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Symbolik

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14.03.2005
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„Ich bin jetzt durch und durch links!“
„Das warst Du doch schon immer!?“
„Aber nur halbherzig. Ich will allen Nazikram aus meinem Leben verbannen und werde auch allen Nazikram aus dem Leben anderer verbannen. Also los, schmeiß dein Lonsdale-Shirt weg!“
„Spinnst Du?“
„Siehst Du denn nicht, LONSDALE enthält die Buchstaben NSDA? Denk Dir ein P dazu, dann heißt es NSDAP.“
„Diese bekloppten Sprüche kenn ich. Das ist doch alles an den Haaren herbeigezogener Mist.“
„Das sagst Du, aber Nazis machen sich so anderen Nazis erkennbar. Und du solltest auch deinen Opel verkaufen, denn schließlich hat Opel die Wehrmacht-LKWs gebaut. Ich fahr jetzt nur noch französische Autos.“
„Ja, ja, dann kann man ja gleich die Farbe braun verbieten, das Doppel-S aus dem Duden streichen und so weiter, und außerdem haben die Franzosen in Algerien auch ziemliches Unheil angerichtet…Ich finde Du bist ein bisschen paranoid. Woll’n wir jetzt endlich ficken?“
„Merkst Du denn nicht, dass wir von Nazis umgeben sind, ohne es zu wissen? Überall Nazisymbolik. Sieh Dir doch nur mal die Nummernschilder an. HH 88. Heil Hitler, und zweimal der achte Buchstabe des Alphabets ergibt auch Heil Hitler. Einige von denen sind ja ganz schlau und lassen sich Nummernschilder mit II 99 machen, um ihre rechtsradikale Gesinnung zu verschlüsseln.“
„Und wo ist da das Problem?“
„II 99 jeweils minus eins ergibt HH 88. Heil Hitler!“
„Und was schlägst Du vor, sollen wir jetzt alle beim Zählen bis 100 die 88 weglassen?“
„Nicht nur das!...Außerdem ess’ ich jetzt auch kosher, vermeide die Zahlen 33 bis 45, und wenn mich im nächsten Israel-Urlaub jemand fragt, wo ich herkomme, dann sage ich nur, dass ich Mitteleuropäerin bin.“
„Wieso?“
„Aus Solidarität und Mitgefühl, weil das ja damals alles ganz schlimm war. Ich finde auch, dass es absolut nicht mehr angebracht ist, die Verkehrsregel „Rechts vor Links“ noch aufrecht zu erhalten. Allerdings sagten die vom Verkehrsministerium, ich sollte mich um psychologische Behandlung bemühen. Alles Faschisten!“
“Das mit dem Nummernschilder seh’ ich ja ein, man muss es aber nicht übertreiben.“
„Doch, neulich habe ich einen zusammengeschissen, der es wagte, die Zahl 7744 auf seinem Nummernschild zu haben.“
„Und?“
„Na zieh’ doch mal die Quadratwurzel aus 7744?“
„Keine Ahnung, in Mathe war ich nich’ so gut.“
“88, achter Buchstabe des Alphabets, und das gleich zweimal ergibt Heil Hitler. Und mein Freund hatte mal einen Bekannten zu einer Party angeschleppt, der sagte, er sei 18. Ich fragte ihn, ob er sich nicht schäme, diese Zahl auf Grund unserer Geschichte überhaupt in den Mund zu nehmen.“
„Ich bin auch 18!“
„Dann bist Du genau so einer. Ich bevorzuge 17 plus 1 oder 17 A. Sieh doch, 18, erster und achter Buchstabe des Alphabets. Klingelt’s? A,H, Adolf Hitler.“
„Langsam reicht’s mir. Willst Du in Zukunft auch noch Deine Scheiße rot einfärben, um nicht den Eindruck zu erwecken, eine Nazi-Tussi zu sein, weil Du braunen Stuhl hast?“
„Schon geschehen. Jeden Tag Spaghetti mit viel Tomatensoße. Empfehl’ ich Dir auch, wenn Du in Zukunft mit meinen linken Freunden verkehren willst!“
„Wenn Du denn schon sooo links bist, dann bedenke auch, dass die Erde rund ist und dass Du, wenn Du immer weiter nach links gehst, auch irgendwann rechts ankommst. Und wer rechts steht, ist ein Nazi!“
„Gucke da, draußen, schon wieder einer.“
„Hast Du mir überhaupt zu gehört?“
„Gucke da, das Nummernschild, SBK-WZ 57.“
„Was ist daran Nazikram?“
„WZ, 23. und 26. Buchstabe des Alphabets. Bilde die Summe aus beiden Zahlen, zieh’ die Quadratwurzel, und addiere eins dazu und du erhältst acht, addiere 23 und 26 und subtrahiere die Summe von 57 und du erhältst noch eine acht. Macht acht, acht, achter Buchstabe des Alphabets, und das gleich zweimal ergibt HH…Thomas? Bist Du noch da? Mmmhh…was läuft denn im Fernsehen?“

