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Töten und getötet werden
Töten und getötet werden
Meine Hand zitterte, als ich die Klinge meines Butterflymessers in die Kehle von Daniel rammte. Das tiefrote Blut bespritzte meine Hand. Plötzlich durchströmte mich ein Gefühl der Genugtuung.
Aber fangen wir von vorne an. Ich bin John McSpyer und war bis vor ein paar Tagen noch kein Mörder. Dies änderte sich jedoch urplötzlich.
Ich war auf dem Rückflug von Vegas nach New York. Ein Wochenende voller Pokern, Alkohol und Spaß lag hinter mir. Zuhause wartete auf mich ein schöner Abend mit meiner Freundin. Sie wusste es noch nicht, aber ich hatte vor genau 24 Stunden all unsere Ersparnisse auf eine Karte gesetzt. Ein Spieler namens Daniel saß als letzter mit mir an dem edel verzierten Pokertisch und ich war nur noch eine Karte vom Royal Flash entfernt und damit dem Sieg des Spiels. Ich schloss die Augen und schob alle meiner Chips in die Mitte des Tisches. All in. Daniel zog mit und setzte 2 Millionen Dollar. Der Mischer kündigte die letzte Karte an und drehte sie ganz langsam um. Es lief mir kalt den Rücken herunter. Ich legte den ersten und letzten Royal Flash meines Lebens.
Das Flugzeug setzte zur Landung an und ich schnallte mich an. Alles in meinem Körper spannte sich an. Dann ruckelte es kurz und ich fing an zu klatschen. Freude breitete sich in mir aus, dass ich diesen Flug überlebt hatte. Das passierte jedes Mal, nach meinen Flügen. Ich vermute ich habe einfach ein wenig Flugangst. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste. Ich würde jetzt das letzte Mal in dieser Woche lächeln.
Die Halle des Flughafens war laut und unübersichtlich. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass mich jemand verfolgte. Spätestens als ich meinen Koffer holte, war ich mir ganz sicher. Mein Koffer kam als einer der letzten. Nur ein paar Leute standen noch am Band und warteten. Ein großgewachsener Mann mit einem Hut und einem Mantel mit Hochgeschlagenen Kragen, verließ das Band ohne einen Koffer. Am Wagen angekommen sah ich diesen Mann in einen Mietwagen einsteigen. Ich vertrieb den Gedanken aus meinem Kopf, dass der Mann mich verfolgte und tatsächlich sah ich ihn während meiner Fahrt nach Hause nicht wieder.
Ich stand vor meiner Tür. Meine Gedanken kreisten nur noch um meine Freundin die bereits in der Wohnung auf mich wartet. Aber plötzlich. Der schrille, aus Todesangst ausgestoßene Schrei einer Frau durchbrach die kalte Nachtluft. Ich rannte los. Immer noch halte der Schrei durch die Straßen. Als ich um den nächsten Block lief sah ich tatsächlich eine Frau. Eine alte Bettlerin saß auf der Bordsteinkante und hielt einen 50 Dollarschein in der Hand. „Schöner Scherz.“, murmelte ich und ging zurück die Straße entlang. Meine Gedanken waren schon wieder bei meiner Freundin als ich die Eingangstür unseres Hauses erblickte. Sie war aufgebrochen worden. Erneut hörte ich einen Schrei, aber diesmal kannte ich die Stimme. Es war meine Freundin die Höllenqualen litt. Schnell hechtete ich zum Haus.
Drinnen bot sich mir ein grauenvolles Bild. Der Bauch meiner Freundin war aufgeschlitzt und alle Gedärme quollen heraus. Neben ihr stand der Mann vom Flughafen. Er hatte seinen Kragen heruntergeklappt und den Hut abgenommen. Es war Daniel. Bevor ich reagieren konnte lief er an mir vorbei. Dabei ließ er einen Zettel fallen. Darauf stand: Für die zwei Millionen!!!
Tja und so landete ich hier. Denn die Regel ist: Töten und getötet werden.