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T-Shirts

Monster-WG
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10.07.2020
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T-Shirts

1.
Die Kinder sitzen seit Freitag am Küchentisch: Bianca im Hochsitz, Robert mit dem Gesicht im Müsli. Als ich Roberts Kopf anhebe, rieseln Maden auf den Teller. Ich hätte mich früher kümmern müssen. Ich ziehe Müllsäcke über ihre grauen Gesichter und trage sie ins Bad.
Amélie schreit, als ich die Kinder in die Wanne lege, aber der Knebel erstickt ihre Stimme. Sie zerrt an den Kabelbindern, ihre Handgelenke sind blutig. Ich beachte sie nicht. Nachdem ich Robert und Bianca aufeinander gelegt habe, schließe ich die Tür und gehe zurück in die Küche. Verwesungsgeruch hängt in der Luft.
Atticus leckt seine Pfoten und sagt, dass wir jetzt bereit sind für die finale Phase.

2.
Haben Sie mal die Zahl der vermissten Kinder in Ihrer Stadt mit dem Anteil der unterkellerten Häuser verglichen? Beobachtet, wie die Farben der Autos in Ihrer Straße sich nach einem Regierungswechsel ändern? Nachgefragt, was mit verdorbenen Blutkonserven passiert? Nein? Gut. Leben Sie weiter Ihr kleines Leben zwischen Netflix, S-Bahn, Büro und Supermarkt. Gehen Sie am Donnerstag Handball spielen und sonntags in den Park. Sehen Sie sich die Sonderangebote in den Prospekten an und freuen Sie sich auf den Urlaub auf den Kanaren. Halten Sie Ihre Augen weiter fest verschlossen.

3.
Ich schreibe das hier nicht, weil ich Sie überzeugen oder für mein Vorhaben gewinnen will. Das spielt keine Rolle. Wenn dieser Bericht öffentlich wird - falls er jemals öffentlich wird -, bin ich tot und meine Taten haben ihren Zweck erfüllt. An Ihrer Zustimmung oder Ihrer Sympathie bin ich nicht interessiert.
Ich will Zeugnis ablegen. Von der Wahrheit, die ich erfahren habe. Ich will, dass Sie die Zeichen sehen, die mir offenbart wurden. Dass Sie die Opfer erkennen, die ich gebracht habe. Ich will, dass Sie verstehen. Es ist alles da. Der Schleier, der auf der Fratze der Wirklichkeit liegt, hat Löcher. Heute reiße ich ihn herunter.

4.
Das Telefon klingelt. Die Schule. Roberts Lehrer will wissen, wo er ist, er fehlt seit Tagen. Ich erstarre. Ich habe vergessen, ihn krankzumelden. Ich presse die Lippen aufeinander. In der Badewanne ist er, unter seiner kleinen Schwester, und in seinem Mund krabbeln Maden herum. Atticus schleicht um meine Beine. Der Lehrer fragt, ob ich noch dran bin. Ja, sage ich und erzähle etwas von der Grippe, von hohem Fieber, kalten Umschlägen. Der Lehrer wünscht gute Besserung und legt auf. Minutenlang stehe ich am Küchentisch und warte darauf, dass mein Herzschlag sich beruhigt. Der Gestank steigt mir in die Nase. Ich sollte die Kinder abdecken. Atticus sieht mich von der Fensterbank aus skeptisch an. Du musst alle Parameter bedenken, sagt er. Du darfst nichts dem Zufall überlassen. Ich nicke. Wir befinden uns jetzt in der Dunkelheit, sagt Atticus. Ich weiß, sage ich. Es wird nicht wieder passieren.

5.
Als ich Amélie kennenlernte, kam ich frisch von der Universität und hatte eine Stelle als Wasserbauingenieur angetreten. Kein aufregender Job, aber sicher. Ich war für die Trinkwasserversorgung von fast 200.000 Menschen zuständig. Ich kontrollierte Brunnen und Reservoirs, überwachte das Leitungsnetz und begleitete die Erschließung neuer Wohn- und Gewerbegebiete am Stadtrand. Es war nicht mein Traumjob, aber es war eine Aufgabe, die mich forderte, eine verantwortungsvolle Position. Amélie arbeitete in der Buchhaltung einer Druckerei. Sie hatte dort als Jugendliche einen Ferienjob bekommen; zehn Jahre später war sie immer noch da. Wir lernten uns im Schwimmverein kennen: Amélie gab den Kraulunterricht für Anfänger und ich war - daran hält sie bis heute fest - der hoffnungsloseste Schüler, den sie je hatte. Es wollte einfach nicht funktionieren. Umso überraschter war ich, als sie mich eines Abends nach dem Training fragte, ob ich Lust hätte, noch etwas essen zu gehen.

6.
Gestern sind 27 Personen an unserem Haus vorbeigekommen. 22 trugen T-Shirts. Die Farben verteilten sich wie folgt:
Weiß: 9
Blau: 7
Grün: 3
Gelb: 1
Rot: 1
Schwarz: 1
Anfangs habe ich diese Zahlen in Notizbücher eingetragen. Seit ein paar Wochen schreibe ich sie auf die Wände. Hunderte Beobachtungen habe ich festgehalten. Mit Kugelschreiber, Bleistift, Permanent Marker, Kreide, Lippenstift. Die Wände sehen aus, als seien sie von einem Aderngeflecht bedeckt. Wenn ich meine Beobachtungen sehe, fühle ich ihre Wahrheit.
Siehst du, sagt Atticus. Es ist alles da.
Ich nicke.
Im Bad rüttelt Amélie an der Heizung.

7.
Seit drei Wochen betrete ich den Keller nicht mehr ohne Gasmaske, Overall und Gummihandschuhe. Der Plan soll nicht scheitern, weil ich mir in einem Augenblick der Unachtsamkeit die Augen verätze.
Atticus kommt gar nicht mehr herunter.
Die Kunststoffwanne ist mittlerweile fast voll. Die Flüssigkeit sieht unscheinbar aus, ein bisschen wie Seife. Mit einer Suppenkelle und einem Trichter fülle ich sie in zwei dunkle Plastik-Kanister. Die Maske kann die Dämpfe nicht vollständig abhalten; meine Nase brennt und prickelt, die Augen tränen. Ich fülle erst einen Kanister bis zum Rand. Dann schraube ich ihn vorsichtig zu und setze den Trichter auf den zweiten Kanister. Als ich die Suppenkelle erneut in die weißliche Flüssigkeit tauche, werde ich unterbrochen.
Es klingelt. Jemand steht vor der Haustür.

8.
Das Problem mit Korrelationen ist natürlich, dass sie uns meistens zum Narren halten. Aus der Zahl der Pullover in Ihrem Schrank lässt sich nicht ableiten, ob Sie bei einem Raubüberfall ums Leben kommen werden. Und nur, weil Sie ein paar originalverpackte Erstausgaben der GI-Joe-Figuren haben, sind Sie nicht gleich zwangsgestört. Mit solchem Unsinn lacht das Universums uns seinen faulen Atem ins Gesicht. Diese Korrelationen sind bedeutungslos, banal, ohne jede Relevanz. Andere dagegen enthüllen das Wesen der Dinge. Sehen Sie, es war eben kein Zufall, dass Ted Bundy einen Käfer fuhr. Es war auch kein Zufall, dass meine Kinder beide Linkshänder waren. Um diese Strukturen zu erkennen, braucht es einen großen Geist, der sich nicht vom alltäglichen Klein-Klein der Dinge in die Irre führen lässt.
Wenn Sie mir vor ein paar Jahren gesagt hätten, dass dieser Geist mir in der Gestalt einer sprechenden Katze gegenübertreten würde, dann hätte ich Sie für verrückt erklärt.

