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Tägliche Niederlagen

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18.02.2007
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Tägliche Niederlagen

Ich hasse die Musik von David Bowie. Spätestens seit jetzt, Sonntag kurz nach halb fünf Uhr morgens, schwöre ich mir, diesen Mist nie wieder zu hören. Klar, ich stehe auf den Junky Look, aber die Musik – nicht zum aushalten. Und warum denke ich bei „Trainspotting“ immer an David Bowie? Der Song zum Film, „Lust for life“, ist von Iggy Popp, das weiß jeder. Kein anderes Lied reflektiert übrigens so prägnant meine Lebenseinstellung. Und Iggy sieht eh tausendmal junkymäßiger aus als David Bowie. Eigentlich erinnert mich David in seinen frühen Zeiten auch eher an ein magersüchtiges, vierzehnjähriges Mädchen mit schlechtem Makeup. Trotzdem verwechsel ich die beiden, so was beschäftigt mich.

Den heutigen Samstag/Sonntag verbringe ich damit, mir die ewige Top 500 des Rolling Stone Magazins anzuhören. Fünfhundert herausragende Songs der modernen Musikgeschichte am Stück. Das schlechte Lied von David Bowie ist Nummer zweihundertneunzehn. Nach dem Aufstehen, so gegen halb eins, habe ich mich an die Arbeit gemacht. Unterbrochen nur durch einige Pinkelpausen, ein kurzes Telefonat mit meiner Oma und ein Mittagessen, das sie mir vorbeigebracht hat. Rotkohl mit Kartoffeln und Sauerbraten. Meine Oma war früher Köchin in einem Altenheim und hat’s immer noch drauf.

Inzwischen bin ich bei den Smiths angekommen, deren depressives Gejammer mir kalte Schauer den Rücken herunterjagt. Das mag daran liegen, dass ich inzwischen völlig übermüdet bin und nach mehreren Stunden der völligen Regungslosigkeit häufig Zeichen von emotionaler Hypersensibilität zeige. Vielleicht spiegelt sich meine Niedergeschlagenheit aber auch einfach nur körperlich wider. Denn mir ist schon lange klar, dass ich mein Unterfangen unterschätzt habe.

Es mag manchen Menschen trivial erscheinen, aber ich bin stolz darauf, im Laufe des Tages ausgerechnet zu haben, dass die Top 500 mindestens dreißig Stunden lang ist. Später habe ich herausgefunden, dass auf meinem Laptop die Länge meiner gigantischen Playlist (1,8 Tage) automatisch angezeigt wird. Ja, so ist sie die heutige Jugend. Verschwendet ihr Leben vor der Mattscheibe und verlernt dabei nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch das Denken. Das glaubt meine Oma mit Sicherheit. Dabei übersieht sie, welch außerordentliches logistisches Geschick und kühnes Denkvermögen überhaupt nötig sind, um sämtliche Songs der Top 500 auf unzähligen Internettauschbörsen zusammen zu suchen.

Gerade laufen die ersten Takte von Marvin Gayes "Sexual Healing". Dabei über meine Oma zu schreiben fällt mir ehrlich gesagt schwer. Da wippe ich einfach eine Weile mit dem Kopf zum Beat. Sehr praktisch, denn das erheitert nicht nur mein Gemüt, sondern ich kann gleichzeitig sogar Nackenschmerzen vorbeugen. Jeder erfahrene Betthocker kennt ja diesen ständigen Ärger mit dem Nacken.

Meine Oma jedenfalls, die hat mich aufgegeben. Die sagt immer resignierend, „ach, watt soll’s“, wenn ich ihr mal wieder mit fadenscheinigen Ausreden komme, warum ich noch immer den ganzen Tag zu Hause hocke. Was Oma wohl zu meinem neuesten Selbstversuch sagen würde. Aber Mittagessen bringt sie mir trotzdem jeden Tag vorbei in ihrem grauen Oma-Benz. Sonst wäre ihr auch langweilig, glaube ich.

