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Tür durch die Nacht
Das Kind starrte den Mond an.
Wie mußte es sein, dachte es, in diesem Meer herumzutollen, den Staub zu spüren, wie er leicht unter seinen Füßen nachgab.
Einen Himmel zu beobachten, an dem die fruchtbare Erde wie ein schicksalsschwangerer Gong seine Präsenz kundtat.
Einen Himmel, auf dem es von Leben wimmelte.
Wie er nun dastand, nach Wunschträumen greifend wie ein Bananenpflücker, kam er nicht umhin, das Firmament als das zu sehen was es in Wirklichkeit war- kein strahlendes, zukunftsweisendes Medium, das in irgendeiner mystischen Aura badete wie in einer Salzlösung.
Sondern der Tod. Der Tod, ohne Sense und Mantel, sonder wie er wiederum in Wirklichkeit aussah- leer und trostlos.
Dieser kahle, bleiche Wanst des stumpfsinnig schweigenden Erdtrabanten barg kein Leben.
Genausowenig wie es die Sterne taten- mit ihrer rudimentären Leuchtkraft, ihrer punktierten Blasiertheit.
Gefühle stiegen in ihm hoch, wie warme und kalte Meeresströmungen, und wechselten sich ab, Gedanken und Erinnerungen drifteten hin und weg, während die Nacht wie ein dunkler Ozean um ihn brandete.
Als der Tag irgendwann in die Schwärze leckte, und Sonnenlicht zaghaft über den Horizont schwappte, füllte sich die Luft mit Geräuschen, wie ein einstmals leeres Glas, das gefüllt wurde.
Seine Augen schlugen Tränen.
Er starrte auf seine Hände und erkannte, dass er über Nacht ein Mann geworden war.