9.
Der Lehrer steht vor der Tür. Durch den Spion sehe ich sein blasses Gesicht, das schüttere Haar, das gelbe Shirt. Gelb! Atticus knurrt. Vor der Einfahrt parkt ein alter VW Passat. Ich bleibe ruhig stehen, atme flach und hoffe, dass er geht. Aber er denkt nicht daran. Aus dem Bad dringen weiter Amélies erstickte Schreie. Ich bezweifle, dass er sie hören kann. Nach einer Minute drückt er die Klingel erneut, mehrmals hintereinander, schneller jetzt. Er ist ungeduldig. Ich spüre kalten Schweiß in meinem Nacken. Der Lehrer bewegt sich nicht vom Fleck. Ich schreie innerlich auf vor Frust. Warum gerade jetzt?
Beim 27. Klingeln öffne ich.

10.
Atticus war nicht immer bei uns. Er ist uns im Winter vor zwei Jahren zugelaufen, als Amélie mit Bianca schwanger war. Weder Amélie noch ich hatten viel für Tiere übrig - wir waren beide ohne Haustiere aufgewachsen und hatten kein Interesse daran, einen Kater ins Haus zu lassen, nicht mit dem Ledersofa. Aber wir hatten die Rechnung ohne Robert gemacht. Er war vom ersten Augenblick an vernarrt in das Tier. Spielte mit ihm, gab ihm Heringsfilets, zog ihn am Schwanz. Atticus ließ alles mit sich machen. Warum uns das nicht stutzig machte, verstehe ich bis heute nicht. Nach ein paar Tagen legte Atticus sich abends neben uns aufs Sofa, als wäre er schon immer dagewesen.

11.
Ich schließe die Haustür hinter dem Lehrer und bitte ihn, ins Wohnzimmer vorzugehen. Er macht ein paar Schritte, dann bleibt er stehen und starrt auf die Tapeten. Aus dem Bad am Ende des Flurs kommt ein klackerndes Geräusch. Amélie zieht und reißt an den Kabelbindern. Der Lehrer stutzt. Ich ziehe die Spritze aus der Tasche des Overalls, entferne den Sicherheitsverschluss und ramme ihm die Nadel in den Hals. Dann drücke ich die milchige Flüssigkeit in seinen Kreislauf. Er schreit auf, dreht sich um, starrt mich mit weitaufgerissenen Augen an. Ein erster, heftiger Krampf fährt durch seinen Körper. Er zittert, seine Beine geben nach und er fällt um, reißt einen Teil der Garderobe mit sich. Dicker, milchiger Schaum quillt aus seinem Mund. Nach ein paar Sekunden beruhigt er sich. Sein Kopf ist fast violett, die Adern auf der Stirn treten deutlich hervor, er atmet schwer. Er starrt mich an. Schaum fließt über seine Mundwinkel und tropft von seinem Kinn. Ich trete zur Seite. Seine Augen folgen mir nicht. Sie fixieren ein altes Familienfoto neben der Eingangstür: Amélie, schwanger mit Bianca, Robert und ich. Das Rütteln aus dem Badezimmer lässt nach. Ich meine, Amélie schluchzen zu hören. Ich warte ein paar Minuten, dann bin ich sicher, dass das Gift wirkt. Die Zunge des Lehrers ist geschwollen und dunkel, die Augen glasig, die Atmung unregelmäßig und flach. Ich greife unter seine Arme und zerre ihn ins Bad. Amélie kauert in der Ecke. Ihr Gestank - ein penetranter Geruch nach Urin und Erbrochenem - vermischt sich mit dem Verwesungsgeruch aus der Badewanne. Ich versuche, nur durch den Mund zu atmen. Ich wuchte den Lehrer über den Badewannenrand, schiebe ihn auf Robert und Bianca. Amélie heult.

12.
Der Tag, an dem Atticus sich mir offenbarte, begann ganz gewöhnlich. Ich habe die Angewohnheit, früh aufzustehen, gegen 5.30 Uhr. Diese eine ruhige Stunde des Tages hat immer mir gehört; ab 6.30 standen dann Amélie und die Kinder auf. Meistens wartete Atticus morgens schon vor der Terrassentür. Ich ließ ihn ins Haus, und während der Kaffee durchlief, machte ich eine Dose auf. Dann saßen wir eine Weile schweigend nebeneinander, ich mit Kaffee und Zeitung, er mit seinem Futter.
An diesem Tag - ich glaube, es war ein Dienstag im Februar - verhielt er sich anders. Als ich die Terrassentür öffnete, schlüpfte er ins Haus, aber statt zum Futternapf zu gehen, sprang er mit einem Satz auf den Küchentisch. Und sah mich an. Ich erstarrte, als ich den Blick in seinen dunklen Augen sah. Etwas in ihnen war anders als sonst. Dann hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Ich sage in meinem Kopf, weil Atticus natürlich nicht spricht. Katzen können nicht sprechen, dazu wären sie schon anatomisch nicht imstande. Trotzdem hörte ich seine Stimme, genau so deutlich, wie ich Amélies Stimme oder die Stimmen meiner Kinder hörte.
Hast du dich mal gefragt, warum du so vielen Menschen in weißen Shirts begegnest?

13.
Der Passat des toten Lehrers kuppelt nicht richtig, ständig kreischt das Getriebe. Das Auto ist mindestens 20 Jahre alt, sein Inneres riecht ranzig. Auf der Rückbank rutschen vergilbte Ordner und Hefte herum, im Fußraum liegt eine zusammengeknüllte Hundedecke. Der Wagen erinnert mich an den Astra, mit dem ich vor langer Zeit Fahren gelernt habe. Ein altersschwaches, überwiegend mechanisches Ding, nicht so ein elektronischer Apparat wie die neuen Autos. Aber besser als Amélies Tesla - der wäre viel zu auffällig. So gesehen, habe ich Glück gehabt, dass der Lehrer vorbeigekommen ist. Ich fahre durch die menschenleeren Straßen der Neubausiedlung, dann fädele ich mich in den Verkehr auf der Schnellstraße ein. Eine dunkle Wolkendecke hängt schwer über der Stadt. Am Horizont blitzt es. Im Fußraum vor dem Beifahrersitz schwappt das Gift in den Kanistern.
Atticus sitzt in seinem Körbchen und schnurrt.

14.
In den ersten Wochen nach seiner Offenbarung wies Atticus mich auf Kleinigkeiten hin. Auf unscheinbare Korrelationen, die uns eine Facette der Wirklichkeit zeigen. Die Verbindung zwischen der Zahl der Badesee-Toten eines Sommers und dem DAX-Index zum Beispiel. Eine Korrelation, die auf den ersten Blick absurd erscheint, tatsächlich aber durch und durch ursächlich ist. Oder wie oft das Wort “gemeinsam” in den Reden der Bundeskanzlerin vorkommt und wie viele Säuglinge auf den Geburtsstationen sterben. Bei einer Gelegenheit ließ Atticus mich ein paar keltische Runen googeln und bat mich, sie mit den Mustern zu vergleichen, die sich ergeben, wenn man die europäischen Fernwanderwege auf einer Karte verbindet. Erinnern Sie sich daran, wie beliebt der Jakobsweg Mitte der 2000er bei deutschen Touristen war? Was, wenn ich ihnen sagte, dass diese Wanderer unbewusst an einem alchemistischen Ritual mitgewirkt haben? Atticus sprach morgens mit mir, in der Stunde, bevor die anderen aufstanden. Ich trank meinen Kaffee und er saß auf dem Küchentisch und lehrte mich, die Zeichen zu lesen.