Mir dagegen kann gar nicht langweilig werden. Langeweile ist mir völlig fremd. Es gibt so viel zu tun im Leben. Letzte Woche habe ich zum Beispiel versucht, mir die gesamte „Herr der Ringe“-Trilogie am Stück anzusehen. „Klar, hab ich auch schon gemacht“, mag mancher sich da denken. Mit Verlaub, ich wage das zu bezweifeln. Wenn ich sage, die gesamte Herr der Ringe Trilogie, meine ich die gesamte Trilogie, alles. Alle Bonusszenen, das komplette Making-Off, alle Audiokommentare. Alles in allem zweiunddreißig Stunden Knochenarbeit für den ambitionierten Liegesportler.

Natürlich erfordern solche Mammutprojekte eine sorgfältige Vorbereitung. Potentielle Quellen außerheimischen Einflusses wie Telefon, Handy, Türklingel, Gegensprechanlage etc. müssen deaktiviert, Nahrungsmittel und Getränke neben dem Bett fein säuberlich aufgereiht und etwaige Besucher im Besitz eines Schlüssels, sprich Oma, gewarnt sein. Bewusstseinserweiternde Substanzen sind, außer schwarzer Kaffee, tabu, hygienische oder autoerotische Bedürfnisse so streng wie möglich zu unterdrücken.

Heute allerdings bin ich die Sache zu lasch angegangen. Immerhin, mein Wille ist nach wie vor eisern. Obwohl MP3 Nummer zweihundertachtundreissig von Patsy Cline mit „I Fall to Pieces“ gerade einen grauenhaft grellen, quietschenden Aussetzer hatte, dass mich einen Moment tatsächlich das Gefühl überkam, auseinander zu fallen oder besser: gevierteilt zu werden.
Während aber mein Geist mich so schnell nicht im Stich lassen wird, hinkt mein Körper, wie so oft, hinterher.
Kaffee und letzte Reserven von Magerquark (serviert mit Erdnüssen übrigens ein echter Geheimtipp, weil nicht nur billig, sondern auch lecker und nahrhaft) wurden bereits vor mehreren Stunden verbraucht. Und mit Leitungswasser allein, dem kostbaren und doch schier kostenlosen Gut, schaffe ich es nie im Leben bis zur nächsten Oma-Visite. Hätte ich doch nur mehr eingekauft.

Inzwischen ist es nach sechs, Elton John begleitet sich auf dem Klavier. Es gibt einfach viel zu viele Balladen auf der Welt. Allein fünf von dem Mann mit dem toten Nagetier auf dem Kopf sind auf der Liste. Und davon habe ich noch drei vor mir. Inzwischen macht sich ein nervöses Zucken des linken Augenlides bemerkbar. Erfahrungsgemäß folgt innerhalb der nächsten ein bis zwei Stunden ein grelles Piepsen auf beiden Ohren, welches sich dann allmählich auf den gesamten Kopf ausweitet. Es steht nicht gut um mich. Und langsam beschleicht mich das Gefühl, als müsse ich mich mit einer Niederlage abfinden.

 

Hallo zusammen,

das hier ist meine erste Kurzgeschichte. Ich weiß nicht genau, ob sie unbedingt im Satire- oder im Humorbereich einzuordnen ist, bitte gegebenenfalls verschieben.
Ich weiß, dass ich noch viel zu lernen habe und kann, glaube ich, ganz gut mit Kritik umgehen, also bitte keine falsche Zurückhaltung :)

 

Hallo Borka,

und herzlich Willkommen im Selbstversuch kg.de :D

Für mich ist Dein Erstling in Satire besser untergebracht als in Humor, wobei das was Du schilderst auch in Alltag auftauchen kann.

Ich hab sie gerne gelesen, kenne ich doch ähnlich anspruchsvolle Selbstaufgaben wie Deine geschilderten, mir gefällt Dein lakonischer Tonfall dabei recht gut, der mir nur sehr dezent mir zu humorig wird (als Abgrenzung zum satirischen) und ansonsten die Absurdität des Themas in seiner realen Präsenz gut rüberbringt.
Und da Du den Wahnsinn aus der Sichtweise des Wahnsinnigen darstellst, finde ich sie in Satire auch richtig platziert, Satire muss nicht unbedingt zum lachen oder brüllen komisch sein um ihre Berechtigung zu haben.
Es gibt viele Antworten auf den Sinn des Lebens. 42 ist nur eine davon, Du schilderst eine andere. Daumen hoch !