 

Hallo Angrynowaka,

Kabala meets Paranoia.
Die 88 _ist_ der Symbolik der neuen und alten Rechten entlehnt und codiert dort tatsächlich die ansonsten verbotene Grußformel;
diesen Teil deiner Satire empfinde ich daher als kritisch, ich frage mich da, ob Dir dieses bewusst ist, ob du es trotzdem oder deswegen so häufig in Deiner Satire einsetzt und welche Intention dann insgesamt hinter Deiner Satire steckt.

Daß Paranoia einen gewissen Humor nicht entbehren muss - Haken dran, die kann, aus der Aussenperspektive z.T. sehr unterhaltsam sein - daß politische Korrektness (unfreiwillig) komisch sein kann, sehe ich ebenso ein und empfinde ich so. Doch bei der Symbolik der neuen Rechten - da wo du die Realität streifst und abdeckst - habe ich zumindest meine Bedenken, sie zu verklamauken.

Auch wenn ich die Idee, 17A aus Gründen der PC zu sagen sehr witzig finde. Und die Idee, den braunen Stuhl zu erröten zumindest harmlos albern :)

„Doch, neulich habe einen zusammengeschissen, der es wagte, die Zahl 7744 auf seinem Nummernschild zu haben.“
habe ich

Grüße,
C. Seltsem

 
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Ich fand es als Kind immer schlimmer, ausgelacht als ausgeschimpft zu werden. Deswegen bin ich dafür, Nazis und ihr Gehabe grundsätzlich ins lächerliche zuziehen.

Mir ist bewußt, dass die 88 für unsere national ins-Hirn-geschissenen Jungs sowas wie ein codierter Hitler-Gruß ist. Man sieht aber auch bei vielen Nazis am Auto diese Kennzeichen mit 99 oder II, weil das HH und die 88 von der KFZ-Zulassungstelle leider schon vergeben waren, oder weil sie Schiß haben, öffentlich sofort als Nazis identifieziert zu werden. Darüber muss ich immer lachen, weil es bei uns einige dieser Typen gibt...


Gerade habe ich im Netz gelesen, dass auch Golf eine zutiefst rechtsradikale Sportart ist, weil man den Ball in 18 Löchern versenken muss ;-)

 

Hi Angry,

um ehrlich zu sein hat mir deine Geschichte nicht sonderlich gut gefallen. Ich finde einfach, dass das Thema nicht sonderlich viel hergiebt.

Natürlich ist diese Gehabe lächerlich, aber nach drei Sätzen wird bei deiner Satire eigentlich schon klar, worum es geht. Mit Lonsdale angefangen, 88 usw. Du steigerst das Ganze, bzw. der Typ steigert sich immer weiter in seine Paranoia, aber es passiert leider nichts wirklich neues.