15.
Nach einer Viertelstunde nehme ich die Abfahrt zum Gewerbegebiet. Fang jetzt an, sagt Atticus aus dem Korb. Ich nicke und sehe mich um. Die lange, gerade Straße ist leer, nur vor einem Getränkemarkt schiebt ein alter Mann einen Einkaufswagen über den Parkplatz. Er trägt Jeans und ein dunkles Shirt.
„Eins, blau“, sage ich.
Atticus knurrt. Blau?
Ich fahre langsamer und sehe nochmal genau hin. „Eher grau.”
Gut. Atticus wirkt erleichtert. Zähl weiter.
An der Stelle, wo der Radweg kreuzt, begegnet uns ein kleines Mädchen auf einem Fahrrad.
“Eins, rot.”
Weiter.
Grün.
Weiß.
Schwarz.
Schwarz.
Ich parke am Straßenrand, einige hundert Meter vom Werkstor entfernt.

16.
Umso älter wir werden, desto leichter verwechseln wir die Erscheinungen mit dem Wesen der Dinge. Wir gewöhnen uns an unseren Alltag, an diese immer gleichen Rituale zwischen Büro und S-Bahn und Wohnung und Supermarkt und wir verlieren die Fähigkeit, die Dinge zu hinterfragen. Die Erscheinungen sind nicht das, was ist, sagte mir Atticus immer und immer wieder. Manchmal kam ich mir vor wie im Philosophieunterricht. Dann verstand ich, dass dies viel mehr war: Atticus lehrte mich nicht bloß, über die Welt nachzudenken. Er bereitete mich darauf vor, sie zu verändern.

17.
Mit meiner Chipkarte habe ich Zugang zum gesamten Werk. Ich halte einen Plastikkanister in jeder Hand und betrete das Gelände durch einen Seiteneingang. Zum Glück ist niemand hier, der stutzig werden könnte, weil mir ein Kater folgt. Auf dem Parkplatz stehen zwei Autos. Ich schleppe die Kanister an den Mülltonnen vorbei zu der Treppe, die zur zentralen Wasseraufbereitung führt. Auf dem Weg begegnet mir kein Mensch. Das ist nicht ungewöhnlich, das Werk ist zu einem Großteil automatisiert; der Alltag kann überwiegend am Computer gesteuert werden. Am Eingang zum Hauptraum setze ich die Kanister ab und drücke meine Chipkarte gegen ein Lesegerät. Mit einem metallischen Klicken öffnet sich die Tür. Ich drücke mit meiner Schulter dagegen. Atticus huscht ins Innere. Ich greife nach den Kanistern und folge ihm.

18.
Ein paar Wochen, nachdem Atticus begonnen hatte, mit mir zu sprechen, übernahm Amélie einen neuen Erwachsenen-Schwimmkurs, ihren ersten seit Biancas Geburt. Zweimal pro Woche - dienstags und donnerstags - war sie fortan im Schwimmbad, erklärte Anfängern die richtige Atemtechnik, gleichmäßigen Arm- und Beinschlag und die korrekte Körperspannung. Ich kochte für Robert, meistens gab es Nudeln mit Tomatensauce, und sah mir anschließend irgendwas auf Youtube an. Atticus war an diesen Abenden selten im Haus; sobald es dunkel wurde, war er unterwegs.

19.
Ich beuge mich über den Haupttank und schütte den Inhalt eines Kanisters in das Wasser. Die Flüssigkeit vermischt sich in wenigen Augenblicken, verflüchtigt sich und ist bald nicht mehr zu sehen. Atticus schnurrt. 200.000 Menschen werden in den nächsten Stunden die hässliche Fratze der Wirklichkeit sehen. Die Wahrheit erkennen, die hinter den Dingen liegt.

20.
Nach fünf Monaten sagte mir Amélie, dass es keinen Schwimmkurs gab. Sein Name war Steffen. Er arbeitete in der Druckerei, im Marketing, und sie hatten sich während einer Fortbildung kennengelernt. Steffen lebte getrennt von seiner Ex-Frau und hatte einen kleinen Sohn. Amélie sagte, dass es Liebe sei. Dass sie mich verlassen würde. Sie weinte, es brach mir das Herz. Ich sah sie an, wollte schreien, konnte aber nicht. Ich blieb stumm. Die Kinder, sagte sie. Wir dürfen den Kindern nicht wehtun. Wir müssen das gemeinsam schaffen. Natürlich, sagte ich.
Vor der Terrassentür funkelten Atticus’ Augen in der Dunkelheit.

21.
Die Anlage dröhnt und rauscht. Ich setze mich neben dem Tank auf den Boden. Der leere Kanister liegt neben mir. Atticus läuft auf dem Rand des Tanks entlang. Gut, sagt er. Heute verändern wir die Welt. Ich sitze am Boden und mein Herz schlägt wie wild. Ich bin euphorisch. Ich denke an die Zahlen auf den Wänden, an die T-Shirts, an Amélie, an Steffen. An die grauen Gesichter meiner Kinder in der Badewanne. An die Maden. Atticus springt vom Beckenrand herunter und setzt sich mir gegenüber auf den Boden. Er beobachtet mich schweigend. Was bin ich für ihn? Ein Schüler? Ein nützlicher Idiot? Ich versuche, in seinen dunklen Katzenaugen zu lesen, aber da ist nichts.
Sobald ich diesen Bericht beendet habe, werde ich den zweiten Kanister an meinen Mund heben und trinken. Das ist Atticus’ letzte Lehre: Ich bin selbst nur eine Erscheinung, flüchtig wie die Farbe eines T-Shirts. Ein vorübergehendes Flackern. Ein Zucken auf der Fratze der Wirklichkeit.

 

Hi Christophe,

was für einen finsterbösen Text du uns hier bescherst. Gleich die Eröffnungssätze versprechen Gänsehaut. Ich habe die gruselige Lektüre genossen, mir gefielen die Idee, deine ausgereifte Sprache und der nicht gerade alltägliche Inhalt.
Dein Psychopath wirkt lebendig, den Kater, als imaginären Souffleur - obgleich ich ihn, in den ersten Absätzen, für einen Hund hielt - fand ich ausgezeichnet. Auch seinen ausgefallenen Namen, der an ein berühmtes literarisches Werk gemahnt.
Die Entwicklung des Prot, gezeigt in Rückblicken, gefiel mir ebenfalls.

Alles gut gemacht, hab nicht viel zu meckern, eher zu loben: Ansprechende Literatur am Vormittag.

Unterhalb ein paar Flusen, die ich aufgelesen habe:

Der Gestank steigt mit in die Nase
mir

Ich kontrollierte Brunnen und Reservoire, übersah das Leitungsnetz und begleitete die Erschließung neuer Wohn- und Gewerbegebiete am Stadtrand.
Plural?

Umso überraschter war ich, als sie mich eines Abends nach dem Training frage, ob ich Lust hätte, noch etwas essen zu gehen.
fragte

Er war vom ersten Augenblick lang vernarrt in das Tier.
an

Warum uns das nicht stutzig gemacht hat, verstehe ich bis heute nicht.
Bin unsicher. Zeitform?