Sonst wäre der auch langweilig glaube ich.
langweiligKOMMA
Obwohl MP3 Nummer 238 von Patsy Cline mit „I Fall to Pieces“ gerade einen grauenhaft grellen, quietschenden Aussetzer hatte und ich einen Moment tatsächlich das Gefühl hatte auseinander zu fallen
das zweite hatte kannst Du entfallen lassen
Gerade laufen die ersten Takte von Marvin Gayes Sexual Healing.
solltest Du wie die anderen Liedtitel in Anführungszeichen setzen

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo Borka,

ich halte mich grad mit Verrissen zurück, daher schreibe ich jetzt auf Deine Geschichte :D

Tja, ein bisschen Hornby schimmert durch, oder irre ich mich? Aber die Suche nach Themen, die noch nie vorher beackert wurden, ist auch nicht wirklich leicht. Dein Stil hat mir sehr gut gefallen, habe mich prächtig amüsiert und finde weiterhin auf die Schnelle nichts zu meckern. Satire? Ich weiß nicht, dafür ist es zu real :lol:

Ach ja, herzlich wollkommen und liebe Grüße
melisane

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke C. Seltsem und Melisane für euer konstruktives Feedback.

@ Seltsem: Anscheinend ist es also ok, sich nicht immer ganz sicher zu sein, wo eine Geschichte einzuordnen ist... Und wenn du meine Meinung sogar teilst, umso besser :D

der mir nur sehr dezent mir zu humorig wird (als Abgrenzung zum satirischen)
Die Unterscheidung zwischen humorisch und satirisch ist mir nicht völlig klar. Damit der Text satirischer wird, müsste die Geschichte also ernsthaftere Formulierungen enthalten? Ein weniger flapsiger Sprachstil? Vielleicht kannst du da noch etwas genauer werden?
Die Fehler habe ich soweit korrigiert.


@ melisane:

ich halte mich grad mit Verrissen zurück, daher schreibe ich jetzt auf Deine Geschichte
Versteh ich ehrlich gesagt nicht ganz den Satz. Wie schon erwähnt in jedem Fall bitte nicht zurück halten, ich werde mich nicht entleiben, wenns mal richtig Kritik hagelt...
Edit: Ah, schon verstanden... Noch ein Kompliment :)
Tja, ein bisschen Hornby schimmert durch, oder irre ich mich?

Jetzt wo du es sagst, ich habe zwar noch nie was von Hornby gelesen, aber ich hab mal nen Film von ihm gesehen, da ging es auch sehr viel um Musik...
Ne, ehrlich gesagt ist die Geschichte echt erschreckend nah an der Realität :) Die Absurdität der Situation hat mich dazu veranlasst darüber eine (stark überspitzte) Geschichte zu schreiben, ich habe also nicht nach einem bestimmten Thema gesucht.
Dein Stil hat mir sehr gut gefallen, habe mich prächtig amüsiert und finde weiterhin auf die Schnelle nichts zu meckern.
Das freut mich :)


Und danke fürs wollkommen :D
Schöne Grüße,

Borka

 

Hallo Borka,

auch von mir ein herzliches Willkommen auf kg!

Leider fand ich deine Geschichte nicht so unterhaltend. Zum einen, weil sie bei mir den Eindruck hinterließ, ich müsste mir bei jedem der genannten Titel oder Interpreten auch sogleich die passende Melodie dazu vorstellen. Zum anderen weil ich denke, es passiert letztendlich nicht sehr viel, zumindestens nichts, was man irgendwie als spannend bezeichnen könnte.

Die Idee selbst finde ich wiederum gut. Sie ist auch ziemlich zeitgeistig.

Ob deine Geschichte nun mehr in Satire- als ins Humorgenre fällt, ist vermutlich nicht genau abzugrenzen.
Wenn du dich woanders wohler fühlst, sage mir Bescheid und ich verschiebe diese Geschichte in ein anderes Forum.

Lieben Gruß
lakita

 

Servus Borka,

Damit der Text satirischer wird, müsste die Geschichte also ernsthaftere Formulierungen enthalten? Ein weniger flapsiger Sprachstil?
Dein Text ist bereits angenehm reduziert, Satire halt.
Gute Satire braucht keine Wertung, z.B. in Form von Adjektiven, die das eigentliche Geschehen noch "würzen" mit der richtigen Bewertung des Geschehens.
Dir würde ich zu keiner Streichung direkt raten, das versuchte ich mit dem 'dezent zu humorig' zum Ausdruck zu bringen, in der Satire ist oft weniger mehr, und das hast Du in Deinem Text gut umgesetzt.
Und die flappsige Sprache ist bei Dir auch eher dezent eingebracht, passt zum Prot und zur Situation, also auch nix zu mäkeln von mir.

