem Versuch zu spucken auf. Das eilig in seinen Mund gestopfte Tuch, lies in hilflos zurücksinken. Die nächsten Sekunden zogen sich etwas in die Länge, fand zumindest jene Person, die auf ihrer neuen Digitaluhr die Sekunden zählte, bis der Brustkasten zum Letzten Mal den Kreislauf mit Kleber versorgte.
Wow, zwei Minuten hielt dieses Geschöpf bereits durch. Bernhard tauchte früher im Schwimmunterricht immer als erstes beim Tauchen auf. Respekt! War dies nun das Ende?
Nein, dachte die Gestalt daran, die Wohnung vor dem Verlassen gründlich zu säubern. Penibel entfernte sie etwaige Abdrücke und saugte vorsorglich mit einem mitgebrachten Handstaubsauger.
Dass Hank ihm den fahrlässig offen stehenden Tresor zeigte, machte diesen Abend noch etwas lukrativer. Die wenigen Scheine stellten zwar keine große Summe dar, vielleicht waren die Manuskripte ja irgendeinem Spinner auf Ebay etwas wert – Schneeflittchen und die sieben Zwerge, Donald Dick – alles Klassiker.
Ende. Bernhard rieb sich zufrieden und etwas müde die Augen. Die lange Woche als Buchhalter einer großen Versicherung schlauchte ihn immer sehr. Scheissjob! Doch so ließ sich ein anstrengender Arbeitstag ausklingen. Ein guter Film und später vielleicht noch ein kleiner Liebesakt mit seiner Freundin. Sex, Sex, Sex!!! Der spitze Schrei ebendieser ließ in aus dem Bett hochfahren.
(2)
„Trotz rückläufiger Konjunktur und den damit verbundenen Einbrüchen in unserer Auftragslage, meiner Meinung nach eine vorschnelle Kundenentscheidung, in Krisenzeiten brennt’s ohnehin öfter, denke ich das wir im kommenden Jahr wieder mit einem Umsatzplus von ein bis zwei Prozent rechnen können.“
Das Skalpell glitt sanft über den glatten Bauch. Dieser gab sich regungslos der ruhigen Hand hin.
Bert Semmel, Vorstand der Firebug Versicherung AG legte besonderen Wert auf seinen, eigenen, Humor. „Besonderes Augenmerk werden wir im kommenden Quartal auf die Werbung legen, jetzt wo jeder spart, heißt es investieren! Meine Damen lassen sie sich etwas einfallen, Sex sells ja schließlich!“
Langsam quoll etwas Blut aus dem Schnitt, der sich beharrlich vergrößerte. Die Haut nahm reißaus, floh panisch vor dem tödlichen Widersacher. Obwohl der Körper wie tot dalag, durfte der geistige Inhaber dem Schauspiel beiwohnen. Starke, wohldosierte Beruhigungsmittel erleichterten dies.
„Besonders Augenmerk legen wir auf die Sparte Jungunternehmer und allein erziehende Mütter, in beiden Fällen eine haarige Angelegenheit!“
Die Augen fixierten das glatte Instrument, das spärliche Licht spiegelte sich in der Klinge wieder. Nach einer schieren Ewigkeit lag die Bauhöhle offen. Links und rechts zwei Hautstücke aufgeklappt, fein säuberlich, wie ein Karton darauf wartend, sich erneut zu schließen. Einige Klemmen verhinderten, dass die Entnahme der Organe ihre tödliche Wirkung auf den „Patienten“ entfaltete.
„Unser geschätzter Kollege Maier informiert sie nun über die genauen Zahlen.“
Leber und Gallenblase fanden ihren Weg in ein bereitgestelltes Gefäß, dann schloss er die Bauchhöhle wieder ebenso akribisch und vernähte diese mit einigen feinen Stichen. Es soll doch nichts mehr heraus quillen.
„Maier?“
Ein Liedchen pfeifend wusch er sich geschwind die blutverschmierten Handschuhe, diese verhinderten, dass im Waschbecken DNA Spuren zurückblieben. Gereinigt betrachtete der leidenschaftliche Hobbybastler sein Werk mit Genuss. Die hauseigenen Giftstoffe krochen bereits in die einzelnen Extremitäten. Wie eine Rose verwelkte die einstige Schönheit, langsam, schmerzlos, einen stillen Kampf ausfechtend.
„Maier!!!!!!!!“
Arschloch!
(3)
Beatrice spie Blut und Galle, fluchte und beschimpfte Bernhard wüst. Fassungslos blickte dieser auf sein Werk. Zumindest nahm er an, dass sein Tagtraum gerade Einzug in sein Leben nahm.
„Bea…Schatz…Sorry.“ Müsste die nicht ohnehin gleich tot sein? Was für eine Schweinerei!
Etwas perplex erhob sich Bernhard aus dem Bett und begab sich ins Arbeitszimmer, es galt auf andere Gedanken zu kommen.
Irgendwie wollte die Präsentation für seinen Chef zu keinem Ende kommen und die Deadline nahte. Vielleicht konnte das kleine Geschenk ihn besänftigen? Semmel würde sicher Augen machen! Nicht jeden Tag bekam man schließlich als herrischer Boss einen selbstgebackenen Kuchen. Mit viel Puderzucker und Arsen!