Nach ein paar Tagen lege Atticus sich abends neben uns aufs Sofa, als wäre er schon immer dagewesen.
legte

Seine Augen folgen mit nicht.
mir

Ich beuge mich über den Haupttank und schütte den Inhalt eines Kanisters in das Wasser. Die Flüssigkeit vermischt sich in wenigen Augenblicken, mit dem Wasser, verflüchtigt sich, und ist bald nicht mehr zu sehen.
... innerhalb weniger Augenblicke, verflüchtigt sich, ist bald nicht mehr zu sehen.
Ich sah sie an und ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Ich blieb stumm.
Ich sah sie an, wollte schreien, konnte aber nicht. Ich blieb stumm.

Netten Gruß,
Manuela :)

 
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Hallo @Manuela K.,

vielen Dank für deinen Kommentar und das Flusensammeln - ich habe sie alle korrigiert. Vielen Dank dafür!

Es freut mich, dass die Balance zwischen Horror/Grusel auf der einen und total absurdem Inhalt auf der anderen Seite für dich funktioniert hat. Das fand ich nämlich ziemlich schwierig.

Dass du Atticus am Anfang für einen Hund hieltst, macht Sinn, die Einführung kam zu spät. Ich lasse ihn jetzt gleich im ersten Atticus-Satz seine Pfoten lecken. :dozey:

Viele Grüße!

Christophe

 

Hey @Christophe !
Kurz zu meinem Horror-Backround: Ich habe vor ein paar Monaten den Film "Sieben" zu ersten Mal gesehen. Und wenn ich dran denke, wird mir immer noch komisch. Vor ein paar Wochen hab ich mir dann noch diese Staffel "Luther" auf Netflix angesehen. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen ...
Horror/Thriller fasziniert mich total. Aber es bekommt mir nicht. Ich mach mir sofort in die Hose, bei allem was noch gruseliger als "Ein Fall für Zwei" ist.

Seit heute Morgen hab ich immer wieder deinen Einleitungssatz gelesen:

Die Kinder sitzen seit Freitag am Küchentisch: Bianca im Hochsitz, Robert mit dem Gesicht im Müsli. Als ich Roberts Kopf anhebe, rieseln Maden auf den Teller. Ich hätte mich früher kümmern müssen. Ich ziehe Müllsäcke über ihre grauen Gesichter und trage sie ins Bad.
Und ich dachte: Lotterlieschen, lass das. Das wird dir nicht bekommen.

Aber eben musste ich dann doch weiterlesen. Es ist so spannend und gut geschrieben, dass ich in einem Rutsch bis zum Ende durchgelesen hab und ich wirklich in deinen gruseligen Scheißfilm abgetaucht bin.
Ich fand`s richtig, richtig gut. Die Story. Deine einfache, klare Sprache. Das Vermischen von Banalitäten und Grausamkeit. Und wahrscheinlich noch vieles mehr, was ich (wie so oft) nicht benennen kann:-)


Ein, zwei Anmerkungen:

Ich presse die Lippen aufeinander, versuche, die Panik zu unterdrücken. In der Badewanne ist er, unter seiner kleinen Schwester, und in seinem Mund krabbeln Maden herum.
Er wirkt so abgebrüht und so in seinem Plan. Dass er hier in Panik gerät irritiert mich.
Der Lehrer fragt, ob ich noch dran bin. Ja, sage ich und stammle etwas von der Grippe, von hohem Fieber, kalten Umschlägen.
Auch, dass er hier stammelt.
Ich kontrollierte Brunnen und Reservoirs, übersah das Leitungsnetz und begleitete die Erschließung neuer Wohn- und Gewerbegebiete am Stadtrand.
Ist übersah in diesem Zusammenhang üblich?


Für mich hätte es die Katze auch nicht unbedingt gebraucht. Oder zumindest weniger im Focus.
Weiß nicht warum, aber stellenweise stört sie mich und bringt mich von ihm weg. Das ist jetzt aber wirklich nur ein Gefühl:-)

Also nochmal: Für mich ist deine Geschichte eine tolle Sache. Und das Nachttischlämpchen bleibt an heut Nacht.

Ein kleiner Eindruck vom Lotterlieschen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Lotterlieschen,

vielen Dank für Deinen Kommentar - und vielen Dank, dass Du die Story gelesen hast, gerade, wenn Dir solche Sachen manchmal auf dem Magen liegen. (Kenne ich natürlich auch - mich erwischen die fiesen Momente immer dann, wenn ich sie überhaupt nicht erwarte. Die Rasiermesser-Szene in "Drive" - argh! Wenn ich die sehe, schüttelt es mich jedes Mal ...)

Deine Anmerkungen zur Panik und zum Stammeln machen total Sinn - habe ich beides entfernt. Danke dafür!

Der Kater - tja, der ist mir doch recht wichtig. Ich versuche mal, das zu erklären: Meine ursprüngliche Idee war, eine Geschichte über Muster und Korrelationen zu schreiben und darüber, dass man, wenn man sich nur anstrengt (und vieles ignoriert), alle möglichen in sich kohärenten Ideen-Systeme zusammenbauen kann. Das beweisen uns ja diverse Verschwörungstheoretiker Tag um Tag. (--> "Das Foucaultsche Pendel" von Eco) Wenn man nur will, ... Gleichzeitig wollte ich mich über diese Idee aber auch ein bisschen lustig machen. Ganz plump gesagt: Mein Protagonist glaubt, er habe besonderes Wissen - tatsächlich ist er einfach nur eifersüchtig, gewalttätig und paranoid. Und der Kater ist das Binde-, ähh..., -tier zwischen seiner imaginären Welt und der "realen" Welt, in der er Morde begeht usw.

Vielen Dank für deine coolen Anmerkungen!

Christophe

 

Ich nochmal.
Der erste Absatz ist ein Hammer. Ein literarischer Widerhaken, von dem man nicht mehr loskommt. Knapp, präzise, ein schauriger Vorgeschmack auf den Wahnsinn, der noch folgt.

Die Kinder sitzen seit Freitag am Küchentisch: Bianca im Hochsitz, Robert mit dem Gesicht im Müsli. Als ich Roberts Kopf anhebe, rieseln Maden auf den Teller. Ich hätte mich früher kümmern müssen. Ich ziehe Müllsäcke über ihre grauen Gesichter und trage sie ins Bad.
Amélie schreit, als ich die Kinder in die Wanne lege, aber der Knebel erstickt ihre Stimme. Sie zerrt an den Kabelbindern, ihre Handgelenke sind blutig. Ich beachte sie nicht. Nachdem ich Robert und Bianca aufeinander gelegt habe, schließe ich die Tür und gehe zurück in die Küche. Der Verwesungsgeruch hängt süß in der Luft.
Atticus leckt seine Pfoten und sagt, dass wir jetzt bereit sind für die finale Phase.

Wenn ich daran noch etwas schrauben dürfte, würde ich den Artikel vor "Verwesungsgeruch" weglassen und Atticus noch eindeutiger als Kater darstellen.

Schaurige Grüße!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Christophe,

flüssig (ha!) und klar geschrieben, gut portioniert mit diesen Mini-Kapiteln. Da sind ein paar Bilder/Szenen drin, die zur Genüge bekannt sind (vollgekritzelte Wände beim Psychopathen zu Hause, der Polizist/Handwerker/Nachbar/Lehrer klingelt und hätte das lieber nicht getan), aber mit den sich in der Wanne auflösenden Kinderleichen auch eines, das hängenbleibt und zumindest bei mir exklusiv mit dieser Geschichte verbunden sein wird. Ich musste an ein frühes Hellblazer-Heft denken, in dem ein Dämon Leichen in einem Pool verflüssigt, um darin zu schwimmen.