Obwohl MP3 Nummer zweihundertachtundreissig von Patsy Cline mit „I Fall to Pieces“ gerade einen grauenhaft grellen, quietschenden Aussetzer hatte und ich einen Moment tatsächlich das Gefühl auseinander zu fallen oder besser: gevierteilt zu werden.
klingt besser, braucht jetzt aber (mindestens) ein Komma, nach Gefühl sicher, zwischen und und ich vermutet.

Grüße,
C. Seltsem

 
Zuletzt bearbeitet:

Mehr Feedback, da freu ich mich, schönen Dank fürs lesen und bewerten :)

@lakita:

Leider fand ich deine Geschichte nicht so unterhaltend. Zum einen, weil sie bei mir den Eindruck hinterließ, ich müsste mir bei jedem der genannten Titel oder Interpreten auch sogleich die passende Melodie dazu vorstellen.

Ja, das stimmt, man fühlt sich wahrscheinlich wesentlich wohler mit dem Text, wenn man zumindest einige der Titel kennt oder besser noch, im Ohr hat. Die Problematik ist mir auch schon aufgefallen.
Auch ein Grund übrigens, warum ich Hornby nie gelesen habe. Der hat mal ein Buch (Titel vergessen) mit je einem Kapitel über seine zwölf Lieblingssongs geschrieben, ich kannte aber keinen einzigen davon. Dementsprechend hatte ich keine Lust das Buch zu lesen.

Zum anderen weil ich denke, es passiert letztendlich nicht sehr viel, zumindestens nichts, was man irgendwie als spannend bezeichnen könnte.

Genau, einzig die Uhrzeit und die Zahl Lieder belegen eine minimale Entwicklung der Geschichte. Das war von mir so beabsichtigt. Das Leben des Protagonisten befindet sich ja in einem Leerlauf. Eines der Kernelemente der Geschichte ist dieser Widerspruch zwischen dem Ideal des Protagonisten, "Lust for life", und seinem Leben, das an ihm vorbeizieht.
Dramatische oder plötzliche Entwicklungen würden also mMn nicht in die Geschichte passen. Trotzdem ist es natürlich nicht beabsichtigt, den Leser zu langweilen :)

Wenn es nicht zu viel verlangt ist, was stellst du dir denn unter "viel" oder besser "spannend" Passierendem konkret vor? Würde mir sicher helfen...

@ seltsem: Ok, jetzt habe ich es verstanden. Danke! (und korrigiert)


gruß,

Borka

 

Hallo Borka,

ist die Geschichte tatsächlich Satire? Ich kann mir auch vorstellen, dass es so durchgeknallte Leute gibt :D.
Egal, die Rubrik ist meiner Ansicht nach in Ordnung, genauso wie es Alltag oder Sonstige wäre.

Gefallen haben mir die eingetreuten Sätze über die Oma, die rechtschaffen ihrem Enkel Tag für Tag das Essen vorbeibringt und ihn in seinem Wahn auch noch unterstützt. Ach, wäre sie doch einfach mal weggeblieben, was hätte der Dauergucker und -hörer dann gemacht? Wäre er am Ende noch verhungert, der Arme? Oder wäre dann die Oma statt der Tinitus schuld an der Niederlage gewesen?

Weniger empfänglich war ich dann auch für das Zitieren der Musiktitel, da ich nicht alle kenne. Man fühlt sich dann so als Outsider ;).

Es gibt übrigens kaum einen Sänger wie Bowie, der betreff Outfit schon alle Sparten durchgemacht hat - der Junky Look ist nur eine davon.

Den alltäglichen Wahnsinn hast du schön in Bilder gefangen, ein guter Einstieg hier - ach, und herzlich Willkommen hier im schönsten Forum für Schreiberlinge :gelb:

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallöchen Borka!

