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Sylt - Klappholttal April 2002
Unwirsch klopfte er an mein Fenster. Er weckte mich aus tiefstem Schlaf und lockte mich. Ich folgte ihm.
Der Vorhang war schon geöffnet. Er hing in Fetzen über mir. Ich hielt inne, stoppte meinen forschen Schritt. Mein Atem stockte. Vor meinen Augen das unendliche Schauspiel. Ein Kommen und Gehen. Peitschende Gischt.
Sie zeigten ihr Können bis zur Selbstaufgabe. Rasante Rollenwechsel von kämpferisch-stürmisch bis zart-verspielt. Jetzt erst entdeckte ich einen weiteren Mimen, ganz nah bei mir. Er wirkte zart und zerbrechlich, tänzelt geschäftig auf und ab. Diese Handvoll, verwoben mit dem Ganzen. Ein weiterer Darsteller, ganz in tiefschwarz, betritt die Bühne, wogt von rechts nach links. Auch er beherrscht seine Rolle, brillant im Miteinander.
Eine Vorstellung ganz für mich allein? Welch Irrglaube, welch Überheblichkeit. Tausendfach liegen sie mir zu Füßen, verborgen zwar, doch existent.
Weitere Mitspieler entdecke ich um mich herum. Während ich hier nur Sekunden verweile, liegen sie hier, seit Millionen von Jahren, haben mitgespielt, sich angepasst im Rollenspiel.
Wo bin ich? Losgelöst von Zeit und Raum. Das Schauspiel wird weitergehen, auch ohne mich. Bin ich Teil des Ganzen? Gehöre ich dazu? Ich fühle mich als Gast. Ehrfürchtig und dankbar wende ich mich zum Gehen.
Kaum habe ich meinen Rückweg angetreten, werden meine Spuren verwischt sein, als wäre ich nie da gewesen.