Vor allem das mit der Kelle fand ich stark, als der Lehrer klingelt. Die weißliche Flüssigkeit, das sind sehr schöne Details an der richtigen Stelle. Das ist auch eine schicke Pointe, ... wo ist dieses Spoiler-Tag? ..., also nicht einfach ekligen Kram als Selbstzweck macht, sondern in seiner eigenen kaputten Welt ganz logisch einen Arbeitsschritt nach dem nächsten vollzieht.

Als ich Amélie kennenlernte, kam ich frisch von der Universität und hatte eine Stelle als Wasserbauingenieur angetreten.
Für mich der bessere Anfang. Als Freund sich langsam steigernden Grauens würde ich das alles ein bisschen umstellen, auch wenn das hier ein Short Shocker ist. Ja, du hast den Schreckschuss und die Aufmerksamkeit, und wenn du's nicht machst manchmal Leute, die monieren, das am Anfang "nichts mit Horror" passiert. Aber abgesehen davon, dass ich als Genrefan schon nach dem ersten Satz wusste, dass die Kinder tot sind, ist doch die Frage: Wenn gleich zu Beginn einer Kinderleiche die Maden aus dem Mund regnen, wo gehst du von da aus hin? Eine philosophierende Katze ist da lediglich putzig und ein Downer, ein Schritt zurück. Umgekehrt wäre das was anderes. Erst ist alles nur ein bisschen schräg und dann Ach, du Scheiße!

Apropos die Katze: Die T-Shirts, die Korrelationen, ich habe das nicht verstanden (es ist ein bisschen, als wäre es nur so, um der Geschichte diesen maximal harmlosen und nichts verratenden Titel zu geben) und frage mich auch, ob das für eine Geschichte dieser Kürze nicht unnötig kompliziert und weitschweifig ist und man sich lieber auf eine Sache konzentrieren sollte. Stark fand ich zum Beispiel die Wanderwege, die auf der Karte Runen formen.

Nach fünf Monaten sagte mir Amélie, dass es keinen Schwimmkurs gab. Sein Name war Steffen.
Das schien mir ein bisschen drangepappt. Dieses Beziehungsende soll glaube ich so der Tropfen sein, der die Wanne zum Überlaufen bringt, das entwickelt aber so abgehandelt in diesem Nebenbei-Satz keine emotionale Wucht. Ich weiß auch nicht, ob jemand, dem seine Katze erzählt, wie Universum und Existenz und die ganzen Sachen so zusammenhängen, das wirklich noch braucht, um durchzudrehen. Vor allem aber, wenn ich das richtig verstehe, macht sie Schluss beziehungsweise findet zu dem neuen Typen, weil der Protagonist sich zusehends in der Welt der Korrelationen verliert. Da fehlen ein oder zwei Stellen, in denen das gezeigt wird, vielleicht wenn sie über Scharlach bei den Kindern reden möchte und er nicht ein Mal von seinem Notizblock hochsieht.

Viele Grüße
JC

 

Hallo @Christophe , ich kann mich den anderen nur anschließen. Dein Text ist spannend und gut geschrieben! Hat mich auf jeden Fall unterhalten. Vor allem der erste Absatz hat es meiner Meinung nach in sich! Ich habe es ja wirklich selten, dass ich kurz innehalten muss, um mich zu sammeln, aber an dieser Stelle hattest du mich. So gesehen ein sehr guter Effekt. Kompliment dafür!

Ich sehe es auch nicht so wie @Proof, dass du hier quasi zu stark einsteigst und diese Stelle an späterer Stelle besser wirken würde. Im Gegenteil hat mich dieser Anfang tatsächlich dazu gebracht, dran zu bleiben und die Geschichte in einem Rutsch (ist ja auch nicht allzu lang) und gespannt durchzulesen.

Was mir tatsächlich sehr gut gefallen hat, neben deiner insgesamt flüssigen und klaren Schreibe, war, wie charmant du das Thema (Verschwörungstheorien und Korrelationen) umgesetzt hast. Zwei Beispiele, die mir besonders gefallen haben:

das schüttere Haar, das gelbe Shirt. Gelb!
Gelb! :)

„Eins, blau“, sage ich.
Atticus knurrt. Blau?
Ich fahre langsamer und sehe nochmal genau hin. „Eher grau.”
Gut. Atticus wirkt erleichtert. Zähl weiter.
Sehr cool :)


Mir ist allerdings am Ende aufgefallen, dass der Bericht, den der Protagonist hier an die Nachwelt verfasst, manchmal ein wenig aus dem Rahmen läuft.

Beispiel:

Ich schreibe das hier nicht, weil ich Sie überzeugen oder für mein Vorhaben gewinnen will. Das spielt keine Rolle. Wenn dieser Bericht öffentlich wird -
vs.
Ich sitze am Boden und mein Herz schlägt wie wild. Ich bin euphorisch. Ich denke an die Zahlen auf den Wänden, an die T-Shirts, an Amélie, an Steffen. An die grauen Gesichter meiner Kinder in der Badewanne. An die Maden.
Wenn es wirklich eine Art Manifest eines Täters wäre, hätte er das sicherlich anders geschrieben. Ich denke, du müsstest dich hier entscheiden, entweder mehr berichtartig zu schreiben oder die Idee mit dem Manifest ganz rauszunehmen.
So oder so eine gute Geschichte!

Viele Grüße,
Habentus

 

Hallo @Christophe,

auch von mir dickes Lob, eine spannende und originelle Geschichte ohne Längen.

Die T-Shirt-Theorie ist zwar nicht weiter erläutert und total absurd, aber gerade deswegen ließ sie mich auch schmunzeln.

Habe nichts zu meckern. Ist zwar etwas übertrieben, dass jemand eine ganze Kleinstadt vergiftet, nur weil ihn seine Frau betrogen hat, aber von mir aus...sie hätten ja nicht ständig mit ihren T-Shirts provozieren müssen, selbst schuld ;)

BG
N

 

Hallo @Christophe,

sehr gut geschrieben, spannend und die ersten Sätze der Wahnsinn, das hast Du alles schonmal gelesen und ich sehe das genauso wie alle anderen. Toll gemacht. Mir gefällt nur eine Sache nicht und die deutet mein Vorgänger schon an, nämlich die Geschichte um Steffen und Amelie. Die erzwingt beim Leser einen Schluss, der meiner Meinung nach die wunderbar abstrusen Ideen und die Stimmung die Du aufgebaut hast abschwächen, wenn nicht gar pulverisieren. Man bekommt automatisch den Gedanken auf den Tisch gesetzt, das macht er jetzt alles wegen der Affäre und hat damit eine so banale Begründung, dass der unwirkliche Schrecken der einen durch die Adern tröpfelt direkt wieder verschwindet.
Ich erkläre es so: Verlassen werden, betrogen werden, ja das kennt man. Das ist greifbar, unter dem Schock kann sich fast jeder etwas vorstellen - aber das passt nicht zum Rest, zum echten Wahnsinn. Natürlich gibt es solche Mörder und schreckliche Dinge passieren, aber ich finde da kannst Du noch mehr erreichen. Ein kleiner Kniff der aber effektiv wirken könnte, wäre meiner Meinung nach folgender, wenn Du Atticus schon früher andeuten ließest, dass etwas passieren wird, z. B. wenn eine bestimmte Shirt-Konstellation (z.B.weiß, grün, gelb) eintritt und dann, als das der Fall ist beichtet ihm Amelie die Affäre und dein Protagonist weiß, das Atticus mehr ist als nur eine Wahnvorstellung und der Leser glaubt es auch.