Eine wundervolle Geschichte, die auf den ersten Blick realiätsfremd zu seien scheint, in Wahrheit aber vermutlich nur den alltäglichen Wahnsinn eines durchaus intelligenten Menschens widerspiegelt, der durch eine Art Beschäftigungstherapie, die Flucht vor der eigentlichen Härte der Realität antritt.
Der Ausgang der Geschichte in Verbindung mit dem Titel drückt meiner Meinung nach hervorragend aus, dass nicht der Abbruch des Geplanten die Niederlage ist, sondern schon die Planung eines solchen Unterfangens eben diese beinhatet.

MfG
Ma2

 

Hi Borka!

Hm, die Geschichte liest sich für mich, ähnlich wie für lakita, ein bisschen lau. Der Stil ist flüssig, man kommt in einem Rutsch durch, aber die dem Thema angemessene Handlungsarmut sollte für meinen Geschmack mit etwas mehr Überzeichnung und Bissigkeit kompensiert werden. So wirkt es ein wenig zu "harmlos". Man vergisst den Text zu schnell wieder. Ein guter Ansatz in dieser Richtung ist z. B.:

Bewusstseinserweiternde Substanzen sind, außer schwarzer Kaffee, tabu, hygienische oder autoerotische Bedürfnisse streng zu unterdrücken.

So normal, wie du das beschreibst, ist es ein wenig unglaubwürdig, dass jemand es dreißig Stunden lang aushalten soll, ohne sich in die Hose zu pinkeln. ;) Wenn das Übrige auch übertrieben dargestellt wird, dann passt es wieder.

Einzelheiten:

Eigentlich erinnert mich David in seinen frühen Zeiten auch eher an ein magersüchtiges, vierzehnjähriges Mädchen mit schlechtem Makeup. Trotzdem verwechsel ich die beiden, so was beschäftigt mich.

Auch hier ein guter Ansatz für Überzeichnung. Du könntest den Prot die Gedanken noch ein bisschen auswalzen lassen, etwa so: "Verbindet mich mit Iggy Pop so etwas wie eine Hassliebe, die sich unbewusst in der Verwechslung mit einem zweitklassigen Musiker ausdrückt? Das wäre nicht gut, damit muss ich mich auseinandersetzen. Die Beziehung zum eigenen Idol kann in ihrer Wichtigkeit nicht überschätzt werden."
So in der Art.

Den heutigen Samstag/ Sonntag

Hinter dem Schrägstrich, glaube ich, kein Leerzeichen.

Später habe ich herausgefunden, dass auf meinem Laptop die Länge meiner gigantischen Playlist (1,8 Tage) automatisch angezeigt wird. Ja, so ist sie, die heutige Jugend. Verschwendet ihr Leben vor der Mattscheibe und verlernt dabei nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch das Denken. Das glaubt meine Oma mit Sicherheit.

Nach dem ersten Satz denkt man, der Prot meine, die Jugend sei denkfaul, weil sie nichts mehr selber zu rechnen braucht. Aber das hast du ja nicht gemeint, oder?

Die sagt immer resignierend, „ach, watt soll’s“, wenn ich ihr mal wieder mit fadenscheinigen Ausreden komme, warum ich noch immer den ganzen Tag zu Hause hocke. Was die wohl zu meinem neuesten

Also das zweite die kannst du durchaus durch sie ersetzen. Soviel Respekt schuldet der Prot seiner Oma. ;)

Aber Mittagessen bringt sie mir trotzdem jeden Tag vorbei in ihrem grauen Oma-Benz. Sonst wäre der auch langweilig, glaube ich.

Das verstehe ich nicht ganz. Der Oma-Benz ist nicht mehr langweilig, weil seine Oma ihm damit Essen bringt? *Kopfkratz*

Obwohl MP3 Nummer zweihundertachtundreissig von Patsy Cline mit „I Fall to Pieces“ gerade einen so grauenhaft grellen, quietschenden Aussetzer hatte, dass mich einen Moment tatsächlich das Gefühl überkam, auseinander zu fallen oder besser: gevierteilt zu werden.

Der Satz klingt grammatisch unvollständig. Hier ein Vorschlag zur Vervollständigung.

(Der) Kaffee und letzte Reserven von Magerquark (serviert mit Erdnüssen übrigens ein echter Geheimtipp, weil nicht nur billig, sondern auch lecker und nahrhaft) wurden bereits vor mehreren Stunden konsumiert (verbraucht).