Überhaupt wirkt es auch des öfteren so, als wolltest du dich nicht die alberne Symbolik karikieren, sondern dich einfach nur über den Typen lustig machen. Dadurch, dass du ihn so überzeichnest wirkt er auf mich ziemlich lächerlich und mir fällt es schwer außer dem Lächerlichmachen des Paranoiden, die Satrie über die Symbolik zu sehen.

lg neukerchemer

 

Im Prinzip ist es eine Geschichte gegen Leute, besonders Jugendliche die sich als links bezeichnen und denken, sie hätten die politische Linksweisheit mit Löffeln gefressen. Mir wurde von so einem mal ein Vorwurf mit anschließendem Vortrag über die Verwicklungen der Firma Opel im 2. WK gemacht, mit Ergebnis, dass ich so einer bin, der den Rechtsradikalismus unterstüzt, indem ich Opel fahre.
Gegen solche Leute richtet sich die Geschichte.

 
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Hallo Angrynowaka,

ich muss meinen Vorrednern widersprechen, mir hat nämlich sowohl die Thematik als auch deine Aufarbeitung gut gefallen!

Ein Freund von mir hatte mal eine Band, die Anti-Deutsche parodierte, da wurden dann sinnlose Parolen gemischt mit satirischen Texten pausenlos ins Mikro gebrüllt, meine Lieblingsstelle:

Hoch die Antinationale! Hoch die Solidarität!
Hoch die Radikale! Doch bald muss ich ins Bett
"Kauft nicht bei Deutschen!", so schreien wir es raus
Und wir wohnen alle bei Mutti noch zu Haus
Ich durfte sogar mal als Gastsänger fungieren und hab den Slime-Klassiker "Deutschland muss sterben" gesungen, in einer katastrophal-unmusikalischen Version (gut, ich kann es auch nicht besser :D) und mit Textablesen... ;-)

Lustig war es, als bei einem Konzert tatsächlich die lokale Antifa gekommen ist und zu den Texten wild gepogt hat. Aber warum erzähl ich das alles? Weil ich irgendwo genau verstehe, was du meinst, wir sind böse Kriegstreiber, schön und gut, aber deswegen muss man doch nicht tatsächlich das Doppel-S aus dem Duden streichen wollen.
Ist genauso idiotisch, wie wenn irgendwelche Emanzenvereine (oder politische Parteien!) sich dafür stark machen, das kleine Wörtchen "man" durch ein neutrales "mensch" zu ersetzen, weil "man" die Frauenwelt unterdrücken würde.

Natürlich benutzen die Nazis Kennzeichen und Symbole wie die genannte 88, aber deswegen ist die 88 trotzdem eine Zahl wie 79 oder 34 oder 63 auch. Es sind übrigens tatsächlich gewisse Kennzeichenkombination in Deutschland verboten, weil man hier in Deutschland bei SA ja automatisch an die Sturmabteilung denkt oder bei NS an den Nationalsozialismus, weil solche Kombinationen nicht auch etwas anderes bedeuten könnten, zum Beispiel einfach Name und Geburtsjahr. Was mache ich denn zum Beispiel, wenn ich Norbert Schulz heiße und im Jahr 88 geboren bin, darf ich dann kein Autokennzeichen "xxx - NS 88" haben?

Aber ich wollte hier eignetlich keine politische Diskussion vom Zaun brechen (geschweige denn, bevor mir das jetzt irgendeiner zu unterstellen versucht, will ich hier irgendwelches Nazigehabe hochloben), ich empfinde so eine übertriebene Symbolik wie der Name schon sagt eben ebenso als übertrieben und fand die Thematik deiner Geschichte durchaus gut.