Schöne Grüße
Ebbe Flut

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Christophe

ich fragte mich anfangs, warum der Prota so geworden ist. Elternhaus, schwierige Kindheit, schlimme Erlebnisse ... und war gespannt, wie du das erklärst.
Und dann ist der Kater schuld.
Ist mal was anderes.
Für alles andere wäre der Text womöglich auch viel zu kurz gewesen oder – denke ich – viel zu schwierig, sinnvoll zu erklären, so dass man es nicht schon zum hundersten Mal gehört hat. Also alles gut.
Bei der Frau hingegen hast du auf Altbewährtes zurückgegriffen. Ich überlege die ganze Zeit, ob da nicht auch was Aussergewöhnliches hätte der Grund sein können. Hätte mir wahrscheinlich besser gefallen.

Dann fragte ich mich, ob es 24 Absätze/Kapitel gibt und du den Text für einen Adventskalender geschrieben hast.

Und schließlich, ob ich auch mal so enden werde, da ich z.B. die Kacheln oder Deckenfliesen in öffentlichen Gebäue zähle und andere Marotten habe.

Die "verrückten" Gedankengänge gefallen mir sehr gut. Kann mir vorstellen, wie du in einem Flow warst und dir immer mehr Dinge eingefallen sind.

Textliches:
Ich hab ein paar Sachen markiert, um sie als Zitat für gelungene Sätze und zur Korrektur einzufügen, doch leider ist der Zwischenspeicher nun leer und ich stehe hier mit leeren Händen. (Hm, selbst das Erwähnen mit @ klappt nicht mehr auf Anhieb ...)

Woran ich mich noch erinnere:
GI-Joe-Figur --> GI Joe-Figur
Dann hast du öfter den "falschen" Bindestriche. Es müsste der lange Geviertstrich sein.
Youtube wird YouTube geschrieben.
Zwei, drei andere Sachen finde ich jetzt beim Überfliegen nicht mehr wieder.

Hat Spaß gemacht.

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

Edit:

Wie von Geisterhand sind meine Zitate wieder da:

Minutenlang stehe ich am Küchentisch und warte darauf, dass mein Herzschlag sich beruhigt.
Ich hatte ihn mir cooler vorgestellt.

Ich kontrollierte Brunnen und Reservoirs, übersah das Leitungsnetz und begleitete die Erschließung neuer Wohn- und Gewerbegebiete am Stadtrand.
"übersah": Etwas Regionales?
Kenne ich nur als "übersehen" im Sinne von "nicht bemerken"

Das Problem mit Korrelationen ist natürlich, dass sie uns meistens zum Narren halten.
Verrückt.

Anfangs habe ich diese Zahlen in Notizbücher eingetragen. Seit ein paar Wochen schreibe ich sie auf die Wände.
Irre.

lacht das Universums uns
Universum

Es war auch kein Zufall, dass meine Kinder beide Linkshänder waren. Um diese Strukturen zu erkennen, braucht es einen großen Geist, der sich nicht vom alltäglichen Klein-Klein der Dinge in die Irre führen lässt.
Sehr verrückt!

Ich schließe die Haustür hinter dem Lehrer und bitte ihn, ins Wohnzimmer vorzugehen. Er macht ein paar Schritte, dann bleibt er stehen und starrt auf die Tapeten. Aus dem Bad am Ende des Flurs kommt ein klackerndes Geräusch.
Hier ahnt man, was da kommt.

Die Verbindung zwischen der Zahl der Badesee-Toten eines Sommers und dem DAX-Index zum Beispiel.
So Ideen können nur Kater haben :-)

 

Hallo @Manuela K., @Proof, @Morphin, @Habentus, @Nicolaijewitsch, @Ebbe Flut und @GoMusic,

wow - so viel Feedback. Vielen Dank! Eure Fragen, Vorschläge, Korrekturen und Hinweise sind sehr hilfreich - ich gehe mal der Reihe nach durch:

@Manuela K.,

vielen Dank für die sprachlichen Vorschläge zum ersten Absatz - die setze ich um. Ich weiß gar nicht, warum ich "der Verwesungsgeruch" geschrieben habe - ohne Artikel ist um Längen besser. Merci!

@Proof,

dein Kommentar geht runter wie, naja, Seifenwasser. :dozey:

Den Hinweis zum Umbau des Textes finde ich sehr wertvoll. Ich bewundere deine Stories, gerade Slow Burner wie "Auge fürs Detail" oder "Sonntagsfahrer" haben mich wahnsinnig beeindruckt. Aaaber ... ich traue mir so einen langsamen, subtilen Spannungsaufbau noch nicht so recht zu. Hier und da habe ich mal etwas in der Richtung gemacht - "Der Pitch" macht das, glaube ich, und möglicherweise auch "Das Opfer". Aber diese erzählerische Vollbremsung-und-180-Grad-Wende, die du in "Auge fürs Detail" in den letzten Sätzen machst - die kann ich momentan nur immer wieder lesen, weil sie so verdammt gut funktioniert. Na, langer Rede kurzer Sinn: Ich achte momentan sehr darauf, eine Hook zu bauen, die möglichst stark ist; da kommt das her.

Die Katze, die T-Shirts, die Eifersuchtsgeschichte: Doch, das hat schon einen Purpose. Die Story ist absichtlich antiklimatisch. Sie startet mit garstigem - und unmotiviertem - Horror und endet ganz banal, mit einem gebrochenen Herzen, wenn du so willst. Das ist der Hintergedanke: Der Protagonist ist nicht "grundlos böse", er ist auch nicht "einfach total wahnsinnig" oder so - er ist einfach nur krank und der Grund seines Handelns ist letztlich sehr banal und alltäglich.

Die Idee zu der Story habe ich irgendwann im Sommer aufgeschrieben, als viel mit QAnon und Querdenkern usw. in den Medien war. Ich wollte mal eine richtig absurde Theorie ausbuchstabieren - s. Pizzagate usw. - und dann mit voller Wucht gegen die Wand fahren lassen.

Deshalb finde ich beides - die absurden Theorien auf der einen Seite, die banale Betrugsgeschichte auf der anderen Seite - wichtig. Gut möglich, dass ich das besser rausholen muss, diesen Gegensatz, diese Ernüchterung.

Vielen Dank für deinen Kommentar!

@Morphin,

yeah, Rodriguez! Irgendwo im Keller habe ich noch "Desperado" und "From Dusk Till Dawn" auf VHS. Müssen dringend entstaubt werden! Ich bin selbst nicht vom Fach, aber deine Interpretation wäre auch meine - der Protagonist ist paranoid und schizophren und die Welt aus Zeichen und Korrelationen, die er sich baut, hat nicht allzu viel mit der Welt seiner Frau und seiner Kinder zu tun. Uhh, wenn ich's so aufschreibe, steckt in der ursprünglichen Idee noch eine ganze andere Story, viel ruhiger ... mmh. Jetzt grüble ich.

Vielen Dank für deinen Kommentar - und den "übersah"-Hinweis, das ist natürlich Quatsch.