Bei Klammereinschüben immer ein Leerzeichen lassen. Beim inhaltlichen Änderungsvorschlag wird deutlicher, dass er die Lebensmittel aufgebraucht hat.

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo Borka,

mir hat das gut gefallen, du schreibst locker und findest einen entspannten Rhythmus durch die Geschichte, gewürzt mit einer feinen Prise Ironie, so muss es sein.

Unter Satire wirkt das sicher eher alltäglich. Würdest du es unter Alltag posten, das wäre dann wieder ziemlich satirisch.

Spielt aber keine Rolle. Aus solchen Stoffen werden heutzutage Romane gemacht, und die heißen dann z. B. "Fleisch ist mein Gemüse".

Grüße von Rick

 

Ich hasse die Musik von David Bowie. Spätestens seit jetzt, Sonntag kurz nach halb fünf Uhr morgens, schwöre ich mir, diesen Mist nie wieder zu hören. Klar, ich stehe auf den Junky Look, aber die Musik – nicht zum aushalten. Und warum denke ich bei „Trainspotting“ immer an David Bowie? Der Song zum Film, „Lust for life“, ist von Iggy Popp, das weiß jeder. Kein anderes Lied reflektiert übrigens so prägnant meine Lebenseinstellung. Und Iggy sieht eh tausendmal junkymäßiger aus als David Bowie.

Und ich liebe David Bowie ;-)) und "Lust for Life" ist zwar auf einer Iggy-Platte, aber alle Songs damals (beider Iggy-Platten) sind sämtlich, bis auf "The Passenger" von Bowie... **grinz**


Nichtsdestotrotz: Dein Text ist interessant - er zieht den Leser Satz für Satz weiter. Nur der Storyanteil kommt zu kurz - da hätte mehr Telling sein können. Dei Situation, der Prot - sind es wert!

 

Vielen Dank fürs lesen und kommentieren, da sind noch mal ne ganze Menge interessanter Punkte aufgeworfen worden...


@ bernadette: Ja, es soll im echten Leben tatsächlich derart durchgeknallte Menschen geben. Ein Glück, dass die Geschichte völlig frei erfunden ist :)
Dass die Musiktitel der KG viele Leser ein bisschen rauswerfen verstehe ich wie gesagt, dass mache ich beim nächsten mal besser.
Und ja, David Bowie, den Mann habe ich wohl unterschätzt, haha.


@ ma2: So ist es. Ich möchte zwar die Intelligenz des Prots anzweifeln, aber Beschäftigungstherapie trifft das ganze recht gut.


@ Megabjörnie: Vielen Dank für die detaillierten Ausführungen. Du hast noch mal ne Menge Unstimmigkeiten gefunden, die mir überhaupt nicht bewusst waren.
Tatsächlich ließe sich der Text wohl noch um einiges bissiger formulieren, vielleicht setze ich mich nochmal dran, allerdings habe ich schon wieder eine Menge anderer Ideen und ich weiß nicht, ob die KG es mir wert ist. So ist sie eben ein verschrobenes, kleines Geschichtchen...

Dein erster Punkt:

Zitat:
Bewusstseinserweiternde Substanzen sind, außer schwarzer Kaffee, tabu, hygienische oder autoerotische Bedürfnisse streng zu unterdrücken.


Eigentlich hatte ich meinem Prot schon zugestanden auf die Toilette zu gehen. Vielleicht müsste ich den Text ändern in: "so streng wie möglich"?
Ich erwähne ja auch vorher, dass sich der Prot zwischendurch Pinkelpausen genehmigt hat, ich dachte, das würde ausreichen?

Zweiter Punkt:

"So was beschäftigt mich." Ich hab mir schon während des Schreibens gedacht, dass ich das noch ein bisschen näher erläutern könnte. Deine Idee dazu ist auch echt gut. Um ehrlich zu sein wollte ich meine Erstlingsgeschichte so kurz wie möglich halten, weil ich Angst hatte, dass sie sonst keiner zu Ende liest. Und ich selber freue mich auch eher über kurze Geschichten. Ist halt nicht jeder bereit, einem dahergelaufenen Hobbyschreiber seine kostbare Zeit zu opfern...

