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Susanna wünscht sich eine Wolke

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26.12.2011
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Susanna wünscht sich eine Wolke

"Ich will zu Grossvater! Ich will zu Grossvater!", ruft Susanna immer wieder.
Sie kann nicht verstehen, warum sie nicht zu ihrem Grossvater darf.

"Das geht jetzt nicht."

"Warum denn nicht?"

"Susanna, du kannst nicht zu Grossvater."

"Warum denn nicht? Ich will zu meinem Grossvater!"

Ihre Mutter schweigt und blickt durchs Fenster.

"Mama, was hast du?"

Dann schaut sie zu Susanna, "Grossvater schläft."

"Komm! Dann holen wir ihm eine Tasse Kaffee. Die Kaffeegeister wecken ihn auf. Das tun sie immer."

"Susanna, Liebes – Grossvater ist für immer eingeschlafen. – Er hat uns für immer verlassen." Mit traurigen Augen nimmt sie Susanna fest in ihre Arme.

"Nein, das hat er nicht! Er würde niemals weggehen, ohne mir etwas zu sagen! Nein! Nein! Du lügst! Warum bekommt er seinen Kaffee nicht?"

"Susanna …", beginnt ihre Mutter. Doch sie kommt nicht mehr zu Wort.

"Du bist gemein! So gemein!", schreit Susanna und beginnt heftig zu schluchzen. Mama weint ebenfalls leise.

Nach einer Weile reisst sich Susanna los und stürmt in ihr Zimmer. Sie wirft sich auf's Bett und heult. "Grossvater würde niemals weggehen, ohne mir etwas zu sagen! Niemals!"

Wütend krallt sie alle Finger ins Kissen und drückt es fest ins Gesicht. So bleibt sie lange liegen und weint sich in den Schlaf.

Als sie die verklebten Augen wieder öffnet, sitzt ihre Mutter bei ihr am Bett.

"Kann ich jetzt zu Grossvater ins Zimmer?"

"Nein, Liebes."

Liebevoll streichelt sie ihrer sechsjährigen Tochter übers Haar. "Grossvater ist jetzt im Himmel."

"Kann ich ihn dort besuchen?"

"Nein, mein Kleines."

"Wo im Himmel ist er denn?"

Einen Moment ist es ganz still. Mit einem tiefen Seufzer atmet ihre Mutter aus, "er sitzt nun auf einer weichen, weissen Wolke und schaut immer zu Dir hinunter."

Hoffnungsvoll schaut Susanna ihrer Mutter in die Augen und geht nach draussen.

Seit diesem Tag sitzt sie oft auf der Steinmauer im Garten und schaut zum Himmel.

 

Hallo Rosalia,

Kindergeschichten werden hier leider sehr rar im Forum und deshalb habe ich mich gestern auch gefreut, endlich mal eine neue Geschichte hier zu sehen.

Meine große Frage bei dem Text - für wen schreibst Du diese Geschichte? Wie alt sollten die Kinder sein?

Ihre Mutter blickt unglücklich zum Fenster. Wie sollte sie das ihrem Kind bloss erklären? ...
Sie weiss nicht, wie sie das ihrer sechsjährigen Tochter erklären soll. ...
Wie sollte sie ihr nur den Tod erklären? Erklären dass Ben nicht mehr da ist?
... Ihre Antwort zerreisst ihr fast das Herz.

Also, dass sind Sätze, mit denen ein Kind wahrscheinlich Probleme hat. Weil sie die Probleme der Mutter widerspiegeln. Das ist überhaupt das Problem der Geschichte, denke ich. Du hast hier ein "Erwachsenen"-Problem zum zentralen Thema. Der Konflikt in dieser Geschichte liegt auf Seiten der Mutter. Kinder wollen sich aber mit ihren Helden identifizieren. Wie soll sich ein Kind mit einer Mutter identifizieren? Das ist viel zu weit weg für die Lütten.

Besser wäre gewesen, den Erzähler an die kleine Susanne zu heften, anstatt an die Mutter. Die Geschichte aus den Augen des Kindes erzählen. Den Konflikt von Susannas Seite her aufzubauen.

Stilistisch hast Du sehr strukturiert gearbeitet (auch wenn die vielen Leerzeilen nicht Not tun). Kurze klare Sätze, sehr einfache Sprache. Das ist gut, das ist kindgerecht. Außer:

Seit diesem Tag sitzt sie oft auf der Steinmauer im Garten und schaut zum Himmel.
Noch heute, viele Jahre später, schaut Susanna immer wieder heimlich zu den Wolken.

Dieser Zeitsprung am Ende. Rückblenden und Zeitenwechsel sind für Kindergeschichten nicht immer die beste Wahl. Und da ich annehme, die Geschichte sollte doch eigentlich für die jüngere Garde stehen, würde ich darauf verzichten. Oder Du nimmst den letzten Satz ins Futur, noch oft wird Susanne hoch zu den Wolken schauen. Vorwärts ja, rückwärts erzählen, nein.

Noch mal drüber gehen, da sie so überschaubar ist die Geschichte, ist das Problem sicher auch schnell behoben ;).

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege

Schön, dass du meine Geschichte gelesen hast und Danke vielmals für Deinen Kommentar.

Diese Geschichte habe ich zum Vorlesen geschrieben. Ich möchte Kinder im Alter von fünf bis etwa zehn Jahre ansprechen.

Ja, ich verstehe, was Du meinst, mit dem Problem der Mutter, das ein Kind nicht nachvollziehen kann. Ich versuche mich besser in das Kind zu denken und den Text so umzuschreiben.

Herzliche Grüsse Rosalia

 

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