@Habentus,

du hast völlig recht, was den Bericht-Charakter betrifft. Den habe ich nicht durchgehalten. Ich-Erzähler in solchen Wahnsinn-Narrativen sind tricky. Ich gehe nochmal drüber, vielleicht schwäche ich auch wirklich, wie du vorschlägst, den Manifest-Teil ab. Unschlüssig. Danke für den Hinweis - ich hätte das glatt überlesen, aber der Bruch ist eindeutig da.

Viele Grüße!

@Nicolaijewitsch,

danke - genau so, hatte ich gehofft, funktioniert das mit den Shirts. Ich hatte zwischendurch auch mal versucht, eine richtige T-Shirt-Theorie zu schreiben, bin dabei aber ständig in Sackgassen gelandet. Deshalb habe ich die Theorie so ganz offen gelassen, ohne Erklärung. Sie soll seltsam und bescheuert und unverständlich sein. Und auch witzig! :-)

Danke für deinen Kommentar!

@Ebbe Flut,

mmmhja. Der Grundgedanke - möglicherweise kommt er nicht gut durch - ist aber eben genau der: Nicht "echter Wahnsinn" liegt dem Ganzen zugrunde, sondern ganz blöde, banale Eifersucht. In diesem Sinn ist die Story bewusst antiklimatisch: Sie startet mit unverständlichem, extremem Horror ... und endet mit einer Banalität. Das muss ich noch besser rausholen.

Vielen Dank für deinen Kommentar!

@GoMusic,

mmh, der Kater ist schuld, falls er denn wirklich spricht. Da bin ich mir nicht so sicher - aber ich glaube, der Text gibt beide Lesarten her.

Die Frau: Es ist mir sogar wichtig, dass da etwas "Altbewährtes" bzw. Alltägliches, Banales kommt. Es soll ernüchtern: Wir sind besoffen von der Idee eines "echten Verrückten", der in einer völlig eigenen, fremden, unverständlichen Welt lebt - und stellen dann fest: Ist gar nicht so. Der Typ ist einfach nur krank. Das ist der Effekt, den ich irgendwie basteln möchte ...

Nein, ich habe hier keinen Adventskalender geschrieben! :D Dass du auf die Idee gekommen bist, finde ich aber ziemlich spektakulär.

Ich kann dir nicht sagen, ob du mal Kacheln oder Deckenfliesen zählen wirst, aber du hast dich irgendwann mal bei den Wortkriegern angemeldet und das war definitiv ein Schritt gen Abgrund. ;)

Die textlichen Sachen gehe ich durch - vielen, vielen Dank!

Ich hab gar keine Tapeten übrigens.

Christophe

 
Zuletzt bearbeitet:

@Christophe

Die Idee zu der Story habe ich irgendwann im Sommer aufgeschrieben, als viel mit QAnon und Querdenkern usw. in den Medien war. Ich wollte mal eine richtig absurde Theorie ausbuchstabieren - s. Pizzagate usw. - und dann mit voller Wucht gegen die Wand fahren lassen.
Das bietet sich an, mal horrormäßig verwurstet zu werden. Wobei man da gar nicht viel machen muss. Ich habe Leute im Verwandten- und Freundeskreis, die in dieses Loch gefallen sind, und das ist schon so ziemlich Horror, wie die irgendwann für dich unerreichbar werden. Als hätten die Körperfresser sie geholt. Und drüben haben sie ja schon einen hops genommen, der mit Wumme in diese sagenumwobene Pizzeria ist, in deren Keller Hillary Clinton und Tom Hanks kleine Kinder fressen.

An diese Art der VT musste ich hier aber gar nicht denken, obwohl's so omnipräsent ist. Mich hat's an N. von King erinnert, der Prot mit den Zwangsstörungen, der sich irgendwann ein Herz fasst und mal nicht jeden zweiten Zaunpfahl antippt und zack, geht die Welt in so einer Lovecraft-Apocalypse mit Chaos-Göttern und so unter. Vielleicht wegen der Wanderwege, die Runen ergeben. Das hat so was Archaisches. Würde vielleicht mal eine eigene Geschichte verdienen.

Nur so als Nachtrag, spannendes Thema.

 

Hallo @Proof und @sevas,

vielen Dank für eure Kommentare / Anmerkungen!

@Proof:

Danke für den Nachtrag! Dieser Querdenker- und QAnon-Sachen haben die Story inspiriert, aber "T-Shirts" handelt natürlich nicht davon und hat darüber auch nichts zu sagen. Wenn überhaupt, dann habe ich hier ein bisschen mit der Idee herumgespielt. Ich stimme dir sehr zu, dass diese Verschwörungstheorien dringend mal ernsthaft behandelt werden müssten. Mir fällt immer nur "Das Foucaultsche Pendel" ein, das tut ja sowas, bloß war das in den 80ern eher ein intellektueller Scherz und heute ist es ziemlich grausige Realität. "N." kenne ich noch nicht - wird sofort nachgeholt. Vielen Dank!

@sevas:

Vielen Dank für die vielen sprachlichen Korrekturen und Vorschläge - ich übernehme sie gerne, das ist alles sehr präzise beobachtet und macht Sinn. Die inhaltlichen Sachen sind auch stimmig, hier gehe ich mal der Reihe nach durch:

Hier verstehe ich nicht, warum er den Kindern Müllsäcke über den Kopf zieht. Amélie beachtet er nicht, also wird er es kaum ihretwegen tun … Selbstschutz? Nee, das würde auch nicht passen.

Guter Punkt. Ich glaube tatsächlich, dass er die Kinder nicht mehr sehen will - ihre Augen, die verfärbten Gesichter usw. -, aber der Protagonist wirkt, da hast du völlig recht, dafür eigentlich zu abgeklärt. Das schaue ich mir nochmal näher an! (Für den Intro-Paragrafen ist dieses "Ich stecke meine toten Kinder in Müllsäcke" natürlich auch nützlich, weil es ziemlich deutlich macht, dass sich hier jemand endgültig von seinem bisherigen Leben verabschiedet hat.)

Durch die reduzierte Sprache empfinde in den Prota als eher kühl und abgestumpft. Irgendwie kaufe ich ihm nicht ab, dass sein Puls dermassen (lange) in die Höhe schnellt.

Stimmt - das haben andere Kommentatoren auch kritisiert. Ich senke seinen Herzschlag. ;-)

Mit diesem Bild hatte ich ein bisschen Mühe. Seife ist für mich fest, hat eine bestimmte Farbe … Als "unscheinbar" würde ich Seife aber nicht bezeichnen … Meintest du allenfalls Flüssigseife?

Genau! Ich korrigiere!

Ich kam hier allerdings kurz ins Stocken: Ich lese das so, dass die beiden Kanister bereits im ersten Satz gefüllt werden, und bin dann verwirrt, wenn der Prota erst den einen Kanister weiter auffüllt und dann den Trichter noch auf den zweiten Kanister setzt.

Stimmt, das ist missverständlich. Danke fürs präzise Lesen! À propos präzise:

Ich lese das so, dass der Lehrer auf dem Boden liegt, auf dem Rücken (der Prota sieht ja auch seine Stirn etc.). Der Schaum fließt über die Wundwinkel, weswegen er mMn eher über die Wangen abläuft, nicht über das Kinn, außer der Lehrer hat den Kopf angehoben, was ich aufgrund seines Zustands aber eher nicht denke … Wobei, er starrt ja auch das Familienfoto an, das würde für den angehobenen Kopf sprechen … Ach, ich weiß es auch nicht, ist mir einfach aufgefallen.