Vierter Punkt:

Nein, du hast recht, hier ist der Bezug nicht richtig klar.

Drei und fünf wird geändert.

Sechster Punkt:

Zitat:
Aber Mittagessen bringt sie mir trotzdem jeden Tag vorbei in ihrem grauen Oma-Benz. Sonst wäre der auch langweilig, glaube ich.

Das verstehe ich nicht ganz. Der Oma-Benz ist nicht mehr langweilig, weil seine Oma ihm damit Essen bringt? *Kopfkratz*


Hier habe ich ehrlich gesagt drei Mal lesen müssen, um überhaupt zu verstehen was du meinst. Da wäre ich in hundert Jahren nicht drauf gekommen. Du hast aber recht, wenn man den Satz korrekt liest, müsste der Oma-Benz langweilig sein. Gemeint ist die Oma... Ich mach daraus: "Sonst wäre ihr auch langweilig, glaube ich."

Letzten beiden Punkte gelesen und für Gut befunden :)

@ Rick: Danke fürs Lob und Ertappen: Ich habe tatsächlich vor einigen Wochen "Fleisch ist mein Gemüse" gelesen. Obwohl ich das Buch ganz ordentlich fand, habe ich mir zwischendurch gedacht, dass mir der Stoff doch ein bisschen zu trivial wirkt. Ironischerweise scheint genau dies auch eines der Probleme meiner KG zu sein. Tja, man lässt sich eben immer (ob nun bewusst oder unbewusst) durch seine Lektüre beeinflussen...


@ FlicFlac: Story Telling muss ich wohl noch was lernen. Na ja, ich hab hier ja ne ganze Reihe von Beispielen, wie man gute kgs schreibt.

Das mit David Bowie ist mir peinlich. Natürlich könnte ich jetzt behaupten, dass ja nur mein Prot keine Ahnung von Musik hat, aber das wäre dann selbst mir zu dreist :D
Wahr ist aber, dass ich, im Gegensatz zum Prot, David Bowie und Iggy Popp gerne höre.
Dass David Bowie die Musik zu "Lust for life" geschrieben hat, ist mir aber glatt entgangen. Könnte ich eigentlich gut in die Geschichte einfließen lassen.


Viele Grüße,

Borka

 

Eigentlich hatte ich meinem Prot schon zugestanden auf die Toilette zu gehen. Vielleicht müsste ich den Text ändern in: "so streng wie möglich"?
Ich erwähne ja auch vorher, dass sich der Prot zwischendurch Pinkelpausen genehmigt hat, ich dachte, das würde ausreichen?

Stimmt, hatte ich übersehen. Aber "so streng wie möglich" klingt gut.

 

Hallo Borka,
mir hat dein Debut ziemlich gut gefallen. Der Text liest sich flüssig und ist mit charmanter Ironie gefüttert. es stimmt natürlich, dass da irgendwo die Story etwas kurz kommt, aber das hat meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. Es war schön zu hören, wie du den "harten Kampf" deines Prots aufgezeigt hast. Auch wenn überspitzt, klang es irgendwo authentisch... Gelungen finde ich auch, dass du immer wieder mal einen Liedertitel/ Interpret einstreust, ohne den Text damit zu überladen. Ich denke mal die Versuchung ist recht groß gewesen mehr davon abzuladen. Schließlich gäbe es zu vielen Songs das eine oder andere Anekdötchen zu erzählen. So hältst du aber schön die Balance.

Übrigens: Das du David Bowie verunglimpft hast, lasse ich dir nur durchgehen, weil du in einem Antwortposting bekennst, dass du ihn im Gegensatz zu deinem Prot gerne hörst. ;) Bowie ist der Größte!

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi Borka,

leider ist deine Satire bei mir nicht als solche angekommen. Allerdings muss ich einräumen sicherlich nicht zu deiner Zielgruppe zu gehören – David Bowie ist nur wenig älter als ich, :Pfeif: und ich glaube auch dem Alter deiner Oma näher zu sein als deinem.:D
Dementsprechend zitieren ich voller Inbrunst: „Ja, so ist sie die heutige Jugend. Verschwendet ihr Leben vor der Mattscheibe und verlernt dabei nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch das Denken.“ Mir persönlich war die Zeit immer zu schade mich ausschließlich mit dem Hören von Pop-Musik (im weitesten Sinne) zu beschäftigen, vielmehr empfinde ich diese Musik eher dazu geeignet, im Hintergrund laufend, eine bestehende Stimmung musikalisch zu untermalen. Für mich ist etwas „tun im Leben“ nicht identisch mit etwas so Passivem wie Hören. Daher kann ich auch zu deinem Selbstversuch schmunzeln, den Spass daran aber eigentlich nicht so recht nachvollziehen.