Was mir aber in deiner Geschichte ein bißchen gefehlt hat, war die Naivität der Protagonistin noch ein bißchen mit Sprüchen wie: "Ich lerne jetzt Englisch, weil Deutsch scheiße ist" oder "Lass uns feiern... heute ist der Jahrestag von Dresden" oder anderen hirnrissigen antideutschen Parolen darzustellen. Diese "Linksweisen", wie du sie nennst, beißen sich ja nicht nur an solcher Zahlen-Symbolik fest. Du deutest es ja an, beispielsweise in der Änderung der Verkehrsregeln oder mit der Identifikation als Mitteleuropäerin.

Auch finde ich, du solltest deine Geschichte aber noch ein wenig mehr auf die Spitze treiben, wie du schon erwähnt hast, mit dem Golf zum Beispiel... Wenn die Tusse am Ende schon den Fernseher einschaltet, kann da doch zufällig Golf laufen oder so ähnlich...

In this sense, lovely greetings and remember: German is a fucking brown Nazi language,

Sebastian


===
Oh, hab hab den Wikipedia-Artikel nicht genau gelesen, wenn man wirklich Norbert Schulze heißen sollte und im Jahr 88 geboren wurde, kann man "NS 88" tatsächlich als Autokennzeichnen beantragen, aber nur dann ;)

 

Hallo Angrynowaka,


folgende Fehler haben sich eingeschlichen:

Merkst Du den nicht, dass wir von Nazis umgeben sind ohne es zu wissen?
"denn" und zwischen "sind ohne" ein Komma bitte.

Behandelung
Behandlung, es sei denn, du willst ganz deutlich auf die umgangsprachliche Eigenheit hinweisen.

So richtig überzeugen konnte mich deine Story leider nicht. Zum einen, weil von Anfang an klar ist, worum es geht, was ja kein Nachteil ist, aber innerhalb der Geschichte baut sich dann keine weitere Spannung auf, es ist eine Art Aneinanderreihung von gleichgerichteten Aussagen.

Dass du die übertriebene politische Korrektheit, die manche fast buchhalterisch akribisch an den Tag legen, kritisieren wolltest, ist aus deinem Text durchaus zu erkennen, nicht jedoch, dass du wie du schreibst noch was ganz anderes vorhattest:

Im Prinzip ist es eine Geschichte gegen Leute, besonders Jugendliche die sich als links bezeichnen und denken, sie hätten die politische Linksweisheit mit Löffeln gefressen.

Das kommt nicht richtig bei mir an, davon entdecke ich in diesem Text kaum etwas.
Mir selbst fiele bei diesem Thema eher ein, solche "Linken" als wesentlich mehr überheblich darzustellen.
Deine Protagonistin ist ja eher schon auf dem Weg in den Wahn als auf dem Pfad der konstruktiven Argumentationsschiene. Sie tut einem am Ende schon fast leid in ihrer Beschränktheit, was du vielleicht nicht mal ansatzweise beabsichtigt hast. Oder?

Wenn ich mich an meine Studentenzeit zurück erinnere, dann gab es da jede Menge Mist, den wir linken Studenten verzapft haben, ohne darüber zu reflektieren, wie dämlich wir uns verhielten.
So etwas würde ich darstellen, wie z.B. die Arroganz als Student dem sog. Arbeiter die Hand reichen zu wollen. :D Es gab jede Menge Parolen in der Uni, nach denen wir "uns" (Gott welche Gnade, wenn wir von Solidarität sprachen) mit den Arbeitern vereinigen wollten und damit war damals durchaus nicht gemeint, dass man miteinander ins Bett hüpfte. :D Die damalige Zeit war oftmals durchsetzt von solchen Peinlichkeiten, die allesamt für eine satte Satire über die sog. Linken was hergeben würden.

Aber, wer hindert dich, zu dem Thema, das du eigentlich behandeln wolltest, nochmals eine feine, satirische und vielleicht sogar heitere Geschichte zu schreiben? Nur zu, ich freu mich drauf!

Lieben Gruß
lakita

 

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