... wow! Du hast völlig recht. :-)

Die Beschreibung des Wageninneren könntest du allenfalls vorziehen, also bevor die kreischende Kupplung erwähnt wird, denn die Ordner und Hefte, die auf der Rückbank herumrutschen, kann er eigentlich nur dann wahrnehmen, wenn er (zügig) rückwärts fährt (wohl aus der Einfahrt hinaus) und nach hinten schaut … Und die Hundedecke würde ihm in diesem Moment eher nicht auffallen.

... und auch hier. Das passe ich entsprechend an. Danke!

Was Amélies Affäre betrifft: Doch, ja, die hat einen Sinn in dem ganzen Ding. Die ganze Story soll den Protagonisten entlarven: Das ist keine "größere Wahrheit", da sind auch keine "geheimen Zeichen" oder so. Am Ende bleibt nur ein kranker, schizophrener und paranoider Typ, der an einem Allerweltsproblem zugrunde geht - an der Tatsache, dass er einsam ist und seine Frau ihn verlassen will. Das ist so ein bisschen die Idee hinter der Story, aber die muss ich noch deutlicher herausarbeiten.

Vielen Dank für dein beeindruckend präzises Lesen und deine hilfreichen Tipps!

Viele Grüße

Christophe

 

Dieser Querdenker- und QAnon-Sachen haben die Story inspiriert, aber "T-Shirts" handelt natürlich nicht davon und hat darüber auch nichts zu sagen.
Hallo @Christophe,

ich habe deine Geschichte mit Genuss gelesen.
Ich habe beim Lesen sehr viel an die politische Dimension des Themas - (kollektiv geteilte) Wahnvorstellungen und ihre manchmal mörderische Konsequenz - gedacht. Dein Protagonist scheint in sofern wenig damit zu tun zu haben, als seine Weltsicht, die ja nur angedeutet wird, inhaltlich an keine bekannte Verschwörungstheorie erinnert. Daher ist es leicht, sie "nur" im Hinblick auf den psychologischen Mechanismus zu lesen, aber auch der ist für mich durch die mediale Präsenz des Themas gerade sehr mit den Verschwörungsideen der "Querdenker" verknüpft. Wobei deine Geschichte ja einen Schritt weitergeht und einen handfesten Wahn inklusive einer nach der Weltherrschaft(?) strebenden Katze daraus macht.
Es fällt mir allerdings schwer, nachzuvollziehen, was ihn eigentlich letztlich morden lässt. Niemand ist ja so irre als dass er nicht immer noch ein inneres Motiv (oder mehrere) hätte, zu töten. In 19. wird angedeutet, dass all die Menschen, die gleich vergiftet werden, nach ihrem Tod die "Wirklichkeit" und "Wahrheit" erkennen werden. Geht es also darum, sie zu "erlösen"? Oder endlich Recht zu haben, nicht mehr mit der "Wahrheit" alleine zu sein? Ich rätsele noch ein bisschen herum, welche Funktion der Tod der Kinder für ihn hatte. Um ob er bei der Ermordung des Lehrers rein pragmatisch gehandelt hat, weil er nicht erwischt werden wollte. Und wieso Amélie noch lebt. Ist ihm überhaupt bewusst, dass er Menschen real tötet, oder kann er das garnicht mehr sehen?
Es scheint mir nicht so, dass er ausschließlich die Befehle der Katze ausführt, sondern genau weiß, was damit bezweckt werden soll, es uns aber nicht verrät. Ich hätte mir da ein paar mehr Hinweise gewünscht.
Im Hinblick auf Verschwörungstheorien finde ich noch wichtig zu bedenken, dass die Vergiftung des Trinkwassers durch deinen Protagonisten als Anspielung auf die klassische antijudaistische Verschwörungstheorie der "Brunnenvergiftung" gelesen werden kann. War das beabsichtigt? Das verleiht dem Ganzen ja dann eine gewisse Ironie.

 

Hallo Christophe,

Deine Geschichte hat mich bestens unterhalten, auch wenn sie in mancher Passage für mich unverständlich war. Ich mochte das schnelle Erzähltempo, das Merkwürdige, Makabre, das Oszillieren zwischen drastischen Szenen, philosophischen Betrachtungen und teils ironischer Betrachtungsweise. Den Kater, auch wenn ich ihn zunächst für einen Hund hielt. Allein das Knurren ist so katzenuntypisch und auch über die dunklen Katzenaugen bin ich gestolpert. Katzen haben für mich nie dunkle Augen, sondern hellere Grün-, Blau-, Gelbtöne...

Gesamtfazit: Feiner Horror, viele tolle Formulierungen dabei!

Petdays

 

Hi @Christophe,

der erste Absatz ist wirklich grandios. Damit bekommst du jeden geneigten Horror-Leser an die Angel. Generell stehe ich auf diese Tagebuchähnlichen Kapitel(chen). Bei dem Tier habe auch ich sofort an einen Hund gedacht, ich muss den Satz mit dem "Pfoten lecken" irgendwie verschwitzt haben oder mein Gehirn dachte wohl, auch Hunde lecken sich sicherlich die Pfoten. Als ich es dann wusste fand ich das Knurren ob des gelben T-Shirts wegen auch deplatziert. Ein Fauchen wäre hier logischer.

Ich musste bei der Geschichte unweigerlich an die Short-Story von James Herbert namens "Maurice und Mog" denken. Dort sind Herrchen und Katze Kammerspielartig zusammen eingepfercht. Thematisch hat es allerdings überhaupt nichts mit deiner Geschichte zu tun.

Deinen Schreibstil finde ich hervorragend. Schnörkellos und präzise. Da ist jeder Satz wohlüberlegt. Die Geschichte ist klein und fies und das schrittweise entlarven eines frustrierten Psychopathen ist dir gut gelungen. Den Twist mit der Frau habe ich dabei kommen sehen.

Ich fand die Kontamination des Wassers mit diesem Giftstoff persönlich etwas unglaubwürdig. Okay, er hat dort gearbeitet und kannte sicher einige Wege um das zu bewerkstelligen. Trotzdem war das gefühlt nicht realisierbar. Aber das hat dem Lesevergnügen in keinster Weise geschadet.

Du hast mich sehr gut unterhalten. Ich werde sicher noch mehr von dir lesen.

 

Hallo Christophe,

was für ein geiler Text. Schon der Einstieg ist der Hammer, da hast du den Leser sofort. Richtig gut. Auch das kurzatmige, diese kleinen Kapitel, hier hast du sehr gut das Tempo im Griff, toller Aufbau.
Was genau für Zeichen es sind, das wird mir nicht klar. Aber das Gute ist: Das braucht es auch nicht, ist nur konsequent, wenn es wirr bleibt, denn es ist ja der Bericht eines wirren Geistes.
Da sind viele Klassiker drin, die Wände, die Katze, etc, aber das kommt kein bisschen altbacken rüber, das ist spritzig und flott und du ruhst dich nicht aus, sondern treibst weiter, von Station zu Station. Entblätterst immer etwas mehr ohne zu viel erklären zu wollen. sehr gut.
Sehr verdichtet geschrieben, auf das Wesentliche zugespitzt. Top

Nach ein paar Sekunden beruhigt er sich.
Mega. Beruhigt er sich, das ist so fies :D
Nach fünf Monaten sagte mir Amélie, dass es keinen Schwimmkurs gab. Sein Name war Steffen.
Was für ein krasser Satz. Kommt unvermittelt und wirkt wie ein Hammerhieb. Dinge werden klar.

Äußerst gern gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 

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