Was mich allerdings wundert ist, dass die von dir zitierten Sänger / -innen allesamt vor 1950 geboren wurden. Ein Altershinweis, der dem Vermutungsalter deiner Protagonistin nicht zu entsprechen scheint. Wenn ich’s genau bedenke ist dein Prot. über vierzig und versucht mit seiner KG als Teenie durchzugehen :sealed: .

Die KG selbst hat mir gefallen, unter Alltag hätte ich nichts zu meckern gehabt. Die bereits von anderen geäußerte Kritik, der Leser müsse die Songs eigentlich beim Lesen im Ohr haben, teile ich; fehlte mir auch zum Teil.

Den Schreibstil empfand ich als angenehm lesbar. Daher wünsche ich dir auch zum guten Schluss, dass es inzwischen wieder besser um dich steht, das Piepsen aus deinem Ohr verschwunden ist und du dich mit deiner Niederlage abgefunden hast.

Gruss vom querkopp

 

Hallo weltenläufer,

danke sehr für das Lob. Dich stören die Musikreferenzen also nicht, das freut mich. Und bestätigt mich in der langgehegten Vermutung, dass man es nicht allen recht machen kann, hehe.
Bowie musste eben leider als Aufhänger für meine Geschichte dran glauben... Polarisieren macht ja auch wesentlich mehr Spaß.

Hallo querkopp,

danke fürs Lesen und die interessanten Überlegungen.

Mir persönlich war die Zeit immer zu schade mich ausschließlich mit dem Hören von Pop-Musik (im weitesten Sinne) zu beschäftigen, vielmehr empfinde ich diese Musik eher dazu geeignet, im Hintergrund laufend, eine bestehende Stimmung musikalisch zu untermalen. Für mich ist etwas „tun im Leben“ nicht identisch mit etwas so Passivem wie Hören.

Auch wenn ich jetzt nicht versuchen will, die ganze Geschichte "in meinem Sinne" zu deuten, will ich doch kurz darauf antworten. Du hast völlig recht, der beschriebene Selbstversuch ist Zeitverschwendung. Ich habe eigentlich versucht, das inhaltslose Leben des Prots auf ironische Weise aufzuzeichnen. Die "tägliche Niederlage" liegt ja nicht darin, dass er nicht in der Lage ist, die 500 Songs zu Ende zu hören, sondern in seiner Unfähigkeit mit seinem Leben etwas anzufangen.

Daher wünsche ich dir auch zum guten Schluss, dass es inzwischen wieder besser um dich steht, das Piepsen aus deinem Ohr verschwunden ist und du dich mit deiner Niederlage abgefunden hast.

Die Geschichte weist tatsächlich autobiographische Elemente auf, zur Zeit bin ich aber in der Lage mich den echten Herausforderungen im Leben (mehr oder weniger erfolgreich) zu stellen.

Was mich allerdings wundert ist, dass die von dir zitierten Sänger / -innen allesamt vor 1950 geboren wurden. Ein Altershinweis, der dem Vermutungsalter deiner Protagonistin nicht zu entsprechen scheint. Wenn ich’s genau bedenke ist dein Prot. über vierzig und versucht mit seiner KG als Teenie durchzugehen .

Das liegt eher daran, dass in der Rolling Stone Top 500 vor allem alte Säcke vertreten sind, hehe. Und jemand, der sich wie der Prot anscheinend recht ernsthaft mit Musik beschäftigt, kommt an den Legenden ohnehin nicht vorbei. (Übrigens müsste der Prot mmN schon eher über 20 sein, offensichtlich geht er nicht zur Schule, wohnt allein, Zivi oder Bund wohl abgeschlossen, für mich der klassische Student?)

Gruß und Erfolg im Kampf gegen die täglichen Niederlagen wünscht

Borka

 

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